9783869069012 leseprobe issuu

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Felix Hoerburger wurde am 9. Dezember 1916­in München geboren und studierte dort Musikwissenschaft und -ethnologie. 1941 promovierte er über Musik aus Ungoni, 1963 habilitierte er sich mit einer Arbeit über Tanz und Tanzmusik der Albaner im Kosovo und in Makedonien. Seit 1947 war er im damaligen Institut für Musikforschung an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Regensburg angestellt. Ab 1968 arbeitete Hoerburger an der Universität Regensburg als einer der führenden Musik­ethnologen in Forschung und Lehre bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1976. Hoerburger starb am 3. Februar 1997. Er gilt als Schöpfer der sogenannten »nordsüdneuhochschnubiglbaierischen Mundart«. In der edition monacensia wurde 2008 sein Werk neueste nachrichten aus der schnubiglputanischen provinz wieder neu aufgelegt. Thomas Emmerig, geboren 1948, studierte Musikwissenschaft und Germanistik in Regensburg. 1985 Promotion. Von 1978 bis 1997 arbeitete er als Lektor in einem Buchverlag, heute ist er als freier Autor, DTP-Hersteller, Redakteur und Lektor tätig. Als Autor bzw. Herausgeber legte er zahlreiche musikwissenschaftliche Bücher und Aufsätze und mehrere literarische Veröffentlichungen vor. Im Jahr 2001 erschien sein Buch Von Bayern nach Taiwan oder Von Unterdinxbichl zur paflakubischlbanischen Grenze. Felix Hoerburger und sein musikalisch-literarisches Werk, Frankfurt a.M. Zuletzt veröffentlichte er als Herausgeber die Bände Musiktheorie und musikalisches Werk. Eine Diskussion im Briefwechsel zwischen Hans-Georg Burghardt und Heinrich Simbriger, Regensburg 2015, und »… es war, als hätte die Musik ihn gewählt«. Biographie und Werk des Komponisten Hans Feiertag (1911–1943), Regensburg 2016. Josef Wittmann,geboren 1950 in München, lebt seit 1977 in Tittmoning. Er ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller, bei den Münchner Turmschreibern und im Internationalen Dialektinstitut. Als Lyriker schreibt er vorwiegend in bairischer Mundart. Bisher sind acht Gedichtbände erschienen, von kuacha & kafä (1972) bis zum Hörbuch Kraah Gickerl kraah kraah (2014) im Dialekt. Kleinstadt (2015) in Schriftdeutsch. Weitere Informationen unter www.josef-wittmann.at


Felix Hoerburger – als »Fremder« in der »Welt« Ein Lesebuch Ausgewählt und herausgegeben von Thomas Emmerig

Mit Zeichnungen von Josef Wittmann


Weitere Informationen über den Allitera Verlag und sein Programm unter: www.allitera.de

edition monacensia Herausgeber: Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek Dr. Elisabeth Tworek

November 2016 Allitera Verlag Ein Verlag der Buch&media GmbH, München © 2016 für diese Ausgabe: Landeshauptstadt München/Kulturreferat Münchner Stadtbibliothek Monacensia Literaturarchiv und Bibliothek Leitung: Dr. Elisabeth Tworek und Buch&media GmbH, München Umschlaggestaltung unter Verwendung von Zeichnungen von Josef Wittmann Printed in Germany · isbn 978-3-86906-901-2


Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Aus: schnubiglbaierisches poeticum bambuznschtückln und schnubigllandlerische . . . . . . . . . zamma blimbadim schtückl I / s kloa a . . . . . . . . . . . zamma blimbadim schtückl II / s kloa e . . . . . . . . . . . zamma blimbadim schtückl III / s kloa i . . . . . . . . . . . zamma blimbadim schtückl IV / s kloa u . . . . . . . . . . abzählverserl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . auffi und abi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . fakten I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . fakten II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . fakten III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . schpunn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . alle neune . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . der bschoad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s amorl buberl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . blümei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . eetscherleck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . schpekulier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . buberl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . kauderig I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . kauderig II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . kauderig III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . kauderig IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bapseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . diglduntn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . gschtanzl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . zwiefach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s guckerl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

15 15 16 17 18 19 21 22 23 24 25 26 27 28 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 41 42 43


Aus: neueste nachrichten aus der schnubiglputanischen provinz preambel an stelle einer gebrauchsanweisung . . . . . . . . . . 47 notabenschgerl zur preambel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 halbschnalzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . der fleibiglquadutschn halbschnalzer . . . . . . . . . . . . festessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . pluralismus oder warum si dleit net vertrogn . . . . . . . . die gschicht vom hibiglvattern und seine vier buam und vom oidn busidl aa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . schtücke zur hibiglgschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . blatschari plambimperer für kinder und soiche die wos wern woin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . wann drobn am himmi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . großes philosophicum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . bitschi mit kommentatschenplembemperer . . . . . . . . . traumgsicht namber zwoa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . schnubiglbaierische beiträge zur atomphysik . . . . . . . . der zibuzi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

49 51 54 56 58 66 74 75 77 79 84 87 90

Aus: Kynische Diatribe über die kuriöse und höchst gefährliche Expedition des Morbikularrepräsendenten Felix Hoerburger in die Provinzen jenseits der paflakubischlbanischen Grenze, quo loco sunt leones Zur Vorgeschichte der kuriösen und sehr gefährlichen Reise­ beschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Kuriöse und sehr gefährliche Exkursion in den musik­ ethnologischen Garten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102 Kuriöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung in ­ die mundartliteraturidatschenverdederanische Provinz . . 112


Aus: Wunderbare Auszüge aus der schnubiglputanischen Stadt- und Weltchronik Professor Pnifflbinx – Portrait eines genialen Denkers . . . . . 129 Ein Schlüssel zur Ideologie von Stadt und Region Unterdinxbichl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140



Vorwort Felix Hoerburger ist als Autor seines literarischen Werkes eine Ausnahmeerscheinung. Er gilt als Mundart-Autor und als NonsensAutor und ist doch in Wahrheit weder das eine noch das andere. Hoerburger hat eine Erfindung und eine Entdeckung gemacht. Erst hat er seine ureigene Sprache erfunden, die er »schnubiglbaierisch« nannte; sie ist mit dem bairischen Dialekt verwandt, aber sie hat nur den »Klang« und den »Duft« der Mundart, ohne wirklich eine zu sein. Und dann hat er entdeckt, welche Möglichkeiten ihm die Anwendung seiner Erfindung eröffnete. Seither zog er sich als Chronist in die »schnubiglputanische Provinz« mit ihrer schnubiglputanischen Schriftsprache und deren mundartlicher Variante des Schnubiglbaierischen zurück, um sich von den »Unbilden der Realität« zu erholen, da doch »das Leben und die Welt, in der wir leben, solchermaßen verwirrend und unverständlich sind, daß sie im Klartext nicht erfaßbar sind«.1 Die Situation, in die er durch seine Erfindung und ihre Anwendung geraten ist, hat Hoerburger überdies auch noch selbst beschrieben. Das Bild, das er dafür benutzt hat, erweist sich als außerordentlich treffend, gleichgültig, ob er selbst es genau in diesem Sinn gemeint hat oder nicht. Er bereist und entdeckt die »Welt« – als »Fremder«. Felix Hoerburger, der Musikethnologe, reist als »Fremder« in das Gebiet der noch lebendigen Volksmusik, die »von einer seltsamen Phantastik des künstlerischen Gestaltungswillens« geprägt ist2 ; an der Sammlung ihrer Melodien hat der Autor maßgeblichen Anteil. Der Schnubikologe und Musikdemologe der Universität Unterdinxbichl unternimmt als »Fremder« eine »Exkursion« in das Gebiet der Volksmusik, die als »lächerlicher und unwürdiger Gegenstand« gilt, ja als »eine Art von Antimusik«, mit der man sich nicht zu beschäftigen hat. Er nennt dieses Gebiet den »musikethnologischen Garten«. Dort wird der »Unwert der ethnischen Musik« gelehrt; der Autor hat daran keinen Anteil. Er reist als »Fremder« in das Herrschaftsgebiet der Mundartliteratur, die dort allerhöchste Wertschätzung genießt. Er nennt dieses

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Gebiet die »mundartliteraturidatschenverdederanische Provinz«. Zwei Stilrichtungen stehen sich in dieser Provinz gegenüber, der »Modernatschenstil« und der »Nostalgatschenstil«; an keiner dieser Richtungen hat der Autor Anteil. Felix Hoerburger ist also ein »Fremder« im Sinne Karl Valentins, aber er ist »nur in der Fremde« der von ihm bereisten Gebiete »fremd«. Seine Reisen hat er detailliert beschrieben in seinem zu wenig beachteten Expeditionsbericht.3 Als »Musikdemologe« ist er ein »Fremder« im Gebiet der Musikwissenschaft. Als »Mundart-Autor« ist er ein »Fremder« im Gebiet der Mundartliteratur. Aber auch als »Nonsens-Autor« ist er ein »Fremder« im Gebiet der Nonsensliteratur. Sein Werk hat nur den »Klang« und den »Duft« dieser Literatur, wenn es sich dabei um ein »Genre des komischen, witzigen Gedichts, auch Unsinnspoesie genannt« handelt. 4 Bei Hoerburger ist immer »die Nachtseite der Poesie« mitgedacht. Kurt Hofner nennt ihn einen »Gingganz« in der Definition Christian Morgensterns: »ein in Gedanken Vertiefter, Verlorener, ein Zerstreuter, ein Grübler, Träumer, Sinnierer«.5 Der Komponist Felix Hoerburger, dessen Wurzeln in seiner Jugend und in der »Jugend« seiner Wissenschaft liegen, reist als »Fremder« in das Herrschaftsgebiet des sprachlichen Mediums, das dort Wertschätzung genießt. Gleichzeitig unternimmt der Sprach-Erfinder eine Exkursion in das Gebiet der Musik, wo er »Klang« und »Duft« sammelt. Dieser musikalische Garten bietet ihm die Möglichkeit, aus dem sprachlichen Rohstoff Musik voll »Klang« und »Duft« zu erfinden. Besondere Bedeutung kommt der sprachwissenschaftlichen Untersuchung von Christopher J. Wickham zu, der Rohstoff, »Klang« und »Duft« erforscht hat. 6 Hoerburger selbst hatte erstmals anlässlich der 3. Weidener Literaturtage im Mai 1987 in seinem Vortrag über »Farbklexbladuridatschenverdederung« die Grundlagen seiner literarischen Arbeit zu erklären versucht.7 Der »Mundart-Autor« Felix Hoerburger hat vier Buchveröffentlichungen vorgelegt: – Schnubigl-Baierisches Poeticum. erschte burzigaugerl parthie, Feldafing 1975, – neueste nachrichten aus der schnubiglputanischen provinz, Regensburg 1977, Neuausgabe München 2008,

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Kynische Diatribe über die kuriöse und höchst gefährliche Expedition des Morbikularrepräsendenten Felix Hoerburger in die Provinzen jenseits der paflakubischlbanischen Grenze, quo loco sunt leones, Göttingen 1985, Wunderbare Auszüge aus der schnubiglputanischen Stadt- und Weltchronik, München 1988.

Dieses Lesebuch erscheint aus Anlass des 100. Geburtstages Felix Hoerburgers und wird ihm gewiss neue Leser gewinnen. Es bietet eine Auswahl aus seinen vier Büchern. Zusammen mit der Neuausgabe der neuesten nachrichten aus der schnubiglputanischen provinz sichert es das Überleben dieses außergewöhnlichen literarischen Werkes. Regensburg, im August 2016

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Thomas Emmerig

Felix Hoerburger, »Konzises Polyglossar«, in: ders., Kynische Diatribe über die kuriöse und höchst gefährliche Expedition des Morbikularrepräsendenten Felix Hoerburger in die Provinzen jenseits der paflakubischlbanischen Grenze, quo loco sunt leones, Göttingen 1985, S. 154–160, hier S. 159. 2 Felix Hoerburger, Die Zwiefachen. Gestaltung und Umgestaltung der Tanzmelodien im nördlichen Altbayern, Berlin 1956, unveränderte Neuauflage Laaber 1991, S. V. 3 F. Hoerburger, Kynische Diatribe (wie Anm. 1). 4 Artikel »Nonsensverse«, in: Der Literatur-Brockhaus. Grundlegend überarbeitete und erweiterte Taschenbuchausgabe in acht Bänden, hg. von Werner Habicht, Wolf-Dieter Lange und der Brockhaus-Redaktion, Mannheim usw. 1995, Band 6, S. 103. 5 Kurt Hofner, »Gingganz in der Oberpfalz«, in: Charivari 3 (1977), Heft 4, S. 16–18, auch in: Thomas Emmerig (Hg.), Von Bayern nach Taiwan oder Von Unterdinxbichl zur paflakubischlbanischen Grenze. Felix Hoerburger und sein musikalisch-literarisches Werk (Regensburger Beiträge zur deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft B 78), Frankfurt a.M. u.a. 2001, S. 75–79. 6 Christopher J. Wickham, »Postmodern Mundart. Zum Schnubiglbaierisch des Felix Hoerburger«, in: ebenda, S. 93–114. 7 Felix Hoerburger, »›Farbklexbladuridatschenverdederung‹: Eine ziemlich schnubiglklare Aussage«, in: ebenda, S. 81–91.

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bambuznschtückln und schnubigllandlerische zamma blimbadim schtückl I s kloa a schnaderam blaberam hanabucha gnadaram waazn schtocka haderlappn knaazn knacker huzlbappn lunda lader waschlbader baderwaschl hüpfl schnader schnaderhüpfl knüpfl blaa hapfl knapfl schnaderaa wamper schtram bambasl

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zamma blimbadim schtückl II s kloa e schnex – dex – schnex dere bex dedl dedl dere bex dedl bemer dedl bem dedl schtemer bepper lem dedl hemer zipfl bemer dedl leber knedl denger dedl wemper schtrem bembesl

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zamma blimbadim schtückl III s kloa i hickli bix schnix diri dix hint übri bickli fix wirscht eppa biberl schtrim bimperl verflix verflix wimper schtrim bimbisl

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zamma blimbadim schtückl IV s kloa u schnei – bemperer huzn – kleisterer kleiberz – remperer beibigl – freisterer bumperdirl schtrumpn unterdurigl plumpn kniebigl dumpn wumper schtrumm bumbusl

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abzählverserl hinter meim verbluztn knudldrucker schteht a unter schnupper dari baazn dipfi deeder laßt sei nasn in die huxdiri bixti schnupfn schnupf diri deixl hängt des mensch am bandirl dupfn heididl dupfn dumper geh hoit a weng auf d seitn gehst aufd nacht gehst aufd nacht hanabigl wumper bleitn bleitn sagt er is a bschauß heididl wannst an guzn bleidirlst dann bist drauß (… heididl …)

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