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Zeit für eine Geschichte

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Andacht

Andacht

Gottes Jeep

Zeit für eine Geschichte

VON Dick Du e rksen

IIch will nicht, dass unsere schwere Ausrüstung dem Feind in die Hände fällt, also nehmen Sie ein paar von den ältesten Bulldozern und graben Sie im Dschungel ein paar Löcher. Große Löcher! Nicht zu wenige! Dann tanken Sie die übrigen Bulldozer, Radlader und Jeeps voll und fahren Sie sie in die Vertiefungen. Vergraben Sie sie so tief und verstecken Sie sie so gut, dass der Feind nie erfährt, dass es sie gibt.“

Der Kommandant der US-Armee meinte es ernst, aber mit einem verschlagenen Lächeln wandte er sich an einen seiner geachtetsten Offiziere. „Stellen Sie sicher, dass die vertrauenswürdigsten Dorfbewohner wissen, wo die Löcher sind. Nach dem Krieg könnten sie vielleicht Bedarf für die Trucks haben. Vielleicht sogar für einen oder zwei Jeeps.“ * * *

Tom und Betty wollten Missionare werden. Sie dachten sich, dass es ein großes Abenteuer wäre, eine Gelegenheit von Gott, in einem fernen Land zu dienen und das Evangelium weiterzugeben. Da Toms Großvater in Indien gearbeitet hatte, erkundigten sie sich bei der Kirchenleitung, ob es für sie eine Möglichkeit gäbe, dorthin zu gehen und das Werk fortzusetzen, das die Familie vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen hatte.

Schließlich wurden sie beauftragt, in den Bundesstaat Assam im Nordosten Indiens zu gehen, wo sie in einem Internat arbeiten sollten.

Außerdem hieß es in dem Brief, den Tom und Betty erhielten, dass sie die Dörfer im Bundesstaat Nagaland besuchen und dort das Evangelium verbreiten sollten. Sie freuten sich auf die Arbeit in der Schule in Shillong im Bundesstaat Assam, aber das Abenteuer, den Menschen in Nagaland das Evangelium zu bringen war es, was Pastor Tom besonders reizte. * * *

In Shillong angekommen, erfuhren sie bald, dass der Bundesstaat Nagaland Missionaren keine Visa für den Besuch seiner Dörfer erteilte. Was auch immer Tom sich einfallen ließ, um Erfolg bei den Behörden zu haben, ein „Nein“ war immer die unmittelbare, verlässliche Antwort. Als er schon fast aufgegeben hatte, erhielt er schließlich ein Visum für den Besuch des Dorfes Yacool. Die Dauer des Visums war auf zwei Stunden beschränkt.

Das Problem war, dass es kaum Transportmöglichkeiten gab; die Straßen waren in einem katastrophalen Zustand, und es würde wahrscheinlich Tage dauern, bis man überhaupt dort ankam. Und das alles, um nur zwei Stunden mit den Leuten zu verbringen. Doch Tom „wusste“, dass sie deshalb nach Indien gekommen waren, also bat er um Mitfahrgelegenheiten und konnte schließlich sein Visum nutzen und das Dorf besuchen. „Was machst du in Yacool, wenn du nur zwei Stunden hast?“ fragte sich Tom. „Du freundest dich mit dem Dorfältesten an!“

Es brauchte einige Besuche, aber schließlich wurden Tom und der Dorfälteste gute Freunde. Eines Tages fragte der Dorfälteste Tom, ob

„Grabt hier“, sagte der Mann, und die Männer machten sich an die Arbeit.

er ein eigenes Fahrzeug haben wolle, um auf den zerklüfteten Bergstraßen zu fahren. „Das wäre wie ein Geschenk Gottes“, antwortete Tom. Daraufhin führte ihn der Dorfälteste mit einer kleinen Gruppe von Männern tief in den Dschungel hinein, bis einer der Männer auf einen Erdhügel zeigte, der mit Steinen und Pflanzen überwuchert war. „Grabt hier“, sagte der Mann, und die Männer machten sich an die Arbeit. Du kannst dir wahrscheinlich schon vorstellen, was als nächstes geschah! In dem zugewachsenen Erdloch im Dschungel kam ein echter Jeep der US-Armee zum Vorschein. Tom machte ihn sauber, startete den Motor und war begeistert, als Gottes kleines grünes Geschenk tadellos funktionierte! * * *

Doch der Jeep war nicht perfekt. Er war zu klein, für alle Vorräte und Personen, die Tom in den Bergen von Nagaland transportierte. Deshalb funktionierte Tom den Jeep mit einem eineinhalb Meter langen Aufsatz zu einem Pritschenfahrzeug um und baute aus Altmetall und Ersatzteilen auch noch einen kleinen Anhänger. Jetzt war der Jeep hässlicher, aber viel nützlicher.

Pastor Tom fuhr oft in die Dörfer, um den Menschen von Jesus zu erzählen. Er fing erst an, die Naga-Sprache zu lernen, doch einige Dorfbewohner hatten ein wenig Englisch von den Soldaten gelernt, und gemeinsam fanden sie Möglichkeiten zu kommunizieren. Etliche Dorfbewohner ließen sich von der biblischen Botschaft ansprechen und entschieden sich für die Taufe. Ein paar Familien erzählten Tom, dass ihre Kinder in eine staatliche Schule gingen, an der samstags Prüfungen stattfanden. Wenn sie den biblischen Sabbat halten würden, würden sie die Schule verlassen müssen. * * *

Pastor Tom wandte sich an den Dorfältesten. Obwohl sein Freund das Problem mit den Prüfungen am Sabbat verstand, konnte er es nicht lösen. Doch er stand den Familien, die das Christentum annahmen, positiv gegenüber und war bestrebt, allen Dorfkindern die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen. So meinte er: „Ich frage mich, ob die die Jungs nicht vielleicht mit dir zurück nach Shillong fahren und dort zur Schule gehen könnten.“

Bei Toms nächstem „zweistündigen Besuch“ rief der Dorfälteste die Leute zusammen und sagte ihnen, dass sie alle jungen Männer mitbringen sollten, die sie gern mit Pastor Tom mitschicken würden. „Pastor Tom wird nur für ein paar Stunden hier sein, also müsst ihr euch schnell entscheiden und euch sofort bereitmachen, wenn ihr eure Söhne mit ihm zur Schule schicken wollt.“

Eine Stunde später tauchten 13 Teenager am Jeep auf, die sich nach einem besseren Leben sehnten und bereit waren, Pastor Tom bei einem Abenteuer zu begleiten. Die 13 mussten eng zusammenrücken, um knapp in Jeep und Anhänger zu passen.

Als sie erst wenige Minuten auf der holperigen Straße unterwegs waren, hörten sie jemanden aus dem Dorf laut rufen. Einer der jüngsten Burschen war nach Hause geeilt, um seine Eltern um Erlaubnis zu bitten, in die Schule zu gehen; nun sprintete er den Weg hinunter, um noch einen Platz im „Schuljeep“ zu finden. Obwohl der Jeep schon zu voll war, riefen die anderen Jungen: „Einer hat noch Platz! Einer hat noch Platz!“ Irgendwie zwängte sich auch der letzte Junge noch in das Fahrzeug, und Tom holperte in Gottes Jeep mit 14 neuen Schülern die Straße hinunter.

Als sie vier Tage später auf dem Missionsgelände ankamen, war Toms Frau Betty überglücklich, Tom und seine Wagenladung voller schmutziger, schlammbespritzter, glücklicher Jungen zu sehen! Sie hatte über einen Monat gewartet, ohne ein Wort von ihrem Mann zu hören, während Tom den Jeep umgebaut und die notwendigen Genehmigungen eingeholt hatte, nach Yacool gefahren war, die Jungen gefunden und mit seinem Jeep nach Hause gefahren hatte – junge Männer, die Gott zusammengebracht hatte, um zukünftige Pastoren und Kirchenleiter im indischen Bundesstaat Nagaland und in ganz Indien zu werden.

Dick Duerksen ist Pastor und Geschichtenerzähler in Portland, im US-Bundesstaat Oregon. Er ist auf der ganzen Welt als „reisender Bestäuber mit den Pollen der Gnade Gottes“ bekannt.

Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Nordasien-Pazifik-Division der Generalkonferenz der SiebentenTags-Adventisten.

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