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Periodenarmut: Tasse statt Tabu

Tasse statt Tabu

Was Konzerne mit Monatsbinden verdienen, ist bemerkenswert. Zum Glück gibt es günstige Alternativen, die sogar Bären in die Flucht schlagen. Von Raphaela Reins

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In der US-Sitcom »The Middle« gibt es eine Szene, in der Sue, die 15-jährige Tochter, zum ersten Mal ihre Periode bekommt und sich ihrer Mutter anvertraut. Die Familie ist auf einem Campingausflug im Wald unterwegs, als plötzlich ein Grizzlybär auftaucht. Sie flüchten ins Auto, und der Bär poltert um sie herum. Sues Mutter Frankie verrät schließlich, dass Sue ihre Periode hat und der Bär wohl vom Geruch des Menstruationsbluts angezogen worden sei.

In der Szene wird satirisch dargestellt, dass Mythen rund um die Menstruation auch heute noch präsent sind. Sie sind sogar so präsent, dass sich der Yellowstone Nationalpark dazu veranlasst sah, auf seiner Website eine wissenschaftliche Studie zu veröffentlichen, die belegt, dass Bären nicht auf den Geruch von Menstruationsblut reagieren.

Der Mythos hat sich leider ebenso hartnäckig gehalten wie die Tabuisierung weiterhin ein Tabu bleibt. Doch der Preis muss nicht leise hingenommen werden.

Der indische Sozialunternehmer Arunachalam Muruganantham hat eine preiswerte Maschine erfunden, die es Frauen ermöglichen soll, Monatsbinden selbst her zustellen. Ihr Preis beträgt dann nur noch einen Bruchteil des Konzernprodukts. Das Nachrichtenmagazin Time erklärte ihn 2014 dafür zu einer der 100 einflussreichs ten Personen weltweit. Aber es geht nicht nur günstiger, sondern auch nachhaltiger. 1937 meldete die US-Amerikanerin Leona Chalmers das Patent für die Menstruationstasse an, einen Kelch aus Gummi, der inzwischen aus medizinischem Silikon besteht und zusammengefaltet in die Vagina eingeführt wird, um das Blut aufzufangen. Die Menstruationstasse kann bis zu zehn Jahre lang verwendet werden und kostet nur etwa 20 Euro. Sie ist preisgünstig, nachhaltig, geruchsneutral und darum die beste Alternative: egal ob in Deutschland, Indien oder im Yellowstone Nationalpark. ◆

Die Periode ist kein Schreckgespenst. Was erschreckend ist, sind die Kosten für Menstruationsartikel.

und Stigmatisierung der Periode. Vielleicht hat er sich auch deshalb so gut gehalten, weil so wenig über das Thema gesprochen wird. Tampons werden immer noch aus Scham hinter den Klo papierrollen im Badezimmerschrank versteckt.

Die Periode ist ein natürlicher Prozess und kein Schreckgespenst, vor dem man sich fürchten muss. Was allerdings erschreckend ist, sind die Kosten für Menstruationsartikel.

Menschen, die menstruieren, haben in ihrem Leben im Schnitt 500 Monatszyklen und geben in Deutschland im Laufe ihres Lebens rund 7.000 Euro für Bedarfsartikel rund um die Periode aus. Der Staat verdient mit und hat erst 2020 den Mehrwertsteuersatz für Menstruationsartikel auf sieben Prozent reduziert und sie somit als lebensnotwendige Bedarfsartikel anerkannt anstatt als Luxusartikel, die Frauen sich von Zeit zu Zeit gönnen. Teil des Kapitalismus bleiben Periodenartikel dennoch. Der weltweit führende Hersteller Procter & Gamble setzt jährlich 15 Milliarden US-Dollar mit Hygieneartikeln für Menstruierende um.

In Indien wird die »Always«-Monatsbinde unter dem Namen »Whisper« zu ähnlichen Preisen wie in Deutschland verkauft. Der Name ist nicht zufällig gewählt und trägt dazu bei, dass die Periode

Raphaela Reins ist in der Amnesty-Themenkoordinationsgruppe Menschenrechts verletzungen an Frauen aktiv: https://amnesty-frauen.de

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