Naturparkzeitung Winter 2013

Page 1

NaturparkZeitung Zillertaler Alpen Ruhegebiet seit 1991

WINTER 2013

www.naturpark-zillertal.at

Interview mit Ingrid Felipe S. 2 | Peter Haßlacher im Gespräch S. 4 | Naturschutzplan S. 6 | Rangerprogramm S.7 | Kurz & Bündig S. 8

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 1

06.12.13 13:56


NaturparkZeitung

Schutzgebiete liegen Ingrid Felipe besonders am Herzen. Den Hochgebirgs-Naturpark kennt Sie gut, hat 2012 sogar ihren Sommerurlaub dort verbracht

„Naturparke sind Vorzeigeprojekte für gelebten Naturschutz und erfolgreiches Miteinander“

Naturschutz ist kein „Spielverderber“ NaturparkZeitung: Kannst Du uns Deine Ziele für den Naturschutz in T irol mit ein paar K ernaussagen skizzieren? Ingrid Felipe: Ein sehr zentrales Anliegen ist für mich, den Naturschutz aus dem Eck herauszuholen, in das er zu oft zu unrecht gestellt wird: nämlich in das des Spielverderbers, des Verhinderers. Es ist mir wichtig zu zeigen, welchen positiven Einfluss der Naturschutz in Tirol hat. Da sind die Naturparke natürlich V orzeigeprojekte. Selbstverständlich auch der Nationalpark. Wenn ich immer wieder davon erzähle, dass Natura 2000 eine Chance ist, oder ich sehr viel Betonung darauf lege, dass die schöne, teilweise unberührte und erhaltene Natur Grundlage vor allem der Tourismuswirtschaft in Tirol ist, dann ist das mein zentrales Anliegen. Den Naturschutz als gleichberechtigten, wichtigen Partner in den unterschiedlichen Bereichen, die in Tirol eine Rolle spielen, darzustellen. NZ: Welchen Stellenwert haben die T iroler Naturparke für Dich? Ingrid Felipe: Gerade in den unterschiedlichen Par-

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 2

ken zeigt sich sehr gut, wie sich alles vereinba ren lässt: ein funktionierendes Ökosystem, eine funktionierende Natur, mit Landwirtschaft, mit Bewirtschaftung, mit Kulturlandschaft. Aber auch als Tourismusgebiet, wenn man Menschen Wege in die Natur zeigt, und sie gleichzeitig dafür sensibi lisiert, dass man sorgsam mit ihr umgehen muss. Dieses erfolgreiche Leben und Wirtschaften in einem intakten Naturraum ist ein Erfolgsrezept und die Naturparke sind die, die das repräsentieren. Und die dadurch, dass sie sich zunehmender Beliebtheit und einer großen Akzeptanz in den ein zelnen Regionen erfreuen, ganz klar zeigen, dass das Miteinander funktionieren kann. NZ: Wie gut kennst Du den Hochgebirgs-Natur park Zillertaler Alpen? Ingrid Felipe: Über diese Frage freue ich mich besonders, weil ich vor eineinhalb Jahren im Sommerurlaub mit meinem Sohn ganz bewusst ins Zillertal gefahren bin und im HochgebirgsNaturpark unterwegs war . Den kenne ich also als Besucherin besonders gut, nicht nur als Lan-

06.12.13 13:56


Editorial

Winter 2013

desrätin. Und ich habe ganz schöne Erinne rungen, auch wenn es beim Lama- Trekking geschüttet hat.

turparks im Bereich des Tuxer Hauptkammes als Ziel verankert. Wie steht die Regierung zu diesem Vorhaben?

NZ: Was zeichnet ihn für Dich aus? Ingrid Felipe: Es gibt im Hochgebirgs-Natur park sehr unterschiedliche Facetten zu sehen und das ist ganz, ganz lässig. Mir gefällt es überhaupt gut, da „hinten drinnen“, mit dem Wasser, mit der Almwirtschaft, mit den tollen Angeboten, die auch für F amilien ganz super aufbereitet sind. Es ist für alle etwas dabei.

Ingrid Felipe: Ich bin davon ganz angetan, dass man das in ei nem strategischen, partizipativen Prozess erarbeitet. Wir haben ja schon öfter Debatten darüber gehabt, wie Schutzgebiete zustande kommen können. Im Sinne von: Muss man die auf dem Reißbrett verordnen, oder kann man sie auch in Stakeholder-Prozessen erarbeiten? Und ich finde es eine ganz große Chance, wenn man sich in solchen stra tegischen Prozessen überlegt: Wo kann man sinnvoller Weise den Naturpark im Dialog mit den Menschen erweitern, die dort leben, de nen die Grundstücke gehören, die darin auch die Chancen erkennen sollten? Der Naturpark darf dabei jedenfalls mit meiner Unterstützung rechnen.

NZ: Die Besucher eines Naturparks können die Grenzen des Schutzgebiets in der Landschaft nicht erkennen. Oft verläuft die Grenze mitten durch ein Tal. Sollen und können für die unmittelbaren Vorfeldbereiche des Schutzgebiets Maßstäbe angelegt werden, um zu ver hindern, dass dort Projekte realisiert werden, die die Erholungsfunktion in Frage stellen? Ingrid Felipe: Diese Debatte haben wir bei allen Schutzgebieten, nicht nur bei den Naturparken. Natürlich braucht es einen Maßstab, der so etwas wie eine P ufferzone definiert. Damit nicht mehr oder weniger an der Grenze des Schutzgebietes oder des Naturparkes massive Eingriffe in die Natur erfolgen, die den Schutz zweck konterkarieren. Die Natur selbst kennt keine Grenzen. Sie fragt weder nach politi schen Grenzen noch nach Grundstücksgren zen. Die Einflüsse, die aus Eingriffen passieren, gehen eben auch über diese von der Natur nicht anerkannten Grenzen hinaus. Das W asser, das abgearbeitet wird, fließt plötzlich nicht mehr im Naturpark. Wenn Luftverschmutzung durch irgendwelche Industriebetriebe passie ren sollte, wirkt das natürlich auch im Schutz gebiet. Aber da ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt, wie man den Ausgleich schafft. NZ: Im Strategieplan des Zillertales wurde 2012 eine Erweiterung des Hochgebirgs-Na -

NZ: Welche Zukunftsvisionen bzw. –wünsche hast Du für den Hochgebirgs-Naturpark? Ingrid Felipe: Ich wünsche mir einerseits, dass er in vielen Bereichen so weitermacht, wie er es bisher getan hat. Dann habe ich noch einen Wunsch, der sich auch ein bisschen an mich selbst beziehungsweise an die V erwaltung richtet. Nämlich, dass man den Dialog zwi schen den Betreibern, der Park-Leitung und den Behörden verstärkt. Dann wünsche ich mir natürlich, dass er lange, lange besteht, nach haltig wächst und den Besucherzuspruch in einer Form entwickelt, dass es dem Naturpark gut tut. Also nicht zu viel und nicht zu wenig. NZ: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Ingrid Felipe wurde 1978 in Hall i. T. geboren und lebt als Alleinerzieherin mit ihrem 10-jährigen Sohn in Rum. Während ihres Betriebswirtschafts-Studiums war Ingrid Felipe im Sportmanagement und der Gastronomie beruflich tätig. Die begeisterte Organisatorin war auch als Handballerin und Trainerin aktiv. Vor ihrem Engagement bei den Grünen, das 2005 als Finanzreferentin begann, managte Felipe ein Architekturbüro. Bei den Grünen wurde sie 2009 Landessprecherin, 2010 als Gemeinderätin in Rum gewählt, 2012 folgte sie der Umweltexpertin Maria Scheiber als Abgeordnete im Tiroler Landtag. Im Mai 2013 wurde Felipe als erste grüne Landeshauptmann-Stellvertreterin Tirols angelobt und ist für die Themen öffentlicher Verkehr, europäische Verkehrspolitik sowie Natur- und Umweltschutz zuständig.

Liebe Freunde des HochgebirgsNaturparks Zillertaler Alpen! Der Winter ist eingetroffen und das Jahr 2013 geht dem Ende entgegen. Eine gute Zeit, um einen Blick auf wichtige und prägende Ereignisse des zurückliegenden Jahres zu werfen. Bis Oktober haben uns r und 1.900 Teilnehmer im Rahmen des Sommerprogramms begleitet, so viele wie noch nie davor! Und auch über die neuen Ranger konnte der Naturpark viele Besucher erreichen. Die Trekking-Pauschale „Berliner Höhenweg“ war 2013 eine Erfolgsgeschichte. Die Buchungen haben sich durch die Werbung insbesondere des DAV und begleitet vom guten W etter fast verdoppelt. Für r und 520 Personen hat Karin Bauer das jeweils pas sende Angebot koordiniert. Die Aula der NMS T ux war im Juni die Bühne für die V erleihung des Prädikats „Naturparkschule“ an die VS Tux und die NMS T ux. Rund 300 Feiergäste haben dem F estakt einen perfekten Rahmen verliehen. Tux wird auch 2014 ins Blickfeld rücken und Austragungsort der inter nationalen Jahrestagung des Gemeindemetz werks „Allianz in den Alpen“. Das Interreg-Projekt „Pfitscher Joch“ biegt auf seine Zielgerade ein. Es wurden die W eichen gestellt für eine Ausstellung, die ab Sommer 2014 auf der Lavitzalm zu sehen sein wird, eine Campingfläche für Kletterer ist in Umsetzung und eine Publikation soll die spannenden F orschungsergebnisse festhalten. Wir danken allen Unterstützern und Förderern und wünschen eine besinnliche Weihnachtszeit und ein gesundes neues Jahr 2014! Euer Naturparkteam, Willi, Katharina und Karin 2

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 3

3

06.12.13 13:56


NaturparkZeitung

„Der Hochgebirgs-Naturpark ist ein erfolgreiches Beispiel partizipativer Schutzgebietsentwicklung“

Der Einsatz für die Bergwelt prägt sein Leben - Peter Haßlacher

Peter Haßlacher und Prof. Helmut Heuberger († 2011) vor der Berliner Hütte

Der Naturpark-Pionier Peter Haßlacher hat im Laufe seiner beruflichen Karriere etliche National- und Naturparke aus der Taufe gehoben. Einer davon war der Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen NaturparkZeitung: Du hast Dich über Jahrzehn te für den Naturschutz eingesetzt, weit über Tirol hinaus bist Du für viele der personifizierte Naturschutz. Auf welche Errungenschaften Deiner Tä tigkeit bist Du besonders stolz? Peter Haßlacher: Besonders stolz bin ich darauf, am Zustandekommen des Nationalparks Hohe Tauern und an der Planung und Entwicklung des Ruhegebietes Zillertaler Hauptkamm mitgewirkt zu haben. Dann auf die gesamten Arbeiten im Rahmen der Alpenkonvention. Und auf die Realisierung des Projektes Bergsteigerdörfer. NZ: Du warst maßgeblich am Entstehen des Hochgebirgs-Naturparks, damals noch „Ruhege-

biet Zillertaler Hauptkamm“ beteiligt. W as ist Dir von den Anfängen noch besonders im Gedächt nis? Peter Haßlacher: Das war die unkomplizierte Herangehensweise des damaligen Leiters der Abteilung Umweltschutz, Dr. Gerhard Liebl. Und natürlich die Realisierung des Ruhegebietes selbst. Es war der besondere Einsatz des damaligen Landesrates Ferdinand Eberle, ohne den das Ruhegebiet nicht zustande gekommen wäre. Auch in Erinnerung geblieben ist mir die anfängliche Abwehrhaltung vieler Bauernvertreter, die später aber gesehen haben, dass das Ruhegebiet kein Verhinderungsinstrument ist. Und nicht zuletzt, dass mit den Zil lertalern gut gestritten werden kann, aber dass nie

„Nein“ zu einer Müllumladestation im Zillergrund! Im Jahr 2009 wurden die Pläne zu einer Müllumladestation im Zillergrund erstmals öffentlich. Das Pro jekt im Bereich „Burgwald“ wurde seit dem mehrmals abgeändert, in der letzten Version soll es nun zwei Ausbaustufen umfassen. In der Re gion gibt es allerdings breiten W iderstand dagegen.

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 4

D

er Zillergrund ist das längste Sei tental des Hochgebirgs-Naturparks und im Sommer sehr beliebt bei Wanderern, Bergsteigern, Radfahrern und vielen mehr. Der Ziller, viele Wander- und Radwege, hochalpine Gipfel und zahlreiche Einkehrmöglichkeiten laden zum Bewegen, Kraft tanken und Genießen ein. Weite Bereiche des T als sind Schutzge -

biet und Teil des 379 km² großen Hoch gebirgs-Naturparks. Die Fakten: Im Detail geht es bei dem Projekt um das Antransportieren, Pressen, Umladen und Deponieren verschiedener Müllarten. Und das ganzjährig, also auch während der Sommermonate, wo das Tal Ziel tausender Erholung Suchender ist.

06.12.13 13:56


Winter 2013 NaturparkZeitung

nachhaltige Schäden oder Ressentiments daraus entstanden sind. NZ: Stimmt es, dass Du damals das Gebiet für die Grenzziehung selbst durchstreift hast? Peter Haßlacher: Ja, zum Großteil. Alle kritischen Stellen habe ich mir selbst angesehen, bin die Dinge abgegangen und habe das dann mit der Abteilung Umweltschutz akkordiert. Insbesonde re hat es sich im Gemeindegebiet von Brandberg gespießt. Da mussten wir speziell im T alschluss bei jedem Haus schauen, wie die Grenzziehung zum machen ist. Ebenso im Bereich Schlegeis. Genaue Ortskenntnis war damals eine wichtige Voraussetzung. Das habe ich aus den Gescheh nissen um den Nationalpark Hohe Tauern gelernt: Du sollst nur über Dinge reden, die du selbst ge sehen hast. NZ: Wo siehst Du die Stärken bzw. Entwicklungspotenzial für den Hochgebirgs-Naturpark? Peter Haßlacher: Der Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen ist ein akzeptiertes Beispiel einer Schutzgebietsentwicklung, wo heute alle we sentlichen Interessensträger mitwirken. Jetzt benötigt dieses Gebiet vor allem einen neuen Entwicklungsschub, der für mich in der Internationalisierung liegt. Dieses exemplarische Beispiel gelungener alpiner Raumordnung muss mehr in die internationale Schutzgebietsszene eingebettet werden, damit über entsprechende Fördergelder und Öffentlichkeitsarbeit mehr F okus auf dieses Gebiet gelegt werden kann. Das ist gerade in der jetzigen Zeit wichtig, wo neue Verhandlungen über Strukturfördermittel stattfinden. Da braucht es gute Projekte der ländlichen Entwicklung im Berggebiet. Wie werden heute Almen erschlos sen? Der Schutz der Biodiversität ist total wichtig. Zudem die Weiterentwicklung von Brandberg und Ginzling. In Brandberg im Bereich der Förde rung der Berglandwirtschaft, oder in Ginzling im Bereich des Bergsteigerdorfes. Da müssen jetzt Zeichen gesetzt werden, dass man die Dinge entsprechend weiterentwickeln will.

Aufgrund der eingereichten Fläche des Vorhabens war keine naturschutzrechtliche Bewilligung erforderlich, das not wendige Gewerbeverfahren wurde positiv abgeschlossen. Die Projektbetreiberin könnte also loslegen. Gegen das Projekt hat sich eine breite Plattform gebildet: Die Gemeinden Mayrhofen und Brandberg, der TVB

NZ: Du selbst bist seit kurzem in „AlpenvereinsPension“. Muss der Naturschutz speziell in T irol ab jetzt ganz ohne Dich auskommen? Peter Haßlacher: Meine wesentlichen Betätigungsfelder in den nächsten Jahren werden sicher als Vorsitzender der Internationalen Alpenschutzkommission CIPRA Österreich sein. Und da liegt es in der Natur der Sache, dass man auch mit verschiedenen Projekten, die in Tirol anstehen, zu tun haben wird. Das wird sicher nicht mehr so sein wie beim Alpenverein, dass man sich für jede Sache einzusetzen hat, sondern zu großen, im Arbeits feld von CIPRA gelegenen P unkten. Und zu sol chen wird man sicher Stellung beziehen. NZ: Verrätst Du uns noch ein paar private Ziele oder Wünsche für die Zukunft? Peter Haßlacher: Ich habe schon eine Reihe von Anfragen für verschiedene Projekte: Ausstellungen, die mit F achinformationen begleitet werden sollen, ein Buchprojekt über alpine Raumordnung zusammen mit Kollegen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Dann hoffe ich, endlich zu Reisen zu kommen, die ich nie gemacht habe, weil ich in den vielen Jahren praktisch immer nur mit dem Schwerpunkt Alpen unterwegs war . Ich möchte mit meiner Frau, die nächstes Jahr in Pension geht, einige dieser Reisen machen: Einen Freund in Indien besuchen, der 1986 zum Alpenverein gekommen ist und mit dem wir zu den Krimmler W asserfällen gefahren sind. Dem wir Beispiele gezeigt haben, wie heute bei uns im Vergleich zu den großen Hochgebirgsgebieten in Indien Almwirtschaft funktioniert. Dann möch ten wir einen Pilgerpfad begehen, den wir in den 1990er Jahren gefördert haben. Und schließlich sind wir dabei, das Projekt Bergsteigerdörfer über die Staatsgrenzen Österreichs zu erweitern. Die se Dörfer möchten wir auch besuchen. Da wird es sehr, sehr viele Möglichkeiten geben, dass ich mich persönlich finde. NZ: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Mayrhofen-Hippach, die OeA V-Sektion Zillertal, der V erein Zillergrund aktiv , die Umweltzone Zillertal, die V erbund AHP, der Planungsverband Zillertal, der Hochgebirgs-Naturpark sowie verschiedene Grundeigentümer. Sie alle sind der Meinung, dass es keinen Sinn machen kann, den Müll durch das gesamte Zillertal in den Zillergrund zu transportieren, dort zu

bearbeiten, umzuladen und wieder durch das ganze Tal hinauszufahren. Der Ein gangsbereich in dieses beliebte Wanderund Naherholungsgebiet im V orfeld des Naturparks darf zu keinem Müllumschlagplatz werden. Es bleibt zu hoffen, dass noch W ege gefunden werden, dieses Projekt zu ver hindern! (WS) 4

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 5

Peter Haßlacher stammt aus Nikolsdorf/Osttirol. Nach der Matura in Lienz studierte er Geografie in Innsbruck, stellte seine Abschlussarbeit allerdings nicht fertig. Im Jahr 1978 kam Haßlacher zum Oesterreichischen Alpenverein und baute die Fachabteilung Raumplanung-Naturschutz auf, deren Leiter er bis zu seiner Pensionierung war. Höhepunkt seines Schaffens war die Mitwirkung an der Gestaltung aller drei Teile des Nationalparks Hohe Tauern (Kärnten, Salzburg, Tirol) zwischen 1981 und 1991. Im Jahr 2002 gelang es mit seiner Hilfe, Innsbruck zum ständigen Sitz der Alpenkonvention zu machen. 2007 wurde er Vorsitzender von CIPRA Österreich. Haßlacher ist Träger des Konrad-LorenzStaatspreises für Umweltschutz.

5

06.12.13 13:56


NaturparkZeitung

Altbürgermeister und Landwirt Hermann Thanner, Landwirt Anton Leo und NaturparkGF Willi Seifert bei der Abnahme der durchgeführten Maßnahmen

„Dem Naturpark ist es ein großes Anliegen, die Bergbauern bei ihrer wertvollen Arbeit zu unterstützen“

„Wir wollen unser Ziel erreichen“ Viel Motivation im Abschlussjahr des Naturschutzplans Gummistiefel und eine zünftige Jause statt Badehose und Wassereis: Das war das Motto der freiwilligen Hel fer der Umweltbaustellen im Hochgebirgs-Naturpark. Sie unterstützten auch dieses Jahr wieder Bergbauern bei der Bewir tschaftung besonders schützenswer ter Flächen. Schwerpunkt unserer F reiwilligenprojekte im Jahr 2013 war die R eaktivierung von Bergmähdern im Bereich des Brandberger Kolmhauses.

A

ltbürgermeister Hermann Thanner initiierte dieses Naturschutzprojekt zur Erhaltung der Brandberger Bergmähder bereits im Jahr 2008. In Brandberg gab es 1950 noch stattliche 65 ha Bergmähder! Das sind Wiesen oberhalb der Dauersiedlungsgrenze, die maximal einmal pro Jahr gemäht werden. Bis zu 50 verschiedene Pflanzen kann man in diesem alpinen Lebensraum bestaunen! Bergmähder liegen meist an sehr steilen Hängen, die für die Beweidung ungeeignet sind. Die Bewirt schaftung ist arbeitsintensiv und eine Herausforde rung für die Bergbauern. Heute werden nur noch etwa 10 ha der früheren Bergmähder bewirtschaftet. Den Grundstein dafür legte der „Naturschutzplan auf der Alm“. Mit diesem durch das Land Tirol geförderten Projekt konnten zumindest einige Flächen als Bergmahd erhalten bzw. reaktiviert werden, andere wurden in Magerweide umgewandelt. Dafür muss ten die Flächen von wuchernden Zwergsträuchern, vor allem von Latschen, befreit werden. Da das Förderprojekt dieses Jahr endet, wurden noch einmal alle Kräfte vereint, um so viele Maßnahmen wie möglich auf den Flächen umzusetzen. Artenreichtum erhalten Am 15. und 16. Juli starteten die F reiwilligenakti-

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 6

onen auf den Magerweiden von Bergbauer An ton Leo mit „Bergmahd am Brandberg“ - einer Urlaubspauschale des Hochgebirgs-Naturparks mit zwei Tagen Freiwilligenarbeit. Vom 4. bis 10. August fand dann der große Einsatz mit der Umweltbaustelle statt, die gemeinsam mit dem OeA V durchgeführt wurde. Neben den Freiwilligen waren dort auch die Naturpark -Ranger, Praktikanten so wie die Naturparkbetreuung selbst im Einsatz. Im Projektbericht der Umweltbaustelle erklärt K erstin Pfau: „Obwohl uns der letzte Arbeitstag viel Nebel und zeitweise auch heftige Regengüsse bescherte, ließen wir uns nicht von der Arbeit abhalten, damit wir mit Toni unser Ziel erreichen konnten“. Mit besonders großem Einsatz bei der Sache waren die Bergbauern Anton und Thomas Leo, die sich den großen Respekt der freiwilligen Helfer erarbeitet haben. Dass das Ziel erreicht wurde, zeigte die Kontrolle des Förderprojektes durch Mag. W olfgang Ressi am 21. Oktober . Hier wurden noch einmal alle umgesetzten Maßnahmen begutachtet. 30 Einsatztage für Freiwilligen-Projekte 2013 Dank unserer Praktikanten Flora, V alerie und Flori an sowie der Ranger war es möglich, an insgesamt 30 Einsatztagen Freiwilligenaktionen durchzuführen. Darunter sechs Flurreinigungen unter dem Motto „Sauber statt Saubär“ mit den Volksschulen der Naturparkregion, die Urlaubspauschale „Bergmahd am Brandberg“, die Teilnahme an der Aktion „Envirotrek“ und drei einwöchige Umweltbaustellen auf der Bo denalm , der Elsalm und im Bereich des Brandber ger Kolmhauses in Kooperation mit dem OeAV. (KW) Ein großes Danke den freiwilligen Helfern und Bergbauern für die sehr gute Zusammenarbeit!

06.12.13 13:56


Winter 2013

NaturparkZeitung

„Das Rangerprogramm ist ein großer Gewinn für die Qualität der Schutzgebietsbetreuung“

Das Naturpark-Rangerprogramm

Startschuss geglückt Neben dem bewährten Sommerprogramm gab es im Juli 2013 auch den Startschuss für eine neue Initiative – das Rangerprogramm. Sehr positive Erfahrungen aus anderen Schutzgebieten wie etwa dem Naturpark Karwendel haben Mut gemacht, ein derartiges Projekt auch im Hoch gebirgs-Naturpark ins Leben zu rufen. Was ist im ersten Jahr genau passiert?

Z

um „Rangerteam“ gehören die Naturparkführer Andrea, Hermann, Maria und Alfred. Sie waren im Auftaktjahr an rund 15 Tagen von Juli bis September im Einsatz. Anfang Mai startete die Ausbildung der Ranger. Dabei legten wir den Schwerpunkt auf rechtliche Grundlagen, Naturschutzaufgaben, K ommunikation mit den Besuchern, Umgang mit dem Spektiv, Digiscoping, Fotodokumentation und Umsetzung des Rangerblogs. Gemeinsam mit den vier Rangern planten wir dann die Einsatzgebiete, Inhalte der Ran gertage und ihre Ausrüstung. Aufgaben der Ranger Die Ranger informieren bei ihren Einsätzen über das Schutzgebiet und seine Besonderheiten. Daneben können Besucher bei den Stationen der Ranger auf professionelle Art und W eise die Natur beobachten. Mit Fernglas und Spektiv werden Details in Nah und

Fern erleb- und sichtbar. Natürlich geben die Ranger mit ihrer sehr guten Gebietskenntnis auch T ipps zu Wander- und Ausflugszielen in der Region oder zum richtigen Verhalten in der Natur . Bei allen Einsätzen achten die Ranger auf die Sauberkeit im Gebiet und nehmen, wenn notwendig, entdeckten Unrat mit ins Tal. Abgesehen von diesen normalen Einsatztagen unterstützen die Ranger Freiwilligenprojekte des Naturparks, werden im Rahmen von Besucherzählun gen eingesetzt und führen diverse Erhebungen im Naturpark durch. Über ihre Erlebnisse berichten sie dann im Online-Tagebuch blog.naturpark-zillertal.at Positive Reaktionen Die Reaktionen der Naturpark -Besucher waren sehr positiv. Ebenso von Seiten der Schutzhütten und Gastronomiebetriebe, in deren Bereich die Ranger unterwegs waren, gab es erfreuliche Rückmeldungen. Und auch das Online-Tagebuch der Ranger fand bereits regen Zuspruch. Das gesamte Echo motiviert uns, das Rangerprogramm im Jahr 2014 auszubauen. Ein großes Dankeschön möchten wir Sina Hölscher (Koordinatorin der Ranger im Alpenpark Karwendel) aussprechen, die uns im Auftaktjahr immer mit Rat und Tat zur Seite stand.

Sie zeigen den Besuchern die Besonderheiten in Nah und Fern - die Naturpark-Ranger

Ranger und Besucher treffen sich - Begegnungen, Gespräche und gemeinsame Erlebnisse

Das Rangerprogramm wird gefördert vom Natur schutzfonds des Landes T irol und Altstoff Recycling Austria AG (ARA) „Reinwerfen statt wegwerfen“ in Kooperation mit der Umweltzone Zillertal und der Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM).

Das Naturpark-Sommerprogramm - mit den Wanderführern unterwegs Vor 10 Jahren hat der Hochgebirgs-Na turpark in kleinem Rahmen begonnen, den Besuchern mit geführten Themenwanderungen die schönsten Plätze und Besonderheiten der Region zu zeigen. Das Programm hat sich in dieser Zeit stetig weiterentwickelt, im Jahr 2013 waren so viele P ersonen wie noch nie mit dem Wanderführerteam unterwegs.

R

und 1.900 Einheimische und Gäste ha ben von Mai bis Oktober an den mehr als 180 Touren teilgenommen. Eine sehr er freuliche Zahl, die der Naturparkbetreuung zeigt, dass man mit dem Programm auf einem guten Weg ist. Eine Zahl, die aber be sonders die Qualität jener unterstreicht, die mit den Besuchern unterwegs sind, nämlich der Naturparkführer. Sie sind die tragende Säule des langfristigen Projekts! In den letz -

ten Jahren ist dieses T eam Stück für Stück gewachsen und zwar sowohl in Bezug auf die Anzahl, als auch die Ausbildung der „Wegbegleiter in die Natur“. Inzwischen sind knapp 15 W anderführer für den Hochge birgs-Naturpark aktiv. Neben der offiziellen Ausbildung als „T iroler Bergwanderführer“ haben fast alle von ihnen inzwischen auch den „Naturführer“ abgeschlossen. Daneben haben viele noch weitere Qualifikationen oder Spezialgebiete. Einen wichtigen Beitrag zum Gelingen des Programms leisten auch die Tourismusverbände mit ihren Mitarbeitern und die Naturpark-Partnerbetriebe. Sie informieren die Gäste immer wieder über das Programm und machen Lust auf die verschiedenen Wanderungen. Eine nicht immer einfache Aufgabe, gibt es doch inzwischen rund 30 verschiedene Touren.

Besonders beliebt waren diesen Sommer etwa die Sonnenaufgangstouren im Tuxer Tal, das Lama-Trekking, die Wildtierbeobachtungen und natürlich die Besteigung der Ahornspitze mit Bergprofessor Peter Habeler. Aber auch die Kinderexpeditionen in die Glocke, die Kräuterwanderungen, die Rundtour oberhalb des Bergsteigerdorfs Ginzling und viele weitere Touren waren sehr gut nachgefragt. Auch für das Jahr 2014 werden sich die Naturparkbetreuung und das W anderführerteam wieder einige Neuigkeiten ein fallen lassen. Über den W inter wird das Programm fertig gestellt und ab Mitte Mai geht es dann auf neue Entdeckungsreisen durch die Naturparkregion. Die Anmeldung geht inzwischen einfach und bequem unter www.naturpark-zillertal.at. Wir wünschen bereits jetzt viel Spaß! (WS) 6

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 7

7

06.12.13 13:56


Kurz & BÜNDIG 2013

Ein Dankeschön an die Praktikanten!

Neuigkeiten vo n der Lavitzalm

Neuer Themenweg in der Gloc ke

Im Sommer 2013 waren Florian Oberleitner, Flora Schrempf und Valerie Friess als P raktikanten für den Hochgebirgs-Naturpark tätig. An dieser Stelle ein ganz herzlicher Dank für die für wertvolle Unterstützung und die ge leistete Arbeit. Die Naturparkbetreuung wünscht alles Gute für die Zukunft und freut sich auf ein Wiedersehen!

Die Lavitzalm im Zamsergr und ist vom Schlegeis in ca. 1 Std. Gehzeit zu er reichen. Ab Som mer 2014 wird sie Standor t einer spannenden Ausstellung zu verschiedenen Themen rund um das Pfitscher Joch: Archäologie, Mineralien, Alpintourismus, u.v.m. Die Ausstellung wird im Rahmen des Interreg-Projektes „Pfitscher Joch – grenzenlos“ gefördert, das Konzept stammt vom Büro R ath & Winkler aus Innsbruck. Der Präsentationsraum befindet sich in einem 2013 komplett renovierten Almgebäude. Das neue Dach wur de, gefördert durch die Abtei lung Umweltschutz des Landes Tirol, in traditioneller Bauweise mit Lärchen verschindelt.

Im Geschützten Landschaftsteil Glocke in Finkenberg wird im Sommer 2014 ein neuer The menweg eröffnet. Er richtet sich speziell an Familien und Kinder und lädt zu spannenden Exkur sionen durch dieses besondere Naturjuwel ein.

Jahrestagung „Allianz in den Alpen“ Am 27. und 28. Juni 2014 wird die Naturparkgemeinde Tux Austragungsort der inter nationalen Jahrestagung des Gemeindenetzwerkes „Allianz in den Alpen “. Es werden bis zu 100 Teilnehmer erwartet, die sich zur Umsetzung der Alpen konvention und einer nachhaltigen Entwicklung austauschen.

Im gesamten Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit die männliche Form verwendet. Grundsätzlich bezieht sich diese Form jedoch immer auf beide Geschlechter!

12_13_NaturparkZeitung_2.indd 8

Naturparkschulen – neuer Internetauftritt Ab Jänner 2014 wird der Inter netauftritt der Naturparkschulen in Brandberg und T ux durch das Team von „die P raxis“ aus Mayrhofen neu aufgesetzt. Unter www.naturparkschule.at erfährt man dann in Kürze alles Wichtige über die Naturpark schulen im Ziller tal. Wir laden Alle zum R einklicken und Mit lesen ein!

Steinboc kmarsch & Co Tipp: Freunde des Steinbock marsches und des NaturparkWandertages können sich bereits den Termin für das kommende Jahr vor merken. Am Samstag, den 16. August 2014 werden die Veranstaltungen im Bergsteigerdorf Ginzling stattfinden!

Naturparkschule Brandberg Im September war die Natur parkschule Brandberg zu Gast im Naturparkhaus. Auf dem Programm stand ein spannen der Vortrag von W alter Ungerank zur W elt der Steine und Kristalle im Ziller tal und ein Besuch der Ausstellung „ Gletscher.Welten“. Ein her zlicher Dank an W alter Ungerank für den tollen Vormittag!

IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Verein Naturparkbetreuung Zillertaler Alpen; 6295 Ginzling Nr. 239; info@naturpark-zillertal.at; www.naturpark-zillertal.at, Tel.: 05286.5218-1; Druck: Sterndruck Fügen Für den Inhalt verantwortlich: GF Willi Seifert, Katharina Weiskopf (Naturparkbetreuung Zillertaler Alpen), Uwe Schwinghammer (WoPic) Interviews: Uwe Schwinghammer (WoPic) Fotos: Archiv Hochgebirgs-Naturpark Zillertaler Alpen, Archiv TVB Mayrhofen (Foto: Ursula Aichner) Layout/Produktion: Markus Anderwald Titelbild: Blick von der Frauenwand Richtung Tuxer Alpen (Hermann Muigg)

06.12.13 13:56


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.