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INDOOR-HIGHLIGHTS
ODE AN DIEFreude
It’s a match! Die neuen Stücke machen sich bereit für den Einzug. Die 2022er Kollektionen erzählen von Optimismus, Mut, Wärme – und Zufriedenheit. Es ist eine Geschichte vom Finden statt Suchen.
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TEXT: NICOLA AFCHAR
Der Raumtrenner Reverso kombiniert spannende Farbenspiele mit einem aufregenden Materialmix.
Für Fratelli Boffi entwarf Lorenza Bozzoli die Boiserie Surprise!, die die Fröhlichkeit und den Spirit der 70er verkörpert. W enn Möbel als Installation auftreten, dann besteht eine gute Chance, dass die Rede von Mailand und der Designwoche ist. Nach zwei Jahren auferzwungener Reduktion schöpften die Aussteller im Juni aus dem Vollen. So hat der Schweizer Möbelhersteller USM gemeinsam mit dem Magazin Monocle ein alteingesessenes Fahrradgeschäft komplett in Pink getaucht. Vom Boden bis hin zu sämtlichen Regalflächen – die älteste Farbe der Welt hatte sich über alles drübergelegt. Nach der Messe wurden die modularen Sekretäre, Rollcontainer und Homeoffice-Elemente demontiert und als limitierte (2022 Stück) True Pink Edition zum Verkauf freigeschaltet. Eine runde Geschichte – und eine, die gute Laune macht.
Und genau das zieht sich wie ein roter Faden durch die Interieur-Branche und ihre Events. Die Hektik der Pre-Pandemie-Zeit scheint gedämpft, das Höher-schneller-weiter-Mantra gedrosselt und selbst das Imposante weniger wie ein Show-off. Stattdessen gibt es einen spürbaren Aufholbedarf: anlächeln (einander), anstoßen (miteinander) und angreifen (die Möbelmaterialien). Endlich wieder persönlicher Kontakt! Endlich wieder face to face inklusive Smalltalk statt Zoom-Calls. Palais-Rundgänge statt Virtual-Reality-Touren. Warum das wichtig ist? Der Salone del Mobile ist gegessen, auf Instagram wurde wieder einen Gang runtergeschaltet – und dennoch: Der Eindruck bleibt, denn nicht nur die Menschen, auch die Möbeldesigns ziehen bei der neuen Leichtigkeit des Seins mit. Es wäre viel zu aufgelegt, jetzt von einer Aufbruchstimmung zu philosophieren, auch wenn das immer gerne gelesen wird.
Aber: Es stimmt nicht so ganz. Eigentlich ist es mehr ein Gefühl des Angekommenseins, des „Es ist gut so, wie es ist“. Man erinnere sich an Anfang des Jahres, als das Farbinstitut Pantone mit seiner alljährlichen Farbe des Jahres für ein kurzes Auflodern der Trendglut gesorgt hat. Fröhlich sei die Farbe, so hieß es. „Ein Symbol für den globalen Zeitgeist des Augenblicks und den Wandel. Die Nuance zeigt uns eine lebhafte und fröhliche Sicht auf die Welt und dynamische Präsenz, die zu mutiger Kreativität und fantasievollem Ausdruck inspiriert.“ Es war natürlich nicht zu erwarten, dass rötlich-blaue Möbel deswegen den Markt schwemmen, aber Fröhlichkeit, die Lust am Leben und der Optimismus können fraglos als Metatrends verankert werden. Das 1970er-Revival ist eine Ausprägung davon.
TREND: DIE RADIKALITÄT DER 1970ER
Die Siebziger sind tot, hoch leben die Siebziger! Immer und immer wieder wurde es prophezeit – das Revival des wilden Jahrzehnts. Aber so richtig bei den Menschen angekommen ist es zumindest im Möbeldesign bis dato nicht.
Minottis aktuelle Stuhlfamilie Twiggy, entworfen von Rodolfo Dordoni, zitiert nicht nur im Namen die 70er-Jahre.
Designerin Lorenza Bozzoli weiß: Das dauert. „Angefangen hat es damit, dass bekannte Hersteller Re-Editionen der 70er-Klassiker aufgelegt haben. Jetzt, da die 1950er- und 60-Jahre ausreichend bearbeitet wurden, ist die Zeit der 70er angebrochen.“
Bozzolis Entwürfe für die Tarantino Living Cabinets für die Marke Hidini 1961 huldigen der vergangenen Ära, Bar-Cabinets an sich sind in zweieinhalb Jahren Pandemie ein Bestseller geworden. Auch ihre Arbeit für Fratelli Boffi schlägt in eine ähnliche Kerbe. Kaum ein Trendreport, in dem der Sessel Thumb mit seiner geschwungenen sanften Formgebung oder die Boiserie Surprise! mit ihrer Nonchalance nicht zu sehen gewesen wäre. Viel Holz, viel Lack, noch mehr Eklektizismus. Und eben sehr Roaring 70s. „Es besteht ein enormer Wunsch danach, der Welt ein Stück weit zu entfliehen“, meint Bozzoli, „und genau das muss in einen neuen ästhetischen Code umgewandelt werden.“
Die 70er waren kühn, üppig, extravagant und experimentell – geprägt von einer Gesellschaftskritik, die unter anderem den Vietnamkrieg thematisierte. Der neue ästhetische Code paart diese Sehnsucht nach Neuanfängen mit dem Gefühl der Gemeinsamkeit. „Zusammen ist man weniger allein“ ist nicht nur ein Buchtitel aus dem Jahr 2004, sondern ein Lebensgefühl der Jahre 2020 bis 2022. Das merkt man nicht nur im Design an sich, sondern auch in den vielen Kooperationen und Ventures. Die Farben der postmodernen Ära: leuchtendes Rot, strahlendes Orange, warmes Braun. Auch Louis Vuitton zeigte mit neuen Stücken seiner seit 10 Jahren bestehenden Reihe Object Nomades eine Reminiszenz an den Nonkonformismus, und Minotti zitiert in seiner aktuellen Indoor-Kollektion etwa mit dem Sofa Twiggy die Ästhetik des Jahrzehnts. Auch bei Draga & Aurel waren die Designer offensichtlich „in the mood for the 70s“, als sie den retro-futuristischen Reverso Screen aus der Taufe hoben.
Wobei sie sich auch auf das Space Age berufen – der Übergang zwischen den 1960er- und 70erJahren ist fließend. Beim Raumtrenner Reverso Screen trifft Gießharz auf einen halbtransparenten freistehenden Rahmen aus Messing und erlaubt spannende Lichtreflexe und Farbspiele – mehr Zeitgeist geht kaum. Auch bodennahe Sofas (B&B legt zum Beispiel das Le Bambole von 1972 neu auf) und dazu passende Beistelltische (genial: der Omphalos von Salvatorini) feiern den Throwback. Schönes Detail: der Spiegel Andromeda mit seinem Wechselspiel aus Glas und transparenten Teilen, ursprünglich aus dem Jahr 1974, neu aufgelegt von Glas Italia. Das 1970er-Revival ist ideal, um ein bisschen über die Stränge zu schlagen und einen Hauch Kühnheit zu arrangieren.
TREND: BEI FARBEN AUS VOLLEM SCHÖPFEN
Es dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben: Die greigen Zeiten sind vorbei, die „Doch, doch, die Wand hat eine Farbe“-Sager vielleicht
Andromeda von Glas Italia stammt ursprünglich aus dem Jahr 1974 und wurde heuer wieder zum Leben erweckt.
bald passé. Von Kühlschränken (z. B. Alex Proba für Samsung) über Armaturen (z. B. Axor oder Matteo Thun für ZucchettiKos) bis zu Waschbecken (Patricia Urquiola für Agape, Seite 112): Es gibt nichts, das es nicht auch koloriert gibt. En vogue: farbige Steine! Wow-Beispiel: Sabine Marcelis X SolidNature mit einem 2,40 Meter hohen – komplett ausgestatteten und freistehenden – Badezimmer-Monolithen aus rosa Onyx. Zum Verlieben!
Selbiges galt für den Messestand von Teklan X Sancal in Mailand. Die schwedische Architektin, Künstlerin und Fotografin Tekla Evelina Severin gestaltete An apartment of one’s own und fand sich damit in gefühlt jedem Trendbericht wieder. Wer einen der drei Räume betritt, fragt sich unweigerlich, ob das eigene Leben im Vergleich zu dem hier dargebotenen bisher in SchwarzWeiß gelaufen ist. Die Gestaltung der Zimmer – bei einem orientierte sich Teklan etwa am Farbschema früher nordischer Expressionisten – stehen für eine Joie de vivre, wie wir sie heute leider kaum mehr kennen. Diesen Gedanken teilt Teklan mit Design DE LUXE: „Wir hatten nun mehrere Dekaden lang keine Farben im Interior. Es ging mehr um Effizienz, Reduktion, ja, ich würde fast sagen Entfremdung. Aber ich bin überzeugt, dass sich die Zeiten ändern. Gerade die Pandemie hat uns dazu gebracht, unser Leben zu überdenken. Wir möchten wieder mehr Wärme, mehr Leben. Farbe ist Licht, Licht ist Energie und Energie ist Leben!“ Die Schwedin erinnert an die 1970er-Jahre (da sind sie wieder!) oder auch an das 17. und 18. Jahrhundert: „Damals gab es viel Farbe und vor allem viel Wissen zu diesem Thema.“
Teklan selbst hat sich dem Multicolor-Leben langsam genähert. Begonnen hat ihr Werdegang zu einer der einflussreichsten Kreativen Europas in einem Architekturbüro in Stockholm. „Ich hatte einen Overload an Weiß, Beige und Grau“, erinnert sie sich. Die Architektin begann sich mit Neuem zu beschäftigen, hielt die Entdeckungen fotografisch fest, und Instagram half ihr dabei, sich peu à peu selbstständig zu machen. In ihrer aktuellen Schaffensperiode findet sich viel Terrakotta-Rot (in Mailand gab es generell viel Rot zu sehen), aber „das ändert sich ständig. Ich mixe prinzipiell aber gerne etwas, das ‚flirty‘ ist, mit etwas, das ‚dirty‘ ist.“ Ihre „Handschrift“, so nennt es die Mixologin, ist Ton
Der Tisch Omphalos von Salvatorini passt sich dem Trend zu bodennahen Sofas an. Alex Proba schuf mit dem farbenfrohen Kühlschrank für Samsung einen echten Hingucker.
Mit X SolidNature legt Designerin Sabine Marcelis in Sachen farbiger Naturstein einiges vor.
in Ton zu arbeiten. Sie erwähnt das analoge und monochrome Farbschema, zwei Farbtheorien, mit denen man sich recht leicht auch selbst beschäftigen kann. Interessanterweise verzichtet Teklan in ihrer Arbeit auf Muster, gerade auch auf die oft gehypten Tapeten. „Ich bevorzuge ein cleaneres Color-Blocking“, bestätigt sie. „Aber für eines meiner nächsten Set-Designs plane ich einen gemusterten Hintergrund“, lacht die Künstlerin, die sich selbst – zumindest auf Instagram – sehr gerne in Röcken und Blusen mit Punkten und Streifen zeigt. Wohlgemerkt: farblich zumeist monochrom! Auch bei ihrer Definition des Schlagwortes „eklektisch“ kommt das Wort „Pattern“ vor: „Ein Mix aus Stilen, Mustern und Marken. Aus alten und neuen, am besten persönlichen Stücken. Im besten Fall ist der Mix interessant, im schlechtesten chaotisch.“ Ein Satz noch zur Wahl beim Farbkauf: Hier sollte man im Jahr 2022 darauf achten, nachhaltige Produkte zu verwenden. Teklan kann zum Beispiel die dänische Marke Linolie & Pigment empfehlen. Deren Basis: Leinsamenöl.
TREND: KÜCHEN ALS STATEMENT-PIECE
Man erinnert sich: In Lockdown-Zeiten hieß es in einer Tour, dass es bei Sofas Lieferschwierigkeiten gäbe. Lange Wartezeiten, hohe Preise – aber egal. Die von der „Wir bleiben zu Hause“–
Auch Teklan stellt mit dem Apartment of one’s own für Sancal die Farbenfreude in den Mittelpunkt.
Das Schöne kann so einfach sein: die Outdoor-Küche Very Simple Bellezza der Designerin Elisabetta Rizzato.
Mentalität Geplagten bestellten sich trotzdem ihre Statement-Couchmöbel. Alleine der Umsatz der deutschen Hersteller stieg 2021 überdurchschnittlich um knapp 13 % auf rund 1 Mrd. Euro (im Vergleich zu 2020).
Elisabetta Rizzato, Interior Designerin und Gründerin der Trend-ConsultingSeite Italianbark, sieht ein neues Investment-Piece am Sofa vorbeiziehen. „Küchen sind definitiv die neuen Sofas! Insbesondere für den Outdoor-Bereich.“ Die Draußen-Küche Very Simple Bellezza von Very Simple Kitchen sticht hier besonders heraus, weil herrlich unaufgeregt und einfach gehalten. Wenn die Pandemie etwas Gutes hatte, dann, „dass es heute viel mehr schöne Outdoor-Möbel gibt“, so die Italienerin. Da wir in Mitteleuropa aber nun mal doch meistens drinnen kochen und essen, sind die Indoor-Trends fast noch interessanter. Und hier scheint die Küche 2022 wirklich tonangebend zu sein. TM Italia versetzt die Besucher der EuroCucina-Messe mit ihrer Avignon in Verzückung. Das Aufbrechen von Strukturen ist hier das Maß aller Dinge. An den Marmor-Korpus angeschlossen: ein Tisch aus Eukalyptus-Frisé-Holz. In den Beinen des Tisches ist Platz für Computer oder Spielkonsole.
Auch Arclinea hat einen eingebauten und höhenverstellbaren Tisch. Andere Hersteller punkten mit eingebauten und dadurch quasi unsichtbaren Induktionskochfeldern (Boffi), modularen Elementen ähnlich, wie man sie aus dem Wohnzimmer kennt (Obumex) oder einer Küche, die Rezeptvorschläge auf Basis der Mindesthaltbarkeitsdaten der Lebensmittel im Kühlschrank liefert (Electrolux). Farbige Küchen sind fast schon Standard (zeitlos schön: next125), und manche Hersteller offerieren ganz besondere Funktionen wie eine Multischublade (Bora). Was die kann? Aufwärmen, warmhalten, auftauen und sogar garen. Messe-Besucherin und Beraterin Rizzato (neues Trendbuch „Farben 2023“ online): „Ich habe viele SmartLiving-Lösungen für die Küche gesehen. Aber ich frage mich immer, wie sinnvoll diese wirklich sind. Meiner Meinung nach sind die einzigen wirklich nützlichen Funktionen all jene, die helfen, Wasser bzw. Ressourcen en gros zu sparen.“ „Hidden Kitchens“, also versteckten Küchen, attestiert die Italienerin aber Potenzial, zumindest scheinen sie „gerade einen großen Moment zu haben“. Das wiederum erinnert an die Boiserie Surprise! ihrer Landsfrau Bozzoli.
TREND: CHAIRS DU JOUR
Kommen wir zur Königsklasse des Möbeldesigns: Stühle, Sessel, Fauteuils. Der Designer Marco Dessi, der in Mailand mit seinem Sessel Optimist (D70) für das deutsche Unternehmen Tecta vertreten war, erklärt: „Es ist eine komplexe Aufgabe, da es konstruktive und statische sowie ergonomische Herausforderungen zu lösen gibt.“ Ein Trapez als Rückenlehne, das Dreieck der Vorderbeine und ein ungewöhn-
TM Italias Avignon kombiniert einen Marmor-Korpus mit einem Tisch aus Eukalyptus-Frisé-Holz.
liches Oval als Sitzfläche – Dessis Entwurf feiert die Geometrie und stellt eine Art Mini-Koje dar, in der man auf ganz verschiedene Arten sitzen kann: „Wie ein Sessel mit einem kleinen Segel.“ Der Name Optimist bezieht sich auch auf eine kleine Segelboot-Gattung. Eine schöne Geschichte – und genau dieses Storytelling wird auch im Möbeldesign immer häufiger. Anekdoten geben Produkten Substanz, man hofft, dass die Strahlkraft von Gestalter und Designstück den eigenen Alltag erhellt. „Ich mag gute Geschichten“, sagt der Südtiroler mit Atelier in Wien. „Es braucht nicht immer eine, aber es kann helfen, den Kontext einer Idee zu vermitteln.“
Natürlich geht es im Endeffekt aber um die eigene Geschichte als Käufer und Eigentümer, und die muss sich oft erst entwickeln. „Möbel können viel mehr als nur uns dienen. Manche muss man kennenlernen, man muss sich damit beschäftigen und erst den richtigen Platz finden, damit sie ihr volles Potenzial entfalten können.“ Gerade Sessel sind prädestinierte AkzenteSetzer. Der A Typical Chair aus der Capsule Collection der Gebrüder Thonet Vienna (GTV) ist so ein Showstopper, der durch konstruktive Eleganz punktet. Dunkles Bugholz trifft goldenes Metall, Kaffeehaus trifft Nachtclub. Aus der Kategorie „Playful Design“ stammt dagegen das Modell Walky, ein Holzstuhl mit Füßen.
Richtig gelesen, Füßen. Design VA (USA und Mexiko) haben eine Version des Bistrostuhles kreiert. Inspiration waren die vorbeiflanierenden Passanten, die man vom Bistro aus studieren kann – deswegen bekam das gute Stück Patschen verpasst. Wieder so eine charmante Story, bei der man unweigerlich lächeln muss. „Genau das wollen wir“, freut sich Designer Armando Mora Medina. „Unsere Produkte sollen das Kind im Erwachsenen ansprechen.“ Playful Design fällt in die Kategorie „Special Interest“. Das Gros der Sessel und Fauteuils ist dagegen auffallend gut gepolstert. Dieser Trend hat sich im letzten Jahr aufgebaut, und er hat noch
Optimist in Name und Form: Marco Dessis Kreation für Tecta.
Die Gebrüder Thonet stehen seit Generationen für einzigartige Stühle. A Typical Chair wird dem Ruf mehr als gerecht. Für Walky ließ sich Design VA von vorbeigehenden Passanten inspirieren.
nicht seinen Höhepunkt erreicht, wie Dessi beobachtet. Fast jeder Hersteller versuche seine Version davon „im Portfolio zu haben“. Gefahr, sich schockzuverlieben, besteht etwa bei der Outdoor-Variante des 1970er-Sessels von Marco Marenco für Arflex. Der Grund für den SoftiesHype laut Dessi: „Das Angebot an wunderbaren Stoffen nimmt zu, ein gepolstertes Möbel verbessert die Akustik im Raum, die Stoffe dekorieren und setzen Akzente und: das Konzept vom Fine Dining ist auch zu Hause angekommen.“ Gefragt nach seinem Highlight entscheidet er sich allerdings für ein eher dezentes Sitzmöbel, das man im ersten Moment übersehen könnte: den AKA von Magis, „quasi ein Holz-Hocker mit Lehne“, wie es Dessi unprätentiös beschreibt. Randnotiz: Farbig lackiertes Holz – wie beim AKA – ist definitiv ein Thema, gerne auch hochglänzend. Aber: alles nichts gegen Stein. Ohne Frage das unangefochtene Trendmaterial der Designwelt in diesem Jahr.
ZU GUTER LETZT: DER REALITÄTSCHECK
2022 hat Drive, aber das Tempo hat sich auf ein angenehmes Niveau reduziert, auf dem es sich ruhig einpendeln dürfte. Bei so vielen Highlights kann man schnell geblendet werden und überfordert zur Seite schauen. Und genau dieser Seitenblick führt einen eventuell zu dem einen Stück, das für einen selbst perfekt passt, so wie AKA für Dessi. Ein leiser Entwurf, aber mit Potenzial zum BFF. Das Handwerk hat erfreulicherweise wieder einen Stellenwert, der alle eint – und es leichter macht, nicht dem
AKA von Magis beschreibt Designer Marco Dessi als „quasi Holz-Hocker mit Lehne“. Ein bisschen mehr ist er schon, finden wir.
Ligne Roset schafft mit Togo ein Statement Piece – für das man sich allerdings gedulden muss, denn die Lieferzeiten sind lang.
Besten der Besten nachzujagen, sondern dem genau Richtigen. Trendfeuerwerke verblassen schnell, das weiß auch Mara Varesi von Hoflehner Interiors in Wien und Linz. „Wir versuchen unsere Projekte zeitlos zu gestalten, um sicherzustellen, dass unsere Kunden langfristig zufrieden sind. Farbige Akzente setzen wir etwa mit Kissen oder Stühlen – diese sind nach einiger Zeit leicht austauschbar.“
Die Innenarchitektin hat sich wie 262.607 andere Besucher in diesen Frühsommer in Mailand inspirieren lassen: „Vor allem der Hochglanztrend ist uns als Team im Gedächtnis geblieben, er wird bei unseren Projekten Einfluss haben! Weiters würde ich hier organische Formen nennen – und den Travertin-Stein. Sehr spannend.“ Den 70er-Trend sehe man in den Produkten der gelisteten Marken, „allerdings werden diese noch nicht stark nachgefragt.“ Wenn das Thema Statement-Sofa noch nicht abgehakt ist, bitte kurz das Model Togo von Ligne Roset begutachten. „Es eignet sich aber eher für langfristig geplante Umgestaltungen, die Lieferfristen sind lang.“ Mit Flexform und Arrital hat Hoflehner Interiors zwei neue Hersteller im Programm. „Arrital ist eine italienische Küchenmarke, die sehr flexibel einsetzbar ist und auch mal etwas andere Lösungen anbietet.“ Etwas anderes, etwas Eigenes – darum geht es heute wieder verstärkt. Das betont auch Elisabetta Rizzato von Italianbark: „Die Generation der Millennials hatte sich auf instagrammable Wohndesign eingeschossen. Die Generation Z ist da ganz anders. Es geht wieder mehr um die eigene Persönlichkeit und die Differenzierung von anderen.“ Eine Ode an die Auswahl. ∏
Küchenlabel Arrital aus Italien besticht durch Flexibilität. Erhältlich bei Hoflehner Interiors.
GLANZ, GLAMOUR&GlitterDiesen Herbst gilt: Mehr ist mehr. Und so holen wir uns schon vor der festlichsten Zeit des Jahres eine gehörige Portion Glitter, Glimmer und Gold nach Hause.
LOUNGESESSEL SPONGE
Hersteller: Edra
Einzigartiger Eyecatcher: Direkt unter den Bezug geschäumtes Polyurethan verleiht jedem Sponge ein ganz eigenes, individuelles Aussehen. hoflehnerinteriors.at
ESSTISCH BC 07 BASKET
Hersteller: Janua
Einer ohne Ecken und Kanten: Januas Esstisch BC 07 Basket besticht durch abgerundete Ecken, die der Form eines Kieselsteins nachempfunden sind. dasmoebel.at
SOFA PERRY
Hersteller: Flexform
Flexibel, flexibler, Flexform: Mit Perry kehrt im Wohnraum eine neue Ordnung ein – die gepolsterte Couch lässt sich auf unzählige Arten zusammenstellen und gestalten. bruckmueller-wohnen.at
SESSEL THEIA
Hersteller: Freifrau
Ein Möbelstück, das an einen seltenen Edelstein denken lässt: Mit sattrotem Stoff überzogen, thront die gepolsterte Sitzschale auf dem filigranen Gestell – gleich einem funkelnden Rubin, der auf einem Ring sitzt. wohndesign-maierhofer.at
BÜCHERREGAL SHIBUSA
Hersteller: Giorgetti
Inspiriert von Gesten, Bewegungen und dem harmonischen Zusammenspiel von Holz und gebogenem Rauchglas schafft das Möbelsystem Shibusa, in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich, eine Bühne für Bücher, Tafelgeschirr und alles andere, was man zeigen möchte. smartliving.co.at