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Praxis: Marderfangkiste „Zwei-Deckel-System“

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HUNDEWESEN

HUNDEWESEN

MARDERFANGKISTE

„Zwei-Deckel-System“

TEXT UND FOTOS: SEPP AMERING

Die Raubwildjagd ist eine der faszinierendsten Jagdmöglichkeiten im Jahreskreis. Kaum eine andere Wildart ist ähnlich herausfordernd und bietet mehr Variationen als die beiden Marderarten Stein- und Baummarder. Erfolgreiche Raubwildjäger sind ausdauernd, sind Spurenleser und vor allem besitzen sie die Fähigkeit, sich in das Wild hinein zu versetzen.

Sehr guter Fangplatz, direkt neben Hühnerfreigehege.

Artenvielfalt ist in unserer vom Menschen geprägten heutigen Kulturlandschaft nur durch die Jagd möglich. Zahllose Studien und wissenschaftliche Beispiele zeigen, dass neben der Biotopverbesserung hauptsächlich die weidgerechte Jagd auf Prädatoren das Aufkommen von bedrohten Tierarten, unter ihnen viele Bodenbrüter, ermöglicht. Wir Jägerinnen und Jäger helfen unter anderem als Raubwildjäger im Revier besonders „unserem“ Niederwild. So beschäftigen wir uns seit Jahrzehnten mit der Fangjagd, mit Fallen, mit Kirr- und Luderplätzen und überlegen, wie Marder, Fuchs, Krähe und Co. in die Falle oder vor die Flinte gebracht werden können. Eine besonders bewährte Falle für Marder und Iltis ist die Marderfangkiste. Wir haben die Marderfangkiste von einem „Ein-Deckel-System“ zum „Zwei-Deckel-System“ weiterentwickelt und konnten dadurch wesentlich bessere Fangergebnisse erzielen. Sie ist eine einfache, aber höchst wirksame Lebendfalle zum selektiven Fang unter Verwendung eines Hühnereis als Köder.

Fangplätze können in Ortschaften, aber auch auf Dachböden, in Scheunen und Hütten sein, überall dort, wo der Marder zu Hause ist. Die besten Fangplätze sind in der Nähe eines Hühnerstalls und dgl., weil der Marder das Ei als Köder rascher annimmt.

STATIONÄR ODER MOBIL

Die Falle kann jahrelang am gleichen Ort stehen. Aufgrund der Größe ist ein Transport im PKW-Kofferraum jederzeit problemlos möglich und die Falle ist überall flexibel einsetzbar. Ein Witterungsschutz außerhalb des Gebäudes, z.B. Aufstellung unter einem Vordach oder einer Abdeckung, ist für die Haltbarkeit des Holzes und der Rattenfalle (als Auslöser) empfehlenswert. Ein gewisser Sichtschutz schadet nicht. Vor der Einspringöffnung errichtet man eine kleine Mardertreppe aus Steinen oder Kantholz. Eine Verblendung der Falle ist nicht notwendig. Ein wenig Einstreu auf den Fallenboden wird der Umgebung entnommen. Mit Einstreu oder Heu sollte eher gespart werden, weil Hauskatzen diese Kisten dann bevorzugt als Katzenklo benutzen.

„ARTENVIELFALT IST IN UNSERER VOM MENSCHEN GEPRÄGTEN HEUTIGEN KULTURLANDSCHAFT

NUR DURCH DIE JAGD MÖGLICH.“

Das Hühnerei ist als Köder sehr gut geeignet, da selektiv „Eierfresser“ gefangen werden, und problemlos in der warmen Jahreszeit einsetzbar. Im Winter, bei Frost, wird das Ei aber kaum mehr angenommen. Daher kirrt man bereits im Sommer den Marder an. Ein Ei auf die Treppe außerhalb der Falle, zwei Eier vorne in die Falle. Sobald die Eier geholt werden, legt man nach. Die erste Annahme kann einige Wochen dauern, Marder sind sehr vorsichtig. Sobald die Eier auch in der Falle geholt werden, gibt es außerhalb keine mehr und die Eier werden immer mehr Richtung hinten gelegt (Fangstelle vor der Rattenfalle). Immer zwei Eier verwenden. Sobald die Marderbälge reifer werden (Ende September) wird die Vorlage intensiviert und wenn der Marder alle

Marderfangkiste „Zwei-Deckel-System“.

TIPP Nicht mit Eiern sparen (Gesamtanzahl ca. 10 bis 15 Stück oder mehr) und sich mit dem scharf stellen Zeit lassen, damit der Marder mit der Falle richtig vertraut wird. Bei milden Wintertemperaturen wird bereits im Februar/März das Ei sehr gerne angenommen. zwei bis drei Tage die Eier regelmäßig aus der Falle holt, wird das Fang-Ei an den Auslöser (Rattenfalle) angebunden und die Falle scharf gestellt. Wieder zwei Eier verwenden, wobei das vordere nicht angebunden wird und dahinter das verbundene Fang-Ei. Üblicherweise holt der Marder beide Eier und fängt sich innerhalb von zwei bis drei Tagen. Die meisten Marder fangen sich am zweiten Tag. Somit ist nur eine kurze Fallenkontrolle erforderlich.

MARDERFANGKISTE „ZWEI-DECKEL-SYSTEM“

Abmessungen: 50 x 80 x 25 cm (l x b x h). Der Fangdeckel hat eine Größe von 50 x 40 cm. Durch den zweiten, verschlossenen Deckel (Größe von 50 x 30 cm) ist das Beködern und das Anbinden des Fangköders wesentlich einfacher (fast ohne menschliche Witterung) möglich. Durch die längere Kiste ist der Marder vollständig eingesprungen und Fehlfänge sind eher unwahrscheinlich.

Material: Holzbretter (ev. Hartholz) 24 bis 30 mm oder 3-Schichtplatten. Eine Rattenfalle als Auslöser und eine große Beilagscheibe als Deckelhalterung.

Wichtig ist eine knappe Deckelsperre bei geschlossener Kiste damit der Marder nicht entweichen kann. Wir verwenden z.B. Metallwippen aus Federstahl (z.B. alte Bandsägenblätter). Das starke Drahtgitter bei den Durchsichtöffnungen wird mit U-Haken befestigt.

Auslöser und Beilagscheibe als Deckelhalterung.

WICHTIG Gefangene Marder werden in der Falle mit der Kleinkaliberwaffe erlegt.

Die Lebendfalle ist keine Gefahr für Menschen und Tiere.

Köder rechtzeitig vorbereiten: Auf das Fang-Ei wird z.B. mit der Heißklebepistole eine alte Fischerschnur angeklebt. Das Ei sollte aber wegen der Witterung erst einige Tage später verwendet werden. Nur mit Handschuhen arbeiten!

Eierschalen in der Falle bedeuten, dass die Köder von Ratten gefressen werden.

ZUM AUTOR Der Autor ist Jäger in Laakirchen und Mitglied im Unterausschuss für Artenvielfalt und Prädation des OÖ Landesjagdverbandes.

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