Magazin für Frauenfußball # 01 Oktober 2009 www.11 freunde.de/ innen
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DFB-Präsident
Hermann Neuberger 1982
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1894 gründet Nettie Honeyball das erste britische Frauenteam. 1989 wird die deutsche Nationalelf zum ersten Mal Europameister. 2003 schießt Nia Künzer das Nationalteam zum Weltmeistertitel. In Saudi-Arabien ist Frauen das Fußballspielen bis heute verboten. 2011 findet zum ersten Mal eine WM in Deutschland statt. Genug Geschichten, genug Gründe für eine eigene Zeitschrift für Frauenfußball. Ab sofort erscheint deshalb alle drei Monate unser Magazin 11 FREUNDINNEN, als Beilage von 11 FREUNDE, aber auch mit einer zusätzlichen Auflage. Mit großen Reportagen, ausführlichen Interviews und opulenten Bildstrecken. Eben ein eigenes Magazin für einen eigenständigen Sport. Viel Spaß beim Lesen
Herausgeber Matthias Hörstmann, Philipp Köster Verlag und Redaktion 11 FREUNDE Verlag GmbH & Co. KG, Palisadenstraße 48, 10243 Berlin, info@11freunde.de, T 030. 40 39 36 − 0, F 030. 40 39 36 − 122
Chefredakteur Philipp Köster (V.i.S.d.P.) Redaktionelle Leitung Jens Kirschneck, redaktion@11freunde.de Autoren und Mitarbeiter dieser Ausgabe Fabian Jonas (Lektorat), Matthias Kittmann, Maike Schulz, Kathrin Steinbichler, Elisabeth Weydt, Kerstin Zilm Bildredaktion Pamela Spitz, Petra Oost Art Direktion Sabine Kornbrust (Leitung), Yvonn Barth Fotografen und Illustratoren Valeska Achenbach und Isabela Pacini (Cover), André Gottschalk, Simon Koy, Tim Wegner Marketing & Anzeigen Intro Verlag GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241-245, 50823 Köln. Oliver Bresch (Leitung), T 0221. 9 49 93 − 13, Martin Lippert, T 0221. 9 49 93 − 17 David Winter, T 0221. 9 49 93 − 63. Anzeigenpreisliste Nr. 1 /2009 Anzeigenleitung & Auftragsannahme Ronja Dabringhausen, Frederike Penndorf (Assistenz), T 030. 40 39 36 − 120, F 030. 40 39 36 − 122, anzeigen@11freunde.de Medien & Kommunikation Dirk Völler, T 030. 40 39 36 − 113, dirk.voeller@11freunde.de Druck Westermann Druck GmbH, Braunschweig Druckeinkauf + Produktioner Christian Schlage 11 FREUNDINNEN erscheint vierteljährlich
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laufsteg Das besondere Bild: Italien in Ehrfurcht erstarrt .........................
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kleinklein Schlägerei auf dem Platz, Holländerinnen in Röcken, die FIFA und die Pille . ..............
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Interview Kim Kulig über Cristiano Ronaldos Millionen, Heimweh und die schlimmste Gelbe Karte ihres Lebens ............................
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Gute Partie Als Torfrau Marion Isbert bei der EM 1989 zur Elfmeterheldin wurde ............
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Reportage Und der Gerd kommt mit Kuchen – Wie die Frauen des FC Bayern aus dem Schatten der Männer treten wollen ............
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Mannschaftsbild Bambamecesi United spielt in einer Oma-Liga im Township ...............................
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Auslandsreportage Hurra, sie leben noch – die neue US-Profiliga hat das erste Jahr geschafft und hofft auf deutsche Stars .......................
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Gleichberechtigung Männer im Frauenfußball: Mathias Bolz, Torwarttrainer des 1. FFC Frankfurt . ..........
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Es war einmal Das historische Bild: Physiotherapie in den dreißiger Jahren ...............................
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Kaffeeklatsch mit hannelore Pionierin Hannelore Ratzeburg über die Liga als Stiefkind der Nationalelf ................
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Laufsteg
In Ehrfurcht erstarrt Es war ein hartes Stück Arbeit, das die deutsche Mannschaft im EM-Viertelfinale gegen Italien bewältigen musste. Am Ende hieß es 2:1 gegen einen zähen Gegner. Hier beobachtet halb Italien gebannt den Ausgang eines Kopfballduells zwischen Kim Kulig und Melania Gabbiadini. Auch Kerstin Garefrekes gibt die interessierte Beobachterin. Foto: Witters
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kleinklein
»Leider kein Glücksgriff dabei« Erstligist USV Jena sucht Verstärkungen über das Internet Nachwuchsbereich. Wir arbeiten eng mit dem Sportgymnasium Jena zusammen, es können sich also auch sehr junge Spielerinnen bewerben. Haben sie einen Alternativplan, falls sich niemand mehr meldet? Natürlich strecken wir unsere Fühler auch im konventionellen Sinn aus. Auf diesem Weg haben wir zur neuen Saison ebenfalls zwei neue Spielerinnen verpflichten können. Sie haben viele afrikanische Spielerinnen in Ihren Reihen. Wie sind Sie auf die aufmerksam geworden? Nicht über das Internet. So weit reicht die Stellenausschreibung dann doch nicht. Interview Maike Schulz
In der Not frisst der teufel fliegen und sportlerinnen ziehen sich aus. gilt auch für die frauen des in finanzielle Turbulenzen geratenen schwedischen Klubs kristianstad DFF. Der Erfolg der aktion vor dem Heimspiel gegen AIK Stockholm war, nun ja, mässig. statt der üblichen 800 Besucher kamen: 700.
Foto: Witters
Andrea Altmann, wer ist auf die Idee gekommen, Spielerinnen über eine Stellenanzeige im Internet zu suchen? Die Idee kam von einer Agentur. Ich habe mich als Marketingbeauftragte des Vereins an einen Partner von uns gewandt, der in der Personalberatung arbeitet. Wie war der Rücklauf auf Ihre Anzeige? Verhalten wäre das richtige Wort. Leider kamen bis jetzt nur drei Bewerbungen. War ein Glücksgriff dabei? Nein. Aber zwei der drei Bewerberinnen sind immerhin in der engeren Auswahl. Was suchen Sie momentan? Im Grunde Spielerinnen für alle Positionen, auch im
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Foto: archiv, imago
Bei der Geburt getrennt
Alien III
Marta
Ständige Vertretung
Mi, Myong & Bernd
Aus und vorbei. Im Mai fand nach acht Jahren das finale Finale des UEFA-Cups statt. Glück für den FCR Duisburg, der als letzter Titelträger in dessen Geschichte einging. Stattdessen wird nun die Champions League ausgetragen, doch außer dem Namen hat sich nicht viel geändert. Auch die einzige Mannschaft, die bis jetzt an allen UEFA-Pokalwettbewerben teilgenommen hat, ist wieder am Start. Es handelt sich dabei keineswegs um die Rekordsieger vom 1. FFC Frankfurt, sondern das hierzulande unbekannte Team Ki Klaksvik von den Färöer. Die Frauen von den Schafsinseln sind Rekordmeister ihres Landes und ununterbrochener Titelträger seit dem Jahr 2000. Im europäischen Vergleich sieht es allerdings mau aus: Dreimal scheiterte Ki Klaksvik in der Qualifikation, fünfmal war nach der ersten Runde Schluss. Auch die neugegründete Champions League bringt den Damen anscheinend kein Glück: Sie sind bereits wieder raus, ausgeschieden in der Vorrunde mit nur einem Sieg gegen Tikvesanka aus Mazedonien. Fortsetzung vermutlich im nächsten Jahr.
In Deutschland sind Mi Hyang Kim und Myong Hwa Jon bislang unbekannt, in ihrer Heimat Nordkorea spielen sie immerhin in der U 17. Im Mai waren die beiden 15-Jährigen eine Woche Trainingsgäste bei Turbine Potsdam, eine kleine sportpolitische Sensation, die angeblich vom Geliebten Führer Kim Jong Il persönlich möglich gemacht wurde. In Potsdam redeten die beiden Teenager aus dem normalerweise gut verschlossenen Land nicht viel, was aber ebenso an der offensichtlichen Sprachbarriere wie an der mitgereisten Aufpasserin gelegen haben wird. Dass Mi und Myong mit dem Ball umgehen können, war durchaus zu sehen: ein, aber nicht der einzige Grund dafür, dass Turbines Trainer Bernd Schröder sie ab Herbst gerne für drei Jahre im Potsdamer Internat sähe. Das wäre dann wirklich ein Coup.
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Die Frau namens Bambiball sollte eigentlich Bambinho heißen, doch das fand sie zu unoriginell. »Ein -inho hängt sich doch die ganze Welt an den Spitznamen«, sagt die 24-jährige Französin, die eigentlich Sandy Levittas heißt. Ihr Sport heißt Urban Ball, eine Mischung aus Freestyle, Hip-Hop und Jonglage. Doch im Unterschied zu anderen Freestylern funktioniert Levittas auch im Mannschaftskontext: Sie spielt für den französischen Erstligisten Stade Briochin. Anfangs waren es ein paar Tricks, mit denen sie auch neben dem Platz ihre Freunde beeindruckte, später ganze Choreografien. Jetzt dreht sie den Ball auf einem Bleistift, der in ihrem Schuh steckt, oder haut mit dem Schienbein auf das am Boden liegende Leder, das dann wie magisch in die Luft schnellt. Mit ihren Tricks war Bambiball bei der WM 2006 und der EM 2008, aber auch schon in Kanada oder Katar. Wer ist Jay-Jay Okocha?
Oft heiSSt es, dem FrauenfuSSball fehle die physische Härte. Ein Klischee, das in der Essener Kreisliga eindrucksvoll widerlegt wurde: Nachdem sie gegen die ESG 99/06 schon das elfte Gegentor kassiert hatte, verdrosch die Torfrau des SC Türkiyemspor gemeinsam mit einer zuvor getunnelten Verteidigerin die Schützin nach allen Regeln der Kunst. Erst das Feld stürmende Zuschauer beendeten den Tumult. Der Schiedsrichter war da bereits geflüchtet.
Fotos: Mercedes Benz
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Frauen, Autos, Fußball Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Vor der EM fanden sich die Nationalspielerinnen zu einem exklusiven Fotoshooting in einem Autokino in Frankfurt ein. Darüber freuten sich sowohl Sponsor Mercedes-Benz als auch der Modeausstatter Cinque. Dass die Damen die Autos behalten durften, ist aber unwahrscheinlich.
Spielfeldschnitten Frauenfußball ist eine ernst zu nehmende Sache, doch werden Frauen im Fußball zu selten ernst genommen. In den meisten Medien läuft nicht viel, und wenn, nur auf den hinteren Seiten oder weit weg von der Primetime. Und falls sich jemand seriös mit dem Thema beschäftigt, dann oft informativ, aber wenig unterhaltsam. In diese Lücke stößt das Blog www.spielfeldschnitte.blogspot.com, in dem zwei Damen aus Gießen messerscharfe, humoristisch unterfütterte Analysen rund um die Frauennationalelf bieten. In dem Online-Magazin findet
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sich neben Spielberichten allerlei Beiwerk wie ein Selbstmach-Poster, Kommentare zu Entgleisungen der Männerwelt sowie Denkanstöße rund um das Thema Frauen im Fußball. Wie wäre es zum Beispiel mit einem neuen, sarkastischen Motto für die WM 2011 im eigenen Land? Etwa »Elf Super Weiber« oder gar »Theo’s Angels« anstelle des schwer einzuordnenden »20Elf von seiner schönsten Seite«? Und was zum Geier bedeutet eigentlich »20Elf«, ist es die neueste Generation von Kölnisch Wasser? Antworten bei den Spielfeldschnitten.
Prozent mehr Mädchenmannschaften als vor fünf Jahren gibt es im Bereich des Deutschen Fußball-Bundes. Eine vergleichbare Steigerungsquote war zuletzt 2006 bei Chinas Flugzeugimporten zu verzeichnen. Gäbe es bei den Bundesligaklubs eine Steigerung um 138 Prozent, würden statt zwölf sage und schreibe 29 Teams um die Meisterschaft konkurrieren.
Das darf doch nicht wahr sein: Die Fifa und die Pille Wie prüde ist die FIFA? Nicht nur, dass sich in einer von ihr herausgegebenen Broschüre über den Frauenfußball eine fünfseitige Aufklärungsschrift zum Thema Verhütung, Schwangerschaft und Menstruation findet, die klingt, als wäre sie vom altehrwürdigen Dr. Sommer persönlich verfasst. Ebenfalls befremdlich ist der merkwürdig neutrale Titel »Fragen und Anworten zum Frauenfußball«. Was wäre denn so gewagt daran, das Kapitel »Der weibliche Zyklus im Leistungssport« zu taufen? Und wieso empfiehlt der Weltverband überhaupt uneingeschränkt die Pille, ein Medikament, bei dem Spätfolgen noch immer nicht ausgeschlossen werden können? Löblich hingegen die Behandlung der Frage, ob ein an den Spielplan angepasster Zyklus möglicherweise Langzeitschäden für den Körper zur Folge hat. Doch auch hier ist die Antwort leider ohne großen Erkenntnisgewinn: kann sein, muss aber nicht. Danke, liebe FIFA, jetzt sind wir schlauer.
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Foto: Reuters
Foto: fotofinder
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Mit der Kleiderordnung nimmt es der Weltverband genau: Wer Fußball spielt, hat dies mit einem Trikot und einer Hose zu tun. Das aber fand der FC de Rakt aus den Niederlanden wenig kleidsam und lief zu einem Zweitligaspiel in Röcken auf. Ein ungeheuerliches Vergehen, das zur Disqualifikation führen kann. Doch die findigen Niederländerinnen stellten sogleich einen Antrag beim nationalen Verband KNVB und bekamen Recht. Zwar ist in den Statuten der FIFA die Hosenpflicht festgeschrieben, allerdings nicht, dass darüber nicht auch Röcke sein dürfen. Und da die Damen darunter Radlerhosen tragen, ist alles regelkonform. Internationales Medieninteresse an dem Fall und steigende Zuschauerzahlen werden aber bis auf weiteres die größten Erfolge des FC de Rakt bleiben. Der Klub verlor nämlich in der vergangenen Spielzeit jedes einzelne Spiel und tritt nun in der dritten Liga an. Immerhin mit Rock.
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Von all den jungen Spielerinnen, die mit Blick auf die WM 2011 in die Nationalelf drängen, ist Kim Kulig am weitesten. Hier spricht sie über Cristiano Ronaldos Millionen, die schlimmste Gelbe Karte ihres Lebens und warum sie zur Kripo wollte I nterview Maike Schulz und Jens Kirschneck
Fotos Valeska Achenbach und Isabela Pacini
Stimmt es, dass Ihr Idol Luis Figo ist? Ja, das stimmt. Warum gerade Figo? Ich hab ihn mit acht Jahren das erste Mal spielen sehen, das war sogar ein Spiel Portugal gegen Deutschland, glaube ich. Dabei ist er mir gleich aufgefallen und hat ein richtig geiles Tor geschossen. Danach war ich Fan von ihm, insbesondere während seiner Zeit bei Real Madrid. Im Grunde bin ich es immer noch, auch wenn er mittlerweile aufgehört hat. Gibt es Parallelen im Spiel? Früher vielleicht, als ich noch auf der gleichen Position gespielt habe, im rechten Mittelfeld. Da habe ich immer zu Figo aufgeschaut und versucht, so zu spielen wie er. Man darf ja auch nicht vergessen, dass er ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler ist, Vorbereiter und Torschütze zugleich. Das hat mich inspiriert. Wie würden Sie Ihr Spiel beschreiben? Ich komme ja eigentlich aus dem Sturm und spiele beim Hamburger SV offensiver als in der Nationalelf, doch ich glaube, dass mir die Sechserposition, die ich hier ausfülle, gut gefällt. Man hat das Spiel in der Hand, muss nach vorne und hinten arbeiten. Ich bin technisch gut und habe ein sauberes Passspiel. Das Defensivverhalten muss noch besser werden. Ist es Zufall, dass Ihr großes Idol ein Mann ist und keine Frau? Ist doch klar, dass ich früher öfter Männer- als Frauenfußball gesehen habe. Frauenfußball war im Fernsehen nicht wirklich präsent, da ist es normal, dass man sich jemanden zum Vorbild nimmt, den man häufiger spielen sieht. Inzwischen sieht das ein bisschen anders aus, da hat auch der Frauenfußball seine Stars. Wie sind Sie zum Fußball gekommen? Fußball war eigentlich erst nur mein Drittsport. Ich habe Leichtathletik gemacht und bin BMX gefahren. Als Leistungssport? Sagen wir mal so, ich war gut dabei. Ich hätte sicher auch eine Leichtathletikkarriere beginnen können. Aber dann haben wir immer auf dem Schulhof mit den Klassenkameraden gekickt, und die meinten, ich solle mal mit zum Training kommen. Meine Eltern haben das erst nicht erlaubt, weil ich ja bereits zwei Sportarten betrieben habe. Ich bin aber heimlich zum Training gegangen, danach hat der Trainer bei meinen Eltern
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angerufen und sie überredet. Ab da war Fußball mein dritter Sport, nach Leichtathletik und BMX. Wann hat sich das umgekehrt? Mit BMX habe ich aufgehört, weil es zu gefährlich war. Meiner Mutter war das auch lieber, als sie sah, wie sich bei einem Rennen jemand den Lenker in den Bauch gerammt hat. Am Fußball hat mich aber auch fasziniert, dass es ein Mannschaftssport ist, das liegt mir viel mehr. Wenn ein Leichtathletikwettkampf war und nebenan haben die Jungs gekickt, habe ich lieber dort zugesehen. Also habe ich irgendwann nur noch Fußball gespielt. Was fasziniert Sie daran? Das Mannschaftsgefühl. Man gewinnt zusammen, man verliert zusammen, teilt schöne und manchmal auch bittere Momente. Bei der Leichtathletik fand ich es irgendwann langweilig, im Kreis zu laufen und die anderen immer nur rechts und links neben mir zu haben. Mit einem Ball hat man außerdem mehr Spaß als mit einem Staffelholz. Nerven die Mitspielerinnen nicht, wenn man aus einer Einzelsportart kommt? Ich kenne das ja aus meiner Familie, ich habe fünf Geschwister. Da lernt man, sich anzupassen. Sie sind mit 17 Jahren aus Sindelfingen zum Hamburger SV gewechselt. War das hart, gerade weil Sie eine solch enge Verbindung zur Familie haben? Natürlich war das schwer, aber es war auch nötig. Aus meiner Sicht musste ich Erste Liga spielen. Den Trainer beim HSV kannte ich, weil er mich bereits in der Württemberg-Auswahl trainiert hatte. So hatte ich zwar eine große Distanz nach Hause, aber wenigstens einen vertrauten Coach. Später haben sich dann auch ein paar süddeutsche Bundesligisten gemeldet, doch da hatte ich schon in Hamburg unterschrieben und habe das auch nicht bereut. Das heißt, ein möglicher Wechsel zum 1. FFC Frankfurt, der im Frühjahr für Wirbel sorgte, ist vom Tisch? Auf jeden Fall. Von Frankfurt aus wäre mit der Familie vieles einfacher gewesen, aber ich werde meinen Vertrag in Hamburg erfüllen und bin auch nach wie vor sehr zufrieden dort. Hat sich Ihr Medienberater Siegfried Dietrich, zugleich Manager des 1. FFC Frankfurt, mittlerweile mit dem HSV und dem DFB ausgesprochen? Keine Ahnung. Einige Personen haben sich nicht korrekt verhalten und die Sache unnötig öffentlich gemacht. Wer genau? Eigentlich möchte ich nicht mehr darüber reden. In der Sache ist einiges blöd gelaufen, aber das ist mittlerweile vom Tisch. War es eine interessante Erfahrung, als 19-jährige mit so etwas in der Öffentlichkeit zu stehen? Man darf sich davon nicht aus der Ruhe bringen lassen. Natürlich habe ich mir Gedanken
gemacht, was die Leute jetzt von mir denken, weil ich ohnehin dazu neige, mir Gedanken zu machen. Aber jetzt bleibe ich in Hamburg, basta, und werde dort alles geben. Was in einem, drei oder fünf Jahren ist, wird man sehen. Was war das größte Erlebnis Ihrer bisherigen Karriere? Bis zur Europameisterschaft in Finnland die U 20-WM in Chile, mein erstes großes Turnier, bei dem wir die Bronzemedaille geholt haben. Die Zeit dort hat mich geprägt, wir waren eine coole Mannschaft und ich durfte auch bereits erfahren, was es heißt, bei einem wichtigen Spiel auf der Tribüne zu sitzen. Weshalb? Ich war wegen der zweiten Gelben Karte gesperrt. Ich durfte nicht mal auf die Bank und habe mich wie eine Schwerverbrecherin gefühlt. In meinem ganzen Leben habe ich, glaube ich, vier oder fünf Gelbe Karten gesehen, und zwei davon bei der U 20-WM. Hadern Sie, ob das Team mit Ihnen das Endspiel erreicht hätte? Ich war fest davon überzeugt, dass wir ins Finale kommen. Aber wir haben einen echt blöden Tag erwischt, und wenn ich mitgespielt hätte, wäre der Tag wahrscheinlich genauso blöd gewesen. War es aufregend, vor so vielen Zuschauern zu spielen? Das kannten Sie aus der Bundesliga ja nicht. Es war großartig, vor allem, weil die Chilenen auch uns angefeuert haben. Beim Finaltag waren 17 000 Zuschauer da, auch im Spiel gegen Brasilien war das Stadion voll. Da ist es schon komisch, eine Woche später in der Bundesliga wieder vor 1000 Leuten zu spielen. Hat es Sie überrascht, so bald danach für die A-Nationalelf nominiert zu werden? Damit gerechnet habe ich jedenfalls nicht. Hat die Bundestrainerin persönlich angerufen? Ich stand ja vorher schon mal im Kader, beim Europameisterschafts-Qualifikationsspiel in Kassel gegen Wales. Da rief Frau Neid an und sagte, dass sich eine Spielerin verletzt hat und ich kommen müsse. Ich wollte eigentlich gerade in die Schule, stattdessen habe ich meine Sachen gepackt und bin direkt zur Nationalmannschaft gefahren.
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Schreibt der DFB in solchen Fällen eine Entschuldigung? Keine Ahnung. Bei mir gab es nie Probleme, weil ich auf einem Sportgymnasium bin. Wenn man eine Einladung hat, ist das in Ordnung. Klassenarbeiten müssen nachgeholt werden. Was bedeutet es für Sie, dass die WM 2011 in Deutschland stattfindet? Der Anreiz mitzuspielen ist noch größer als sonst. Ich weiß, wie ich 2006 als Fan die ganzen Spiele auf dem Stuttgarter Schlossplatz verfolgt habe. Wie man im April bei unserem Länderspiel gegen Brasilien in Frankfurt gesehen hat, mit über 40 000 Zuschauern, könnte es 2011 ähnlich werden. Es war das bestbesuchte Frauenfußballspiel in Deutschland überhaupt. War Ihnen diese Dimension bewusst? Überhaupt nicht, ich war nur aufs Spiel fokussiert. Später habe ich die Fernsehübertragung gesehen und gedacht: Krass, so viele Leute! Und du warst dabei. Ihr Aufstieg verlief rasant. Gab es Momente der Angst, dem Druck nicht gewachsen zu sein? Höchstens im Verein. In der Nationalmannschaft bin ich umgeben von hochkarätigen Spielerinnen, da ist die Verantwortung nicht so groß. Beim HSV bin ich die einzige A-Nationalspielerin und denke mir im Spiel oft: Komm, jetzt musst du aber mal was machen! Gibt es Dinge, auf die Sie im Leben verzichten müssen? Ich habe weniger Freizeit als viele andere in meinem Alter, aber das ist schon in Ordnung. Ein Leben ohne Fußball kann ich mir ohnehin nicht vorstellen. Wie oft trainieren Sie normalerweise? Wir haben viermal die Woche Mannschaftstraining, dazu werden zwei Vormittagseinheiten angeboten, und es steht jedem frei, darüber hinaus Sonderschichten einzulegen. Die Nationalmannschaft ist unheimlich populär, die Bundesliga hat nichts davon. Wie kann man das ändern? Wenn immer mehr Länderspiele im Fernsehen gezeigt werden, kommen irgendwann vielleicht auch mehr Leute zu den Vereinen. Aber auch da sieht es ganz unterschiedlich aus: Die Zuschauerzahlen beim HSV lassen sich nicht mit denen in Frankfurt oder Duisburg vergleichen. Liegt das daran, dass das HSV-Team ein Art Satellitenmannschaft eines Klubs ist, der sich über seine Männermannschaft definiert? Kann schon sein. Aber wir sind ja auch nicht so erfolgreich wie die Frauen von Bayern München, da kommen dann auch schon wieder mehr Leute. Ich glaube, es braucht eine langjährige Entwicklung. Die Vereine müssen mehr in den Fokus, sie sind die Basis von allem. Werden Sie es noch erleben, dass in der Sportschau über Ihre Bundesligaspiele berichtet wird? Ab und zu kommen ja so Ein-
Minuten-Berichte. Vielleicht wird es nach der WM 2011 besser, vielleicht entsteht noch mal ein Boom. Kann eine durchschnittliche Bundesligaspielerin mittlerweile von Ihrem Sport leben? Während der Zeit der aktiven Karriere schon. Aber man kann sicherlich keine Million anhäufen wie die Männer. Wahrscheinlich nicht mal ’ne halbe. Nee, man braucht ein zweites Standbein. Suchen Sie schon nach einem? Jetzt ist erst mal wichtig, dass ich mein Abi schaffe. Wahrscheinlich werde ich auch nach der Karriere im Sport bleiben. Ich hätte es zwar auch interessant gefunden, zur Kriminalpolizei zu gehen, doch das ist mit dem Fußball nicht zu vereinbaren. Sind Sie Tatort-Fan? Den gucke ich eigentlich immer. Egal, wer ermittelt. Sie könnten ja nach der Karriere zur Kripo gehen. Wie lange wollen Sie denn spielen? Ich bin so fußballverrückt, dass ich so lange wie möglich spielen möchte. Momentan mache ich mir auch eher sportliche Gedanken als berufliche. Nach dem Abi 2010 werde ich mich wegen der WM erst mal ganz auf Fußball konzentrieren. Hat sich die öffentliche Wahrnehmung verändert, seit Sie in der Nationalmannschaft spielen? Gibt es Fanpost, Autogrammwünsche, Groupies gar? Fanpost und Autogrammwünsche auf jeden Fall. Nach den HSV-Spielen kommen manchmal kleine Kinder, und bei meinen Eltern ruft ständig so ein komischer Typ an, der mich sprechen will. Aber natürlich geben die ihm nicht meine Nummer. Wovon träumen Sie, wenn Sie an die WM 2011 denken? Einfach nur mitzuspielen. Und natürlich von einem Sommermärchen, bei dem die Stadien voll sind und der Frauenfußball auf ganz neue Weise im Mittelpunkt steht. Sind alle Blicke schon so sehr auf 2011 gerichtet, dass es schwer fiel, die EM im Kopf zu behalten? Außenstehenden mag das so erscheinen, aber uns Spielerinnen war klar, dass in diesem Jahr Europameisterschaft war und dass wir da etwas reißen wollten. Wird in der Nationalelf auf einem höheren Niveau gespielt als im Verein? Die Trainingseinheiten sind viel intensiver, viel schneller. Aber das ist ja auch klar: Wenn die Besten aus der Bundesliga da sind, die besten Deutschen, dann muss das Niveau hoch sein. Was ist der größte Unterschied zwischen einem Länderspiel und einem Bundesligaspiel? Vor allem das Tempo. Wenn du gegen eine Top-Nation spielst, hast du elf hochkarätige Gegnerinnen gegen dich. In der Bundesliga gibt es größere Leistungsunterschiede, auch innerhalb der Teams.
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Messen Sie sich lieber mit schweren Gegnern oder macht es auch Spaß, in der Bundesliga gegen einen schwächeren richtig schön aufzuspielen? Natürlich ist es immer besser, gegen Stärkere zu spielen. Wenn man da positiv auffällt, hat das einen größeren Wert. Wären Sie gerne Cristiano Ronaldo? Oder fassen Sie sich an den Kopf, was bei den Jungs für Summen verhandelt werden? Das ist ein krasses Geschäft, wenn ein Mensch einfach mal so viel wert ist. Ich kann auch gar nicht sagen, ob das nicht zu viel Geld ist. Es ist einfach nur krass. Müssen Sie sich noch Vergleiche mit dem Männerfußball anhören? Es passiert. Nervt das? Männerfußball ist nicht gleich Frauenfußball. Wenn wir gegen 16-jährige verlieren, liegt es daran, dass das keine kleinen Jungs sind. Die sind schneller und kräftiger und überrennen uns einfach. Technisch können wir mithalten. Gehen Sie regelmäßig ins Stadion und schauen sich Männerspiele an? Früher, als ich noch zuhause war, bin ich ganz oft zum VfB Stuttgart gegangen. Jetzt sind wir manchmal mit unserer Mannschaft bei den Heimspielen des HSV. Dürfen Sie als Spielerin des Hamburger SV überhaupt VfB-Fan sein? Ich bin es einfach. Der HSV darf gegen jede Mannschaft gewinnen, außer gegen den VfB. Haben Sie eine Marotte oder einen Aberglauben? Ich betrete immer zuerst mit dem rechten Fuß das Spielfeld, wenn ich einlaufe. Warum? Hat sich so eingebürgert. Ich hab’ das früher mit einer Freundin gemacht, in Sindelfingen, und seitdem eigentlich immer. Sie übrigens auch. Wären Sie lieber reich oder berühmt? Anerkennung ist mir wichtiger als Geld. Wenn ich mich entscheiden müsste, Weltmeisterin zu werden oder eine Million zu bekommen, würde ich Weltmeisterin sagen. Wäre es eine Option, mal im Ausland zu spielen? Auf jeden Fall, aber nicht jetzt. Vielleicht nach der WM 2011.
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Kim Kulig, 19, ist so etwas wie der Shootingstar im deutschen Frauenfußball. Die junge Schwäbin begann ihre Laufbahn im Alter von acht Jahren in einer Jungsmannschaft. Vom Zweitligisten VfL Sindelfingen wechselte sie 2008 in die Bundesliga zum Hamburger SV und schoss bereits in ihrer ersten Saison zwölf Tore. Nachdem Kulig die diversen Auswahlteams des DFB durchlaufen und unter anderem an der U 20-WM in Chile teilgenommen hatte, kam sie am 25. Februar 2009 gegen China zu ihrem ersten A-Länderspiel. Dass die Mittelfeldspielerin bei der gerade abgelaufenen Europameisterschaft in Finnland Stammspielerin war, wird sie endgültig zu einer der begehrtesten deutschen Fußballerinnen gemacht haben.
Gute Partie
»Wer drei hält, kann auch einen schießen« Am 28. Juni 1989 wurde im deutschen Frauenfußball Geschichte geschrieben. Durch einen dramatischen Sieg über Italien zog die Nationalelf erstmals ins EM-Finale ein. Torhüterin Marion Isbert, damals Elfmeterheldin in doppelter Hinsicht, erinnert sich P rotokoll Maike Schulz
ein Interview geben und es wurde weiter gefeiert. Alles prasselte Das Spiel war von Beginn an eine knappe Sache. Wir kannten so plötzlich auf mich ein, verarbeitet habe ich den ganzen Trubel die Italienerinnen gut und sie uns auch. Im Leimbachstadion in erst viel, viel später. Der einzige Druck bei diesem Turnier kam Siegen waren knapp 4000 Zuschauer, das war eine Menge, wenn von uns selber, für uns als Mannschaft war klar, dass ein vierter auch nicht ganz so viele wie später beim Finale in Osnabrück. Platz nicht in die Tüte kam. Damals war das Turnier noch nicht Nach 90 und auch nach 120 Minuten stand es 1:1. Es kam zum Elfmeterschießen, und das ist immer Glückssache. Doch ich hatte an diesem Tag großes Glück und konnte insgesamt drei Elfer Die Erwartungen von außen waren gering, halten, weil ich lange gewartet habe und zum richtigen Zeitpunkt doch dieses Spiel hat alles verändert in die richtige Ecke gesprungen bin, aus purer Intuition. Was allerdings dann passierte, war die Krönung. so groß, wir waren nur vier Teams in der Endrunde. Hätten wir Nachdem ich den dritten Elfmeter gehalten hatte, kam meine Mitverloren, wäre das für uns persönlich schlimm gewesen, aber von spielerin Sissy Raith zu mir und meinte: »Wer drei hält, kann auch außen wurde gar nichts erwartet. Erst dieses Halbfinale gegen einen schießen.« Ganz fremd war mir das nicht, im Verein habe Italien hat alles verändert. ich nebenbei auch im Feld gespielt und war Elfmeterschützin. Ich ging also zum Ball und schoss: flach in die Mitte, unplatziert, So richtig nervös war ich deshalb ein paar Tage später, vor dem Finale. Da kam jemand zu uns und meinte, dass das Stadion in einfach schlecht, als hätte man mich gegen den Ball geschubst. Osnabrück ausverkauft sei, über 22 000 Zuschauer und immer Es war schrecklich, aber er war drin, alles andere zählte nicht. noch Leute vor den Kassen. Im Radio sagten sie etwas von einem Leider taucht mein Tor, auf das ich sehr stolz bin, in keiner zehn Kilometer langen Stau in Richtung Osnabrück. Das war Statistik auf, weil es nicht in der regulären Spielzeit gefallen ist. unglaublich, doch wir schwammen auf einer solchen EuphoIch weiß trotzdem, dass ich als Torfrau ein Tor für die deutsche riewelle, dass ich mir sicher war: wir gewinnen. Da hätte jeder Nationalelf geschossen habe. Gegner kommen können, wir hätten sie alle besiegt. Seit unseDieser 5:4-Sieg im Halbfinale war etwas ganz Großes, unser Spiel rem damaligen EM-Triumph hat sich viel verändert. Wir haben wurde sogar live im Fernsehen übertragen, und dadurch, dass den Frauenfußball in Deutschland erst richtig bekannt gemacht es so knapp war, war es die bestmögliche Werbung für den und erste Anerkennung durch die Männerwelt erfahren. Heute Frauenfußball. Nach dem letzten Schuss gab es eine riesige Menstehen unsere Frauen unter einem viel größeren Druck, aber das schentraube auf dem Platz, und ich war ganz unten drin. Mein ist ja auch richtig so. Schließlich sind sie mehrfache Welt- und Mann kam mit meinem Sohn und dem Rest der Familie zu mir, Europameisterinnen. irgendwie haben sie mich auch gefunden. Dann durfte ich noch
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Siegen in Siegen: Nachdem Marion Isbert den Einzug ins EM-Finale fast im Alleingang gesichert hat, kennt der Jubel keine Grenzen mehr.
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Und der Gerd kommt mit Kuchen Immer mehr Männer-Bundesligisten engagieren sich im Frauenfußball. Die Frauen des FC Bayern, früher im Verein höchstens geduldet, sind mittlerweile zu einem Aushängeschild des Renommierklubs geworden. Nun sind sogar die alten Helden begeistert T ext Kathrin Steinbichler Fotos Simon Koy
macht, wandelt sich das langjährige DesOrganisationsarbeit bei den Frauen zu beAuf die Postkarte, die in dem lichten Büro auf interesse. Früher, das gibt Werner Kern wältigen. Stürmerlegende Gerd Müller, dem Vereinsgelände des FC Bayern Münzu, waren die Frauen im Verein eine weCo-Trainer der Amateure, schaut jetzt chen hängt, blickt Karin Danner gerne. nig beachtete bis verachtete Randerscheiregelmäßig mit einer Papiertüte voller »Viel Glück in Wolfsburg, haut sie weg«, nung. Heute aber, sagt der Jugend- und Kuchenstücke »für seine Frauen« vorbei. schickte Biathlon-Weltmeisterin MagdaFrauenabteilungsleiter des FC Bayern, Und in der neuen Kantine sitzt Danner lena Neuner vergangene Saison einen Gruß an die Säbener Straße. Allerdings war die Aufmunterung nicht für die Profis Seit die Bayernfrauen um den Titel spielen, gedacht, die sie dringend nötig gehabt wandelt sich das Desinteresse im Verein hätten, sondern für die Bundesligaspielerinnen des Vereins, die aussichtsreich im »kannst du es dir als Bundesligaklub gar oft zusammen mit Männer-Manager Uli Titelrennen lagen. »Sie interessiert, wie nicht mehr leisten, im Frauenfußball nicht Hoeneß beim Essen, »der ist immer gewir uns so schlagen«, sagt Danner, hauptmit dabei zu sein. Die Gesellschaft hat sich nau informiert, wie wir gespielt haben, da amtliche Managerin der Fußballerinnen weiterentwickelt, da gehört der Frauenstaune ich schon.« des Rekordmeisters, »und schätzt, was wir fußball inzwischen dazu.« hier machen.« Als die 50-Jährige selbst Diese Präsenz war lange unmöglich. Seit der Legalisierung des Frauenfußballs Ob nun also der FC Bayern oder der Hamfür den FC Bayern um Titel spielte, interburger SV, der SC Freiburg oder die TSG 1970 waren die Fußballerinnen beim essierte sich kaum einer, schon gar nicht Hoffenheim, Werder Bremen oder Bayer FC Bayern mehr geduldetes Anhängsel die Männer im Verein. »Manche wussten Leverkusen, Hertha BSC oder der 1. FC als gefördertes Mitglied. Doch seit die gar nicht, dass es uns gibt«, erinnert sich Köln – die meisten Männerbundesligisten Mannschaft von Trainer Günther Wörle, Danner. Heute sind die Fußballerinnen in haben längst eine Frauenabteilung gedie vergangene Saison nur wegen eines zu der Wahrnehmung angekommen: Gerade gründet, eine hochklassige Frauenmannwenig geschossenen Tores Zweite wurde, erst wurde im Erdgeschoss des silberfarschaft übernommen oder sind zumindest erstmals seit der Deutschen Meisterschaft benen Amateur- und Jugendhauses der eine Kooperation mit einem Frauenfuß1976 wieder ernste Titelambitionen hegt Geschäftsstelle Platz geschaffen für die ballklub eingegangen, um vor der WM und mit jungen Nationalspielerinnen wie neue Mitarbeiterin im Büro: Seit Juli hilft 2011 nicht die Chance zu verschlafen, im Melanie Behringer, Katharina Baunach die ehemalige Spielerin Kathleen Krüger, sich stetig entwickelnden Frauenfußballoder Nicole Banecki auf sich aufmerksam die zunehmende Professionalisierung und
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»Natürlich werden wir immer im Schatten der Männer stehen«: Die Frauen des FC Bayern trainieren in ländlicher Idylle. Oben Bianca Rech, rechte Seite Managerin Danner und Trainer Wörle.
markt neues Marketing- und Fanpotential zu entdecken. Und die Fußballerinnen sind selbstbewusst genug, sich trotz der übermächtigen Männerkonkurrenz im Verein als eigenständige Marken zu definieren. »Natürlich werden wir hier bei Bayern immer im Schatten der Männer stehen«, sagt etwa Weltmeisterin Melanie Behringer, die vor ihrem Wechsel zum FC Bayern beim SC Freiburg gespielt hat. »Aber wir können hier sehr professionell arbeiten und haben gute Bedingungen. Geld könnte man immer mehr haben, aber ein Problem mit der Finanzierung gibt es jedenfalls nicht.« Doch Geld allein ist es ja nicht, um das sich Frauenmannschaften in Männerklubs bemühen – es ist auch die Aufmerksamkeit von Fans, Unterstützern und teils eigenen Sponsoren. Immer mehr
Profivereine haben begriffen, dass im Angebot von Frauenfußball mehr Chancen als Probleme liegen – schließlich verspricht er dort Wachstum, wo der Männerfußball bereits an Grenzen gestoßen ist: beim weiblichen Publikum und Familien, denen der DFB den Stadionbesuch bei Frauenspielen mit dem Hinweis auf die dort freundliche und friedliche Atmosphäre schmackhaft macht. Auch die sportlichen Ziele werden attraktiver. Seit dieser Saison gibt es erstmals bei den Frauen eine Champions League, die den bisherigen UEFA-Cup abgelöst hat. Neben dem direkt gesetzten deutschen Meister darf auch der Bundesligazweite der Frauen in der Qualifikation antreten, womit sich der Kampf um die vorderen Tabellenplätze verschärft. Ob in der
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Champions League der Frauen Geld zu verdienen ist, muss sich zeigen. Doch der stolze FC Bayern ist sich schon jetzt bewusst, dass es gut zum Klubimage passt,
Mit Männern und Frauen in der Champions League wenn man sowohl mit den Männern als auch mit den Frauen international vertreten ist. Anfang August setzten sich die Bayernfrauen beim Qualifikationsturnier in Litauen souverän durch: »Das ist natürlich eine tolle Sache, dass wir als erster Klub überhaupt mit beiden Teams in der Königsklasse antreten«, lobte darauf KarlHeinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der FC Bayern AG.
»Wir sind angenehm überrascht, dass unsere Frauen so erfolgreich sind. Die Mannschaft ist sehr jung und im Gegensatz zu den Herren auch noch günstig.«
Karl-Heinz Rummenigge
Unterstützung für die Fußballerinnen in Männerklubs gibt es also inzwischen, doch die Zusammenarbeit im Verein hält sich in Grenzen. Schließlich haben die Männer genug mit sich selbst zu tun. Keine Frauenmannschaft etwa veranstaltet ihre Ligaspiele in einem der großen Stadien der Männer, dazu sind die Platzbedürfnisse bei Zuschauern und Medien noch zu unterschiedlich. Beim HSV aber treffen sich Frauen und Profis immerhin zu gemeinsamen Fotoshootings, in Leverkusen hielt der inzwischen beim HSV gelandete Profitrainer Bruno Labbadia ein Training für die Frauen ab, nachdem der Werksklub zuvor die Lizenz und Mannschaft des Zweitligisten TuS Köln rrh. übernommen hatte. In Hoffenheim wiederum sind die Frauen kein Anhängsel, sondern Motor einer ganz eigenen Entwicklung: Im Oktober 2009 soll im benachbarten Sankt Leon-Rot das 1,3 Millionen Euro teure Frauenfußball-Förderzentrum fertiggestellt sein. Leiter des ambitionierten Projekts, mit dem es Hoffenheim möglichst schon bis 2011 in die Frauen-Bundesliga schaffen will, ist Ralf Zwanziger, Sohn des DFB-Präsidenten Theo Zwanziger. Beim FC Bayern München haben sich die Frauen immerhin schon den Respekt des Vorstands erkämpft, der das zunehmend professionelle und erfolgreiche Auftreten seiner Fußballerinnen im Verein allmählich zu schätzen weiß. Rummenigge etwa hatte in der Vergangenheit nie mit Interesse für Frauenfußball auf sich aufmerksam gemacht. Als die Bayernkickerinnen im Sommer 2009 jedoch noch immer im Meisterschaftsrennen waren, nahm auch der ehemalige Nationalstürmer die Leistungen zur Kenntnis und verfolgte die entscheidenden Spiele von der Haupttribüne im Sportpark Aschheim: »Wir sind alle angenehm überrascht, dass unsere Frauen so erfolgreich sind«, sagt Rummenigge. Und noch etwas war ihm aufgefallen: »Die Mannschaft ist sehr jung und im Gegensatz zu den Herren auch noch günstig.« Nun profitieren die Bayernfrauen unter dem Dach der Profis nicht nur vom imageträch-
tigen Namen, sondern in erster Linie auch davon, dass sie keine Geldprobleme kennen und sich nicht um die Generierung eigener Sponsoren sorgen müssen. »Der FC Bayern war immer unser Sponsor«, sagt Danner, »und im Gegensatz zu reinen Frauenfußballklubs wie Turbine Potsdam und dem 1. FFC Frankfurt, die in ihren Planungen viel erfolgsabhängiger sind, können wir langfristig abgesichert arbeiten.« So war es den Frauen des FC Bayern in den vergangenen Jahren möglich, rund um die erste von außen verpflichtete Nationalspielerin Bianca Rech einen Talentschuppen aufzubauen, aus dem sich mittlerweile mehrere Juniorenund A-Nationalspielerinnen entwickelt haben. Die Liga aus der Portokasse der Profis aufzumischen, ist aber auch nach der Verpflichtung einer Weltmeisterin wie Melanie Behringer im Sommer 2008 nicht das Konzept der Bayernfrauen. Mehr Geld als nötig bekommen sie nämlich auch nicht, und einfach nur gute Spielerinnen zuammenzukaufen, »das ist nicht unser Ansatz«, sagt Teammanagerin Danner. Sie setzt neben einzelnen Verpflichtungen wie der von Nationalspielerin Isabell Bachor aus Bad Neuenahr oder Torhüte-
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rin Kathrin Längert vom UEFA-Cupsieger FCR Duisburg auf den Nachwuchs aus der Region, die über Bayern hinausgeht Richtung Schwarzwald, Schweiz und Österreich. Sollten die Münchnerinnen mit diesem Konzept weiter erfolgreich sein und mit einem Titel oder dem Einzug in ein Pokalfinale für Schlagzeilen sorgen, »wird das im Verein garantiert honoriert. Bei guten Leistungen hat sich Bayern nie lumpen lassen«, sagt Danner. Derzeit aber erringen die Fußballerinnen ihre Erfolge trotz des sportlichen Stellenwerts noch an Nebenschauplätzen. Heimstätte der Bayernfrauen ist die recht abseits gelegene Ortschaft Aschheim vor den Toren Münchens. So beschaulich und blass dort alles wirkt: In Aschheim haben die Frauen des FC Bayern ihr eigenes Reich. Sie haben reichlich Trainings- und Rasenzeit sowie eine eigene Kabine, kein Profiteam verdrängt sie oder engt den Fokus ein. Nur so können sie derzeit den Schatten der männlichen Profis loswerden. Ob sie einmal aus ihm heraustreten werden? Vielleicht kurzfristig, wenn sie einmal besser abschneiden als die männliche Millionärstruppe. Aber vielleicht kommt es darauf auch gar nicht an.
Mannschaftsbild
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Liga Vakeghula Top Eight Ort Tzaneen Region Limpopo, Südafrika Altersschnitt 65 bis 70 Alter der Ältesten 83 Teamkapitänin Maria Mushwana Ligachefin Beka Ntsanwisi Spielerinnen in der Liga 300
T ext und Foto Elisabeth Weydt
Määäp! Die Vuvuzela ruiniert alle Trommelfelle im Umkreis omagerechten Halbzeiten von je zwanzig Minuten wird von zwanzig Metern. Vielleicht doch keine schlechte Idee, mit einigem Palaver ausgedehnt. Was aber keineswegs die Tröten bei der WM im nächsten Jahr zu verbieten. einen Mangel an Disziplin andeuten soll. Zweimal wöMessi ist das gerade herzlich egal. Ein Tor! Sie hat gerade chentlich wird trainiert, und zwar eisern. Dann schinden ein Tor geschossen. Das erste seit Menschengedenken sich die Grannys, bis die bunten Röcke und Kopftücher und dann auch noch gegen Vakeghula-Vakeghula, den schweißdurchtränkt sind. Dann wird David, der bei den Vorjahresmeister. Dann klappt es vielleicht doch noch mit Ligaspielen den Unparteiischen gibt, zum Quälix. Er ist dem Titel in diesem Jahr. Die 61-Jährige mit der markander einzige Mann weit und breit, und der einzige hier ten Zahnlücke ist aus dem Häuschen. Messi heißt sie übunter 50, doch die Omas tanzen nach seiner Pfeife: einmal in Dribblingschritten über den Platz und wieder zurück. rigens nur auf dem Fußballplatz. Ihr ausgelassener Noch mal im Kreis und Kniebeugen. Dazwischen immer Jubel lässt das gewaltige Hinterteil über wieder ein Motivations-»Ayayayay«. Die Vakeghulas kneiden Füßen tanzen, die Bambamecesi United gerade in fen die runzligen Gesichter zusammen und kommen mit Führung gebracht haben. Die anderen, allesamt betagten den Fingerspitzen doch tatsächlich bis an die Zehen. Mitspielerinnen in Rot-Gelb eilen zur Gratulation. Küsse, Den geblümten Hintern in den Himmel gestreckt, die Umarmungen und der spitze Kampfschrei der Tsonga: Stollenschuhe im Staub. »Ayayayayayayayay!« Grund zur Freude gibt es allemal. Bambamecesi United ist in dieser Saison gut aufgestellt. Die Schuhe hat Beka Ntsanwisi organisiert. Sie hat auch die Omaliga vor drei Jahren gegründet. Mit ihren 42 Das Team bewegt sich im oberen Tabellendrittel einer Jahren wird sie die Mutter Theresa von Limpopo genannt, einzigartigen Liga, der »Vakeghula Top Eight«. Vakeghula kümmert sich um Arme und Kranke. Die Liga spielt dabei bedeutet »Oma« auf Tsonga. 300 dieser Vakeghulas treten eine wichtige Rolle. Die HIV-Rate ist hier wie überall in hier in Limpopo, im Nordosten Südafrikas, gegen den den schwarzen Gemeinden Südafrikas beklemmend hoch, Ball. Sie alle kommen aus den Dörfern und Townships die Omas haben viele ihrer Kinder an Aids in und um Tzaneen, einer Kleinstadt zwischen Bananenverloren und müssen für ihre Enkel sorgen. und Mangoplantagen. »Früher saßen sie nur rum, haben sich gelangweilt, wur»Dieses Jahr sind wir besser vorbereitet. Wenn wir weiden immer dicker und schlecht gelaunt.« Mit der Grannyter hart arbeiten, können wir Meister werden.« Maria Liga hat Beka der Traurigkeit, aber auch Diabetes und Mushwana, 72, die kleine, drahtige Kapitänin von BamBluthochdruck den Kampf angesagt. Die 61-jährige Messi bamecesi United, gibt sich professionell unaufgeregt, ist da das beste Beispiel. »Als sie angefangen hat, konnte doch das Grinsen am Ende des Satzes verrät die freudige sie kaum laufen«, sagt Beka. »Nicht einmal um ihren Erregung. Der Altersdurchschnitt von BamU liegt zwieigenen Haushalt konnte sie sich kümmern.« Jetzt hat schen 65 und 70 Jahren, je nachdem, wer gerade mitkickt. Messi Bambamecesi United der Meisterschaft ein Stück So eng nehmen es die Damen mit der Mannschaftsaufnäher geschossen. stellung nämlich nicht. Auch die Pause zwischen zwei
Bambamecesi U nited
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Hurra, sie leben noch
Acht Jahre nach dem ersten Versuch gibt es in den USA wieder eine Profiliga. Die Premiere fand wegen der Wirtschaftskrise unter schwierigen Vorzeichen statt, doch immerhin: Es gibt einen Meister und einen Superstar. Nun sollen bald auch die deutschen Spielerinnen kommen
Foto: imago
T ext Kerstin Zilm
rige US-Nationalspielerin, übernahm den Vor der Partie unter dem strahlend blauen Posten und musste zwei Wochen später Himmel des kalifornischen Südens schien wegen einer Notoperation am Unterleib die Angelegenheit sonnenklar: Die Los ins Krankenhaus. Doch auf geradezu maAngeles Sol würden im eigenen Stadion gische Weise überwand das Team alle gegen den Sky Blue FC aus New Jersey Hindernisse, kletterte in der Tabelle nach gewinnen, ihr Name damit als erstes in oben, erreichte trotz der negativen Bilanz den Meisterschaftspokal der neuen amevon sieben Siegen und acht Niederlagen rikanischen Profiliga WPS eingraviert. Imdie Playoffs, besiegte dort zuerst die drittmerhin hatte das Team aus Los Angeles platzierte Mannschaft Washington Freedie reguläre Saison mit zwölf Siegen, fünf dom, dann St. Louis Athletica und stand Remis und drei Niederlagen dominiert, schließlich – mit Rampone als Verteidigeangeführt von der dreimaligen Weltfußrin und Coach – im Endspiel um die erste ballerin Marta aus Brasilien, mit NationalWPS-Meisterschaft. spielerinnen aus Frankreich, Japan und China sowie der besten Torhüterin der Nach 90 Minuten war im Finale ein kleines Fußballwunder geschehen. Während Liga, Karina LeBlanc aus Kanada. Ganz anders war die Spielzeit der Geg- Weltstar Marta und ihre Mitstreiterinnen erschöpft, fassungslos und zum Teil mit nerinnen aus New Jersey verlaufen. Die Tränen in den Augen auf dem Rasen hockhatten die ganze erste Saisonhälfte am ten, jagten sich die Spielerinnen von Sky Tabellenende gestanden und waren beBlue über den Rasen und fielen sich jureits so gut wie abgeschrieben. Kein belnd in die Arme. Der krasse Außenseiter WPS-Team wurde von mehr Turbulenzen hatte den haushohen Favoriten, der nach gebeutelt als der Sky Blue FC. Zwei Moeiner umstrittenen Roten Karte eine Stunnate nach dem Start feuerten die Besitzer de lang mit einer Frau weniger spielen den Trainer und Manager wegen Erfolgmusste, mit 1:0 besiegt. Als Liga-Chefin losigkeit, die darauf zum Chefcoach erTonya Antonucci der stolzen Christie nannte Assistenztrainerin warf zwei Spiele Rampone den Pokal überreichte, japste vor Saisonende ebenfalls das Handtuch. die, noch immer außer Atem: »Wir haben Verteidigerin Christie Rampone, 34-jäh-
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Szenen einer Sensation: Sky Blue gewinnt das Finale. Links läuft Christie Rampone Marta davon.
noch nicht ganz kapiert, was hier gerade passiert ist, aber wir wissen: Dies ist ein Team, das zusammenhält. All das, was wir überwinden mussten, hat uns noch mehr zusammengeschweißt.« Die neue US-Liga braucht solche fesselnden Geschichten und Fußballwunder. Denn sie benötigt mehr Fans und Sponsoren. Die Bilanz der ersten Saison ist durchwachsen. Aus Sicht der WPS-Vorsitzenden Antonucci, einer ehemaligen Collegekickerin und Yahoo-Managerin, ist schon allein die Tatsache positiv zu bewerten, dass die Liga überlebt hat und im kommenden Jahr zwei Teams hinzukommen – Philadelphia und Atlanta. Antonucci sieht es auch als Erfolg, dass Sponsoren und der Fernsehsender Fox, der auf seinem Fußballkanal jeden Sonntag ein Spiel der Liga live überträgt, bei der Stange bleiben. Und das, obwohl sich die Einschaltquoten nur knapp über dem messbaren Bereich einpendelten. Auch die Zahl der verkauften Tickets lag die Ticketpreise mit 16 Dollar im Schnitt mit 4500 pro Spiel eher am unteren Ende erschwinglich zu halten, in kleinen Stader Spanne, mit der die Ligaführung zu dien zu spielen und die DurchschnittsgeSaisonbeginn rechnete: 4000 bis 6000. hälter der Spielerinnen bei 32 000 Dollar Zum Endspiel kamen 7218 Zuschauer pro Saison einzufrieren. ins Home Depot Center von Los Angeles. »Man kann gar nicht hoch genug einschät- Am meisten freuen sich die Verantwortlichen über die durchweg positiven Bezen, was es bedeutet, die erste Spielzeit urteilungen des Spielniveaus. US-Natioauf die Beine zu stellen. Egal in welcher naltrainerin Pia Sundhage ist besonders Profiliga«, fasst die WPS-Chefin zusambeeindruckt vom Tempo. »Es wurde jede men. Sie gesteht ein, dass noch viel Arbeit Woche besser«, schwärmt die Schwedin. wartet, um sich auf dem hart umkämpften »Alle Mannschaften sind gut und jede BeSportmarkt in den USA zu etablieren. Keigegnung spannend.« Das findet auch Mia nes der sieben Teams hat Profit gemacht, Hamm. »Die WPS hat großartige Arbeit manche fuhren Verluste von ein bis zwei geleistet«, sagt die ehemalige StarspieleMillionen Dollar ein. Welche Teams das rin des US-Nationalteams und der ersten sind, verrät die Ligaführung nicht. AntoUS-Frauenprofiliga WUSA. »Es wurden nucci spricht von einer »Basis, auf der wir sehr talentierte Spielerinnen aus dem Inaufbauen können«. Sie sieht sich durch und Ausland verpflichtet. Das Niveau ist die Zahlen in der Entscheidung bestätigt,
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WUSA Die »Women�s United Soccer Association« war die erste USamerikanische Profiliga. Sie startete im Jahr 2000, nachdem die WM 1999 die Popularität des Frauenfußballs in den USA enorm gesteigert hatte. Rasch folgten Spitzenspielerinnen aus Deutschland, Norwegen, Schweden, Brasilien und China dem Ruf der Liga, die als das Gelobte Land des Frauenfußballs galt. Doch nach drei Jahren war Schluss. Medieninteresse wie Zuschauerzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück und das Startkapital von 40 Millionen Dollar, das für fünf Jahre reichen sollte, war nach der ersten Saison aufgebraucht. Obwohl die Spielerinnen Gehaltskürzungen von bis zu 30 Prozent in Kauf nahmen, stellte die Liga im September 2003 den Spielbetrieb ein.
im Vergleich zur früheren Liga viel besser.« Die WPS-Vorsitzende Antonucci bezeichnet die Leistungen auf dem Feld als größten Sieg der Liga: »Das Wichtigste für uns als Fußballfans und Manager ist das Produkt im Stadion. Das nehmen wir mit in die nächste Saison, wenn sich hoffentlich die Finanzlage verbessert hat und Fans wie Sponsoren mehr Geld im Portemonnaie haben.«
Fotos: Sky Blue FC
»Auf dem Platz ist es meine Aufgabe, die ta. Deutsche Spielerinnen sind diesmal Der zweite Versuch einer FrauenprofiliZiele unserer Mannschaft umzusetzen. nicht vertreten. Die Weltmeisterinnen ga in den USA startete nicht unter den Außerhalb habe ich die gleiche Aufgabe Birgit Prinz und Nadine Angerer hatten besten Vorzeichen, der ursprünglich für wie alle Spielerinnen: Fußball gut zu verAngebote aus den USA, entschieden sich 2008 geplante Anpfiff wurde mehrfach treten und ein Vorbild zu sein«, wiederaber gegen die Liga aus Übersee. Grund verschoben. Die schlechte Wirtschaftslaholte sie gebetsmühlenhaft in zahllosen dafür war in erster Linie die Terminkolge verschärfte Probleme bei der SponsoInterviews. Beckham bekam einen Vertrag lision mit der Europameisterschaft. Die renfindung. Stars wie Mia Hamm, Brandy über 250 Millionen, hielt nicht viele seiner französische Nationalspielerin Abily, die Chastain und Julie Foudy, die 1999 FrauVersprechen und wird von den Fans in sich trotzdem für einen Wechsel zu Los enfußball in den Vereinigten Staaten mit Los Angeles ausgebuht. Marta hingegen Angeles entschieden hatte, spielte dort dem WM-Gewinn gegen China vor 90 000 Zuschauern im Stadion und 40 Millionen an den Bildschirmen zu einem Phänomen Im Gegensatz zu David Beckham hält Superstar Marta, gemacht hatten, spielten inzwischen lie was sie verspricht ber mit ihren eigenen Kindern als gegen zehn Jahre jüngere Kontrahentinnen. gewann die Torjägerkrone und bekam bei bis zum Ende der regulären Saison, fehlte Diese Stars trugen den Start der ersten der Abstimmung für das Allstar-Game die aber beim Finale, weil sie zur EM-VorbeProfiliga im Frühjahr 2001. Damals waren meisten Stimmen. Bei jedem Heimspiel reitung des Nationalteams abgereist war. auch viele internationale Spielerinnen in kann sie sich auf die Unterstützung der die USA gekommen, unter ihnen die Deut- Bei der ablehnenden Entscheidung der deut»Marta Maniacs« in der Fankurve verlasschen Akteurinnen dürfte auch das relativ schen Steffi Jones, Birgit Prinz, Doris Fitsen. Ein Teil der Tribüne ist dann in die niedrige Durchschnittshonorar eine Rolle schen, Conny Pohlers, Maren Meinert und brasilianischen Landesfarben gelb und gespielt haben. Höchstens 565 000 Dollar Bettina Wiegmann. Der Traum von der grün getaucht. Das sind die Leute, die sich durfte jedes Team an Gehältern ausgeben glamourösen Liga war nach drei Jahren den Namen der brasilianischen Ballzaugescheitert. Der Spielbetrieb wurde ein- – außer es gab eine Sondergenehmigung berin mit Filzstift auf die Stirn schreiben, wie für die Ausnahmespielerin Marta Vigestellt, die Geldgeber mussten über 100 von den Socken bis zum Plüschhut in era de Silva, in aller Welt nur als Marta Millionen Dollar als Verlust abschreiben. Marta-Montur stecken und einen ohrenbekannt. Die Liga lockte die 23-jährige Aus diesen Erfahrungen hat das neue betäubenden Lärm veranstalten. Brasilianerin mit einem Dreijahresvertrag, Management gelernt. Tonya Antonucci der ihr umgerechnet rund 180 000 Euro Vor acht Jahren standen Mädchen »Mia!« arbeitete jahrelang hinter den Kulissen kreischend am Spielfeldrand und erbettelim Jahr garantiert, hinzu kommt ein Weran der Wiederauferstehung der Profiliga, ten ein Autogramm der US-Starspielerin bedeal über noch einmal 200 000 Euro. insbesondere an einem langfristig tragMia Hamm. Jetzt weckt eine brasilianische Für Martas Begrüßung im Home Depot baren finanziellen Konzept. Vor Beginn Ballzauberin neue Träume von einer erCentre flog der Klub den Basketballstar der WPS-Auftaktsaison erklärte sie: »Der folgreichen Profiliga in Amerika. Die Liga und Fußballfan Kobe Bryant von den Los Druck auf uns, dass wir es diesmal richbraucht Protagonistinnen aus dem AusAngeles Lakers mit dem Hubschrauber tig machen, ist hoch. Wir denken jeden land, um für Zuschauer und Sponsoren atein. Journalisten verglichen die Spielerin Tag daran, dass niemand mehr so schnell traktiv zu sein. »Es wäre schön, wenn bald mit einem Fußballer, der kurz vor Marta einen neuen Versuch wagen wird, wenn auch deutsche Spielerinnen dabei wären«, im selben Stadion angetreten war und verwir scheitern.« 34 Ausländerinnen aus elf sagt Torfrau Karina LeBlanc. »Sie gehören sprochen hatte, den US-Fußball auf ein Nationen hat die WPS verpflichtet, darimmer zur Weltspitze, und sie sollten zu neues Niveau zu heben: David Beckham. unter die Französin Camille Abily und uns kommen, um mit den Besten der Welt Marta wich Fragen, ob sie der Beckham die Japanerin Aya Mizama, Han Duan in einer Liga zu spielen.« des Frauenfußballs sei, diplomatisch aus. aus China und Brasiliens Superstar Mar-
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Gleichberechtigung
Der Bessermacher Männer im Frauenfußball: Mathias Bolz arbeitet lieber mit motivierten Frauen als mit lustlosen Jungs. Der Torwarttrainer des 1. FFC Frankfurt hat einige der besten Keeperinnen der Welt betreut T ext Matthias Kittmann Fotos Tim Wegner
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sind bei Männern und Frauen letztlich Er wechselt ständig zwischen den großen gleich, »da gibt es keinen Unterschied«. Bühnen, denen der Oper und denen des Jedenfalls nicht im Trainingsablauf. »Das Fußballs. Und er ist ein Mann, der gerne Torwartspiel entwickelt sich ständig hinter den Kulissen arbeitet. Im Hauptbeweiter, egal bei welchem Geschlecht«, ruf ist Mathias Bolz Bühnentechniker bei sagt Bolz. Angefangen von den Grundden Städtischen Bühnen Frankfurt, beim techniken bis hin zu den Varianten der siebenmaligen Meister 1. FFC Frankfurt Spieleröffnung. Zudem wird die physiarbeitet der 38-Jährige an der Technik der sche Präsenz immer wichtiger, auch bei Torfrauen. Und die gehören nicht gerade den Frauen. Sowohl Rottenberg als auch zum Fußvolk der Szene. Ob lange Zeit die Angerer waren und sind Typen, die den niederländische Nationaltorfrau Marleen Körperkontakt nicht scheuen. Das sei siWissink, später die Welttorhüterin von cherlich auch typbedingt, doch »der Re2003, Silke Rottenberg, oder aktuell die spekt vor einem Torwart ist ein wichtiger deutsche Nummer eins, Nadine Angerer. psychologischer Aspekt. Wer auf einen Dieses Namedropping verrät schon ein Kahn oder eine Angerer zuläuft, denkt bisschen von dem, was Bolz speziell am vielleicht eine Sekunde zu lange nach.« Frauenfußball reizt: »Hier kann ich echte Ziele entwickeln, kann daran mitarbeiten, Unterschiede zwischen Männern und Frauen hat Bolz bei der Motivation festgestellt: dass aus guten Torfrauen sehr gute wer»Die Frauen, mit denen ich zusammenden, Spielerinnen auf höchstem Niveau. arbeite, sind unglaublich ehrgeizig. Die Das ist wesentlich befriedigender, als mit muss ich sogar manchmal bremsen.« Damanchmal lustlosen Jungs in der Landesbei sei die Intensität enorm: 110 spezielle liga zu trainieren.« Einheiten haben die Frankfurter Torfrauen Bolz war selbst lange Jahre Keeper zwischen in der vergangenen Saison absolviert – zuBezirksoberliga und Landesliga, wie die sätzlich zum normalen Training. Dennoch Klassen in Hessen heißen. Sein Heimatsaugen selbst Toptorhüterinnen Tipps verein ist die SG Praunheim im Frankfurter und Ratschläge regelrecht auf. Ursula Westen, jener Klub, aus dessen FrauenabHoll etwa, derzeit Deutschlands Nummer teilung 1999 der 1. FFC Frankfurt hervor zwei, hat Mathias Bolz über Jahre begleiging. »Klar, da haben wir schon mal auf tet. »Uschi hatte von Beginn an klare Zieden Nachbarplatz geschaut, wo gerade le, an denen sie ehrgeizig gearbeitet hat. die Frauen trainiert haben«, sagt Bolz. Die Trotz einiger Tiefs durch Verletzungen Praunheimerinnen waren bereits damals
»Wer auf einen Kahn oder eine Angerer zuläuft, denkt vielleicht eine Sekunde zulange nach« nicht schlecht, gehörten 1990 neben dem seinerzeit noch mächtigen Rivalen FSV Frankfurt zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga. Weil sich Mathias Bolz schon in jungen Jahren auch für das Torwarttraining interessierte, kamen erste Kontakte zustande. Seitdem ist er, mit einer fünfjährigen Unterbrechung, in Frankfurt dabei. »In Praunheim und später beim 1. FFC haben sie früh erkannt, wie wichtig gezieltes Torwarttraining ist«, findet Bolz. »Bei den Männern hat das damals oft noch der Co-Trainer gemacht.« Die Anforderungen
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und ungünstige Konstellationen.« Lange Zeit auf der Bank hinter Marleen Wissink, spielte sie in der zweiten Hälfte der Saison 2005/06 und gewann den UEFA-Cup. Als Silke Rottenberg nach Frankfurt kam, saß Holl zunächst erneut auf der Bank, wurde dann aber zur Heldin im Pokalfinale 2007 gegen den FCR Duisburg. Anschließend wechselte sie zum SC 07 Bad Neuenahr und steht nun beim Pokalsieger und UEFA-Cupsieger Duisburg im Tor. »Diese Karriere zu beobachten und begleitet zu haben, ist ein tolles Gefühl«, sagt Mathias Bolz. Auch hinter den Kulissen.
Es war einmal
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Kein Wackelknie Lilian Mitchell war eine Revolutionärin. Im Jahre 1933, als kickende Frauen auch im britischen Empire als durch und durch unschicklich galten, spielte Mitchell unerschrocken in Herrenmannschaften mit. Sie ging keiner Rauferei aus dem Weg, grätschte und köpfte. Und nahm anschließend ganz selbstverständlich den Massagetermin in der Kabine wahr. Foto: Ullstein
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Ist die Bundesliga das ungeliebte Stiefkind der Nationalelf ? I nterview Jens Kirschneck Illustration André Gottschalk
Frau Ratzeburg, gibt es im deutschen FrauenfußBezirkssportanlage aus. Da haben wir einen ball eine Zweiklassengesellschaft? Inwiefern? gewissen Nachholbedarf. Wir fordern, dass es Einerseits die beliebte Nationalelf, andererseits in jedem Stadion eine kleine Sitzplatztribüne die Bundesliga als schmuckloses Stiefkind. Es gibt. Die Städte müssen wissen, dass die Klubs ist schwierig, das zu vergleichen. Die Bundesauch ihre Kommune repräsentieren. Außerdem liga spielt über ein ganzes Jahr, die Nationalkönnen Sie heute nicht nur Fußball zeigen, es mannschaft konzentriert sich auf wenige Ereigzählt auch das Drumherum. Die Leute erwarten, nisse. Außerdem vertritt sie die ganze Republik, dass man Kaffee trinken, eine Wurst essen kann, was eine starke Identifikation zur Folge hat. Und und dass es Merchandising-Artikel gibt. Fußball sie verfügt durch die Erfolge der Vergangenheit ist, wie heißt es so schön: ein Event. über einen enormen Vertrauensvorschuss. Der Spielplan der Liga wirkt zerrissen. Wenn es Macht die Bundesliga Fehler? Sie entwickelt sich nach uns gehen würde, wäre das Wochenende und die Bedingungen sind sehr unterschiedlich. für die Bundesliga reserviert und alle internatioIn der Bundesliga lief viel über das Ehrenamt. nalen Wettbewerbe würden wochentags stattIst das Leistungsgefälle zu groß? In der letzten finden. Das ist leider nicht ganz umsetzbar, weil Saison hatten wir die glückliche Situation, dass auch in den anderen Ländern die Spielerinnen sowohl Meisterschafts- als auch Abstiegskampf keine Profis sind, sondern ebenfalls ihren Leenorm spannend waren. Dass es in einer Liga bensunterhalt durch Arbeit verdienen. Mannschaften gibt, die oben mitspielen, und Wären Play-Offs eine Idee, um die Bundesliga andere, die unten stehen, ist normal. Ein Probaufregender zu gestalten? Wir haben das mit lem haben wir, wenn der Letzte an einem guten den Vereinsvertretern intensiv diskutiert. Es Tag nicht auch mal den Ersten schlagen kann. ist nicht gewünscht, weil es die normale Serie Dann ist die Schere zu groß. sportlich entwerten würde. Wie ist das zu verhindern? Es muss in den Verei- Was ist Ihre Zukunftsvision für die Bundesliga? nen besser und intensiver trainiert werden. Das Ach, wissen Sie, ich bin ja eine Frau der ersten ist nicht einfach, weil bei den meisten Klubs die Stunde, und wenn mir damals jemand erzählt Spielerinnen immer noch arbeiten müssen, um hätte, wir haben in zwanzig Jahren eine EM, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wir untereine WM und spielen bei Olympia mit, dann stützen die Bundesliga mit einem Sockelbetrag hätte ich nur müde gelächelt und gesagt, träum’ aus dem Fernsehvertrag, im Gegenzug verlanweiter. Deshalb ist es schwierig zu prognostiziegen wir nun die Einstellung je eines hauptamtren, in welche Richtung sich die Bundesliga entlichen Mitarbeiters für den sportlichen und adwickeln wird. Ich wünsche mir für jeden Verein ministrativen Bereich. Das schafft eine neue ein schönes Stadion mit etwa 10 000 Plätzen, ein Situation, die sich hoffentlich positiv auswirken bisschen Komfort dazu, eine gute Nachwuchswird, wenn die Vereine bei der Personalwahl arbeit bei den Klubs, stabile Strukturen und ein ein glückliches Händchen haben. paar mehr als die wenigen Einzelkämpfer, die Sind nicht auch die Stadien zu unattraktiv? Viebisher alles zusammenhalten. Das wäre doch le strahlen den verbrauchten Charme einer schon eine ganze Menge, oder?
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Hannelore Ratzeburg, Jahrgang 1951, ist eine der Pionierinnen des Frauenfußballs in Deutschland und die einzige Frau im Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes. An dieser Stelle spricht sie in jedem Heft über die unterschiedlichsten Themen rund um den Frauenfußball.
Promotion
Job-Volltreffer beim Länderspiel gelandet Schöne Spielzüge auf dem Platz, interessante Gespräche daneben: Wie der große deutsche Versicherer Allianz das Thema »Frauen und Karriere« im Fußball umsetzt Es brauchte nicht lange in der Allianz Zentrale in München, bis man eine Idee hatte, Frauen, Fußball und Karriere charmant miteinander zu verbinden. Schnell war der Allianz Karriere-Treff geboren. Zu den Frauenfußball-Länderspielen in Sinsheim, Mannheim und Bochum wurden in den vergangenen Monaten interessierte Frauen und Mädchen aus den Regionen ins Stadion eingeladen, um dort die Spiele live anzuschauen und dabei über Karrieremöglichkeiten bei der Allianz zu sprechen. Die Allianz als Sponsor der FIFA-FrauenfußballWeltmeisterschaft 2011 zeigt mit dieser Idee zwei Jahre vor dem Anpfiff des Großereignisses, dass es ihr in Sachen Frauenförderung ernst ist. Das Fußball-Event wird nicht nur ein großes Sportspektakel werden, es soll aus Sicht der Allianz als Arbeitgeber auch dazu beitragen, noch mehr Frauen für die Allianz zu gewinnen. Egal, ob Mädchen mit einer Ausbildung nach der Schule liebäugeln, Studentinnen über ein TraineeProgramm nach dem Studium nachdenken oder Mütter eine flexible Teilzeitbeschäftigung nach der Elternzeit anstreben. Eine der Besucherinnen des Allianz Karriere-Treffs hat ihre Chance bereits genutzt. Die 25-jährige Manuela Haller wird am 1. Oktober das Führungskräfte-Entwicklungsprogramm Vertrieb bei der Allianz beginnen. Sie besuchte das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande am 25. Juli in Sinsheim und konnte überzeugen. Haller kam mit Allianz Mitarbeiterinnen vor und während des Spiels ins Gespräch und informierte sich in lockerer Atmosphäre über die beruflichen Einstiegsmöglichkeiten im Unternehmen. Schlussendlich jubelten die Frauen gemeinsam über den 6:0 Erfolg des deutschen Teams – und Manuela Haller sogar über einen neuen Job. Maßgeblich für den Besuch des Allianz Karriere-Treffs war für Manuela Haller, dass ihr die nicht ganz so kon-
Besucherinnen des Allianz Karriere-Treffs und Mitarbeiter beim Länderspiel in Sinsheim – unter ihnen Manuela Haller (hintere Reihe, Mitte)
ventionelle Möglichkeit des Kennenlernens gefiel. »Durch die tolle Stimmung im Stadion und bei den Allianz Mitarbeiterinnen, die vor Ort waren, waren die Gespräche nicht so steif wie bei normalen Bewerbungsgesprächen«, betont die Ludwigsburgerin. Ob Mittelstürmerin beim Kunden, Flankengöttin im Service oder Spielmacherin im Team – in einem Versicherungsunternehmen wie der Allianz sind die beruflichen Perspektiven von Frauen weit gefächert. Ob Versicherung, Finanzen, Controlling, IT, Marketing, Personal oder Vertrieb – die Aufgabengebiete bei dem großen deutschen Versicherer sind vielfältig. Einsteigerinnen im Personalbereich kümmern sich beispielsweise um Neueinstellungen und Karriereplanung. Im Risikomanagement werden übergreifende Risiken kontrolliert und Gegenmaßnahmen vorbereitet, um auf Katastrophenszenarien vorbereitet zu sein. In den Versicherungssparten werden neue, auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnittene Produkte entwickelt. Wer gern mit Menschen umgeht, ist im Vertrieb genau richtig. Dort geht es nicht nur um die Betreuung von Kunden oder den Verkauf von Versicherungsprodukten, sondern auch um die Entwicklung neuer Vertriebskonzepte. Bereits jetzt sind 27 % aller Kundenberater und immerhin 14 % der Vertreter weiblich. Im gesamten Unternehmen liegt der Frauenanteil bei 47 %. Dass sich diese Zahlen noch verbessern lassen, haben die Karriere-Treffs gezeigt. Übrigens, beim nächsten Länderspiel Deutschland gegen die USA am 28. Oktober in Augsburg wird es wieder einen Allianz Karriere-Treff geben.
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Hoffentlich Allianz.
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