LEBENSRAUM.
Kleine
NATURKUNDE VON DI WALDEMAR STUMMER FOTO: WIKIPEDIA, SHUTTERSTOCK
DIE WALDSCHNEPFE
(Scolopax rusticola) Auch wenn die reizvolle Frühjahrsjagd auf Waldschnepfen bei uns nicht mehr erlaubt ist, sollte doch der untenstehende, alte Spruch über die Ankunft der Waldschnepfen nicht in Vergessenheit geraten. Bis auf einige wenige „Lagerschnepfen“, welche bei milderem Klima bei uns überwintern, sind die meisten Schnepfen Zugvögel, die den Winter in wärmeren Gefilden (Mittelmeerländer) verbringen und im Frühjahr zu uns zurückkommen, um sich hier fortzupflanzen und ihre Jungen aufzuziehen. Der bekannte Jagdschriftsteller Philipp Meran, der nicht nur ein sehr guter Schrotschütze, sondern auch ein passionierter Schnepfenjäger war, hat diesen Spruch in einem seiner Bücher aufgeschrieben und erläutert. Invocabit, such sie ja nit… Reminiscere, putz die Gewehre… Oculi, da kommen sie… Lätare, das ist das Wahre… Judica, sind auch noch da… Palmarum, Trallarum… Quasimodogeniti, halt ein Jäger, jetzt brüten sie! Beim jeweils fettgedruckten lateinischen Wort handelt es sich um die früher gebräuchliche Bezeichnung des ersten bis sechsten Sonntages vor und des ersten Sonntages nach
Ostern. Da sich allerdings die erwähnten Sonntage nach dem Osterfest richten, welches bekanntlich einmal früher und einmal später gefeiert wird, können die mit ihnen verknüpften Hoffnungen auf die tatsächliche Ankunft bzw. den Durchzug der Schnepfen nur zufällig erfüllt werden. Der Vogelzug richtet sich eben nicht nach dem Zeitpunkt alljährlich variierender, kirchlicher Feiertage, sondern naturgemäß nach Großwetterlage und Windrichtung. Der obige alte „Schnepfenspruch“ ist bis heute unter den meisten Schnepfenjägern bekannt.
MERKMALE UND AUSSEHEN Die annähernd rebhuhn- oder taubengroße Waldschnepfe gehört zu den
Watvögeln. Sie ist von gedrungener Gestalt, hat kurze Beine sowie auch relativ kurze und breite Flügel. Die Flügelmuskulatur ist - wie bei allen Zugvögeln - sehr gut ausgeprägt. Wegen ihres geraden, ca. 7 cm langen Schnabels wird sie in der Jägersprache auch als „Vogel mit dem langen Gesicht“ bezeichnet. Das Gefieder ist in seiner Farbe an den Waldboden angepasst, da sich Schnepfen hauptsächlich am Boden aufhalten. Es weist oberseits eine rot- bis dunkelbraune Fleckung auf, während sich auf Bauch und Brust eine braune Querbänderung mit hellgrauem Untergrund befindet. Scheitel und Nacken sind schwarzbraun quergebändert. Die leuchtend weißen Spitzen der Stoßfedern sind besonders beim gefächerten Stoß sichtbar. Große, auffallend weit nach oben und hinten gestellte Augen ermöglichen eine Rundumsicht von 360° und somit auch ein frühzeitiges Erkennen von Gefahren. Der Hahn und die etwas größere Henne sind im Wesentlichen gleich gefärbt.
MÄRZ 2022
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