Neues Wohnen in Alter Heimat "Il faut tuer la rue-corridor!" - Präsentation

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Neues Wohnen in Alter Heimat "Il faut tuer la rue - corridor!" Das Thomas-Wimmer-Haus in Laim soll abgerissen werden. Bereits seit 2015 diskutiert, soll es nun feststehen.

Baurecht durch Neubau noch die Strategie sein, nach der zur heutigen Zeit gebaut, geplant und schließlich gelebt werden sollte?

Das Appartementhaus mit 100 Wohneinheiten wird durch einen Neubau ersetzt und die häufig am Existenzminimum lebenden, meist älteren Bewohner:innen müssen ausziehen.

Das Thomas-Wimmer-Haus ist ein Beispiel für die derzeitige Neigung hin zum Abriss von Gebäuden aus der Nachkriegszeit. Wirtschaftlichkeit ist hier stets der ausschlaggebende Faktor. Im Projekt soll ein Konzept entwickelt werden, dass die besonderen Qualitäten des Bestands analysiert, aufnimmt und weiterentwickelt.

Der Prozess wird, so wie die Veränderungen in der angrenzenden Stiftungssiedlung „Alte Heimat“ von Sozialarbeiter:innen begleitet um die Veränderung möglichst angenehm zu gestalten. Doch trotzdem stellt sich die Frage, ob ein Abriss wirklich notwendig ist. Kann Abriss zur Flächenoptimierung und

Adrian Hölzel Masterarbeit Sommersemester 2022 Betreuer: Prof. Nicolas Kretschmann

DATEN 1965 - 1966 5600 m2 BGF 8 Stockwerke à 700 m2 GF 98 Wohneinheiten: 91 Ein-ZimmerAppartements 7 Zwei-ZimmerAppartements Senior:innen - Tagespflege Gemeinschaftsbad im EG 1:200

Erdgeschoss

Regelgeschoss

1:5000 Privatraum, Bestand Wohnergänzungsraum Der Aufbau des TWH erlaubt bei einer Neukonzeption die Nutzung der bestehenden Schächte für neue Installationen. So können diese (z.B. Sanitärausstattung oder neues Heizsystem) innerhalb des Bestands ausgeführt werden und eine räumliche Erweiterung somit flexibel und minimal installiert bleiben. Struktur

Konstanten

Potenzial

Typologie 1

Erweiterungsmöglichkeiten

Privatraum, Neubau / Umwidmung Wohnergänzungsraum Kollektivraum, Neubau / Umwidmung Kollektiver Wohnergänzungsraum Freiraum

Vertikale Erschließung Infrastruktur

Aus der räumlichen Syntax lassen sich Möglichkeiten zur Erweiterung des Bestands ableiten und im städtebaulichen Kontext prüfen. Typologie 1 entwickelt sich egozentrisch aus dem Bestand heraus und verlegt lediglich dessen Außenhaut um eine Raumschicht nach Außen.

Räumliche Syntax

Typologie 2

Typologie 1

Typologie 2

Typologie 2 nimmt auf den Straßenraum und die direkte Umgebung Bezug, indem sie Proportionen, Gebäudehöhen und -tiefen der Nachbarbebauung spiegelt und so den Maßstab des Bestandsgebäude bricht.


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Wohnidee Die Wohnidee basiert grundlegend auf dem Gedanken, den Flächenbedarf der einzelnen Person zu reduzieren. Alle potenziell kollektiven Nutzungen sollen geteilt - private Räume noch radikaler privatisiert werden. Alle Flächen innerhalb des Gebäudes werden hinterfragt um sie noch effizienter zu nutzen.

Die erweiternde Raumschicht wird die neuen weißen Räume aufnehmen, welche vorwiegend als private Räume zu verstehen sind. Der Zwischenraum ermöglicht, dass diese Räume auch über Geschosse hinweg gemeinschaftlich genutzt, oder zu anderen Einheiten zugeordnet werden können. So entsteht ein offenes Gefüge mit flexiblen Nutzungskombinationen.

1:200 Obergeschoss Typologie 1

Privatraum

1:200 Obergeschoss Typologie 2

Kollektivraum

Direkter räumlicher Bezug

+

Auswirkung

Erweiterungsstrategie

Auswirkung

Flexible Nutzungskombination

Umwidmung

+

+ +

+

Räumliche Überlagerung

Direkter räumlicher Bezug

+

Auswirkung

+

Motiv Vestibül / Salle Intérieure

Kollektivraum

Umwidmung

+

Die Aufdoppelung der Gebäudetiefe hat eine Häufung an unbelichteten Flächen in der Mitte des Gebäudes zur Folge. Diese dunkleren Zonen müssen nicht unbedingt, wie es sonst üblich ist, mit dienenden Räumen versehen werden. Genau diese Räume beherbergen Qualitäten, die vor allem einem kollektiven Wohnverhalten zugutekommen. Sie sind Rückzugsorte und Nischen, die sich von allen angeeignet werden können.

Privatraum

+

Auswirkung Flexible Nutzungskombination

Räumliche Überlagerung

+

+ +

+ Der Innenhof bildet einen Bezugspunkt um den sich die kollektiven Flächen und Nutzungen organisieren. Im neu vorgesetzten Gebäudeteil kann die Wohnidee noch konsequenter umgesetzt werden. Die Erschließungsflächen sind auf ein Minimum reduziert. Infrastrukturell müssen jedoch neue Schächte sowie eine neue Außentreppe als zweiter Rettungsweg mitgedacht werden.

Motiv Familistère

Erweiterungsstrategie Das zuvor linear organisierte Bestandsgebäude wird zu einer neuen Typologie transformiert, welche ein anderes Wohnen aber auch einen anderen Austausch unter den Bewohnenden ermöglicht. Das gemeinschaftliche Potenzial ist bei dieser Variante damit viel offensichtlicher.


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1:500 Städtebauliche Einbindung

1:200 Erdgeschoss Typologie 1

1:200 Erdgeschoss Typologie 2

Das Erdgeschoss dient als Übergang zwischen Gebäude und Außenraum, privaten Geschossen und öffentlichem Freiraum. Es bietet zum einen, in Anlehnung an das einstige Badehaus, gemeinschaftliche Flächen, wie Gymnastiksäle und Gemeinschaftsküche, sowie zum anderen anmietbare Flächen für Büros und Ateliers sowie Servicefunktionen wie Haarsalons, Fußpflege und Massageeinrichtungen. Die psychosoziale Betreuung befindet sich mit einem separaten Eingang im Süden des Gebäudes, die Tagespflege mit Großküche, Multifunktionssaal und angrenzendem Café öffnet sich zum Quartier. Die Flächen um das Gebäude herum können sich bis in den Straßenraum hinein angeeignet werden. Der Straßenraum an sich wird über eine Neugestaltung bewusst entschleunigt, Fahrrad- und Langsamverkehr sowie neue Mobilitätsformen erhalten Einzug und Repräsentation.

1:200 Querschnitt Typologie 1

Schnittstellen

1:200 Querschnitt Typologie 2




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8

M

10

A

Ausschnitt eines Obergeschosses mit exemplarischer Nutzungsverteilung.

Modellstudie zu Raumtiefen und Mehrgeschossigkeit in Bezug auf Raumzusammenhänge, Licht und Schatten.

XL

Etablierte Neubauten

L

Erste Interventionen und örtliche Bindungen

Le Corbusier hat 1946 einen Vorschlag zur Erneuerung europäischer Städte in 4 Phasen gemacht. Auf radikale Art und Weise möchte er das gründerzeitliche Stadtgefüge und seine Korridorstraßen abreißen und ein aufgelockertes, offenes Stadtbild entstehen lassen. Nicht durch Abriss, sondern durch Krieg kam es zu einem großflächigen Verlust an gründerzeitlicher Substanz und in der Folge wurde viele Städte und deren Siedlungen nach dem beschriebenen Leitbild konzipiert. Ich schlage nun eine fünfte Phase vor, die den neuen Bestand aufnimmt, diesen an die heute notwendige Dichte und Körnung anpasst und Wohngebäude durch kollektive Nutzungen ergänzt und sie dem öffentlichen Leben zurückgibt wie auf den menschlichen Maßstab zurückführt. Der Innenhof als zentraler Begegnungsort mit der Spannung von Alt und Neu.

M

Leichtbau - Installationen

S

Mobile Objekte


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