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Fragen zur Biibel
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Fragen zur Bibel
Sünde ist mehr als nur eine Handlung
In meiner Gemeinde gibt es eine Debatte über das Wesen der Sünde. Kannst du uns dieses Thema aus der Sicht der Bibel erklären?
Für unsere Zwecke ist Sünde der ethische, moralische, geistige und geistliche Zerfall des Menschen, der ursprünglich nach dem Bild Gottes geschaffen wurde (1 Mo 1,26). Zerfall meint einen geistlichen Fäulnisprozess, der immer weiter fortschreitet und zur Auflösung von Gottes guter Schöpfung führt. Der Prozess hinterlässt einen geistlichen und moralischen „Gestank“, der für den Herrn abstoßend ist. Dieses Verständnis von der Sünde als Auflösung unseres inneren Wesens und unserer Ganzheit, hilft uns zu erkennen, dass sie bereits in uns aktiv ist und dass sie viel mehr ist als ein Gedanke oder eine Handlung.
1. SÜNDE ALS REBELLION, VERSKLAVUNG UND ENTFREMDUNG
Die Sünde ist in der Tat eine versklavende Macht (Röm 6,17), eine Macht, die wir in einem Akt der Rebellion gegen Gott freiwillig angenommen haben (1 Mo 3,1–7). Bei ihrem ersten Auftreten war die Sünde ein unbegreiflicher Akt des Misstrauens gegen den guten Schöpfer, aber sie wurde sofort zu einer dauerhaften, störenden und zerstörerischen inneren Haltung, die sich in allen möglichen bösen Gedanken, Worten und Taten ausdrückte. Ein Sünder zu sein bedeutet, durch einen Zustand des inneren Konflikts mit Gott, anderen und sich selbst geprägt, ja definiert zu sein (Röm 8,7; 7,23; Jak 4,4). Wenn Sünde ein Zustand der Rebellion gegen Gott ist, dann ist sie auch ein Zustand der Entfremdung von ihm (1 Mo 3,8), der eigentlichen Quelle des Lebens, und tatsächlich steuern Sünder unaufhaltsam ihrer Auslöschung entgegen. Rebellion schafft Distanz, Trennung und impliziert Unabhängigkeit (Eph 2,12). Der Tod – die Zersetzung, von der weiter oben bereits die Rede war – lässt sich praktisch als Trennung und einem Zustand der Feindseligkeit gegenüber Gott definieren. Eine solche Entfremdung zeigt sich in sündigem Verhalten.
2. SÜNDE ALS VERHALTEN
Meistens sehen wir Sünde als ein ernstes Verhaltensproblem, und das trifft durchaus zu. Tatsächlich bezeichnet die Bibel Sünde als Gesetzlosigkeit (1 Joh 3,4 EB). Die Bibel betont in ihrer Darstellung der Sünde das böse Verhalten, weil Handlungen den inneren Zustand des Menschen offenbaren. Sie sind der objektive Beweis für den Zustand des menschlichen Herzens, dem verdorbenen Zentrum der Existenz. Jesus hat dies in eindeutigen Worten ausgedrückt: „Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Missgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft.“ (Mk 7,21–22) Mit den Menschen ist etwas zutiefst verkehrt; im Innersten unserer Existenz herrscht Verdorbenheit. Die Sünde lediglich als ein Problem auf der Verhaltensebene zu verstehen, ist schwerlich angemessen, um die tiefe Finsternis der fatalen Lage zu erfassen, in der sich der Mensch befindet. Ein unzureichendes Verständnis des menschlichen Zustands führt zu einem unzureichenden Verständnis davon, wie viel der Opfertod des Sohnes Gottes gekostet hat.
3. DIE LÖSUNG DES SÜNDENPROBLEMS
Die endgültige Lösung des Sündenproblems besteht nicht in einer Verhaltensänderung, auch wenn sie durch die Kraft des Heiligen Geistes geschieht, sondern im Tod. Christus starb einen überaus furchtbaren Tod, getrennt vom Vater (Mt 27,46). Die verdorbene menschliche Natur soll nicht ausgebessert, sondern zerstört werden. Sie wurde am Kreuz Christi hingerichtet! Was er wollte, war nichts weniger als eine Neugeburt (Joh 3,5), eine neue Schöpfung (2 Kor 5,17), ins Leben gerufen durch die Kraft seiner Auferstehung (1 Kor 15,44–45). Noch kämpfen wir in einer Welt der Sünde, aber bei der Wiederkunft Christi wird unsere sündige menschliche Natur beseitigt und wir werden mit Unverweslichkeit bekleidet werden (1 Kor 15,52–53).
Angel Manuel Rodríguez lebt nach einer Berufslaufbahn als Pastor, Professor und Theologe im Ruhestand.