KAROSSERIEREPARATUR DER ZUKUNFT: messen & richTen
05.2015
karosserie Journal DER KAROSSERIEBAUTECHNIKER ÖSTERREICHS www.karosseriebautechnik.at
Bild: Fa. Schmarl
P.b.b. Abs. Bundesinnung der Fahrzeugtechnik, Berufsgruppe Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner, Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien, www.karosseriebautechnik.at
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eDiTorial inhalT 03 04 erik paul papinski Bundesinnungsmeister
Technische unD poliTische herausforDerungen Ich hoffe, dass Sie Ihren Urlaub gut verbracht haben und gestärkt und voller Tatendrang an die kommenden Aufgaben herangehen. Uns allen steht ein arbeitsamer Herbst bevor. Auf unsere Betriebe kommen viele technische Neuerungen zu, auf die wir uns rechtzeitig einstellen sollten. Passend dazu finden Sie ab Seite 4 dieses Karosserie Journals einen Artikel über das neueste Karosserie-Mess-System. Mit Hilfe dieses Werkzeugs kann der Karosseriebautechniker eine sehr genaue Schadensanalyse an einem verunfallten Fahrzeug erstellen. Themen wie die Zusammenarbeit mit den Versicherungen bleiben weiter aktuell. Wie man in Deutschland sieht, soll durch das Service-Select-System der HUK-Coburg ein Werkstattnetz mit bis zu 300 Betrieben realisiert werden. Angeboten werden Karosserie und Lack in Verbindung mit Servicearbeiten und Reifendienst zum Diskontpreis inklusive Routing. Diese und ähnliche Entwicklungen gilt es, genau im Auge zu behalten. Die Verbesserung der Nachwuchsarbeit ist uns ein wichtiges Anliegen. Es ist bereits Zeit, unsere Jugendlichen auf die nächsten Berufsweltmeisterschaften WorldSkills 2017 in Abu Dhabi vorzubereiten. Schön wäre es, in zwei Jahren einen österreichischen Karosseriebautechniker mit einer Medaille zu begrüßen. An dieser Stelle möchte ich im Namen der Bundesinnung unseren Schweizer Kollegen zur Silbermedaille in der Kategorie Karosseriereparatur gratulieren. Bei der Frage der Senkung der Lohnnebenkosten, die uns alle betrifft, sind wir auf die Politik angewiesen. Könnten wir nur einen geringen Teil davon unseren Beschäftigten auszahlen, würde es eine gewaltige Kaufkraft fördern. Sind es doch 56.000 Leute in den Mitgliedsbetrieben der Bundesinnung der Fahrzeugtechnik. Nur gemeinsam können wir Druck auf die von uns gewählten Vertreter ausüben, um unsere Ziele zu erreichen. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Herbst.
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akTuelles Das Büro der Bundesinnung Fahrzeugtechnik stellt sich vor karosseriereparaTur Genaueste Schadensanalyse mit neuem Mess-System lackierung Praxis-Tipps: Richtig lackieren im Winter spliTTer Zukunftsauto F 015 und Siegerehrung auf der Ars Electronica
impressum / offenlegung
herausgeber: bundesinnung der fahrzeugtechnik bg karosseriebautechniker, karosserielackierer und der Wagner Schaumburgergasse 20/4, AT-1040 Wien Tel.: 01 505 69 50-129, Fax: 01 253 30 33 93 20 E-Mail: karosseriefachbetrieb@bigr2.at, veranTWorTlich für Den inhalT: bundesinnung der fahrzeugtechnik berufsgruppe karosseriebautechniker, karosserielackierer und der Wagner Konzept und Design: Werbeagentur Werbeconnection / PMDM Druck: Graphik-Druck Neudorfhofer GesmbH, Breitenangerstr. 4, AT-4360 Grein
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Ihr Erik Paul Papinski www.sikkenscr.at
karosserie > Journal 02
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Tatkräftige Interessensvertretung D
ie durch die Fusion der Bundesinnungen der Kfz-Techniker und der Karosseriebautechniker, Karosserielackierer und der Wagner entstandene Bundesinnung Fahrzeugtechnik ist die gemeinsame Interessenvertretung für die Anliegen aller Berufsgruppen der Mitgliedsbetriebe.
Das Aufgabengebiet der Bundesinnung umfasst u. a. die Interessenvertretung gegenüber Behörden und Organisationen, sowohl national als auch international, die Förderung der beruflichen Aus- und Weiterbildung, Information und Beratung, Organisation von Veranstaltungen für Mitglieder sowie regelmäßige Öffentlichkeitsarbeit. Themen, die bestimmte Berufszweige betreffen, werden in entsprechenden Ausschüssen gezielt bearbeitet. Erik Paul Papinski, Bundesinnungsmeister für den Berufszweig der Karosseriebau-
techniker, Karosserielackierer und der Wagner, wird vom Team des Bundesinnungsbüros unterstützt. Die Mitarbeiter bringen jahrelange Erfahrung aus der Betreuung der Kraftfahrzeugtechniker mit: Geschäftsführer Dipl.-Ing. Christian Atzmüller und Referent Dipl.-Oec. Andreas Westermeyer sind seit rund zehn Jahren für die Bundesinnungsgruppe „Metall – Elektro – Sanitär – Mechatronik – Fahrzeugtechnik“ tätig. Im Assistenzbereich stehen ihnen Mileva Mikic, Aleksandra Bill-Aleksic und Ursula Habacht zur Seite.
Gemeinsam schlagkräftig für die Mitgliederanliegen Dipl.-Ing. Christian Atzmüller Geschäftsführer
Dipl.-oec. Andreas Westermeyer Referent
Ausbildung: HTL Maschinenbau in Linz, Studium Maschinenbau an der TU Wien. Beruflicher Werdegang: 5 Jahre selbständig im Bereich Maschinenbau- und Anlagenkonstruktion, mehrjährige Expertentätigkeit für das Wissenschaftsministerium, seit 1993 in der WKO.
Ausbildung: Fachschule für Kunstglastechnik, Handelsakademie für Berufstätige, Studium der Handel- und Wirtschaftswissenschaften, derzeit Studium der Rechtswissenschaften. Beruflicher Werdegang: Tätigkeit bei einem Mobilfunkbetreiber und einer europäischen NGO, seit 2006 in der WKO.
Tel.: 01 505 69 50-121 Fax: 01 253 303 393 20 E-Mail: atzmueller@bigr2.at
Tel.: 01 505 69 50-128 Fax: 01 253 303 393 20 E-Mail: westermeyer@bigr2.at
Aleksandra Bill-Aleksic Assistentin
Ursula Habacht Assistentin
Mileva Mikic Assistentin
Ausbildung: AHS Beruflicher Werdegang: Seit 2001 in der WKO.
Ausbildung: HAK Beruflicher Werdegang: Seit 1991 in der WKO, in der Bundesinnungsgruppe seit 2003.
Ausbildung: Lehre zur Bürokauffrau Beruflicher Werdegang: Seit 2008 in der Wirtschaftskammer Wien, 2015 Wechsel in die WKO.
Tel.: 01 505 69 50-129 Fax: 01 253 303 393 20 E-Mail: bill@bigr2.at
Tel.: 01 505 69 50-127 Fax: 01 253 303 393 20 E-Mail: habacht@bigr2.at
Tel.: 01 505 69 50-130 Fax: 01 253 303 393 20 E-Mail: mikic@bigr2.at
Fotos: Bundesinnung Fahrzeugtechnik
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investitionen in die Zukunft Bild: Jürgen Klasing
Investitionen für die Zukunft: das Karosserie-Messsystem Spanesi „Touch“ (rechts) und das Richtsystem Spanesi 106 mit 5 Meter Länge.
I
m Frühjahr 2015 entschloss sich der Landesinnungsmeister der Karosseriebauer für Tirol und stellvertretender Bundesinnungsmeister Elmar Schmarl zu einer zukunftsweisenden Investition für seine Karosserieabteilung: ein Mess-System für die Karosserievermessung und ein neues Richtbanksystem zum Richten und Rückverformen von Karosserieschäden sollten angeschafft werden. Warum diese Investition erforderlich war, erklärte er dem Karosserie Journal im K+L-Fachbetrieb Schmarl in Rum. Zukünftig: Messung und Reparatur Den zunehmend angewandten Materialmix in modernen Automobilkarosserien beobachtet Elmar Schmarl schon seit einiger Zeit und auch Bild: Jürgen Klasing die damit verbundenen komplexeren Reparaturverfahren. Durch den Materialmix in der Karosserie und ihren Anbauteilen ist auch die genaue Schadensanalyse für die Sachverständigen Einen möglichen Karosserieverzug kann der Karosseriebautechniker Philipp Kendler beim Vermessen der Karosserie feststellen, am Bildschirm kontrollieren und in einem Protokoll dokumentieren.
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schwieriger geworden. Nicht selten musste nach der Demontage erster Teile oder während des Ausführens des Reparaturauftrages eine Nachbegutachtung durchgeführt werden. Diese wirkt sich dann wiederum direkt auf die Reparaturkosten aus. Bei einem deutschen Kollegen hatte Elmar Schmarl die Karosserievermessung als zusätzliches „Werkzeug“ gesehen, um eine sehr genaue Schadensanalyse an einem verunfallten Fahrzeug erstellen zu können. Hintergrund ist der Materialmix im Karosseriebau, der sehr komplexe Schadensbilder verursacht. Dieser Hintergrund veranlasste z. B. Porsche Deutschland am Jahresanfang, eine Herstellervorgabe für eine Eingangsvermessung von beschädigten Fahrzeugen einzuführen. Gab es in Österreich
Jeder Messpunkt ist in drei Raumachsen definiert und eine Abweichung wird optisch angezeigt, sowie akustisch signalisiert.
einen Bedarf für die Karosserievermessung? „Nein, eigentlich nicht, weil die Karosserievermessung oder die Möglichkeit dazu nicht bekannt war bzw. ist“, erklärte Elmar Schmarl.
Welche Punkte vermessen? Das Mess-System „Touch“ vom italienischen Hersteller Spanesi wurde nach eingehender Prüfung für die Karosseriefacharbeiter als „Werkzeug“ angeschafft. Bild: Jürgen Klasing
Fingerzeig: Hier ist ein Knick im oberen Längsträger und somit ein Verzug der Karosserie gegeben. Mit einem Karosserie-Messsystem lässt sich der Umfang des Karosserieverzuges exakt ermitteln.
Wieviel Punkte benötigt eine Messung? Für einen ersten Überblick ob eine starke Verformung der Karosserie gegeben ist, reichen ca. 12 Punkte an der Fahrzeugunterseite aus. Eine detaillierte Vermessung kann aber bis zu 30 Mess-Punkte und mehr haben, deren Ergebnis dann sehr genau aussagt, ob und wie die Karosserie, besonders bei Seitenschäden, verzogen ist. Jeder Messpunkt ist in drei Raumachsen (x, y, z) festgelegt und eine Abweichung wird ebenfalls in drei Ebenen angezeigt. Der Karosseriebaumeister Schmarl will das Messsystem auch für die Überprüfung von Befestigungspunkten (z. B. Schraublöcher) für die Kotflügel, das Frontend oder die Schürze, sowie die Frontquerträger nutzen. Eine weitere Idee ist, die Karosserievermessung als Dienstleistung anzubieten. Dann könnten Sachverständige, Händler oder Versicherungen mittels des erstellten Messprotokolls eine Verzug der Karosserie oder den Zustand „unfallfrei“ nachweislich dokumentieren. In der Fachwerkstatt in Rum steht zudem Fachpersonal zur Demontage von Verkleidungsteilen und/oder eine Hebeeinrichtung bereit.
Universelles Richtbank-System Die Investition in ein neues Richtbanksystem war ein weiterer Schritt um die Karosserie-Instandsetzung in seinem Betrieb für die Zukunft sicher aufzustellen. Elmar Schmarl wollte mit seinen Mitarbeitern die Möglichkeit haben, möglichst alle Fahrzeuge schnell auf eine Richtbank setzen zu können. Eine Karosseriereparatur kann somit schneller und genau durchgeführt werden. Und die Fahrzeuggrößen? Hier ergriff der Karosseriefachbetrieb die Chance, um alle Fahrzeuggrößen vom Kleinwagen (VW up!) bis zum Transporter (Sprinter, Traffic, Ducato oder Transit) abdecken zu können. Möglichst alle Fahrzeuge sollten auf die Richtbank gesetzt werden können, ohne spezielle fahrzeugbezogene Richtwinkelsätze vorher bestellen zu müssen. Auch Fahrzeuge, für die keine Richtwinkelsätze verfügbar sind, sollten auf der Richtbank verankert werden können. Die Entscheidung fiel auf ein Spanesi Richtbanksystem mit 5 Metern Länge, einer integrierten Hebebühne mit 5 Tonnen Tragleistung und 1,5 Meter Hub. Der Universalrichtsatz besteht aus 5 Traversen mit 1,8 Metern Länge und einem Zugarm auf Rädern, sowie aus diversen Zubehör- und Anbauteilen. Mit dem neuen Richtbanksystem sind viele Richtarbeiten möglich, besonders auch dann, wenn die sogenannte Zeitwertreparatur gefordert wird. Elmar Schmarl sieht viel Potential bei vorderen, seitlichen oder hinteren Anstoßstellen, weil diese damit wesentlich leichter und genauer rückverformt werden können. Sonst wird u. U. ein Seitenwandschaden mit einem Teilersatz repariert, der im Kostenvoranschlag zum wirtschaftlichen Totalschaden führen kann. Bild: Jürgen Klasing
Spanesi Richtbanksystem und Messsystem arbeiten hier zusammen: Während der Rückverformung kann der Karosseriebauer am Bildschirm des Messsystems den Überzug, die Rückfederung und die Richtstrecke kontrollieren.
Fa. Schmarl
Nach dem Rückverformen unterstützt das Richtsystem mit seinen Richtwinkeln das genaue Einschweißen der neuen Karosserieblechteile.
Kombination: Messen und Richten Die Kombination des Einsatzes des Messsystems mit der Richtbank im Reparaturfall ist von großem Vorteil. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, während des Rückverformens am Bild-
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schirm die Veränderungen an der Karosserie zu beobachten und zu kontrollieren. (Überzugmaß, Rückfederung und Rückverformung) Dazu wird das Messsystem „Touch“ auf einer eigenen Traverse der Richtbank montiert und mit einem Magnethalter am Messpunkt fixiert. Bild: Jürgen Klasing
Die Karosseriestruktur ist wieder komplett instandgesetzt und die Befestigungspunkte für den Kotflügel sowie das Frontend sind passgenau ausgerichtet.
beispiel f 360 moDena Welche Erleichterung die Kombination Messsystem mit Richtbank bringt, konnte das Team von Elmar Schmarl im Juni erfahren. Die Reparatur eines Ferrari 360 Modena, Baujahr 2000 stand auf dem Auftragszettel. Richtwinkelsätze waren nicht verfügbar, Messdaten zur Karosserie nur teilweise und Ersatzteile sehr schwer zu beschaffen. Mit dem Messsystem konnte zunächst der Verzug der Aluminium-Karosserie genau analysiert werden, wobei auch eigene Messpunkte angelegt wurden. Nach dem Aufsetzen auf das Richtbanksystem wurde die Karosserieinstandsetzung durchgeführt. Dabei wurde die Rückverformung mit dem Messsystem kontrolliert. Nach dem Austrennen der deformierten Blechteile konnten die neuen Blechteile in die Karosserie mit den Richtwinkelsätzen passgenau geschweißt, genietet oder geklebt werden. Die Karosseriefacharbeiter waren sehr zufrieden, passten doch der vordere Gepäckraumboden, der Kofferdeckel, der Kotflügel und die Aufnahmepunkte für das Frontend perfekt.
erfahrungen „Hat sich die Investition nach vier Monaten schon bemerkbar gemacht?“, fragen wir Elmar Schmarl. Er erzählt von einer Erleichterung für den Betrieb, den Vorteilen beim Einmessen mit dem „Touch“. Gerade bei einem Seitenwand-Innenteil, einem Heckschaden oder für die Scharnierpositionen hilft das Kontrollinstrument. Bei einer Scharnieraufnahme bleibt alternativ nur der Test mittels Ein-/Ausbau oder das eigene Augenmaß. Wenn die Scharnierposition ungefähr passt, befinden sich die Türen zur Karosserie und ihre Spaltmaße bereits auf sehr gutem Weg. Auch eine Kooperation mit benachbarten Betrieben ist möglich: Einige Vertragswerkstätten können Karosserien nicht vermessen bzw. richten. Hier ergibt sich dann vielleicht ein Gemeinschaftauftrag. Bei Schmarl wird gemessen, Karosserie gerichtet und lackiert, die Vertragswerkstatt demontiert, montiert und überprüft die Elektronik. „Für beide Seiten ein Gewinn durch die Auslastung der Betriebe und Sicherung der Arbeitsplätze“, erläutert Elmar Schmarl.
faziT Auf Nachfrage nach einigen Monaten bestätigt der Karosserie- und Lackierfachbetrieb Schmarl die guten Erfahrungen mit dem Messsystem und dem Richtsystem. Inzwischen hat das Karosserie-Team auch Routine bekommen, wenn eine Karosserievermessung ansteht. Und man ist sich sicher: Die Investition in die Zukunft der Karosserie-Instandsetzung war richtig und wird sich auszahlen. Jürgen Klasing
Fa. Schmarl
Der Karosserie- und Lackierfachbetrieb Schmarl hat investiert und sich für die moderne Unfall-Instandsetzung ausgerüstet.
Fa. Schmarl
Fa. Schmarl
Vor der Reparaturlackierung werden alle Anbauteile montiert, um die Passgenauigkeit und die Spaltmasse zu kontrollieren.
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karosserie > Journal 06
Elmar Schmarl, LIM Tirol der Karosseriebautechniker stellte uns seine neuen „Werkzeuge“ vor.
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so geht lackieren im winter E
rfahrene Lackierer kennen es: Sobald die Nächte kälter werden, muss man sich in der Arbeitsvorbereitung darauf einstellen. Bei niedrigen Temperaturen können Klarlacke oder Härter dickflüssiger werden – und das macht es weitaus schwieriger, sie zu verarbeiten. Hermann Schabauer, Schulungsleiter Spies Hecker Österreich, gibt Tipps für das Lackieren im Winter. TIPP 1
20 Grad Celsius sind ideal
Bei vielen chemischen Vorgängen – und die spielen beim Lackieren eine große Rolle – ist die Temperatur entscheidend. Das muss der Lackierer in der kalten Jahreszeit besonders beachten. „Die heutigen Lacksysteme sind generell ziemlich robust und verzeihen bis zu einem gewissen Grad auch nicht perfekte Umstände“, erklärt Hermann Schabauer. „Dennoch sollte ein Fachbetrieb gewisse Mindestbedingungen sicherstellen, um auch im Winter professionell arbeiten zu können. Besonders bei der Lagerung und Verarbeitung moderner Lackmaterialien sollten Temperaturen von 20 Grad Celsius nicht unterschritten werden. Dabei sind optimale Viskosität und Verspritzbarkeit sichergestellt. Wasserbasierende Produkte müssen unbedingt vor Frost geschützt werden!“
TIPP 2
Kalte Lacke nicht stärker verdünnen Schabauers zweiter Tipp: „Erscheint Ihnen ein Lackprodukt schon beim Anmischen deutlich zähflüssiger als gewohnt, sollten Sie als erstes seine Temperatur und gegebenenfalls die Viskosität prüfen. In den meisten Fällen ist das Material einfach nur zu kalt.“ Vom weiteren „Runterverdünnen“ mit mehr Verdünnung rät er eindeutig ab. „Das wäre die falsche Methode, sie kann später zu Lackierfehlern wie ‚Orangenhaut‘ führen.“ Und dann hilft auch der Versuch nicht, die Arbeit durch weiteres Überlackieren zu retten. Das funktioniert in der Regel nicht – im Gegenteil: Durch die Überbeschichtung können Kocher und Läufer auftreten. Empfehlung: bringen Sie das Lackmaterial vor dem Verarbeiten auf Temperatur.
TIPP 3
Fahrzeuge ins Warme stellen
Das Thema Wärme betrifft jedoch nicht nur die Lackkomponenten – auch die Karosserie des Wagens darf nicht zu kalt sein. Andernfalls bildet sich beim Erwärmen ein feiner Feuchtigkeitsfilm auf der Oberfläche. Dies kann zu Problemen bei Verlauf, Oberflächenbenetzung und Haftung des frischen Lacks sowie zu Langzeitschäden durch Blasenbildung führen. Ein perfektes Arbeitsergebnis wird somit praktisch unmöglich. Schabauers Tipp: „Stellen Sie das Fahrzeug möglichst schon vor der Lackierung für einige Zeit in die beheizte Halle.“
TIPP 4
die Karosserie Gut Reinigen
Hermann Schabauer weist auf einen weiteren Punkt hin: Streusalzreste auf der Karosserie. Auch sie können lästige Lackfehler wie z. B. Blasenbildung durch Osmose verursachen, die dann aufwendige Nacharbeiten notwendig machen. Vermeiden lässt sich dies nur durch besondere Sorgfalt bei der Reinigung der Karosserieteile. „Der Aufwand lohnt sich. Die dafür aufgewandte Zeit macht sich später bei Qualität und Langlebigkeit der Lackierung bezahlt“, sagt er. „Die Salze lösen sich übrigens nur in Wasser, verwenden Sie daher einen wässrigen Silikonentferner.“ Hermann Schabauer gibt Praxistipps für Lackierer
07 KAROSSERIE > Journal
Splitter Greifbare Zukunft der Mobilität
Siegerehrung Ars Electronica
Vor der Kulisse des Zukunftsfestivals Ars Electronica wurden die Sieger des oberösterreichischen Landeslehrlingswettbewerbes der Karosseriebautechniker ausgezeichnet. Dabei durfte der Nachwuchs den autonom fahrenden Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion kennen lernen – werden doch die heutigen Lehrlinge die Autos der Zukunft reparieren. Den ersten Platz im Bewerb sicherte sich Michael Morgenstern aus Bad Goisern vom Lehrbetrieb Zeilner in Steeg, Platz 2 ging an Jaragi Langulbaew aus Linz, der beim BFI OÖ in Ausbildung ist. Dritter wurde Peter Bleckenwegner aus Hohenzell, der beim Karosseriefachbetrieb Haselmaier in St. Marienkirchen seine Lehre absolviert.
Foto: Thomas Penzinger, cityfoto.at
Anfang September war das Forschungsauto Mercedes-Benz F 015 Luxury in Motion als Teil des Ars Electronica Festivals „POST CITY – Lebensräume für das 21. Jahrhundert“ in Linz zu sehen. Das selbstfahrende Auto war in die Ausstellung „Future Mobility“ eingebettet, um zu zeigen, wie das autonome Fahren die moderne Gesellschaft verändern wird. Im Mittelpunkt stand die Kommunikation zwischen dem Fahrzeug, den Passagieren und der Außenwelt. Die Passagiere interagieren über Gesten, Eye-Tracking oder Berührung hochauflösender Bildschirme intuitiv mit dem vernetzten Fahrzeug, dieses kommuniziert über Laserprojektion und LED-Anzeigen mit anderen Verkehrsteilnehmern. Friedrich Nagl und Erik Paul Papinski von der Bundesinnung Fahrzeugtechnik besichtigten das selbstfahrende Auto, das mit Hilfe von zahlreichen Sensoren Unfälle gänzlich vermeiden soll. Die Branchenvertreter machen sich jedoch keine Sorgen, dass die Karosseriebautechniker in Zukunft arbeitslos werden: „Keine Technik funktioniert einwandfrei.“ Problematisch sehen sie die enorm hohen Reparaturkosten. „Ein mit teurer Elektronik ausgestattetes jüngeres Auto kann bereits nach einem leichten Auffahrunfall zum wirtschaftlichen Totalschaden werden“, so Erik Paul Papinski.
Foto: Thomas Penzinger, cityfoto.at V. l.: Erwin Aichberger (Bundesbildungsreferent Karosseriebautechnik), Jaragi Langulbaew, Sieger Michael Morgenstern, Peter Bleckenwegner, Erik Paul Papinski (BIM Karosseriebautechnik) und Rudolf Weismann (Lack & Technik)
2. Auflage der Rostschutztage Die Kooperation der Bundesinnung Fahrzeugtechnik mit dem ÖAMTC und DKS läuft weiter: Bis Ende September 2015 finden an ausgewählten ÖAMTC-Stützpunkten kostenlose Rost-Checks für Autofahrer statt. Karosseriebautechniker und Experten der Firma DKS prüfen die Karosserie und inspizieren dabei auch die Hohlräume mittels Endoskop. Jeder Fahrzeugbesitzer erhält einen Befund und einen Behandlungsvorschlag für die Fachwerkstätte. „Die Resonanz der Autofahrer auf die Aktion ist noch stärker als im Vorjahr, alle Termine sind stark gebucht“, sagt Thomas Knapp, Geschäftsführer der DKS Technik GmbH. Bereits im Vorjahr hatte die Aktion einen großen Erfolg und wurde deshalb heuer fortgesetzt.
bald: Meisterkurs im WIFI Wien
Foto: Thomas Penzinger, cityfoto.at Vertreter der Kfz-Branche im „Wunderauto“: Erik Paul Papinski, Lehrling Peter Bleckenwegner, GF der Landesinnung OÖ Mag. Stefan Schöfl und Friedrich Nagl (v. l.)
Am 24. November 2015 beginnt der Meisterkurs KarosseriebauerIn einschließlich KarosseriespenglerIn und -lackiererIn im WIFI Wien. Gemeinsam mit der Gruppe und den Experten des WIFI Wien bereiten sich die Teilnehmer auf die Meisterprüfungsmodule 1B, 2B und 3B vor. Der Kurs dient dazu, die Fähigkeiten zu perfektionieren und das bestehende Fachwissen zu erweitern, um optimal vorbereitet zur praktischen und theoretischen Meisterprüfung anzutreten. Lehrgangsdauer: 24. 11. 2015 - 31. 5. 2016 (280 Lehreinheiten) Details und Anmeldung: www.wifiwien.at/682715 WIFI Wien: Währinger Gürtel 97, 1180 Wien, Tel: 01 476 77-5555
05. 2015 Karosserie Journal der Karosseriebautechniker Österreichs www.karosseriebautechnik.at
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