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irk Walbrecker, Wuppertal geboren, seit 1965 in München und jetzt in Landsberg am Lech lebend, ist Vater dreier
Töchter und inzwischen auch zahlreicher literarischer Kinder. Nach diversen Studien (u. a. Germanistik und Pädagogik) arbeitete er lange Zeit beim Film und einige Jahre an der Schule. Seit 1986 ist er freiberuflicher Autor: Drehbücher, Hörspiele, Hörbücher sowie Bilderbücher, Kinder- und Jugendromane. Seine Werke erhielten zahlreiche Auszeichnungen und wurden in 15 Sprachen übersetzt. In den letzten Jahren ist er häufig auf Lesereisen, um jungen Menschen live und lebendig Freude an Literatur und allem Musischen zu vermitteln. Zudem veranstaltet Dirk Walbrecker Schreibwerkstätten verschiedenster Art und Thematik für Kinder, Jugendliche und Erwachsener. Nähere Informationen, Unterrichtsmaterialien etc. unter: www.dirkwalbrecker.de Finde noch viel mehr über den Geheimbund M heraus auf www.geheimbund-m.de
Dirk Walbrecker
Geheimbund Der Super-Kleber
Illustrationen: Renate Cossmann
Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de
Oktober 2013 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2013 Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink unter Verwendung einer Illustration von Renate Cossmann Printed in Europe · ISBN 978-3-86906-231-0
Inhalt Krimi gesucht · 7 Die Höhle ist verklebt · 11 Schulfrei! · 15 Murmelei bei der Orange · 17 Schon wieder der Kleber! · 21 Ein peinliches Verhör · 25 Eine wichtige Entdeckung · 28 Ein schwieriges Geständnis · 31 Die Orange wird aktiv · 34 Geheimagenten im Schlosspark · 37 Eine gefährliche Begegnung · 40 Ein neuer Plan · 44 Die Koralle macht einen Fehler · 46 Eine seltsame Entdeckung · 49 „Großes Fest bei Boxi“ · 51 Der Krimi spitzt sich zu · 53 Blamage für die Schlangen · 57 Die Geheimsprache der Murmeln · 59
Krimi gesucht
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allo, Orange! Bist du schon wach?“ „Gähn … gähn“, machte Tanja, die Orange Murmel und
drehte sich auf die andere Seite. „Hallo, Orange, hier spricht die Korallenrote Murmel!“ „Grunz … grunz“, machte Tanja und blinzelte verschlafen auf das Babyfon neben ihrem Bett. „Hallo, Orange, du musst aufstehen! Wir schreiben heute ’ne Sachkundeprobe.“ „Grummel … grummel“, machte Tanja und zog sich ihre Mickymaus-Bettdecke über den Kopf. „He, du Schlaf-Murmel!“, tönte es jetzt lauter aus dem Babyfon. „Wie heißt der Wohn- und Schlafplatz des Maulwurfs?“ „Grübel … grübel“, murmelte Tanja und kroch aus dem Bett. „Ich glaub … Kombüse oder Keller oder so ähnlich.“
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„Kessel!“, kam jetzt die richtige Antwort aus dem kleinen Lautsprecher. Tanja rieb sich die Augen, gähnte noch einmal herzhaft und drückte die Sprechtaste des Babyfons. „Hallo, Koralle! Hier spricht Orange! Bin hellwach und hab alles vergessen …!“ „Dann bleib besser zu Hause“, kam der Rat aus dem Lautsprecher. „Heißer Tipp: Unerträglich schmerzendes Ohrensausen oder rasendes Zahnpochen mit schwerer Vereiterung. Oder böses Bauchweh mit gleichzeitiger Blinddarmreizung …“ „Ach, so geht das bei euch!“, sagte plötzlich eine dritte Stimme. „Jetzt aber mal flott in die Klamotten!“ Erschrocken drehte sich Tanja um. An der Tür stand Herr Vogt und grinste. „Bis gleich, Andy“, rief Tanja ins Babyfon. Verlegen sammelte sie ihre Anziehsachen vom Boden auf. „Guten Morgen, Fräulein Tochter!“ „Guten Morgen, Herr Kriminalkommissar“, grummelte Tanja. „So früh schon Geheimgespräche?“ „Kann ich doch nichts dafür, wenn der Andy mich beim Schlafen stört!“ „Wir können das Babyfon ja abbauen“, sagte Herr Vogt mit hintergründigem Lächeln. „Wehe dir!“, drohte Tanja, gab ihrem Vater einen flüchtigen Kuss und verschwand im Bad. Zehn Minuten später saß Familie Vogt gemeinsam am Frühstücks tisch in der Küche. Frau Vogt blätterte in der Morgenzeitung. Herr 8
Vogt blätterte in einer Polizeiakte, Tanja blätterte in ihrem Sachkundebuch. Und der zweiundzwanzigjährige Boris, der normalerweise in München in einer Wohngemeinschaft lebte, brütete über einem leeren Blatt Papier. „Ach, Mensch! Helft mir doch weiter“, brummte er. „Ich brauch ’nen ganz heißen Krimianfang. Ne Riesenszene, die die Leute vom Hocker reißt!“ „Pssst“, machte Tanja, „ich muss mich auf den blöden Maulwurf konzentrieren.“ Sie hatte es längst aufgegeben, ihrem Bruder zu helfen. Seit Tagen schon grübelte er an seinem Krimi, den er für die Filmhochschule drehen wollte. Die besten Vorschläge hatte sie ihm schon gemacht … mit Falschgeldschmugglern, Hundedieben, Apothekenräubern, Brandstiftern … Schließlich war Tanja ja Mitglied in einem Geheimbund. Und gemeinsam mit den anderen Murmeln hatte sie schon die tollsten Krimis erlebt. Aber Boris wollte etwas Neues: Vom Spannendsten und vom Komischsten sollte es sein. Und möglichst gleich „live“ mitgedreht. Damit der Film wie ein echter Dokumentarfilm wirkte. Wenn Boris allerdings geahnt hätte, was seiner Schwester bevorstand – er 9
hätte sogleich mit dem Grübeln aufgehört, seine Videokamera gepackt und wäre zusammen mit Tanja zur Schule gefahren. „Ich krieg den Maulwurf nicht rein in meinen Kopf!“ Missmutig packte Tanja ihr Sachbuch in die Schultasche. „Die Probe geht bestimmt den Bach runter.“ „Kein Ohrensausen, Zahnpochen oder Bauchweh?“, fragte Herr Vogt schmunzelnd. Tanja streckte ihrem Vater die Zunge heraus, gab ihrer Mutter einen Kuss, zog Boris einmal kurz an seinen langen Haaren, setzte ihre orange Kappe auf und verließ die Küche.
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