Michael Squar, geboren 1955 in Gimmeldingen, Kreis Neustadt an der Weinstraße, aufgewachsen in Frankfurt am Main, Ausbildung zum Versicherungskaufmann, Diplomstudium der Geografie mit Meteorologie und Ethnologie sowie Lehramtsstudium Geschichte und Erdkunde an der Johann-WolfgangGoethe-Universität in Frankfurt am Main, zur Zeit wohnhaft in Maintal / Hessen.
Michael Squar
Zwei Grad Celsius Wie z체gellose Gier die Welt ver채ndert
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Dezember 2015 Buch&media GmbH, München © 2015 Michael Squar © 2015 Buch&media GmbH, München Umschlagmotiv © Photobank, fotolia.com Printed in Germany ISBN print 978-3-95780-051-0 ISBN PDF 978-3-95780-052-7 ISBN ePub 978-3-95780-053-4
Inhalt Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Klimawandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Wetter – Klima . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Ursachen des Klimawandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Wer stößt dieses Gas aus? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Wodurch wird dieses Gas ausgestoßen? . . . . . . . . . . . . . . 17 Kraftfahrzeuge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Kraftwerke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Globaler Treibhauseffekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Folgen des Klimawandels . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Bevölkerungswachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Welche Staaten tragen zum Weltbevölkerungswachstum bei? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Nahrungsmittel ohne Ende? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Folge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Wasser – ein unerschöpfliches Reservoir? . . . . . . . . . . . . . . 45 Zwischenbilanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Menschliche Ideenvielfalt und Verhaltensweisen . . . . . . . . 54 Beispiel Gütertransport: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Beispiel »Obsoleszenz« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 Beispiel Haustierhaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Folgen menschlicher Handlungsweisen . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Entwaldung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Naturkatastrophen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59
Kriege im Makro- und Mesokosmos . . . . . . . . . . . . . . . . 62 Kriege im Mikrokosmos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Pandemien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 Ansätze zur Problembewältigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Technologische Ansätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 Änderung des Konsumverhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 Vorbild Schweiz? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107
Einleitung Wandlungsprozesse, also Veränderungserscheinungen in Naturund anthropogenen Räumen unserer Erde, sind zunächst einmal keine »neuartig-sensationellen« Erscheinungen. Sie laufen auf naturräumlicher Ebene seit Beginn der Erdgeschichte, auf anthropogener Ebene seit dem Auftreten der ersten Menschen ab. Zwischen diesen beiden Ereignissen liegen allerdings einige Jahre, etwas genauer ausgedrückt eine einstellige Zahl im Milliardenbereich. Ganz anders gestaltet sich die zeitliche Sichtweise vom schleichenden Beginn der Menschheitsgeschichte bis in unsere heutige, ach so hochkomplizierte, schnelllebige, pseudo-intelligenzgesteuerte, postmoderne Neuzeit. Dazwischen liegt lediglich eine einstellige Zahl im unteren Millionenbereich. So ganz genau kann das allerdings niemand sagen. Immerhin beglückt der Mensch seinen Planeten erst seit den letzten rund 0,03 % der gesamten Erdgeschichte. Das ist verblüffend, insbesondere bei Betrachtung der Veränderungen, die Homo sapiens erectus bewirkt hat. Inwiefern dies mit positiven oder negativen Auswirkungen verbunden ist, sei zunächst dahingestellt. Hierüber werden sich auch zukünftig die Geister streiten. Festzustehen scheint nach den bisherigen Erfahrungen lediglich, dass das eine wohl in fast allen Fällen an das andere gekoppelt ist. Die Versuche des Menschen, Neuerungen zu seinem Wohle durchzusetzen, zeigen in aller Regel auch schädliche Aspekte, die unter dem Strich ein eher negatives Saldo ergeben. Sein Umgang mit den ihm von der Natur geschenkten Ressourcen wie den dinglichen in Form von Wasser, Erde, Luft, Bodenschätzen sowie mit seinen gegebenen kognitiven Fähigkeiten ist 7
oftmals eher zweifelhaft als verantwortungsvoll, mehr auf sein eigenes Ego gerichtet als global-gemeinschaftlich vorausschauend. Vor diesem Hintergrund haben sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte eine Vielzahl von Problemen ergeben, die zusammenwirken und in ihrem bedrohlichen Ausmaß erst jetzt von einigen Regierungen ernst genommen werden. Es geht um Faktoren wie, mag es auch mittlerweile schon fast abgedroschen klingen, den Klimawandel mit all seinen Folgeerscheinungen, das Bevölkerungswachstum, die Nahrungsmittelversorgung, die Ungleichverteilung der Süßwasservorkommen, aber auch um Gewalt, Konflikte und Kriege. Die Weltbank deutete beispielsweise 2014 in Hinsicht auf das Bevölkerungswachstum bereits eine zukünftige »globale Jobkrise« an. So müssten nach deren Schätzungen bis 2030 weltweit mindestens 600 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, um mit dem prognostizierten Bevölkerungswachstum auf der Erde mithalten zu können. Allein diese gewaltige Aufgabe erfordert ein Umdenken hinsichtlich der damit verknüpften und zu erwartenden Umweltbelastungen. Unser Lebensstil, damit sind wir in den entwickelten, konsumverwöhnten Ländern gemeint, trägt nicht bloß zum gegenwärtigen Temperaturanstieg auf der Erde bei, er ist der ausschlaggebende Faktor. Zwei Grad Celsius über der globalen Durchschnittstemperatur ist eine Grenze, ein sogenannter »tipping point«, dessen Überschreitung katastrophale Klimaveränderungen mit Dominoeffekten für weitere Kipppunkte bewirkt. Welche Ursachen liegen diesem Entwicklungsgefüge zugrunde, in welcher Art und Weise korrelieren sie, wie bedingen sie sich? Schließlich stellt sich die entscheidende Frage, wie der bereits im 8
D-Zug-Tempo abgefahrene Zug gebremst oder gar zum Stehen gebracht werden kann … Ist dies überhaupt noch möglich?
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Klimawandel Ein Paradebeispiel hierfür ist der vieldiskutierte Klimawandel, über den bis vor gar nicht langer Zeit noch gestritten wurde, ob er anthropogen, also vom Menschen bedingt sei oder naturgegebene Veränderungen wie beispielsweise erdgeschichtliche Wechselfolgen von Eis- und Warmzeiten hierfür den Ausschlag gegeben haben könnten. Insbesondere die US-amerikanische Regierung unter der Bush-Administration zog anthropogene Ursachen in Zweifel. Mittlerweile setzt sich zunehmend die Meinung durch, menschliche Einflüsse seien die ausschlaggebenden Faktoren, welche zum Begriff des Klimawandels geführt haben. Erhebungen über dessen Ursachen, Ausmaß und Dynamik werden seit Ende der 1980er Jahre vom Klimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Charge) mit Sitz in Genf durchgeführt, dessen Mitglieder sich aus Wissenschaftlern verschiedener Mitgliedstaaten der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) sowie des UN-Umweltprogramms UNEP zusammensetzen. Im Vordergrund stehen dabei objektive Forschungsergebnisse, die einzelstaatliche wirtschaftliche Interessen außer Acht lassen sollen. Zum besseren Verständnis sind folgende Definitionen von Bedeutung:
Wetter – Klima »Wetter« ist der kurzfristige (Stunden bis maximal wenige Tage), momentane atmosphärische Zustand (Sonne, Wolken, Regen, Schnee, Hagel, Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchte, Wind) eines bestimmten Orts. 11
»Klima« hingegen ist das langfristige (Zeitraum mindestens ein Jahr) statistische Verhalten der Atmosphäre, gemessen in Form von Mittelwerten, Standardabweichungen, maximalen und minimalen Werten, Häufigkeitsverteilungen, durchschnittlichen Tages- und Jahreswerten. Klimabeeinflussende Faktoren sind: • das Wasser (Hydrosphäre, in erster Linie die Weltmeere), • das Eis der Arktis und Antarktis sowie Gletscher (Kryosphäre), • sämtliche Lebewesen auf der Erde (Biosphäre). Hierzu zählt eben auch der Mensch als anthropogener Einflussfaktor. Das globale Klima, also das langfristige statistische Verhalten der Erdatmosphäre, zeigt einen signifikanten Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um rund 0,8° Celsius seit etwa 1900. Das ist nicht viel? Ist es aber! Bisher messbar festgestellt wurden aufgrund dieses Temperaturanstiegs u. a.: 1. ein durchschnittlicher globaler Anstieg der Meerestemperatur um etwa 0,15° Celsius in den Oberflächenschichten (bis knapp 1 km Tiefe) der Weltmeere seit Anfang der 1990er Jahre 2. ein durchschnittlicher Anstieg des globalen Meeresspiegels um rund 17 cm im Verlauf des 20. Jahrhunderts 3. ein Abschmelzen der Schneedecke auf der Nordhalbkugel um 8–10 % (entspricht einer Fläche von 3–4 Millionen Quadratkilometer)
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Weitere Folge dieses Klimawandels ist die Beobachtung immer häufiger in Erscheinung tretender extremer Wetterereignisse auch in Gebieten, die hiervon sonst kaum betroffen waren. Unwetter mit Wirbelstürmen, Überschwemmungen, starken Gewittern oder fortschreitende Desertifikation nehmen in immer kürzeren Zeitabständen deutlich zu. Beispiele: • die Anzahl der extremen Hochwasserereignisse auf dem asiatischen Kontinent stieg von rund 100 Anfang der 1970er Jahre auf über 600 bis zum Jahr 2010, • die Flächenbrände auf dem gesamten amerikanischen Kontinent erhöhten sich zwischen dem Ende der 1980er Jahre und dem Jahrtausendwechsel von 10 auf über 50. Dies alles ist im Wesentlichen auf den globalen durchschnittlichen Temperaturanstieg von augenscheinlich geringen 0,8° Celsius zurückzuführen. Geht die Entwicklung weiter, dann würde bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein Anstieg um mehr als 2° Celsius erfolgen, mit verheerenden Folgen, die nicht mehr umkehrbar wären: • weiterer Anstieg des Meeresspiegels mit Überflutungen großflächiger küstennaher Bereiche und ganzer Staaten wie beispielsweise die Malediven oder Bangladesch, letzterer mit 155 Millionen Einwohnern, • Freisetzung des Treibhausgases Methan (das den globalen Treibhauseffekt weitaus »effektiver« forciert als Kohlendioxid) durch das Auftauen von Permafrostböden, • Wanderungswellen von Klimaflüchtlingen, die aus ihrer überschwemmten Heimat im wahrsten Sinne des Wortes weggespült werden. 13
Wahrscheinlich werden weite Kreise der Menschen diesem Szenario keinen Glauben schenken, sie werden sich schmunzelnd zurücklehnen und sich denken: Was für ein Schwachsinn, alles wird so bleiben wie es ist, ich habe mein Auto, mein Boot, mein Haus, wir werden es schon richten, so wie wir es immer geschafft haben, Verfehlungen der anthropogenen Spezies irgendwie zu korrigieren. Dies gelang tatsächlich, nach dem Ersten Weltkrieg, nach dem Zweiten, wir, damit sind die entwickelten Industrienationen gemeint, leben im Großen und Ganzen in Saus und Braus, verfügen über sämtliche Grunddaseinsfunktionen, haben ein Dach über dem Kopf, reichlich zu essen und zu trinken, Kleidung von kik bis Hollister, werden medizinisch und sozial bis zum Exzess betreut, sind verwöhnt bis zum Abwinken und haben noch immer nicht genug im Rachen. Dabei hat der Mensch diese sich abzeichnende Situation, die die Masse verdrängt, durch den Überfluss an Waren und Dienstleistungen in einer kapitalistisch-marktwirtschaftlich, gewinnorientierten Gesellschaft sukzessive über eine Entwicklung von vielen Jahren selbst heraufbeschworen. Es liegt nun einmal in der Natur des Menschen, alles überall und sofort verfügbar zu haben. Diese Überflussgesellschaft hat ihren Preis, das Perpetuum mobile ist noch nicht erfunden, die Ressourcen auf der Erde sind begrenzt.
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Ursachen des Klimawandels • Hauptursache: Ausstoß von Kohlendioxid durch Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas zur Energieerzeugung (Elektrizität, Wärme, Treibstoffe für Beförderungsmittel etc.) Bis zum Beginn der Industriellen Revolution im 18. Jahrhundert lag die CO 2-Konzentration innerhalb der Atmosphäre bei etwa 280 parts per million (ppm), das war nur unwesentlich höher als zur Zeit Christi Geburt. Sie hielt sich also seit fast 2000 Jahren relativ konstant. In einem Zeitraum von rund 200 Jahren stieg sie dann bis 2013 auf 400 ppm an, das entspricht einem Konzentrationszuwachs von über 40 %. Mehr als 75 % aller Treibhausgase entfallen auf Kohlendioxid. Wer stößt dieses Gas aus? Tab. 1: Hauptverursacher CO2 (mit mehr als 300 Mio. Einwohnern) in Tonnen (2010): Pro Einwohner: USA
Gesamtausstoß:
17,2
5,4 Mrd.
EU-Staaten (EU27):
7,6
3,8 Mrd.
VR China
6,7
9,1 Mrd.
Indien
1,9
2,3 Mrd.
Diese Staatengruppe vereinigt knapp die Hälfte der gegenwärtigen Weltbevölkerung und emittiert 55 % des weltweit ausgestoßenen Kohlendioxids. Die USA und die Europäische Union produzieren zusammen etwa ein Viertel des gesamten Ausstoßes bei einem globalen Bevölkerungsanteil von gerade mal 12 %. 15
Allerdings sind die momentanen Zuwachsraten dieses Treib hausgases im Falle Chinas und Indiens als die mit Abstand bevölkerungsreichsten Staaten enorm hoch, während sie bei den USA und der EU leicht sinken. Trotzdem müssen wir uns darüber bewusst sein, dass dies lediglich der gegenwärtige Zustand ist. All die Jahre und Jahrzehnte zuvor waren die Industrienationen Nordamerikas und Europas die ursächlichen Triebfedern des nun alarmierenden Treibhauseffekts, der schleichend und zunächst unbemerkt entstanden ist. Dies ist das Ergebnis unseres Konsumdenkens und wirtschaftlichen Expansionsdrangs. Es ist der Preis für unseren Wohlstand, auf den wir so maßlos stolz sind. Tab. 2: Energieverbrauch in % des Weltverbrauchs: 1990
2013
VR China
10 %
22,7 %
USA
25 %
17,8 %
Russland
8 %
5,5 %
Indien
3 %
4,7 %
Japan
6 %
3,7 %
Deutschland
4 %
2,6 %
Tab. 3: Energieverbrauch pro Kopf der Bevölkerung (Welt = 100) 1990
2013
USA
600
400
Russland
300
270
Deutschland
275
220
Japan
250
200
VR China
50
120
Indien
25
30
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Der ungezügelte Energieverbrauch infolge der habgierigen, unersättlichen Güterproduktion unter dem Vorwand eines unbedingten Wirtschafts- und Wohlstandswachstums der klassischen Industriestaaten nach dem Beginn der industriellen Revolution, allen voran die USA, tragen die ursächliche Verantwortung für den Klimawandel und seine Folgen. Daran ändert auch nichts an der Tatsache, dass andere Schwellenländer, in diesem Fall allen voran die Volksrepublik China, »aufholen«, die wollen schließlich auch einige Rosinenstücke vom weltweiten Wohlstandskuchen abhaben. Das ist ihnen nun auch wirklich nicht zu verdenken! Ja, die USA und die anderen »alteingesessenen« Industriestaaten haben, nachdem die Situation immer bedrohlicher wurde und wird, ihre Emissionen und den Energieverbrauch etwas zurückgeschraubt; sie liegen aber, bezogen auf ihre Einwohnerzahl und damit dem Pro-Kopf-Index, u. a. noch immer weit vor den großen Schwellenländern China und Indien. Es ist ungefähr so, als ob ein zum Multimillionär mutierter Dieb ein paar Euro oder Dollar abgibt, um sein Gewissen wegen seiner ehemaligen Missetaten zu erleichtern und so tut, als ob er nun Großes für den Armutsausgleich geleistet hätte. Multimillionär bleibt er trotz niedrigen Zinsniveaus trotzdem! SEINE Ren(di)te ist sicher … Wodurch wird dieses Gas ausgestoßen? Kohlendioxid wird zum weitaus überwiegenden Teil durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl, Erdgas oder Kohle und den daraus hergestellten Produkten (Benzin, Diesel und andere Treibstoffe) freigesetzt. Ein weiterer Teil, ein knappes Viertel, entsteht durch Brandrodung, insbesondere der Abholzung riesiger Waldflächen tropischen Regenwälder. Betroffen sind insbesondere Kraftwerke zur Energieerzeugung von Wärme und Elektrizität, auf der die gesamte Industrieprodukti17
on unserer Wohlstandsgesellschaft fußt sowie sämtlicher Personenund Güterverkehr auf Straße, Schiene, Luft und Wasser: Hierbei ist der anthropogene, also der vom Menschen verursachte Ausstoß von rund 35 Milliarden Tonnen CO 2 gemeint: Nun wird dieses Gas auch auf natürliche Weise durch Vulkane, absterbende Pflanzen etc. freigesetzt, und zwar zu 95 %. Es mag erstaunen, dass der verhältnismäßig kleine Anteil von 5 %, also den anthropogen bedingten 35 Milliarden Tonnen, das ganze Dilemma verursachen soll. Genauso ist es aber: Ein kleines Fünkchen im Gleichgewicht der Natur bringt es ins Wanken. Von dem anthropogen bewirkten Kohlendioxid entfallen auf: Tab. 4: Kohlendioxidausstoß Kraftwerke
75 %
Verkehr:
25 % davon Straßenverkehr:
80 %
davon Pkw:
70 %
Lkw:
30 %
Den Rest teilen sich Schiffs-, Flug- und Schienenverkehr mit geringfügigen Unterschieden. So scheinen Kraftwerke sowie der Straßenverkehr als die Hauptverursacher des Klimawandels. Es gibt allerdings noch einige andere Treibhausgase, die eine ungleich stärkere Wirkung als CO 2 haben, die im Vergleich dazu aber (noch) einen relativ geringen Anteil am Gesamtvolumen ausmachen. Ein weiteres solches Treibhausgas, das mit einem Ausstoßanteil von rund 15 % mengenmäßig auf CO 2 folgt, ist Methan (CH4). Es trägt noch effektiver als Kohlendioxid zum Treibhauseffekt bei, nämlich um das 21-fache, und es wird insbesondere durch Viehhaltung, aber u. a. auch durch Biomassenverbrennung freigesetzt. Das ist aber für die Zukunft nicht das Wesentliche: Der permanente 18
Anstieg des Methangehalts in der Atmosphäre ist wohl darauf zurückzuführen, dass eben durch die Erderwärmung Teile der Permafrostböden (z.B. in Sibirien), auftauen, wodurch Methan freigesetzt wird. Sollte sich das bestätigen, so bewahrheitet sich abermals, dass sich ein vom Menschen verursachtes Übel durch Kettenreaktionen geradezu potenziert. Bei dem dritten Gas handelt es sich mit einem Anteil von 8 % um Distickstoffoxid (N 2O = Lachgas), das durch überdüngte Böden, also durch den Versuch, effektivere Ernteergebnisse zu erzielen, entsteht. Dieses wiederum ist um das 310-fache (!) wirksamer (im negativen Sinne gemeint) als Kohlendioxid. Nichtsdestotrotz muss ein Auge auf Kraftwerke und Kraftfahrzeuge geworfen werden, der Erfindungsgeist des Menschen ist ja ungebrochen und es werden nun große Anstrengungen in Bezug auf alternative, erneuerbare Energien und »umweltfreundliche« Antriebe unternommen. Frau Merkel lässt in ihrer Eigenschaft als Physikerin grüßen. Kraftfahrzeuge Von 1900 bis 1960 wurden weltweit etwa 250 Millionen Kraftfahrzeuge aller Art produziert. In diesen 60 Jahren konnte ein Autofahrer noch stolz seine Errungenschaft präsentieren, auf den Straßen winkte man sich auch im Mitteleuropa der 1950er Jahre beim Fahren noch zu. Es war ein erhabenes Gefühl, sich als einer der wenigen der Masse präsentieren zu können (es sei denn, man besaß »nur« einen Kabinenroller von Messer schmitt, dem damaligen »Mercedes« des kleinen Mannes, aber immerhin …) Heute ist das schon etwas schwieriger, man fällt doch nicht mehr so auf, es sei denn, dass das Portemonnaie einen Wagen im sechsstelligen Euro-Bereich hergibt. Aber selbst dann nur vielleicht … Es war halt schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Genau das ist heute das (latente) Motto der 19
meisten Menschen; und wenn es nicht anders machbar ist, wird sich eben überschuldet. Hauptsache der Nachbar sieht es. Seit 1960 bis 2020, also weitere 60 Jahre später, werden drei Milliarden Kfz hinzugekommen sein; das entspricht einer Steigerung um das 13-fache! Zum Vergleich: In derselben Zeitspanne wächst die Weltbevölkerung »nur« um das 2,5-fache. Auf das Auto als individuelles Fortbewegungsmittel möchten halt auch andere Erdenbewohner nur sehr ungern verzichten, die Vorbildfunktion bieten wir, in den hochindustrialisierten Ländern, wie so oft zur Genüge an. Wirtschafts- und Wohlstandswachstum um jeden Preis, im wahrsten Sinne des Wortes. Tab. 5: Kraftfahrzeugproduktion 1980 und 2013 (Pkw, Lkw, Busse und sonstige Nutzfahrzeuge, Angabe in Mio.)
VR China USA
1980
2013
0,3
22,1
7,9
11,4
11,2
9,6
Deutschland
4,1
5,7
Südkorea
0,1
4,6
Indien
0,1
3,9
Japan
Brasilien
0,8
3,7
Kanada
1,3
2,5
Thailand
0,1
2,5
UdSSR (1980), GUS (2013)
2,2
2,4
Spanien
1,0
2,2
Tschechien und Slowakei
0,3
2,1
Frankreich
3,4
1,7
Großbritannien
1,2
1,6
Italien
1,4
0,7
Geradezu astronomische Steigerungsraten werden in den großen asiatischen Schwellenländern VR China, Indien, Südkorea und 20
Thailand erkennbar, der dortige Nachholbedarf für den Binnenmarkt ist enorm. Japan und einige »alteingesessene« Herstellerländer in Europa wie Frankreich und Italien verzeichnen hingegen rückläufige Produktionszahlen; dort ist ein gewisser Sättigungsgrad auch auf dem Exportsektor erreicht, hinzu kommen Werksverlagerungen in günstigere ausländische Produktionsstätten. So ändern sich die Zeiten, aber eines ändert sich nicht: Der weltweite Autoverkehr wird weiterhin zunehmen und den Klimawandel beschleunigen. Alternative Antriebe? Darauf wird noch zu kommen sein … Kraftwerke Energiegewinnung erfolgt in Kraftwerken für Braunkohle, Steinkohle, Erdgas, Erdöl, Wasser und den verschiedenen Arten erneuerbarer Energien (Wind, Sonne, Biomasse, Geothermik). Gemessen am relativen CO 2-Ausstoß liegen die Braunkohlekraftwerke (bis 1200 Gramm pro Kilowattstunde) knapp vor den mit Steinkohle betriebenen, mit vergleichsweise deutlichem Abstand folgt Erdgas (bis 500 g / kwh). Wasser- und Kernkraft streben zusammen mit den erneuerbaren Energien fast gegen null (Werte zwischen 20 und 40 g / kwh). Beim globalen Energieverbrauch zeigt sich für 2013 folgendes Bild: Tab. 6: Energieverbrauch 2013 Erdöl:
33 %
Braun- und Steinkohle:
30 %
Erdgas:
24 %
Erneuerbare Energien:
9 %
- davon Wasserkraft:
7 %
Kernenergie:
4 %
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