A W Twilight Views
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A W Twilight Views
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TWILIGHT
Dämmrung will die Flügel spreiten, Schaurig rühren sich die Bäume, Wolken ziehn wie schwere Träume Was will dieses Grau‘n bedeuten?
Dusk prepares to spread its wings, the trees rustle ominously, clouds approach like heavy dreams what does this horror mean?
Hast ein Reh du lieb vor andern, Laß es nicht alleine grasen, Jäger ziehn im Wald und blasen, Stimmen hin und wieder wandern.
If you have a favorite roe, don‘t let it graze alone; hunters roam the forest, sounding their horns, their voices straying time and again.
Hast du einen Freund hienieden, Trau ihm nicht zu dieser Stunde, Freundlich wohl mit Aug‘ und Munde, Sinnt er Krieg im tück‘schen Frieden.
If you have a friend on earth, do not trust him in this hour; friendly might he seem in eye and mouth, yet he plans for war in deceitful peace.
Was heut müde gehet unter, Hebt sich morgen neu geboren. Manches bleibt in Nacht verloren Hüte dich, bleib wach und munter!
What today goes wearily down, will lift itself tomorrow newly born. Much goes astray at night beware - be alert and wide awake!
Josef Karl Benedikt von Eichendorff
(translation: Emily Ezust)
aus Wanderlieder
Nr.
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A W Twilight Views
Herausgegeben von Andy Lim . E M F B D P - K P L A E
A D II P K
Index Page 5
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Arne Rautenberg - Im Abenteuer unsicherer Lichtverhältnisse Zu den Twilight-Fotoarbeiten von André Wagner
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Arne Rautenberg - The Adventure of Uncertain Lighting Conditions On the Twilight-Photography by André Wagner
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The Plates - All Photographs are issued in an edition of 5 + 1 AP
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Biography
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Special Editions
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Special Editions
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Acknowledgments + Colophone
Arne Rautenberg Im Abenteuer unsicherer Lichtverhältnisse Zu den Twilight-Fotoarbeiten von André Wagner
Das englische Wort Twilight übersetzt man im Deutschen bedeutungsgleich und bildungsverwandt mit dem Wort Zwielicht. Dem erst im späten 18. Jahrhundert in den deutschen Wortschatz gewanderten Begriff liegt sowohl das doppelnde, wie auch das halbierende zugrunde: das Doppelte insofern, dass es neben dem einen, bekannten Licht nun ein weiteres, anderes gibt, das bezeichnet zu werden lohnt; das Halbierte, weil dieses neu empfundene Licht bloß ein schwaches, geteiltes Licht ist. Nicht zuletzt der Dichter und Übersetzer Johann Heinrich Voss brachte das Wort Zwielicht in die hochdeutsche Literatursprache ein, wo es sich rasch verbreitete, begünstigt durch die Naturgefühle im Zeichen der Empfindsamkeit. Stimmungswerte in den Naturvorgängen ließen sich so besser bezeichnen. Das Zwei-Licht lässt einen zwei-feln: der Erhellungsprozess, der normalerweise mit der Ausleuchtung aller Dinge und Gestalten einher geht, erscheint nun im Zwielicht auf den ersten Blick eingeschränkt: zwar sieht man etwas, doch man sieht auch etwas nicht – auf den zweiten Blick ist der besagte Erhellungsprozess jedoch keinesfalls eingeschränkt, er findet nur auf einer anderen Ebene statt, der metaphysischen eben. Es ist also nur ein kleiner Schritt zur bildlichen Dimension des Wortes Zwielicht: Dem „schillernden Wechselspiel der Farben zwischen hell und dunkel (Goethe), steht eine im seelischen Erleben empfundene Unbestimmtheit, Unklarheit, zwischen „heller Freude und dunkler Trauer“ (Jean Paul) gegenüber. Die Verschmelzung von Licht und Dunkelheit schafft Uneindeutigkeiten, die irgendwo zwischen Aufbruch und Abschied einen poetischen Raum eröffnen. Genau aus diesem Nebel von Erkennen, Erinnerungen und Wunschvorstellungen erwächst die Chance auf einen schöpferischen Neubeginn. Nicht anders ist es bei den Fotografien von André Wagner. Er hat sich dem Abenteuer der unsicheren Lichtverhältnisse verschrieben. Irgendetwas stimmt in seinen Fotos mit dem Licht nicht. Mal sind es die von ihm vorgenommenen Lichtmanipulationen, die einen zweifeln lassen, die den Tag zur Nacht machen, das Kunstlicht zur Sonne und die Sonne zum Mond; wenn etwa ein Baum im Sonnenlicht zusätzlich so stark mit künstlichem Licht belegt wird, dass er auf seinem fotografischen Abbild grell ausgeleuchtet erscheint und alles andere um ihn herum düster in den Bildhintergrund treten lässt. Und aus Tag werde Nacht. Der Schlagabtausch zwischen natürlichem Licht und Kunstlicht in den Fotografien von André Wagner passt zum dualistischen „Sowohl-als-auch“ des Zwielichts, dieses romantischen Mega-Bildes, in dem sich Sehnsüchte und Abgründe treffen. Der Romantiker empfand sich als eine gebrochene
und zerrissene Persönlichkeit; die Erhöhung der Natur mit Mitteln der Künstlichkeit ist auch so ein zerrissenes Statement. Zwar sind die Fotoarbeiten André Wagners einerseits lichttechnisch bei der Aufnahme manipuliert, doch andererseits wieder komplett analog produziert. Zwar feiern sie die Natur in einem Akt der Erhöhung, doch problematisieren sie gleichzeitig als ein von Menschen entstelltes, gefährdetes Terrain. Obwohl ästhetisch ansprechend, ja harmonisch inszeniert; wäre man in eines dieser Bilder geworfen – man würde sich verloren fühlen. Oder, genauso sinnbildlich in seiner Serie Standby: Wenn in geschlossenen Räumen bloß mehr das Licht der Monitore Erhellung bringt, wenn dieses Licht in künstlich geschaffenen Räumen mit einer Selbstverständlichkeit scheint, als wäre es das Tageslicht, das wahre, natürliche Licht, ein Ausweg aus der Höhle - - dann darf man sich fragen: ist das Internet das tatsächlich? Oder verbannt es uns Menschen nicht letztlich in unsere Behausungen, unsere modernen Höhlen? Es gibt in der Umgangssprache eine zunehmende weitere Bedeutung des Begriffs Zwielicht im Sinne von einem Doppellicht, also einem zweifachen, gemischten Licht, nämlich wenn sich das Tageslicht mit einer künstlichen Lichtquelle vermengt. Normalerweise ist diese Lichtvermengung für die Augen ein angreifender und schädlicher Akt. Auf einer Fotografie hingegen ist alle Augenpein aufgehoben. Hier kann man diesen Zustand einmal ganz genau studieren: Das Licht, das Medium, in dem und durch das alle Phänomene erscheinen, hat sich ent-zweit; in ihm kann sich nichts mehr erklären, als das, was es tatsächlich ist. Noch sind die Dinge nicht in das allumfassende Dunkel der Nacht eingetreten, aber sie stehen auch nicht mehr, ihre Kontur zusammenhaltend, im Tage. Sie sind ihre eigenen Doppelgänger – sie sind sie selbst und immer auch etwas anderes: der poetische Sehnsuchtsraum ist geöffnet.
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Arne Rautenberg The Adventure of Uncertain Lighting Conditions On the Twilight-Photography by André Wagner
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The English word twilight is translated into German with the tantamount word Zwielicht. The term appeared not until the late 18th century in German vocabulary and contains both the duplicating and dividing: the duplicating, because next to the one, known light there is now another, different light which is worth being indicated, the dividing because this new light is only a weak, split light. Not least the German poet and translator Johann Heinrich Voss brought the word Zwielicht into the High German literary language, where it quickly spread, benefited by the feelings for nature under the banner of sensitivity. Sentimental values in the processes of nature could now be better designated. The twilight makes doubtful: the illumination which usually comes along with the lighting of all things and forms, at first sight seems limited in the twilight: indeed, something is seen, but also some things remain unseen. At a second glance the illumination is not at all limited – it simply takes place on another, metaphysical level. Thus, it only takes a small step to the figurative level of the word twilight. The “dazzling interplay of the colors from light to dark” (Goethe) is confronted with an uncertainty and vagueness between “bright joy and dark sorrow” (Jean Paul) experienced by the soul. The mergence of light and darkness creates ambiguity which opens a poetic space somewhere between take-off and departure. From this haze of recognition, remembrances and dreams a chance for a creative new beginning grows. It is not much different with the photography by André Wagner. He has dedicated himself to the adventure of uncertain lighting conditions. Something is wrong with the light in his pictures. Sometimes it is his manipulation of the light, which makes the beholder doubtful, day turn into night, artificial light into the sun and the sun into the moon. This is so, for instance when a tree in the sunlight is illumined so strongly with artificial light, that it seems to glare on the picture and everything else in the surrounding steps into the dusky background, turning day into night. The clash between artificial and natural light in André Wagner’s pictures fits to the dualistic “both … and” of twilight, this romantic mega picture where aspirations and abysses meet. The romanticist conceived himself as a fractured, torn personality; the enhancement of nature with artificial light is also such a torn statement. Indeed, on the one hand André Wagner’s pictures are photometrically manipulated, but on the other hand they are produced completely analogically. Indeed, they celebrate nature in an act of enhancement, but at the same time they problematize it as a terrain distorted and endangered by man. Although esthetically attractive and harmoniously orchestrated – if thrown into one of these picture one would feel lost. Equally as allegorical in his series Standby: if only the light of monitors brings illumination into a room, if this light shines in man-made rooms with a matter of
course as if it were daylight, the true, natural light, an escape from the cave – then one may ask: what is the internet? Doesn’t it ban us humans into our dwellings, our modern caves? In colloquial language there is another meaning of the term Zwielicht in the sense of a double light, a second, mixed light, that is to say when natural light mixes with an artificial light. Usually this mixing of light is an aggressive and harmful act for the eyes. On a photograph however, all anguish for the eyes is suspended. Here, one can closely study this condition: light, the medium in and through which all phenomena appear has disunited itself; in it nothing can be explained any longer as something that it truly is. Still, the things have not stepped into the all-embracing darkness of night; but they also do not stand in the day with their outlines held together. They are their own double – they are themselves and also always something else: the poetic space of longing is opened. (translation by Meika Puta)
The Plates
TO PLAY WITH FIRE, 150 x 110 cm, 2006
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ON THE LEFT SIDE, 180 x 140 cm, 2008
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13
TWO CHARACTERISTICS, 138 x 108 cm, 2008
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15
BIRTH AND DEATH, 150 x 100 cm, 2008
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RELEASE OF ENERGY, 150 x 110 cm, 2010
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NARCOTIC TRAFFIC, 180 x 140 cm, 2010
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SOUND II, ,
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HAY ROLLS, 138 x 108 cm, 2010
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COMEBACK, 180 x 140 cm, 2010
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ELECTRIC WOOD, ,
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RING FENCE, 138 x 108 cm, 2010
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UNDERGROUND HOUSE, 180 x 140 cm, 2010
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GREEN CHAT, 90 x 70 cm, 2010
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FRAKTALE, 90 x 70 cm, 2010
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ENTRY 702, 138 x 108 cm, 2010
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UP TO DATE, 138 x 108 cm, 2010
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SECRET AGENT, 90 x 70 cm, 2010
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HOT WISH, 138 x 108 cm, 2010
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Biography André Wagner (*1980) was trained as a photographer. His pictures are inspired by social movements, architecture and nature, created through techniques of longterm exposure. Light, when combined with the rotation of the earth, produces a surrealistic effect of energy that, as André puts it, „leads man to delve into the mystic knowledge deep down in his soul.“ André Wagner has participated in numerous competitions and has won distinguished prizes, including the 13th International Hasselblad Austrian Super Circuit Award. His work has been published in several books, magazines and art catalogues. As Spanish author and poet, David Hernández de la Fuente, states, “The real journey is that of a man who is thirsty to travel towards his own center, who leaves an unforgettable impression on the retina of a new view of the world and its elements.“
Solo exhibitions 2011 Galerie Braubach Five, Frankfurt a. M./DE 2010 Television, whiteconcepts @ Gallery Horst Dietrich, Berlin/DE 2009 Gallery Photan, Leipzig/DE 2007 Slope Point, Gallery Lecoq, Berlin/DE 2005 Cosmic Snake, Galerie Peveling, Cologne/DE
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Group exhibitions 2011 Carrie Haddad Gallery, Hudson, NY-USA 2010 Photo Edition Berlin/DE Galeria Flohr, Santanyi/ES Oxygen, Gallery Lumas II, Berlin/DE Neoromantik (with Marian Kretschmer), Gallery Weise, Chemnitz/DE Art Fair NRW, Mercatorhalle, Duisburg/DE From Nature to Urban Furniture, FIT Gallery, Copenhagen/DK 2009 Tianjin Museum, Tianjin City/CN Berliner Liste Artfair, Berlin/DE 798 Art Bridge Gallery, Peking/CN 2008 The most beautiful images of the world, Linz/A Artville International Art Fair for Artists, Berlin/DE 2007 Gallery Agitatto, Paris/FR Gallery Agitatto, Geneva/CH Kaunas castle – A Town of Light, Kaunas/LIT 2006 Art Cologne, with Gallery Peveling, Cologne/DE Through the Eye of the Artist, Expressions Gallery, Berkeley/USA Kaunas Photo Days 2006, Kaunas/LIT Gallery Weise, Chemnitz/DE 2005 Donarte, Gallery Versatile, Madrid/ES Langzeitbelichtungen, Gallery Berlin am Meer, Berlin/DE Helden, Ikonen und Daemonen, Gallery pgal, Berlin/DE Private Choice ll, Gallery Grounded, Chemnitz/DE 2004 The 160 best photographies of the world, Linz/A National Festival, Lishui/CN On the road, TREFFPUNKT Gallery, Stuttgart/DE
Awards 2008 Trierenberg Austrian Super Circuit, gold medal 2007 Photography Kaunas, first prize 2005 Prof. Winkler Fellowship, Berlin/DE 2004 Hasselblad Austrian Super Circuit, gold medal
Collections Delvag / Deutsche Lufthansa AG, Cologne/DE Groenemeyer Institutes for Microtherapy, Bochum/DE Privat collections in Germany, Austria, Spain, Portugal, Australia, New Zealand, USA and China
The Twilight Editions
SEX AFFAIRS, 180 x 140 cm, 2010 XXL Darling Edition , 3+1 AP
SHORTLY BEFORE & SHORTLY AFTER each 50 x 40 cm, 2010 Darling Special Edition , 9+3 AP
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The Twilight Editions
FLYING OWL, 205 x 140 cm, 2005 Darling XXL Edition, 3 + 1 AP
SOUND I + II each 50 x 40 cm, 2003+2005 Darling Special Edition, 9 + 3 AP
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Acknowledgments Barbara Bahny Achim Beier Agnieszka Bulak Ananta Cuffee Regina Czarnikau Stefan Datt Gunther Dietrich Galerie Horst Dietrich Mathias Eimann Irena Ganwills Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer Frank + Petra Gyjho Ralf Heber Dr. Thomas Heiser Hotel InterContinental, Berlin / New York Andy Lim Nicole Löser Conrad Maess Maika Puta Shila Puta Markus Schuler Rasa and Sachi Arne Rautenberg Nina Rautenberg Shri Sarvabhavana Ken Schmidt Radha Shakti Uwe Tietz Berlind Wagner Renate Wagner Hannes Wanderer Galerie Weise
Colophone Konzept und Idee Gestaltung Fotografie Essay Lektorat Translation Translation Druck Papier Umschlag Auflage ISBN
XXL Darling Special Edition ISBN Darling Special Edition Sound I + II ISBN XXL Darling Special Edition Sex Affairs ISBN Darling Special Edition SHORTLY BEFORE / AFTER IT ISBN
Diese Publikation erscheint anlässlich des 4. Europäischen Monats der Fotografie Berlin 2010
Copyright Produktion
Andy Lim Andy Lim André Wagner Ananta Cuffee (S. 48) Andy Lim (S. 1) Arne Rautenberg, Kiel Nicole Löser, Berlin le tapir, Köln Maika Puta, Dresden (Essay Rautenberg) Emily Ezust, Montreal (Poem v. Eichendorff) Wanderer Druck ProfiSilk 200 gr Chromolux 700, 300 gr Sonderedition Europäischer Monat der Fotografie Berlin 2010 100 Exemplare signiert & nummeriert von André Wagner 978-3-939130-68-0 Darling Sondereditionen mit Sonderprägung mit einer Originalarbeit von André Wagner 3 + 1 AP Exemplare + Originalarbeit von André Wagner 978-3-941765-23-8 9 + 3 AP Exemplare + Originalarbeit von André Wagner 978-3-941765-32-0 3 + 1 AP Exemplare + Originalarbeit von André Wagner 978-3-941765-24-5 9 + 3 AP Exemplare + Originalarbeit von André Wagner 978-3-941765-33-7 © Darling Publications, André Wagner, A. Rautenberg & die Übersetzer. Darling Publications, Köln 2010 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek. Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek. The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the Internet at http://dnb.ddb.de.
Darling Publications Riehler Strasse 37 D-50668 Köln
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