LYRIKEDITION 2000 begründet von Heinz Ludwig Arnold † herausgegeben von Florian Voß
Markus Hallinger, geboren 1961 in Tegernsee, lebt in Oberbayern. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte machte er eine Ausbildung zum Schreiner. Er verรถffentlicht seit 2006 in Literaturzeitschriften und Anthologien.
Markus Hallinger
Das Eigene Gedichte
LYRIK EDITION 2000
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November 2012 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2012 Buch&media GmbH, München Lektorat: Florian Voß Umschlaggestaltung: Alexander Strathern, München Printed in Germany · isbn 978-3-86906-470-3
Gegen den wind, egal woher, und schief gestellt von nord von ost aus klassenzimmern sakristeien rundum er hört wer von der kanzel spricht den ton anschlägt im radio brüllt und nach der pfeife geht, ins leere spricht – egal wer dieses blatt ausgibt weil hier verbrieft verdingt behütet ist der name haus und hof das eigene nennt am feld den stein und unverrückt die kuh das schaf die frau umfingert und diese runde wieder wieder geht, egal was vor die stirn ihm schlägt, was schief hier bläst, egal.
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Ins holz gegangen
1. Auf die dorfstraße hinaus, kleinfenstrig, die gardinenaugen als zählwerk, im rücken das pferd, das könnte ein kräftiges werkzeug sein. Im schwer zugänglichen gelände jeden stein gehoben. Im sichtbaren bereich schritt für schritt gezählt. Über die türschwelle zerrieben, braucht es den bulldog oder das pferd holz zu rücken.
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2. Schnurlose tage überall dieses halbe licht, das aus dem dachboden kriecht über den fallboden hinweg trockenes obst und beeren verstreut schweres gerät lagert im heu ein anker aus eisen, eine winde, ein seil eine kiste, worin eine weitere kiste ist schwalben und nester das ausgekugelte gelenk einer deichsel tote bienenkörper und alles was baumlang nicht wegkommt vom fleck. Du hast es nicht eilig mit den händen.
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3. Breitbeinig über die felder gegangen. Jeder atemzug auf die stirn geschrieben, die sich aufbietet gegen den wind und gegen die landschaft, die sich herausschält in schweren teilen. Ins holz gegangen. Jeder schritt stämmig. Langsam verschwinden höfe und kirche. Hinterrücks die sonne schwitzt staub.
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4. Die schneise im sturm herausgebrochene stämme wie streichhölzer aus dem graben fließt jetzt ein bach. Darüber milchige streifen an denen das blau des himmels leckt. Unter den bergrücken geduckt ein krüppel. Der fichtenbaum auf der höh der zeit schwimmt ein rasiermesser der schaum über den kronen. Tatsächlich ist es recht still und schweigen als hätte sich jemand den mund abgewischt.
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5. In den wald gegangen Die thermik, der wald flügelschlagend, das graue gesicht mit handschuhen auf den zähnen und unruhigen beinen. Ins blaue verschoben, das mundwerk verbogen, klappern von schnäbeln, ächzen und krächzen. Ein lichtloses stück waldsaum auf kante genäht, mit jeder faser versponnen, ein glanzloses stück. Die brust eines vogels, zweige die schwanken pfeile im flug. Der stiere blick grasender bäume. Nadeln am boden.
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6. Durchs unterholz Kalkstein, wo meer als muscheln eingelagert ist und ausgestorbenes getier, und farn, und kraut. Voll schachtelhalmen hängt der wald, fangzähne eines nagetiers und hechtskelette. An einem faden liegt der köder für die fuchsjagd aus, der dachshund fest an seiner leine, der noch im moder riecht das unverständliche gerede vom wald im mund. – Der nadelt aus, es läuft hier eine abenteuerliche serie; erklärterweise schwül, und dampft, nach regen sieht es aus, der speichel leckt am gras und honig tropft vom halm – der wald hat eine wespentaille, ist ausgedünnt, doch durch das unterholz steigt feuchtigkeit bis in den hals.
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7. Blaupause vom wald Scheidgerecht liegt er bei hand. Im mund ein aphrodisiakum. Wie pilze. Wie stechapfel. Sonntags strömen auf dünnen beinen kolonnen ausflügler in den wald. Ganz transparent. Englischer garten beinahe. Central park. Ohne tor und wächter. Ohne türme. Durchgehechelt. Die borke fällt von alleine herab. Im dickicht lecken rehe am kambium. Einige mammutbäume stehen auf der höhe, die zum durchgehen zu groß sind.
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8. Blaupause vom pferd Im zweifel für das pferd. Das bild vom pferd, es schnaubt. Es wohnt hier. Überall setzt es sich auf die bretter, die nichts bedeuten als schnee. Als brezel. Kein arbeitstier ist mächtiger, – und dampft. Durch jeden schlamm steigt es. Den kopf hält es heraus. Im morast fühlt es sich wohl. Die farbe des pferds ist blau. Es heißt, es hat schorf am rücken. Es ist geschunden. Es ist abgearbeitet. Ein klepper. Der pferdemetzger hat es schon angeschaut. Die sache ist längst gegessen. So abscheulich wirkt es, dass man nicht daran denken will, wie es in den beinen einknickt.
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