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GERD HOLZHEIMER ist zwar ein oberbayerischer »Native Speaker«, als Sohn eines Landvermessers aber in verschiedenen bayerischen Bezirken aufgewachsen, hat die jeweiligen Dialekte auf den Straßen der Dörfer aufgeschnappt: oberpfälzisch, fränkisch, schwäbisch. Spätere berufliche Aufenthalte haben noch Klangfärbungen aus dem Allgäu, aus Oberösterreich und Wien hinzugefügt. Wahrheit aber ist, dass Hochdeutsch seine erste Fremdsprache war, der Latein, Altgriechisch, Englisch, Französisch, Neugriechisch und Portugiesisch folgten. Promoviert wurde Gerd Holzheimer in Bayerischer Literaturgeschichte und war am dortigen Institut jahrelang Lehrbeauftragter. Im Allitera Verlag sind von Gerd Holzheimer erschienen: »Auf Trüffeljagd im Fünfseenland« und »Zum Ammersee!«, außerdem gibt er hier die Zeitschrift »Literatur in Bayern« heraus.


ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY

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Da kloa Prinz Ins Bairische gebracht von

GERD HOLZHEIMER


Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de

November 2016 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2016 Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung unter Verwendung einer Zeichnung von Antoine de Saint-Exupéry Printed in Europe ISBN print 978-3-86906-899-2 ISBN PDF 978-3-86906-947-0 ISBN ePub 978-3-86906-948-7


I

W

ia i sechs Jahr oid gwen bin, hob i amoi in am Buach übern Urwoid a Buidl gseng, des wo mi nimma auslasst. Des Buach hod ghoaßn Gschichtn, die echt derlebt worn san. Auf dem Buidl is a Mordsschlanga drauf gwen, de wo grod a wuids Viech vaschlingt.

In dem Buach is gstandn: »A Boa vaschlingt a jeds Viech auf oamoi, ohne dass sie des gscheid frisst. Nacha ko se de nimma rühren und schlafft sechs Monat, damit s’ des Viech verdaun ko.« I hob damois vui übern Dschungel nachdenkt und wos ma do narrisch für a Zeigl derlebt und i hob mit meim Stift, am buntn Stift, a erste Zeichnung gmoit. De hod so ausgschaugt:

I hob de großn Leit mei Moastastückl zoagt und gfragt, ob s’ mei Zeichnung ned recht schrecka daat? »Wiaso soidadn mia uns vor am Huat fürchtn?«, ham s’ gfragt. 5


Auf meiner Zeichnung is aber koa Huat ned zum Seng gwen. Sondern a mordsriesige Schlanga, de wo an Elefantn verdaut. I hob nacha des Innere vo der Boa zeichnet, damit de großn Leit des spanna. De miassn ja oiwei ois vaklickert kriang. Und des is mei zwoate Zeichnung gwen:

De großn Leit ham zu mia gsagt, i soidad koane Mordsschlangan mehr moin, wurscht ob vo außen oder vo innen. I soidad mi mehra für Erdkunde oder Gschichte oder Mathe oder Grammatik interessiern, ham s’ gsagt. Des End vom Liad is nacha gwen, dass i scho mit sechs auf a Mordskarriere verzicht hob, ois Künstla, weil neamad ned koa Buidl vo mia guad gfunden hod, des erste ned und des zwoate aa ned. De großn Leit vastengan nia vo alloa und des is fad für Kinda, dass ma dene oiwei erklärn muaß, worauf dass okimmt … I hob ma na an andern Beruf aussuacha miassn, desweng bin i a Pilot worn. Auf da ganzn Welt bin i rumgflogn. Do hod se nacha scho rausgstellt, dass des mit dera Erdkunde nix dumms is. Oa Blick auf de Kartn und i hob gwusst, ob i in China gwen bin oder in Arizona. Es is scho praktisch, bsunders nacha, wenn ma se in da Nacht vaflong hod. I hob ja im Lauf vo meim Lebn mit am Haufa vo Leit zum Doa ghabt, de wo se recht seriös gebn. Es hod scho welche gebn in meiner Näh, de wo i studiern hob kenna. Große Leit. So richtig gfoin hod ma eigentli koana. Wenn i amoi oan troffa hob, der wo ma gscheida vor6


kemma woid ois wia de andern, nacha hob i mei Buidl mit da Numma oans rauszong, des wo i aufghobn hob. I hob ausprobiern woin, ob der gwiss a Gscheida is. Aber i hob oiwei de gleiche Antwort kriagt: »Des is a Huat.« Nacha hob i’s bleibn lassn, dass i mit eahm über a Boa red, oder übern Urwald oder über d’Stern. I hob mi an des ghoitn, vo dem da ander moant, er hätt a Ahnung: Politik und Goifschbuin, Pokern oder a Krawattl. Nacha is der vo de großn Leit froh gwen, dass a so a vernünftigs Mannsbild wia mi kennaglernt hod …

II

S

eit dera Zeit bin i auf mi seiwa gschmissn gwen, ohne dass i mit irgendeppan gscheid hätt redn kenna, bis dass i den Dreck im Schachterl ghabt hob, mittn in da wüstn Sahara. Des is vor sechs Jahr gwen. Irgend a bleede Sach mitm Motor und indem dass i neamd ned dabei ghabt hob, koan Passagier, aber aa koan Klempner, is ma nix anders überbliebn, ois dass i de Maschin seiwa richt. Des is ned bloß sauschwaar gwen, des is saugfährlich gwen. Mia hod scho da Boandlkramer gwunga mit seiner Schaufe, weil i hob bloß Wassa ghabt für acht Dog. Und nacha bin i eigschlaffa, am erstn Omd, mittn im Sand vo dera Wüstn, sakrisch weit furt vo dem, wo bloß a oanziga Mensch glebt hätt. I bin sowos vo alloa gwen, des is ärger gwen, ois wia’s oam geht, dem’s Schiff abgsuffa is und den’s jetz auf a boa zambundne Baumstämm quer durchn Ozean schwoabt. Des kennts eich denga, wia’s mi grissn hod, wia d’Sonn aufganga is und mi so a komische leise Stimm weckt. »Sei so guad und moi ma a Schof!« »Wia moanst jetz des?« 7


»Du soidadst ma a Schof moin, bittschön!« Wia vom Blitz gstroaft bin i aufgsprunga und hob ma d’Äpfe vo meine Augn griebn und hob genauer higschaugt. Vor mia a ganz a kloana Bua. Wia der ausgschaugt hod! I hob mi so gwundert. Und er hod mi ogschaugt mit ganz große Augn. Do schaugts her! Do is des beste Buidl, wo i späda vo eahm gmoit hob, bessa ko i des ned. So higrissn, wia i vo dem gwen bin, so kriag i des ned hi, aber da ko i nix dafür. Wia i kloa gwen bin, ham se de großn Leit bloß lustig gmacht über mei Zeichnerei. Des oanzige, wos i zum Zeichnen glernt hob, san Boas gwen, vo innen und vo außn. I hob den Buam ogschaugt, ois waar’s da Heilige Geist persönlich. Ihr habt’s doch ned vergessn, dass mi oweghaut hod vom Himme, mittn nei in d’Wüstn, sakrisch weit furt vom nächstn Haus, vo da nächstn Menschenseel. Wos is bloß los gwen mit dem kloana Buam? Der is gar ned daloiwed gwen, indem dass a nix zum Essn ghabt hod und nix zum Dringa. Koa Spur vo Angstham oder Miadsei. Er hod ned so ausgschaugt, ois hätt er se verlaufn, mittn in dera Wüstn, sakrisch weit furt vo jeda Menschenseel. Wia i mi wieda sovui zamgrissn hob, dass i wos sagn hob kenna, do hob i eahm gfragt: »Aber wos machst jetz du in dera gottsverlassnen Gegend?« Er hod aber bloß des Gleiche nomoi gsagt, ganz staad, ois daad’s um a ganz a wichtige Sach geh: »Sei so guad und moi ma a Schof!« Des is so mysteriös gwen und so eindringlich, dass i mi ned traut hob, eahm zum Dagegnredn. So absurd mia des vorkemma is, wia gsagt, sakrisch weit furt vo jeda Menschnseel und am Dod näher ois wia am Lebn, hob i a Blattl Papier gsuacht in meiner Taschn und an Stift. Aber da is 8


Do is des beste Buidl, wo i späda vo eahm gmoit hob.


ma erst wieda eigfoin, dass i nix glernt hob in da Schui ois wia Erdkunde und Gschichte, Mathe und Grammatik, aber hoit koa Zeichnen ned. »Do hod da Spass sei Loch«, hob i dem kloana guadn Mo gsagt, »aber i ko des ned!« »Des macht nix«, hod a wieda gsagt, »moi ma a Schof!« Weil i aber no nia in meim Lebn a Schof zeichnet hob, hob i eahm des oanzige vo de zwoa Sachan zeichnet, wo i kenna hob: des vo dera Boa vo außen. I bin total vo de Sockn gwen, wia da kloane guade Mo zu mia gsagt hod: »Naa, naa! I mechd koan Elefantn ned im Bauch vo a Boa! A Boa is arg gfährlich und a Elefant braucht vui z’vui Platz! Bei mia dahoam gibt’s ned so vui Platz. I brauch a Schof! Dua ma hoit a Schof moin!« Do hob i hoit oans gmoit. Er hod ma genau zuagschaugt. »Na, dei Schof schaugt ned gsund aus. Mach ma bittschön a anders!« I hob’s probiert. Aber mehr ois wia dass a an Mund a bissl vazogn hätt, is ma ned vagunnt gwen. »Des merkst doch seiwa, dass des koa Schof ned is. Des is a Widda! Des siehgt ma doch an de Hearndl!« Oiso hob i no amoi ogfangt. Wieda nix, grad wia zerst! »Des is vui z’oid, des Schof! I mechad oans, des wo a langs Lebn vor se hod!« Do hod’s ma glangt! Zeit werd’s, dass i mein Motor ausanandbau. Oiso hob i schnei des do hikritzelt und hob grantelt: »Do hosd a Kistn. Do steckt des Schof drin, des wo du mechst!« 10


Des hod mi nacha scho gwundert, wia des kloa Gscheidhaferl gmoant hod: »Genau so hob i ma des vorgsteid! Moanst du, des Schof braucht vui zum Fressn?« »Wiaso?« »Weil bei mia dahoam, do is hoit ois ganz kloa!« »Des langt gwiss, i hob da ja a ganz a kloans Schof gmacht!« »So kloa aa wieda ned … Ui, schaug, jetz is eigschlaffa.« So, auf de Weis, hob i eahm kennaglernt, den kloana Prinzn.

III

L

ang hob i ned kapiert, wo der herkimmt, da kloa Prinz. Dauernd hod a mi wos gfragt, aber wenn i amoi wos vo eahm hätt wissn woin, hod a oafach ned obacht gebn. Erst so pö à pö hob i ma wos zammagreimt aus dem, wos eahm so nebnher rausgrutscht is. Zum Beispui, wia a zum erstn Moi mei Flugzeig gsehgn hod (des hob i jetz ned zeichnet, weil ma des z’kompliziert waar) – da fragt a mi: »Wos is’n des für a komischs Ding?« »Des is koa Ding ned. Des ko fliang. Des is a Flugzeig, und des gheard mia.« I hob ma scho wos eibuid drauf, dass i des ko, des Fliang. Des hod’n so vawundert, dass a gschrian hod: »Oiso sowas! Du bist vom Himme owegfoin!« »Ja. Scho«, hob i ganz bescheidn gsagt. »Des is aber scho komisch! …« 11


Und da kloa Prinz fangt o, mi zum Derbleckn. Des hod mi gärgert, weil i mog des ned, wenn ma mi derbleckt, wenn ma wos passiert. Er hod aber ned locker lassn: »Nacha kimmst oiso du aa vom Himme! Wo bist denn du dahoam, auf weicham Planetn?« Boid hob i kapiert, wo a herkemma sei mechd. Aufn Kopf hob i eahm zuagsagt: »Nacha kimmst du oiso vo am andern Planetn?« Aber er hod ma koa Antwort ned gebn. Hod bloß sein Kopf gschüttlt und mei Flugzeig ogschaut. »Na ja, mit so am Ding konnst freili ned vo arg weit herkemma sei …« Und a Zeitlang hod a scheint’s vor se hidramt, a lange Zeitlang, bis er endlich mei Schof aus da Taschn zogn hod und wieda draufgschaut hod ois waars a regelrechter Schatz. Gwiss könnts eich guad vorstelln, wia ma da hoiwade Satz im Kopf umgangen is, er kamad »vo am andern Planetn«. Do woid i scho mehr wissn: »Jetz sag ma hoit, mei kloana guada Mo, vo wo dass du herkimmst? Wo is dei Dahoam? Wos wuistn du da mit meim Schof?« Es hod lang in eahm denkt, nacha hod a gsagt: »Des is des Guade an dem Kistl, des wo du ma gschenkt hosd, des ko sei Haus wern in da Nacht.« »Gwiss wahr. Und wenn mia zwoa guad auskemman mitanand, nacha kriagst aa no an Strick dazua. Na konnst dei Schof obindn am Dog. Und an Pfostn kriagst aa no dazua.« De Idee hod dem kloana Prinzn überhaupt ned gfoin: »Obindn? So a komische Idee!« »Wannst as ned obindst, lafft’s da weg!« 12


Da kloa Prinz aufm

Asteroidn mit da Nummara B sechshundertzwoiffe

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