Allitera Verlag
Jahrbuch 2013 / 14 der Oskar Maria Graf-Gesellschaft Herausgegeben von Ulrich Dittmann und Hans Dollinger
Allitera Verlag
Weitere Informationen 端ber den Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de
November 2014 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, M端nchen 息 2014 Buch&media GmbH, M端nchen Umschlaggestaltung: Kay Fretwurst, Freienbrink Printed in Germany isbn: 978-3-86906-683-7 issn: 0946-3623
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Postscript zum Jahrbuch 2012 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Ulrich Dittmann Einer gegen alle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Maximilian Fügen Antimilitaristische und pazifistische Tendenzen in Oskar Maria Grafs Kalendergeschichten . . . . . . . . . . . . . . 27 Florian Marc Anarchismus ohne Attribute . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Sebastian Schuller Vom Picaro zum Partisanen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Ulrich Kaufmann Briefgespräche mit Wulf Kirsten über Oskar Maria Graf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 Gerhard Bauer Was hat der Herrgott auf dem Abtritt zu suchen? . . . . . . . 109 Moses Wolff Gabys Glöckchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 Miriam Gil »Für eine Rebellion gegen die ›Knödelhirne‹ – gegen dumpfen Bürgergehorsam« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 Hans Dollinger Nachruf für Hans F. Nöhbauer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Vorwort
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as Jahr 2014 gibt zwei Themen vor für unser Jahrbuch: Grafs 120. Geburtstag und die Jahrhunderterinnerung an den Ersten Weltkrieg – beide Daten stehen in erheblicher Spannung zueinander! Denn dass die gegenwärtig erfolgreichsten Kriegsbücher wesentlich von Schuld und Schlachten handeln, erfordert regelrecht, jene alternativen Kriegserinnerungen auszustellen, für die ›unser Patron‹ wichtige Auskünfte liefert: Mit mehreren Lesungen aus den Kriegskapiteln von Frühzeit, von einzelnen Kriegserzählungen, aus dem Roman Einer gegen alle und der Kriegerdenkmals-Enthüllung versuchten wir auch bereits, Themen wie Verweigerung und Widerstand, Pazifismus und Erinnerungskultur ins Gespräch zu bringen und damit Grafs anhaltende Aktualität zu belegen. Graf hat den Krieg anders erlebt und erinnerte in seinen Texten anders an ihn, als es im Gros der Kolportageromane und Offizierserinnerungen getan wird: Seine Figuren können alternative Traditionen zu der gegenwärtig gepflegten Erinnerung stiften. Das elfte unserer Jahrbücher bietet dazu Aufsätze: Nachdem Gerhard Bauer im Jahrbuch 2012 umfassend die »unkorrumpierbare Richtigkeit und Stetigkeit« von Grafs kriegskritischer Haltung darstellte, widmen sich heuer vier Aufsätze einzelnen seiner Texte zum Thema: Beispiele aus den Kalendergeschichten und der Roman Einer gegen alle belegen in vielfacher Hinsicht den Versuch zeitgeschichtlich aktueller Reaktionen; die Schilderung seines Anarchismus einerseits und andererseits die Darstellung einer von Graf weiterentwickelten europäischen Erzähltradition stecken über die stofflichen Momente hinaus einen polit-theoretischen und poetologischen Rahmen ab. Besonders erfreulich für die Herausgeber ist, dass drei dieser Beiträge in Seminaren der Universitäten Augsburg und München entstanden – im Wintersemester 2013 / 14 widmete Professor Waldemar Fromm in der Ludwig-Maximilians-Universität dem Dichter ein eigenes Seminar, für das Sebastian Schuller und Flo7
rian Marc die für unser Jahrbuch überarbeiteten Referate schrieben. Über aktuelle Anlässe hinaus führt die rezeptionsgeschichtlich aufschlussreiche Korrespondenz des aus früheren Jahrbüchern bekannten Ulrich Kaufmann mit Wulf Kirsten – Leser des ersten Jahrbuchs erinnern sich an ihn als Adressat wichtiger Briefe von Oskar Maria Graf. Was Wulf Kirsten, Anwalt des Dichters im Aufbau-Verlag, mit seinen Anregungen für Kaufmanns Dissertation verbindet, relativiert das geläufige Bild der DDRRezeption. Weitere Beiträge bereichern gegenüber den zehn Vorgängern dieses Bandes das bisherige Spektrum: Gerhard Bauer sandte uns seinen Essay als »überschüssige Glosse« – wem Ähnliches einfällt, sei herzlich eingeladen, derart neue Akzente zu setzen: Als »überschüssig« sehen wir solche Beiträge keineswegs. Ebenso erweitert Moses Wolffs Bericht über den New Yorker Stammtisch das Spektrum unseres Jahrbuchs. Wer wanderte sonst auf Grafs Spuren? Wir bitten um Berichte! Die Umfrage-Ergebnisse der von Miriam Gil angeregten und in ihrem Beitrag resümierten Frage-Aktion dürfen nach Umfang und Relevanz wohl ebenso wie der Nachruf Hans Dollingers auf Hans F. Nöhbauer den Platz im Jahrbuch finden. Nach zehn Jahrbüchern verlagern wir in Zukunft den Schwerpunkt zwar nicht weg von den Interpretationen der Graf-Werke, aber es soll auch neue Akzente geben. München, im Oktober 2014
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Die Herausgeber
Postscript zum Jahrbuch 2012 Dank eines Journalistengesprächs über Oskar Maria Graf, in dem nach einem gewissen Walter Becker gefragt wurde, stieß ich auf einen Aufsatz des Briefpartners, dem Grafs aussagekräftige Briefe aus dem ersten Beitrag des Jahrbuchs 2012 galten: Die im Internet abrufbare George H. Asher Collection des Leo Baeck Institutes New York verwahrt neben weiteren Dokumenten zu Oskar Maria Graf einen 14-seitigen Aufsatz Beckers: »Auf den Spuren Oskar Maria’s«. Unter den Kopien, die die unvergessene Christine Brand, Mitglied des Vorstandes, aus dem Internet fischte und uns hinterlassen hat, findet sich dieser Aufsatz von 1959, den Becker mit Weihnachtsgrüßen an Harry Asher sandte. Neben umfangreicher Schilderung eines Besuchs in Berg beeindruckten mich zwei Passagen. Becker charakterisiert mit einem bemerkenswerten Rundumschlag Oskar Maria Grafs Werk als eine »still fließende, jenen unbeachteten natürlichen Dingen und jenem, in alten und neuen Schlagworten ständig gleichsam epidemisch überfallenen gesunden Menschverstande zugewandte Epik«. Und zu Oskar Maria Grafs Verhalten am Stammtisch schreibt Becker: Graf hat »niemals von seiner Arbeit gesprochen [...] er präsidiert dem Tische in all seiner ebenso verschmitzten wie charmanten Bauerngravität, in welche großstädtische Intellektualität sich gleichsam in Rinnsalen und kleinen Bächen ergossen hat, bis es zur völligen Durchtränkung kam, und genießt sein Bier«. Ulrich Dittmann
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Ulrich Dittmann Einer gegen alle Der Höhepunkt in Oskar Maria Grafs Lebensthema: Krieg
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ei Zeitromanen, mit denen wir es im Falle Grafs zu tun haben, wachsen proportional zum dokumentarischen Wert die Probleme ihrer späteren Rezeption. Es sind einerseits Kenntnislücken zu füllen, andererseits ist sich der seit Erscheinen der Bücher veränderte Verstehenshorizont bewusst zu machen – darin sehe ich die Aufgaben der Literaturwissenschaft, die ich vertrete. Das ist kein ganz einfaches Geschäft, denn leider setzt die Verlagspolitik auf Aktualität, man reduziert die Erwartung an den Leser. Aus Grafs Bekenntnis aus diesem Jahrzehnt, seinem Untertitel zu Wir sind Gefangene, hat man seit der Ausgabe im Süddeutschen Verlag von 1965 die Datierung gestrichen. Seither lautet in den meisten Ausgaben der Untertitel nur mehr »Ein Bekenntnis«1, das heißt, das erstmals 1927 als Zeugnis der 1920er-Jahre veröffentlichte Buch ist um seine gezielte Aktualität gebracht. Indem man die vom Autor aktuell gemeinte Stellungnahme zur Hoch-Zeit der Kriegsbücher nach dem Ersten Weltkrieg und zu den zeitgenössisch revanchistischen Tendenz streicht, stellt man das Interesse der Leser an den die Zeit überdauernden historischen Problemen infrage. Man enthistorisiert und bricht der Kritik Grafs an Literatur und Gesellschaft s e i n e r Zeit, um die es mir geht – nämlich seine pazifistisch-pointierte Reaktion auf die Jahre nach 1918 – die Spitze ab, obwohl ja gerade die Zeitgenossenschaft das Buch so erfolgreich werden ließ, dass man es schon ein Jahr später in den USA als authentische Auskunft über Deutschland übersetzte.2 Die von Wilfried F. Schoeller herausgegebene Werkedition in der Büchergilde Gutenberg mit Texten nach den Erstdrucken setzt 1982 den vollen Titel. – Die seit 2010 im List-Taschenbuch vorliegende Ausgabe behauptet zwar, der Erstausgabe zu folgen, kürzt aber auch den Untertitel. 2 Die amerikanische Fassung Prisoners all erschien 1928 mit Büchern von Oswald Spengler, Thomas Mann, Bruno Frank und anderen in einer Serie »Distinguished Authors of Post-War Germany«. 1
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Vor der Untersuchung der literarisch gestalteten Kriegserfahrung sollen kurz die biografischen Daten erinnert werden, die mitzudenken sind. Oskar Graf wurde 1894 als neuntes von elf Kindern in eine besondere Familie hineingeboren: Die Mutter war eine Bauerstochter, der Vater, Nachkomme einer zugewanderten Waldenser-Familie, betrieb eine Bäckerei in Berg, die auch das königliche Schloss am Starnberger See belieferte. Die Waldenser sind eine mittelalterliche Reformkirche, die auf radikale Distanz zum Staat und damit auch auf Verweigerung des Militärdienstes setzt. Dieses Erbe und die kriegskritischen Kommentare des notorisch aufsässigen Vaters boten dem aufgeweckten Jungen gute Ausgangspunkte. Regelrechten Hass auf das Militär bewirkte sein ältester Bruder, der, als Oskar zehn Jahre alt war, den ihn prägenden Militärdienst beendete und die väterliche Bäckerei übernahm, in der Oskar das Handwerk lernte. Der Gesinnungsmilitarist »schrie, befahl, prügelte«, und Oskar »begann zu hassen, sinnlos zu hassen«.3 Als knapp 17-Jähriger floh er nach München in die Boheme und lebte von Gelegenheitsarbeiten. Zwar meldete er sich Ende 1914 zum Dienst, widerstrebte dann aber schon in der Kaserne jeglichem Comment: Ohne Ende lachte er die Feldwebel aus. Nach knapp zwei Jahren Dienst in einer Eisenbahnkompanie an der russischen Front simulierte er eine Kriegsneurose, sodass man ihn planmäßig nach zwei Jahren entließ – der allgemeinen Dienstzeit sich zu fügen, war er bereit. Weil er sich in seinen ersten Veröffentlichungen noch vor 1918 kritisch zum Krieg äußert, bekam er einen neuen Vornamen: Wegen Namensgleichheit fürchtete der Münchner Kriegsmaler Oskar Graf um seine Aufträge, denn wie alle entsprechend dafür freigestellten Künstler hatte er sich zur Enthaltsamkeit bei Stellungnahmen zum Krieg verpflichtet. Dieser Oskar Graf bezahlte seinem Namensvetter gutes Geld für eine Namensänderung: Ab da erinnerte der zweite Vorname Maria lebenslänglich an die frühe Aufsässigkeit. Das Kriegsthema findet sich in den frühesten Büchern Grafs: In der Erzählung Etappe aus der Sammlung Zur freundlichen 3
Vgl. Graf: Wir sind Gefangene, Epilog.
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Erinnerung (1923) wird ein Meldereiter wegen einer nur zu verständlichen Auflehnung von zwei Wachen erschossen, in Frühzeit (1922) schildert er seinen eigenen und erfolgreichen Widerstand gegen die »ganze Militärmaschine«, wie Thomas Mann bewundernd anerkannte; dieses Buch geht dann leicht erweitert als erster Teil in den Welterfolg Wir sind Gefangene ein, der 1927, eben als Bekenntnis aus diesem Jahrzehnt, erscheint und nach Grafs Rückblick aus dem Jahr 1965 die Reihe der Kriegsbücher inklusive des ein Jahr später erschienenen Romans Im Westen nichts Neues eingeleitet hat. 4 Allerdings gelten nur 7 der fast 50 Kapitel dem Krieg, die Revolution nimmt weit mehr Raum ein. In den folgenden Jahren entstehen Geschichten, die immer wieder den Einbruch des Kriegs in die Erntezeit seiner Heimatlandschaft beschreiben. Ausführlich feiert eine der 1929 erschienenen Kalendergeschichten den Frontkameraden Schönleber als unentwegten Zivilisten und »echten Helden«; weitere Geschichten gelten einer amüsant verlaufenen dörflichen Krieger-Denkmalsenthüllung oder einem angeberischen Helden, der sich selbst großsprecherisch in seinem Dorf demontiert. Eine Geschichte aus dem 30-Jährigen-Krieg, Der Triumph der Gerechten, schließt die Erstauflage der großen Sammlung Kalendergeschichten ab – eine historische Erzählung, deren apokalyptisches Szenarium noch Joseph Bierbichlers Verfilmung von 1986 bezeugt. Für unser Thema – der Frage nach der langen Tradition des Kriegserlebnisses – erscheinen mir neben der lebenslänglichen Erinnerung durch den Namen zwei Daten wichtig, um aufzuzeigen, wie der Krieg lebensumspannend Graf und seine Generation stigmatisierte. Graf wurde erst 1957, das heißt zwei Jahrzehnte nach seiner Ankunft im US-Exil, eingebürgert: Mitentscheidend für dieses späte Datum war jene für den Waldenser-Nachkommen unannehmbare Formel in der US-Verfassung, die US-Bürger zur Vaterlandsverteidigung mit der Waffe verpflichtet. Was er den US-Behörden dankbarst anrechnete, war, dass man bei seiner Vereidigung für ihn allein diese Formel strich, bevor Hunderte weitere Neubürger sich zum Dienst verpflichteten. 4
Vgl. Graf: Gelächter von außen, Kapitel 1
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Das zweite Stigma ist etwas verborgen in den Texten: Erst in der dritten Auflage seines großen Mutterbuches, des Exil-Romans Leben meiner Mutter, die 1959 zu seinem 65. Geburtstag erschien, fügte er den Satz ein, er habe seine Kriegsneurose simuliert.5 Trotz seines Stolzes auf seine von Thomas Mann anerkannte Verweigerungshaltung entschloss er sich also sehr spät zum Eingeständnis der Täuschung und bestätigte damit die Reichweite von Verachtung und Urteilen, denen Kriegsneurotiker lange Zeit ausgesetzt waren. Man könnte das in Parallele zu Travens erst posthumem Eingeständnis seiner Identität mit Ret Marut, dem Teilnehmer an der Münchner Räterepublik, sehen. In dieser Generation beschädigte die Haltung zum Krieg lebenslänglich die Identitäten. Der Krieg als das biografische Zentralereignis warf lange Schatten. * Im Fokus meines Interesses steht ein weithin unbekannter Roman Grafs: sein als letztes Buch 1932 im Vor-Nazi-Deutschland publizierte Roman Einer gegen alle. Das Werk wurde bei Erscheinen im Ausland stark beachtet und mehrfach übersetzt. Nach 1945 wurde es 1950 in der DDR veröffentlicht. In der BRD konnten nur die Mitglieder der Büchergilde Gutenberg das Buch ab 1982 lesen, 1994 übernahm es dann der List Verlag in der Centenar-Ausgabe. Für die umfangreichste, die ab 1974 erschienene Graf-Edition des Süddeutschen Verlags blieb es bei einer Ankündigung6 ; in der Zeit der RAF-Terroristen mag die Zentralfigur dem Verlag als zu radikal erschienen sein. Mit diesem Negativrekord teilt das Buch sein Schicksal der Werke vieler Exilautoren, die in den Abgrund zwischen beiden Teilen Deutschlands fielen oder, als Provokation des Zeitgeists verstanden, nicht veröffentlicht wurden. Jedenfalls gingen sie für unsere Geschichte verloren. Verwunderlich bleibt mir allerdings dabei, dass Einer gegen alle bisher selbst in einer Zeitschrift wie Graf: Das Leben meiner Mutter (Neuausgabe 1959), zweiter Teil, Es knistert in der Stille, S. 470. 6 Vgl. Dollinger, Hans (Redaktion): Oskar Maria Graf. Zum 10. Todestag des Dichters am 28. Juni 1977, München 1977, Letzte Seite, ohne Pagina, letzte Zeile. 5
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Krieg und Literatur keine Beachtung fand. Graf selbst kommt darin auch nur summarisch in den Registern ganz weniger Jahrgänge vor. Es gibt also Nachholbedarf. Meine These zum Buch vorab: So wie Graf 1922 die autobiografisch, eher nonfiktional geprägte Frühzeit als Antwort oder Gegenbild der Flut von Erinnerungsbüchern mit den militärischen Erfolgen von Frontoffizieren veröffentlichte, so schrieb er nach dem Ende des Jahrzehnts die fiktive Geschichte Einer gegen alle als Antwort auf die apologetischen Kriegsbücher von Ernst Jünger & Co.7 Retrospektiv verklärten sie die Niederlage der zur ›herrlichsten Armee‹ erklärten deutschen Soldaten zum Sieg einer Idee, dem Triumph eines inneren Erlebens der Nation. Über die Literatur hinaus gilt Grafs Kritik auch der nach 1928 einsetzenden Heldenfeier durch die in Bayern und anderswo inflationär errichteten Kriegerdenkmäler. Hinter denen standen meistens chauvinistische Freikorpssoldaten und frühe Nationalisten. Soweit die These, für deren Beleg ich zunächst das Buch vorstelle, um dann Grafs singuläre Stellung in seiner Generation zu skizzieren. Worum geht es in dem Buch? Es geht um das Nachkriegsschicksal eines Ex-Soldaten aus der vom Krieg ›zerstörten Generation‹, er ist einer, der »seinen Granaten entkam«. Der Roman löst ein, was Remarque in seiner Vorbemerkung angekündigt hatte. Denn Im Westen nichts Neues endet ja noch im Krieg damit, dass Paul Bäumer »fast zufrieden« stirbt. Insofern muss man die Zerstörung eines Überlebenden auch als Grafs kritische Antwort auf Remarque lesen. Viel entschiedener als dessen Buch gehört das von Graf in den Themenbereich ›Nachkrieg‹. Die Story des Buches ist schnell erzählt: Sie erstreckt sich über knapp zwölf Monate der Lebensgeschichte eines 25-Jährigen bayerischen Ex-Soldaten, der zwischen 1. Mai 1919 und dem April des Folgejahres erfahren muss: »Dieser Frieden war stär7
Graf war sich der Probleme seines widerständigen Schreibens bewusst: Einer gegen alle ist nach seiner Meinung »ein sehr bedrückendes Buch [… es …] wird sehr mißverstanden werden, weil es einen Helden zeigt, den man nicht im mindesten lieben kann. Der Roman ist für mich die Konsequenz meiner Glaubenslosigkeit« (Brief an H. Günther vom 26. Oktober 1932. Zum Zitat vgl. Fußnote 8, S. 159).
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