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franziskus
Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland
Antrittsbesuch auf dem K채ppele in W체rzburg Weitere Themen: Gemeinschaft mit Gesicht: Br. Leo Beck / Meditation zu Br. Bartholom채us Agricola Bauer / Fragen zum Ordensleben: Wie entstand der franziskanische Bettelorden? / Die Franziskaner-Minoriten in Kolumbien / Nachrichten franziskus 2|2015
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Oft wenn er Christus „Jesus“ nennen wollte, nannte Franziskus ihn, von übergroßer Liebe erglühend, nur „das Kind von Betlehem“, und wenn er „Betlehem“ aussprach, klang es wie von einem blökenden Lämmlein.
imp ress um
Thomas von Celano, Erste Lebensbeschreibung des Hl. Franziskus, Kap. XXX, 86,4
franziskus Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland
Herausgeber: Franziskaner-Minoriten in Deutschland, Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, 97070 Würzburg Anschrift: Zeitschrift franziskus, Klosterdorf 1, 91443 Scheinfeld Bestellung: Sekretariat: Br. Andreas Murk, Elisabeth Bechmann Telefon: 09162 92889-0, Fax: 09162 448, E-Mail: zeitschrift@franziskaner-minoriten.de Bankverbindung: Zeitschrift franziskus, LIGA Würzburg, IBAN: DE35750903000103016404, BIC: GENODEF1M05 Statt eines festen Abonnementpreises bitten wir alle Bezieher zur Deckung der Unkosten um eine Spende von mindestens € 10,00 pro Jahr.
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Titelfoto:
Markus Hauck (POW)
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Liebe Leserin, lieber Leser, das Käppele, die Perle Würzburgs, ziert das Titelblatt der aktuellen Ausgabe des franziskus. Seit 1749 ist das Käppele zutiefst franziskanisch geprägt, denn in diesem Jahr übernahmen die Kapuziner die Wallfahrtsseelsorge an diesem Gnadenort. Treu begleiteten sie die Wallfahrt und in den letzten Jahrzehnten die stark ansteigenden Trauungen. Ende 2014 mussten die Kapuziner das Käppele wegen Nachwuchsmangels verlassen. Aber das franziskanische Erbe bleibt trotzdem lebendig. Zu seiner großen Überraschung darf der Schreiber dieser Zeilen seit November 2013 den Wallfahrtsrektor Josef Treutlein unterstützen. Auch dem Dritten (franziskanischen) Orden in Würzburg ist es ein Anliegen, diesen Ort mit seinem lebendigen franziskanischen Charisma weiter treu zu bleiben. Im Interview lernen wir die beiden Seelsorger näher kennen. Br. Andreas Murk wird den Wallfahrtsort in seiner gewohnt fundierten Art im ersten Artikel etwas genauer vorstellen. Unter unserer Rubrik „gemeinschaft mit gesicht“ stellt Br. Konrad Schlattmann ein echtes franziskanisches Urgestein vor; Br. Leo Beck kennt sich aus in unserem Orden, denn als Kurialer in Rom und Provinzialminister der deutschen Provinz hat er viele Jahre im Dienste des Ordens die Brüder in aller Welt visitiert. Neben Br. Leo Beck begegnet uns mit Bartholomäus Agricola ein weiterer Oberpfälzer in dieser Ausgabe des franziskus. Letzterer wirkte allerdings etwa 400 Jahre früher als Komponist und Spiritual in verschiedenen italienischen Konventen. Noch weiter in die Vergangenheit, zu den Anfängen unseres Ordens, wagt sich Br. Steffen Behr und widmet sich der Frage: „Wie entstand der franziskanische Bettelorden?“ Br. Thomas Freidel aus Assisi wirft wieder einen Blick auf die Fresken in der Basilika San Francesco und lässt deren Botschaft für uns lebendig werden. Mit dem Artikel über unsere Kustodie in Kolumbien möchten wir auf die weltweite, lebendige Präsenz unseres Ordens aufmerksam machen. Besonders unsere jungen Präsenzen sind uns wichtige Impulsgeber für eine kraftvolle und aktuelle Weitergabe der Frohen Botschaft. Ganz zu Anfang unserer Zeitschrift zeigen sich zwei junge Kamerunlämmer, die in unserem Kloster Schwarzenberg das Licht erblickt haben. Damit bleibt mir zum Ende nur noch, Ihnen eine gesegnete Osterzeit zu wünschen. - pace e bene!
Br. Martin Koch Redaktionsmitglied
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r epor tage Beliebtes Ausflugsziel: vom Käppele auf dem Nikolausberg bietet sich ein herrlicher Ausblick auf die Würzburger Altstadt auf der anderen Main-Seite.
Neuer Einsatzort im „Vorzimmer des Himmels“ Seit 1221 sind wir Franziskaner-Minoriten in Würzburg, seit 1. Advent 2014 gewissermaßen auch „über“ Würzburg: Br. Martin Koch gehört neben Pfarrer Josef Treutlein zum neuen Seelsorgeteam auf dem Käppele, das bis vor wenigen Monaten von den Kapuzinern betreut wurde.
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Die beiden Haupttürme des Käppele sind von weitem sichtbar und prägen das Stadtbild.
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er Provinzialminister der Kapuziner in Deutschland, Br. Marinus Parzinger, begrüßte am 19. Oktober 2014 die Gottesdienstbesucher auf dem Würzburger Käppele mit diesen Worten: „Die Kapuziner gehen, Gott bleibt.“ Damit war noch einmal auf den Punkt gebracht, was schon seit März des vergangenen Jahres feststand: die Kapuziner werden den Ort verlassen, an dem sie seit über 260 Jahren segensreich wirkten. „Damit geht eine lange Tradition an diesem für das Frankenland so bedeutsamen Heiligtum zu Ende. Wir bedauern diesen Schritt, aber die Personalsituation zwingt uns zur Reduzierung und Konzentration.“, hatte die Provinzleitung an den Würzburger Bischof geschrieben. Bei der Verabschiedung der drei letzten Kapuzinerbrüder Matthias Doll, Siegbert Meyer und Joachim Wrede brachte er die Bedeutung des Wallfahrtsortes für das Bistum Würzburg zum Ausdruck. Den Gläubigen erwarte hier, so Bischof Friedhelm Hofmann, „ein Heiligtum, das in seinem barocken Glanz eine Ahnung von der himmlischen Herrlichkeit verleiht.“ Im „Vorzimmer des Himmels“ sei von den Kapuzinern viel Gutes geleistet worden, viele Menschen hätten in den vergangenen Jahrzehnten an diesem Ort Heil und Trost erfahren.
Personeller Neuanfang Um an dieser Tradition anzuknüpfen, hat das Bistum auf der Suche nach einer neuen personellen Lösung nun Pfarrer Josef Treutlein mit der Wallfahrtsseelsorge auf dem Käppele betraut. Der 1951 in Bad Königshofen geborene Diözesanpriester war zuletzt Pfarrer in der Würzburger Pfarrei St. Josef. Als Initiator des Fränkischen
Stummer Zeuge des (ehemaligen) Klosters: das Refektorium der Kapuziner wird nur noch selten gebraucht.
Marienweges und Würzburger Diözesanpräses der Schönstatt-Bewegung hat er reichlich Erfahrung mit dem Thema Wallfahren und Pilgern, sowie der marianischen Spiritualität. Hierzu hat er auch bereits mehrere pastoral-liturgische Werkbücher veröffentlicht. Seine bisherige Pfarrei hat er zwar auch mit einem weinenden Auge verlassen, aber dass er sich nun ganz auf die Wallfahrts- und Pilgerseelsorge konzentrieren darf, freut ihn: „Der Bischof hat gemerkt, dass mein Herz dafür schlägt.“ Unterstützt wird Pfarrer Treutlein von Br. Martin Koch, einem unserer Brüder, der nach seinem einjährigen Praktikum in unserem Großstadtkonvent Köln wieder nach Würzburg versetzt wurde. Er wohnt zwar nicht wie Pfarrer Treutlein auf dem Käppele, sondern in unserem Konvent in der Innenstadt, kann aber wohl nun seinen Beitrag leisten, dass die franziskanische Tradition am Ort fortgeführt wird.
Wallfahrtsort mit Tradition Die Geschichte des Wallfahrtsortes selbst ist freilich älter als seine seelsorgliche Betreuung durch einen franziskanischen Orden und reicht zurück in die letzten Jahre des Dreißigjährigen Krieges. Wohl um das Jahr 1642 stellt ein namentlich nicht bekannter Mann auf dem Nikolausberg einen Bildstock auf. Regelmäßig finden sich Beter aus der ganzen Stadt vor der kleinen Holzplastik mit Maria und dem Leichnam ihres Sohnes ein. Aufzeichnungen vom 06. Juli 1650 berichten von vier wundersamen Heilungen: der kleine Bildstock ist zum Gnadenort geworden und man beschließt, eine kleine Kapelle zu errichten, die der benachbarten Pfarrei St. Burkhard zugeordnet wird. Bald will der Fürstbischof franziskus 2|2015
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Zahlreiche Votivgaben zeugen von Gebetserhörungen durch die Jahrhunderte hindurch. Wallfahrtsgruppen und Einzelpilger sind auf dem Käppele herzlich willkommen und finden (nicht nur) einen Ort zum Beten.
das Wallfahrtsgeschehen nicht noch weiter fördern, doch Lichterscheinungen und unerklärliches Glockenläuten lassen die Forderungen nicht verstummen, die Kapelle zu erweitern, „weilen dieselbe bei tägliche zunehmender Andacht zu klein werde“, wie der damals zuständige Pfarrer vermerkt. Im Jahr 1690 schließlich stimmt der Fürstbischof einer Erweiterung der Kapelle zu. Ein halbes Jahrhundert später, nämlich im Jahr 1747, übernehmen dann die Bayerischen Kapuziner die Seelsorge auf dem Nikolausberg und errichten ein kleines Kloster. Zwei zum gleichen Zeitpunkt eingesetzte „weltliche“ Kapellenpfleger bemühen sich sofort um einen Neubau des Gotteshauses. Der berühmte Balthasar Neumann (1687-1753) fertigt mehrere Entwürfe, von denen einer mit der Grundsteinlegung am 05. April 1748 umgesetzt wird. In den folgenden Jahrzehnten wird das neue Gotteshaus reichhaltig ausgeschmückt und die Außenanlage um eine Treppenanlage mit Stationsweg ergänzt. Geweiht wurde das Käppele dann schließlich am 21. September 1824 von Bischof Friedrich von Groß zu Trockau. Bis heute werden jährlich zig Tausende von Pilgern und Touristen vom Käppele angezogen – und wohl nicht nur wegen des großartigen Blicks auf die Stadt Würzburg, sondern gewiss auch aufgrund der Gnaden dieses Ortes, an dem immer noch die originale Pietà aus dem 17. Jahrhundert verehrt wird.
Unterhalt durch eigene Stiftung Für den dauerhaften Erhalt des Käppeles ist übrigens eine eigene Kirchenstiftung verantwortlich, deren Mitglieder vom Würzburger Bischof ernannt werden. Sie muss nicht nur für die monatlichen Fixkosten von ca. € 8.000,00 aufkommen, 6
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sondern auch regelmäßig kleinere und größere Renovierungsmaßnahmen in Angriff nehmen. So ist zum Beispiel in den nächsten Jahren eine dringend nötige Innenrenovierung des Gotteshauses geplant. Man rechnet mit Kosten zwischen einer und zwei Millionen Euro – und ist entsprechend auf die Unterstützung der Bischöflichen Finanzkammer und zahlreicher Spender/ innen angewiesen.
Seelsorgliche Schwerpunkte Von diesen baulichen Sorgen relativ unbeschwert kümmern sich Pfarrer Treutlein und Br. Martin um die Seelsorge. Hierzu gehören natürlich die Betreuung der Wallfahrer, das Anbieten von Kirchenführungen und das Feiern von Gottesdiensten, aber vor allem in den Frühjahrs- und Sommermonaten die Vorbereitung und Durchführung von Hochzeiten in Würzburgs wohl beliebtester Traukirche. Zur „Hochsaison“ finden an Samstagen häufig drei Hochzeiten nacheinander statt. Ob Br. Martin sich dann jedes Mal zum Festessen einladen lässt, hat er mir bei meinem Besuch allerdings nicht verraten wollen… Aber für das leibliche Wohl scheint auf dem Käppele für die beiden Seelsorger dank Pfarrhaushälterin Ulrike Shanel sowieso bestens gesorgt. Br. Andreas Murk
Kontakt: Käppele Würzburg Spittelbergweg 21 97082 Würzburg Telefon: 0931 7940776-0 www.kaeppele-wuerzburg.de
gemeinschaft mit gesicht Br. Leo Beck
Seelsorger aus Leidenschaft
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ielsicher greift Bruder Leo Beck jeden Sonntagabend in den Schrank, wenn sich alle Brüder im Konvent Würzburg zur Rekreation, zum gemeinsamen Zusammensitzen, treffen. Kein Weinglas, kein Wasserglas, sondern „seinen“ Bierkrug angelt er hervor, den das Wappen und die Hymne seines Heimatortes Floß in der Oberpfalz zieren. Bis heute ist er mit Floß eng verbunden. Viele Feste, Jubiläen und Geburtstage begeht er dort mit den Menschen seiner Heimat. „Jedes Jahr machen wir eine Wallfahrt zu bedeutenden Glaubensorten in ganz Europa.“ Das Reisen hat er vor allem gelernt in seinem 12-jährigen Dienst als Generalassistent in Rom, während dessen er zur Leitung des Ordens weltweit gehörte, und in seiner Zeit als Provinzialminister der deutschen Provinz. In Afrika ist er gewesen, in Brasilien, in Argentinien und in Peru „Länder, in die ich sonst nie gekommen wäre.“ So hat Br. Leo viele Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zu unserem deutschen Katholizismus entdecken können in den vielfältigen Formen des
Glaubens in den verschiedenen Teilen der Welt. „Ich durfte erleben, dass wir als Kirche dennoch eine große Glaubensgemeinschaft sind.“ Das versucht Br. Leo unter anderem weiterzugeben bei Reisen nach Rom, die er in den Pfarreien Kist und Reichenberg anbietet, in denen er seit 2010 als Pfarrvikar tätig ist. Einige mussten bis auf die dritte Reise warten, um einen Platz zu bekommen. „Ich bin froh, dass ich in den beiden Gemeinden als Seelsorger konkret bei den Menschen sein darf. Ich spüre eine echte Sehnsucht der Menschen nach Seelsorge. Dafür habe ich als Pfarrvikar Zeit. Geburtstagsbesuche inklusive.“ Kein Geheimnis macht Br. Leo, der an sein goldenes Priesterjubiläum im kommenden Jahr bisher nur „gedacht“ hat, um seine zweite Leidenschaft: den „Club“, den 1. FC Nürnberg, dessen Spiele und Ergebnisse er immer aufmerksam verfolgt. „Einmal war ich sogar im Stadion.“ Doch statt eines bekannten Fangesangs singt er mir lieber noch das Floßer Heimatlied vor. Der Text passt: „Mir san die Floßer, mir san stolz…“ Br. Konrad Schlattmann franziskus 2|2015
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in ter view
Seit Ende 2014 sind Pfarrer Josef Treutlein und Br. Martin Koch für die Seelsorge auf dem Würzburger Käppele verantwortlich. Sie haben sich unseren Interviewfragen gestellt.
Die neuen Wallfahrtsseelsorger auf dem Käppele franziskus: Josef, Du warst über viele Jahre ein waschechter Gemeindepfarrer. Was ist nun auf dem Käppele anders? Treutlein: Bisher hatte ich immer eine feste Gemeinde am Ort mit den Gremien, Kommunion- und Firmvorbereitung und allem, was sonst noch zu einer Pfarrgemeinde gehört. Jetzt betreue ich eine Wallfahrtskirche. Da gibt es auch so etwas wie ein Stammpublikum, aber ansonsten kommen immer wieder andere Menschen: Gottesdienstbesucher, Touristen, Heiratswillige und natürlich viele Wallfahrer. franziskus: Br. Martin, wie sehen Deine Aufgaben auf dem Käppele aus? Br. Martin: Hier im Käppele bin ich so etwas wie
der Kaplan, also in seelsorglichen Dingen die rechte Hand des Pfarrers. Ich unterstütze ihn in den unterschiedlichsten Bereichen der Seelsorge, vor allem in der Liturgie. franziskus: Wie klappt eigentlich die Zusammenarbeit zwischen einem Bistums- und eines Ordenspriesters? Treutlein: Dadurch dass wir uns spirituell sehr gut ergänzen und menschlich gut verstehen, klappt die Zusammenarbeit sehr gut. Ich bin dankbar für Br. Martin, der viele gute Ideen hat und einen unkomplizierten Zugang zu den Menschen. Im Übrigen bin ich selbst durch meine Ministrantenzeit im Kapuzinerkloster meiner Heimat auch franziskanisch geprägt.
Jugend auf dem Weg nach Assisi Bereits zum siebten Mal laden wir FranziskanerMinoriten zu einem großen internationalen Treffen ein, bei dem etwa 500 junge Menschen aus aller Welt erwartet werden. Aus Korea, Russland, Australien, Polen, Kanada, Südamerika und anderen Ländern kommen sie zu Gebet, Stille, Austausch und Feiern nach Assisi. Dort, wo Franziskus geboren wurde, wo er aufwuchs und seine Berufung entdeckte, versammeln wir uns und machen uns gemeinsam auf die Suche, was ihn damals umtrieb und uns heute bewegt. Eingeladen sind junge Menschen zwischen 18 und 28 Jahren. In diesem Jahr findet das 8
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Br. Martin: Ich persönlich profitiere sehr von der großen Erfahrung des Pfarrers. Am Anfang hatte ich schon ein paar Befürchtungen, ob er meinen klösterlichen Lebensrhythmus so akzeptieren könnte, aber er hat da ganz viel Verständnis und plant meine Einsatzzeiten so, dass ich am Gebets- und Gemeinschaftsleben meiner Gemeinschaft weiterhin gut teilnehmen kann. franziskus: Was sind Eure Visionen für diesen Ort? Treutlein: Für mich steht alles unter der Perspektive „Neuevangelisierung“ und „missionarische Pastoral“. Wer hier hoch kommt, soll nicht nur eine wunderschöne Kirche betreten, sondern auch etwas von der Schönheit und Vitalität des christlichen Glaubens erleben. Man soll hier ein offenes Ohr für seine Fragen finden, Sorgen abgegeben können und Impulse für die eigene Lebensgestaltung aus dem Glauben mitnehmen. Speziell für die Brautleute möchten wir eine intensivere seelsorgliche Begleitung anbieten. Als Wallfahrtsort möchte ich, dass das Käppele als spiritueller Gnadenort erstrahlt. Ich möchte den
Treffen mit dem Namen „Giovani verso Assisi“ vom 01. bis 10. August 2015 statt. Alle Teilnehmer treffen sich innerhalb von Deutschland bzw. Österreich an verschiedenen Orten, um dann gemeinsam mit einem Bus nach Assisi zu fahren. Auf der Hinreise werden wir in Padua, wo der Hl. Antonius wirkte und begraben ist, übernachten und neben der Stadt auch die Basilika des Heiligen besuchen. In Assisi sind wir in Zelten, die uns zur Verfügung gestellt werden, untergebracht. Wir werden die franziskanischen Stätten in und um Assisi besuchen, wie z. B. sein Geburtshaus, die große Basilika San Francesco oder das kleine Kloster San Damiano. Alle Vorträge, Predigten und Diskussionsrunden werden simultan auf Deutsch übersetzt. Auf dem Programm steht auch ein zweitägiger Ausflug nach Rom,
Menschen auch einen zeitgemäßen Zugang zur Gottesmutter eröffnen. Maria ist die Frau, die zu einer tiefen Gottesbeziehung führen kann. Br. Martin: Das Käppele ist nicht ohne Grund die Perle Würzburgs. Der Blick von hier oben auf die Stadt ist wirklich einmalig. Deshalb kommen auch viele Kirchenferne zu uns herauf. Ihnen würden wir gerne mit niedrigschwelligen Angeboten die Beschäftigung mit dem eigenen Glauben wieder schmackhaft machen. Kirche soll hier gastfreundlich und einladend erlebt werden. Eine gemeinsame Leidenschaft von Josef und mir ist außerdem das Pilgern. Hier wollen wir mit dem ehemaligen Kloster die erste „richtige“ Pilgerherberge in Würzburg bieten. Hier kreuzen sich viele Pilgerrouten, wie der Jakobsweg, der Romweg und der Fränkische Marienweg. Die Pilger sollen bei uns in Zukunft eine einfache und günstige Übernachtungsmöglichkeit finden. Für junge Menschen, die spirituell auf der Suche sind, wird das Käppele in Zukunft verschiedenste Angebote machen, besonders die kirchlichen Feiertage und Festzeiten wollen wir intensiv für das jüngere Publikum erlebbar machen.
um dort den Petersdom und andere bedeutende Stätten zu besichtigen. Workshops, eine Lichtfeier und ein Bunter Abend aller teilnehmenden Nationalitäten gehören ebenfalls immer bei „Giovani verso Assisi“ dazu. Die Kosten für die gesamte Reise betragen 350.- € (für Busfahrt, Verpflegung und Unterkunft in Padua, Assisi und Rom). Die Anmeldung erfolgt zunächst formlos per E-Mail oder Telefon. Der Anmeldeschluss ist am 20. Mai 2015 Kontakt: Br. Steffen Behr Klosterdorf 1 91443 Scheinfeld Telefon: 09162 92889-0 E-Mail: steffen.behr@franziskaner-minoriten.de franziskus 2|2015
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meditation
Ein Oberpfälzer Minorit in Italien Wer die Kirche San Lorenzo Maggiore in Neapel betritt, kommt nicht umhin, am Grab eines deutschen Franziskaner-Minoriten, Br. Bartholomäus Agricola („Bauer“), innezuhalten. Wie kommt dieser Oberpfälzer nach Italien? Was veranlasst seine Heimatdiözese Regensburg, das Erzbistum Neapel und unsere Ordensprovinz seine Seligsprechung zu betreiben? Papst Franziskus hätte wohl seine helle Freude an seinem entschiedenen Lebensweg als Konventuale in der Spannung zwischen Zärtlichkeit und Kraft, der Liebe zur Musik als Spielmann Gottes und der innigen Zuneigung zu den Menschen an der „existenziellen und geographischen Peripherie“. Die Hirten sind ja aufgefordert, den „Stallgeruch der Herde“ anzunehmen und sich nicht selbstgenügsam in einem behaglichen Rückzugsraum einzurichten. Dem Küfer Johann Bauer und seiner Frau Magdalena wird 1560 in Amberg ein Sohn mit Namen Bartholomäus geboren. Das Kind wird seinem Namen alle Ehre geben: auf seine Weise wird er Spuren hinterlassen, als „Sohn des Furchenziehers“. Der Junge wird in der Lehre Johannes Calvins erzogen und zeigt musikalisches Talent. Ist es seine Sehnsucht nach dem katholischen Glauben und/oder die Motivation, seine künstlerischen Talente zu entfalten, die ihn in die Ewige Stadt treibt? Er findet dort gastfreundliche Aufnahme bei Kardinal Madruzzo und konvertiert nach dem Unterricht beim Ordensprokurator der Konventualen, Br. Properzio Resta, zum katholischen Glauben. Heute schreibt das Kirchenrecht eine gewisse Wartezeit vor, bis man als Konvertit in einen Orden eintreten kann im Sinne des Hineinwachsens statt Übereifers. Das ging früher wohl schneller in Zeiten heftiger Umwälzungen politischer und religiöser Art, 10
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die leider auch von Gewalt auf beiden Seiten der Reformation und Gegenreformation geprägt war. Nach eingehender Prüfung wird Bartholomäus in den Konvent Tagliacozzo (Abruzzen) als Novize aufgenommen. Sein Versuch, die eigenen Eltern und Brüder ebenfalls zur Konversion zu bewegen, scheitert bei seiner Heimatmission. Dank warnender Hinweise seiner Mutter kann er rechtzeitig vor den Angehörigen, die ihm an Kopf und Kragen wollen, nach Italien fliehen und erleidet dabei eine Beinverletzung, die ihm zeitlebens eine offene Wunde einbringt. Es bewahrheitet sich auch hier eine Lebensweisheit: „Narben sind Augen.“ Der geistliche Bruder des Poverello wird sich künftig durch eine besondere Sensibilität für unheilbar Kranke auszeichnen. Nach einer kurzen Zeit in Padua schicken die Ordensoberen den jungen Mann nach Assisi zur Mithilfe des Noviziatsleiters, obwohl er selbst erst später, im Jahre 1603, zum Priester geweiht wird. Er ist Trompetenbläser in der Kapelle der Basilika San Francesco, außerdem Verantwortlicher für das musikalische Archiv und nicht zuletzt Komponist. Dank der unberirrbaren Leidenschaft von Br. Eberhard M. Löcher, dem das musikalische Erbe der Minoriten ein Herzensanliegen war, ist Br. Bartholomäus „hörbar“ geworden. Die CD „Laudetur Jesus Christus“ enthält seine Sonntagskomplet für vierstimmigen Chor. Das Nachtgebet der Kirche mit diesen beruhigen-
Darstellung des Bartholomäus Agricola Bauer im Mönchschor unseres Klosters Schönau - frisch renoviert dank der Unterstützung des dortigen Förderkreises.
den Melodien empfiehlt sich als uralte geistliche Form der täglichen Psychohygiene zum Tagesabschluss. Nach einer längeren Zeit der Wanderschaft durch verschiedene Konvente Apuliens und Kampaniens landet der Minderbruder mit den Oberpfälzer Wurzeln schließlich in Neapel, wo er zum Spiritual der Franziskaner-Terziarinnen bestellt wird, die sich der Armen- und Krankenpflege widmen. Gleichzeitig wird er mit der Seelsorge an den „incurabili“, den unheilbar Kranken, beauftragt und damit an die Seite der Ärmsten der Armen gestellt. Sein Erkennungszeichen bei den Betteltouren zugunsten seiner Schützlinge ist ein Kreuz auf den Schultern. Wir erinnern
uns an die Standarte des Hl. Bernhardin von Siena, die er bei seinen Volkspredigten mitführte: im Zentrum das Jesusmonogramm IHS mitten in einer Sonne. Wie einen „cantus firmus“ in der Musik, so wiederholt der Umkehrprediger Bartholomäus - gerade auch als Weckrufer für die Reichen - auf den Straßen Italiens die eingängigen Reime: „Lodato sempre sia/il nome di Gesù e Maria/e San Francesco in compagnia./Ogni cosa lasci andare/se tu l´alma tuoi vuoi salvare.“ („Gelobt sei immer der Name Jesu und Mariens, zusammen mit dem Heiligen Franziskus. Lass alles auf dich zukommen, wenn du deine Seele retten willst.“) Die steilste Wegstrecke seines inneren Lebens, sein Sterben, hat Br. Agricola im Hospital der „Unheilbaren“ zu bestehen. Nach der Überlieferung habe er die Worte „Jesus und Maria, immer mit uns, Amen.“ immer wieder gebetet. Am 23. Mai 1621 wird er frühmorgens heimgerufen. Der Streit über seine Begräbnisstätte zwischen den Mitbrüdern und dem Krankenhaus endet zugunsten der Ordensgemeinschaft, ähnliches kennen wir aus der Vita des Hl. Antonius. Drei Tage später wird seine Beerdigung zu einem kleinen Osterfest mit viel Zulauf. Seitdem werden immer wieder heilsame Begebenheiten und Gebetserhörungen berichtet. Man muss keine Pilgerreise nach Neapel antreten, um auf die Spur der Zärtlichkeit und Kraft dieses Zeugen der Liebe Gottes zu kommen. Wir empfehlen einen Ausflug nach Amberg oder in unseren Konvent Schönau an der Saale, nahe bei Gemünden am Main. Dort findet sich im Mönchschor hinter der Klosterkirche eine Darstellung des Dieners Gottes im Chorgestühl. Br. Josef Fischer franziskus 2|2015
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fragen zum ordensleben Br. Steffen Behr gibt Antwort
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b Ende des 10. Jahrhunderts kam es im westlichen Abendland zu tiefgreifenden Veränderungen in der Gesellschaft, deren Ursachen in zwei eng verknüpften Phänomenen lagen. Zum einen entstanden immer mehr Städte und zum anderen entwickelte sich die Geldwirtschaft. Bis ins hohe Mittelalter war die Gesellschaft - trotz eines gewissen Umlaufs an Gold- und Silbermünzen - überwiegend von Naturalwirtschaft und Grundbesitz geprägt. Land und Rechte zu erwerben war quasi die einzige Möglichkeit, sein Eigentum zu vermehren und den sozialen Status zu erhöhen. All dies änderte sich, als das Geld ins Spiel kam und in den Städten Handwerk und Dienstleistung an Bedeutung gewannen. Auch die christliche Kirche im Abendland entwickelte eine straffe Organisationsstruktur in den Städten, kümmerte sich um die Seelsorge und die Seelenbetreuung der Menschen und bekam von den Gläubigen als Gegenleistung beachtliche finanzielle Mittel, die ihr zu großem Wohlstand verhalfen. Um ihn zu verwalten, entstand ein riesiger bürokratischer Apparat, der auch schnell eine gewisse Kreativität entwickelte, wenn es um die Erschließung neuer Einnahmequellen ging. Wie aber vertrug sich der Reichtum der Kirche mit der christlichen Lehre von Bescheidenheit und Armut? Sicherlich gab es zahlreiche kirchliche Würdenträger, die dieses kirchliche Vermögen sorgsam verwalteten und selbst in schlichten Verhältnissen lebten. Aber es gab eben auch unzählige Fälle von öffentlichem Prunk in der Kirche, was in den Augen vieler Gläubigen nur schwer mit der christlichen Botschaft vereinbar war.
Da kam den damaligen kritischen Stimmen ein verrückter Franziskus wie gerufen, der seine kostbaren Kleider seinem reichen Vater vor die Füße wirft und barfuß im Gewand der einfachen Bauern die Nächstenliebe predigt. Sein Lebenswandel und seine Sorge um die Armen und Kranken der Stadt Assisi wurden rasch weit über die Stadtmauer hinweg bekannt. Und so dauerte es in der damaligen, hochgespannten Situation gar nicht lange, bis auch andere Männer aus Umbrien ihre schönen Gewänder ablegten und sich in raue Kutten kleideten. So wuchs die Armutsbewegung um Franziskus rasch und in großen Zügen. In der franziskanischen Ordensregel, die 1223 in Kraft trat, liegt ein besonderer Akzent beim Armutsgebot. Zwar gab es das Gelübde der Armut bereits in der monastischen Tradition (Hl. Benedikt von Nursia, 6. Jh.), doch Franziskus legte fest, dass das Armutsgebot - im Gegensatz zur benediktinischen Ordensregel - auch für die Gemeinschaft als ganze galt und eben nicht nur für den einzelnen. Die Brüder durften unter der Führung des Franziskus weder Gebäude noch andere materielle Güter erwerben und auch kein Geld annehmen. Sie sollten ihren Lebensunterhalt in Naturalien durch handwerkliche Arbeiten, Krankenpflege und seelsorgliche Leistungen verdienen. Franziskus schrieb fest, dass die Brüder nur in absoluten Ausnahmen und in großer Not betteln durften. Dennoch setzte sich die Bezeichnung „Bettelorden“ bald durch, gleichwohl dieser Name einen anderen Eindruck vermitteln kann. Bis heute versuchen wir, uns in einem einfachen und bescheidenen Lebensstil an diesem Armutsideal des Franziskus zu orientieren. franziskus 2|2015 |2013
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Die Botschaft der Bilder Einblicke in die Basilika San Francesco
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In dieser Reihe erschließt Br. Thomas Freidel die Fresken aus der Basilika San Franceso in Assisi. Er versucht die Botschaft der Bilder lebendig werden zu lassen. Dabei schreibt er für unsere Leserinnen und Leser gewissermaßen mit Informationen aus erster Hand: als Seelsorger für deutschsprachige Pilger und Touristen ist Br. Thomas seit einigen Jahren in Assisi und steht Gästen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Foto: Stefan Diller, www.assisi.de
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achdem im vorhergehenden Bild des Zyklus auf der Südwandseite der Unterkirche der Empfang der Wundmale zu sehen war, gleichsam als Höhepunkt der Angleichung des Heiligen Franziskus an Christus, schließt nun die Darstellung seiner Todesstunde die Betrachtung seines irdischen Lebensweges ab. Für das Gesamtverständnis dieses Pilgerweges entlang der Bilder ist wichtig zu bedenken, dass in den ersten Jahren nach der Erbauung der Basilika der Pilger beim Anblick dieses Freskos nun direkt vor dem Lettner stand, der Trennmauer zwischen Langhaus und Altarraum. Der betende Betrachter war also kurz vor dem Erreichen seines Ziels, dem Grab des Heiligen unter dem Altar der Unterkirche, an einem durch die Architektur vorgegebenen Haltepunkt angelangt. Es konnte dem Besucher wie eine bewusst geplante Absicht vorkommen, nun gerade an dieser Stelle noch einmal innezuhalten, um in den letzten beiden gegenüberliegenden Bildern des Zyklus deren Kernbotschaft zu betrachten. Zudem war es so, dass auf diesem Lettner, der wohl eher wie eine etwas höher angelegte Zwischenebene zu verstehen ist, der Altar stand, auf dem in der Regel die Messen für die Pilger gefeiert wurden; der hinter dem Lettner aufgerichtete Grabaltar bekam diese Funktion erst nach der Entfernung der Trennmauer nach dem Jahr 1300. Das Fresko selbst zeigt Franziskus in seiner Todesstunde im Kreise seiner Brüder. Der Leichnam ist in seiner Ausrichtung auf den Altar hin gerichtet. Die hinter dem Toten stehenden Brüder tragen liturgische Kleidung, das Weihrauchfass wird geschwenkt, der Priester hält das liturgische Buch in
der Hand - es ist der Moment der Aussegnung des Leichnams. Doch damit nicht genug: das Interesse der vor der Bahre des Verstorbenen knienden Brüder gilt einem anderen Sachverhalt. Getreu dem Bericht des Biographen Thomas von Celano und belegt durch den Rundbrief des Bruder Elias von Cortona, ist die Stunde der Entschlafung vor allem auch der Zeitpunkt der Bestätigung der Wundmale des Heiligen, die erst in diesem Moment einer größeren Zahl von Brüdern und der allgemeinen Öffentlichkeit sichtbar werden. Am rechten oberen Rand des Bildes, durch Beschädigung kaum noch sichtbar, tragen zwei Engel die Seele des Verstorbenen in den Himmel hinauf, Zeichen der Aufnahme in die ewige Vollendung bei Gott. Franziskus selbst hat in seinem Sonnengesang den leiblichen Tod als Bruder bezeichnet, vor dem es zwar kein Entrinnen gibt, der aber dem gläubigen Christen als Transitus gilt, als Stunde des Hinübergangs, der Begegnung mit dem liebenden, barmherzigen Vater-Gott im Vertrauen darauf, dass er dann alles „zurechtrichten“ wird, was noch an Unvollkommenem und Bruchstückhaftem den Menschen belastet. Konfrontiert mit diesem beispielhaften Lebenszeugnis des Franziskus und dadurch herausgefordert den eigenen Weg der Nachfolge Jesu zu gehen, steht der Betrachter an dieser Stelle des Heiligtums. Einen abschließenden Hinweis aus der Botschaft des Evangeliums bekommt er noch im letzten Fresko des Passionszyklus, das Thema der nächsten Betrachtung sein wird. Br. Thomas Freidel franziskus 2|2015
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w eltw eit Gruppenfoto bei einem Interessentenwochenende: zahlreiche junge Männer sind der Einladung gefolgt.
Priesterweihe von Br. Fabian Botero. - Gruppenfoto bei einem Treffen der Kolumbianischen Kustodie.
Zu Besuch bei unseren Brüdern in Kolumbien Ende der 70er Jahre kamen die ersten Franziskaner-Minoriten nach Kolumbien. Mittlerweile hat sich unsere dortige Präsenz stabilisiert und wächst. Einen Artikel von Br. Segundo Anacona, der in unserer spanischen Provinzzeitschrift „Antena Conventual“ veröffentlicht wurde, dürfen wir dankenswerterweise in einer Übersetzung hier abdrucken. Wir erhalten einen Einblick in das blühende Leben einer südamerikanischen Ordensgemeinschaft. Siebzehn Jahre nach der Ankunft der ersten spanischen Brüder in Kolumbien im Jahr 1977 wurde die dortige Präsenz unseres Ordens vor nunmehr zwanzig Jahren zur Provinzkustodie unter dem Patronat des Heiligen Franz von Assisi erhoben. Dieses Ereignis fand statt am 04. Oktober 1994 als Frucht der ersten Anfänge, die im Geist des Evangeliums von den Brüdern der Spanischen Provinz gesetzt wurden – in den Bereichen der Missionseinsätze, der Pfarrpastoral, der Sorge um Berufungen vor Ort und dem Zeugnis brüderlichen Lebens an verschiedenen Orten in Kolumbien.
stärkten die Geister, um die Mission fortzusetzen beim kolumbianischen Volk, das so sehr die rettende Hoffnung des Evangeliums braucht. Während all dieser Jahre stabilisierte sich die Ausbildung unserer Brüder in dem neuen Seminar „Heiliger Antonius von Padua“ im Norden der Stadt Bogotá, wo auch die Pfarrei des Heiligen Ludwig von Toulouse entstand und der Hirtensorge der Brüder anvertraut wurde. Eine weitere Präsenz des Ordens befindet sich in Corozal-Sucre, wo man sich besonders um die Benachteiligten aus der Region kümmert.
Erste Schritte in Kolumbien
Die zweite Etappe unserer Kustodie stand unter der Leitung von Br. Rafael José Garavito (200120013), einer der ersten kolumbianischen Brüder und so gewissermaßen „Frucht“ der ersten Saat franziskanischen Charismas auf unserem Boden. Diese Jahre waren geprägt von einem konstanten Wachstum, sowohl was die Anzahl der Brüder betrifft, als auch was die Öffnung neuer pastoraler Horizonte in Zusammenarbeit mit der Mutterprovinz angeht. Als Höhepunkte sind hier unter anderem zu nennen: die Patenschaften für Kinder aus armen Familien, die „Suppenküche“ von Corozal, die Übernahme einer Pfarrei in Medellín, und die Eröffnung einer neuen Präsenz des Ordens in der Pfarrei der Stadt Filandia-Quindío.
Die ersten Brüder, die nach Kolumbien kamen, waren Br. Pedro Mayo (Guardian und Pfarrer) und Br. Andrés González in Begleitung des Provinzialministers Br. Juan Cebrián. Am Morgen des 21. August 1977 erreichten sie Medellín, wie in der Chronik des dortigen Konvents zu lesen ist. Die ersten Schritte unserer Präsenz in Kolumbien als Provinzkustodie geschahen unter Federführung der ersten Provinzkustos, Br. Antonino Jarabo (1995-2001). Seine franziskanische Fröhlichkeit und das unermüdliche Engagement von Br. Antonino, zusammen mit der brüderlichen Unterstützung der Spanischen Provinz und die Einsatzbereitschaft der einheimischen Brüder 16
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Konstantes Wachstum
Marianische Prozession in der Pfarrei Corozal-Sucre, die von unseren Brüdern betreut wird.
Jugendliche aus der Pfarrei proben für das weihnachtliche Krippenspiel.
Diese Jahre wurden darüber hinaus genutzt, um als brüderliche Gemeinschaft zu wachsen – sei es durch verschiedene Fortbildungen oder auch weiterführende Studien einiger Brüder in Rom und Spanien. Bei den Feierlichkeiten im vergangenen Jahr anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der kolumbianischen Provinzkustodie des Heiligen Franz von Assisi haben wir gemeinsam mit dem neuen Provinzkustos Br. Jhon Jairo Molina Gott für alles Gute, das wir empfangen haben, gedankt, und zusammen mit den sieben Konventen in unterschiedlichen Regionen des Landes, 25 Brüdern mit Ewigen Gelübden, sechs Brüdern mit Einfacher Profess und 15 Postulanten ein frohes Fest gefeiert!
um glaubwürdig Zeugnis zu geben von der Botschaft „paz y bien, Frieden und alles Gute“ inmitten der Umstände, in denen das Land lebt, begierig danach, den bewaffneten Konflikten ein Ende zu setzen. Darüber hinaus setzt die Kustodie auf eine neue Präsenz ad experimentum in der Pfarrei „María Misionera“ in der Stadt Cali. Mit allen Mitteln sucht man nach Wegen, um die Ausbildung der neuen Generation an Brüdern finanziell zu unterstützen: man sieht sich einer großzügigen Antwort vieler junger Menschen gegenüber, die darauf warten, dem Ruf, unseren Lebensstil zu teilen, antworten zu dürfen. Der Orden sieht in unserer Kustodie eine viel versprechende Präsenz, weshalb man sich bemüht, dass das Noviziat des FALC in der nördlichen Zone in Medellín einen Sitz mit allen nötigen Ressourcen für die Ausbildung der künftigen Brüder bekommt. Über die Jahre der Präsenz unseres Ordens in Peru haben wir viel Segen empfangen. Deshalb danken wir für das Gute, das wir bekommen haben und bitten um die Kraft des Heiligen Geistes, um das Evangelium weiterhin verkünden zu können in unserem Land mit der Hoffnung auf den, der uns in all unserer Not tröstet (2 Kor 1,17). übersetzt von Br. Andreas Murk
Die Zahl der Interessierten am Ordensleben in Kolumbien steigt.
Zukunft voller Hoffnung Unter der Führung der Leitung unserer Kustodie und in Zusammenarbeit mit der Spanischen Mutterprovinz schauen wir in Kolumbien in eine Zukunft voller Hoffnung. Das „persönliche Projekt“ eines jeden Bruders hat zum Ziel, mit einfacher und großzügiger Hingabe die Projekte der Kustodie in den kommenden Jahren zu ermöglichen. Die Anstrengungen richten sich auf eine spirituelle Erneuerung unserer Niederlassungen,
Helfen Sie mit: Wir sind dankbar für alle Spenden zur Unterstützung der Missionsprojekte unseres Ordens: Vergelt‘s Gott! Bankverbindung: Provinz d. Franziskaner-Minoriten, Ordensapostolat, IBAN DE88 7509 0300 0003 0163 07 bei Liga Regensburg, BIC GENODEF1M05. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Spendenquittung aus (bitte Adresse angeben).
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n ac h r ic h ten VOLLES HAUS IM KLOSTER SCHÖNAU: Im Rahmen der regelmäßig vom Kloster Schönau und seinem Förderkreis veranstalteten Vorträge wurde Br. Thomas Freidel, Pilgerseelsorger am Sacro Convento in Assisi, eingeladen. Den Lesern unserer Zeitschrift ist er durch seine Freskenreihe vertraut. In Wort und Bild erläuterte er am 05. Februar 2015 den zahlreichen Gästen, fast 60 Personen waren der Einladung gefolgt, das Freskenprogramm der Basilika San Franceso. Br. Ludwig Moschel, Guardian, und Dr. Gerhard Köhler, Vorsitzender des Förderkreises, dankten Br. Thomas für seine kompetente Einführung, die vielleicht dem ein oder anderen Geschmack gemacht hat, selbst nach Assisi zu reisen. Br. Thomas steht gern als Ansprechpartner für Führungen in der Basilika zur Verfügung. E-Mail: assisi@franziskanerminoriten.de
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JAHR DER ORDEN: Das Jahr der Orden wurde am 1. Advent, dem 30. November 2014 im Vatikan eröffnet. Der Welttag des geweihten Lebens am 2. Februar 2016 wird das Jahr beschließen. Die Ordensgemeinschaften in Deutschland möchten dieses Jahr dazu nutzen, auf die Vielfalt des Ordenslebens in unserem Land aufmerksam zu machen. „Wir möchten dieses Jahr zur Begegnung mit den Menschen auch und gerade jenseits der Mauern unserer Klöster und der kirchlichen Grenzen nutzen,“ so die Deutsche Ordensobernkonferenz. Über Veranstaltungen unserer Klöster zum Jahr der Orden wird regional informiert.
FORTBILDUNG FÜR GUARDIANE. Vom 26.-28. Januar 2015 trafen sich die Guardiane der deutschen und einiger polnischen Minoritenklöster im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg zur jährlichen Fortbildung. Es ging darum, „richtig streiten zu lernen“. Referent war der Jesuit Hermann Kügler aus Leipzig, der den Brüdern das komplexe Thema anhand theoretischer Impulse und praktischer Überlegungen näher brachte. Die Fortbildung diente auch dem gegenseitigen Austausch und der brüderlichen Begegnung. Von Seiten der Ordensleitung nahm Br. Miljenko Hontić, Generalassistent aus Rom, an dem dreitägigen Treffen teil.
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Wir gratulieren Br. Bernhard Johannes Schulte im Vatikan (Pönitentiarie) zu 25 Priesterjahren am 19. Mai 2015 Br. Vicente Imhof in der Mission in Peru zu 25 Priesterjahren am 09. Juni 2015
Wir empfehlen Die Monatszeitschrift Sendbote des heiligen Antonius wird in Padua herausgegeben und weltweit versandt. Die Leser erwartet ein bunter Reigen an biblischen, spirituell-religiösen, gesellschaftlichen und praktischen Themen. Zu beziehen über das Ordensapostolat.
Ordensapostolat OFM Conv. Sorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebetsbundes tragen unsere Junioren im Stundengebet und in der Eucharistiefeier vor Gott. Werden auch Sie Mitglied, verbunden und getragen im Gebet. Mitgliedschaft und Aufnahmebestätigung sind kostenfrei. Franziskanischer Gebetsbund Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: gebetsbund@franziskanerminoriten.de www.franziskanischer-gebetsbund.de
Spenden für die Mission Heilige Messen Stipendium jeweils Euro 10,00 Wunderbare Medaille in Cellophanhülle mit zwei Gebeten, jeweils Euro 0,50 zzgl. Briefporto Sendbote des heiligen Antonius Monatszeitschrift im Jahres-Abo Euro 29,00
Ordensapostolat Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: ordensapostolat@ofmconv.de
Kurse im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg 12.06.-14.06.2015 Bibelseminar: Hiob mit Br. Christian Schmidberger 13.07.-25.07.2015 Ikonen schreiben (Anfängerkurs) mit Vater Chrysostomus Pijnenburg 17.07.-19.07.2015 Familienwochenende mit Br. Steffen Behr & Br. Mateusz Kotyło 20.07.-25.07.2015 Exerzitien: Leben auf der Spur mit Br. Leopold Mader 28.08.-30.08.2015 Lebens- und Glaubensschule mit Br. Leopold Mader 18.09.-20.09.2015 Tanzwochenende mit Elfriede Schneider & Beate Bendel 23.10.-25.10.2015 Bibliodrama-Wochenende mit Bärbel Koch
Info und Anmeldung: Klosterdorf 1 91443 Scheinfeld Telefon: 09162 92889-0 E-Mail: info@kloster-schwarzenberg.de
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Der glaubt wahrhaft, der durch Taten das 체bt, was er glaubt.
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Bartholom채us Agricola Bauer (1560-1621)
Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth
Franziskanergasse 7, 97070 W체rzburg Telefon: 0931 30901-0 www.franziskaner-minoriten.de
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