almost art
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The Painter´s Issue | Beware: contains Nudity | What´s Art?
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Impressum: almost art | 2 / 2009 | Design: Andreas Bahn | Redaktion: Andreas Bahn | Danke an alle beteiligten K端nstler
content
the painter´s issue
Elizabeth Schuppe Heiko MĂźller Irakli Bugianishvili Andreas Bahn Frank W. Jacobs
Painting
is dead.
Die Malerei ist tot – es lebe die Malerei!
Elizabeth Schuppe New York
Elizabeth Schuppe, 31, lives in Brooklyn, New York. Color, line, shape, texture, and light are the media that express the emotion in my work. Rather than creating a recognizable object, I use the elements of painting itself to allow the story to unfold. There is no plan in my painting, yet there is process. I let a color, a line, a shadow dictate what comes next. The purpose is to create expression and emotion strictly out of shape and color - completely abstract.
My best works are the ones that just happen, when I allow myself to be surprised.
Why do you paint? It‘s what i know how to do, without hesitation. If I knew how to do something else, I‘d be doing that. What would you answer if someone said you can´t do painting today because all statements in painting are already done? I‘d say that‘s crazy. There‘s always something to say. Who inspires you? Cy Twombly, J.M.W Turner, Helen Frankenthaler, Amy Sillman, Larry Poons
www.elizabethschuppe.com
Heiko Müller The Dark behind the façade Heiko Müller lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in einem kleinen Häuschen in der Nähe von Hamburg. Seine Werke werden in New York, Estland, Paris, St. Petersburg, Los Angeles, Seattle und Chicago ausgestellt. Aktuelle Ausstellungen: Superschool, Copro Nason Gallery, LA Rojo, Project Ocho, Rojo Art Space, Barcelona Boarding Gate, K-art, Athen Kommende Ausstellungen: Stay Awake, Jack Fischer Galler, San Francisco Don‘t Wake Daddy IV, Feinkunst Krüger, Hamburg Was ist derzeit Dein „Thema“ - was interessiert Dich momentan inhaltlich? Das scheint sich in letzter Zeit etwas gewandelt zu haben. Ich mache mir keine Gedanken über die Themen, so dass ich auch nur an den Ergebnissen sehe, was mich interessiert. Während ich mich noch vor kurzem für die Darstellung unterschwelliger Angst, bzw. Drohung in scheinbar harmlosen Szenerien interessiert habe – verstärkt zu finden in flämischer Malerei der Renaissance – scheint sich in letzter Zeit der Aspekt der Verlorenheit in den Vordergrund geschoben zu haben.
Porn 01
Wie würdest Du Deine Malerei charakterisieren? Ich lasse mich hauptsächlich von meiner persönlichen Umgebung inspirieren, von Landschaften und Tieren und von der Atmosphäre bestimmter Momente, die mich gefangen nehmen. Diese Atmosphäre versuche ich in meine Bilder zu übertragen. Dazu arbeite ich viel mit transparenten Schichten auf deckend gemalten Passagen. Über die Charakterisierung meiner Bilder möchte ich mir nicht allzu viele Gedanken machen. Wenn ich meine künstlerische Arbeit „entschlüsseln“ würde, wäre sie wahrscheinlich nicht mehr ganz so aufregend für mich. Warum malst Du? Aus einem inneren, unreflektierten Bedürfnis. Ich habe mal versucht die Malerei endgültig an den Nagel zu hängen, das hat aber nur für sieben Jahre geklappt. Inwiefern ist die Malerei in Deinen Augen ein zeitgemäßes Medium? Malerei wirkt nach wie vor auf viele Menschen anziehend. Gerade heute war ich auf der Pictopie Eröffnung in Berlin, und der Andrang war gewaltig. Ein Medium, das so viel Beachtung findet, muss wohl zeitgemäß sein, oder? Wie siehst Du das Verhältnis von abstrakter und gegenständlicher Malerei heute? Mir scheint, das Gleichgewicht war nie größer. Das haben wir sicher auch Urban-/Streetart
Winged Doom
Master and Servant
mit ihrer aufregenden Pattern- und Schriftgestaltung zu verdanken. Interessante Belege des spannenden Nebeneinanders von gegenständlicher und abstrakter Kunst findet man in dem Buch The Upset von den Gestalten und im kürzlich erschienenen ROJO número atómico Katalog. Lebst Du von Deiner Kunst? Nein, ich verdiene mir meinen Lebensunterhalt mit meiner kleinen Medienagentur, die ich zusammen mit meinen besten Freunden führe. Die Verhältnisse verschieben sich aber stetig. Letztes Jahr waren es etwa 3/4 Design zu 1/4 Kunst. Wie kommst Du an neue Ausstellungen? Ich bin in der glücklichen Situation, so viele Anfragen von Galerien und in letzter Zeit auch Museen zu bekommen, dass ich mir die Sahnestücke aussuchen kann. Leider muss ich aus Zeitmangel aber auch immer häufiger interessante Anfragen ablehnen. Welchen Maler würdest Du als Vorbild bezeichnen, wer inspiriert Dich? Als Kind mochte ich am liebsten die großen Surrealisten. Hauptsächlich Dali und Magritte. Aktuell ist die Liste von Künstlern, die mich interessieren, unendlich lang, darum nenne ich hier nur eine kleine Auswahl: Aus meiner Heimatstadt mag ich besonders Till Gerhard, Henning Kles, Moki, Marcus Schäfer und meinen Sohn Leo. Aus der Lowbrow-Szene gefallen mir besonders Brendan Danielsson, Anthony Pontius, Ryan Heshka, Matthew Lock und Femke Hiemstra. Nicht neu, aber immer wieder großartig sind in meinen Augen Mike Kelley, Fred Stonehouse und Manuel Ocampo. Und Michaël Borremans.
www.heikomueller.de
Lost in Switzerland
Was passiert, wenn ein harmloses VĂśgelchen sich als kosmische Bedrohung herausstellt? Wie reagieren wir, wenn ein Wellensittich die Apokalypse ankĂźndigt?
War of the Worlds
Irakli Bugianishvili
abandoned
d Irakli Bugianishvili lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er studierte Malerei und Grafik an der Kunstakademie Karlsruhe. Seine Wurzeln liegen in Georgien. Seinen Bildern wohnt eine Art zeitlose Melancholie inne. Sie atmen Geschichte, ohne historisch zu sein. Manchmal wirken sie wie Filmstills und erzählen von Einsamkeit, von Verlassenheit. Seine Malerei, die er als „visuellfigurativ-konzeptuell“ beschreibt, ist die Sprache, mit der er seine Ideen übermittelt. Für ihn gibt es kein „zeit-
gemäßes“ oder „altmodisches“ Medium. Die Idee ist am wichtigsten und es ist dem Künstler überlassen, welches Material er für deren Ausführung benutzt. Man kann immer noch viel Neues entdecken und spannende Bilder malen.
Malerei hat keine Grenzen.
www.bugiani.com
Ausstellung: Tease Art Fair Cologne 23-26 April 2009
natural?
Andreas
Bahn
Landschaften, die keine sein wollen... Andreas Bahn, 36, lebt und arbeitet in Nürnberg. Seine Bilder sind am äußersten Rand des Figurativen angesiedelt; dort, wo Körper ins Abstrakte kippen, wo Landschaften keine mehr sind. Die Schnittstelle zwischen Abstraktion und Figuration bietet das Spannungsfeld, aus dem der Reiz seiner Arbeiten entspringt.
Der Künstler genießt es, die Freiheit auszuschöpfen, gleichzeitig sowohl dem Gegenständlichem als auch dem Abstrakten Raum zu geben. Ohne dekorativ zu sein, neigt er sich dem Ästhetischen zu, erforscht die Erotik der freien Form, die Sinnlichkeit mehrdeutiger Körper und entzieht sich liebend gerne dem Eindeutigen.
Ich glaube, ich bin unter anderem deshalb Maler geworden, weil ich so meine Bilder für mich sprechen lassen kann.
Will keine Landschaft sein | A. Bahn | 2009
Heimatfilm | A. Bahn | 2009
off season | A. Bahn | 2008
Es gibt Dinge, die kann man nur einmal machen. Man kann aber nicht den ganzen Tag dar端ber nachdenken, was heute G端ltigkeit hat und was nicht.
www.andreasbahn.blogspot.com
Frank W.
Jacobs
Working with the ugly Frank W. Jacobs ist Maler aus Hamburg. Seine Themen: Männer-/Frauenrollen, Action- und Westernfilme, Heimat- und Sehnsuchtsmotive, popkulturelle Ikonen... Wichtiger als das Thematische ist ihm das Zusammenstellen und Collagieren von heterogenen Bildelementen, aus dem sich dann Darstellungen oder Erzählungen ergeben. „Wenn mich ein Zusammenhang überrascht oder
amüsiert, dann weiß ich, auf dem richtigen Weg zu sein.“ Charakterisiere Deine Kunst. Wie so viele Maler meiner Generation beschäftige ich mich mit narrativen Collagen im Medium der Malerei. Eine Besonderheit meiner Bilder ist vielleicht, dass ich einen persönlichen Bezug zu den Bildelementen habe. Ich bin kein DJ, der Sampling um des Sampling betreibt, sondern ich arbeite mit meinen Lieblingsliedern, die ich verschiebe, mixe und verfremde. Wäre dem anders, hätte ich das Gefühl schnell in Beliebigkeit zu versinken. Bei meinen „Songs“ muss der Klang auch nicht immer perfekt sein oder highend. Je nach dem in welchem Bild ich auflege, klingt auch manchmal ein Kratzer oder ein falscher Ton am richtigen Ende sehr spannend. Ein Freund meinte einmal: „You work with the ugly!“ und ein anderer: „Du setzt Fehler und Dilettantismus bewusst ein, so dass man ein Anliegen spürt.“ Wie auch immer, wichtig ist mir, dass man den Bildern glaubt - ohne hier den Begriff des Authentischen verwenden zu wollen.
Warum malst Du? Ich bin gern mit mir allein und brauche die Zeit um Dinge, die mich beschäftigen, zu klären. Welchen Maler würdest Du als Vorbild bezeichnen, wer inspiriert Dich? Klar ist die Ecke, aus der ich komme: Picabia, Polke, Kippenberger. Damit sind die Meilensteine genannt, zwischen denen natürlich viele andere liegen: Balthus, Jan Knapp, Hockney usw.. Von den Generationsgenossen finde ich die frühen figurativen Arbeiten von Daniel Richter wichtig und die Arbeiten von Bernhard Martin interessieren mich teilweise. Ist die Malerei in ein zeitgemäßes Medium? Die Frage nach dem Zeitgemäßen oder den Zeitgeist beschäftigt mich weniger; es gibt zu viele Wirklichkeiten, zu viele Zeiten, als dass ein Medium allem gemäß wäre. Solange Künstler im Medium Malerei Subjektivem eine Form geben
Kaine, 2003
DrauĂ&#x;en auf Kaution, 2007
Lady 1, 2007
können, so dass auch der Betrachter ein eigenes subjektives Empfinden und Erleben vor den Bildern aufbauen kann, hat Malerei als ein Medium unter vielen seine Berechtigung. Was antwortest Du jemandem, der sagt, heute könne man praktisch gar nicht mehr malen, weil alle wesentlichen malerischen Aussagen schon getroffen wurden? Dieser avantgardistischer Ansatz war die Moderne durch bestimmend. Da könnte man gegenhalten, ob sich dieser Anspruch der Avantgarde nicht selbst überholt hat. Es stimmt natürlich, dass die Moderne die Malerei analysiert und in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt hat von Farbe über Duktus bis bloßer Leinwand etc. und dass da vielleicht nur noch in kleinen Nischen etwas erforscht werden kann, aber darum geht es vielleicht nicht mehr. Vielmehr wird Malerei doch heute selten noch als Selbstzweck als Forschungsfeld seiner Selbst verwendet, sondern eher als Medium, mit oder besser durch das Etwas zur Form findet. Es argumentiert doch kaum noch einer mit Malerei im strengen Sinne, sondern meistens mit dem Bild oder Bildhaften, was dann eben doch immer wieder zu neuen spannenden Aussagen führt.
Mann mit Porsche, 2008
Wie siehst Du das Verhältnis von abstrakter und gegenständlicher Malerei heute? Die Frage zielt auf einen Dualismus beider „Richtungen“ der Malerei hin, den ich für längst überkommen und gelöst erachte. Richter und Polke haben das Problem schon gelöst. Spätestens seit Polke das Bild „Abstrakte Kunst“ malte, war klar, dass beide Richtungen einander ergänzen können und gerade in einer collagenhaften Malerei stellen beide unzählige Töpfe bereit, aus denen man sich bedienen kann.
Remix
Micallef. Leslie. Afro. Isoe Grahnert. de Kooning. Kanevsky Kline. Rouault. Diebenkorn
almost art
soon more
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