FORMAT #11 - eins sein

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Das Magazin der Studierenden der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. Heft Nummer Elf: „eins sein“

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Markus Stier, wurde selbstredend im Sternzeichen Stier am 12. Mai 1967 in Duisburg geboren und ist somit seit der Kindheit leidgeprüfter Anhänger des Meidericher Sportvereins. Der feste Glaube, nach dem Abitur in Münster eine glänzende Karriere als Automobil-Designer vor sich zu haben, erwies sich als pure Illusion. Zurück auf dem Boden der Tatsachen folgte ein Studium für Sport und Publizistik an der Sporthochschule Köln. Nach Volontariat in der Motorpresse Stuttgart und zehnjährigem Schaffen als Redakteur bei den Zeitschriften „mot, sport auto“ sowie „auto motor und sport“, entließ sich der damals 40-Jährige zur Horizonterweiterung selbst. Seit 2007 arbeitet Stier als freier Journalist und hält seit 2010 an der HfG in den Studiengängen Kommunikationsgestaltung und Interaktionsgestaltung die Vorlesung „Bild-Sprache-Text“.

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Heft Nummer Elf

Elf Freunde sollt Ihr sein Es ist natürlich ein bisschen fahrlässig, ausgerechnet einen gelernten Sportpublizisten zu bitten, das Editorial für die elfte Ausgabe von FORMAT zu schreiben. Was fällt dem Sportler spontan zu „elf“ ein? Klar: die Fußballmannschaft, von der es seit 100 Jahren heißt: „Elf Freunde sollt Ihr sein“, ein Motto, das tausende Male benutzt und längst zur hohlen Phrase verkommen ist. absatz Dabei geht es nicht um Freundschaft im klassischen Sinn, sondern um die Fähigkeit, zusammenzuarbeiten, zusammenzuhalten, wenn es schwere Aufgaben, Krisen oder Bedrohungen erfordern. Dabei muss das Motiv nicht reine Selbstlosigkeit sein. Ganz im Gegenteil: Ein Innenverteidiger, der für den schlafenden Mannschaftskameraden dessen Gegenspieler übernimmt, tut das nicht aus Freundschaft, sondern aus Eigennutz für das gemeinsame Ziel, das Spiel zu gewinnen, und das ist auch völlig in Ordnung. absatz Gerade kreative Menschen wie Designer oder auch Texter haben naturgemäß einen starken Willen, einen großen Drang nach Eigenständigkeit und damit auch nach Abgrenzung. In Agenturen und Redaktionen gilt vielfach der eiserne Grundsatz: „Der Schreiber ist der natürliche Feind des Gestalters.“ Ersterer pocht auf die schwerwiegende Bedeutung seiner Worte, Letzterer betont die herausragende Bedeutung der Optik. Das Tauziehen führt oft zu unbefriedigenden Kompromissen oder gar zur Kapitulation einer Seite, weil der Vorgesetzte ein Machtwort gesprochen hat. So schafft man Feinde. absatz Eigentlich sollte es nicht um das stärkere Ego, sondern um das bestmögliche Resultat gehen. Design ist, wie Fußball, ein Mannschaftssport. Die HfG fördert mit der Vorlesung „BildSprache-Text“ diesen Blick über den Tellerrand. Hier werden angehende Kommunikations- oder Interaktionsgestalter angehalten, auch einmal selbst Texte zu schreiben, um Bedürfnisse oder Nöte der „anderen Seite“ zu erkennen und respektieren zu lernen. absatz Ein Team aus allen Studiengängen hat mit großer Einsatzfreude und mannschaftlicher Geschlossenheit diese Ausgabe angefertigt, ein Team von echtem Format. Ich wünsche viel Vergnügen mit Nummer Elf. Markus Stier

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Katharina Blust, 22 Jahre Kommunikationsgestaltung 3

Julian Haberstock, 27 Jahre Kommunikationsgestaltung 3

Tatjana Brenner, 22 Jahre Kommunikationsgestaltung 3

Katharina KĂśngeter, 19 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Alexander Hanshans, 19 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Melanie Laudin, 20 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Katharina Krotova, 26 Jahre Kommunikationsgestaltung 4

Daniel Otto, 21 Jahre Kommunikationsgestaltung 4

Sarah Leukhardt, 19 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Bernhard Sacha , 21 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Carina Rieder, 22 Jahre Kommunikationsgestaltung 4

Lea Schwegler, 20 Jahre Kommunikationsgestaltung 1


Heft Nummer Elf

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Jonas Heilgeist, 22 Jahre Kommunikationsgestaltung 4

Magdalena Jajte, 21 Jahre Kommunikationsgestaltung 3

Jasmin Hellmann, 22 Jahre Kommunikationsgestaltung 4

Ivana Melillo, 22 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Aileen Kassing, 22 Jahre Produktgestaltung 4

Narges Mohammad, 23 Jahre Kommunikationsgestaltung 4

Tanja Mirlieb, 19 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Deni Ĺ imic, 20 Jahre Kommunikationsgestaltung 1

Viktoriya Oskolkova, 24 Jahre Comm. Planning and Design 3

Steffen WeiĂ&#x;, 21 Jahre Produktgestaltung 2

Jonas Voigt, 20 Jahre Kommunikationsgestaltung 2

Marina Wunderlich, 27 Jahre Kommunikationsgestaltung 4


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Heft Nummer Elf

eins sein

02 Editorial

10 Eins.

04 Teamvorstellung

14 Liebe 16 Egoistisches Engagement

78 Impressum

18 Eine Suppe, ein Team, elf Mann 22 Schwarz-weiß gedacht 24 „Leute, die nur einen Sinn für Gestaltung haben, sind keine guten Gestalter!“

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information

Was nicht ins Raster passt

HfG Schwäbisch Gmünd

34 picto lives

46 Wir leben in einer Scheinwelt.

36 analog & digital – ein Dialog

48 Internationale Seminarwoche Sommersemester 2013

42 Plakat – 121 Stunden an der HfG 52 Ein Semester woanders 58 Zukunftsinvestition 60 SRT – Student Research Teams 62 neue Werkstatt 64 Ausstellungskonzept Panoptikum – Mythos Privatsphäre 66 „medico“ – Bestellung im OP-Trakt 68 Erscheinungsbild für Bewährungs und Straffälligenhilfe Ulm e.V. 70 Multitouchtuchtisch 72 Redesign des CI und Aufklärungskampagne des Vereins „Abseitz“ in Stuttgart. „mach sport. sei du.“ 74 TESS – Fluglotsenarbeitsplatz 76 Auf dem Weg zur eigenen Schreibschrift – Damit Kinder besser schreiben lernen


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Eins. Ich drehe den Zündschlüssel um, der Motor startet und ich fahre los – direkt im Anschluss an meine Vorlesung. An einem sonnigen Freitagnachmittag. Ziel: Lago Maggiore. Spontan, frei und ungebunden – das halte ich für originell.

Als ich jedoch nach ein paar Stunden die 17 Kilometer Gotthardtunnel passiere, noch dazu mit laufender Heizung, da der Motor mittlerweile etwas warm geworden ist, merke ich, so ein richtiges Original ist meine Route dann doch nicht. Ich muss allerdings erwähnen, es ist Mitte April und stockfinstere Nacht. Vor allem in den Tiefen des Sankt Gotthardt. Aber auch draußen schlucken die zahlreichen horizontfüllenden Berge alles Licht und umgeben einen mit einem tiefen, respekteinflößenden, massiven Schwarz. Lediglich die ebenso häufigen Seen reflektieren seltener werdende Lichter von Siedlungen, lassen sie zauber-

als Touristen erwarten mich an meinem Reiseziel. Wobei ich mich ohnehin einfach irgendwo an den See stelle, frei von Campingplatzschranken und den damit verbundenen Regeln und Kosten. Es kommt somit doch nicht jeder auf die Idee, freitagabends spontan nach Italien zu fahren. Vor allem für knappe 48 Stunden. Ja, so frei und ungebunden bin ich dann leider auch nicht. Aber einen Schritt zurück. Auf die E35 Richtung Süden, den Lago Maggiore, Luino und den Schotterstreifen vor dem Ortseingang, direkt über der Ostseite des Sees, auf dem ich nun parke. Wie originell bzw. original ist das? Das Wort „Original“, im lateinischen „Orgio“, bedeutet „Ursprung“, „Quelle“, „Stamm“. Ist mein Wochenendroadtrip nun also original? Mein Original? Man könnte sagen, in meinem näheren Umfeld schon. Auch in dem Kontext der Jahreszeit und Dauer der Fahrt, könnte man argumentieren. Aber natürlich wurde die Strecke, wohl selbst vom beschaulichen Schwäbisch Gmünd aus und auch mit dem Umweg über Tübingen und einem nächtlichen Zwischenstopp in Como, schon unzählige Male im Laufe der Geschichte von allerlei Menschen befahren und erkundet. Wahrscheinlich ist den meisten Menschen davon auch mehr in Erinnerung geblieben als mir, da man ja nun nachts nicht so viel von der Umgebung mitbekommt. Anders zumindest, denn der Zürichsee bei Nacht ist meiner neu gewonnenen Erfahrung nach auf jeden Fall eine Reise wert.

haft auf ihrer Oberfläche durch die Dunkelheit tanzen und kreieren so ein entzückendes Schauspiel vor der auf und ab führenden Kulisse der Schweizer Nachtlandschaft. Außer mir ist fast niemand unterwegs, keine In der Kunst wiegt die Bedeutung des Wortes Sommerferienstaus, keine überfüllten Stra„Original“ besonders schwer. Die Aussage: ßen, sondern freie Fahrt. Keine überquillen- „Ja, das ist ein originaler, ein auf Echtheit geden, überlaufenen Campingplätze, Promeprüfter Picasso“ oder Pollock oder Van Gogh naden und Cafés, sondern mehr Einwohner oder was auch immer, ist nicht nur von persön-


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licher oder personenkultureller, sondern auch von geschichtlicher und vor allem finanzieller Prägnanz. Würde man für eine gut gemalte Fälschung eines berühmten Werkes, wie man sie beispielsweise bei talentierten Fälschern in Fernost findet, vielleicht 100 Euro bezahlen, wäre das Originalwerk des Künstlers möglicherweise Millionen wert. Das führt einen aber wieder zur Bedeutung des Wortes „Original“, denn wie viel „O R I G I N A L“ steckt denn eigentlich in einem sogenannten? Wer ist der Urheber, die „Quelle“, wer sozusagen „Exekutive“, Handlanger, Handwerker? So ereignete sich 2009 beim berühmten Auktionshaus Christie’s folgendes: Das Werk „Paris Bar“ von Martin Kippenberger, der dieses Jahr 60 geworden wäre (bis 18. August im Hamburger Bahnhof, Berlin, zu betrachten), wurde gegen ein Gebot von zweieinhalb Millionen Euro versteigert. Im Nachhinein wurde bekannt, dass Kippenberger das Gemälde, wie so oft, nicht selbst angefertigt hatte, sondern vom Berliner Maler und Künstler Götz Valien im Jahre 1992 für 1000 DM in Auftrag gegeben hatte. „Konzeptkunst“ nennt sich diese Form der künstlerischen Arbeit und besteht mittlerweile schon seit einigen Jahrzehnten. Dennoch kann man sich auch heute noch die Frage stellen: „Wer ist hier nun der Künstler?“ Diese gibt es in solch einem Fall sicherlich zwei. Zum einen den ausführenden Künstler, im Mittelalter hätte man ihn noch Handwerker genannt, zum anderen den Ideenbringer, die „Quelle“ des Werkes. Und natürlich gebühren auch dem ausführenden Künstler Respekt und Anerkennung für seine Arbeit, nicht umsonst schließlich lässt ein Ideenbringer ja sein Werk von jemand anderem ausführen, was ja schon Anerkennung bedeutet. Dennoch liegt die wahre Schöpfung, die „Herkunft“, der „Ursprung“ im Sinne der Konzeptkunst, beim Ideenbringer – denn um nichts anderes geht es ja schließlich in dieser Disziplin. Entmaterialisierung, Unterordnung der Ausführung, Erhöhung von Konzept und Idee als künstlerische Arbeit. Martin Kippenbergers Vorgehen und auch das des Auktionshauses Christie’s sind somit alles andere als verwerflich, „Paris Bar“ ist ganz klar ein original Kippenberger. In einem gewissen Maß natürlich auch ein original Valien, aber das ist, wie bereits erwähnt, von untergeordneter Rolle. Eher kritisch hingegen ist ein deutscher Beitrag der Biennale in Venedig im Jahre 2003.

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Realisiert wurde eine Skizze von ebendiesem Kippenberger. Allerdings als Rauminstallation, von der niemand weiß, ob sie vom Künstler als solche geplant, erdacht worden war oder wie dieser sie in diesem Fall genau ausgearbeitet hätte. Hier ist der Begriff des Originalen weit strapaziert worden, denn die Ausführung wurde nicht vom Künstler selbst in Auftrag gegeben, die Idee der Umsetzung von einem dritten erbracht, weshalb sie gegenüber der ursprünglichen Idee oder Skizze erhöht erscheint. Allgemein wird der Begriff des Originalen in der Kunst häufig etwas ausgedehnt. Viele große Meister vergangener Tage ließen Teile ihrer

Werke von Schülern anfertigen, setzten schließlich ihre persönlichen Akzente und unterzeichneten mit ihrem Namen. Das ließe sich aus heutiger Sicht im Sinne der Concept Art leicht argumentieren. Künstler sind schon lange keine Handwerker mehr, sondern Ideenfinder. Kunst ergibt sich auch aus der originellen Zusammensetzung von bereits Vorhandenem in einem neuen Kontext, wie z.B. Marcel Duchamps ready-made „FahrradRad“ von 1913 zeigt. Es selbst ist schon seit Jahrzehnten ein Klassiker und lebt nur von seinem originalen Konzept – in vielfach reproduzierter Form. Das spiegelt auch nur den Bedeutungswandel der Künstlerrolle im Laufe der Jahrhunderte wider, die ihre Werke in der Antike noch selten signierten, was sich mit der Renaissance Italiens änderte und im 20. Jahrhundert erneut einen bedeutenden Sprung machte, sodass mittlerweile selbst sogenannte Fälschungskünstler Berühmtheit erlangt haben. Ein besonderes Beispiel: Konrad Kujau, der für die 1983 erschienenen Hitlertagebücher verantwortlich ist, den „Stern“ Millionen kostete und eine Menge an


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Glaubwürdigkeit. Er wurde zwischenzeitlich „Eine gute Problemstellung ist die halbe jedoch auch schon selbst gefälscht nachdem Problemlösung“ (Dieter Raffler) im Designer durch seine Verurteilung weltbekannt wur- prozess und erst darauf folgt die (Aus-) de. In Wien existiert sogar ein Museum, das Gestaltung, wie auch bei den Werken Kippennur Fälscher ausstellt und deren Kriminalge- bergers oder anderer. Design hat natürlich schichten erzählt. Sie sind selbst schon ausnichts mit Kunst zu tun, sagen die einen. Anstellungswerte Originale geworden. dere nennen es Kunst für den Alltag. So Der Begriff des Originalen wandelt sich also oder so können die Entwurfstechniken dieim Laufe der Zeit. Muss er ja auch, denn heute selben sein, völlig unabhängig davon, wie ist man in vielen Bereichen schon überaus weit man die beiden Begriffe voneinander stark beeinflusst, seit Generationen sozialisiert abgrenzt. und geprägt, man kann dem kaum noch entEinen weiteren Bezug gibt es dann aber doch rinnen und hinzu kommt die überall zugäng- noch: Das Thema der Fälschung. Auch wenn liche Möglichkeit, sich über das Internet Nachahmung, vor allem im asiatischen Raum, schnell zu informieren. Man kann nicht frei eine Form der Achtung ist, so freuen sich sein von Eindrücken, sich höchstens ein doch nicht viele Designer bzw. Unternehmen, Stück frei machen, in dem man bereits Vorwenn ihre Produkte kopiert und fast idenhandenes neu aufgreift, anders begreift. tisch verkauft werden. Zwar empfindet es Dieter Rams als Kompliment, dass Apple viele „Eine   gute Problemstellung ist Merkmale seiner früheren Braun-Entwürfe aufgreift, Rido Busse jedoch differenziert die halbe Problemlösung “ hier mit seinem „Plagiarus“, dem Negativpreis So ist auch in der Gestaltung „Original“ ein für Fälschungen, zwischen „nachahmen“ betrachtenswerter Begriff, den es einmal zu und „nacheifern“, was wohl, der Kunst ähnbeleuchten lohnt. Als Gestalter schafft man in lich, oft ein schmaler Grat sein kann und der Regel keine „Originale“ im klassischen angesichts unserer globalisierten Welt heftige Sinne des Unikats. Man generiert einen Origi- wirtschaftliche Auswirkungen für Einzelne nalentwurf oder eine Vorlage für ein mehr oder Unternehmen zur Folge haben kann. oder weniger originelles Produkt, den es am besten so einfach und günstig wie möglich So fühle ich mich schließlich wenig einfallszu reproduzieren gilt. Das ist auch ein Faktor, reich, als ich, auch wenn sonst kein Tourist, der die Kunst beeinflusst, Wirtschaft, Konja sowieso fast niemand, da ist, wie „jeder“ am sum, Kommerz. In der Kunst mag das teilweise Lago Maggiore in der Sonne liege und das problematisch sein, da sie ja um ihrer selbst italienische Flair genieße. Jedoch umso mehr, Willen existieren möchte. Nicht so das Design. als ich mich als einziger, warum wurde mir Es existiert, um Probleme zu lösen, Dinge schnell klar, in den ungefähr auf zehn Grad zu verbessern, zu erleichtern, Prozesse zu ver- Celsius abgekühlten Lago hineinwage. Aber einfachen. nach nur etwa 20 Sekunden spüre auch ich Es ist somit auch gar nicht nötig, das Rad täg- meine Füße wieder und es war die Erfrilich neu zu erfinden, auch wenn das als schung wert. Student manchmal noch schwer zu begreifen Und das Gefühl, einen originellen Einfall ist. Zu sehr ist man von Bildern und Eingehabt zu haben. drücken beeinflusst und hält an diesen fest, Text: Steffen Weiß anstatt den Hintergrund zu beleuchten, das Fotografie: Leo Braun und Steffen Weiß System, die Methode zu verstehen, was einen dann doch, über die Adaption und Entwicklung von Vorhandenem, zu einem neuen, originalen Entwurf führen kann. Der dann aber meistens nicht von dem Gestalter „signiert“ wird, sondern in Teamarbeit entsteht, geprägt, entwickelt und ausgearbeitet wird. Bei einem Designprozess sollte im besten Fall ein Problem gelöst werden. Es ist somit, der Concept Art ähnlich, dematerialisierend. Es geht darum, Dinge anders anzugehen, die Fragestellung zu überdenken, die ja die „Quelle“ darstellt, das Original hervorbringt.


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Liebe Als ich „Sam“ sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Von Anfang an war mir klar, dass er meiner Traumvorstellung entsprach und sein gutes Aussehen überzeugte mich sofort. Es fiel mir schwer, mich seiner unwiderstehlichen Aura zu entziehen, da er aus der Menge hervorstach wie kein anderer. Sein Stil war elegant und doch ausgefallen – klassisch und doch individuell. Als ich auf ihn zuging, um ihn aus der Nähe zu betrachten und kennen zu lernen, war ich aufgeregter als ich erwartet hatte. Ich stand direkt vor ihm und plötzlich fehlten mir die Worte, denn mir fiel auf, dass er nur Augen für mich zu haben schien und sogar deutlich mit mir flirtete. Ich riss mich zusammen, streckte meine Hand nach ihm aus und brachte hervor: „Boah, geil! Nur 349,99€, geht ja voll!“ Von da an war alles klar: Wir hatten uns gefunden und auch meine Eltern standen dahinter, dass ich meine Wahl getroffen und mich für ihn entschieden hatte. Mit der Zeit fand ich heraus, dass er eher der stillere Typ war, doch wenn es ein Problem gab, drückte er sich stets gewählt und präzise aus. Ab und zu ließ ich ihn meinen Computer benutzen und er beeindruckte mich jedes Mal aufs Neue, indem er meine Interessen in- und auswendig kannte: Sowohl Termine als auch Geburtstage und die Namen meiner Freunde, samt E-Mail-Adresse und Handynummer, konnte er sich problemlos merken. Wir teilten einfach alles: Musikvideos, Bilder der letzten Party und interessante Links. Jeden Abend nahm ich ihn mit in mein Bett und wir hörten Musik, bis ich einschlief. Er weckte

mich mit meinem Lieblingssong und unterhielt mich, wenn mir langweilig war. Konnte ich mir eine Wegbeschreibung nicht merken, so führte er mich sicher zum Ziel. Wir waren wie füreinander bestimmt, doch nach einem Jahr Beziehung kriselte es. Er war nicht mehr in der Lage, meine Wünsche zu erfüllen und brach manchmal einfach das Gespräch ab und schwieg. Je mehr ich mich ihm zuwandte, desto weiter entfernte er sich von mir und eines Tages begriff ich, dass er mir vollkommen entglitten war: Ich wollte ihn wecken, doch er gab kein Lebenszeichen von sich. Ich schüttelte und drückte ihn, aber nichts passierte. An diesem Tag verlor ich „Sam“. Zu seinem Gedenken grub ich ein Loch in unserem Garten, das gerade groß genug war, legte ihn vorsichtig hinein und schaufelte es wieder zu. In einen Stein ritzte ich folgende Worte: „Hier ruht Sam Sung Galaxis S3*. Ich werde dich für immer lieben.“ * Name von der Redaktion geändert. Text: Tanja Mirlieb Illustration: Katharina Köngeter

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Egoistisches Engagement

Es war diese Art Aussage, die mir nächtelang durch den Kopf irrte, von links nach rechts, aus dem logischen hinüber zum kreativen Bereich meines Denkapparates und wieder zurück, nur um sich dafür zu entscheiden, ein letztes mal nach vorne zu kommen, auf die Bühne. In den Vordergrund, in die durchnässende Welt der Gedanken, um sich zu präsentieren und mich völlig gelähmt und zugleich absolut konzentriert stehen zu lassen im Regen. Im verregneten Innern meiner selbst, durchtränkt von Buchstaben, Ellipsen, Wortkombinationen und pseudophilosophischen Denkansätzen. „Der wahre Egoist kooperiert.“ Wie paradox der Satz inhaltlich zu sein scheint. Egoismus & Kooperation. Zwei an sich völlig unvereinbare Richtungen.

Aber was bedeutet es denn, „egoistisch“ zu handeln? Egoismus zielt doch lediglich darauf ab, in jedweder Situation den größtmöglichen Profit für sich selbst zu erringen. Wenn Egoisten also nur nähmen, um immer mehr zu haben, dann würden sie irgendwann nicht mehr nehmen können, weil ihnen schlichtweg niemand mehr etwas gäbe. So beruht alles auf Gegenseitigkeit. Wie bei einem Rudel Wölfe. Sie sind triebgesteuerte Wesen, die trotzdem in Gruppen jagen und ihre Beute teilen, da sie im Gegensatz dazu die Loyalität und Unterstützung der anderen erwarten können. Und genau so scheint es auch bei uns zu sein. Egoisten helfen anderen. Sie engagieren sich in unserer Gesellschaft. Tauchen unter in der Masse aller Hilfsbereiten, die nicht nur aus egoistischen Motiven handeln, sondern vorwiegend helfen wollen. Und jeder von ihnen wird als sozial engagierter Teil der Gesellschaft gesehen. Kann man dann überhaupt noch zwischen all den Egoisten und den von innen heraus Hilfsbereiten bzw. zwischen diesen beiden stereotypisierten Erscheinungsbildern unterscheiden? Wobei, ist es denn überhaupt wichtig, zwischen ihnen zu unterscheiden, zu selektieren und für sich selbst zu bewerten; schlimmstenfalls noch zu propagieren, wie egoistisch manche doch seien? Ist es denn nicht erstrebenswert, anderen Menschen, anderen hilfsbedürftigen Menschen, egal aus welchen Motiven, zu helfen und sich für Hilfesuchende einzusetzen? Immerhin unternimmt man etwas. Etwas Gutes. Man hilft.


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Wenn man zur Tafel geht, Hilfe sucht, sich beim DRK meldet, weil man Hilfe braucht, oder als Jobsuchender wieder den Einstieg in den Berufsalltag finden will, dann ist es absolut nicht relevant, welcher der beiden Stereotypen die notwendige Hilfe anbietet. Vor allem, was bedeutet es überhaupt, sozial engagiert zu sein? Ist es denn zwingend notwendig, in organisierte Truppen, die fett und breit proklamieren, sie kümmerten sich um die sozial Hilfsbedürftigen, einzutreten, nur um sich dann als ein gleichermaßen sozial engagierter Teil unseres Sozialkosmos zu fühlen? Fängt es denn nicht schon viel kleiner an? Engagieren wir uns denn nicht schon für unsere Mitmenschen, wenn wir ihnen bei kleinen, banaleren Problemen helfen? „Soziales Engagement“ ist doch schlussendlich so lose definiert, dass alles, was freiwillig zum Gemeinwohl geleistet wird, als sozial engagierte Tat gewertet werden kann. Also weshalb bekommen wir stets ein schlechtes Gewissen, bzw. weswegen wird uns immer ein schlechtes Gewissen eingeredet, wenn es um das Thema „Soziales Engagement“ geht und wir, als Durchschnittsweltbürger, in keiner bundes- oder gar weltweit bekannten Organisation tätig sind? Weil wir nämlich Egoisten sind. Triebgesteuerte, nach Anerkennung lechzende Egoisten.

Unser schlechtes Gewissen reden wir uns selbst ein, weil wir womöglich der Meinung sind, der Anteil unseres alltäglichen sozialen Engagements sei absolut nicht ausreichend. Natürlich nur im Vergleich zu anderen, die sich eben dieses als Leitziel ihres Lebens gesteckt haben. Wobei es in keiner Weise festgelegt ist, dass soziales Engagement erst dann als solches gewertet wird, wenn man es in größeren Kontexten vorfindet. Reicht es denn für den Anfang nicht aus, sich für das Thema zu sensibilisieren und einen eigenen festen Standpunkt zu entwickeln, zu reflektieren und seine eigenen Überzeugungen innerhalb der Gesellschaft zu finden und zu festigen? Es ist immerhin ein Grundstein. Ihn zu setzen, dürfte niemandem misslingen.


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Eine Suppe, ein Team, elf Mann Es ist acht Uhr abends. Ein Sonntag. Die Tische sind gedeckt. Die Kerzen brennen. Alles ist bereit. Gleich rennt dir die Kundschaft die Schwingtür ein. Doch wie sieht es bei dir in der Küche aus? – Eine Teamzusammenstellung Text: Carina Rieder Illustrationen: Alexander Hanshans

Der Starkoch engagiert sich. Am liebsten wür-

de er neben einer Suppe gleich mehrere auf einmal kochen. Dabei krönt er sich auch gerne einmal mit Chefhaube und Kochlöffel selbst zum Anführer der Gruppe. Von Anfang an koordiniert der Starkoch das gesamte Team und bestimmt die Zutaten. Wenn ihm etwas nicht passt, kann er auch einmal auf die Anrichte hauen. Doch muss er dabei aufpassen, dass er die Suppe nicht zum Überschwappen bringt. Letztendlich bleibt der Großteil der schweißtreibenden Arbeit an den anderen hängen.

Der Löffelschwinger findet alles super und lebt

in seiner eigenen Welt, in der sich jedes Gemüse im perfekten Reifestadium befindet. Er begeistert sich schnell für ein Rezept und fängt dann auch sofort mit dem Gemüseschnippeln an. Der Löffelschwinger hat zwar meist keine eigenen innovativen Ideen für das Rezept, aber er verbreitet eine gute Stimmung und er macht die Suppe ein wenig bunter. Er neigt dazu, vom eigentlichen Rezept abzuschweifen. Zum Ende hin, wenn die Suppe am Brodeln ist, fehlt ihm oft die Ausdauer.


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Der Miesepeter ist das Gegenstück zum Löffel-

schwinger. Er ist der Bremser der Truppe. Niemals akzeptiert er das Rezept einfach so, er klopft jede Idee auf Schwachpunkte ab. Letztendlich findet er immer ein Haar in der Suppe. Doch anstatt es herauszufischen und eine Lösung zu suchen, lässt er es in der Suppe schwimmen und bringt Unruhe in die Küche. Der Miesepeter ist zwar nicht ganz unnütz, aber er bringt auch nichts Konstruktives ein, was das Team vorantreibt.

Das faule Ei ist die Steigerung vom Miesepeter.

Doch anstatt nur über das Haar in der Suppe zu schimpfen, spuckt es zusätzlich noch gehörig hinein. Von konstruktiver Kritik hat das faule Ei noch nie etwas gehört. Unzensiert und oftmals lautstark macht es seinem Ärger Luft. Das faule Ei macht alles nieder und torpediert die Zubereitung der Suppe.

Das Mauerblümchen versucht, sich im Gemü-

sebeet zu verstecken, damit es ja nicht zum Mitmachen überredet wird. Wird es wider Erwarten doch einmal in die Küche mitgeschleift, so wird es sich auch dort so weit wie möglich heraushalten und auf Fragen sehr knapp antworten. Von selbst wird es die Suppe jedenfalls nicht würzen.

Der Schnippler ist voller Tatendrang, immer

muss unbedingt etwas getan werden. Er ist bereits am Kartoffelschälen, wenn noch nicht einmal entschieden ist, ob es nicht doch besser Nudeln zur Suppe geben soll. Er ist ein hektischer Kamerad, der keine langen Diskussionen mag. Sobald es zu sehr ins Detail geht oder auch nur ein klein wenig von der Menüplanung abgewichen wird, drängt der Schnippler sein Team, wieder auf das Rezept zurückzukommen und schneller mit dem Kochen zu beginnen.


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Der Laufjunge trägt eigentlich nichts Wesent-

liches zum Geschmack der Suppe bei. Aber er taucht alle fünf Minuten neben den anderen auf, um ihnen etwas zu Trinken oder Essen anzubieten. Den Laufjungen quält ein schlechtes Gewissen aufgrund seiner mangelnden Kompetenz. Dies versucht er durch immense, fast schon in den Wahnsinn treibende Fürsorge auszugleichen. Deswegen ist er auch der Erste, der sich während der gemeinsamen Arbeit für Besorgungen von Zutaten oder der Verpflegung der Truppe anbietet.

Der Zerrissene hat oft eine Idee für ein gutes

Rezept, die das Team auf Anhieb überzeugt. Aber noch bevor mit den Vorbereitungen begonnen wird, pfeift er alle wieder zurück. Der Zerrissene findet immer einen Grund, der dagegen spricht und zweifelt an der Qualität seiner Rezepte. Das kann manchmal auch für zusätzlichen Stress sorgen, besonders wenn die Suppe schon mitten in der Vorbereitung ist und der Zerrissene das Wasser für eine komplett neue, andere Suppe aufsetzt. Die Küchenwaage ist die Sozialpädagogin der

Gruppe. Für sie ist es das Wichtigste, dass sich alle lieb haben. Es muss immer ein Kompromiss gefunden werden, auch wenn dafür zwei gegensätzliche Rezepte vermischt werden müssen. Keiner darf sich zurückgesetzt fühlen. Die Küchenwaage kann nur bei entspannter Atmosphäre arbeiten. Zwiespalt und Anspannung in der Gruppe stören ihre Leistung. Oft beschäftigt sich die feinfühlige Küchenwaage mehr mit zwischenmenschlichen Problemen als mit der Zubereitung der Suppe.


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Der Erbsenzähler arbeitet penibel, ordentlich

und gewissenhaft, was er auch gerne von anderen erwartet. Jede Zutat, jedes Gewürz muss ganz genau abgewogen werden. Kein Körnchen Pfeffer zu viel darf in die Suppe gelangen. Vor lauter Perfektionismus neigt er oft dazu, den Überblick über das große Ganze zu verlieren. Dem Erbsenzähler fällt es sehr schwer, jemand anderen an „seine“ Suppe heranzulassen. Seine Devise ist, dass zu viele Köche die Suppe verderben. Am Ende ist er derjenige, der die Suppe abschmeckt und bei Bedarf noch einmal nachwürzt.

Die Küchenhilfe setzt schon einmal das Was-

ser für die Suppe auf, während die anderen noch über das Rezept diskutieren. Sie bereitet Wichtiges gerne rechtzeitig vor und kann Prioriäten setzen. Die Küchenhilfe hat genug Energie und Mut, um sich Hindernissen zu stellen, auch wenn die hungrigen Gäste schon auf der Matte stehen. Schwer fällt es ihr jedoch, wenn mitten im Prozess ein neues Rezept aufkeimt. Die Menüplanung kurzfristig zu ändern, ist nicht ihre Stärke.


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Schwarz-weiß gedacht Behandelt, überdenkt, wertet, zeigt, stellt fest und stellt dar. Schwarz-weiß gedacht denkt in Graustufen, RGB, CMYK, Sonderfarben, bunt oder auch mal nur einfarbig. Farben als Wege. Oder auch einmal ganz und gar farblos, jedoch auf einem Weg. Weg als Strich, vielleicht durch die Rechnung oder abschließend als Résumé. – Nachhaltigkeit

Fertig ist das neue saubere Image. Der Es ist völlig irrelevant, welchen Bereich „Schachtelwirt“   (wie die Fast-Food-Kette in unseres Alltags man sich anschaut. Das Wort Bayern und Österreich auch umgangssprach„Nachhaltigkeit“   greift um sich wie der lich genannt wird) ist jetzt ein nachhaltig Tasmanische Teufel. Erfolgreich wirbt beigeführtes Unternehmen. spielsweise die Kosmetikbranche für eine Fußpflegecreme, die durch gespendete Dass Fast Food auch Berge von Müll, riesiFeuchtigkeit die Haut revitalisiert und nachge Mengen an Fleisch und ungesunde Erhaltig pflegt. Der Unternehmer verspricht, nährung bedeuten, ist dabei nicht so wichtig. nachhaltige Werte zu schaffen und sein GeAlles das kann man beim Verzehr von Fleischbergen und Gummibrötchen getrost genüber legt nach und lobt das nachhaltig übersehen. Denn die gedruckte Nachhaltigpositive Wachstum seiner Firma. Dies wird keitskommunikation – in Form einer Brodann alles als nachhaltig unternehmerisches Handeln verstanden. „Eine gute Grundlage schüre – veranschaulicht uns anhand von ist die beste Voraussetzung für eine solide Kreislaufschaubildern, wie Abfall fachgerecht Basis“, würde ebenfalls gut passen. Das fehentsorgt und recycelt wird. Hochglanzfotos lende Wort „nachhaltig“ oder „Nachhaltigund auf Verständnis getrimmte Texte sollen zum sauberen Image beitragen. Der Kunde keit“ lässt sich mit den entsprechenden Vokalen und Konsonanten hinzukaufen. Nichts ist zufrieden und entsorgt fachgerecht die mitgenommene Broschüre – wenn nicht gleich ist unmöglich. Der Begriff wird kaum hinauf dem Parkplatz der Filiale – spätestens terfragt und dies führt schließlich zu einer dann Zuhause. Die Kreislaufschaubilder haVerwirrung in der Gesellschaft. Ursprünglich ben scheinbar schnell Wirkung gezeigt. wurde „Nachhaltigkeit“ erstmals in der Forstwirtschaft als Bewirtschaftungsprinzip Doch wer handelt nachhaltig? benutzt. Ziel war es, der Natur nicht mehr Möglicherweise der Sportartikelhersteller zu entnehmen, als diese vertragen bzw. als mit der Raubkatze, der nun einen recyclenachwachsen kann. Oftmals verpassen sich baren Sportschuh auf den Markt wirft? „Cradle-to-Cradle“   (von der Wiege zur Wiege) Unternehmen ein ökologisches Image und nennt sich das Konzept eines Chemikers wollen dadurch mehr Profit erzielen. Das   und Umweltforschers aus Deutschland. Ziel „Restaurant   zur goldenen Möwe“ ist hier ein gutes Beispiel. Walt Disney verbannt die Wer- soll sein, Produkte so zu entwickeln und zu produzieren, dass Materialien wieder kombespots der Fast-Food-Kette aus den TVKanälen, lästige Diskussionen über dicke Kin- plett verwertet werden können. Klingt vielder, die sich angeblich falsch ernähren und versprechend und wird schon als „Idee für eine industrielle Revolution“ bezeichnet. schon muss ein „Nachhaltigkeitsbericht“ her. Dieser lässt dann das Fast-Food-Imperium Text und Fotografie: Julian Haberstock „grüner“   und „gesünder“ werden. Die Vorgehensweise ist einfach: Die Hintergrundfarbe des Logos wird grün. Die Außenfassade wird neu bepinselt, das Dach neu gedeckt und im Inneren der Filiale beginnt das Stühlerücken. Eine denkbare Investition für die Küche ist der energiesparende Grill.

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„Leute, die nur einen Sinn für Gestaltung haben, sind keine guten Gestalter!“

Im Nordosten Stuttgarts, nahe am Neckar, liegt in einem kleinen Industriegebiet ein nüchternes und unscheinbares Gebäude. Hinter dessen Fassade entstehen jedoch Arbeiten, die alles andere als unscheinbar sind – überzeugendes und erfolgreiches Grafikdesign vom Feinsten. Die Designagentur STRICHPUNKT mit insgesamt vier Standorten in Deutschland gehört zu den bedeutendsten und meist ausgezeichnetsten Agenturen der vergangenen Jahre – national und international. FORMAT erhielt die Möglichkeit, mit einem der beiden Gründer und Geschäftsführer Prof. Jochen Rädeker über das harte Geschäft der Kreativbranche, den Mythos Teamarbeit und die Chancen junger Gestalter zu reden.

FORMAT Du bist in Hannover geboren. Wie

kam es dazu, dass Du an der Kunstakademie in Stuttgart Grafikdesign studiert hast? Jochen Rädeker Ganz einfach! Weil ich in Hannover nur Dreiradfahren gelernt habe. Wir sind in den Süden gezogen, als ich drei Jahre alt war und dann habe ich mich

nicht mehr getraut, Baden-Württemberg zu verlassen. Die Kunstakademie in Stuttgart hatte damals einen hervorragenden Ruf. F Und warum zog es Dich nicht an die HfG

nach Schwäbisch Gmünd? JR Gmünd war für mich absolut keine Option. Mir war die Verbindung von freier Kunst zu Grafikdesign extrem wichtig. Ich habe auch zwei Semester freie Malerei studiert. Aus heutiger Sicht wäre Gmünd wahrscheinlich keine Alternative für mich, weil ich es für sehr kritisch halte, wenn sich eine Hochschule auf einen spezifischen Stil kapriziert. Und Gmünd macht das. Das heißt, wenn ich Studierende in eine Richtung bringe, in der bestimmte Gestaltungsparameter erlaubt sind und andere nicht, glaube ich, dass man Kreativität unnötig killt, wo eigentlich ein weiter Blick sein müsste. Das heißt nicht, dass Gmünd die Studierenden fürs Leben versaut. Aber der Angang, extrem reduktiv, sehr stark auf Ulmer Schule, auf die Tradition von Otl Aicher setzend, zu glauben, dass damit Grafikdesign ganzheitlich abgedeckt werden könnte, den teile ich nicht.

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F Womit befasste sich Deine Abschlussarbeit

an der Kunstakademie? JR Ich habe angefangen mit einer Arbeit, die ausdrückt, wie mein Studium gelaufen ist, eben sehr stark am Freien orientiert. Ich habe mir das Studium durch freie Malerei finanziert, durch Ausstellungen – national und international. Ich hatte vor, als Diplomarbeit ein Buch zu illustrieren, hab’ das drei Monate lang gemacht und dann kam ein Kunde und hat gesagt: „Ich habe eine Musikagentur, wir brauchen ein neues Corporate Design.“ Ich dachte, diesen Auftrag bekomme ich nie wieder, habe mein ursprüngliches Diplomthema geschmissen und ein Corporate Design gemacht. Heute würde ich mich möglicherweise anders entscheiden, weil ich Corporate Designs für Konzertagenturen seitdem einige gemacht habe. Ein Buch illustriert – nie wieder. Nutzt das Studium für Experimente, nutzt es, um zu scheitern, nutzt es, um Dinge an die Wand zu fahren, nutzt es, um 100 Entwürfe in den Papierkorb zu schmeißen und erst den 101. gelten zu lassen, weil das in der Praxis später leider ganz anders aussieht. Das, was ihr heute als Bachelorthesis in drei Monaten macht, ist in der Praxis ein Job für zwei Wochen. Man sollte sich klar machen, dass man diese drei Monate vielleicht zum letzten mal so intensiv, ganzheitlich an einer Aufgabe arbeiten kann.

„Das heißt nicht, dass Gmünd die Studierenden fürs Leben versaut.“ Die Zeit würde ich verdammt nochmal für irgendein geiles Projekt nutzen! Aber gut, ich habe mich damals anders entschieden – es war der Start in die Selbständigkeit. Ich kannte eine andere freie Gestalterin, die mit mir studiert hatte – Kirsten Dietz. Wir haben immer gegenseitig Urlaubsvertretungen gemacht und irgendwann festgestellt: „Ist doch bescheuert, dass jeder so für sich hinwurschtelt. Das können wir auch zusammenlegen und die Kunden viel effektiver betreuen.“ So ist es zur Gründung eines gemeinsamen Ateliers gekommen. F Woraus entstand der Name STRICHPUNKT? JR STRICHPUNKT hieß unser Projekt, weil wir es doof fanden, uns „Dietz & Rädeker“ zu nennen, so wie viele klassische Agenturnamen: Kolle Rebbe, Jung von Matt, Scholz & Friends und so weiter. Wir wollten eine Marke definieren, unter der sich auch andere wohlfühlen und haben deswegen nach etwas Abstraktem und Sympathischem gesucht. Da war „Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist

das Mondgesicht“ etwas, was wir beide sympathisch fanden. Und wir wollten etwas Intelligentes haben: Der Strichpunkt ist ein definitiv intelligentes Satzzeichen! Erstens verwenden es die wenigsten Leute richtig und zweitens verbindet es zwei ganzheitliche Themen zu etwas größerem Ganzen. Zum Beispiel eine Aufgabenstellung mit einer Lösung, einen Kunden mit dem Markt, ein Produkt mit seiner Umsetzung. Wir haben somit einen inhaltlichen Ansatz mit dem Namen STRICHPUNKT, wir haben einen typografischen Ansatz – STRICHPUNKT als Satzzeichen war auch ein Hinweis, dass uns Typografie wahnsinnig Spaß macht – und wir haben einen emotionalen Ansatz. Und da kommen wir wieder zum Thema Fehler: Der Name war wahrscheinlich unser dritter Fehler. Erstens: Falsche Diplomarbeit – die Kosten fürs CD und die Druckkosten für das Programmheft habe ich nie bezahlt bekommen, weil die Musikagentur pleite gegangen ist. Ich habe im Studium leider nie gelernt, wie man eine Firma führt. Zweitens: Falscher Start – ich habe nie woanders gearbeitet, um die Fehler bei anderen Chefs zu machen. Der dritte Fehler war es, die Firma STRICHPUNKT zu nennen, weil wir mittlerweile viele internationale Kunden haben, ich Vorträge auch im Ausland halte und es sehr komisch ist, neben dem unaussprechlichen Namen Rädeker auch noch mit dem noch unaussprechlicheren „striiiggpuuunkt“ angekündigt zu werden. Das würden wir vielleicht heute anders machen, aber es hat ja bis heute hierher gereicht. F Gab es auf dem Weg zum Erfolg mit

STRICHPUNKT Personen, die besonders inspirierende Vorbilder darstellten? JR Vorbilder wechseln und ich glaube, ich habe ständig ganz viele. Ich bin da sehr offen, suche viel und schaue mir viel an. Vorbilder können zum Beispiel auch Studenten sein, die eine tolle Arbeit gemacht haben. Das müssen nicht immer die Superstars der Branche sein! Vorbilder können auch Dinge sein, die man einfach im Moment sieht und die man davor noch nicht gesehen hat. Es gab daneben Leute, die für uns in der Agenturentwicklung wichtig gewesen sind. Ich fange mit einem Kunden an: ein Hotelier aus Bad Mergentheim. Er hat ein Programmheft gesehen, das ich als Teil meiner Diplomarbeit gemacht habe, und sagte: „So was könnte ich für mein Luxushotel gut gebrauchen.“ Jetzt hat so ein Luxushotel den Vorteil, dass da viele Leute absteigen, die selber auch ein Geschäft haben und wenn du dann einen


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Prospekt machen kannst, dann ist das ein richtiger Business Booster. Dann kam der Fotograf Dietmar Henneka, der einen Hotelprospekt dieses Hoteliers im „Feinschmecker“ sah und gesagt hat: „Ich suche grad’ Leute für einen Mercedes-Kalender.“ Und plötzlich waren wir in der großen Welt der MercedesBenz Markenphilosophie und haben über diesen Weg Kurt Weidemann kennen gelernt. Daraus hat sich eine ganz intensive Freundschaft entwickelt. Wir haben uns oft wöchentlich gesehen und uns gegenseitig ausgetauscht. Kurt ist jemand gewesen, der uns als väterlicher Freund zur Seite gestanden hat. Nicht, indem er für uns Kontakte gemacht hat, sondern indem er sich Zeit genommen hat, indem er Arbeiten, auf die wir sehr stolz waren, angeschaut und total verrissen hat. Ich erinnere mich an unsere erste Goldmedaille beim Art Directors Club, das war 2002 – im übrigen zielgerichtet: wir haben 1999 gesagt: „Wie machen wir denn jetzt weiter? Jetzt sind wir drei Jahre selbständig.“ Wir haben damals viele PowerPointPräsentationen für Mercedes gemacht und gemerkt, das ist es nicht, was uns glücklich macht, dafür haben wir auch nicht studiert und haben dann an einem gemeinsamen Strategiewochenende gesagt: „Wir wollen innerhalb von drei Jahren zu den zehn kreativsten deutschen Designagenturen gehören.“ Das hat geklappt! Diese Arbeit haben wir zum Beispiel mit Kurt Weidemann besprochen und er hat gesagt: „Ist ja schön, dass Ihr einen goldenen ADC Nagel dafür bekommen habt, aber schaut Euch mal diese Scheiß-Typografie an!“ Was wir von ihm gelernt haben, ist, nicht zufrieden zu sein. F „STRICHPUNKT hat das Grafikdesign des

ersten Jahrzehnts dieses Jahrtausends so geprägt wie keine zweite Agentur“ – so lautet ein Zitat von Prof. Thomas Rempen, das auf der Website von STRICHPUNKT stolz platziert ist. Worin liegt das Geheimnis dieses Erfolgs? JR Es liegt im unbedingten Wollen, wirklich spitze zu sein und auch in der Bereitschaft, zu scheitern, unzufrieden zu sein und sehr viel zu arbeiten. Es ist nicht so, dass Kreativität vom Himmel fällt. Es liegt auch sicherlich daran, dass Kirsten Dietz und ich als Unternehmensgründer zwei total unterschiedliche Typen sind. Wenn Kirsten was gut findet, finde ich es meistens total daneben und umgekehrt. Dann kämpfen und arbeiten wir so lange, bis wir es beide richtig gut finden. Ein Aspekt, den ich vorhin schon genannt hatte, ist der Teamgeist. Wir gehören nicht zu den

Büros, wo zwei göttergleiche, unfehlbare Interpreten der grafischen Sache an der Spitze sitzen und um sie herum sind lauter Exegeten und Jünger, die versuchen, so ähnlich zu sein. Wir haben bei Mitarbeitern immer nach Leuten gesucht, die irgendwas können, was wir nicht so gut können. Ich glaube, daraus ist einfach eine Gruppe von Leuten entstanden, in der alle den Anspruch haben, tolles Grafikdesign zu machen. Das Gefühl, mit Herzblut zu arbeiten, mit dem Anspruch, richtig gut zu sein und wenn man richtig gut ist, noch nicht zufrieden zu sein, weil es noch nicht herausragend ist. Diese Haltung hat uns über Jahre getragen, die trägt unsere Mitarbeiter, die trägt unser Team und dann macht es auch verdammt viel Spaß. Und der allerletzte Aspekt: Wir haben Kunden, die das zulassen, die das fordern, die das einfordern. F Branding, Reporting und Imagebuilding

stellen die Kernkompetenzen von STRICHPUNKT dar. Woraus hat sich diese Spezialisierung entwickelt? JR Eigentlich ist das keine Spezialisierung. Obwohl wir mittlerweile auf Platz sechs der größten deutschen Designagenturen liegen, sind wir weit davon entfernt, zu sagen: „Wir können alles.“ Was wir gut können, ist Marken führen, Marken entwickeln, Marken gestalten, auch international. Was wir gut können, ist, Ideen zu entwickeln, die Markenwerte darstellen, also Werte visuell zu kommunizieren, sodass ein Unternehmen sich verständlich präsentiert und emotional positiv wahrgenommen werden kann. Das hat zu zwei, vielleicht drei Kernbereichen geführt. Der erste war Markenentwicklung, Corporate Design. Wir haben 1996 angefangen mit der Firma, das war kurz bevor der „Neue Markt“ geboomt hat. Einige der Firmen, für die wir Logos entwickelt haben, sind auf

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einmal gewachsen, gingen an die Börse und haben uns gefragt: „Macht Ihr eigentlich auch Geschäftsberichte und begleitet Ihr Börsengänge?“ Wir haben zweimal geschluckt und uns dran erinnert, dass wir ja super sein wollen und schließlich gesagt: „Klar machen wir das.“ Wir waren so ziemlich die erste Agentur in Deutschland, die Geschäftsberichte gemacht hat, die auch einen emotionalen Mehrwert hatten, die Leute auch zum Lächeln gebracht haben und die keine drögen Zahlenfriedhöfe gewesen sind. Wenn wir heute über Corporate Design reden, reden wir in der Regel über digitale Marken, die auch noch einen Printauftritt haben. Entsprechend hat sich unser Geschäft auch verändert. Das Analoge bleibt ganz stark im Packaging, weil im Zeitalter von Onlineshopping der Kontakt mit einer Produktverpackung oft der erste Kontakt ist, den man haptisch mit einer Marke überhaupt hat. Dieser Bereich ist für uns sehr spannend, auch weil wir uns mit Veredelungen sehr gut auskennen. Das ist der dritte Bereich und der Vierte sind natürlich digitale Medien. Wobei digitale Medien eigentlich kein Bereich für sich sind, sondern etwas, was sämtliche Formen von Markengestaltung und Unternehmenskommunikation durchdringt.

nicht die, die wir empfehlen. Für den weltweiten Relaunch von Vorwerk haben wir zwei Jahre gearbeitet. Zwei Jahre von der ersten Besprechung mit den Verantwortlichen bis zur Verabschiedung des neuen Corporate Designs. Und die Implementierung wird weitere drei Jahre brauchen. Marken zu führen, dauert einfach. Ein normaler Corporate Design Auftritt für ein Unternehmen im Mittelstand ist sinnvoll in etwa sechs Monaten darstellbar. Das hängt weniger an der Agentur, als an den Entscheidungsstrukturen bei Kunden. Bei einem Geschäftsbericht ist es ein ähnlicher Zeitraum. Wenn wir einen Corporate Identity Prozess machen, operieren wir wirklich am offenen Herzen des Unternehmens. Ich habe schon Identitätsprozesse begleitet oder angestoßen, bei denen am Ende eines Markenworkshops die Unternehmensleitung gesagt hat: „Wir ziehen den Auftrag zurück, wir müssen unser Unternehmen neu organisieren.“ Das sind oft die besten Kunden geworden, aber vielleicht erst ein dreiviertel Jahr später. Das ist auch das Beste, was dir als Designer passieren kann: dass du als strategischer Berater ernstgenommen wirst. In dem Moment, in dem Design bewertet wird nach dem Motto „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ bist du auf der Verliererstraße. In dem Moment, in dem du zum Beispiel über eine Wertediskussion, über das Festlegen von Parametern, über das gemeinsame Erarbeiten eines Briefings mit dem Kunden zu dem Punkt kommst, dass dein Design am Ende nicht schlecht oder gut, sondern richtig ist, dann bist du in einer Kategorie Unternehmensberater, Stratege, Dienstleister, Lösungsanbieter, die für einen geschäftlichen Erfolg viel besser ist. F Wie viele Großprojekte werden im Schnitt

F Wie groß ist der Zeitrahmen, in dem sich

die Gestaltung eines neuen Corporate Designs bewegt? JR Da kann ich nur „von bis“ antworten. Es gibt absolute Quick Shots, dass etwas in einer Woche fertig sein muss – dann setzen wir 20 Leute dran. Das sind aber nicht die Prozesse, die wir uns wünschen und auch absolut

bei STRICHPUNKT bearbeitet? JR Ich kann sagen, dass wir im letzten Jahr 42 verschiedene Kunden mit 550 Projekten in der Agentur hatten. Da gibt es das Riesenprojekt Vorwerk Corporate Design und es gibt das Miniprojekt, bei dem irgendein Neukunde einen Flyer braucht. Es ist aber schon so, dass viel parallel gearbeitet wird. Im Bereich Geschäftsberichte betreuen wir etwa 20 Kunden, fast alle von denen haben Jahresabschluss zum 31.12. und das heißt, fast alle brauchen im März oder April einen Geschäftsbericht. F Ist es bei so zahlreichen Projekten immer

möglich, auf Knopfdruck kreativ zu sein und die richtigen Ansätze zu finden? Oder lebt


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man als Designer auch am Wochenende mit Weil wir wollen, dass die Leute, die hier den Gedanken an die Aufgaben weiter? sechs Monate arbeiten, danach rausgeJR Also ein 40-Stunden-Job ist das nicht! Und hen und wirklich was gelernt haben. Das wer glaubt, dass er im Grafikdesign mit 35 heißt, wir investieren auch Arbeitszeit Stunden in der Woche auskommt, der sollte und Arbeitskraft. Wenn wir jetzt eine Riesich ganz schnell überlegen, ob er in der senauswahl an Praktikanten haben, dann richtigen Branche tätig ist. Das hat einfach sagen wir ehrlicherweise ganz egoistisch: was mit Herzblut zu tun, es hat etwas da„Na klar, holen wir uns dann die Besten mit zu tun, dass man sein Hobby zum Beruf davon!“ Ein Praktikant, der im ersten Semesmacht und dann vielleicht weniger die Stunter noch nicht so ganz weiß, wie ein Mac den zählt, als einfach auch privat stolz darauf an- und auszuschalten ist, ist ein weniger ist. Natürlich ist das anstrengend, natürlich effizienter Praktikant als einer, der vielleicht nimmt man Dinge mit in eine private Betrach- sein Grundstudium schon hinter sich hat und tung. Genauso wichtig ist aber auch Abstand. jetzt im Hauptstudium ist. Ein trauriger AusWenn man von morgens bis nachts arbeitet, wuchs davon ist die Generation Praktikum. dann kommt auch nichts Kreatives mehr raus. Das hängt weniger mit Unternehmen wie uns, Trotz Agenturgröße und entsprechender als mit Hochschulpolitik zusammen. Ich Strukturen zählen wir nicht jede Stunde, die halte es – das sage ich auch ganz bewusst als wir arbeiten, sondern es passiert auch mal, Professor, der ich mittlerweile selbst bin – dass wir etwas an die Wand fahren. Dann für fatal, wenn Professoren ihren Bachelorabmuss man eben wieder neu anfangen oder solventen glauben machen, dass der Bachelor mal einen Spaziergang machen und Luft ein berufsqualifizierender Abschluss sei. Ich reinkriegen. Es ist nicht so, dass wenn man habe zwölf Semester studiert und habe daseit vielen Jahren erfolgreich kreative Ideen nach vieles noch nicht gewusst, was in diesem entwickelt, man sicher sein kann, dass es Beruf wichtig ist. Wenn man meint, nach „schnipp“ macht und nach 35 Minuten ist die sieben Semestern und davon ein PraxisseKampagnenidee da. Manchmal ist es so. Es mester, jemandem einen Hochschulabschluss gibt große Jobs, die haben wir in zehn Minuzu verleihen, dann hat man ein Studium ten entwickelt und es gibt welche, da haben auf eine klassische Lehrzeit verkürzt. Der Bawir wochenlang daneben gehauen. Wir haben, chelor führt mit seiner Ausbildungstiefe und tun das bis heute, sehr viele Jobs abnicht dazu, dass jemand so weit fit ist, dass er gelehnt. Wir suchen uns ganz bewusst Dinge, in diesem Job volle Leistung bringen kann. von denen wir glauben, wir können ethisch zu diesem Thema stehen, wir haben gestalteUnd wer glaubt, dass er im Grafikrisch einen Ansatz, den wir spannend finden design mit 35 Stunden in der und wir haben Lust drauf. Denn ohne Lust kann man nicht ordentlich gestalten. Woche auskommt, der sollte sich F Selbstverständlich ist jeder Praktikant für

ein Unternehmen ein gewisser Aufwand. Weshalb erhalten vor allem so viele Studieneinsteiger keine Möglichkeit auf ein Vorpraktikum? Sollten nicht gerade diese die Chance bekommen, einen Einblick in ihre zukünftige Berufswelt zu bekommen? JR Ein Praktikum muss, wenn es richtig verstanden ist, eine Win-Win-Situation darstellen. Der Praktikant gibt seine Arbeitskraft und die Agentur gibt Know-how ab und hilft dem Praktikanten, in seinem Studium weiterzukommen. Jetzt ist es so, dass es immer auch ein Thema von Angebot und Nachfrage ist. Wir erhalten bei STRICHPUNKT im Jahr etwa vier- bis fünfhundert Praktikumsanfragen und wir haben nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen, weil wir schon Wert darauf legen, dass unsere Praktikanten zum Beispiel fair bezahlt werden.

ganz schnell überlegen, ob er in der richtigen Branche tätig ist.“ Und das führt wiederum dazu, dass viele Agenturen dazu übergehen, jemandem, der mit dem Bachelorabschluss und einer ordentlichen Mappe kommt, nur ein Praktikum anzubieten – und das wieder führt dazu, dass sich gute Bachelorabsolventen nicht für einen Job bewerben, sondern gleich nur für ein Praktikum. Ich erlebe gerade als Professor im ersten Semester, dass Studierende Romanik nicht von Gotik unterscheiden können. Das sind die Auswirkungen von G8, wo an Kunstunterricht und Geisteswissenschaften gespart wird. Das muss dann die Hochschule erst mal kompensieren, und das macht die Studienzeit noch enger. Es ist Betrug an euch Studenten, wenn man sagt, ihr seid nach ein paar Semestern fit für


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diesen Job. Der noch viel größere Betrug läuft in den ganzen privaten Schulen, wo man nach drei Jahren Schulgeld bezahlen irgendeine nichtsnutzige Urkunde in der Hand hat. Ich würde mir als Professor inzwischen wünschen, dass Studenten ein Vorpraktikum machen müssen, um zu wissen, ob sie überhaupt für diesen Beruf geeignet sind. Ein Praktikum in einer größeren Agentur zu machen, nach drei, vier Semestern, heißt, ich bin technisch schon mal fit, ich hab’ ein gutes Gefühl und ich möchte mich langsam in eine Richtung entwickeln. Das ist ein ganz guter Zeitpunkt. Ein Praktikum nach dem Abschluss ist Betrug am Studenten! Es ist bitter, dass ein Bildungssystem es nicht schafft,

„Ich erlebe grade als Professor im ersten Semester, dass Studierende Romanik nicht von Gotik unterscheiden können.“ nach dreieinhalb Jahren einen Berufsabschluss zu vermitteln, der dann zu einem ordentlichen Gehalt führt. Aber werft das nicht uns als Agenturen vor – sondern werft es der Hochschulpolitik vor. F Das gilt dann auch als Hauptkritik an den

Hochschulen oder gibt es zur Lehre noch weitere wichtige Punkte, die wir nennen sollten? JR Was mir fehlt, bei Studierenden sowie bei Absolventen, ist Allgemeinbildung. Wenn ich die Welt gestalten möchte, muss ich die Welt verstehen! Ich finde es zum Teil erschreckend, mit was für einem geringen Maß an politischer, kultureller, gesellschaftlicher und historischer Bildung Leute glauben, Grafikdesigner werden zu wollen. Leute, die nur einen Sinn für Gestaltung haben, sind keine guten Gestalter! Gestaltung heißt, einen Sachverhalt zu verstehen, ein Problem zu begreifen, es zu analysieren und zu einer kreativen Lösung zu kommen. Um das zu können, muss ich über ein überdurchschnittliches Maß an allgemeiner Bildung verfügen, um es in den richtigen Kontext setzen zu können. Ein Designer ist ja eigentlich ein angewandter Tiefenpsychologe. Das heißt, wir sorgen dafür, dass eine Botschaft sympathisch rüberkommt. Ein Mensch, der sich eine Werbung, ein gut gesetztes Buch anguckt, der einen Artikel ohne Kopfschmerzen liest, der weiß ja gar nicht, warum er diesen Artikel besser findet als einen Artikel, bei dem er Kopfschmerzen kriegt. Wir Designer wissen, wie das geht. Unser Job ist es, anderen Leuten etwas

angenehmer, leichter, besser, verständlicher, funktionaler zu machen. Und wenn wir das tun, weiß unsere Zielgruppe nicht, warum sie das angenehmer, leichter, besser, verständlicher oder funktionaler findet. Schlechte Gestaltung fällt nur auf, weil sie eben nicht funktioniert. Gute Gestaltung fällt meistens gar nicht auf – außer uns Designern. Und damit haben wir eine unglaubliche soziale Verantwortung. Wenn wir diese Techniken anwenden, für Schrottprodukte, für miserable Unternehmen, für Volksverdummung, dann wird unsere Zielgruppe das trotzdem angenehmer, leichter, besser, verständlicher, funktionaler und schöner finden. Dann haben wir die Welt nicht besser gemacht, sondern schlechter! Mein zweiter Kritikpunk ist, dass ich mir wünschen würde, dass Studierende, die ihren Bachelor- oder Masterabschluss haben, mehr betriebswirtschaftliche Bildung mitbringen, weil wir uns in einer Marktwirtschaft bewegen, in der Kenntnisse darüber nicht schaden können. Die können nicht schaden, wenn ich vernünftig mit meinem Chef über ein angemessenes Gehalt verhandle. Die können dann hilfreich sein, wenn man für ein Unternehmen ein Erscheinungsbild macht und dazu die wirtschaftlichen Zusammenhänge verstehen muss und die können dann besonders hilfreich sein, wenn ich sage, ich arbeite frei und ich muss was kalkulieren. Der dritte Punkt ist, wie schon gesagt, dass ich mir wünschen würde, dass das Studium länger dauert. Damit ihr mehr Zeit gehabt habt, Fehler zu machen, die ihr später in der Praxis bitte nicht mehr macht! F Du bist Agenturchef, Autor mehrerer

Bücher, aktiv im Art Directors Club tätig, wie jetzt gerade als Chairman der Nachwuchsjury und außerdem Professor an der Hochschule Konstanz. Sind diese Betätigungen sehr zeitintensiv und ist das alles miteinander vereinbar? JR Zweimal ja. Ich glaube, mein Lebensarbeitszeitpensum habe ich langsam durch, aber es macht ja noch Spaß. Ich gehe hier meistens abends raus und denke: „Du hast gelebt und du hast etwas gemacht, was dir Spaß macht.“ So lange das so ist, ist es mir relativ egal, ob ich hier acht Stunden oder zwölf Stunden am Tag sitze. Ich bin mittlerweile Vater eines fünfzehnjährigen Sohnes und habe zum Glück eine gut funktionierende Agenturstruktur, die es mir auch ermöglicht, zu sagen: „Am Wochenende arbeite ich nicht.“ Es gehört immer wieder dazu, den Kopf freizukriegen, viel unterwegs zu sein, sich neue Sachen anzu-


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schauen, in Museen zu gehen, einfach Inspirationen zu bekommen. Deswegen würde ich es nie in Arbeitszeit und Freizeit trennen. Natürlich ist es anstrengend. Mein Engagement beim Art Directors Club hat mir unglaublich viele Kontakte gebracht: zu Kollegen, zu Konkurrenten, zu Mitarbeitern, zu potentiellen Auftraggebern, in die Politik rein – das ist einfach spannend und das ist Lebensqualität und das hat sicherlich keinen negativen Aspekt auf die Firma gehabt. In der Summe ist es so, dass ich mehr arbeite als der Durchschnittsarbeitnehmer, in der Summe ist es aber auch so, dass ich mehr Spaß bei der Arbeit habe und von daher will ich mich überhaupt nicht beklagen!

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Regel halb so alt und seht die Welt anders und das ist gut so. Wenn ich jung bleiben und meine Kunden noch richtig beraten möchte, dann muss ich wissen, wie geht ihr mit Medien um, wie empfindet ihr Ideen, was ist für euch Kreativität. Ich lerne als Professor genauso viel, wie meine Studenten von mir – hoffe ich. Wenn ich ihnen so viel beibringen kann, wie ich von ihnen lerne, wäre ich glücklich! Das ist die Systematik, die auch in einer Agentur gelten muss: Bloß weil jemand seit 15 Jahren erfolgreicher Creative Director ist, hat er nicht immer die beste Idee, aber er hat vielleicht die Erfahrung, eine gute Idee herauszudestillieren. F Du hast schon für zahlreiche namhafte

F Wie Du vorhin schon angedeutet hast,

braucht STRICHPUNKT ein gutes Team. Was zeichnet solch ein Spitzenteam aus? JR Es gibt für uns zwei Kriterien bei einem Bewerber. Das erste Kriterium ist, ob jemand fachlich richtig gut ist. Ist der inspirierend, hat der Sachen in der Mappe, die richtig gut sind und nicht viele, die schlecht sind, hat der Sachen, die wir gerade brauchen? Der zweite Punkt ist: Würde ich mit dem abends ein Bier trinken gehen wollen? Das zählt genauso viel! Ich glaube, das macht das Team bei STRICHPUNKT aus. Dass man ein gemeinsames Gefühl entwickelt, dass man sich sympathisch ist, dass man Lust hat, gemeinsam etwas zu machen. F Wird bei Projektarbeiten im Team jeder Vor-

Unternehmen wie adidas, airberlin, Mercedes-Benz und das Staatstheater Stuttgart gearbeitet. Muss sich STRICHPUNKT häufig nach den Wünschen des zahlenden Kunden ausrichten? JR Wie vorhin schon gesagt, haben wir im letzten Jahr 550 Projekte gemacht. Natürlich sind da auch ein paar dabei, auf die ich nicht besonders stolz bin – das ist ganz normal. Es passieren Fehler und auch bei uns sind wir mal unzufrieden mit einer Arbeit. Wir versuchen nur, das weitgehend zu vermeiden. Erstens durch eine starke Auswahl der Kunden – vier von fünf Anfragen lehnen wir ab, weil etwas nicht so gut zu uns

„In der Summe ist es so, dass ich mehr arbeite als der Durchschnittsarbeitnehmer, in der Summe ist es aber auch so, dass ich mehr Spaß bei der Arbeit habe.“

schlag mit eingebunden, gibt es Hierarchien oder sind alle Mitarbeiter immer so top, dass alles übernommen werden kann? JR Nein, erstens sind nicht alle Mitarbeiter immer top, jeder hat auch mal einen schlechten Tag. Zweitens gibt es Hierarchien – man kann einen Laden mit 60, 70 Leuten nicht passt, weil wir etwas nicht so gut machen ohne klare Hierarchien führen. Design ist können. Das Zweite ist, wie bei einem nicht demokratisch! Es gibt einfach Leute, die Bewerber, die Frage: Kann der was und ist haben mehr Erfahrung oder die kennen den er uns sympathisch? Das schließt oft schon Kunden besser oder sind die kreativeren Köpfe aus, dass man in so eine „Kunde zahlt und können besser entscheiden. Etwas ganz und hat Recht“-Systematik reinkommt, sonanderes ist, wie man zu einer Idee kommt. Ich dern, dass wir hier das Glück haben, Kunwürde sagen, die mit Abstand erfolgreichste den zu haben, die sehr partnerschaftlich mit kreative Arbeit, die wir bei STRICHPUNKT in uns umgehen. Das bedingt dann auch Verden letzten Jahren gemacht haben, war die trauen, dass die Agentur, die man beauftragt, Idee einer Praktikantin. Wenn wir ihr nicht eine Lösung bringt, auf die man selber nicht zugehört hätten in dem Meeting und gesagt gekommen wäre. Ein Kunde, der auf der Basis hätten: „Du als Praktikant hältst bitte die „gefällt mir“ oder „gefällt mir nicht“ entscheiSchnauze, wenn die Superstars reden“, dann det, der hat eine schlechte Agentur, weil ihm hätten wir viel schlechter gearbeitet. Ich die Agentur einen Entwurf geliefert hat, bin auch nicht ganz ohne Grund Professor ge- der auf einer Gefallensbasis bewertet werden worden. Ich bin 46, ihr Studenten seid in der kann. Wir versuchen, unseren Kunden


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Entwürfe zu liefern, die ihr Problem lösen, die richtig oder falsch sind. Das Ziel ist schon, – und das erreichen wir fast immer – dass wir uns wohlfühlen und der Kunde auch. Am Ende ist es natürlich so und das hat auch was mit sozialer Verantwortung zu tun, dass wir hier für unsere Angestellten, viele mit Familie, die Gehälter zahlen wollen – aber das heißt noch lange nicht, dass der Kunde Recht hat. F Woran arbeitet STRICHPUNKT aktuell? JR Wir arbeiten gerade viel an Projekten für

bestehende Kunden, außerdem an einigen neuen Markenentwicklungen, über die ich nichts sagen darf. Aktuell wichtige Kunden für uns sind – was vielleicht ungewöhnlich ist, aber für unsere Qualität im Design steht – gleichzeitig Daimler, BMW und VW. Das können vermutlich wenige Agenturen von sich sagen. F Wo könntest Du Dich heute sehen, hättest

Du keinen Studienplatz an der Kunstakademie bekommen? JR Mir war klar, ich möchte unbedingt Kunst oder Grafikdesign machen, wenn das nicht klappt: Journalismus. Ob das geklappt hätte, ist eine ganz andere Frage. Das ist wahrscheinlich noch schwerer als Grafikdesign. Aber das hätte mich gereizt. Ich hätte dann irgendwas mit Sprache machen wollen und so gesehen habe ich ja meinen Traumjob gefunden, in dem ich hin und wieder mal ein Buch schreibe und ein paar Buchstaben aneinanderreihe, ohne sie zu gestalten. F Zum Schluss bitte noch ein Kommentar

zum FORMAT-Magazin! JR Ich kann als Kommentar dazu abgeben, dass ich mir wünschen würde, dass an meiner Hochschule auch so ein cooles Ma-

gazin entstehen würde – haben wir nämlich nicht. Und zwar nicht nur nicht, sondern schon gar nicht in dieser Qualität. Macht Spaß, macht Lust reinzulesen, nicht alles, was ich da drinnen sehe, gefällt mir, macht aber nichts. Und ich glaube, dass das mit viel Engagement gemacht ist, so wie ich das hier sehe. Die Typografie ist sehr gmündisch. Naja gut, aber was soll man von euch erwarten! Aber es ist gut gemacht, ich find‘s spannend, find‘s lebendig, sehr unterschiedlich von der Seitenstruktur, von den Bildkonzeptionen her. Themen von denen ich denken würde, da lese ich gerne rein! F Dann kannst Du das über das Wochenende gerne machen! JR Mache ich! F Das freut uns! Herzlichen Dank für das Gespräch. Text: Jonas Heilgeist Fotografie: Daniel Otto


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n n a m e d i eW t r u K


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picto lives

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rehci A lt O Grafik: Narges Mohammad


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analog & digital – ein Dialog Fotografie: Tatjana Brenner und Magdalena Jajte


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analog & digital – ein Dialog

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analog & digital – ein Dialog

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analog & digital – ein Dialog

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12 Studenten / 1 Mitarbeiter / 2 Dozenten Ein visuelles Abbild des Campuslebens an der HfG gespickt mit einigen Fakten. von Katharina Blust und Narges Mohammad

Plakat – 121 Stunden an der HfG

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Wir leben in einer Scheinwelt. Dokumentation der Erstsemesterparty


HfG Schwäbisch Gmünd

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Fotografie: Deni Šimic, ´ Bernhard Sacha


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Internationale Seminarwoche Sommersemester 2013 In jedem Semester bietet die Hochschule für Gestaltung eine Seminar- oder Laborwoche an. Diese wird von den Studierenden gerne angenommen, da sie eine gelungene Abwechslung zum Studienalltag bietet. Wir zeigen Eindrücke und eine Übersicht der Seminarwoche im Sommersemester 2013. lectures Die Vorlesungsreihe bestand aus acht Vorträgen internationaler Gastdozenten, einer Podiumsdiskussion, sowie fünf Präsentationen über Partnerhochschulen der HfG. Die Vorträge beschäftigten sich mit Themen, die direkt oder im Zusammenhang mit Design und Gestaltung stehen. Dadurch sollte den Studierenden Einblick in unterschiedliche Formen der Designtätigkeit und Designausbildung gewährt werden. Die Podiumsdiskussion setzte sich unter anderem mit dem Thema auseinander, welchen Herausforderungen angehende Designstudenten in der heutigen Zeit gegenüberstehen und wie sie erfolgreich damit umgehen können.

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01 material history – Gesa Beck In diesem Kurs wurden die Eigenschaften des Materials Aluminium untersucht. Dabei wurde in drei Gruppen gearbeitet. Die Recherchegruppe verschaffte sich einen Überblick darüber, wie Aluminium gewonnen wird, wo es Verwendung findet und was mit Altmaterial geschieht. Die Filmgruppe untersuchte den Wissensstand der Bevölkerung über Aluminium, indem sie Personen auf der Straße interviewte. Die dritte Gruppe beschäftigte sich mit dem Thema Utopia und stellte Thesen auf, was in Zukunft mit diesem Material möglich sein würde.

Podiumsdiskussion mit Prof. George Burden


HfG Schwäbisch Gmünd

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Vorstellung von Brian Stone

Begrüßung durch Rektorin Christina Salerno

02 hypertextual landscape: an exploration in non-linear electronic narrative – Vesna Dragojlov Ziel des Workshops war es, einen interaktiven Inhalt zu erstellen. In den ersten Tagen wurden verschiedenste Beispiele gezeigt und Unterschiede von Text zu Hypertext zusammen erarbeitet. Die Umsetzung der Aufgabe war den Teilnehmern völlig überlassen, wichtig war nur, dass es nicht nur ein starrer Text ohne Verbindungen ist. Eine Gruppe verknüpfte verschiedene Geschichten der Gebrüder Grimm anhand von Eigenschaften der verschiedenen Charaktere. 03 participation - can design thinking have a social life through networking? – Brenda Duggan Mit Brenda Duggan aus Dublin beschäftigte sich der Workshop 03 mit den Fragen: Was ist „design thinking“? Und wie beeinflussen Networking und soziale Plattformen den Schaffensprozess? Im Zuge dessen entstanden Gruppenprojekte, die sich an diese Fragestellung anlehnten.

04 dementia – design for the forgotten – Niels Hendricks & Andrea Wilkinson Das Ziel war, etwas zu gestalten, damit Menschen mit Demenz erleichtert in ihrem Alltag zurecht kommen. Um das Projekt zu starten, musste das Leben dieser Menschen zunächst näher betrachtet werden. Daher bestanden die ersten beiden Tage unter anderem aus zwei Besuchen beim örtlichen Spitalhof. Dabei sollten Probleme aus dem Alltag einer an Demenz erkrankten Person ausgesucht und zur jeweiligen Situation Lösungsansätze herausgearbeitet werden. Im Laufe der Woche entstanden so zehn Prototypen, welche sich alle mit einer anderen Problemstellung auseinandersetzten.


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Grillabend

Workshop 05

05 one-piece pop-ups: collapsible structures re-imagined – Paul Jackson In einer sehr unterhaltsamen Woche bei Paul Jackson, einem gut gelaunten, in Tel Aviv wohnhaften Briten mit ebensolchem Humor, lernte die Gruppe die Grundprinzipien eines pop-ups. In den ersten zwei Tagen lehrte er Grundlagen von Faltungen. Danach ging es an eigene Projekte, bei denen Paul die Teilnehmer mit seinem Know-how tatkräftig unterstützte und ihnen näherbrachte, was handbearbeitete Falttechnik für ein Projekt bedeutet, die später auf viele Projekte angewandt werden kann. 06 narrative furniture design – Helmut Lueckenhausen Der Workshop war eine Bereicherung für jeden Teilnehmer und die Möglichkeit, Design von einem ganz anderen Standpunkt aus zu entdecken. Ziel des Kurses war es, ein Möbelstück / Behältnis zu entwerfen, das die eigene persönliche Geschichte erzählt. Helmut Lueckenhausen gab Einblicke in seine Inspirationsquellen und half den Teilnehmern, den Weg zu ihrem ganz persönlichen Möbelstück zu finden.

07 design and emotion – Balazs Püspök Ziel war es, bestimmte Emotionen, Gefühle und Stimmungen durch Gestaltung hervorzurufen. Begonnnen wurde damit, in einer Geschichte Schlüsselwörter für Gefühle und Emotionen zu suchen, um diese anschließend durch Bilder und andere Worte zu umschreiben. Hieraus wurde ein Konzept für Objekte ausgearbeitet, die die gewählten Gefühle ausdrücken würden. Diese Objekte wurden zum Ende des Workshops umgesetzt und ausgestellt.


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08 interaction design by design interaction – Brian Stone Der Workshop „interaction design by design interaction“, geleitet von Professor Brian Stone der Ohio State University, beinhaltete Methoden zur Konzepterstellung. Ein ganz besonderes Highlight des Workshops war ein rießiger Sack voller Konfetti, das zum Loben einer guten Idee eingesetzt wurde. Am Ende des Workshops erstellte jeder teilnehmende Student eine App-Idee anhand eines Storyboards. Die Apps befassten sich mit einem der folgenden Themen: sustainability, education, food, community, hospitality. 09 open innovation and design for sustainability – Ursula Tischner Der Workshop 09 beschäftigte sich damit, wie sich nachhaltiges Leben und Verhalten im eigenen Umfeld bemerkbar macht. In Gruppen wurden dazu einzelne Lösungsansätze ausgearbeitetet. Ursula Tischner gab zudem ihr Wissen zum Thema Internetplatformen, zur Projektfinanzierung weiter und wie man eigene Projekte durch „crowd funding“-Portale verwirklichen kann.

Workshop 07

Workshop 09

Abschlussveranstaltung

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Ein Semester woanders

Im sechsten Semester haben alle Studierenden die Chance, ein Austauschsemester an über 30 Partnerhochschulen auf der ganzen Welt zu absolvieren. Im Folgenden zeigt FORMAT acht Berichte aus dem Sommersemester 2013.

Wikipedia schreibt, der Campus in Columbus ist vor der Arizona State University der größte zusammenhängende der USA. Glücklicherweise befindet sich das Designdepartment auch noch am schönsten Fleck dieses Campus, am Oval, dem kleinen Bruder des Englischen Garten. Während Vorlesungspausen ließen mich meine Kommilitonen amerikanisches Freizeitkulturgut leben und lieben: sich gegenseitig Bälle zuwerfen. Das macht besonders viel Spaß, wenn der Professor auch mitmacht. Überhaupt sind die Designstudenten hier sehr zugänglich und unternehmen viel gemeinsam. Essen. Trinken. Reden. Bälle hin- und herwerfen. Es wird auch zusammen gearbeitet. Ein Vorteil einer so großen Universität ist unter anderem das Kursangebot. Neben unterschiedlichen, auch interdisziplinären, Designkursen belege ich eine Psychologievorlesung und bin begeistert davon. Innerhalb des Designdepartments lässt sich der Arbeitsaufwand mit dem der Hochschule für Gestaltung vergleichen. Sehr gut gefällt mir auch, dass hier des Öfteren Alumni oder Professoren aus anderen Bereichen zu Zwischenpräsentationen eingeladen werden. Ohio – USA – Ohio State University Student: Matthias Karg (PG)

Morgens kurz vor halb neun in Vancouver. Ich fülle meinen Thermosbecher mit Tee, schlüpfe in die Doc Martens, werfe mir den Herschel-Rucksack über die Schulter und laufe schnell rüber zur Uni. Soviel zu den Klischee-Trends. Die Emily Carr University liegt auf Granville Island, einer kleinen, ehemals industriellen, jetzt Touristen-Insel. Direkt darauf wohnen kann man nicht, dafür gibt es jede Menge Ateliers, Cafés und Souvenirläden. Galerien sprießen in Vancouver sowieso wie Pilze aus dem Boden und häufig laden Mitstudenten zu ihren Ausstellungen ein. Kurse an der ECU sind für jeden Studenten zugänglich; es passiert also auch, dass in einer TypoKlasse Menschen sitzen, die InDesign noch nie geöffnet haben – weil sie freie Malerei studieren. Das kann zuweilen etwas anstrengend sein, im Großen und Ganzen ist es aber vielmehr inspirierend und bietet einem völlig neue Blickwinkel. Das International Office der Uni ist die kanadische Hilfsbereitschaft in Person und zieht alle Austauschstudenten mit Bierchen in der Backstage Lounge aus ihrem Halbzeit-Heimweh-Tief. Aber spätestens wenn der Winterregen überwunden ist, kann man nicht anders, als Vancouver zu lieben. Had a great time, eh! Vancouver – Kanada – Emily Carr University of Art + Design Studentin: Lea Schwartekopp (KG)


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Wellington – the coolest little capital in the Die Universität ist eine der wenigen Instiworld – auch bekannt als Windy Welly, macht tutionen, welche im Designbereich nicht nur seinem Namen alle Ehre. Insgesamt gibt es Forschung anbietet, sondern auch zu den vier Campusse. Die School of Architecture and führenden in dieser Kategorie zählt. Deshalb Design liegt mitten im Stadtkern, im kreabelege ich auch den Kurs Research Methods tiven Viertel Te Aro. des Masterprogramms. Hier werden designreComputergraphics, Culture+Context, levante, historische und aktuelle Themen Product Design, Media Design und Postgragenauestens unter die Lupe genommen und duate Studies sind die Schwerpunkte der diskutiert. Im Mittelpunkt liegt die VorbereiSchool of Design. Gesellschaftsrelevante Protung für das Arbeiten und Vorgehen im Zuge jekte gepaart mit Experimenten sind hier der Masterthesis. sehr willkommen. Damit es nicht ein rein theoretisches AusDie Kurse können nach Interessen belegt werlandssemester bleibt, habe ich mich für den den. Die Victoria University lehrt im MasterKurs Postproduction & Special Effects entbereich Design-Innovation. Als Austauschstuschieden. Unter der Leitung zweier inspiriedenten können wir Kurse außerhalb des Te render Angestellter von Weta Digital, die Aro Campus besuchen, wie beispielsweise Mabereits an den Filmen „Der Herr der Ringe”, nagement, kreatives Schreiben oder Geologie. „Avatar” und „Iron Man” mitgewirkt haben, Einige ausgewählte Projekte werden sogar lernte ich unter anderem Compositing, Maya im Te Papa, dem Nationalmuseum von Neusee- und Animation. In diesem Sinne, Ka Kite land, ausgestellt. Darunter sind dieses Jahr Ano aus Wellywood. auch Arbeiten vom D.R.E.A.M Lab (Design+ReWellington – Neuseeland – Victoria University of search+Education into Additive ManufactuWellington, School of Design Studentin: Carolin Lorenz (CPD) ring), ein Zusammenwirken von Designern, Dozenten und Studenten der Designfakultät. Interdisziplinäres Zusammenarbeiten wird hier also groß geschrieben.


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Sollte man, wie ich, das Glück haben, ein Auslandssemester in der Übergangszeit vom Ende des Winters bis in den späten Frühling hinein zu absolvieren – dann ist Orléans in Zentralfrankreich mehr als perfekt geeignet. Da die traumhafte Altstadt direkt am Fluss Loire liegt, kann man die freie Zeit wie einen andauernden Kurzurlaub genießen. Auch die Inspiration kommt hier nicht zu kurz. Orléans ist groß genug, um Spaß und Abwechslung zu haben, aber trotzdem überschaubar – das große Einkaufszentrum, die Bars, Museen, das Wohnheim und die Hochschule sind super zu Fuß erreichbar. Das wissen hier wohl alle Studenten zu schätzen und wenn es doch mal etwas größer sein darf, ist die umwerfende Hauptstadt Frankreichs auch nur eine Fahrstunde entfernt. Paris bietet natürlich eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten und Museen, aber allein der Blick aus dem Fenster der Hochschule präsentiert bereits eine der vielen Besonderheiten von Orléans. Die ÉSAD (École supérieur d’Art et de Design d’Orléans) liegt genau gegenüber der eindrucksvollen Kathedrale und auf der anderen Seite der Schule befindet sich ein großer Campus, „Campo Santo“. Die Hochschule selbst ist nicht groß und unterrichtet in ähnlicher Denkweise wie die HfG eine kleinere Anzahl von Studenten. Angeboten werden unter anderem Grafikdesign, Illustration, Multimedia, Webdesign, Interaktionsdesign und ebenfalls viele Workshops. Für mich war es ein tolles Auslandssemester mit vielen Erfahrungen, Erlebnissen und super Bekannt- und Freundschaften. Es lohnt sich! Orléans – Frankreich – École supérieur d’Art et de Design d’Orléans Studentin: Christina Krekow (KG)


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Kiitos! – Danke!, das ist wohl das am häufigsten benutzte Wort in Finnland. Man bedankt sich beim Busfahrer, an der Supermarktkasse oder einfach mal so für ein Gespräch. Die Menschen sind sehr höflich, freundlich und hilfsbereit. Das merkt man auch im Unterricht. Alle sind sehr höflich und nett, es wird konstruktive Kritik geäußert, aber ohne großen Druck und immer mit hilfreichen Vorschlägen. Der Unterricht läuft in etwa so ab, wie an der HfG: Recherche, Skizzen, Besprechungen, Modelle und CAD, Präsentationen. Als Produktgestalter wird man hier dem Industriedesign zugeordnet, was aber nicht heißt, dass man nicht auch andere Dinge ausprobieren darf. So waren meine beiden Hauptprojekte eine Kooperation mit einer finnischen Firma (Industriedesign) als Gruppenarbeit mit finnischen Studenten und ein Möbeldesign-Projekt, beides mit Studenten des dritten Studienjahres. Unter anderem standen noch ein Fotografie-, ein Holz- und ein Keramikworkshop auf dem Programm. Die Werkstätten sind super ausgestattet und ich habe eine Menge von

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den Lehrern und den anderen Studenten gelernt. Offiziell zählt Finnland nicht zu Skandinavien, doch gestalterisch versuchen alle hier, das zu erreichen, was wir unter „Skandinavischem Design“ verstehen. Einfachheit, Schlichtheit und Materialien spielen eine große Rolle. Außerdem: Wer Natur, Landschaften, Bäume und Wasser in jeglichem Zustand mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Mittlerweile bin ich süchtig nach frischer Luft und hatte definitiv den schönsten und sonnigsten Winter meines Lebens! Bleibt nur zu sagen: Minä pidän Suomesta! Ich mag Finnland! Lahti – Finnland – Lahti University of Applied Sciences Studentin: Simone Menge (PG)

Wer mal vier Monate lang in lässigen BeanAuch für die Sportler ist es das reinste bags studieren will, sollte sich hier für ein Aus- Vergnügen. Hinter jeder Ecke findet man hier landssemester in Media Design bewerben. Der 1000-stufige Treppen, Skateboarder und Gmünder „Endsemesterstress“ ist auch schnell Mountainbike-Abfahrten auf dem Mount Vicvergessen, denn statt Semesterprojekten mit toria.
Und dennoch kann das Uni-Leben hier wochenlanger Konzept-Vorarbeit gibt es pro recht stressig sein, denn die Kurse haben die Kurs je zwei bis drei Kurzprojekte. Die DesignAngewohnheit, ihre Abgaben zur gleichen Fakultät kann zwar nicht mit unserem guten Zeit zu haben. Also genießt vor allem die ersten alten Medienlabor mithalten, doch die WerkWochen – solange die Sonne noch scheint – statt im Keller steckt unsere locker in die am Strand in Oriental Bay und macht den Tasche. Oder wie einer der Werkstatt-Betreuer Donnerstag zum Burger-Tag mit 2-for-1 beim sagen würde: „You should date some bitches „Craftsman“. and show off our workshop!“ Wellington – Neuseeland – Victoria University of Wellington, Zugegeben, Wellington ist alles andere als Faculty of Architecture and Design Studenten: Florian Friesinger (IG), Sven Stumm (IG) billig. Dafür könnt ihr euch die Kosten für den Heimweg sparen, einfach in die Luft springen und der Wellington-Wind macht das dann für euch.


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„Eine Reise nach Israel und in die palästi„Lifta“ – einem ehemals arabischen und nun nensischen Autonomiegebiete ist eine verlassenen Dorf, ein anderer mit dem Branding Achterbahnfahrt, auf der unweigerlich jede von israelisch-arabischen Kooperationsprovorgefasste Meinung erschüttert wird.“ jekten und wieder ein anderer mit der LebensDas Zitat aus dem Lonely Planet soll Recht begeschichte einer selbst gewählten Person. halten. Den erschreckenden Nachrichten Neben meinem Studiengang „visual communiaus Europa darf man nicht allzu viel Glauben cations“ gibt es „industrial design“, „photoschenken, trotzdem muss man sich natürgraphy“, „screen based arts“, „jewelry & falich sehr wohl bewusst sein, welchem Konflikt shion“, „architecture“, „ceramic & glass man sich aussetzt. Und eben genau das tun: design“, „fine arts“ und „history & theory“. sich dem Konflikt aussetzen und sich ihm nicht Als Austauschstudent ist es einem möglich, entziehen. aus jedem Department Kurse zu wählen. Von meinem allerersten Tag an habe ich mich Ich bin mir sicher, ich hätte keine bessere in Jerusalem nie fremd gefühlt – nie unsicher, Hochschule, kein passenderes Land für nie unwillkommen. mich wählen können. Keine andere Stadt als Die Bezalel Academy of Arts and Design ist mein – wenn auch nur vorübergehendes – eine sehr anerkannte Hochschule. Somit sticht Zuhause. man hier als Gmünder auch nicht, wie an Jerusalem – Israel – Bezalel Academy of Arts and Design vielen anderen Partnerhochschulen, heraus. Studentin: Kristina Gölzer (KG) Man fügt sich eher ein und bewundert die Arbeiten der israelischen Mitstudenten. Die Kursinhalte sind sehr interessant und mit Hintergrund. So befasst sich ein Kurs mit


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上 – shàng = über, 海 – hai = Meer. Shanghai – eine Stadt voller Gegensätze. Geschrei, Gehupe, Roller, Räder, Motorrattern. Nudeln, Fleisch, Spieße, Tofu, Reis. Leuchtreklame, Riesenposter, Glitzer, Kitsch, Zeichen, Zeichen, Zeichen – Reizüberflutung hoch drei! Nach zwei Monaten filtern sich allmählich aus dem Lärmchaos das Hupen der Motorroller, das Geschrei aufgebrachter Mütter, das Topfklappern der Straßenverkäufer, die musikalisch untermalten Tai-Chi-Übungen der Senioren, die Straßenmusik und der nette „N -Hao“-Gruß der Obstverkäuferin an der Ecke – Shanghai nimmt uns mit in die Melodie des Alltags. Mit ihren 50.000 Studenten ist die Tongji University etwas größer als die HfG. Alle Vorlesungen sind auf Englisch und etwa zwei Drittel der Professoren sind Chinesen. Gewählt haben wir drei „richtige“ Designkurse und einige Kurse wie „Die Geschichte Chinas“ oder „interkulturelles Management“. Das SinoFinnish-Centre, in dem wir die meisten Vorlesungen haben, erinnert mit seinem modularen Aufbau, der riesigen Küche, Saunen, Wintergarten und vielem mehr an einen Google-Arbeitsplatz. Da kommt es dann regelmäßig vor, dass man dem Professor vom gemütlichen Sofa aus lauscht. Am Straßenrand packt die Marktfrau fleißig Papayas, Nashi-Birnen, Mangos, Kumquats und andere Früchte ein. Vom „Stinke-Tofu“ abgesehen, begeistern unzählige Nudel- und Reisgerichte, Dumplings, Fleisch- und Gemüsespießchen. Die anfängliche Barriere, mit Stäbchen zu essen, hält nicht lange – Shanghai beeindruckt mit seiner köstlichen und vielfältigen Küche. Schrille Farben, Glitzereffekte und Pandabären beherrschen die bunt flimmernden Reklametafeln. Hunderte von Schriftzeichen auf der Speisekarte nehmen beim Essengehen mit chinesischen Freunden mehr und mehr Gestalt an. Langsam findet sich unser westlich geprägtes Auge zurecht – Shanghai decodiert sich! Shanghai – China – Tongji University Studenten: Hannah Laidig (KG), Fabian Schroebel (KG)

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Zukunftsinvestition

Wie finanzieren sich Studierende ihr Studium? Jobs als studentische Hilfskraft oder in Bars und Restaurants sind die wohl am häufigsten vorkommenden Teilzeitbeschäftigungen. Mehr Glück hat, wer schon während des Studiums die ersten Praxiserfahrungen im Bereich der Gestaltung sammeln kann. Die Teilnahme an Non-Profit-Projekten und der Aufbau einer Selbständigkeit verbessern nicht unbedingt die finanzielle Lage unserer Studenten, stellen aber eine Zukunftsinvestition dar. Der erste Kundenkontakt. Das erste realisierte Projekt. Diese Erfahrungen kann man nicht früh genug machen. Fünf Kommilitonen präsentieren ihre Projekte. Text: Viktoriya Oskolkova

„Mein   Kunde ist ein Diplompsychologe, der Vorträge zum Thema Kindererziehung hält. Für ihn habe ich die Gestaltung der Präsentationen übernommen. Bevor ich begonnen habe, besuchte ich einen seiner Vorträge und stellte dabei fest, dass er dieses oft schwierige Thema dennoch amüsant vermitteln kann – auch für jemanden, der keine Kinder hat. So bin ich auch bei der Gestaltung vorgegangen: ein ernstes und schlichtes Layout habe ich mit Piktogrammen vermischt. Diese bringen laut Kundenfeedback Leute zum Schmunzeln und sagen das aus, was mein Kunde vermitteln möchte. Die Herausforderung lag für mich darin, passende Piktogramme für oft komplizierte Aussagen zu finden – und davon gab es nicht wenige. Mit der Zeit füllte sich meine Sammlung von Piktogrammen, die ich wieder benutzte und verändete, um weitere Zeichen zu erhalten.“ Viktoriya Oskolkova Communication Planning and Design MA

„Der   Kunde, ein Werbemittelhersteller für Warenpräsentationen, hatte den Wunsch, seine Produkte in einem Kalender als Comic zu inszenieren, den er als Weihnachtsgeschenk an seine Kunden verschickt. Als Vorlagen sollten die Produkte aus seinem Sortiment dienen, die ich mir teilweise aussuchen konnte. Von der Konzeption bis zur Umsetzung habe ich alles übernommen und gestaltet. Für mich waren dies meine ersten Comics. Zu Beginn war es nicht immer einfach, die bestehenden Produkte witzig darzustellen. Mit ein bisschen Übung konnte ich besser einschätzen, wie lange ich brauche, um eine Szene mit Produkten umzusetzen. Seit diesem Projekt zeichne ich auch für andere Anlässe Comics, mittlerweile digital – und es macht mir Spaß!“ Carolin Lorenz Communication Planning and Design MA


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„Die   Zeitung „bw-Innovativ“ entstand im Rahmen des Typografieunterrichts des zweiten Semesters, in Zusammenarbeit mit Nadine Villani, der HfG und dem Kreativitäts- und Innovationsring Baden-Württemberg. Das Endprodukt sollte seriös wirken, einen raschen Überblick gewähren und handlich sein. Nachdem wir unzählige Zeitungen analysierten und uns auf das DIN A3-Format einigten, war das größte Problem, den Text zeitungsgerecht zu setzen und die Bilder so anzupassen, dass nur wenige Weißräume entstanden. Typografische Akzente wurden in einem markanten Orange gesetzt, die Farbe prägt die visuelle Anmutung der Seite. Unser Entwurf für eine Zeitung wird nun in einer Auflage von 1000 Stück gedruckt und an verschiedene Unternehmen versandt.“ Benedikt Walther, Yuliya Malakhava, Hadrien Cathelineau Kommunikationsgestaltung 3. Semester

„Der   Beginn meines Jobs ist mehr oder weniger eine spontane Aktion gewesen. Zusammen mit meinem Bruder und einem Freund wollte ich eigene T-Shirts gestalten, drucken und schließlich auch verkaufen. Mit unserem Eigenkapital brachten wir zum Jahresbeginn 2013 die erste Kollektion heraus. Seitdem bin ich immer wieder auf der Suche nach neuen Textilien, entwerfe Motive und kümmere mich um den Druck – das ganze parallel zum Studium. Beim Aufbau unserer Website www.try-fly.de haben wir uns bei der Gestaltung und Programmierung vieles selbst angeeignet. Mir macht der Job sehr viel Spaß, auch wenn er mir einiges an organisatorischer Arbeit abverlangt. Den Ertrag aus unserem Verkauf werden wir in kommende Kollektionen investieren.“ Kai Grammel Produktgestaltung 3. Semester

„Auf   eine Anfrage der Filmakademie Ludwigsburg entwarfen und bauten wir Prototypen für den Diplomfilm „Dystopia“, in dem eine hochtechnologische, düstere Zukunft dargestellt wird. Insgesamt entwarfen wir 33 Modelle von drei erforderlichen Hightech-Apparaturen, jeweils mit unterschiedlichen Funktionen und Details. Als Schwierigkeit erwies es sich, die nötige Zeit neben dem Studium aufzubringen und mit den einzelnen Auftraggebern zu kommunizieren, welche unterschiedliche Vorstellungen vom Endergebnis hatten. Das Projekt war zwar unbezahlt, dennoch wurden die angefallenen Kosten erstattet. Außerdem hatten wir die Möglichkeit, viele hilfreiche Erfahrungen bezüglich des Modellbaus zu sammeln. Nun sind wir gespannt, welche unserer Modelle schlussendlich im Film zu sehen sein werden.“ Valentin Mergle, Daniel Birkicht, Kai Grammel, Tobias Hoffmann, Thomas Schlüter, Jonathan Wörner Produktgestaltung 3. Semester


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SRT – Student Research Teams

Blond, frech, energiegeladen, energisch und dass sich die einzelnen Teams aus Studenten alperfektionistisch – Andrea Augsten, Designler drei Studiengänge zusammensetzen können. forscherin in ihrer Wahlheimat Berlin, ist Workshops mit Experten von außerhalb gab seit Anfang des Jahres die Koordinatorin der es ebenfalls. Swantje Rößner, Diplom-DesigneStudent Research Teams an der HfG. An ihrin MA, konnte mit ihren 18 Jahren Berufserrer Seite steht Franka Wehr, Industiedesignefahrung bei BMW Group Design eigene Erfahrin aus Kiel, die die Studenten während des rungen aus dem Berufsalltag beschreiben und SemesLösungsansätze bzw. Methoden vermitteln. ters zusätzlich unterstützt. Initiiert von Prof. Gefördert wird das Projekt vom Ministerium für Jürgen Held, Leiter des Instituts für angeWissenschaft, Forschung und Kunst Badenwandte Forschung der HfG (IAF) und Professor Württemberg für die Laufzeit von zwei Jahren.   für Produktgestaltung mit dem Schwerpunkt „Wir   erhalten jetzt die Möglichkeit, den StudieErgonomie, haben dieses Semester 30 Sturenden mehr Forschungsnähe und den Umgang denten zu verschiedensten Forschungsfragen mit wissenschaftlichen Methoden anwendungsgeforscht. Meist wurden die Themen, wie orientiert und fokussiert nahezubringen“, sagt Gender, Bauhaus oder Digital Social Design, Prof. Dr. Jürgen Held. Er leitet das Projekt, in Zweiergruppen bearbeitet. Jede Gruppe das an der HfG einen Freiraum für Forschung hatte ihren eigenen Mentor, der/die Experte/in und Entwicklung in der Lehre schaffen will. im jeweiligen Themengebiet ist. Text: Daniel Otto Grundsätzlich kann man ab dem zweiten Fotografie: Narges Mohammad Semester an diesem Projekt teilnehmen, muss jedoch ein Hauptfach dagegen eintauschen. Jede Woche gibt es Plenen, bei denen alle Gruppen anwesend sind und zusammen Methoden erarbeiten, kurze Vorträge präsentiert be„Besonders das Forschen in interdisziplikommen oder selber schnelle Kurzpräsentatinären Teams vermittelt den Studenten onen wie „Pecha Kucha“ durchführen. Der Fokus der Student Research Teams liegt bereits im Studium die Kompetenz, nachauch auf Interdisziplinarität, was bedeutet,

haltige und unkonventionelle Lösungsmuster zu entwickeln.“ Andrea Augsten


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Die Themenfelder plus die jeweiligen Mentoren im Sommersemester 2013: 1 Mobiliar & Co: Züchten, Ernten, Wohlfühlen Mentorin: Prof. Dr. Susanne Schade | HfG Gmünd 2 Bauhaus: eintreten bitte Mentorin: Prof. Dr. Dagmar Rinker | HfG Gmünd 3 Elektromobilität verstehen, erleben und nutzen Mentor: Christoph B. Rössner  | Geschäftsführer EIGHT 4 Organspende Mentorin: Ina Brunk  |  Junge Helden e.V., Berlin 5 Digital Social Design Mentor: Timo Bäcker | denkwerk, Köln Franka Wehr

Andrea Augsten

ist freie Designerin.

ist freie Designerin, Strategin und Zukunftsforscherin in Berlin, seit 2013 lehrt sie außerdem an der FH Münster.

absolvierte ihren Master of Arts in Indrustiedesign mit dem Schwerpunkt Medical Design an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel. gewann mit ihrer Masterthesis den Mia Seeger Preis 2012 (1. Platz). machte ihren Bachelor of Arts an der Hochschule Magdeburg-Stendal. studierte ein Semester an der Akademie der schönen Künste in Poznan, ´ Polen.

forschte 2012 in Indien in einem humanitären Designforschungsprojekt. war von 2008 bis 2011 Mitarbeiterin der Zukunftsforschung der Volkswagen AG in Wolfsburg und war Associate der Stiftung neue Verantwortung. ist seit 2011 Jurymitglied der Studienstiftung des deutschen Volkes. studierte Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Das SRT-Logo mit Zielscheibe – „Es wird in Rollen geschlüpft, befragt, es werden unkonventionelle Lösungen entwickelt und man muss mutig sein wie Till Schweiger“, erklärt Andrea Augsten – die Analogie zum Tatort beschreibt das Projekt sehr treffend.

6 Gender & Technology Mentorin: Katharina Seeger | ixds, Berlin 7 Design in and for Afrika Mentorin: Maria Schnurr | zpunkt, Köln 8 Sustainable Living Mentor: Oliver Seidel | cityförster, Hannover 9 Nachhaltiges Licht = Wohlfühlen? Mentor: Prof. Dr. Jürgen Held | HfG Gmünd 10 Motion, Robotic & Design Mentor: Prof. Dr. Jürgen Held | HfG Gmünd 11 Gesundheitscheck 2.0 ohne Mentor


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neue Werkstatt

Produktgestaltung & Kommunikationsgestaltung Bachelorthesis Wintersemester 2012/13 Kontakt Moritz Fuhrmann Jochen Maria Weber Peter Kraft info@neue-werkstatt.net Betreuung Prof. Niki Reichert Prof. Jürgen Hoffmann www.neue-werkstatt.net

Das Projekt „neue Werkstatt“ beschäftigt sich mit der Konzeption und Realisierung einer alternativen Produktkultur und deren transparenter Kommunikation. In diesem Kontext wurde das interdisziplinäre Kollektiv „neue Werkstatt“ gegründet. Anspruch der Gruppe ist die ökologische und regionale Herstellung von Kleinserienprodukten, einhergehend mit der offenen Kommunikation aller Prozesse für ein umfassendes Verständnis der Gebraucher. Die entscheidende Grundlage dabei ist das Handeln nach gesellschaftlich vertretbaren Werten. Augenmerk liegt bei den Produkten somit nicht nur auf formaler Schönheit, sondern vielmehr auf zuverlässiger Funktion, Qualität, Ökologie und Einfachheit. Dafür werden Herstellungsabläufe so optimiert, dass diese Produkte in kleinen Handwerksbetrieben seriell und qualitativ hochwertig hergestellt werden können. Für die vollständige

Information und Einbeziehung der Benutzer wird ein zusammenhängendes Kommunikationskonzept gestaltet. Dieses erstreckt sich von Printprodukten, Produkt- und Informationsplakaten hin zu einer Internetpräsenz mit umfassendem Hintergrundwissen über Herstellung und Materialien der Produkte. Zudem sind auf den Produkten selbst Daten zu ihrer Herstellung zu finden. Durch dieses System ist es möglich, Einblick in jeden einzelnen Vorgang zu bekommen. Ziel dieser kulturorientierten Gestaltung und offenen Kommunikation ist ein Ansatz, für eine verständlichere, nachhaltigere Produktwelt zu schaffen.


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Ausstellungskonzept Panoptikum – Mythos Privatsphäre Kommunikationsgestaltung Bachelorthesis Wintersemester 2012/13 Kontakt Benjamin Guschlbauer b.guschlbauer@googlemail.com Darragh Fisher darragh.fisher@googlemail.com Betreuung Prof. Günther Biste Prof. Andreas Teufel Panoptikum http://vimeo.com/66956029

Die Ausstellung behandelt die Themen der Überwachungsgesellschaft und der Privatsphäre. In der heutigen Zeit gibt es eine immer stärker werdende Entwicklung in Bezug auf Observierung sowohl im Internet als auch im öffentlichen Leben. Die Ausstellung besteht aus sechs Räumen. Jeder Raum behandelt ein anderes Thema. Der Erste befasst sich mit dem Thema Privatsphäre. Hier wird behandelt, wie sich die Einstellung der Gesellschaft zum Thema Privatsphäre über die Jahre verändert hat. Anschließend durchläuft man den „Gang der Geschichte“, in dem chronologisch sortierte Meilensteine in Bezug auf Technik, Politik und Gesellschaft anhand einer Timeline dargestellt werden. Darauf folgt der Raum „Digitale Sicherheit“, welcher das Thema der Überwachung im Internet behandelt. Um am weiteren Verlauf der Ausstellung teilnehmen zu können, muss der

Besucher durch eine Sicherheitsschleuse. Dies erinnert an die Überwachung an Flughäfen. Hier muss der Besucher ein biometrisches Bild von sich abgeben und seine Fingerabdrücke scannen lassen. Des Weiteren kann er sich hier über die verschiedenen biometrischen Charakteristika informieren. Im nächsten Raum erlebt der Besucher einen Perspektivenwechsel. Er schlüpft selbst in die Rolle des Beobachters. Im Raum „Panoptikum“ kann der Besucher verschiedene Kameras, die über die gesamte Ausstellung verteilt sind, selbst steuern und somit die anderen Besucher beobachten. Mittels Tracking erhält er Einsicht in verschiedene Informationen über andere Besucher. Das Besondere an der Ausstellung ist, dass der Besucher im Laufe der Teilnahme selbst beobachtet wird und private Daten von sich preisgibt. Er wird vom Beobachter zum Beobachteten. Er und das von ihm erstellte Profil wer-


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den dadurch zum Exponat und somit ein Teil der Ausstellung. Am Ende der Ausstellung bekommt der Besucher eine Auswertung über die von ihm hinterlassenen Daten. Hier kann er dann entscheiden, ob diese nun gelöscht werden sollen oder ob er sie später zu Hause online nochmals einsehen möchte.

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Interaktionsgestaltung Bachelorthesis Wintersemester 2012/13 Kontakt Helena Himmelreich helena.himmelreich@arcor.de Waldemar Kunz waldemar.kunz@gmx.de Betreuung Prof. Michael Gรถtte Prof. Hartmut Bohnacker http://vimeo.com/66954749


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„medico“ – Bestellung im OP-Trakt

Konzeption eines Bestellungssystems für den OP-Trakt, in dem der Benutzer mit seinen Arbeitsabläufen und Anforderungen im Mittelpunkt steht. Täglich werden große Mengen an Medikamenten und Produkten im OP-Trakt einer Klinik bestellt, die für die Durchführung einer OP notwendig sind. Der Bestellvorgang wird derzeit mit Hilfe von unterschiedlichen mobilen Geräten erfasst. Durch die überholte Technik der mobilen Geräte und der komplizierten Bestellabwicklung ist dieser Prozess derzeit ineffektiv und träge. Sowohl die mobilen Geräte als auch die Bestellapplikation liefern weder Zufriedenheit, noch eine intuitive Bedienung. Aus diesem Grund wurde dieser Pro-

zess neu gestaltet und ein Lösungsansatz entworfen. Die konzipierte Idee soll die Effektivität steigern und dabei die Steuerbarkeit und Sicherheit erhöhen. Der Einsatz von RFID Technik bringt viele Vorteile mit sich, insbesondere für die Prozessdigitalisierung und die Zeitersparnis des Personals. Das System ist leicht erlernbar und selbsterklärend. Unsere Bachelorthesis widmet sich dem OP-Personal und deren vorrangigen Ärzten, die die Artikel bestellen und annehmen müssen. Ein weiterer Nutzer ist das Lagerpersonal.

medico Bestellung im OP-Trakt

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Erscheinungsbild für Bewährungsund Straffälligenhilfe Ulm e.V. Kommunikationsgestaltung 4. Semester Sommersemester 2012/13 Kontakt Karina König karina.koenig@hfg-gmuend.de Patricia Urbas patricia.urbas@hfg-gmuend.de Betreuung Prof. Daniel Utz

In diesem Projekt ging es darum, ein Erscheinungsbild für den bestehenden Verein „Bewährungs  und Straffälligenhilfe Ulm e.V.“ zu gestalten. Dieser kümmert sich um die Wiedereingliederung straffällig gewordener Menschen und sorgt mit einem Wohnheim dafür, dass Menschen nach der Haft ein Obdach haben. In Absprache mit den Mitarbeitern und den Bewohnern entstand ein Erscheinungsbild, das den Bedürfnissen von Klienten, Auftraggebern und Vereinsmitgliedern entsprach. Die Problemstellung war, den richtigen Grad an Ernsthaftigkeit zu treffen, das Thema aber nicht zu trist aufzubereiten, sondern eine positive Wirkung zu erzielen. Das Erscheinungsbild enthält dabei drei Grundprinzipien, die unterschiedlich aufgegriffen werden. Eines davon ist das Prinzip, Zeilen ausbzw. einzurücken, welches vor allem in der Wortmarke und in der Geschäftsausstattung

zum Einsatz kommt. Des Weiteren entstand eine Farbreihe, bestehend aus fünf Blautönen, die den einzelnen Projekten zugeordnet sind. Das dritte Prinzip ist die Beschreibung der Projekte mit jeweils drei Schlagwörtern. Das entwickelte Konzept wird voraussichtlich noch 2013 realisiert.


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Interaktionsgestaltung 2. Semester Wintersemester 2012/13 Kontakt Johannes Bautz johannes.bautz@hfg-gmuend.de Betreuung Ralf Retzler Prof. Franklin Hernández-Castro http://vimeo.com/66954861

Multitouchtuchtisch

Die Aufgabe im Fach „3-dimensionales Gestalten im Medialen Raum“ bestand darin, eine interaktive Anwendung unter Verwendung von Kinect, eines Multi-Touch-Tisches und dem Programm „Processing“ zu erstellen. Dabei hat sich das 2. Semester intensiv mit den verschiedenen Technologien und dem Partikelsystem im Processing-Code auseinandergesetzt. Es sollte dabei ein funktionierendes System entstehen, das sich mittels Druck bedienen lässt. Über eine Fingerinteraktion kann der Tisch bedient werden. Sobald der Finger in die Oberfläche gedrückt wird, registriert die darunterliegende Kinect sowohl X, Y als auch Z-Position des tiefsten gemessenen Druckpunktes. Der angeschlossene Rechner verarbeitet diese Informationen mit dem zugrundeliegenden

Processing-Code. Der Beamer projiziert eine visuelle Darstellung von unten auf das Tuch, welche je nach Aktion der verschiedenen Projektgruppen variiert. Größere Probleme entstanden unter anderem während der Kalibrierung der Kinect und durch vielerlei programmiertechnische Schwierigkeiten. Das Projekt diente hauptsächlich dazu, den Studenten sowohl die Grundlagen der Programmierung mit Processing, als auch die Grundlagen der Gestaltung und der Verschmelzung von Technik und Software näher zu bringen. Unter anderem wurde unsere Konstruktion auf der „Hobit“-Messe in Darmstadt präsentiert und begeisterte dort vor allem Publikum jüngeren Alters.


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Redesign des CI und Aufklärungskampagne des Vereins „Abseitz“ in Stuttgart. „mach sport. sei du.“ „Abseitz“   ist einer der größten Sportvereine Stuttgarts. Noch dazu ein Sportverein für Homosexuelle und Menschen, die abseits stehen. Der Verein unterscheidet nicht nach Alter und Geschlecht, sondern jeder kann in seiner Geschwindigkeit Sport machen. Dieses Projekt eignete sich als Bachelorthesis, da ein hoher Veränderungsbedarf in der Thematik „sexuelle Identität im Sport“ besteht. Recherchen zeigten, dass das gesellschaftliche Problem hinter der Thematik größer ist als erwartet. Das Problem des Vereins ist der geringe Bekanntheitsgrad und falsche Assoziationen mit dem homosexuellen Aspekt. Doch dieser Verein ist ein Ort für Menschen, an dem sie in Ruhe Sport machen können, ohne diskriminiert zu werden und sich dadurch verstellen zu müssen. Das Ziel war, ein Erscheinungsbild für den Verein „Abseitz“ zu erstellen und das Bild des Sportlers in Zusammenhang mit Homosexualität durch eine Kampagne zu verändern. Dazu wurde der Slogan „mach sport. sei du.“

entwickelt. Das neue „Abseitz“ bekommt ein Erscheinungsbild, welches zeitlos ist und sich einfach anwenden lässt. Im Zuge dessen entstand eine Kampagne, die verdeutlicht, dass unser Bild des Sportlers verstaubt ist. Es zeigt und fördert die Idee dieses Vereins. Das Logo verkörpert Sportlichkeit, Zusammenhalt und die Einzigartigkeit der sexuellen Identität durch geschwungene Linien und die Farbwahl. Die dadurch entstehende dreidimensionale Wirkung fördert die Dynamik. Die Anwendungen sind nachhaltig und kostengünstig. Das gilt sowohl für die Vereinszeitung als auch für die adaptive Website, welche sich an das jeweilige Endgerät anpasst.

Kommunikationsgestaltung Bachelorthesis Wintersemester 2012/13 Kontakt Oliver Loos OliverLoos@web.de Betreuung Prof. Daniel Utz Prof. Jürgen Hoffmann


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TESS – Fluglotsenarbeitsplatz

Interaktionsgestaltung Bachelorthesis Wintersemester 2012/13 Kontakt Martha Miosga marthamiosga@gmail.com Luise Pescheck luise.pescheck@gmail.com Dominik Witzke dominik.witzke@gmail.com Betreuung Prof. Ralf Dringenberg Prof. Jens Döring http://vimeo.com/66954837

TESS steht für „Tangible E-Ink Strip System“ und ist ein Konzept für einen neugestalteten Fluglotsenarbeitsplatz mit Fokus auf der internen Kommunikation der Fluglotsen und der Interaktion mit dem haptischen Arbeitsgerät – dem Kontrollstreifen. Der Kontrollstreifen ist neben dem Radarbildschirm und den Kommunikationsgeräten das wichtigste Arbeitsgerät eines jeden Fluglotsen, da es alle Informationen des jeweiligen Flugzeugs aufzeigt. Er besteht aus einer stabilen Außenhülle und einem farbigen E-Ink Display. Dieses Display verbindet einige Vorteile von Papier, wie zum Beispiel die Beschreibbarkeit und gute Lesbarkeit, mit der Digitalisierung von Daten. Der Luftraum über Deutschland ist aufgeteilt in viele unterschiedliche Sektoren. Diese Sektoren werden jeweils von einem Team aus zwei Fluglotsen kontrolliert, weshalb eine

gute Zusammenarbeit die Sicherheit des Luftverkehrs erhöht. Um diese Zusammenarbeit zu fördern, sind die Arbeitsplätze leicht zugewandt. Beide Arbeitsplätze sind mit einem winklig gestuften Bildschirm mit OLED-Technologie versehen. Auf ihm werden alle Informationssysteme, Kommunikationssysteme und die Arbeitsfläche zusammengeführt. Der obere Teil bildet das Radarbild ab. Der mittlere, abgeschrägte dient der Darstellung von Informationen und teilweise auch der Eingabe und beinhaltet das Frequenzwahlfeld, das ATCISS und die Einstellungen. Der untere Bereich ist die Arbeitsfläche, auf der sich das Telefon- / Funkwahlfeld befindet. Auf dem gesamten Interface erfolgt die Bedienung sowohl mit dem Finger als auch mithilfe eines digitalen Stiftes. Jedoch sind bestimmte Felder – beispielsweise auf


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dem Kontrollstreifen – visuell so ausgelegt, dass sie zur Stifteingabe anregen. Zwischen beiden Arbeitsplätzen befindet sich die Streifenrutsche mit herausnehmbaren, digitalen Kontrollstreifen. Die Interaktion mit diesen Streifen hat viele Vorteile. Ein Aspekt ist, dass sie die multisensorische Wahrnehmung fördern: Kommt ein neuer Streifen in der Streifenrutsche an, wird der Lotse durch das akustische Signal auf ihn aufmerksam. Durch die taktile Erfahrung des Streifens kann er auch unterbewusst Informationen verarbeiten. Der Lotse kann anhand der vorhandenen Streifen das relative Arbeitsaufkommen in den nächsten Minuten abschätzen und bei jedem Wegwerfen eines Streifens das gute Gefühl der erledigten Arbeit auskosten. Bewusste Handlungen wie diese fördern die Aufmerksamkeit, sodass der Lotse sich, ohne darüber präzise nachdenken zu müs-

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sen, über den abgehandelten Prozess im Klaren ist. Zu diesen Handlungen zählt auch die Stifteingabe: Änderungen der Flugdaten werden mit Hilfe des Stiftes digital eingetragen und systemseitig gespeichert, allerdings sind sie durch das Führen des Stiftes auch im Gedächtnis des Lotsen unterbewusst verankert. Kombiniert mit ergonomischen, haptischen und konzentrationsfördernden Aspekten ist TESS somit ein neuartiges Konzept für den Fluglotsenarbeitsplatz, das den Prozess des Lotsens von Flügen ganzheitlich betrachtet.

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Auf dem Weg zur eigenen Schreibschrift – Damit Kinder besser schreiben lernen Schreibenlernen ist einer der elementarsten Lernvorgänge unserer Zeit. Trotz der Selbstverständlichkeit, die das Schreiben für uns heute darstellt, gab es in Deutschland im Jahr 2011 etwa 7,5 Millionen funktionale Analphabeten. Diese wissen zwar, was sie aussagen wollen, sind jedoch nicht in der Lage, dies schriftlich auszudrücken. Sie sind in der Lage, ihren Namen und kurze Wörter zu schreiben, können jedoch längere Texte nicht erfassen bzw. dessen Sinn verstehen. Ihr Verständnis- und Schreibvermögen ist vergleichbar mit dem eines Grundschülers der ersten oder zweiten Klasse. 14 % unserer Bevölkerung können also nicht richtig lesen und schreiben, obwohl sie die Schulpflicht erfüllt haben. Diese Zahlen verleiten dazu, darüber nachzudenken, auf welche Weise der Schreibunterricht revolutioniert und wie Kindern das Schreibenlernen erleichtert werden kann. „Auf dem Weg zur eigenen Schreibschrift“ zeigt ein neues Konzept des Schreibenlernens, welches Kindern mehr Freiheit und Individualität zugesteht, als im traditionellen Schreiblehrgang. Sowohl Lehrer als auch Eltern können in diesem Buch Hintergrundinformationen über den Schreiblernprozess, Voraussetzungen für das Schreibenlernen, sowie Methoden und Wege erfahren, die den erfolgreichen Schriftspracherwerb bei Kindern fördern. Zudem werden alle vier Ausgangsschriften, die derzeit in Deutschland für das Schreibenlernen eingesetzt werden können, vorgestellt und typografisch analysiert. Im Zuge dessen wird verdeutlicht, dass Kinder nicht gezwungen werden sollten, sich eine standardisierte Schreibschrift anzueignen. An oberster Stelle steht die Entwicklung der eigenen Handschrift von Anfang an, die in der Schule gelehrte Schrift dient dabei lediglich als Ausgangspunkt.

Kommunikationsgestaltung Bachelorthesis Wintersemester 2012/13 Kontakt Lisa Sierra lisa.sierra@mail.de Tatjana Nagel tatjana.nagel@mail.de Betreuung Prof. Ulrich Schendzielorz Prof. Ralf Dringenberg


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Herausgeber Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd Marie-Curie-Straße 19 D-73529 Schwäbisch Gmünd format@hfg-gmuend.de www.formatmagazin.de www.hfg-gmuend.de

Copyright Abdruck nur nach vorheriger Genehmigung durch die Redaktion

Chefredaktion Jonas Heilgeist, Aileen Kassing, Daniel Otto, Deni Šimic, ´ Jonas Voigt, Steffen Weiß

Schriften Akkurat; Regular, Bold ITC Slimbach; Medium

Cover + Tasche Jasmin Hellmann, Katharina Krotova, Marina Wunderlich

Auflage 1000 Stück /2013

Bildbearbeitung Jonas Voigt Redaktionsteam Katharina Blust, Tatjana Brenner, Julian Haberstock, Alexander Hanshans, Jasmin Hellmann, Magdalena Jajte, Katharina Köngeter, Katharina Krotova, Melanie Laudin, Sarah Leukhardt, Ivana Melillo, Tanja Mirlieb, Narges Mohammad, Viktoriya Oskolkova, Carina Rieder, Bernhard Sacha, Lea Schwegler, Marina Wunderlich Layout Katharina Blust, Tatjana Brenner, Julian Haberstock, Jonas Heilgeist, Daniel Otto, Carina Rieder, Deni Šimic, ´ Jonas Voigt, Steffen Weiß Gründung Jonas Heuer, Asaad El Salawi, Rebecca Schellhorn, Dominic Specht FORMAT dankt Philipp Brucker, Prof. George Burden, Hanna Heer, Beate Heilig, Markus Stier, Ilona Walther

Papier Ensocoat New weiß, 230g/m² Offset, 100g/m²

Druck EBNER & SPIEGEL GmbH Eberhard-Finckh-Straße 61 D-89075 Ulm


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FORMAT in English Translated by Prof. George Burden

Pages 2 – 3 Editorial – You are to be eleven friends. Markus Stier

Of course it‘s a little dangerous to ask a trained sport journalist to write an editorial for the eleventh issue of FORMAT. What‘s the first thought a sportsman has at the mention of eleven? Of course – the football team who have been told for 100 years, ‚You are to be eleven friends,‘ a motto used so often that it has become a hollow phrase. It‘s not about friendship in the classical sense though, but about the ability to work together, to stick together when the going gets tough and crises threaten. The motivation mustn‘t always be pure selflessness. On the contrary: an inside defender who takes on his sleeping teammate‘s opposite number does it not out of friendship, but for his own benefit and for the sake of the common goal – winning the game – and that‘s perfectly in order. Creative people like designers or authors naturally have a strong will, a strong feeling of self-sufficiency, and thus of independence. In agencies and editorial offices they say, ‚The author is the enemy of the designer.‘ The first insists upon the weighty meaning of his words and the second emphasizes the outstanding significance of the visual. This tug of war often leads to unsatisfying compromises or even to the capitulation of one side or the other when the superior has put his foot down. That‘s the way to make enemies. Actually it should not be about the strong ego, but about the best possible result. Design, like football, is a team sport. In the lecture series ‚Image, language, text‘ the HfG attempts to broaden students‘ views. Here budding communication or interaction designers are encouraged to write their own texts for once so that they can recognize and respect the needs and worries of the ‚other side‘. With great enthusiasm and in a spirit of cooperation a team drawn from all courses has compiled this issue, a team with real format. I hope you enjoy number eleven.

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Pages 10 – 13 One. Steffen Weiß

I turn the key, the engine springs to life, and I set off right after my lecture on a sunny Friday afternoon. My destination is Lago Maggiore. It‘s all spontaneous, free, and independent – that‘s what I call being original. However, a few hours later while negotiating the Gotthard tunnel with the heating on because the engine‘s running a bit warm I notice that my route isn‘t so original after all. I should mention that it‘s mid-April and the night is pitch black – especially in the depths of the Gotthard Mountain. But even outside the mountains absorb the faint light and surround one with a deep, intimidating blackness. Only the many lakes reflect the scattered lights of isolated settlements, creating magically dancing patterns against the rising and falling background of the Swiss mountains. Apart from me there‘s hardly anyone on the road, no summer holiday jams, no blocked routes, just the open road. No crowded, overflowing campgrounds, promenades, or cafés, nor do more tourists than inhabitants await me at my destination. But then I shall be camping free somewhere at the lake away from the restrictions, rules, and costs of the organized campgrounds. Not everyone hits on the spontaneous idea of driving to Italy on a Friday evening, especially for just 48 hours. But then I‘m not as free and independent as I‘d like; Kant‘s self-caused dependency comes to mind. But let‘s take one step back. We‘re on the southbound E35 and parked on the gravel shoulder just outside Luino and Lago Maggiore above the eastern shore. How original is that? The word ‚original‘ comes from the Latin ‚origo‘ and means ‚source‘, ‚fountain‘, ‚stem‘. Is my weekend road trip original then? My original? One could say yes, in my immediate circle. One could also argue yes in the context of the season and the length of the journey. But even this journey from Schwäbisch Gmünd, via Tübingen, with a night stop in Como has been made so many times by so many people in the course of history. Probably most of them will remember more of the journey than I, because I can‘t see much at night. Except for my wonderful new experience of Lake Zurich at night, which itself made the trip worthwhile. In the arts the meaning of term ‚original‘ carries a special weight. The statement, “ Yes, that‘s an original certified Picasso (or Van Gogh, or Jackson Pollock)” carries not only personal weight, but also has a historical and financial significance. Whereas you might pay talented forgers in the Far East perhaps €100 for a good forgery of a famous work, the artist‘s original opus might be worth millions. That leads us back to the meaning of the word ‚original‘: how much of the true ‚original‘ do we find in something bearing the name; how much is from the ‚executive‘, the ‚assistant‘, the ‚craftsman‘? In 2009 Christies auctioned the work ‚Paris Bar‘ by Martin Kippenberger, who would have been 60 this year, for two and a half million Euros (the work can be seen in the Hamburger Station in Berlin until 18 August). Later it was discovered that Kippenberger, as so often, had not painted the picture himself, but had commissioned it from the Berlin artist Götz Valien for DM 1000 in ´92.

This kind of work is known as ‚concept art‘ and has existed now for several decades. It does however beg the question of who the original artist is. In this case there are certainly two: one is the person who actually painted the picture – in mediaeval times he would have been called the craftsman – and the other is the one with the idea, the ‚source‘ of the work. Of course the ‚craftsman‘ also deserves respect and recognition because not without good reason does the person with the idea have it carried out by someone else, and this itself implies a certain recognition. But the real ‚creation‘, the ‚origin‘, the ‚source‘ lies with the person who had the idea, as this is all that matters in the discipline of concept art. It‘s about dematerialization, subordination of the realization, the elevation of the concept and idea as an artistic opus. Both Martin Klippenberg‘s and Christies‘ actions are thus beyond reproach; ‚Paris Bar‘ is without doubt an original Klippenberg. In a way it is also an original Valien, but that is, as we have already seen, of less importance. To be seen more critically is a German contribution to the Venice Biennale in 2003, in which a Klippenberger sketch was interpreted as an installation. Nobody knows whether Klippenberg intended or planned it as such, or how far he had even worked it out. This kind of thing taxes the idea of an original to the utmost because the realization was not commissioned by the artist, the concept of the transformation comes from a third person, and must thus seem elevated with respect to the original idea or sketch. The term ‚original‘ is often stretched a little in the arts. Many of the old masters had parts of their paintings done by pupils, adding their own accents and signature later. That fits in with today‘s arguments for concept art. Artists have long ceased to be craftsmen and have become idea-mongers, and art results from an original combination of already existing objects in another context. Marcel Duchamp‘s ready-made ‚Bicycle wheel‘ of 1913 has been a classic for decades and lives by virtue of its original concept, a ‚reflection fixed by artistic characteristics‘ in a much-reproduced form. This reflects the change in the significance of the artist‘s role over the centuries. In antique times artists seldom signed their works, but this changed suddenly in Italy‘s Renaissance, and again in the 20th century so that now even forgers can become famous. One example is Konrad Kujau, who in 1983 wrote ‚Hitler‘s Diaries‘, costing ‚Stern‘ magazine millions and much of their credibility. In the meantime, after being sentenced and becoming known worldwide, he has seen his own work forged. In Vienna there is a museum devoted to an exhibition of the works of forgers and a documentation of their criminal history. Forgeries have become exhibit-worthy originals. So we see that the term ‚original‘ changes with the times, as change it must, for in many areas today for generations we have been socialized and strongly influenced and cannot escape these influences. Add to this the universally accessible Internet with its research facilities and information content and one can see how difficult it is to be free, or at least to gain a little freedom, by grasping and accepting the new. We sel-


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Pages 14 – 15 Love Tanja Mirlieb

dom reinvent the wheel but must continue to improve it, and that‘s not a bad thing. In design too ‚original‘ is a term that repays close study. As a designer one usually does not create ‚originals‘ in the classic sense of a single piece, but generates designs or plans for a more or less original product suitable for reproduction simply and economically. That is a factor that influences art, economics, consumption, and commerce. In the arts it might be somewhat problematic as art wishes to exist for its own sake. It is less of a problem for design, which exists to answer questions, improve things, to ease and simplify procedures. It is thus not necessary to reinvent the wheel on a daily basis, even if many students find this hard to accept. It is easy to be influenced too much by images and impressions, to be guided too closely by them instead of examining the background, understanding the system and the method, then adapting and developing existing components create a new, original, design that will be taken up, developed, and formed by a team, and usually not ‚signed‘ by the designer. In the best case the design process solves a problem. In this respect it dematerializes in a way similar to concept art. The point is to see things differently, to reconsider the question that represents the ‚source‘ and creates the original. In the design process “A well-defined question is half-way to a solution,” opines a well-known saying. The design development follows this in Kippenberger‘s and fellow artists‘ works. Of course design has nothing to do with art, according to some. Others, like Koziol, call it art for everyday purposes. In any case the creative techniques are often the same and that again is not a bad thing. There is one further topic – forgery. Even if imitation is a form of flattery, especially as in Asia, many designers and companies are displeased when their products joined on the market by almost identical copies. Dieter Rams takes it as a compliment that Apple has adopted many characteristics of his earlier designs, but Rido Busse with his ‚Plagiarius‘ negative award for plagiarism differentiates more between ‚copying‘ and ‚imitating‘. In the arts this is often a fine distinction and in a globalized world the results can have drastic commercial effects for individuals or for companies. So here I am at Lago Maggiore lying in the sun and enjoying the Italian flair but feeling not very imaginative. There are no tourists. There is hardly anyone here but me. Why this is so becomes instantly clear as I enter the waters of the lake that must be all of 10°C ‚warm‘. After about 20 seconds I begin to feel my feet again and enjoy the icy stimulation – and the feeling of having had an original idea.

When I saw ‚Sam‘ it was love at first sight. Form the very beginning it was clear that he was my dream and his good looks utterly convinced me. It was hard for me to escape his irresistible aura because he stood out in the crowd like no other. His style was elegant and yet unusual, classical yet individual. As I approached to look at him more closely and to meet him I was more nervous than I‘d expected. I stood right before him, and suddenly I was lost for words as I realized he seemed to have eyes for nobody but me. I pulled myself together, reached out my hand and stammered, “Wow, great! Only €349,99. That‘s fantastic!” From that moment everything was clear – we had found one another and my parents were in agreement with the decision I‘d made to go with him. As time passed I discovered that he was rather more the silent type, but when problems arose he always expressed himself in well-chosen and precise terms. Every now and then I let him use my computer and each time he impressed me with the way he understood my interests completely. He could remember my appointments, the names and birthdays of my friends, their Email addresses and mobile numbers with no trouble at all. We shared simply everything, music videos, pictures from the last party, and interesting links. Every night I took him to bed with me and we listened to music until I fell asleep. He woke me with my favourite song and entertained me when I was bored. If I forgot how to get somewhere he would always lead me safely there. We were made for one another, but after about a year we had a crisis. He couldn‘t always fulfil my wishes and sometimes simply broke off the conversation and remained silent. The more I cared for him the more he withdrew and one day I realized that he had slipped away from me altogether. I tried to wake him but he showed no sign of life. I shook and caressed him but nothing happened. That was the day I lost ‚Sam‘. In his memory I dug a hole in our garden just big enough to hold him, laid him in it tenderly, covered him with earth, and filled up the hole again. I wrote a little note that said, “Here lies Sam Sung Galaxis S3: I will always love you.“


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Pages 16 – 17 Egoistic Involvement Deni Šimic´

It was the kind of message that rattled around my mind for nights, back and forth again from the logical to the creative centre of my brain. Only then did it decide to leap to the front one last time, centre stage, into the teeming world of thoughts to grab the limelight. It left me, absolutely stunned yet completely concentrated, standing in the rain. In the rain of my inner self, soaked in letters, ellipses, word combinations, and shreds of pseudo-philosophical thoughts. “The true egoist cooperates.” How paradoxical this sentence seems: egoism and cooperation – two completely irreconcilable directions. But what does it mean to act ‚egoistically‘? An egoist aims, whatever the situation, to gain the maximum profit for himself. If egoists just took in order to get more, there would come a point at which they could no longer take simply because no one would give them anything any more. That‘s why life is based on reciprocity. This is true even in a wolf pack. Wolves are instinct-driven creatures yet they cooperate in hunting and share their prey; this guarantees that they can expect the loyalty and support of the other pack members. And that‘s exactly what seems to happen with us – egoists help others. They participate in our society, mingling with the mass of all those who help not merely for egoistic reasons but because they really want to help, and they all appear to be socially active members of the community. Can one distinguish between all those egoists and the truly motivated helpers? Can one differentiate the two stereotyped images? Is it at all important to differentiate between the two, to select one, and to evaluate it for oneself, and, in the worst case, to propagate the knowledge of just how egoistic some people are? Is it not better to find people who need help and for whatever reason to give them it, to serve those who are looking for help? In this case you would be doing something, something good – and helping besides. So you help. When someone needy is looking for help and goes to the soup kitchen, registers with the Red Cross, or is looking for a job to get their career started again it is completely irrelevant which of the two stereotypes makes the offer. The real question is about the essence of ‚social involvement‘. Just to get the feeling that we are socially active is it necessary to become a member of some organized group that proclaims loudly and widely that it looks after the needy members of society? Doesn‘t it start with much smaller things? Are we not helping our fellow humans when we assist them with their little everyday problems? ‚Social involvement‘ is such a loosely defined expression that anything done voluntarily for the good of the community can now be classed as an act of social involvement. Then why when talk turns to ‚social involvement‘ do we always have a bad conscience, or rather, why are we always told that we should have a bad conscience? And why do we readily admit,

as thoroughly average citizens of this world, to not being a member of some national or international organization? It is because we are egoists, instinct-driven, panting egoists. We give ourselves our bad conscience, maybe because we believe that our level of social involvement is totally inadequate. We compare ourselves of course with others who have made social involvement one of their life‘s goals. There is no statute defining that social involvement is recognized as such only when it occurs in a larger context. Is it not enough to start with to grow sensitive to the topic and to discover and develop one‘s own standpoint within society? It would be a beginning, and one that everyone should be capable of making.


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Pages 18 – 21 One to one Carina Rieder It is eight o‘clock on a Sunday evening. The tables are set, the candles are lit, everything is ready. Any moment now the customers will burst through the doors. What does it look like back in your kitchen? A description of the team.

The star chef is busy and involved. He would much prefer to cook several soups at once instead of one. With his chef‘s hat and large spoon he is the proud self-crowned head of the group. From the very beginning he coordinates the whole team and determines the ingredients. The star chef‘s great talents include the ability to delegate and expect decisions. If something doesn‘t suit him he‘ll bang on the counter – taking care not to spill anything – but most of the hard work rests eventually on others‘ shoulders. The ladle wielder finds everything super and lives in a world of his own in which every vegetable has the ideal degree of ripeness. He‘s quickly enthusiastic about a recipe and starts dicing vegetables right away. He generally has no ideas of his own, at least not innovative ones, but his communicative and extroverted character spreads goodwill and makes every soup just that little bit more colourful. However, he does tend to get stuck on irrelevant details and diverges quickly from the agreed recipe. At the end when the soup is approaching completion he tends to lose stamina. The killjoy is the opposite of the ladle wielder. He is the team‘s brakeman. He never accepts a recipe as it is, looks at it from every angle to find fault, and is often wrongly berated for holding the team back. He‘ll always find something in the recipe to complain about and he‘ll always find a hair in the soup. But instead of picking it out he‘ll leave it there and cause confusion in the kitchen. The killjoy is not useless, but he doesn‘t contribute anything constructive that helps the team forward. The bad egg is worse than the killjoy. Instead of just complaining about the hair in the soup he‘ll spit in it too. The bad egg has never heard of constructive critique. Uncensored and at the top of his voice he‘ll vent his anger. He ruins everything and torpedoes the soup‘s preparation. The wallflower tries to hide in the vegetable patch so someone will convince them to participate. If they once get carried into the kitchen though they‘ll try to keep out of things and answer questions as shortly and evasively as possible. Wallflowers will never spice the soup of their own accord. The errand boy doesn‘t contribute anything significant to the taste of the soup, but every five minutes he appears alongside some member of the team offering something to drink. He has a terribly bad conscience because of his lack of skills and desperately tries to compensate this with almost overpowering care. This means he‘s always the first to volunteer to go and get ingredients or to support other group members. The doubter often has a good idea for a recipe that immediately convinces the team, but before preparation starts he will call a halt. He always finds a reason why this or that won‘t work and would spoil the quality of his recipes. This can often cause additional stress, especially if the group is in the middle

of preparation and the doubter wants to start on a completely new recipe. The dicer is full of energy. He must always be in action, come what may. He will already have peeled ten kilos of potatoes before the decision has been made that noodles would perhaps be better. He‘s a hectic buddy and doesn‘t like long discussions. The moment the conversation runs into detail or diverges the slightest from the planned menu the dicer forces the team back to the original and makes them work faster. The kitchen scale is the social pedagogue of the group. For her the most important thing is that everyone loves one another. Even when two different recipes have to be combined a compromise must always be found. No one should feel neglected, and she especially includes the quiet ones whom nobody takes much notice of. The kitchen scale can work only in a relaxed atmosphere; conflict and tension ruin her performance. Sometimes the sensitive kitchen scale pays more attention to interpersonal problems than to the preparation of the soup. The bean counter works in an orderly and conscientious way, and routinely expects this degree of professional discipline from everyone else. Every ingredient, every spice, must be weighed exactly so that not one grain of pepper too much finds it‘s way into the soup. His perfectionism often leads him to lose the overview of the whole project. It is difficult for the bean counter to let someone else take part in the process. His motto is that too many cooks spoil the broth. In the end he‘s the one who tastes the soup before it‘s finished. The kitchen help prepares everything and puts the water for the soup on to heat while everyone else is discussing the recipe. She can set priorities and likes to prepare things in good time. The kitchen help has enough energy and courage to face unexpected hurdles, even when the hungry guests are waiting. Though when a new recipe emerges in the middle of the process it‘s hard for her to accept, so changing a menu at short notice is not one of her strengths.


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Pages 22 – 23 Thinking in black and white Julian Haberstock

Pages 24 – 31 „People whose only sense is of design are not good designers!“ Jonas Heilgeist

Whatever branch of everyday life you look at today, you‘ll find the work‚ sustainability‘ prowling around like the Tasmanian Devil. For instance a cosmetic company advertises successfully for a foot cream that revitalises the skin and provides sustainable care. One company executive promises to create sustainable value; another goes one better and praises the sustainable positive growth of his company. All this is to be taken as sustainable commercial action. “A good basis is the best prerequisite for a solid foundation,” would be a good way of putting it. With the right vowels and consonants you can imagine that you‘re buying the missing word ‚sustainable‘ or‚ sustainability‘ with the product. Nothing is impossible. The term goes unquestioned and this eventually leads to confusion in society. Originally the term ‚sustainability‘ was applied in the forestry branch to describe a method of husbandry. Its goal was not to take more from Nature than she can stand or replace. Often companies create for themselves an ecological image intended to secure larger profits. The ‚Golden Seagull Restaurant‘ is a good example. Walt Disney banned from its TV channels advertisements for this fast food chain that used irritating discussions about the bad eating habits of obese children, followed by the obligatory ‚sustainability‘ report, all of which suggested that the chain is ‚greener‘ or ‚healthier‘. The principle is simple: the background to the logo is made green, the facade redecorated, the roof renewed, and inside the chairs are repositioned. An energy-saving grill is installed in the kitchen, and the new, clean image is complete; the ‚Schachtelwirt‘ [Host-in-a-Box] – as the fast-food chain is colloquially called in Bavaria and Austria – is now a sustainably run business. That fast food is also responsible for creating mountains of waste, consuming vast quantities of meat, and providing unhealthy food is beside the point. While you enjoy your huge meat portions and soft bread rolls you can overlook all of this, because the ‚Sustainability report‘ in the form of a brochure with glossy photos and clever texts and diagrams shows convincingly how waste is removed and recycled professionally. The customer is satisfied and takes the free brochure home for recycling rather than dropping it on the restaurant‘s parking area. The life-cycle diagrams have had their effect fast. But who, if anybody, is operating sustainably? Possibly the sports equipment manufacturer whose logo includes a big cat and who is now offering a recyclable sports shoe. ‚Cradle to cradle‘ a German chemist and environmental researcher calls his concept, designed to develop and manufacture products so that their materials can be completely recycled and reused. That sounds promising and is already being called ‚the idea for an industrial revolution‘.

In the North-East of Stuttgart, in a small industrial area close to the Neckar there is an inconspicuous, plain building. From behind its facade however comes work that is everything else but inconspicuous, graphic design of the highest order. STRICHPUNKT design office is of the most significant agencies of the last few years, both nationally and internationally, and one that has won the most awards. FORMAT was offered the chance to talk with one of the two founders and directors, Prof. Jochen Rädeker, about the tough business of design, the mythos of teamwork, and the opportunities for young designers.

FORMAT You were born in Hanover. How did you come to study graphic design at the Academy of Fine Arts in Stuttgart? Jochen Rädeker Simple! All I learned in Hanover was how to ride a tricycle. We moved south when I was three and then I didn‘t feel like leaving Baden-Württemberg. At that time the Academy in Stuttgart had an outstanding reputation. F And why didn‘t you go to the HfG in Schwäbisch Gmünd? JR Gmünd was never an option for me. The connection between graphic design and the fine arts was extremely important for me. I even studied painting for two semesters. Looking back today Gmünd would still not be an alternative because I think it‘s very critical when a university concentrates on a particular style, and that‘s what Gmünd does. In other words I believe that if I take students along a path on where only certain design parameters are allowed and others not then I‘m killing creativity unnecessarily instead of actually widening students‘ perspectives. That doesn‘t mean that Gmünd ruins students for life, but I can‘t share the belief that the approach – extremely reductionist, strongly based on the Ulm school and on the Otl Aicher tradition – can represent the whole field of graphic design. F What was your final project at the Academy about? JR I started with a project that expressed how my studies had progressed, strongly oriented towards the fine arts. I financed my studies by painting and through national and international exhibitions. I wanted to do a diploma project with book illustrations. I worked on that for three months and then one of my clients came to me and said, ‚I‘ve got a music agency and we need a new corporate design.‘ I thought I‘d never get a commission like that again, dropped my diploma project, and did them a corporate design. Today maybe I‘d decide differently, because I‘ve done any number of corporate design projects for music agencies, but never illustrated a book. Today I still say „Use your studies to experiment, to fail, to drive projects into the ground. Use them to throw a hundred projects into the waste paper basket, and have success with the hundred and first, because in practice it‘s all different.‘ The things you‘d take three months to do today in your Bachelor thesis would be a project for a couple of weeks in practice. You should be clear that this might be the last time you‘ll have the chance to spend three months working holistically on a single topic.


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Dammit, I‘d use that time to do an interesting project! But good, I decided differently back then – and it was my first step towards independence. I knew another graphic designer who‘d studied with me, Kirsten Dietz. We‘d often stood in for one another at holiday time and at some time we‘d agreed that, ‚It‘s dumb that we‘re both grubbing around separately. If we put it together we can give the clients a much better service.‘ So we established our joint agency. F Where did the name STRICHPUNKT [a colloquial name for the semicolon] come from? JR It‘s called STRICHPUNKT because we thought Dietz and Rädeker sounded dumb – like the classical agency names such as ‚Smith, Jones, Cooper-Harris & Friends‘. We wanted to establish a brand name, something that felt comfortable all round, so we looked for something abstract and sympathetic. We both found the little rhyme ‚Dot, dot, comma, dash, the Man-in-the-Moon‘s face to match‘ fun. We wanted something intelligent, and the semicolon is a really intelligent punctuation mark! Firstly only a few people know how to use it correctly, and, secondly, it combines two complete topics into a greater whole; for instance, a project brief with a solution, a client with his market, or a product with its environment. So we had a content-based connection with the name STRICHPUNKT, we had a typographic connection – the punctuation mark STRICHPUNKT was a sign that we thoroughly enjoyed working with typography – and we had an emotional connection. And then we come to the mistakes: the name was probably the third mistake. First, the wrong diploma project – I never got paid for the CD and for the printing costs of the programme because the music agency went broke. In other words during my studies I‘d not learned how to deal with a client. Second, the wrong start – I‘d never worked anywhere else so I could make my mistakes at someone else‘s expense. Third, we called the company STRICHPUNKT. In the meantime we‘ve lots of international clients and I give a lot of lectures abroad. It‘s bad enough having a name like Rädeker that no-one outside Germany can pronounce, but then you‘re introduced as the even more unpronounceable ‚Striiigpuuunkt‘. Maybe we‘d do it differently today, but it‘s worked OK so far. F On your way to success with STRICHPUNKT was there anybody who was a particularly inspiring example? JR Examples change, and I think that I‘ve always got lots. I‘m very open, always searching, and always looking at a crazy number of things. Students who‘ve done a great project can be an example; it needn‘t always be the superstars of the branch! You can find examples in things you suddenly discover that you‘ve never seen before. There are people who were important during the early stages of our development. I‘ll start with a client: a hotel owner in Bad Mergentheim. He‘d seen the programme I‘d done for a pianist as part of my diploma project and said, ‚I could do with something like that for my luxury hotel.‘ Now one of the advantages of a luxury hotel is that

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many business people stay there and if you can do a brochure for them it‘s a real boost to business. Then there was Dietmar Henneka, the photographer, who saw an advertisement for the hotel in ‚Feinschmecker‘ (Gourmet) magazine and said, ‚I‘m looking for someone to do the Mercedes calendar,‘ and suddenly there we were in the exalted world of the Mercedes-Benz brand philosophy and this led us to meet Kurt Weidemann. That developed into an intensive friendship; we often met on a weekly basis and swapped ideas freely. Kurt was someone who stood by us and gave us a kind of paternal support, not by giving us contacts but simply by taking time to look at the work we were proud of and totally tearing it apart. I remember our first Gold Medal at the Art Directors Club in 2002 – not entirely unplanned. In 1999 we‘d said, ‚Where do we go from here? We‘ve been freelance for three years.‘ At that time we‘d done a lot of PowerPoint presentations for Mercedes and we‘d noticed that it wasn‘t making us happy, it wasn‘t what we‘d studied for. Then at a weekend strategy meeting we said, ‚In three years we want to be one of the ten most creative German design agencies.‘ And it worked! We looked through this project with Kurt Weidemann and he told us, ‚ It‘s great that you got a golden ADC button for this, but just look at this shitty typography!‘ What we learned from him is never to be satisfied. F On your website you proudly quote Prof. Thomas Rempen, STRICHPUNKT has characterised graphic design during the first decade of this millennium more than any other agency‘. What‘s the secret of this success? JR The secret is an unconditional desire to be really the best, but also in being prepared to fail, to be dissatisfied, and to work hard. Creativity doesn‘t just fall into your lap. Another reason is that as founders Kirsten Dietz and I are two totally different kinds of people. What Kirsten finds good I generally think is a total disaster, and vice versa. Then we struggle and work on it until we both find it good. One aspect that I mentioned earlier is the team spirit. We‘re not one of those offices where two demigods, infallible interpreters of graphic design principles, sit at the top surrounded by exegeses and disciples all aspiring to be the same. When we‘re searching for team members we‘ve always looked for those who can do something that we can‘t do that well. I believe that this has led to a group of people all of whom are trying to do great graphic design. It‘s the feeling of putting your heart into it, wanting to be good, and when you‘re really good not being satisfied because it‘s not yet outstanding. This attitude has sustained us, our employees, and our team over the years, and we‘ve damned well enjoyed it. One last aspect: we have clients who allow this, who demand this, and who get this. F Branding, reporting, and image-building are STRICHPUNKT‘s core competencies. How did this specialization develop? JR Actually it‘s not a specialization. Although we‘re at sixth place at the moment among the big German design agencies we‘re a long way from being able to say, ‚We can do eve-


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rything.‘ What we can do well is to manage brands, develop brands, design brands, internationally too. What we can do well is to develop ideas that represent brand values, that means communicating values visually so that a company can present itself clearly and be received with positive emotions. That has led to two, maybe three, core areas. The first was the development of brands and corporate design. We started with the company in 1966, shortly before the ‚new market‘ boomed. Several of the companies for whom we‘d designed logos suddenly grew, went on the stock exchange, and asked, ‚Do you do reports and do you accompany stock exchange entries?‘ We swallowed hard and remembered that we wanted to be super good, so we said, ‚Sure we do!‘ We were one of the first agencies in Germany to do business reports with an added emotional value, that made people smile, and were not just reams of boring figures. When we talk about corporate design today we‘re generally talking about digital brands with no print version. Our business has changed correspondingly. Packaging is still largely analogue because in the world of online shopping the product package is often the very first tactile contact with the brand that you have. This is an exciting area for us because we know how to refine brands well. This is the third area and the fourth is of course digital media. But then digital media is not an independent branch but one that permeates all forms of brand design and corporate communication. F What kind of timescale do you need to design a new corporate image? JR I can only tell you ‚from-to‘. There are absolutely quick shots that must be finished in about a week and we put 20 people on the job. That‘s not the kind of process that we want, and certainly not the one we recommend. We worked for two years on Vorwerk‘s worldwide re-launch. Two years from the first conversation until the acceptance of the new corporate design. The implementation will take another three years. It simply takes time to introduce a brand. You should reckon about six months for a normal corporate design project for a mediumsized company. That depends less on the agency as on the client‘s decision processes. Business reports take about he same time. When we‘re carrying out a corporate design process it‘s like doing open-heart surgery on the client. I‘ve initiated or accompanied identity projects where the client has said, ‚We‘ve got to stop the project and reorganize the company first.‘ They‘ve often become the best clients, but maybe nine months or so later. That‘s the best thing that can happen to you as a designer: that you are taken seriously as a strategic advisor. The moment your design is judged on the level of ‚I like it/I don‘t like it‘ you‘re on a losing streak. The moment you reach the point when discussing values, the relevant parameters, the joint wording of a brief with a client, at which your design is not good or bad, but right, you‘re in the category of corporate advisor, strategist, service provider, source of solutions, and that‘s much better for your business success. F How many projects on average is STRICHPUNKT working on?

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JR I can say that in the last year we had 42 different clients with 550 projects through the agency. There‘s the giant Vorwerk corporate design project and then there are mini-projects where a new client maybe needs a flier. We do business reports for about 20 clients and almost all of them wrap up their year on 31 December and need their reports in March or April. F With so many projects is it possible to be creative at the drop of a hat and to find the right approach? Or as a designer do you think about the projects throughout the weekend? JR It‘s certainly not a 40-hour-week job! And if you think graphic design is a 35 hour-a-week job, think again – you may be in the wrong branch. It‘s got to do with putting your heart into it. When you make your hobby a profession you don‘t so much count the hours as be proud of your work. Of course it‘s tiring, and of course you take things home with you. But it‘s just as important to take a break. If you‘re working from morning till night you‘ll not be creative any more. Despite the size of the agency and all our structures we don‘t count every hour that we work and yet it still sometimes happens that we run a project into the wall. Then you just have to start again or take a walk and let some fresh air in. Just because you‘ve developed successful creative ideas for years you can‘t just snap your fingers and have the idea for the campaign finished in half an hour. On some big jobs we‘ve had the idea in ten minutes and on some we‘ve worked unsuccessfully for weeks. Over the years we‘ve refused many jobs, and still do. We look for jobs whose ethics we can accept, where we‘ve got a design approach that we find exciting, and will take pleasure in. You can‘t do good design work without taking pleasure. F Of course every intern means costs for the company. Why do so few would-be students get the chance of a placement before their studies? Aren‘t they the just the people who should get a preview of the profession they might follow? JR An internship should ideally be a win-win situation. The intern gives his working energy and the agency gives its knowhow and helps the intern to progress through his studies. But there‘s always the question of supply and demand. At STRICHPUNKT we get about four to five hundred applications a year for internships and we‘ve have only so many places. We also want to be sure that our interns are treated fairly and that people who leave after six months‘ work have really learned something before they go. Because we have this enormous choice of applicants we naturally say, ‚OK then, we‘ll take the best.‘ A student in his first semester who still doesn‘t know how to turn a Mac on and off will be a less efficient intern as one who has finished his basic studies and is now in his major. One of the sad things toy is the ‚intern generation‘. That has to do more with university policies than with us as companies. I think it‘s fatal, and I say this consciously as a professor, that professors try to convince their Bachelor graduates that their degree gives them a professional qualification. I studied twelve semesters and even after that I still didn‘t know many things


working as one

that are important in this profession. To think that seven semesters of study, one of them as an intern, is sufficient to gain you a university degree means that you‘ve cut the length of studies down to that of the classical apprenticeship. The depth of study for a Bachelor degree doesn‘t make you fit to really perform fully in a job like this. That means that agencies faced with someone with a BA and a good portfolio will offer them an internship, and that in turn means that good BA graduates don‘t apply for positions, but only for an internship. As a professor on the first semester course at the moment I meet students who can‘t tell Romanesque from Gothic. That‘s the result of G8 [the eight-year school stream] in which art and humanities lessons are cut to save time. The Universities must make up the deficiencies and this reduces still further the effective length of studies. It‘s cheating you students to tell you that you are fit for this job after only a few semesters. Those private schools that charge fees for three years and then award you some kind of worthless certificate are cheating even worse. In the meantime as a professor I‘ve come to wish that students had to complete a pre-internship to find out whether they are really cut out to enter this profession. If you do an internship after say three or four semesters it means that you are technically fit, have some feeling for the job, and are slowly developing a sense of direction. That‘s a good time. An internship after graduation is cheating the students! It‘s bitter to realize that after three and a half years of study an educational system is incapable of offering a degree that will earn you a fair salary. But don‘t blame the agencies, blame the politics of education. F Is that your major criticism of the Universities or are there any more topics in education that we should mention? JR What I miss in both students and graduates is an all-round education. If I want to design the world I must understand it! I‘m shocked to discover with what a meagre measure of political, cultural, social, and historical education people think you can become a graphic designer. People whose only sense is of design are not good designers! Design is about understanding content, grasping a problem, being able to analyze it, and arrive at a creative solution. To be able to do this you must have an above-average general education so you can put things in the right context. A designer is effect an applied depth-psychologist. That means we must ensure that a message is transmitted sympathetically. Someone reading an advertisement, a well-set book, or an article about headaches doesn‘t know why he finds this article better than another one that gives him a headache. As designers we do. Our job is to make things more comfortable, easier, better, more intelligible, and more functional. When we do that our target group may not know why it finds it more comfortable, easier, better, more intelligible, and more functional. Good design is generally imperceptible – except to us designers. That‘s why we have a tremendous social responsibility. If we use our skills for rubbishy products, for bad companies, to dumb people down our target group will

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still find it more comfortable, easier, better, more intelligible, and more functional, yet we‘ve not improved the world but made it worse! Secondly I wish that studies were longer so that graduates with a Bachelor or Master degree had more knowledge of business management. We move in a market economy and such knowledge can never harm. It doesn‘t harm when you want to have a sensible discussion with your boss about a fair salary. It doesn‘t harm when you‘re doing a corporate image and need to understand the economic relationships involved. It can be particularly useful when you‘re freelance and need to calculate a tender. The third point, as I‘ve already said, is that I wish studies were longer so you‘d have time to make the mistakes that you‘d then not have to make in practice. F You‘re head of an agency, author of several books, active in the Art Directors‘ Club, currently chairman of a jury, and also Professor at the University of Applied Sciences in Constance. Don‘t these activities take up a lot of time and can you do it all? JR Yes and yes! I think I‘ve almost reached my lifetime‘s work allocation but it is still fun. When I leave in the evening I still think, ‚You‘re alive and you‘re doing what you like to do.‘ As long as that‘s the case I‘m not bothered whether I sit here for eight or twelve hours a day. In the meantime I‘ve got a 5-yearold son and luckily the agency works well enough for me to say, ‚I don‘t work at weekends.‘ You have to clear your head, travel a lot, look at new things, go to museums, simply to get inspiration. That‘s why I never separate life into work and leisure time. Of course it‘s tough. My involvement with the Art Directors Club has brought me an unbelievable number of contacts – to colleagues, competitors, employees, potential clients, politics – that‘s it‘s always exciting. That‘s real quality of life, and certainly doesn‘t have a negative effect on the company. Altogether I work more than the normal employee, but on the other hand I enjoy work so much so I won‘t complain! F As you already indicated STRICHPUNKT needs a good team. What characterizes such a good team? JR When we look at applicants we have two criteria. The first is that they are really good professionally. Are they inspiring? Does their portfolio contain more good work than bad, have they the things we need right now? The second question is, ‚Would I want to go for a beer with this guy after work?‘ That answer is just as important. I believe it‘s characteristic of the team at STRICHPUNKT that we‘ve developed a common feeling, that we‘re sympathetic towards one another, that we enjoy doing things together. F When you‘re doing a project with a team do you consider every suggestion, or are there hierarchies? Are all employees so good that you can use all their ideas? JR No. First not all employees are always good. Everybody has a bad day. Second there are hierarchies. You can‘t run an office


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with 60 or 70 people without a clear hierarchical structure. Design is not democratic! There are simply people who have more experience or know the client better, or are more creative and can make decisions better. How you get an idea is entirely different. I‘d say that by far the most successful creative job that STRICHPUNKT has done in the last years was based on the idea of an intern. If we‘d not listened to her at the meeting but had said, ‚Look you intern, keep quiet when the superstars are talking,‘ we would have done a much worse job. It‘s no accident that I became a professor. I‘m 46; you students are as a rule about half my age and see the world differently, and that‘s a good thing. If I want to stay young and advise my clients well I must know how you use the media, how you judge ideas, how you see creativity. As a professor I learn as much as my students do from me – I hope. That‘s the system that the agency must run on; just because someone has been a successful Creative Director for 15 years doesn‘t mean that he always has the best idea, but it does mean that he maybe has the experience to recognize and refine a good idea. F You‘ve worked for many well-known clients like adidas, airberlin, Mercedes-Benz, and the State Theatres in Stuttgart. Does STRICHPUNKT often have to go along with the wishes of the client who is paying? JR As I said before we‘ve done 550 projects over the last year. Of course there are a few of those of which I‘m not too proud – that‘s normal. Mistakes happen here too and sometimes we‘re not satisfied with a job. We try, though, to avoid this as much as we can. Firstly, by choosing our clients carefully – we refuse four out of five enquiries because they don‘t fit so well to us, and because we probably couldn‘t do a good job. Secondly, like the question with applicants, ‚Has he got something going for him and could we like him?‘ That often prevents us getting into the situation where ‚He who pays the piper calls the tune.‘ Instead we are lucky to have clients who cooperate very closely with us. That presupposes that the agency the client has engaged will think of a solution that the client could not think of himself. A client who decides on the basis of ‚I like it‘ or ‚I don‘t like it‘ has got a bad agency because they‘ve delivered a solution that can be judged on the basis of taste. We always try to give our clients answers that solve their problem and are either right or wrong. The goal is – and we almost always reach it – that both the client and we are happy. In the end though, and that has to do with social responsibility, we want to be able to pay our employees, many of whom have families – but by no means does that mean that the client is always right. F What is STRICHPUNKT working on at the moment? JR We‘ve got a lot of projects for existing clients, and also some new market developments that I can‘t talk about. Our important clients right now are – simultaneously and perhaps unusually, but that speaks for the quality of our work – Daimler, BMW, and VW. Probably not many agencies could say that.

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F Where might you be today if you hadn‘t got a place at the Academy? JR I was always sure that I wanted to do arts or graphic design, or if that didn‘t work, journalism. Whether that would have worked out is another question altogether. That‘s probably even more difficult than graphic design, but it would have interested me. I always wanted to do something connected with language and now I‘ve found my dream job where I can write a book now and then and line up a few letters without designing them. F Finally a comment on FORMAT please! JR I wish that my university had such a cool magazine – we don‘t. Not only that, we don‘t have one at all, let alone of this quality. It‘s fun and enjoyable to read. I don‘t like everything in it, but that doesn‘t matter. It looks as if you‘ve put it together with a great deal of commitment. The typography is pure Gmünd. OK, good, what else should we expect from you? But it‘s done well, it‘s exciting, lively. There‘s a lot of variety in the page layouts, and in the illustrations. I think I‘d be interested to read the articles. F You can do that over the weekend! JR I will! F We‘re glad to hear that! Thank you for the conversation.


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