Der OÖ Jäger, N°174, März 2022

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SERIE

am Hochstand

„MAN VERLÄSST EINEN SAUBER VORGEFUNDENEN RAUM AUCH WIEDER SAUBER“

VON DER SAUBERKEIT IN DER WILDKAMMER FOTO: CH. BÖCK

Fritz: Hallo Rudi, bist ja schon wieder so fleißig beim Reinigen der Wildkammer. Rudi: Ja Fritzi, Du kennst mich ja, ich will, dass alles schön sauber ist, auch wenn die letzten Wochen nur zwei Überläufer hereingekommen sind und die großen Abschussmengen bei den Rehen jetzt im März längst vergessen sind. Weißt Fritzi, ich mach die Arbeit ja, weil ich es sonst gar nicht aushalte - ich bin eben so. Fritz: Wenn ich an die Zeit zurückdenke, wo wir diese neue Wildkammer noch nicht hatten, da hat sich schon Wesentliches an der Einstellung zur Sauberkeit und Wildbret geändert: Am 1. August lagen oder hingen die ausgeweideten roten Böcke mindes-

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tens einen halben Tag ohne Kühlung bei den feiernden Jagdexperten – bestenfalls mit Brennnesseln oder Bärentatze gefüllt, lieferten sich trotzdem die Fleischfliegen einen erbitterten Kampf um die besten Eiablegeplätze. Heute, eigentlich seit mindestens 20 Jahren, wird so rasch als möglich das geschossene Wild aufgebrochen, ausgewaschen und wegen der sinnvollen notwendigen geschlossenen Kühlkette in eine Kühlkammer gehängt. Lieber Rudi, ein bisschen blutet mir schon das Jägerherz, wenn wir an den besonderen Jagdtagen nur die Häupter, sprich Trophäen nach Geweihstellung, Rosen und Deckenfarbe bewerten, anstelle, das rote Wild in der Gesamtheit zu betrachten, wie z.B. bei einer Hubertusmesse. Rot wird da nur mehr vielleicht ein Jäger, der einen Verkehrten erlegt hat.

Rudi: Aber Fritzi, es geht eben die Qualität des Wildbrets vor und ich bin auch froh, dass neben dem sauberen Wildbret - auch wenn der Schuss nicht immer 100%ig sitzt - nun auch die Wildkammer nach mehreren Verweisen durch den Jagdleiter grob gereinigt wird und ich nur mehr den Feinschliff mache. Hat aber ganz schön was bedeutet, bis das letzte Ferkel verstanden hat, dass man einen sauber vorgefundenen Raum auch wieder sauber verlässt. Fritz: Ja Rudi, da hast Du eine ziemlich spitze Zunge, aber sicherlich recht mit Deiner Aussage. Wenn ich so über die ordentliche Fleischverarbeitung nachdenke, kommen mir auch noch die zum Teil vergilbten und auf drei Meter entfernt duftenden Trophäen in Erinnerung.


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