Queer & Green: 15 Jahre Grüne Andersrum

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Magazin der Gr端nen Andersrum Gestern. Heute. Morgen. 15 Jahre Gr端ne Andersrum


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RAINER MARIA RILKE

GE A WIEN | 1010, HIMMELPFORTGASSE 26 ( SCHUHE, TASCHEN , MÖBEL UND MATRATZEN ), 01/ 5121967 | 1080, LANGE GASSE 24 ( SCHUHE UND TASCHEN) UND 31 (MÖBEL UND MATRATZEN), 01/4083626 | 1070, KIRCHENGASSE 24 (SCHUHE UND TASCHEN), 01/5225570 | 1210, AM SPITZ 2 ( SCHUHTRAF IK ), 01/ 2700810 | GE A GRAZ | 8010, SACKSTRASSE 36 ( SCHUHE & TASCHEN ), 0316 / 824982 | 8020, GRIESGASSE 4 ( SCHUHE, TASCHEN , MÖBEL & MATRATZEN ), 0316 / 710787 | WWW.GE A.AT

Ulrike Lunacek Europaabgeordnete und Außenpolitiksprecherin der Grünen im Europaparlament & Vorsitzende der LGBT-Intergroup im EP

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QUEER:GREEN 04

INHALT

Grüne Andersrum haben Geschichte geschrieben, das lässt sich ohne Übertreibung feststellen. Im europäischen Vergleich sind wir die einzige LGBTI-Organisation einer Partei, die mit Mut, Kreativität und Humor einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet hat, die alten und vorurteilsbeladenen Bilder von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender in weiten Bevölkerungskreisen zum Positiven zu verändern – und das in einem immer noch konservativ und katholisch geprägten Land. Von Anfang an stand fest: Wir brauchen gleiche Rechte und wir müssen sichtbar sein, um demokratie- und gesellschaftspolitisch die nötigen Veränderungen für Akzeptanz und Respekt voranzubringen. Schön war es für mich – seit März 1996 – zu sehen, wie die Begeisterung für und das Mitmachen bei den Grünen Andersrum immer mehr Zuspruch gefunden hat, und auch unsere heterosexuellen Parteifreund_innen zunehmend stolz auf diese bunte und innovative Gruppe waren. Besonders gerne erinnere ich mich an den Bundeskongress 2006 in Linz, als ich zum zehnjährigen Jubiläum der Grünen Andersrum der Reihe nach mehr als 30 ‚Andersrum‘-Abgeordnete und Aktivist_innen auf die Bühne holte – und die knapp 300 Grünen und Gäste im Saal ob der großen Anzahl und der teils bekannten Gesichter immer mehr ins Staunen gerieten: „Was, auch die?“ oder „Ich wusste gar nicht, dass der auch …“. Tja, so ist das im „normalen“ Leben: Die meisten von uns sind ja nicht auf den ersten Blick als Angehörige der LGBTI-Community erkennbar. Wir haben die unterschiedlichsten politischen Interessensgebiete, auch innerhalb der Grünen: Die einen brennen für Menschenrechtsfragen, die zweiten fürs Unternehmerische, die dritten für die Bildung und die vierten vielleicht für Europapolitik. Wir haben jedenfalls die meisten sichtbaren Lesben und Schwulen in Österreichs Politik: Ganz viele auf Bezirks- und Gemeindeebene, die Vizebürgermeisterin der zweitgrößten österreichischen Stadt, Lisa Rücker in Graz, die Landtagsabgeordneten Gebi Mair in Tirol und Jennifer Kickert in Wien, Bundesrat Marco Schreuder und mich im Europaparlament. Das soll uns einmal wer nachmachen! „Es ist normal, anders zu sein“ war das Motto meiner Rede 1995, als ich das erste Mal für die Grünen kandidierte. Ich ahnte damals nicht, wie erfolgreich dieses Motto und die darauffolgende Arbeit der Grünen Andersrum quer durch die Grünen und in die österreichische Gesellschaft hinein wirken würde. Ich danke allen, die daran mitgewirkt haben von Herzen: Gemeinsam haben wir Österreich bei diesem Menschenrechtsthema zu einem freieren und lebenswerteren Land gemacht – und werden es mit Sicherheit auch weiterhin tun! Eure

Talk mit den Grüne Andersrum-Gründern. Ulrike Lunacek, Friedrun Huemer und Gernot Wartner über Politik, Community und Sichtbarkeit von LGBTIPersonen.

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Und wenn ich abends immer weiterginge aus meinem Garten, drin ich müde bin, ich weiß: dann führen alle Wege hin zum Arsenal der ungelebten Dinge.

Cover: Miriam Höhne, Bild Lunacek: Peter Rigaut

15 Jahre, die Österreich freier gemacht haben!

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15 Jahre Grüne Andersrum. Jahr für Jahr: Erfolge, Aktionen und Engagement.

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Splitter. Wien bekommt ein Homomahnmal, Grüne Andersrum und die Regenbogenparade, Erstklassige Rechte.

12 Prominente gratulieren. Geburtstagsgrüße aus Politik, Kultur und Entertainment.

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Hansi Eitler. Portrait der „guten Seele“ der Grünen Andersrum.

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Rot-Grüne Erfolge. Drei Beispiele für Grüne Erfolge in Wien.

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Wir engagieren uns für Dich! Fünf prominente Grüne Andersrum-Politiker_innen im Portrait.

20 Die Community gratuliert. Geburtstagsgrüße aus der Community.

22 Die Zukunft von LGBTI-Politik. Welche Herausforderungen warten auf queere Politiker_innen?

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Junge Community. Was erwarten sich junge LGBTI-Personen von der Zukunft und der Politik?

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Lesben und Schwule. Warum ein Mehr an Miteinander wichtig ist.

IMPRESSUM: Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: Grüne Andersrum, Marco Schreuder, Jennifer Kickert c/o Grüner Klub im Rathaus, A-1082 Wien, Stiege 6; Chefredakteur: Ralf Strobl; Artdirektorin: Eva Urthaler; Chief Fotografer & Producer: Miriam Höhne; Mitarbeiter_innen: Ewa Dziedzic, Peter Kraus, Marco Schreuder, Manuel Simbürger; Lektorin: Romana Sallaberger; Bildbearbeitung: Gunter Greil; Druck: Digidruck Wien


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„EIN SIGNAL DER

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OFFENHEIT!“ Die Grünen Andersrum-Gründer_Innen im ausführlichen Talk über Politik, Community und Sichtbarkeit. Ulrike Lunacek, Gernot Wartner und Friedrun Huemer waren maßgeblich an der Gründung der Grünen Andersrum beteiligt. In Q:G ziehen sie Bilanz einer 15-jährigen Erfolgsgeschichte. Interview: Manuel Simbürger, Fotos: Miriam Höhne


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Die Grünen Andersrum gibt es seit nunmehr 15 Jahren. Welche Idee steckte hinter der Gründung? Ulrike Lunacek: Gernot und ich waren in den 1990er-Jahren im Österreichischen Lesben- und Schwulenforum (ÖLSF) aktiv. Am 31. März 1996 haben wir beim Bundeskongress die „Bundesarbeitsgruppe für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen“ (BAG) gegründet. Das war der Startschuss für die Grünen Andersrum. Der Name entstand erst etwas später im Rahmen der Wiener Wahlen. „BAG“ klingt ja nicht besonders cool (lacht)! Friedrun Huemer: Ich war zur damaligen Zeit Wiener Stadträtin und Grüne

Du als offen lesbische Politikerin kandidiert hast? Ulrike: Ich habe 1995 vor allem mit meiner Erfahrung aus der feministischen und der Entwicklungspolitik kandidiert, gleichzeitig aber kein Geheimnis um meine sexuelle Orientierung gemacht. Es ging mir jedoch nicht um mein Privatleben, sondern um die Gleichstellung von Lesben und Schwulen als zentrale politische Forderung. Daraufhin war ich in der Community, aber auch in den Medien nur noch als „erste offen lebende Homosexuelle in der Politik“ bekannt. Mein Lesbisch-Sein war damals wichtiger – weil „was Neues“ wohl auch Provokantes – als meine langjährige berufliche Erfahrung. Wie hat man sonst auf die Grünen Andersrum reagiert? Gernot: Vor allem in der Community war das Feedback positiv. Wir haben

etwas ins Leben gerufen, für das offensichtlich ein Verlangen da war. Zu Beginn waren die Grünen Andersrum nur eine spontane Idee, ein theoretisches Konzept. Doch wir sind sehr schnell gewachsen, hatten vor allem in Wien einen großen Zulauf von Aktivist_innen, die uns unterstützen wollten. Friedrun: Die Grünen Andersrum war die angenehmste und engagierteste Gruppe, bei der ich je mitarbeiten durfte. Es war allen klar, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Partei, dass es hier um essenzielle Dinge geht – nämlich um Menschenrechte, kulturelle Vielfalt und Toleranz. Ulrike: Viele Schwule und Lesben haben durch die Grünen Andersrum erkannt, dass die Grünen tatsächlich für ihre Rechte kämpfen, dass sie sich hier ohne Angst engagieren können. Das Signal der Offenheit war und ist dafür ausschlaggebend. Gab es daraufhin auch mehr Outings in politischen Kreisen? Ulrike: Wir haben auf jeden Fall die Möglichkeit, offen zu deiner sexuellen Orientierung zu stehen, angeregt, und infolge dessen auch viele Outings. Vor allem innerhalb der Grünen. Gernot: Besonders in Wien tauchten innerhalb kürzester Zeit viele lesbische und schwule Politiker_innen

(bis in die Bundesebene!) auf, die uns unterstützen wollten. Wir haben tatsächlich etwas in Bewegung gebracht. Trotzdem gibt es bis heute sehr wenig offen homosexuell lebende Politiker_innen … Friedrun: Eine jahrtausendalte Tradition bricht nicht von heute auf morgen. Politiker_innen, die sich öffentlich outen, laufen allzu leicht Gefahr, nur eindimensional wahrgenommen zu werden. Menschen bestehen eben nicht nur aus ihrer sexuellen Orientierung. Ulrike: Ein wesentliches Merkmal der Grünen ist, dass geoutete Politiker_innen nicht automatisch in die LGBTI-Politik-Ecke gedrängt werden, sondern sich frei entfalten können. Gernot: Auch wenn wir heute im Gegensatz zu früher schon viel erreicht haben: Offen schwule oder lesbische Politiker_innen sind nach wie vor wichtige Identifikationsfiguren für die Community!

„Offen schwule & lesbische Politiker_innen sind wichtige Identifikationsfiguren.“ Gernot wartner

„Mit unseren humorvollen Aktionen haben wir vielen Menschen die irrationale Angst vor Lesben und Schwulen genommen.” Ulrike Lunacek Was waren die größten Erfolge der Grünen Andersrum? Friedrun: Nach Jahren des Engagements ist ein umfassendes Antidiskriminierungsgesetz entstanden. Auch die Wiener Antidiskriminierungsstelle, die sehr viel Aufklärungsarbeit z. B. in Schulen leistet, war eine Idee der Grünen. Trotzdem gibt es nach wie vor viel zu tun. Gernot: Der Zivilpakt Zip, ein modernes Partnerschaftsgesetz für Lesben, Schwule und Hetero/as, war 2004 der erste konkrete Vorschlag im Parlament. Wir haben einen Gesetzesantrag mit allen Details ausgearbeitet – was andere Parteien gezwungen hat, spezifische Stellung zu diesem Thema zu beziehen. Haben sich die Themenschwerpunkte in 15 Jahren verändert? Ulrike: Nein, wir kämpfen nach wie vor um Sichtbarkeit und um gleiche

schaft zu les-bi-schwulen Menschen ist entkrampfter und normaler geworden. Das ist eine wichtige Veränderung. Gernot: Es ist eine Erfolgsgeschichte. Die Grünen Andersrum haben sich von einem Zwei-Personen-Antrag zu einer Organisation entwickelt, die es in fast allen Bundesländern gibt, die Millionen Menschen erreicht und bemerkenswerte Anträge durchbringen konnte. Macht einem das als Gründer stolz? Gernot: Es macht zufrieden. Wir hatten zum richtigen Zeitpunkt die richtige Idee, die sich hervorragend emanzipiert hat. Heute sind die Grünen Andersrum in anderen, begabten Händen. Es ist schön zu sehen, wie seine „Kinder“ erwachsen werden und wie sie die Welt verändern möchten.

Was machen die Grünen Andersrum-Gründer heute? Friedrun Huemer: Friedrun arbeitet als Psychologin und Psychotherapeutin. Seit Anfang 2005 ist sie Obfrau von „Hemayat, Betreuungszentrum für Folterund Kriegsüberlebende“. Gernot Wartner: Gernot ist Vereinssprecher der HOSI Linz und aktives Mitglied der Grünen. Ulrike Lunacek: Blättere auf Seite 16, um mehr über Ulrikes Berufsalltag zu erfahren!

Miriam Höhne

„Es war allen klar, dass es um essenzielle Dinge geht: Menschenrechte, kulturelle Vielfalt und Toleranz.” Friedrun Huemer

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Kultursprecherin. Der Kampf gegen Diskriminierung von Menschen mit „anderer“ sexueller Orientierung stand für uns im Mittelpunkt. Es ging darum, ein Zeichen zu setzen – sowohl nach außen hin, vor allem aber auch innerhalb der Partei. Wir wollten eine Diskussion anregen. Denn ein gesellschaftspolitisch so relevantes Thema muss von der ganzen Partei getragen werden. Die Grünen Andersrum haben die Parteipolitik der Grünen also stark beeinflusst? Gernot Wartner: Wir haben Akzente gesetzt, die der Partei sehr gut getan haben. LGBTI-Themen waren immer schon ein wichtiger Aspekt der Grünen Politik, durch die Grünen Andersrum und vor allem durch Ulrike hat diese Thematik endlich ein Gesicht bekommen. Denn man darf eines nicht vergessen: Ulrike war die erste offen homosexuell lebende Politikerin, die für den Nationalrat kandidierte. Ulrike: Die Grünen Andersrum haben die Sichtbarkeit von LGBTI-Personen innerhalb der Grünen gestärkt und somit zu einer parteiintern breiten Verankerung des Themas geführt. LGBTI-Politik ist seitdem ein selbstverständlicher Teil Grüner Politik. Ulrike, gab es einen Aufschrei, als

Rechte. Was sich in den 15 Jahren aber deutlich herauskristallisiert hat, ist unser kreativer Zugang zur Öffentlichkeitsarbeit, der die Politik und die LGBTI-Szene gleichermaßen geprägt hat. Bei uns gibt es nicht nur die obligatorischen Kugelschreiber oder Luftballons, sondern z. B. die mobile Wahl-Bar „Unheil-Bar“ oder Slogans wie „Sprechen Sie lesbisch?“ oder die „Pink Sheep of the Family“-Aktion vor der ÖVP-Zentrale. Mit humorvollen Aktionen nimmt man vielen Menschen die irrationale Angst vor Lesben und Schwulen. Eure Bilanz nach 15 Jahren? Friedrun: Die Einstellung der Gesell-


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JAHRE GRÜNE ANDERSRUM

2005

Die Grünen ANDERSRUM feiern heuer ihren 15. Geburtstag. Ein schönes Alter! Noch jung und dynamisch – aber dennoch schon ziemlich erfahren. Noch immer frech und mutig, aber längst wissend, wie der politische Hase läuft. ein rückblick auf 15 bewegte jahre.

Bereits seit 15 Jahren engagieren sich die Grünen Andersrum für die Rechte von LGBTI-Personen – politisch-seriös, kämpferisch, aktionistisch. Und manchmal auch mit einem Augenzwinkern. Q:G lässt die Meilensteine der Grünen Andersrum Revue passieren.

1998: Wir zeigen Flagge.

2005: Pink Sheep!

2005

Rot-grüne Projekte werden umgesetzt, u.a. mehr Aufklärung in den Schulen.

1996

Die Grünen Andersrum werden auf Bundesebene und in Wien gegründet. In Wien wird das Akzeptanzkonzept entwickelt. Erste Regenbogenparade.

2006

2006: ORF-Aktion.

1998

Das Akzeptanzkonzept mündet in ein rot-grünes Projekt: die Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen der Stadt Wien. Erster Erfolg: Öffnung der Gemeindebauten für gleichgeschlechtliche Paare. Nachdem der Landtag eine Beflaggung des Rathauses ablehnt, hängen die Grünen Regenbogenfahnen einfach aus ihren Bürofenstern.

1999: Wir heiraten.

1999

Im Wiener Wahlkampf treten die Grünen Andersrum mit vielen Kandidat_innen auf Landes- und Bezirksebene an. Erstmals in Europa wird das Thema Lesben und Schwule in einem Wahlkampf groß in der Stadt plakatiert. Die Aktion „Pink Sheep of the Family“ ist Höhepunkt der Aktivitäten. Zehn Schafe werden vor die ÖVP-Zentrale gebracht, eines davon ist rosa und vertritt somit symbolisch 10 % der Wiener Bevölkerung.

Im Schloss Schönbrunn veranstalten die Grünen Andersrum mit Terezija Stoisits, Friedrun Huemer und Mercedes Echerer eine symbolische gleichgeschlechtliche Hochzeit.

2004 2002

Ulrike Lunacek zieht in den Nationalrat ein.

2001

Wiener Wahlkampf mit Susanna Speckmayer als Grüne AndersrumKandidatin.

Beginn der legendären LindengasseFeste, die so gut besucht wurden, dass kein Platz mehr war. § 209 wird abgeschafft.

2003

Erste Forderung, ein Homo-Mahnmal für NS-Opfer zu errichten. Die Lesben der Grünen Andersrum gründen die „Linke Emanzen Crew“.

Grüne entwickeln den ZIP für heteround homosexuelle Paare und fordern die Öffnung der Ehe. In einer Aktion „stürmen“ Lesben und Schwule Standesämter in mehreren Städten.

2004

Das Antidiskriminierungsgesetz tritt in Kraft. Im Wiener AD-Gesetz konnten u. a. die Grünen ein zuerst schwaches Gesetz deutlich verbessern. Später wurden aufgrund Grüner Initiative auch Transgender berücksichtigt.

Die Grünen protestieren gegen die Unsichtbarkeit von Lesben und Schwulen im ORF unter Monika Lindner, Start eines Anti-Homophobie-Projekts im Fußball mit den Fans des Wiener Sportklubs („Die Fans vom anderen Ufer“).

2007

Die Grünen Andersrum verschärfen ihre Forderung nach Auftrittsverboten von Hasssängern und -predigern. Sie beteiligen sich am jahrelangen Prozess bis zur Entstehung des Partnerschaftsgesetzes in ministeriellen Arbeitsgruppen. Die Grünen Andersrum starten mit QWien Stadtspaziergänge: Lesbischwule Geschichte, NS-Opfer und Prinz Eugen sind die Themen der kommenden Jahre.

2008

Lisa Rücker wird Vizebürgermeisterin

von Graz, Gebi Mair Landtagsabgeordneter in Tirol. Die Grünen Andersrum starten das multilinguale Projekt www.homohetero.at.

2009

Ulrike Lunacek wird die erste offen lesbische Spitzenkandidatin Österreichs und Europa-Parlamentarierin. Proteste gegen homophobe Aussagen von Vertretern der Kirche führen zur Aktion „Unheilbar“ – die international erfolgreichste Aktion in der Geschichte der Grünen Andersrum. 40 Jahre Stonewall führen zum Projekt „Stonewall in Wien“ und der Aufarbeitung der Wiener Emanzipationsgeschichte seit 1969. Grüne Andersrum initiieren ein Projekt zum Abbau von Diskriminierungen innerhalb der Polizei.

2010

Eingetragene Partnerschaft tritt in Kraft, Grüne protestieren mit unzähligen Partner_innen gegen Diskriminierungen („Erstklassige Rechte“). Im Wiener Wahlkampf verlieren die Grünen leicht, die Grünen Andersrum ihren Mandatar, Jennifer Kickert wird dafür Bundesrätin.

2011

Erste rot-grüne Regierung in Wien. Zahlreiche queere Projekte im rotgrünen Koalitionsabkommen. Kickert wechselt in den Gemeinderat, Marco Schreuder wird Bundesrat.

beigestellt

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„Die Grünen Andersrum sind wie Pfeffer!“

Die Grünen Andersrum waren von Beginn an eine treibende Kraft für die Gleichstellung von Lesben, Schwulen und Transgender. Als Vizebürgermeisterin von Wien bin ich stolz, dass die Grünen Andersrum nicht nur hier, sondern in ganz Österreich für eine weltoffene und diskriminierungsfreie Zukunft arbeiten. Ich freue mich auf weitere erfolgreiche 15 Jahre – und mehr.

Wenn die Grünen Andersrum Geburtstag feiern, gratulieren auch Prominente aus Politik, Musik und FernseheN. Denn der Kampf um gleiche Rechte geht uns alle an!

Conchita Wurst, Sängerin

Es ist wichtig, dass es zur weiteren Normalisierung im Umgang mit Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung kommt. Gruppierungen wie es die Grünen Andersrum sind, helfen dabei jenen, die sich selbst verleugnen, um nicht diskriminiert zu werden. Ich wünsche Euch für die nächsten 15 Jahre weiterhin viel Energie und Elan im Einsatz für Menschen, die anders sind.

In den 90er Jahren, als noch diskriminierende Strafrechtsparagraphen bestanden und legalisierte gleichgeschlechtliche Partnerschaften wie eine Utopie erschienen, formierte sich bei den Grünen eine Parteiorganisation, die explizit, laut und bunt Anliegen von LGBTIPersonen vertritt. Nicht nur die LGBTI-Szene wurde heterogener, bunter, offener. Ein frischer Wind wirbelte durch die ganze Gesellschaft. Die Grünen Andersrum sind ein Ausdruck dieser Umbrüche und bleiben es heute noch.

Alfons Haider, Entertainer Ich möchte dem Team der Grünen Andersrum aufrichtig für die großartige Arbeit für die Rechte von Lesben, Schwulen, Transgender und Bisexuellen danken. Der Kampf gegen jede Form von Diskriminierung, für Freiheit und Akzeptanz, ist verpflichtend für jede Demokratin und jeden Demokraten. Ich wünsche weiterhin alles Gute, viel Kraft und viel Erfolg!

Die Grünen Andersrum sind für mich wie Pfeffer: scharf, weil sie für uns Grüne eine kräftige Würze sind. Sie brennen in den Augen derjenigen, die ihnen die doch selbstverständlich gebührende Gleichstellung immer noch verweigern. Und sie sind ausdauernd wie die Pfefferpflanze, wenn es um den Kampf um ihre Rechte geht.

Barbara Prammer, Präsidentin des Nationalrats

Eva Glawischnig, Bundessprecherin und Klubobfrau der Grünen Zu Eurem 15-jährigen Jubiläum möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit in all den Jahren bedanken: In Wien hat der Rot-Grüne Schulterschluss im Kampf für die absolute Gleichstellung in allen Lebensbereichen viel erreichen können. Dennoch liegt noch viel Arbeit vor uns, und so wünsche ich uns viel Kraft für die nächsten 15 Jahre in der queeren Stadtpolitik – damit Wien das Regenbogenherz Österreichs bleibt.

Sandra Frauenberger, Wiener Stadträtin für Antidiskriminierung

Terezija Stoisits, Volksanwältin

Die Grünen waren 1986 die erste und einzige Partei, die von Anfang an das volle Programm für Homosexuelle auf ihrer Agenda hatte. Letztlich haben die Grünen Andersrum die Türe aufgestoßen, durch die wir Homosexuelle jetzt glückstrahlend gehen dürfen.

Günter Tolar, Gay-Ikone

Die Grünen Andersrum kämpfen seit 15 Jahren gegen Unkenntnis und Vorurteile, Diskriminierungen und gegen zu eng gefasste Blickwinkel. Damit haben die Grünen Andersrum zu einem verständnisvolleren Umgang zwischen Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Heterosexuellen beigetragen. Dazu möchte ich den Grünen Andersrum herzlich gratulieren und freue mich auf weitere erfolgreiche Jahre!

David Ellenson, Grüner Klubobmann 15 Jahre Grüne Andersrum, das heißt: – 15 Jahre Engagement für Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender – 15 Jahre Einsatz im kulturellen Bereich – 15 Jahre Öffentlichkeitsarbeit und Sicht– barwerden der Grünen Andersrum in der Gesellschaft – denn Politik muss für alle da sein! Herzlichen Glückwunsch!

Christine Hödl, Sängerin

Grüne Bundespartei, Bubu Dujmic, Alexandra Kromus, Markus Rössle, Inge Prader, Ingo Pertramer, Patzak, VR Mayr Sigl, Keinrath

Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute zum 15. Geburtstag! Ihr seid ein Team, das ich persönlich schon immer geschätzt und für seinen Einsatz bewundert habe. Genau wie ich setzt Ihr Euch seit Jahren für Toleranz, Akzeptanz und Diversität ein. Durch Eure kreativen Aktionen zeigt Ihr, dass Anders-Sein und Leben abseits von gesellschaftlichen Normen mehr als normal sind.

Maria Vassilakou, Vizebürgermeisterin von Wien


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Kämpfen lohnt sich!

Grüne Andersrum und Regenbogenparade: zusammen aufgewachsen

Die Grünen Andersrum kämpfen seit 15 Jahren für Deine Rechte – mit Dir, mit der Community, mit vielen Freund_innen und Sympathisant_innen. Q:G wirft einen kurzen Blick auf drei Erfolge …

„Erstklassige Rechte“! Es ist ein Meilenstein in der Geschichte der Grünen

1996 war ein Schlüsseljahr für die Wiener LGBTI-

Andersrum: Ende 2009 fand die von den Grünen

Szene: Es wurden nicht nur die Grünen Andersrum

Andersrum organisierte Demo „Erstklassige Rechte –

gegründet, es fand auch das erste Mal das Festival

Für völlige Gleichstellung jetzt!“ statt, um lautstark

„Wien ist andersum“ statt. Vor allem aber feierte

gegen die vielen Ungerechtigkeiten im Eingetrage-

eine Institution Premiere, die heute fixer Bestand-

nen Partnerschaftsgesetz zu demonstrieren. Unter

teil des Wiener Lebens ist: die Regenbogenparade.

dem Motto „Wir wollen keine Diskriminierung, son-

Wien bekommt ein Homo-Mahnmal!

Am 29. Juni 1996 zogen wir gemeinsam das erste

dern

Lang hat das Projekt in den Startlöchern gescharrt, nun ist es endlich soweit: In den nächsten Jahren wird Wien endlich ein

Mal mit erhobenem Haupt durch die Wiener Stra-

demonstrierten

Homo-Mahnmal erhalten! Bereits seit 2005 in Planung und nach zahlreichen Problemen laufen aktuell die Verhandlun-

ßen – anfänglich noch etwas ängstlich, jedoch vol-

Menschen vor dem Parla-

absolute

Gleichstellung!“ rund

4.000

ler Stolz. „Es war ein prägendes Erlebnis“, erinnert

ment, Überraschungsauftritt

sich Grüne Andersrum-Mitarbeiter Hansi Eitler.

von Uwe Kröger inklusive.

einzigen Mahnmals gerecht wird. Wie das Mahnmal aussehen soll, wird ebenso neu verhandelt.

Die Grünen Andersrum waren von Beginn an fixer

Über 80 Organisationen, Loka-

Bestandteil der Parade, heute gehört ihr Party-

le, Firmen und Einzelpersonen

2005 gab es eine Ausschreibung unter Künstler_innen, gewonnen hat Hans Kupelwiesers „Der Rosa Platz“ – ein seichtes Becken mit dem Schriftzug „Que(e)r“, das mit rosa Wasser gefüllt ist. Dieser wird wohl nie gebaut werden. Eines ist jedoch fix: „Es wird Zeit, dass Wien sein eigenes Homo-Mahnmal bekommt“, betont Grüne Andersum-Sprecher Marco Schreuder. „Deutschland und Österreich haben eine historische Verantwortung zu erfüllen.“

Hans Kuppelwieser, Miriam Höhne

gen mit der SPÖ auf Hochtouren – es geht vor allem um den Standort und die Frage, wie man sowohl der historischen Verfolgung von Schwulen, als auch von Lesben und Transgender in Form eines

truck zu den beliebtesten. Kein Wunder: Tauchen

stellten ein für alle Mal klar, dass

andere Politiker_innen nur für ein paar Minuten

der LGBTI-Community nicht letztklassige, son-

zum Schluss der Parade auf, um ein paar Worte

dern nur erstklassige Rechte gebühren. Mit Erfolg –

abzuliefern, sind die Grünen mittendrin – und

zumindest die „Bindestrich-Regelung“ wurde 2011 als

feiern MIT der Community. Wie es sich gehört.

verfassungswidrig aufgehoben.

t f a h c s t r i w d n u n mehr. e Grü z t ä s n e g e keine G sind längst Wir beweisen es!

Einmischen statt empörenGestalte Politik mit!

Die Grünen Andersrum sind aktiver Teil der Grünen. Wir treffen uns zweimal monatlich, diskutieren lesbisch-schwule und transgender Politik, Weltpolitik, Innenpolitik und Grüne Politik, erarbeiten unsere Standpunkte und Ideen für Aktionen und Veranstaltungen. Statt Empörung ist aktive Mitarbeit möglich. Bei den Grünen Andersrum!

Informiere Dich! Die Grünen Andersrum informieren laufend über Veranstaltungen (Kinoabende, Feste), Standpunkte und Politik. Einfach Website besuchen, Newsletter bestellen und informiert sein. Alle Infos auch auf unserer Facebook Seite!

t ersrum.a ene-and e. n e ru www.gru /g ok.com o b e c a .f www m andersru t gruene.a @ n ie .w m ru rs e d an

Seit mehr als zehn Jahren beeinflussen nachhaltig denkende und bewusst handelnde grüne Unternehmer_innen die Wirtschaftspolitik. Mit immer mehr Erfolg – auch in der Wirtschaftskammer. Neben den Ein-Personen-Unternehmen liegen uns die Kreativ- und Ökowirtschaft besonders am Herzen.

Nähere Informationen findest Du auch im Internet: www.gruenewirtschaft.at


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QG 15 Billiger mit den Öffis unterwegs

Wir san mim Radl do!

Erstmals in der Geschichte der Stadt werden die Preise für die Öffis gesenkt. Ab

Haushalten angekommen: Noch nie wurde in

1. Mai 2012 fahren die Wiener_innen um ei-

Wien so viel Rad gefahren wie 2011! Der Rad-

nen Euro pro Tag mit Bim, Bus und U-Bahn:

verkehr ist um sensationelle 30 % gestiegen,

Die Jahreskarte wird um 84 Euro billiger

elf Kilometer neue Radfahranlagen wurden

und kostet jetzt nur noch 365 statt 449 Euro.

geschaffen, der äußere Ringradweg wurde wei-

Auch beim Kauf der Monatskarte dürfen sich

ter ausgebaut. Behält man diesen Erfolgskurs

Öffi-Benutzer freuen: Diese kostet bloß 45 anstatt wie bisher 49,50 Euro. Die Vizebürgermeisterin: „Wir wollen noch mehr Menschen für die öffentli-

von Manuel Simbürger

bei, werden bis 2015 doppelt so viele mit dem Radl unterwegs sein wie bisher. Treten wir also gemeinsam

chen Verkehrsmittel begeistern, Wie-

fest in die Pedale, denn:

ner_innen und Pendler_innen sollen das

„Eine Stadt, in der es viele

Die gute grüne Seele

cherer und umweltfreundlicher. Und Wien bleibt

für alle bietet“, betont der Grüne Landtagsab-

Betritt man den Grünen Klub im Wiener Rathaus, fällt

selbstverständlich ist, sich für Minderheiten einzusetzen.“

trotz Wachstums eine attraktive Metropole.“

geordnete Christoph Chorherr.

einem sofort ein engagierter, jung gebliebener Mann auf,

Grünes Outing. Die Grünen (und folglich die Grünen An-

der einem mit strahlendem Gesicht empfängt und von der

dersrum, deren Entwicklung Hansi von Beginn an miter-

ersten Minute an um das Wohlergehen des Besuchers oder

lebte) waren es auch, die Hansi bei seinem Outing halfen.

der Besucherin bemüht ist.

Zwar lebte er zuvor schon „mehr oder weniger offen schwul“,

Immer mit Einsatz dabei. Hansi Eitler, 57, ist für Emp-

im Reinen war er aber nie mit sich selbst. Seine Familie

fang, Sekretariat und Koordination zuständig und mitt-

wusste lange Zeit nichts von seiner Homosexualität. „Erst

lerweile ein nicht mehr wegzudenkendes Mitglied der

als wir die Fenster des Rathauses das erste Mal mit Regenbo-

Grünen Andersrum. Egal, was organisiert werden muss,

genfahnen dekorierten und ich die Premiere der Regenbo-

welche Termine koordiniert gehören oder um welche Ge-

genparade miterleben durfte, konnte ich zu meinem wah-

setze es zu kämpfen gilt – Hansi ist dabei.

ren Ich stehen.“ Zu sehen, dass die Grünen – ganz egal ob

Die „gute grüne Seele“, wie er gern

hetero, homo, bi, transgender – vereint für LGBT-Themen

genannt wird, wurde in Eisenstadt ge-

eintraten, habe ihm „Mut und Kraft gegeben“, erinnert sich Hansi, nicht ohne

boren und war bereits in der Kindheit

feuchte Augen zu bekommen. Leicht war das natürlich nicht – Anfeindungen

gezwungen, sich mit Diskriminierung

der anderen Fraktionen und Mandatare waren an der Tagesordnung.

Auto häufiger stehen lassen können. Das bringt mehr Lebensqualität. Es wird leiser, si-

ste hat ne Erfolgsli Die Rot-Grü hr eine beachtliche inem Ja nach nur e ht – alle Infos unter ic ren. Länge erre ne.at/regie e ru .g n ie w http://

Radfahrer_innen gibt, ist eine Stadt, die mehr Lebensqualität

Da geht was weiter!

Ein Jahr Grüne Regierungsarbeit für Wien: Am 25. November wurde die erste Rot-Grüne Koalition in Österreich ein Jahr alt. Vor einem Jahr sagte Maria Vassilakou in einem Falter-Interview: „Regieren ist nichts für Lulus“. Und nach einem Jahr Grüne in der Wiener Stadtregierung ist wohl eines klar: Wir Grüne sind keine Lulus. Das sieht man an vielen, aber vor allem an drei Erfolgen, die Q:G hier präsentiert. Text: Peter Kraus, Manuel Simbürger

auseinanderzusetzen. „Meine Eltern

Romantiker. Auch wenn die Grünen Andersrum heute „ein biss-

kommen beide aus Kroatien, da waren

chen ruhiger als zu Anfangszeiten“ sind, stellt Hansi mit fester Stim-

mir Anfeindungen in der Schule nicht

me klar: „Wenn uns jemand um Hilfe bittet, sind wir sofort zur Stelle.“

fremd“, erinnert er sich. Viele Jahre im

Und was, wenn es mal nicht zu arbeiten gilt? Dann betreibt Hansi viel Sport,

Gastronomiegewerbe tätig, verschlug

ist in der Szene unterwegs (u. a. Queer:Beat, Ballcancan, Savoy, Heaven) und

es ihn 1992 („Heuer feiere ich mein 20.

hört Lady Gaga. Oder lebt für die Liebe: Seit sieben Jahren ist Hansi in einer

Rathaus-Jubiläum!“) in die Politik – und

glücklichen Beziehung, noch dieses Jahr soll die Eingetragene Partnerschaft

das 2012 in Wien entsteht. Gemeinsam mit Wien Energie schafft die Stadt Wien so eine einfache

zu den Grünen. „Ich hatte immer schon

eingegangen werden. Überhaupt ist Hansi ein Romantiker, wie er zugibt.

und kostengünstige Möglichkeit, den eigenen Beitrag für erneuerbare Energie zu leisten. Kon-

eine soziale Ader und liebte es, mit

Böses Blut gibt’s bei ihm in der Liebe nicht, mit seinen vergangenen drei

kret bedeutet das, dass Interessent_innen einzelne „Paneele“ des Kraftwerks erwerben können

Menschen zu reden und zu tun zu ha-

langjährigen Partnern ist er bis heute gut befreundet. „Weil diese Beziehun-

und somit Miteigentümer_innen werden. Neben dem Beitrag zum Klimaschutz und für erneu-

ben“, erzählt er. Bei den Grünen fühlte er

gen mein Leben sehr bereichert haben.“ Und weil es sowieso keinen Men-

erbare Energien ist bei diesem Modell auch eines fix: Als Miteigentümer_in am Solarkraftwerk gibt

sich sofort zu Hause. „Weil es für mich

schen gibt, mit dem Hansi nicht kann. Die gute Seele halt.

es natürlich auch Erlöse. Details auf http://www.solarkraftwerk-wien.at.

Das Bürger_innensolarkraftwerk

Wien schwenkt in Richtung Energiewende – mit Österreichs erstem Bürger_innensolarkraftwerk,

Miriam Höhne, J++rgen Frey, Lichtbild Austria, Hartmut910_pixelio

Ein Romantiker, der dank grüner Politik zu sich selbst fand: Ein Porträt von Hansi EitleR, der guten Seele der Grünen Andersrum.

Die Grüne Umweltpolitik ist in den Wiener


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GRÜNE ANDERSRUM: WIR ENGAGIEREN „Es ist schade, dass lesbische Politikerinnen und schwule Politiker sehr oft nur auf ihre Sexualität begrenzt werden“, betont Ulrike Lunacek, stv. Klubobfrau der österreichischen Grünen und eine der Gründer_innen der Grünen Andersrum. „Schließlich machen wir um so vieles mehr!“

Ulrike Lunacek

Ich bin Europa-Abgeordnete und stv. Klubobfrau der österreichischen Grünen. Als Außenpolitiksprecherin der Grünen/EFAFraktion im Europaparlament fallen vor allem der Westbalkan und der Süd-Kaukasus in meinen Zuständigkeitsbereich, für den Kosovo bin ich Berichterstatterin des Europaparlaments. Als CoVorsitzende der LGBT-Intergroup des Europaparlaments ist es mir sehr wichtig, LGBTI-Themen mit meiner außenpolitischen Arbeit zu verbinden. Zum Beispiel nutze ich offizielle Besuche, um mich mit Vertreter_innen der LGBTCommunity zu treffen und mit Unterstützung des Europäischen Auswärtigen Dienstes auf die Umsetzung ihrer Anliegen bei Regierung und Parlament zu drängen. Aktuell sind natürlich die Schuldenkrise und das Demokratiedefizit in der EU ein großer Aspekt meiner Arbeit. Besucher_innen sind im Europaparlament übrigens immer herzlich willkommen!

QG 17 Hier erzählen wichtige Köpfe der Grünen Andersrum von ihrer aktuellen politischen Arbeit. Sie engagieren sich als Europa-abgeordnete, als vizebürgermeisterin oder als Landtagsabgeordneter. Mit ihnen sind LGBTI-Themen mitten in der Gesellschaft angekommen … Text: Manuel Simbürger, Fotos: Miriam Höhne

UNS FÜR DICH! Die Grünen Andersrum gibt es in nahezu allen Bundesländern (außer im Burgenland, in Niederösterreich wird ein Neustart geplant), jedes Bundesland hat Sprecher_innen, Aktivist_innen und einige davon sind politische Mandatar_innen. Wir stellen Euch fünf davon vor …

Lisa Rücker

Seit 2008 bin ich Vizebürgermeisterin in Graz und seither zuständig für die Bereiche Umwelt und Mobilität. Als Grüne Verkehrsstadträtin fördere ich durch Infrastrukturprojekte ebenso wie durch Bewusstseinsbildung den Anstieg der sanften Mobilität in der Stadt. So ist es gelungen, Graz als Radfahrhauptstadt Österreichs zu etablieren und mit Angeboten für Schulen, Kindergärten und Betriebe den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad, den Weg zu Fuß und den öffentlichen Verkehr voranzutreiben. 2012 geht der Bau der Nahverkehrsdrehscheibe am Grazer Hauptbahnhof in die Endrunde, die Annenstraße wird als wichtige Ost-West-Achse der Stadt verkehrsberuhigt und die Detailplanungen für eine neue Straßenbahnlinie in den Grazer Südwesten beginnen. Gleichzeitig treibe ich den Fernwärmeausbau voran und erweitere die bisher sehr erfolgreichen Förderungen für alternative Energieformen.


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QG 19 Marco Schreuder

Seit 4. November 2011 bin ich Abgeordneter zum österreichischen Bundesrat, vom Wiener Landtag in die Zweite Kammer des Parlaments entsandt. Bei den Grünen Andersrum bin ich als Sprecher der Teilorganisation tätig. Meine politischen Schwerpunkte sind vielfältig. Im Bundesrat trete ich für eine Reform der demokratischen Strukturen in Österreich sowie für eine Abschaffung bzw. Reform des Bundesrats an sich ein (Stichwort: Landes- statt Parteiinteressen!). Meine Arbeit auf Bundesebene und innerhalb der Partei umfasst die Themengebiete Netzpolitik (Datenschutz, Netzneutralität etc.), Menschenrechte (mit LGBTI-Schwerpunkt) und demokratische Partizipation. Wie ich meine Ziele zu erreichen versuche? Mithilfe von Diskussionen via Blog (schreuder.at), Social Media und natürlich face-to-face bei diversen Veranstaltungen. Mein Motto: „Lieber richtige Fragen stellen als falsche Antworten geben – und mit vielen Menschen gemeinsam nachdenken!“

Jennifer Kickert

Ich bin Sprecherin der Grünen Andersrum und „neuestes“ Mitglied der Grünen im Gemeinderat in Wien (seit Ende Oktober 2011). Als solches bin ich für die Bereiche Bürger_innenbeteiligung/ Partizipation, Sport, LGBTI sowie die Sanierung der Jüdischen Friedhöfe zuständig. Meine aktuellen Projekte im Überblick: – Bei der Sanierung der Jüdischen Friedhöfe in Wien, v. a. dem Friedhof in Währing, geht es um die Verhandlung der so genannten Pflegevereinbarung: In dieser verpflichtet sich die Stadt Wien, die Pflege der Friedhöfe nach der Sanierung für einen Zeitraum von 20 Jahren zu garantieren. Erst mit dieser Vereinbarung werden Bundesmittel für die Sanierung freigegeben. – Partizipation: Mitte des Jahres 2012 wollen wir damit starten, gemeinsam mit NGOs und interessierten Personen Möglichkeiten der Teilhabe und der direkten Demokratie für Wien zu entwickeln. – LGBTI: Hier geht es darum, sämtliche Möglichkeiten auf Wiener Ebene auszuschöpfen und „Druck“ auf Bundesebene auszuüben, um Diskriminierungen hinsichtlich des EingetragenenPartnerschafts-Gesetzes rückgängig zu machen (Adoption, Nachname/Familienname etc.).

Gebi Mair

Im Tiroler Landtag bin ich für ein buntes Potpourri zuständig: Wirtschaft, Wohnen, Bildung, Jugend, Demokratie, Kontrolle – und natürlich auch für LGBTI-Angelegenheiten. Dahinter steckt ein bestimmtes Ziel: Tirol demokratischer und ökologischer zu machen. Lesbisch-schwule Sichtbarkeit ist für die Demokratisierung unbedingt notwendig. Im Landtag ist es mir unter anderem gelungen, dass die landwirtschaftlichen Schulen Tirols einen Schwerpunkt gegen Homophobie in ihr Programm aufgenommen haben. Das Thema „Antidiskriminierung“ in der Landesverwaltung ist immer noch ein schwieriges: Tirol hat die Eingetragene Partnerschaft leider besonders schlecht umgesetzt – aber wir lassen uns nicht entmutigen!


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„Gemeinsam in Dieselbe richtung gehen!“ Vertreter_innen der Community gratulieren den Grünen Andersrum zum Geburtstag. Denn nur gemeinsam sind wir stark!

Andreas Brunner, QWien

gaycopsaustria

Noch immer ist es gleichgeschlechtlich l(i)ebenden sowie transidenten Frauen und Männern in Österreich nicht vollständig möglich, in Gleichberechtigung und Würde zu leben. Dennoch: In den letzten Jahrzehnten wurden gewaltige Fortschritte gemacht. Und daran haben die Grünen Andersrum einen ganz großen Anteil. Ich gratuliere!

Helmut Graupner, Rechtsanwalt

Als Schwulen-, Lesbenund Transgenderorganisation der Grünen tut man sich naturgemäß etwas leichter als in anderen Parteien. Dennoch haben es die Grünen Andersrum geschafft, essenzielle politische und gesellschaftliche Impulse für die Entwicklung der schwulles-trans Community in Österreich zu setzen. Dafür gebührt ihnen nicht nur Anerkennung, sondern auch ein herzlicher Glückwunsch zum Geburtstag!

Feri Thierry, Politikberater

Angela Schwarz & Wolfgang Wilhelm, Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen

Gratulation zum 15. Jahr dieser großartigen Organisation, die sich mit einem stets modernen Auftreten für die Rechte Schwuler, Lesben, Bisexueller und Transgender einsetzt. Gesellschaftlich anerkannt und akzeptiert zu werden, sind Grundbedürfnisse jedes Menschen – und dafür stehen die Grünen Andersrum. Ich wünsche Euch viele weitere erfolgreiche Dekaden!

Martin Meister (Martin 101), Sänger Als Leiter der Beratungsstelle COURAGE möchte ich den Grünen Andersrum, auch im Namen aller Berater_innen, für die konstruktive und wertschätzende Zusammenarbeit danken. Gemeinsam konnten wir viel bewegen. Die Grünen Andersrum stehen für den konsequenten Einsatz für eine gerechtere Welt, frei von Diskriminierung, Homo- und Transphobie. Wir wünschen den Grünen Andersrum die Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte!

Johannes Wahala, Courage

Peter Hiller, Gaycopsaustria, Blaschke, Markus Tordik, Pavel Wowk, Philliph Jelenska, Courage

Die Grünen Andersrum helfen mit, Wien für Schwule, Lesben und Transgender lebenswerter zu machen und sie setzen sich für eine weltoffene, bunte und vielfältige Stadt ein. Sie haben unzählige Projekte umgesetzt, die Wien bereichert haben. Alles Gute!

Die Grünen Andersrum sind seit 15 Jahren ein wichtiger Eckpfeiler im Bollwerk der queeren Community. Wir gratulieren zu den bisherigen Erfolgen und hoffen auf weiterhin gute Zusammenarbeit. Erfolg entsteht nicht dadurch, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in dieselbe Richtung blickt.

Wir gratulieren Euch ganz herzlich zum 15-Jahr-Jubiläum! Durch Eure engagierte Arbeit, Eure vielen Kampagnen zu unterschiedlichen wichtigen Themenbereichen und Eure umfangreichen kulturellen Angebote habt Ihr in den letzten 15 Jahren einen wichtigen Beitrag zur gesellschaftlichen und rechtlichen Gleichstellung von LGBTILebensweisen geleistet und viel erreicht. Wir wünschen Euch weiterhin viel Kraft und Kreativität für Eure Arbeit und freuen uns, die gute Kooperation mit Euch fortzusetzen!


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Somewhere over the rainbow In den 15 Jahren ihres Bestehens haben die Grünen Andersrum viel erlebt. Vieles wurde erreicht. Doch was kommt jetzt? Ein Ausblick von Marco SchreudeR. Mit der Einführung der Eingetragenen Partnerschaft am 1. Jänner 2010 wurde die zweite langjährige Forderung der Grünen, des LIF und der SPÖ sowie aller lesbisch-schwulen NGOs endlich erfüllt. War es bis 2002 noch die Abschaffung des berüchtigten Strafrechtsparagrafen 209 („Gleichgeschlechtliche Unzucht mit Personen unter 18 Jahren“), der allen Einsatz erforderte, können seit 2010 Lesben und Schwule ihre Partnerschaften rechtlich absichern. Dass das EP-Gesetz nicht zu aller Zufriedenheit gelöst wurde, ist bekannt. In allzu vielen Details steckt noch der homophobe Wurm drin. Trotzdem ist das Thema aus der medialen – und somit öffentlichen – Debatte

verschwunden. Die zahlreichen Diskriminierungen müssen wohl durch Knochenarbeit beseitigt werden. Doch was kommt jetzt? Diese Frage stellen sich nicht nur in lesbischschwulen Vereinen aktive Menschen, sondern auch die Politik. Nach 15 Jahren Einsatz für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender und Intersexuelle müssen sich nicht nur die Grünen Andersrum neue Strategien überlegen, wie ein Mehr an Gleichstellung, ein Mehr an Akzeptanz und ein Mehr an Selbstverständlichkeit erreicht werden kann. Eine Auswahl:

Regenbogenfamilien Kinder gibt es bereits in vielen lesbischen und schwulen Beziehungen. Nur, dass der Gesetzgeber darauf noch gar keine Rücksicht genommen hat. ÖVP, FPÖ und BZÖ tun lieber so, als würden sie durch eine rechtliche Anpassung an gesellschaftliche Realitäten diese erst ermöglichen. Und verkennen vollkommen, dass es das alles bereits gibt, allerdings ohne Rechtssicherheit. Regenbogenfamilien leben quasi im

rechtlichen Familienprekariat. Dabei funktionieren Regenbogenfamilien schon längst – auch medial. „Die große Chance“-Siegerin Christine Hödl hat es vorgezeigt. Partnerschaftsrecht Heteros haben die traditionelle Ehe. Homos die Partnerschaft. Wirklich zufrieden ist niemand damit. Unterschiede hier, Privilegien da, Unklarheiten hier, überkommene Konzepte da. Ein modernes Partnerschaftsrecht, das für alle gilt, braucht die Kooperation von Heteros sowie Lesben und Schwulen. Hier wird es in der Zukunft Allianzen jenseits von sexuellen Orientierungen brauchen, um diesbezüglich etwas ändern zu

bekommen. Diese Erfahrung haben viele machen müssen. Jugendstudien deuten aber leider nicht darauf hin, dass sich hier Grundlegendes geändert hat. In der Bekämpfung von Homophobie müssen bisherige Strategien daher können, denn eine eigeneu überdacht werden. Vergleicht ne Schublade für Lesben und man Homophobie mit anderen Schwule sowie ein völlig antiquiertes Ausgrenzungsmechanismen – etwa Recht für Heterosexuelle kann nicht Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, der Weisheit letzter Schluss sein. Antisemitismus oder Frauenfeindlichkeit – stellt man schnell fest, dass nicht selten Homophobie in ähnHomophobie lichen oder den gleichen gesellVieles wurde überlegt, vieles wurde getan, doch die Homophobie ist schaftlichen Schichten vorzufinden ist – auch wenn Intoleranz (in granicht aus der Gesellschaft wegzuduellen Unterschieden) überall zu finden ist. Lässt sich daher Homophobie isoliert ansprechen, politisch bekämpfen? Vermutlich nein. Vielmehr haben wir es mit sozialen Problemen zu tun: Arbeitslosigkeit, Perspektivenlosigkeit und Frustration waren oft Ursachen für die Ausgrenzung anderer Minderheiten. Eine aktive Sozial-, Bildungs- und Wirtschaftspolitik ist daher wohl der beste Weg, um auch das Phänomen der Homophobie zu be-

kämpfen. Zumal sich die (nicht nur) krisenbedingte Jugendarbeitslosigkeit in Europa dramatisch verschärft. Globalisierung Alles scheint sich zu globalisieren: Waren, Güter, Dienstleistungen, digitale Information etc. Nur die Menschenrechte nicht. Universelle Menschenrechte sind aber immer ein Ziel der Lesben- und Schwulenbewegung gewesen. Dies wird auch in der Zukunft eine starke Rolle in der Außenpolitik (die in den letzten Jahrzehnten fast nur noch Wirtschaftspolitik war) spielen müssen. Grenzüberschreitende Politik ist gefragt. Oder anders gesagt: Es ist nicht egal, wenn nur wenige Kilometer von Wien entfernt Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verprügelt werden. Ein paar Kilometer weiter werden sie im Namen eines Gottesstaates erhängt. Auch das darf uns nicht egal sein. Über den Tellerrand Der politische Blick über den lesbisch-schwulen Tellerrand wird sich zukünftig noch mehr lohnen. Es können neue hetero-homosexuelle Allianzen geschlossen werden. Es ist an der Zeit, genau das zu tun, um Erneuerungskraft zu entwickeln. Denn die Gegner und Gegnerinnen in der extremen Rechten rüsten schon auf. Die Krise des Euro, der Weltwirtschaft und unseres Systems sind ebenso da wie der Klimawandel – und all diese Themen brauchen auch die queere Perspektive für eine lebenswerte Zukunft. Mischen wir uns ein!


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„Toleranz alleine reicht nicht!“

Q:G hörte sich in der Community um: Was erwarten sich LGBTI-Personen, allen voran Jugendliche, von der (politischen) Zukunft? Welche Träume und Visionen haben sie – und was wird getan, um diese Träume umzusetzen? Oder ist Politik schon längst kein Thema mehr? Q:G präsentiert sieben Antworten.

In unserer modernen Welt ist Homosexualität zwar durchaus akzeptiert, den Status „ungewöhnlich“ hat sie aber dennoch behalten. Ich persönlich träume von einer Gesellschaft, in der Schwule und Lesben im Alltag und in den Medien nicht mehr als Attraktionen gelten und Eltern von ihren Kindern nicht zwangsweise erwarten, dass sie eines Tages mit einem gegengeschlechtlichen Partner auftauchen. Toleranz allein reicht meiner Meinung nach einfach nicht mehr, es muss auch endlich diese geistige Barriere fallen, die die Menschen in Homos und in Heteros teilt, als würden sie von zwei unterschiedlichen Planeten kommen. Rene Kaspar, 17 Jahre Für mich ist politische Verantwortung nicht nur das bloße Entwerfen und Durchsetzen von Gesetzen, sondern die Schaffung von Möglichkeiten zum permanenten Dialog und der Kommunikation auf vielen Ebenen. Viel wesentlicher als die Durchsetzung eines (in heutiger Form halbherzigen) Partnerschaftgesetzes finde ich zunächst, dass Räume zur Auseinandersetzung und für das Verständnis einer Situation gegeben sind. Als Theateraktivistin gilt mein politisches Engagement durch darstellende Kunst – in Form von „legislativem Theater“ – Konfliktsituationen auf der Bühne zu veranschaulichen, wesentliche Fragen zu stellen und Lösungsvorschläge von und mit dem Publikum auszuspielen, um deren Konsequenzen begreifbar zu machen. Mein Anliegen ist es, eben solche alternativen Räume des gemeinsamen Dialogs zu eröffnen. Miriam Sinzinger, 30 Jahre

Mit welchem Gefühl blicke ich in die Zukunft? Nicht leicht zu beantworten, da ich immer wieder aufs Neue überrascht werde – positiv als auch negativ. Doch im Grunde glaube ich fest daran, dass man sich über Gleichberechtigung, in welchem Bereich auch immer, irgendwann nicht mehr den Kopf zerbrechen muss, sondern dass sie einfach zum Alltag aller Menschen gehören wird. Ich wünschte nur, wir wären heute schon so weit. Lisa Lauermann (mit Hund Bowie), 23 Jahre Ich wünsche mir in der Zukunft mehr Rechte für Homosexuelle, die eine Familie gründen wollen. Ich würde sehr gerne meinen Freund irgendwann einmal „richtig“ heiraten oder ein Kind adoptieren. Das ist in Österreich bislang nicht möglich. Dafür würde ich mich sehr gerne politisch einsetzen. Dominik Schmitz, 22 Jahre

Gerade in einer so genannten Community sollte Diskriminierung eigentlich eine ganz klare Form der Ablehnung erfahren. Und doch gibt es auch in der österreichischen Minderheitengesellschaft eine breite Facette von Vorurteilen und Stereotypen, die ein Miteinander erschweren. Es ist also ein Trugschluss zu glauben, dass die Solidarität von Menschen innerhalb einer Gemeinschaft solche sozial konstruierten Barrieren überwindet. Vor allem durch die Vereinsarbeit bei MiGaY durfte ich immer wieder erkennen, wie schwer es beispielsweise ein türkischer schwuler Migrant in Österreich täglich hat. Meine Zukunft sieht diese Unterschiede nicht. Sie erkennt jeden Menschen als gleichwertig und gleichberechtigt an! Vielfalt leben heißt Respekt und ein offenes Ohr mit ein bisschen Willen zum Verständnis für andere Lebenswege aufzubringen … Das erwarte ich von meiner Zukunft und/oder der Gesellschaft. Melanie Schiller, 23 Jahre Im Allgemeinen bin ich politisch nicht sehr engagiert, aber natürlich versuche ich immer auf dem Laufenden zu bleiben. Wichtig für mich ist, für die Zukunft zu planen: Sei es finanziell für schwierigere Zeiten abgesichert zu sein oder auch schon an die Pension zu denken – aus diesem Grund habe ich schon seit einigen Jahren ein Vorsorgekonto eingerichtet. Bestimmte Pläne für das Jahr 2012 habe ich keine. Ich hoffe, dass meine Arbeitsstelle gesichert bleibt, dass ich weiterhin ein gutes Gesundheitswesen in Anspruch nehmen kann und dass auch Energiekosten, Mietpreise usw. stabil bleiben. Martin Bango, 26 Jahre

privat, Jonathan Doe

Von der Zukunft erwarte ich mir, dass die Akzeptanz von Homosexuellen in den Familien und in der beruflichen bzw. schulischen Umgebung größer wird. Je mehr Menschen zu ihrer sexuellen Orientierung stehen, desto geringer wird der Druck, sich vor anderen verstecken und sein wahres Ich unterdrücken zu müssen. Wenn wir mit genügend Selbstvertrauen vorangehen, können wir vielleicht jenen Menschen, denen es schlechter geht, weil sie sich in ihrer derzeitigen Lage allein fühlen oder diskriminiert werden, ein neues Lebensgefühl schenken. Dominik Schlager, 21 Jahre


26 QG Wenn sich Schwule und Lesben organisieren, gehen sie folgendermaßen vor: Die Schwulen wählen einen Vorstand und kaufen ein Faxgerät, die Lesben diskutieren mindestens zwei Stunden darüber, ob Hunde in den Versammlungsraum dürfen … von Ewa Dziedzic

Bitches, Butches und ganz normale Leut´ Oder auch so: In einer Sitzung unter-

Glatzen und Latzhosen. Die ersteren

halten sich unter lautem Tatü-Tata

sind gut verdienende Schönlinge, die

schwul gebraucht. An der größeren

tuntige Narzissten über die Größe ihrer

anderen Birkenstockschuhe tragende

Präsenz der schwulen Lokale wird oft

letzen Eroberung, während die Lesben

Emanzen. Was davon stimmt? Lesben

nichts anderes sichtbar als die unglei-

auf Flipchart 1 Ungleichbehandlungen

und Schwule leben zumeist als Männer

che Verteilung von Geld und Einfluss

ausmachen, auf Flipchart 2 Maßnah-

und Frauen in einer Gesellschaft und

zwischen den Geschlechtern. Ande-

men dagegen bestimmen, um schließ-

sind entsprechend sozialisiert.

rerseits führt die größere Sichtbarkeit

lich in den Kampflesben-Kampf aufzu-

Gleich und doch ganz anders.

von schwulen Männern zu mehr öf-

brechen. Stimmt alles und doch nicht.

Schwule Männer scheinen oft einen

fentlicher Anprangerung bis hin zur

Es gibt grundsätzlich viele Unterschie-

blinden Fleck zu haben, wenn es um

Verfolgung.

de, die zwischen Menschen bestehen:

Frauenbelange geht: Frauenbenachtei-

Wozu, wieso? Was uns gleichermaßen

Meinungen, Vorlieben, Bedürfnisse,

ligung, Gewalt, das beruflich-finanziel-

betrifft, ist die allgegenwärtige Homo-

Lebenssituationen, Berufe, Wohnorte,

le Gefälle oder andere Lebensumstände

phobie. Wir haben auch das Coming-

politische Ansichten u. ä. Doch gerade

erwecken bei ihnen selten einen Soli-

out gemeinsam oder die Tatsache, als

bei Schwulen und Lesben werden diese

darisierungsbedarf. Lesbische Frauen

Minderheit zu leben, genauso wie die

individuellen Unterschiede in der Öf-

waren und sind Protagonistinnen der

Stigmatisierung

fentlichkeit durch pauschalisierende

Frauenbewegungen, die viele wichtige

Die juristischen Bedingungen machen

Bilder und Vorurteile weniger wahrge-

Impulse hinsichtlich Frauen- und Les-

uns gleichermaßen zu schaffen wie die

nommen. Und nicht nur die Heteros

benrechte – und auch Schwulenrechte!

Frage der sexuellen Selbstbestimmung.

scheinen zu wissen, wie wir so sind – ge-

– setzen. Gleichzeitig scheinen sie in

Kurz: Die rechtliche und soziale Dis-

rade die Community selbst bewirft sich

der LesBiSchwul-Community unter-

kriminierung sollte ein kollektives Po-

unaufhaltsam mit tradierten Bildern:

repräsentiert zu sein und lassen die

tenzial fördern. Zumindest solange, bis

Lesben halten Schwule für oberfläch-

Schwulen arbeiten. Schwule Männer,

wir in einer von Geschlechtergleichheit

lich und eitel, Schwule denken, Lesben

ganz gleich wie sehr sie diskriminiert

gezeichneten Welt leben. Denn dann

seien humorlos, separatistisch und

werden, profitieren selbst von patriar-

dreht sich hoffentlich nicht mehr alles

zwanghaft politisch korrekt. Außer-

chalen Strukturen und sind für Lesben

ausschließlich um Weibchen/Männ-

dem seien sie selbst schuld an ihrer oft

oft zu wenig politisch. Schwule werden

chen. Und die Zuschreibungen für

beklagten Nichtwahrnehmung. Die ei-

in der Öffentlichkeit stärker wahrge-

queere oder transidente Lebensformen

nen haben permanent Sex, die anderen

nommen und zum Thema gemacht:

würden wohl individueller ausfallen.

Homosexuell wird oft als Synonym für

Quellen: http://www.muenchen.de/media/lhm/_de/rubriken/Rathaus/dir/gleichgeschlechtl/wissenswertes/broschuere_pdf.pdf http://www.lifeline.de/

Sexualität.

Michael Schmid

unserer


e r h a J 15 leise!

n e h c s s i b n i e k d un Damit wir ein sichtbarer, akzeptierter und respektierter Teil unserer Gesellschaften sind. Dafür kämpfe ich mit den Grünen Andersrum, mit den Grünen in Österreich und im Europaparlament – gemeinsam mit Dir!

Ulrike Lunacek

Mitglied des Europaparlaments Außenpolitiksprecherin der Grünen/EFA Fraktion Vorsitzende der LGBT-Intergroup des EP

ulrikelunacek.eu www.eurogreens.at www.greens-efa.eu dielunacek.at www.gruene.at


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