Elf Perlen Neue M채rchen aus der Heimat der Br체der Grimm Herausgegeben von Friedrich W. Block
September 2013 Allitera Verlag © 2013 Anthologie: Buch&media GmbH, München © 2013 Texte: bei den Autoren Satz und Layout: Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung: Alexander Strathern, München Umschlagfoto: © Oligo – Fotolia.com Printed in Germany ∙ isbn 978-3-86906-574-8
Inhalt Friedrich W. Block Die Poesie der Perlen Ein Vorwort · 7 Elf Perlen Die Autorinnen und Autoren der neuen Märchen · 11 Katharina Bendixen Ich bin nicht Else · 19 Rabea Edel Fell · 27 Joseph Felix Ernst Holle · 39 Marjana Gaponenko Heilige Ruhe · 51 Constantin Göttfert Holzung · 61 Nancy Hünger Allhier · 73 Mónika Koncz Hoher Mond · 81
Christina Maria Landerl In anderen Zimmern · 93 Sascha Macht Cailleach · 101 Barbara Schinko Flügge · 111 Ellen Wesemüller Klage der verschütteten Milch · 117 Biografien · 129 Die Autorinnen und Autoren Die Lektorinnen und Lektoren Christiane Kohl Literarische Schatzsuche Warum elf Hotels die neuen Märchen in der Heimat der Brüder Grimm initiierten · 135 Elf Perlen Die führenden Hotels in der Heimat der Brüder Grimm · 139
Die Poesie der Perlen Ein Vorwort »poesie ist das, wodurch uns unsere sprache nicht nur lieb und theuer, sondern woran sie uns auch fein und zart wird, ein sich auf sie nieder setzender geistiger duft.« Dieser schöne Satz stammt aus Jacob Grimms Rede auf Schiller aus dem Jahr 1859. Er zieht sich als Leitgedanke durch dieses Buch wie auch das Projekt, dem es sich verdankt. »Neue Märchen aus der Heimat der Brüder Grimm«: Das heißt zunächst einmal, dass die hier veröffentlichten Erzähltexte junger deutschsprachiger Autorinnen und Autoren mit den Brüdern Grimm in enger Verbindung stehen, besonders mit deren berühmter, in ihrer Heimat Nordhessen entstandener Märchensammlung. Vor 200 Jahren, im Dezember 1812, erschien der erste, 1815 der zweite Band der Kinderund Hausmärchen, die seither eine beispiellose Karriere als Weltliteratur erfahren haben. Die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm waren aber, wie bekannt ist, nicht nur Märchensammler, sondern unglaublich produktive und politisch engagierte Germanisten. Sie haben zahlreiche Quellen wie Volkslieder, Sagen, das Hildebrandlied oder auch Rechtsalterthümer zugänglich gemacht, haben, wie Jacob, eine monumentale Deutsche Grammatik oder, wie Wilhelm, Zur Geschichte des Reims geschrieben und ein Jahrhundertprojekt wie das Deutsche Wörterbuch auf den Weg gebracht: eine Arbeit an unserer 7
Sprache, die noch immer auf vielfältige Weise Einfluss auf die heute entstehende Literatur nimmt. Die neuen Märchen verdanken sich zugleich einem außergewöhnlichen Projekt: Der geistige Duft, von dem Jacob schreibt, hat sich auch auf die Perlen, elf führende Hotels in der GrimmHeimat, der Wirtschaftsregion Nordhessen, gelegt und die Hoteliers inspiriert, das Wirken der Brüder in ihren Häusern fortleben zu lassen. So entstand in Zusammenarbeit mit der Stiftung Brückner-Kühner der Literaturwettbewerb »Elf Perlen«: Elf Autorinnen und Autoren im Alter von bis zu 35 Jahren wurde damit ermöglicht, während eines einwöchigen Aufenthalts in den Hotels und von diesen mit einem Fördergeld bedacht, jeweils ein neues Märchen zu verfassen. Auf die Ausschreibung hin gingen 130 Bewerbungen ein, auch aus der Ferne, etwa aus der Ukraine oder sogar Kamerun. Fünf Lektoren namhafter Verlage haben daraus eine Auswahl getroffen und die ausgezeichneten elf Perlen-Literaten bei der Abfassung ihres Märchens betreut. Die Ergebnisse sind nun, nach Namen alphabetisch aufgefädelt, auf den folgenden Seiten zu lesen. »Darin bewährt sich jede ächte Poesie, daß sie niemals ohne Beziehung auf das Leben seyn kann«, heißt es im Vorwort der Kinder- und Hausmärchen. Das gilt auch für die neuen Märchen. Sie spiegeln heutiges Leben in einer außerordentlich komplex gewordenen Welt, dargestellt aus der poetischen Einbildungskraft junger Menschen. Sie handeln von Träumen, Sehnsucht, Lust und Leid, von der Frage nach dem Selbst oder auch dem Tod, von dem Verhältnis von Jung und Alt oder zwischen Mann und Frau. Man findet sich in anderen Ländern wieder, in Fantasiewelten oder auch an Orten, die Hotelerfahrung verraten. Natürlich haben wir es hier nicht mit Volks-, sondern mit Kunstmärchen zu tun, die meist ohne Happy End, aber 8
mit originellen Handlungen, psychologisch ausgeleuchteten Figuren und einer immer wieder anders kunstvollen und bilderreichen Sprache ausgestattet sind. Die Grimmschen Märchen sind deutlich präsent, wir begegnen Hänsel und Else, Marie und Frau Holle. Wir treffen aber auch auf Figuren wie den Löwenmenschen oder Peter, den Mann ohne Schatten, auf Alice im Wunderland oder die Venus von Willendorf. Und in allem erfahren wir aufs Neue die uralte Lust am Erzählen und den frischen geistigen Duft der Poesie. Friedrich W. Block Stiftung Brückner-Kühner
9