9783869062297 leseprobe issuu

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irk Walbrecker verbrachte sein Kindheit und Jugend in Wuppertal. Seit dem Abitur lebt er in München. Nach

diversen Studien, vielen Jobs und einigen Jahren beim Film wurde er Lehrer. Doch dann packte ihn das Schreib- und FantasierFieber: Seit mehr als 20 Jahren ist er Kinder- und JugendbuchAutor. Neben Drehbüchern und Hörspielen entstanden vor allem zahlreiche Bilderbücher, Kinder- und Jugendromane, die bisher in 15 Sprachen übersetzt wurden. Mehrere Bücher wurden im In- und Ausland mit Preisen ausgezeichnet. Seit einigen Jahren ist Dirk Walbrecker häufig auf Lesereisen – in allen deutschsprachigen Ländern. Bei den Veranstaltungen liest er nicht nur aus seinen Büchern – Kinder und Jugendliche dürfen auch mit viel Neugier in die Schreibwerkstatt schauen und alles über das Entstehen von Geschichten, Illustrationen u.v.m. erfahren. Näheres zu Büchern, Veranstaltungen, Unterrichts-Materialien etc. unter: www.dirkwalbrecker.de Finde noch viel mehr über den Geheimbund M heraus auf www.geheimbund-m.de


Dirk Walbrecker

Geheimbund Feige Flucht


Illustartionen: Renate Cossmann Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de

Februar 2013 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2013 Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink unter Verwendung einer Illustration von Renate Cossmann Printed in Europe · ISBN 978-3-86906-229-7


Inhalt Geheimbotschaft im Katzen-Aufzug · 7 Die Olive zieht ein Glückslos · 11 Ein schwerer Unfall · 15 Die Olive in Weiß · 19 Murmelei im Krankenhaus · 23 Großeinsatz der Murmeln · 27 Lilli bekommt ein Telefon · 29 Zeuge gesucht! · 31 Ein Augenzeuge meldet sich · 33 Ein heißer Tipp · 36 Eine bedeutende Entdeckung · 38 Kohle kommt ins Krankenhaus · 43 Noch mal entkommen! · 45 Noch ein Erdbeben · 49 Abschied vom Krankenhaus · 51 Ende gut – fast alles gut · 55 Die Geheimsprache der Murmeln · 59



Geheimbotschaft im Katzen-Aufzug

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iau! Miauauau …” Eine wunderschöne kohlrabenschwarze Katze saß im

Garten und blickte sehnsüchtig zu einem Fenster im ersten Stock. Lilli Bartel, die Olivgrüne Murmel, hörte das flehende Maunzen nicht. Sie lag im Nachthemd auf ihrem Bett und genoss den Samstagmorgen: keine Schule, köst­licher Schokoladenpudding, Musik aus den Kopfhörern … Doch plötzlich schreckte Lilli hoch. Etwas zog und zwickte an ihrem großen Zeh. Lilli legte die Kopfhörer beiseite und löste das Ende einer langen Schnur von ihrem Fuß. „Ich komm ja schon, du Raubi!”, rief Lilli und eilte mit der Schnur zum Fenster. Da unten saß Kohle, der Liebling der Olive, in einem Korb und wartete darauf, nach oben gezogen zu werden. Kaum war der Katzen-Aufzug im ersten Stock ange­kommen,

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sprang Kohle mit einem zärtlichen Be­grüßungsmaunzer in Lillis Zimmer. „Na, du Rumtreiberin, wo …”, sagte Lilli und hielt sogleich überrascht inne. „He! Was bringst denn du da mit am frühen Morgen?!” Tatsächlich lugte unter dem Wolltuch im Korb die Spitze eines Briefumschlags hervor. Eine Geheimbotschaft!, schoss es Lilli durch den Kopf, während sie hastig den Umschlag aufriss. Schließlich war Lilli Mitglied in einem Geheimbund. Und ein Geheimbund findet immer geheime Wege, um geheime Botschaften auszutauschen.

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Mit einem verschmitzten Lächeln faltete Lilli das Papier zusammen. Sie ging zu einem der vielen Filmposter, die ihr Zimmer dekorierten und ließ den Brief dahinter verschwinden. „Miauauau …!”, meldete sich nun wieder Kohle. „Hab schon verstanden, du Herzi! Dein Frühstücks­ happi ist schon fertig.” Voller Zärtlichkeit nahm sie ihren schwarz glänzenden Liebling auf den Arm und trug ihn in die Küche. Wäre Markus, die Rabenschwarze Murmel, jetzt da gewesen, so hätte er gewiss voller Erstaunen gesagt: „Donnerknispel! Die Olive kann ja echt lieb sein!” Schließlich galt Lilli überall, wo sie auftrat, als die große Meckerund Motztype. Aber das hatte natür­lich seine Ursachen … „Du bist ja immer noch nicht angezogen!”, schimpfte Frau Bartel, als Lilli Kohle vor einen Teller mit frischer Leber setzte. „Mach ich schon”, sagte Lilli ohne aufzuschauen. „Hast du endlich das Tohuwabohu in deinem Zimmer entfernt?”, fragte Frau Bartel mit Nachdruck. „Mach ich schon”, antwortete Lilli kleinlaut und strei­chelte Kohle das Fell. „Deine Pflanzen schreien nach Wasser! Und die Spülmaschine hast du auch noch nicht ausgeräumt!”, sagte Frau Bartel in gereiztem Tonfall. „Mach ich schon …”, murmelte Lilli und beobachtete Kohle beim Genießen der Leberstückchen. In diesem Moment kam Lillis Vater im Schlafanzug in die Küche. Er blickte noch griesgrämiger drein als seine Frau. 9


„Ist der Kaffee endlich fertig?”, fragte er in seinem typischen Samstagmorgenmuffelton. „Ja bin ich denn dein Dienstmädchen?!”, erregte sich Frau Bartel. „Soll ich dir auch noch die Zähne putzen?” „Sprich nicht so laut!”, gab Herr Bartel ziemlich laut­stark zurück. „Ich hab Kopfweh!” „Das kommt davon, wenn man die halbe Nacht Skat spielt und dabei vergisst, die Biergläser zu zählen!”, gab Frau Bartel verärgert zurück. „Hört endlich auf, euch ständig zu streiten!”, rief Lilli verzweifelt. „Ich hab euch mindestens ein Jahr nicht mehr lachen gesehen.” Ihr schossen Tränen in die Augen. Voller Wut rannte sie aus der Küche und warf sich in ihrem Zimmer weinend aufs Bett. „Blöde Steine! Blöde Steine!”, schluchzte Lilli und schlug wütend mit den Fäusten auf ihr Kopfkissen. Sie wusste zwar, dass ihr Vater einen sehr anstrengen­den Beruf als Lastwagenfahrer hatte. Und sie wusste auch, dass es ihre Mutter nicht gerade einfach hatte. Doch dieses ständige Gemecker und Genörgel, das machte Lilli fix und fertig. Wären da nicht ihre Freunde vom Geheimbund gewesen, Lilli hätte längst Reißaus genommen. Aber heute, an diesem sonnigen Samstag, warteten noch ganz andere Ereignisse auf die Olivgrüne Murmel …

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Die Olive zieht ein Glückslos

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s fing alles ganz harmlos an: Am frühen Nachmittag trafen die Olive, die Koralle, die

Orange, die Taube, die Zitrone, der Rabe und die Kastanie auf ihren Fahrrädern am Bauernhof von Felix Schnupphase ein. Mit lautem Gekläff wurden sie vom struppigen Schus­ser und von Bernhard, dem Bernhardiner, begrüßt. Und mit breitem Grinsen hieß sie Felix Schnupphase, der fast wie ein mexikanischer Gaucho aussah, will­kommen. Diese Besuche bei Miriams Onkel waren immer ein besonderes Erlebnis für die sieben Murmeln. Hier, ganz in der Nähe von Dachau, ging es fast zu wie in einem Zoo: Zwischen Ställen, Scheune und dem alten Wohnhaus wuselte und wimmelte es nur so von Tieren. Hühner, Enten, Puten, Gänse, Tauben gackerten, schnatterten und gurrten durcheinander. „Ich bin einer der letzten echten Bauern”, pflegte der sympathische Schnupphase mit seiner warmen, tiefen Stimme zu sagen. „Die meisten meiner Kollegen melken nur noch die eiserne Kuh im Supermarkt, essen tiefgefrorene Enten aus China und wissen nicht mehr, wie ’ne lebendige Pute ausschaut. Ich bin zwar ein armer Bauer, dafür aber ein glücklicher!” Felix Schnupphase bat die Murmeln an den großen Holztisch unter dem Apfelbaum: „Platz nehmen zum Nachmittagsschlumpf, meine Herrschaften! Lasst‘s euch schmecken! Ich bin gleich wieder da.”

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Mit Wonne stürzten sich die Murmeln auf die Köst­lichkeiten, die ihnen der gute Schnupphase serviert hatte. Sie wussten schon von früheren Einladungen: Was Miriams Onkel ihnen anbot, war stets vom Feinsten. Das knusprige Brot, der Früchtekuchen, der Himbeer-Joghurt, die Milch-Shakes und der kühle Fruchtsaft … Alles war selbstgemacht und naturrein, ohne Kunstdünger und ohne Gifte und deshalb so wohlschmeckend. An diesem Tag jedoch konnten die Murmeln sich nicht wie sonst den Genüssen hingeben. „Irgendwas stimmt hier nicht!”, sagte Andy mit skep­tischer Miene. Er blickte suchend umher. Das bunte Federvieh war zutraulich wie immer. Auch die Geräu­sche aus den Ställen waren die gewohnten. Und trotz­dem schien irgendwas in der Luft zu liegen … Auch Lilli, die Olivgrüne Murmel, hatte ein merk­würdiges Gefühl, für das sie keine Worte fand. Irgend­eine Vorahnung war es … Doch dann tauchte die erste Überraschung auf: vier­beinig, zot12


telig und ausgesprochen bockig! An einer Longe führte Felix ein junges dunkelfelliges Island-Pferd aus dem Stall. Im Nu waren alle Murmeln auf den Beinen und bei Felix. „Vorsicht, meine Herrschaften!”, rief Felix. „Nicht zu nahe treten! Schoko ist ein Wildling, ungestüm und unerzogen.” Nur widerstrebend ließ sich das dickbauchige Pferd, das eher wie ein Pony aussah, an einen Zaunpfahl binden. Und mit lautem Wiehern nahm es die Begeisterungsbekundungen der Kinder entgegen. „Also, meine Freunde, ich brauche eure Hilfe”, sagte Felix mit gewichtiger Miene. „Schoko benötigt re­gelmäßiges Training und Pflege. Mein Gehilfe Willi und ich haben kaum Zeit dafür. Wer von euch mag diese Aufgabe übernehmen?” Ein siebenfaches „Ich!” war die Antwort. „Das hab ich befürchtet”, sagte Felix schmunzelnd. „Aber in den ersten Wochen braucht dieser Wildling einen vertrauten Pfleger. Danach sehen wir dann weiter.” 13


„Der Markus ist sowieso zu klein!”, versuchte Andy wie so oft die Obermurmel zu spielen. „Nicht die Größe bringt‘s”, wies Felix Andy in die Schranken. „Wichtiger sind Liebe und Sorgfalt. Ich trau diesen Job jedem von euch zu. Damit‘s jedoch keinen Ärger gibt, soll das Los ent­scheiden.” Er zog sieben Strohhalme von verschiedener Länge aus dem Schaft seines linken Stiefels. „Hier, wer den kürzesten zieht, darf sich als erster um Schoko kümmern.” Felix wandte sich ab, um die Halme so in seiner Hand zu verteilen, dass nur sieben gleich lange Enden herausschauten. Voller Spannung warteten die Murmeln auf die Ent­scheidung. Als jeder einen Halm gezogen hatte, ging das Vergleichen los. Das Ergebnis war eindeutig: Lilli hatte den kürzesten Halm gezogen. Glückstrahlend sprang sie auf Felix zu und bedankte sich über­ schwänglich: „Ich bin ja so happy, Felix! Noch nie in meinem Leben hab ich was gewonnen!“ Im Hintergrund wieherte Schoko in höchsten Tö­nen und sprang mit den Hinterläufen ungebärdig in die Luft. Auch er schien mit der Wahl einverstanden zu sein. 14


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