2013-03, franziskus

Page 1

3 |2 01 3

1Z20717F

franziskus

Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland

Herzlichen Glückwunsch zur Priesterweihe, Br. Mateusz Kotyło! Weitere Themen: Unser Konvent in Dingolfing / Ein Porträt von Deutschlands jüngstem Franziskaner-Minorit / Nachrichten aus dem Orden / Ein Bericht über die neue Provinz in Mexiko / Fragen zum Ordensleben: Warum beten die Brüder den ganzen Tag? franziskus 3|2013

1


Niemals dürfen wir uns danach sehnen, über anderen zu stehen, sondern müssen vielmehr um Gottes willen die Knechte und Untergebenen jeder menschlichen Kreatur sein.

imp ress um

Franz von Assisi, 2. Brief an die Gläubigen (2GL,47)

franziskus

Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland Herausgeber: Franziskaner-Minoriten in Deutschland, Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, 97070 Würzburg Mit kirchlicher Druckerlaubnis. Erscheinungsweise: viermal jährlich Redaktion: Br. Josef Fischer, Br. Steffen Behr, Br. Andreas Murk, Br. Martin Koch, Br. Konrad Schlattmann Anschrift: Zeitschrift franziskus, Klosterdorf 1, 91443 Scheinfeld Bestellung: Sekretariat: Br. Andreas Murk, Elisabeth Bechmann Telefon: 09162 92889-0, Fax: 09162 448, E-Mail: zeitschrift@franziskaner-minoriten.de Bankverbindung: Zeitschrift franziskus, LIGA Würzburg, BLZ 75090300, Konto-Nr.: 10 30 16 404 IBAN: DE35750903000103016404, BIC: GENODEF1M05 Statt eines festen Abonnementpreises bitten wir alle Bezieher zur Deckung der Unkosten um eine Spende von mindestens € 10,00 pro Jahr 2 franziskus 3|2013


Liebe Leserin, lieber Leser, mit dem vorliegenden Heft halten Sie die dritte Ausgabe unserer Zeitschrift franziskus in Ihren Händen. Wir hoffen, dass Sie mittlerweile mit dem neuen Format und Layout ein wenig vertraut sind und dass wir Ihnen auch in dieser Ausgabe eine Auswahl von interessanten Themen und Artikeln bieten können. Br. Andreas Murk hat für unsere Leser den Konvent in Dingolfing besucht und berichtet in seinem Artikel über die Aufgaben der drei Brüder und die franziskanische Geschichte der Stadt. Br. Konrad Schlattmann hat sich für unsere Reihe „Gemeinschaft mit Gesicht“ den jüngsten aller FranziskanerMinoriten in Deutschland ausgewählt und ein Portrait über ihn geschrieben. Ein weiterer jüngerer Minorit ist Ihnen bereits auf dem Titelbild begegnet: Br. Mateusz Kotyło, der vor wenigen Wochen in Krakau zum Priester geweiht wurde und bereits seit mehreren Jahren in Deutschland lebt. In der Heftmitte finden Sie die vertraute Meditation aus der Feder von Br. Josef Fischer. Als Impulsgeber dient dieses Mal der heilige Josef von Copertino, dessen Gedenktag am 18. September fast genau in der Mitte des Zeitraums dieser Ausgabe des franziskus liegt. Auf den beiden Folgeseiten wird die Frage beantwortet, warum die Brüder eigentlich den ganzen Tag beten... Br. Thomas setzt seine Freskenreihe fort und interpretiert ein weiteres Fresko aus der Basilika San Franceso in Assisi. Gespannt wartet er im Sacro Convento auf den angekündigten Besuch unseres Papstes rund um den 04. Oktober 2013. Unser missionarischer Blick über den Tellerrand geht zum Heimatkontinent des Bischofs von Rom, genauer gesagt nach Mexiko. Die bisherige Kustodie unserer Gemeinschaft wurde während des Generalkapitels Anfang des Jahres zur Provinz erhoben. Unser Artikel beleuchtet die Geschichte der Minoriten in Mexiko und aktuelle Tätigkeiten unserer Brüder in dem südamerikanischen Land. Nachrichten, Termine und Gratulationen runden wie gewohnt unsere Zeitschrift ab. Bei der Lektüre des franziskus wünsche ich Ihnen viel Freude! Im Namen unserer Brüder darf ich Ihnen für alle Zeichen der Verbundenheit danken und Ihnen unser Gebet versprechen. Mit Franz von Assisi wünschen wir Ihnen: Frieden und alles Gute!

Br. Steffen Behr Redaktionsmitglied

franziskus 3|2013

3


kon ven t Br. Mariusz, Br. Marian und Br. Roman: zu dritt leben die Brüder aus der Warschauer Ordensprovinz im niederbayerischen Dingolfing in den Fußspuren des heiligen Franz von Assisi.

Franziskaner-Minoriten in Dingolfing Als Franziskaner-Minorit hat man in Dingolfing zwei feste Anlaufstationen: den Konvent unserer Brüder und gleich nebenan das Klarissenkloster. Br. Andreas hat den Schwestern und den Brüdern in Niederbayern einen Besuch abgestattet und berichtet auf den folgenden Seiten.

4

franziskus 3|2013


Ein schmuckloser Bau dient den Brüdern als Kloster: Rückzugsort von den Aufgaben in der Pastoral.

B

evor es die Franziskaner-Minoriten in Dingolfing gab, waren zuerst die Schwestern: 1975 sind sie nach Dingolfing umgezogen, da sie aufgrund eines Straßenbauprojekts nicht länger in ihrem Regensburger Konvent bleiben konnten. Durch ihren ehemaligen Klostergarten in der Domstadt führt heute eine Straße. Vor die Wahl gestellt, entschied sich die Mehrheit der Regensburger Klarissen für einen Neubau in Maria Vesperbild in der Diözese Augsburg. Die anderen zwölf Schwestern fanden in der knapp 20.000 Einwohner zählenden Stadt Dingolfing auf dem Gelände eines ehemaligen Franziskanerklosters eine neue Bleibe. Hier konnten sie ein neues Anbetungskloster errichten. Zum heutigen Klarissenkonvent St. Klara, bekannt nicht zuletzt durch einen dort produzierten „Klarissengeist“, gehören zehn Schwestern: zwei ältere deutsche Schwestern, fünf polnische Schwestern, die 1998 aus ihrem polnischen Heimatkloster in Miedniewice zur Unterstützung des Konventes nach Deutschland gekommen sind, und mittlerweile auch wieder zwei jüngere deutsche Schwestern und eine Postulantin. Eine der jüngeren Schwestern, Sr. Maximiliana, stellt eine interessante Verbindung zu uns Franziskaner-Minoriten her: sie stammt nämlich aus der Pfarrei Halfing, die von uns betreut wird (Konvent Höslwang).

Die Minoriten kommen nach Dingolfing Die Schwestern waren wohl auch mit der Hauptgrund dafür, dass die Franziskaner-Minoriten nach Dingolfing gekommen sind. Im Jahr 2002 hat sich die Warschauer Ordensprovinz entschieden, hier eine offizielle Niederlassung zu gründen, nachdem schon seit einigen Jahren ein Bruder aus der Gemeinschaft als Hausgeistlicher bei

Die Franziskanerkirche ist franziskanisch ausgestattet: Antonius von Padua sieht in einer Vision des Jesuskind.

den Klarissen gewirkt hatte. Heute sind es drei Brüder, die zum Konvent in Dingolfing gehören: Br. Marian Łukomski, Br. Roman Piaskowski und Br. Mariusz Bykowski. Sie übernehmen die seelsorgliche Betreuung der Schwestern, Aushilfen im Dekanat, die Gottesdienste in der Klosterkirche, die Seelsorge im benachbarten Krankenhaus und seit September 2009 auch die Verantwortung für den Pfarrverband Loiching mit ungefähr 3.000 Katholiken.

Vielfältige Aufgaben für die Brüder Als Guardian obliegt Br. Marian seit September 2012 die Verantwortung für die Konventsgemeinschaft. Seit dem letzten Kapitel seiner polnischen Heimatprovinz Warschau ist er darüber hinaus Pfarradministrator im benachbarten Loiching. Dingolfing selbst ist ihm schon bestens bekannt, da er schon mehrere Jahre zum Konvent gehört. Er war bereits als Kaplan in der Stadtpfarrei St. Johannes sowie als Krankenhausseelsorger tätig. Seine neue Pfarrei war eine „Testpfarrei“ für das neue Gotteslob. Über mehrere Monate hinweg wurden neue Lieder probeweise gesungen und die Gottesdienstbesucher konnten die Lieder je nach Geschmack bewerten. Die bisherige Stelle von Br. Marian als Krankenhausseelsorger hat vor einigen Monaten Br. Mariusz übernommen. Das Kreiskrankenhaus Dingolfing-Landau liegt gleich gegenüber dem Konvent und Br. Mariusz genießt die räumliche Nähe zu seiner Hauptaufgabe. Das ermöglicht ihm, auch kurzfristig hinüber zu gehen, wenn er zur Krankensalbung oder zur Beichte gerufen wird. Er erzählt, dass er als Seelsorger doch immer wieder um Hilfe gebeten wird. Deutschland ist ihm übrigens bestens vertraut: im Jahr 2003 franziskus 3|2013

5


Zwei der pastoralen Hauptaufgaben der Brüder in Dingolfing: die Verantwortung für die Pfarrseelsorge im benachbarten Loiching sowie die seelsorgliche Begleitung der Klarissen auf dem angrenzenden Grundstück.

hat ihn sein Provinzialminister nach Würzburg zum Studium geschickt. Nach der Priesterweihe war er einige Jahre im Konvent Höslwang und nun, seit dem letzten Provinzkapitel, in Dingolfing. Auf die Frage, wie er mit dem niederbayerischen Dialekt zurechtkommt, antwortet der 34-Jährige verschmitzt: kein Problem, von Höslwang sei er das Oberbayerische gewohnt und das sei ziemlich ähnlich. Neben seiner Tätigkeit im Krankenhaus hat Br. Mariusz auch noch eine Kaplansstelle in Loiching übernommen. Br. Roman, der dritte Bruder im Konvent, steht für Aushilfen im Dekanat zur Verfügung und ist Hausgeistlicher für die benachbarten Klarissen. Und da die Brüder weder eine Haushälterin noch eine Köchin haben, ist er obendrein noch Koch und sorgt dafür, dass die Brüder jeden Tag eine warme Mahlzeit haben.

Lange franziskanische Tradition Während die Geschichte der FranziskanerMinoriten in Dingolfing noch sehr jung ist, ist die franziskanische Tradition der Stadt weitaus älter. Ein erstes franziskanisches Kloster wurde 1642 unter dem Titel St. Oswald gegründet. Wenig später wurde eine eigene Kirche gebaut und die Brüder fassten mit ihrem Seelsorgsangebot Fuß in der Stadt. Ein jähes Ende brachte, wie so oft, die Säkularisation: 1802 wurde der Konvent aufgehoben, zwei Jahre später die Klosterkirche abgebrochen. Die Klostergebäude selbst blieben noch einige Jahrzehnte erhalten und wurden für Privatwohnungen und als Gastwirtschaft benutzt. Heute ist nur noch die Gruft vorhanden, die im Rahmen von Stadtführungen besichtigt werden kann. Die heutige Franziskanerkirche „Zur unbefleckten Empfängnis“ entstand als 6

franziskus 3|2013

Neubau Mitte des 19. Jahrhunderts neben einer barocken Andachtskirche, die die Geißelung Christi zum Thema hat. Einige Jahre zuvor war das neue Franziskanerkloster fertig gestellt worden. Aus Personalgründen musste die Bayerische Provinz der braun gekleideten Franziskaner (OFM) das Kloster aber bereits im Jahr 1972 wieder schließen. Wie eingangs schon erwähnt, konnten drei Jahre später die Klarissen am selben Ort ihre neue Heimat beziehen.

Ehemaliger Konvent in der Nachbarschaft Unweit Dingolfing, im nur 13 Kilometer südöstlich gelegenen Reisbach, befand sich bis zu seiner Auflösung in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hinein ein weiteres Minoritenkloster. Der dortige Konvent war 1901 gegründet worden, und gliederte sich, wie die „Geschichte der deutschen Minoritenprovinz“ berichtet, „bewusst als kleiner, bescheidener Konvent in die Provinz“ ein. Die Brüder übernahmen die Seelsorge an der St.-Salvator-Kirche und standen für Beichtseelsorge und Aushilfen zur Verfügung. Im 7.600-Einwohner-Dorf erinnert sich bis heute noch so mancher an die Minoriten. Das Kloster ist von außen gut erhalten und die Kirche lädt bis heute Gläubige zum Gebet ein. Br. Andreas Murk

Kontakt: Kloster der Franziskaner-Minoriten

Teisbacherstraße 6, 84130 Dingolfing Telefon: 08731 312330 www.franziskaner-minoriten.de


gemeinschaft mit gesicht Br. Kamil Czupski

Deutschlands jüngster Minorit

M

it seinen 24 Jahren ist er der jüngste aller FranziskanerMinoriten in Deutschland. Aufgewachsen ist Br. Kamil Czupski in der südpolnischen Stadt Sanok. In der von Minoritenbrüdern betreuten Pfarrei wurde er getauft und hier diente er während seiner Jugend als Ministrant. So stand für ihn nach dem Abitur der Entschluss schnell fest, ebenfalls den Weg als Ordensmann zu versuchen und ins Postulat einzutreten. Nun, nach zwei Jahren Philosophiestudium an der ordenseigenen Fakultät in Krakau, bot sich für Br. Kamil die Gelegenheit, in Deutschland sein Studium fortzusetzen: „Das ist für mich eine große Chance, für die ich sehr dankbar bin“, kommentiert er. Und diese Chance nutzt der Junior eifrig: zunächst in einer privaten Sprachschule, dann an der Universität Würzburg erlernt und perfektioniert er die deutsche Sprache, um für das Theologiestudium ab dem kommenden Oktober gerüstet zu sein. „Am Sprachenzentrum an der Uni lernt man Studenten aus der ganzen Welt kennen und damit auch ihre Kulturen.“ Kein Wunder, dass

der kontaktfreudige Br. Kamil auch schon viel von seinem Leben im Kloster erzählen musste. Zwei Chinesinnen kamen aus Neugier und Interesse sogar schon zum Sonntagsgottesdienst und ließen sich von ihm Kirche und Konvent zeigen. Die Stadt Würzburg erkundet Br. Kamil auf kulturelle und sportliche Weise: durch Konzertbesuche oder durchs Joggen am Main. Die ortsansässige polnische Gemeinde ist auch schon auf ihn aufmerksam geworden und hat ihn kurzerhand im vergangenen Dezember als Nikolaus für die polnischen Kinder engagiert. „In Polen musste ich mal eine lebende Krippe organisieren inklusive Krippenspiel. Sogar ein echtes Kamel konnte ich mieten. So etwas macht mir Freude.“ Jetzt freut sich der junge Minorit aber erst einmal auf das beginnende Theologiestudium an der Uni Würzburg, von dessen Qualität er überzeugt ist, denn „immerhin kann sie auf eine lange und beeindruckende Tradition von über 600 Jahren zurückschauen“. Br. Konrad Schlattmann franziskus 3|2013

7


au s dem or den

Br. Martin Koch (li.) und Br. Konrad Schlattmann waren bei der Gründung des Franziskanischen Gebetsbunds aktiv beteiligt.

Franziskanischer Gebetsbund „Mit den Menschen verbunden und getragen im Gebet“ zu sein, das erhofften sich die Würzburger Junioren, also die jungen Brüder in Studium oder Ausbildung, von den Mitgliedern des Franziskanischen Gebetsbundes, als sie vor rund 1 ½ Jahren diese Gebetsinitiative ins Leben riefen. Schon über 300 neue Mitglieder konnten seitdem aufgenommen werden. „Überall, wo wir als Ordensmänner eingesetzt sind, sei es in Bildungshäusern, der Wallfahrtsseelsorge, in Krankenhaus oder Altenheim, möchten wir offene Ohren haben für die Sorgen und Nöte der Menschen in dieser Welt“, erklärt Junioratsleiter Br. Josef Bodensteiner. Aus dieser Idee sei in vielen Konferenzen, Sitzungen, Be-

ratungen und Gebeten der Gebetsbund entstanden: Menschen können auf Antrag in den Gebetsbund eintreten und haben die Möglichkeit, ihre persönlichen Anliegen den jungen Brüdern per Post oder E-Mail zukommen lassen. Das, was die Menschen freut oder traurig macht, Ängste, Sorgen und Dank tragen die Ordensleute in der täglichen Heiligen Messe und im Stundengebet vor Gott. „Wir versuchen, auf die persönlichen Anliegen, die uns erreichen, zu reagieren und auf diese Weise in Kontakt mit den Menschen von heute zu treten. Bei allen Fürbitten beten wir dann ganz speziell für die Mitglieder des Gebetsbundes“, so Br. Konrad Schlattmann. Da der Franziskanische Gebetsbund sich rein durch

Priesterweihe von Br. Mateusz Kotyło Gemeinsam mit zwei weiteren Brüdern wurde Br. Mateusz Kotyło am Samstag, 01. Juni 2013, in seiner Heimatprovinz in Krakau zum Priester geweiht. Die vergangenen Jahre hatte der 30-Jährige in Würzburg Theologie studiert und war seit dem Ende des Diplom-Studiengangs als Diakon zum Praktikum in unserem Konvent Schwarzenberg. Die Weihe spendete Bischof Jerzy Maculewicz. Der Bischof von Taschkent (Usbekistan) ist selbst Minorit und forderte in seiner Ansprache die Neupriester auf: „Bringt das Evangelium nicht in erster Linie durch viele Worte zu den Menschen, sondern seid Hörende! Seid vor allem 8

franziskus 3|2013


Spenden trägt, sind sowohl die Mitgliedschaft als auch die Aufnahmebestätigung kostenfrei. „Die Mitgliedschaft endet nicht mit dem Tod, denn auch die Verstorbenen gehören – wie wir in der Welt Lebende – zur communio sanctorum, zur Gemeinschaft der Heiligen“, ergänzt Br. Josef. „Die uns Vorausgegangen können bei Gott auch für uns eintreten, so dass wir uns ebenfalls mit Kraft beschenken lassen dürfen.“ Wichtig ist den Junioren, dass der Gebetsbund darüber hinaus ein Zeichen der Ökumene setzt. „Unser Gebetsbund ist ein ökumenischer, denn das Gebet verbindet die Menschen über die eigene Konfession hinaus.“ Die Junioren sind sich einig: „Wir sind sehr glücklich, dass diese neue Form, mit den Menschen im Gebet verbunden zu sein, so gut angenommen wird und wir freuen uns auf viele weitere Neuzugänge.“ Br. Martin Koch Kontakt: Kloster der Franziskaner-Minoriten Franziskanischer Gebetsbund, 97070 Würzburg www.franziskanischer-gebetsbund.de gebetsbund@franziskaner-minoriten.de

Einmal im Jahr laden wir Franziskaner-Minoriten junge Menschen ab 14 Jahren zur „Franziskanischen Jugendwallfahrt“ in eines unserer Klöster ein. Dieses Jahr findet das Treffen in unserem Konvent Walldürn statt und zwar vom 11.-13. Oktober 2013. Geplant sind Workshops rund um einen franziskanischen Heiligen, ein Besuch im Hochseilgarten, ein bunter Abend, ein festlicher Abschlussgottesdienst und vieles mehr. Das Vorbereitungsteam aus Walldürn freut sich auf bekannte Gesichter und auf neue Teilnehmer/innen aus ganz Deutschland. Weitere Informationen und Anmeldung: Br. Grzegorz Chmielewski sekretariat@st-georg-wallduern.de

auch Hörende für die Menschen, die der Kirche heute fern stehen!“ Der Krakauer Provinzialminister Br. Jarosław Zachariasz sprach den Neupriestern seinen Glückwunsch aus und wünschte ihnen für ihren künftigen pastoralen Dienst Gottes Segen. Diesen Wünschen schlossen sich viele mitfeiernde

Brüder an, die nach dem Weihegottesdienst zum festlichen Mittagsmahl eingeladen waren. Eine Woche nach der Priesterweihe feierte Br. Mateusz in seinem Heimatdorf Nieledew seine Primiz, bevor er sich wieder auf den Weg nach Deutschland machte, wo für ihn nun ein dreimonatiges Praktikum zur Erlangung der 1. Dienstprüfung beginnt. Dieses Praktikum wird ihn unter anderem in die Krankenhausseelsorge am Universitätsklinikum Würzburg und an ein Pilgerprojekt der Franziskaner-Minoriten am Jakobsweg im spanischen Ponferrada führen. Sein erster Konvent als Priester wird das Kloster Schwarzenberg sein, wo er in den nächsten Jahren in der Pfarrseelsorge und im Bildungshaus mitarbeiten wird. Br. Andreas Murk

Franziskanische Jugendwallfahrt 2013

franziskus 3|2013

9


meditation

Herr, zu wem sollen wir gehen? Acht Zeilen für ein bewegtes Leben – das Standardwerk „Lexikon für Theologie und Kirche“ räumt dem italienischen Heiligen, Josef Desa von Copertino, gerade einmal dieses kurze literarische Blitzlicht ein. Kein Wunder bei solch einem erzwungenen Pilgerleben zwischen Verzückungen und kirchlichen Eingrenzungen, zwischen volkstümlicher Verehrung und dunklen Nächten der Isolation! Am 18. September feiern wir Franziskaner-Minoriten alljährlich sein Fest. Unser leider jung verstorbener Mitbruder Andreas-Pazifikus Alkofer sammelte die außergewöhnlichen 50 Lebensjahre des hl. Konventualen im Telegrammstil: „Mystiker u. Ekstatiker. Geboren am 17.06.1603 Lecce, gestorben am 18.09.1663 Osimo, 1620 Laienbruder Kapuziner. Wegen mangelnder Begabung nur mit Hindernissen zu Orden und Studium zugelassen. 1628 Priester. Aufsehenerregende Ekstasen veranlassen Inquistion u. Orden, ihn in abgelegene Klöster zu schicken.“ Ein Schlüssel zum tieferen Verständnis dieses seltsamen Mannes Gottes kann folgende These sein: „Heilige sind eine Antwort von oben auf die Frage von unten.“ Wenn dieser Satz stimmt, dürfen wir zu entziffern versuchen, worin die Botschaft des Himmels besteht im Blick auf die Bedrängnisse der Menschen damals und heute. Es geht um geistliche Lesekunst – in der Sprache des II. Vaticanum: die Zeichen der jeweiligen Zeit im Licht des Evangeliums lesen und deuten! Frage 1: Ist die Vernunft zur Bewältigung von Leben alles? Am 16. Juli 1767 spricht Papst Clemens XII. Bruder Josef von Copertino heilig. Das geistige Klima ist geprägt von der Aufklärung, die sich den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Bald wird die franzö10

franziskus 3|2013

sische Revolution die Vernunft auf den göttlichen Thron setzen und alle anderen Autoritäten stürzen. Bei aller Bedeutung der „ratio“ für einen reifen christlichen Glauben wider blinde Fundamentalismen wollte das Lehramt damals wohl im Hl. Josef Desa auch eine Kontrastfigur vor Augen stellen. Der Jubelruf Jesu in Mt 11,25 zieht gerade die Unmündigen den Weisen und Klugen vor; auf sie hat der himmlische Vater ein besonderes Augenmerk. Josef hatte zusätzlich zum schweren Gepäck der ersten Lebensjahre und einem langjährigen Krebsgeschwulst das Manko, seine Ausbildungen nur mit Ach und Krach zu schaffen. Als „boccaperta“(der mit dem aufgesperrten Mund) wurde er modern gesprochen gemobbt. Wäre er nicht damit auch neben seinem traditionellen Patronat für die studierende Jugend ein Fürsprecher für Kinder und Jugendliche, die sich schutzlos in Begegnungen und in sozialen Netzwerken fühlen? Der junge Josef entdeckte die Gottesmutter und den Vater im Himmel als Zuflucht gegen Erniedrigung und Gehässigkeit. Der Heilige wurde wegen seiner Unfähigkeit erst im dritten Anlauf von einer franziskanischen Gemeinschaft aufgenommen. Beim Franziskusfest zwei Jahre nach seiner Priesterweihe kam es zum ersten Abheben bei der Hl. Messe. Die Berichte von Ekstasen lassen uns mitleidig Lächeln.


Dennoch: gibt es nicht bis heute Zeugnisse von Menschen, die bei Gottesdiensten in merkwürdigen Formen leibhaftig hin und weg sind, weniger spektakulär natürlich. Es stellt sich die Frage nach der notwendigen Ergänzung einer „aufgeklärten“ Frömmigkeit und „pädagogischen Liturgie“ durch tiefes Ergriffensein an Geist, Seele und Leib? Vernunft und ganzheitlicher Glaube gehören wie die beiden Lungenflügel zur christlichen Existenz.

Der heilige Josef von Copertino „fliegt“: Gemälde in der Minoritenkirche Maihingen.

„Heilige sind eine Antwort von oben auf die Frage von unten.“

Frage 2: Welches Gewicht hat die Bühne der Öffentlichkeit für den Glauben eines Menschen? Josef von Copertino lehrt uns, sich im Zurückgedrängtwerden ins gesellschaftliche und kirchliche Abseits nicht die Hoffnung rauben zu lassen. 14 Jahre Assisi, 4 Jahre Pietrarubbia, 6 Jahre Osimo - also 24 Jahre Haft und Verkennung von seiten der Verantwortlichen in Kirche und Orden (ohne einer Pseudomärtyrerrolle zu verfallen) zeigen eine unbeirrbare Liebe zur Glaubensgemeinschaft, zur ecclesia semper reformanda. In einer Gesellschaft des Sehen und Gesehenwerdens braucht es innere Stärke auf den zu vertrauen, der auch das Verborgene sieht. Dort wird eine neue Aufmerksamkeit eingeübt, die die jüdische Denkerin und Grenzgängerin Simone Weil einmal so fasste: „Ständig zu der Annahme bereit sein, dass ein anderer etwas anderes ist als das, was man in ihm liest, wenn er zugegen ist (oder wenn man an ihn denkt). Oder vielmehr: in ihm auch (und ständig) lesen, dass er gewiss etwas anderes, vielleicht etwas völlig anderes ist als das, was man in ihm liest. (…) Jedes Wesen ist ein stummer Schrei danach, anders gelesen zu werden.“ Br. Josef Fischer franziskus 3|2013

11


fragen zum ordensleben Br. Steffen Behr gibt Antwort

Warum beten die Br端der den ganzen Tag 12

franziskus 3|2013


B

etet ohne Unterlass“ (1 Thess 5,17) – so lautet der Auftrag des Apostels Paulus an die Gemeinde von Thessalonich. Er war sich gewiss darüber im Klaren, dass es auf Dauer äußerst schwierig sein würde, 24 Stunden Tag ein Tag aus im Gebet zu verharren. Dennoch war und ist der Kirche das von Paulus geforderte „unablässige Gebet“ ein großes Anliegen. Eine Freundschaft braucht Ausdrucksformen, sie muss ausdrücklich werden, damit sie hält. Freunde telefonieren oft miteinander, unternehmen etwas gemeinsam oder umarmen sich bei der Begrüßung. Ebenso braucht auch die Haltung des „unablässigen Gebetes“ eine Ausdrucksform. Mit der Tagzeitenliturgie bzw. dem Stundengebet greifen wir Brüder des heiligen Franziskus die Aufforderung des Paulus auf und versuchen, sie zu erfüllen. Die meisten Menschen haben heutzutage eine Tagesstruktur, die durch feste Arbeitszeiten oder Mahlzeiten geregelt wird. Im alten Mönchtum hatte man ebenfalls das Anliegen, den Tag zu strukturieren. Der Psalm 119 gibt eine Anregung, wenn es dort heißt: „Siebenmal singe ich dein Lob“. Man wählte somit sieben Gebetszeiten, die den Tag gliedern sollen. Wir Franziskaner-Minoriten beten – wie viele andere Ordensgemeinschaften auch – fünf dieser sieben Gebetszeiten gemeinsam. Bei Anbruch des Tages beten wir die Laudes, das Morgengebet der Kirche. Zur Mittagszeit wird eine der drei so genannten kleinen Horen gebetet. Aufgrund einer alten Zeiteinteilung hat diese Gebetszeit ihren Namen von der sechsten Stunde und heißt Sext. Die beiden anderen kleinen Horen (Terz und Non) müssen nicht von allen Orden gebetet

werden. Die Vesper ist das zentrale Abendgebet. Ein wesentlicher Aspekt dieser Gebetszeit ist der Dank an Gott für alles, was der Tag gebracht hat. Die Komplet, das Nachtgebet, ist die letzte Gebetszeit, die mit der Vollendung des Tages gebetet wird. Wir bitten um Verzeihung für alle Fehler und Versäumnisse des vergangenen Tages und vertrauen uns dem Schutz und der Geborgenheit Gottes an. Die Lesehore als fünfte Gebetszeit hat sich aus der so genannten Matutin entwickelt, die früher mitten in der Nacht gebetet wurde. Diese Gebetszeit kann heute zu jeder Tageszeit stattfinden. Inhalte der verschiedenen Gebetszeiten sind u. a. Hymnen (Lieder), Gebetstexte aus dem Alten und Neuen Testament (Psalmen und Cantica), Lesungen und Fürbitten. Wir Brüder wollen uns Zeit nehmen, die Anliegen und den Dank der Menschen im Gebet vor Gott zu bringen, und das „Gespräch“ mit Gott aufrecht zu halten. Das Stundengebet wird normalerweise gemeinsam gebetet. Diese Gebetsform verbindet aber nicht nur die betende Gemeinschaft miteinander, sondern die Kirche auf der ganzen Welt. Zu jeder Zeit werden diese Gebete überall auf der Welt „unablässig“ gebetet. Das Stundengebet verbindet allerdings nicht nur, sondern es unterbricht auch. Der katholische Theologe Johann Baptist Metz bezeichnete die „Unterbrechung“ als die kürzeste Form des Gebetes. Das Stundengebet ist eine solche Unterbrechung, da es unsere Tätigkeiten des Alltags im wahrsten Sinn des Wortes „unterbricht“. Es beten jedoch nicht nur Ordensleute das Stundengebet. Alle Christen sind eingeladen, durch das Stundengebet auch ihren oft so stressigen Alltag „zu unterbrechen“. franziskus 3|2013 |2013

13


fr es ko

Die Botschaft der Bilder Einblicke in die Basilika San Francesco

14

franziskus 3|2013


In dieser Reihe erschließt Br. Thomas Freidel die Fresken aus der Basilika San Franceso in Assisi. Er versucht die Botschaft der Bilder lebendig werden zu lassen. Dabei schreibt er für unsere Leserinnen und Leser gewissermaßen mit Informationen aus erster Hand: als Seelsorger für deutschsprachige Pilger und Touristen ist Br. Thomas seit einigen Jahren in Assisi und steht Gästen gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Foto: Br. Gerhard Ruf, www.assisi.de

D

ie heutige Bildbetrachtung aus der Basilika stellt uns das Bild der Kreuzigung vor Augen. Br. Gerhard Ruf, der über 40 Jahre als Pilgerseelsorger in Assisi wirkte, betitelte das Bild gerne „Die letzten Worte Jesu am Kreuz“. Das mag etwas eigenwillig klingen, doch ist es wohlbegründet, denn wie alle Darstellungen in der christlichen Kunst des Mittelalters ist das Bild sichtbar gemachter Text. Der Text als Grundlage muss bekannt sein, wenn das Bild richtig verstanden werden will. In der Heiligen Schrift werden sieben Worte Jesu am Kreuz angeführt, nur der Evangelist Johannes berichtet aber von dem Dialog Jesu mit seiner Mutter: „Frau, siehe dein Sohn; Sohn, siehe deine Mutter!“ Auch dieses Fresko ist durch den späteren Einbau der Seitenkapellen stark beschädigt, nur die linke Bildhälfte ist erhalten, glücklicherweise – muss man hier sagen – wegen der Bedeutung der dargestellten Szene. Auch ist hier die am besten erhaltene Bildinschrift unter allen Fresken des Langhauses zu sehen. Sie verweist genau auf jene Stelle bei Joh 19,26, wo Christus seinen Lieblingsjünger und seine Mutter einander anempfiehlt: „...und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.“ Die Schlüsselszene zum Verständnis des Bildes ist das Miteinander von Maria und Johannes unter dem Kreuz. Deswegen ist es ganz richtig, nicht bei dem Begriff Kreuzigung stehen zu bleiben, und die Inschrift innerhalb des Bildes unterstreicht zudem diese Akzentuierung. Maria war für das Mittelalter nicht nur die leibliche Mutter Jesu, sondern auch Symbol für die Kirche. Sie, die Gott in Christus zur Welt gebracht hat, steht als Urbild für die Gemeinschaft derer, die ebenso – im übertragenen Sinn – erwählt sind, Christus zur Welt zu bringen. Sie ist bereit für den Anruf Gottes, in ihr wird in grundlegender Weise sichtbar, was Kirchesein bedeutet: Jesus Christus aufnehmen, ihn zur Welt bringen, sein Wort im Herzen bewahren, mit ihm gehen und bei ihm bleiben bis zum Ende.

Bei unserem Bild ist nun deutlich zu sehen, wie sich Maria auf den Apostel Johannes stützt, wie sich auch ihre beiden Hände berühren, eine in dieser Art seltene Darstellung, wie sie nur im 13. Jahrhundert zu finden ist. Die Mutter Jesu wird zur Mutter des Apostels, der ihr nahe ist, sie stützt, aufs engste mit ihr verbunden ist. Maria als Urbild der Kirche, der Apostel als ihr Fundament, unter dem Kreuz Christi entsteht so das Urmodell der Kirche, der Gemeinschaft all derer, die zu Christus gehören, ihn zur Welt bringen, auf sein Wort hören und es, vor allem durch ihr Leben, verkünden. Im Siena-Testament und im Brief an die Kleriker gebraucht auch Franziskus den Ausdruck „Mutter Kirche“ und ermahnt die Menschen, ihr in rechter Weise zu dienen. Franziskus erkennt sehr früh, was es mit der Kirche auf sich hat, wie sie zu verstehen ist. Seine wichtige Kirchenerfahrung macht er in der Baustelle von San Damiano, die Schwachheit und Fehlerhaftigkeit der irdischen Kirche ist ihm nicht fremd. Doch er blickt sogleich weiter und erkennt in der Kreuzikone in San Damiano die Gegenwart des Herrn in dieser von Mängeln behafteten Kirche. Von Christus her lernt er auch Maria besser zu verstehen und will wie sie zur „Mutter Christi“ werden und ihn in die Welt hinein gebären durch ein Leben nach dem Evangelium. Im gegenüberliegenden Fresko wird die Wechselbeziehung deutlich. Der schlafende Papst sieht den kleinen Armen aus Assisi als Retter der einstürzenden Kirche. Franziskus ist es, der durch sein Leben zum Apostel wird, er stützt die Kirche und in ihr Maria, die Urbild der Kirche ist. Er, der „ganz apostolische und katholische Mann“, wie ihn die Kirche im Hymnus zur ersten Vesper seines Hochfestes am 04. Oktober besingt, hat seinen Platz gefunden: Wie Johannes unter dem Kreuz, so wird auch er an seinem Platz innerhalb der Kirche – nicht getrennt von ihr – zur stärkenden Stütze und zum Verkünder der frohen Botschaft. Br. Thomas Freidel franziskus 3|2013

15


mis s ion Vertreter der Ordensleitung beim Gruppenfoto mit Brüdern und Seminaristen in Mexiko.

Mexikanische Brüder beim Generalkapitel und Applaus der Kapitulare nach der erfolgreichen Abstimmung.

Mexiko: eine neue Ordensprovinz In der letzten Ausgabe des franziskus haben wir ausführlich über unser Generalkapitel zu Beginn des Jahres 2013 berichtet. Im Interview hat Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither unter anderem erzählt, dass Mexiko zur Ordensprovinz erhoben wurde. Unser Artikel wirft nun einen Blick auf die Geschichte der von Sizilien aus gegründeten Mission in Südamerika. Am 11. Februar 2013 gibt Benedikt XVI., einmalig in der neueren Kirchengeschichte, seinen Rücktritt vom Amt des Papstes zum Monatsende bekannt. Am gleichen Tag beschließt das Generalkapitel der Franziskaner-Minoriten in Assisi, das höchste Beschlussgremium des Ordens, die bisherige Kustodie Mexiko zur Provinz zu erheben – eine gerade für uns Europäer, wo Provinzen eher zusammengelegt werden müssen oder gänzlich aufhören zu existieren, ein eher seltenes Ereignis. Um eine Provinz zu errichten, muss es, so schreiben es die Konstitutionen des Ordens vor, „so viele Konvente und so viele Brüder mit Feierlicher Profess geben, dass sie nach dem klugen Ermessen des Generalkapitels in der Lage ist, ein eigenständiges Leben zu führen.“ Hintergrund dieser Forderung ist die Tatsache, dass eine Kustodie immer noch ihre „Mutterprovinz“, also die Gründungsprovinz, im Rücken hat, während eine Provinz für alle ihre Bedürfnisse selbst aufkommen muss. In den fast vierzig Jahren der Geschichte des Ordens in Mexiko hat sich die Gemeinschaft dort nun so gut entfaltet, zahlreiche Konvente errichtet und neue Berufungen gewonnen, dass das Generalkapitel die geforderten Kriterien als erfüllt betrachten konnte. Und so wurde vor wenigen Monaten durch die in Assisi versammelten 16

franziskus 3|2013

Kapitulare die mexikanische Provinz mit dem Patronat „Unsere liebe Frau von Guadelupe“ errichtet.

Ein Blick in die Geschichte Bis zu diesem festlichen Akt war es ein jahrzehntelanger Weg. Er beginnt im Jahr 1975 in Sizilien mit dem Wunsch einiger Brüder, in Südamerika eine Missionsstation zu gründen. Etwa um die gleiche Zeit treten verschiedene lateinamerikanische Bischöfe an den Ordensgeneral in Rom heran, um die Minderbrüder in ihre Länder einzuladen. Br. Vitale Bommarco, der damalige Generalminister, bringt den Wunsch der sizilianischen Brüder mit den Angeboten der südamerikanischen Bischöfe zusammen und nach der Zustimmung des Provinzkapitels von Sizilien kann am 18. Dezember 1977 ein offizielles Dekret erlassen werden: die Errichtung einer ersten Niederlassung der FranziskanerMinoriten in Mexiko. Drei Brüder hatten dazu in Spanien die Landessprache gelernt und beginnen das mexikanische Experiment gleich nach ihrer Ankunft mit dem Bau eines Klosters samt Kirche. Zwei Jahre später bekommt der zaghafte Anfang Unterstützung aus den USA: auch die St.-Bonaventura-Provinz schickt einige Brüder nach Mexiko, um einen zweiten Konvent zu eröffnen. Zwar arbeiten beide Konvente relativ


unabhängig voneinander und werden direkt von ihrer jeweiligen „Mutterprovinz“ geführt, doch die franziskanische Idee verbreitet sich im Land. Damit die junge Präsenz irgendwann eigenständig werden könnte, ist der nächste Schritt von großer Bedeutung: im September 1982 werden die ersten jungen Ordensinteressenten als Postulanten in den Orden aufgenommen. Das Leben und Arbeiten der Brüder des heiligen Franziskus scheint Früchte zu tragen. Während die Novizen in den ersten Jahren zur Ausbildung noch nach Honduras geschickt werden müssen, kann man ab 1990 auch diesen Ausbildungsabschnitt in eigener Verantwortung übernehmen. Neben den Anstrengungen in der Ordensausbildung gründen die Brüder in der Tradition des hl. Maximilian M. Kolbe eine Zeitschrift, und schließlich einen dritten Konvent. In der Pfarrei St. Franziskus in Tepojaco wird bald eine Suppenküche eröffnet, die armen Kindern täglich eine warme Mahlzeit bietet. Heute werden in mehreren solchen Einrichtungen in der Pfarrei Tag für Tag 750 Kinder versorgt. Der Auftrag des Ordensgründers, sich der Armen und Bedürftigen anzunehmen, ist ein fester Bestandteil der Sendung der Brüder in Mexiko.

Schritt für Schritt zur Provinz Ein erster offizieller Schritt auf dem Weg zu einer festen Struktur des Ordens in Mexiko ist die Errichtung einer Kustodie durch den Generalminister Br. Agostino Gardin im März 1998. Damit liegt auch die direkte Leitungsverantwortung nicht mehr bei der sizilianischen „Mutterprovinz“, sondern zunächst bei einem neu gewählten Provinzkustos, der freilich immer noch die Unterstützung des Provinzialministers im Rücken hat. Im Rahmen der Etablierung dieser neuen Kustodie gelingt es, die Konvente, die von italienischen Brüdern, und diejenigen, die von amerikanischen Brüdern gegründet wurden, in die eine nun gemeinsame Kustodie zu überführen. Nach und nach werden weitere Konvente eröffnet, zum Beispiel in Tlacoachistlahaca, wo auch eine Schule für 80 Mädchen und Jungen

gegründet wird. So übernehmen die Brüder nicht nur in der Pastoral und im sozialen Bereich Verantwortung, sondern auch in der Erziehung junger Mexikaner.

Das Missionsland schickt Missionare Im April 2003 kann die mexikanische Kustodie zum ersten Mal selbst in einem anderen Land missionarisch tätig werden: der Erzbischof von San Antonio in Texas, USA, Francesco Flores, bittet um einen spanischsprachigen Bruder, um einen Ansprechpartner für die steigende Zahl der mexikanischen Immigranten in den USA zu haben. Zwei Jahre später wird bereits ein weiterer Bruder geschickt und im Juni 2011 eröffnet die mexikanische Kustodie sogar einen eigenen Konvent in Austin, Texas.

Ausblick Zum gegenwärtigen Zeitpunkt zählen zur neu errichteten mexikanischen Provinz 41 Brüder mit Feierlicher Profess, 29 Brüder mit Einfacher Profess, drei Novizen und 18 Postulanten. Die Brüder leben in sechs Konventen und vier Filialhäusern. Mit der Erhebung zur Provinz kommen auf diese Brüder jetzt neue strukturelle und organisatorische Herausforderungen zu, um die Präsenz des Ordens in Mexiko in nun eigener Verantwortung dauerhaft zu sichern. Als Finanzierungshilfe hat die deutsche Provinz St. Elisabeth der neuen mexikanischen Provinz aus dem Missionsfonds eine größere Spende überwiesen. So können auch wir aus der Ferne einen kleinen Beitrag zur Mission leisten. Br. Andreas Murk

Helfen Sie mit: Wir sind dankbar für alle Spenden zur Unterstützung der Missionsprojekte unseres Ordens: Vergelt‘s Gott! Bankverbindung: Provinz d. Franziskaner-Minoriten, Ordensapostolat, Konto-Nr. 30 16 307 bei Liga Regensburg, BLZ 750 903 00. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Spendenquittung aus (bitte Adresse angeben).

franziskus 3|2013

17


n ac h r ic h ten DAs 3. Minoriten-MinisTreffen fand vom 03.-05. Mai 2013 im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg statt. Dazu waren Ministrantinnen und Ministranten aus den Klöstern und Pfarreien der Franziskaner-Minoriten in Deutschland eingeladen. Knapp über 90 junge Menschen sind der Einladung gefolgt und machten sich auf den Weg nach Schwarzenberg. Das Wochenende stand ganz unter dem Zeichen des neuen Papstes Franziskus: „Habemus Papam“ und bot ein abwechslungsreiches Programm mit Vigilfeier, Stationenspiel, Workshops, Papstquiz und buntem Abend. Bei „Deutschland sucht den Superpapst“ mussten die Minis vor den Augen einer kritischen Jury Szenen der Papstwahl nachspielen. Den Abschluss am Sonntag bildete die gemeinsame Eucharistiefeier.

Baustelle Kirche: Neue Leitungen zu verlegen, Wände zu streichen, Reparaturen an der Heizungsund Lautsprecheranlage vorzunehmen sind nur einige Aufgaben, die in den nächsten Monaten an der Würzburger Franziskanerkirche zu bewältigen sind. Fast 30 Jahre ist die letzte Innrenovierung her. Seitdem hat sich besonders an den Wänden viel Schmutz angesammelt. „Das Jahr des Glaubens, das wir in der Kirche momentan begehen“, schmunzelt Br. Josef Bodensteiner, Guardian des Würzburger Klosters, „bekommt durch unsere Innenrenovierung so eine wirklich praktische Umsetzung.“

Die Wallfahrt der Bayerischen Bistümer hatte am 01. Mai 2013 die Gottesmutter auf dem Bogenberg zum Ziel. Seit einigen Jahren betreuen Franziskaner-Minoriten aus der Krakauer Ordensprovinz diesen Wallfahrtsort im Bistum Regensburg. Unter dem Motto „Mit Maria Hoffnung leben“ sind etwa 6.000 Gläubige der Einladung der Bischöfe gefolgt, eine weitere Etappe hin zum einhundertjährigen Jubiläum „Patrona Bavariae“ im Jahr 2017 zu feiern. Hauptzelebrant und Prediger war Erzbischof Reinhard Kardinal Marx aus München. Im Anschluss an die Eucharistiefeier erneuerte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer die Marienweihe seines Bistums vor dem Gnadenbild in der Bogenberger Wallfahrtskirche. 18

franziskus 3|2013


ter min e

Wir gratulieren Br. Bonaventura M. Henrich im Kloster Würzburg zu 60 Priesterjahren am 18. Juli 2013 Br. Eberhard M. Löcher im Kloster Schwarzenberg zu 60 Priesterjahren am 18. Juli 2013

Wir trauern um Br. Bogusław Kuca aus der Danziger Ordensprovinz, der nach schwerer Krankheit am 28. Mai im Alter von 58 Jahren in Lourdes während einer Pilgerreise für Kranke verstorben ist. Er lebte die letzten Jahre in unserem Konvent in Hamburg, wo er unter anderem als Sakristan tätig war. - Er möge nun ruhen im Frieden.

Ordensapostolat OFM Conv. Sorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebetsbundes tragen unsere Junioren im Stundengebet und in der Eucharistiefeier vor Gott. Werden auch Sie Mitglied, verbunden und getragen im Gebet. Mitgliedschaft und Aufnahmebestätigung sind kostenfrei. Franziskanischer Gebetsbund Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: gebetsbund@franziskanerminoriten.de www.franziskanischer-gebetsbund.de

Heilige Messen nach besonderer Meinung (Intention), Stipendium jeweils Euro 10,00 Wunderbare Medaille in Cellophanhülle mit zwei Gebeten, jeweils Euro 0,50 zzgl. Briefporto Sendbote des heiligen Antonius Monatszeitschrift im Jahres-Abo Euro 29,00 Ordensapostolat Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: ordensapostolat@ofmconv.de

Kurse im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg 25.10.-27.10.2013 Schwarzenberger Glaubenskurs Jesus ja, Kirche nein? Eine konstruktive Auseinandersetzung mit der sog. „Amtskirche“ mit Br. Andreas Murk & Team 01.11.-05.11.2013 Bibelseminar: Josef, der Patriarch mit Dr. Yuval Lapide und Br. Josef Fischer 15.11.-17.11.2013 Tanzwochenende mit Dr. Gabriele Koch und Br. Josef Fischer 22.11.-29.11.2013 Einzelexerzitien mit Br. Dr. Anselm Kraus 01.12.-06.12.2013 Hildegard-Fastenwoche mit Christine Schilhabel 07.12.2013 Ein Tag der Stille für mich Meditation, Leibspürübungen, schöpferisches Tun, Gottesdienst mit Martina Dittmann

Info und Anmeldung: Klosterdorf 1 91443 Scheinfeld Telefon: 09162 92889-0 E-Mail: info@kloster-schwarzenberg.de

franziskus 3|2013

19


Gott von ganzem Herzen lieben, ihn unerm체dlich loben und dem N채chsten durch das Beispiel guter Werke voranleuchten.

k on tak t

Josef von Copertino (1603-1663)

Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth

Franziskanergasse 7, 97070 W체rzburg Telefon: 0931 30901-0 www.franziskaner-minoriten.de

20

franziskus 3|2013


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.