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franziskus
Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland
Über 80 Messdienerinnen und Ministranten treffen sich im Kloster Schwarzenberg Weitere Themen: Die Familienwallfahrt des Bistums Würzburg nach Assisi / Interview und Bericht zur Flüchtlingssituation / Meditation zu Ludwig von Toulouse / Fragen zum Ordensleben: Haben die Brüder eigentlich Urlaub? / Franziskaner-Minoriten in Kuba franziskus 3|2015
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Wo immer die Brüder sind und sich treffen, sollen sie sich einander als Hausgenossen erzeigen. Und vertrauensvoll soll einer dem anderen seine Not offenbaren. Und wenn einer von ihnen schwer krank werden sollte, dann müssen die anderen Brüder ihm dienen.
imp ress um
Franz von Assisi, Bullierte Regel 6,7-9
franziskus Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten in Deutschland Herausgeber: Franziskaner-Minoriten in Deutschland, Provinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, 97070 Würzburg Anschrift: Zeitschrift franziskus, Klosterdorf 1, 91443 Scheinfeld Bestellung: Sekretariat: Br. Andreas Murk, Elisabeth Bechmann Telefon: 09162 92889-0, Fax: 09162 448, E-Mail: zeitschrift@franziskaner-minoriten.de Bankverbindung: Zeitschrift franziskus, LIGA Würzburg, IBAN: DE35750903000103016404, BIC: GENODEF1M05 Statt eines festen Abonnementpreises bitten wir alle Bezieher zur Deckung der Unkosten um eine Spende von mindestens € 10,00 pro Jahr. 2 franziskus 3|2015
Liebe Leserin, lieber Leser, wir sind mitten in der Sommerzeit und damit auch in der Zeit unserer vielen Klosterfeste. Das Bild auf der linken Seite gibt schon einen kleinen Hinweis: Unsere Brüder in Würzburg zum Beispiel laden am Wochenende 18. und 19. Juli dazu ein, in Maria Eck steigt es am 26. Juli. In Blieskastel konnte das 10. Klosterfest im Juni schon gefeiert werden unter der Schirmherrschaft von Stephan Toscani, dem saarländischen Landesminister für Finanzen und Europa, ebenso der Schwarzenbergtag unter dem Thema „Jahr der Orden“. Zu einer „Wallfahrt der Generationen“ nach Assisi lud wiederholt das Bistum Würzburg in der Pfingstwoche ein. Mit sieben Doppeldeckerreisebussen machten sich die knapp 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, unter ihnen 200 Kinder und Jugendliche, aus dem ganzen Bistum auf den Weg. Mit drei Brüdern begleiteten wir diese fröhliche, beeindruckende und minutiös organisierte Reise, von der Br. Andreas Murk berichtet. Unter der Rubrik „Gemeinschaft mit Gesicht“ wird Ihnen Br. Gabriel Budau vorgestellt. Er ist als Seelsorger tätig im gerade erst erhobenen Pfarrverband „Heiliger Franz von Assisi“ im Chiemgau. Ein festlicher Kirchenzug und ein von mehreren Chören, einer Musikkapelle und einem Streichorchester gestaltetes Pontifikalamt des Weihbischofs von München und Freising Wolfang Bischof markierten das gute Zusammenwachsen der Pfarreien Grabenstätt, Erlstätt, Vachendorf und Bergen. Schwester Juliana Seelmann aus dem Kloster Oberzell berichtet im Interview mit Br. Martin Koch von ihrem konkreten Einsatz für Flüchtlinge. Weiterhin finden Sie in der vorliegenden Ausgabe des franziskus die bewährten Reihen von Br. Josef Fischer, der das Leben des Heiligen Ludwig von Toulouse betrachtet, von Br. Steffen Behr mit einer weiteren Antwort zum Ordensleben, die gerade auch in unsere Sommerzeit gut passt, und von Br. Thomas Freidel, der die Fresken aus unserer Basilika in Assisi sprechen lässt. Wir Franziskaner-Minoriten wünschen Ihnen eine anregende Lektüre des neuen franziskus und hoffen, weiterhin mit Ihnen verbunden zu bleiben über unsere Konvente, Bildungsangebote oder diese Zeitschrift. Pace e bene!
Br. Konrad Schlattmann Redaktionsmitglied
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r epor tage Bischof Friedhelm Hofmann bekommt ein Ständchen zum Namenstag gesungen: Vor der Basilika San Francesco warten der Würzburger Pilger, erkennbar an den roten Tüchern, auf ihren Bischof - und das dann spendierte Eis.
Gemeinsam auf dem Weg nach Assisi
Fotos: Ann-Christin Ladermann, Tobias Otto, Georg Ruhsert (POW)
In der Pfingstwoche organisierte das Bistum Würzburg eine Familienwallfahrt nach Assisi. Fast 500 Menschen fuhren in die Stadt unseres Ordensgründers, mit dabei auch drei Brüder aus unserer Gemeinschaft. Unsere Reportage berichtet von der Reise - und will ein wenig Appetit machen.
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Bischof Friedhelm Hofmann und Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither auf dem Weg durch Assisi.
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u den Pionieren von Pilgerfahrten nach Assisi ans Grab des heiligen Franziskus gehört sicherlich Br. Anselm Kraus aus unserer Ordensgemeinschaft, der seit Jahrzehnten vom Bildungshaus Kloster Schwarzenberg aus diese Angebote durchführt. In manchen Jahren hat er gleich mehrere solcher Fahrten angeboten – seit 1978 sind so an die 85 Touren zusammengekommen. Auf eine solch langjährige Assisi-Tradition kann das Bistum Würzburg zwar nicht zurückblicken, hat aber für seine Familienwallfahrt nach Assisi vom 25.-30. Mai die stattliche Teilnehmerzahl von 480 Pilgerinnen und Pilgern zusammenbekommen (120 Personen standen zusätzlich noch auf der Warteliste). Auf Einladung des Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann machten sich die Familien am Pfingstmontag auf den Weg nach Italien, mit an Bord auch drei Franziskaner-Minoriten: Br. Bernhardin M. Seither, Br. Martin Koch und Br. Konrad Schlattmann.
Angebote für die ganze Familie Nach einem festlichen Gottesdienst im Kloster Neustift bei Brixen in Südtirol auf der Hinfahrt erwartete die Teilnehmer/innen in und um Assisi ein altersgerechtes Programm an den franziskanischen Stätten. Rund um die Kapelle von San Damiano, wo Franziskus das wichtige Berufungserlebnis vor dem Kreuz erlebte, machten sich Jugendliche auf eine Entdeckungstour durch umbrische Olivenhaine. Überrascht konnten sie feststellen: Als eine Betreuerin eine Spieluhr an einem bestimmten Baum abspielen lässt und die Jugendlichen am unteren Teil des Baumes hören sollen, ist die Melodie - dank der Übertragung durch die Fasern im Stamm des Baumes - viel
In Rom freut sich Papst Franziskus über die zahlreichen unterfränkischen Pilger auf dem Petersplatz.
klarer als gewöhnlich. Wie unterschiedlich doch „Hören“ sein kann! Speziell auf Kinder abgestimmt war ein Angebot in der Friedenskapelle der Basilika San Francesco: hier lernten sie die Geschichte des blinden Bartimäus kennen. Speziell für Erwachsene wurden zum Beispiel Führungen durch die Basilika San Francesco angeboten, die in bewährter Manier von Br. Thomas Freidel, Pilgerseelsorger in Assisi, gehalten wurden. Dass den Bischof mit den Pilgern bald mehr verband als der Besuch franziskanischer Stätten und das Feiern von Gottesdiensten wurde wohl am Namenstag von Friedhelm Hofmann deutlich: Vor der Basilika wurde er mit einem stimmgewaltigen Ständchen überrascht und spendierte im Anschluss allen Kindern und Jugendlichen zum Dank ein Eis.
Von Franz von Assisi zu Franziskus nach Rom Höhepunkt der Familienwallfahrt war für viele der Ausflug nach Rom. Schon um vier Uhr morgens machte sich die Reisegruppe in sechs Bussen auf den Weg in die Ewige Stadt, um pünktlich zur Papstaudienz den Vatikan zu erreichen. „Besonders begrüßen möchte ich die Pilger aus dem Bistum Würzburg mit ihrem Bischof Friedhelm Hofmann!“ war der lang ersehnte Satz aus dem Mund von Papst Franziskus. Mit Jubelrufen und dem Schwenken ihrer roten Pilgertücher machten die unterfränkischen Pilger auf sich aufmerksam. Bereits zuvor, als Franziskus mit dem Papamobil durch die Reihen auf dem Petersplatz gefahren war, wurde geklatscht und gerufen – und ununterbrochen fotografiert. „Das war Gänsehaut-Feeling“, sagte die zwölfjährige Antonia aus Stammheim beeindruckt. Ihr Vater Stefan Ebert konnte sich da nur anschließen: „Es franziskus 3|2015
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Br. Martin Koch war einer der begleitenden Brüder aus Würzburg. - Bischof Friedhelm Hofmann lässt es sich nicht nehmen, das spendierte Eis auch noch selbst zu portionieren und über die Theke zu reichen.
war beeindruckend, den Papst so nah zu erleben.“ Auch für die Schwestern Sophia und Donata Bremer aus Würzburg war der Besuch der Generalaudienz ein einmaliges Erlebnis. „Nur schade, dass der Papst kein Deutsch gesprochen hat“, waren sich die beiden einig. Die guten Plätze „fast in der ersten Reihe“ hätten aber alles wieder ausgeglichen. Ganz nah an den Papst heran kam der Würzburger Bischof: Er konnte im Anschluss an die Audienz einige persönliche Worte mit dem Bischof von Rom wechseln.
Positives Fazit von der Wallfahrt Nach knapp einer Woche war die Familienwallfahrt der Diözese auch schon vorbei - und unser Provinzialminister Br. Bernhardin voll des Lobes. Dass gleich drei Brüder bei der Wallfahrt mitfuhren und mit Br. Thomas in Assisi ein vierter deutschsprachiger Minorit präsent war, hat sich seiner Meinung nach gelohnt: „Durch unsere sehr enge Personaldecke werden wir immer unbekannter. Früher gingen die Brüder hinaus auf Termin zum Betteln oder zur Aushilfe. Das fällt immer mehr aus. Hier bei der Wallfahrt kamen wir mit Familien aus den verschiedensten Regionen unseres Bistums in Kontakt. Da entstehen Beziehungen! Ich habe kurz nach der Wallfahrt schon ein Ehepaar in unserem Kreuzgang getroffen. Sie waren zwar schon öfters hier, auch zum Beichten, aber jetzt haben unsere Kirche und Kloster noch einen viel höheren Stellenwert, weil sie konkrete Gesicher und Erlebnisse damit verbinden.“
Minoritische Bischofsfahrer Und da, wer eine Reise tut, auch etwas zum Erzählen hat, darf eine Anekdote von Br. Bernhar6
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din hier nicht fehlen: „Br. Konrad und ich sind dann überraschend auch noch Bischofsfahrer geworden. Ich war ja mit dem Auto nach Assisi gekommen. Und weil Bischof Friedhelm Probleme mit dem Busfahren hat, habe ich angeboten, dass er mit uns fahren kann. Auf der Rückfahrt von Rom nach Assisi sind wir in den Feierabendverkehr der Hauptstadt gekommen. Stau ohne Ende und ziemlich eigensinnige Römer am Steuer. Irgendwann gab es nur noch eines: so fahren wie die Römer, d. h. bei Rot über die Ampel, mal rechts, mal links,… und dann noch einen Bischof im Auto. Aber es verging keine Minute ohne Gelächter, ohne Spaß – ich konnte am Ende gar nicht glauben, dass wir zweieinhalb Stunden im Stau gestanden hatten!“ Br. Andreas Murk
Falls unser Bericht Ihr Reisefieber geweckt hat, und Sie eine Fahrt nach Assisi planen, hilft Br. Thomas Freidel, unser Pilgerseelsorger vor Ort, gerne bei der Planung, vor allem bei der Organisation von Führungen und Gottesdiensten in der Basilika San Francesco. Für interessierte Gruppen bietet er auch Gesprächsrunden zu franziskanischen Themen an. Zwei weitere deutschsprachige Brüder stehen für Eucharistiefeiern und den Empfang des Bußsakramentes zur Verfügung.
Kontakt:
Br. Thomas Freidel OFM Conv. Sacro Convento, Piazza San Francesco, 2 I-06081 Assisi (PG) Telefon: +39-075-8190029 Handy: +39-3922-831099 E-Mail: assisi@franziskaner-minoriten.de
gemeinschaft mit gesicht Br. Gabriel Budau
Ein rumänischer Jeck
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ls ziemlich prägend dürfte man die erste Kaplansstelle von Br. Gabriel Budau in Köln bezeichnen. „Du wirst dich schon zurecht finden“, lautete die Ermutigung des damaligen deutschen Provinzialministers, der den frisch geweihten, aus Rumänien kommenden Br. Gabriel in die Domstadt am Rhein schickte. Und er sollte Recht behalten. Zu seinen mit der Zeit zunehmenden Aufgaben in der Seelsorge gehörte dann auch die Betreuung eines Gebetskreises für Junge Erwachsene. Jeden Dienstagabend trafen sich die Jugendlichen zum Lobpreis und fuhren schließlich 2011 zum Weltjugendtag nach Madrid. „Der Kölner Karneval“, so schwärmt Br. Gabriel, „der hat es mir dann doch angetan. Ich habe gerne an Prunksitzungen teilgenommen, ohne aber selbst aufzutreten.“ Eine Voraussetzung hätte er gehabt: seine Leidenschaft für die Gitarre. Die nutzt er jedenfalls nur, um Gebetsabende oder Taufen musikalisch zu bereichern. Inzwischen lebt Br. Gabriel in der Niederlassung der rumänischen Brüder im oberbaye-
rischen Bergen. „Das war ein starker Kulturschock für mich, von Köln an den Chiemsee. Doch die Bergener haben mich leicht und schnell aufgenommen“, berichtet er dankbar. Vielleicht auch deshalb, weil traditionelle Trachtenkleider ein Bayern und Rumänien verbindendes Element sind. Als er seinen Franziskaner-Habit gegen eine rumänische Tracht eintauschte, wurde er wenig später zum Ehrenmitglied des örtlichen Trachtenvereins gekürt. Doch: „Die Karnevalslieder habe ich noch nicht vergessen.“ Und so führte er 2012 in dieser dem Rheinischen ganz fremden Kultur Büttenpredigten am Karnevalssonntag ein. „Das kommt an!“ Im Juni dieses Jahres wurden die Gemeinden, die Br. Gabriel mit seinen rumänischen Mitbrüdern betreut, offiziell zum „Pfarrverband Hl. Franz von Assisi“ erhoben. „Die Idee für diesen Namen kam nicht von uns Brüdern, sondern von der Pfarrei. Wir freuen uns, dass auch auf diese Weise die große Verbundenheit unserer Gemeindemitglieder mit uns zum Ausdruck kommt.“ Und das nicht nur bei Trachtenumzügen. Br. Konrad Schlattmann franziskus 3|2015
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in ter view
Sr. Juliana mit einer Kollegin während der Sprechstunde in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge in Würzburg.
Als Krankenschwester für Flüchtlinge im Einsatz Schwester Juliana Seelmann, Jahrgang 1983, absolivierte nach dem Abitur eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Von 2007 bis 2008 war sie als Missionarin auf Zeit in Tabankulu, Südafrika. Im Januar 2015 legte sie in der Gemeinschaft der Oberzeller Franziskanerinnen die Ewige Profess ab. franziskus: Sie betreuen durch Ihre Gemeinschaft Flüchtlinge hier in Würzburg. Können Sie uns einen kurzen Überblick über diese Arbeit geben? Sr. Juliana: Von Beruf bin ich Krankenschwester und bin über einen Gestellungsvertrag in der Missionsärztlichen Klinik beschäftigt. Die Missionsärztliche Klinik, genauer die Tropenambulanz unter Leitung von Prof. Stich, engagiert sich
seit 2008 in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber. Konkret sieht es so aus, dass in der Gemeinschaftsunterkunft ein medizinisches Sprechzimmer ist, in dem Krankenschwestern, Ärzte, Medizinstudenten und Ehrenamtliche tätig sind. Dieses Arztzimmer ist von Montag bis Freitag von 9.30-16.00 Uhr geöffnet und alle können ohne bürokratische Hürden zu uns kommen. Am Vormittag ist eine Krankenschwester, eine meiner Kolleginnen oder ich selbst, anwesend, und die Patienten kommen mit allen Anliegen, die sie haben. Wir hören zu, sind einfach da und kümmern uns um die medizinische Versorgung. Manches kann ich als Krankenschwester alleine lösen. Wenn ein Arzt gebraucht wird, gebe ich dem Patienten einen Termin in der Nachmittags-
Klösterliche Heimat für junge Flüchtlinge Über 50 Millionen Menschen befanden sich im Jahr 2014 auf der Flucht – vor Hunger, Terror, Krieg und Gewalt. Etwa 200.000 Flüchtlinge haben in Deutschland einen Antrag auf Asyl gestellt. In vielen Städten und Gemeinden werden Unterkünfte für ihre Unterbringung zur Verfügung gestellt. Übergangsweise haben auch in unserem Konvent in Würzburg bis zu 21 Flüchtlinge Unterkunft gefunden: im Januar 2015 sind die ersten 16 unbegleiteten Jugendlichen eingezogen, alle zwischen 15 und 17 Jahren mit zum Teil schrecklichen Fluchterfahrungen, die sie mit schweren Traumata zurück gelassen haben. Ein8
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sprechstunde. Es kommt viermal die Woche ein Allgemeinarzt, einmal die Woche ein Kinderarzt. Die weiteren Aufgaben sind vielfältig: Das ist zum Beispiel die Blutzuckerkontrolle bei einem Diabetiker, das Richten von Medikamenten für eine ältere Frau, ein Verbandswechsel, die Terminvereinbarung bei einem Facharzt oder eine Befundnachfrage, Kontakte zu Anwälten oder ganz einfach nur ein Gespräch. Es geht um Beziehung, darum, Vertrauen zu schaffen, damit Menschen, die auf der Flucht waren und vielleicht auch noch sind, ankommen können, einen Ort finden, wo sie einfach willkommen sind.
haben. Sie können das oft erst, wenn sie sich sicherer fühlen. Und mich motiviert ein Zitat von Simone Weil, in dem sie davon schreibt, dass die Entwurzelung die gefährlichste Krankheit der menschlichen Gesellschaft ist und die Verwurzelung vielleicht das wichtigste und meistverkannteste Bedürfnis der menschlichen Seele. Einen Ort schaffen, wo für einen Moment oder auch für längere Zeit, Verwurzelung möglich ist, wo neue Heimat zu finden ist, das motiviert mich.
Welche innere Motivation bewegt Sie zu dieser Arbeit? Sr. Juliana: Meine Motivation ist, dass ich wenn auch nur einigen wenigen - Menschen, die auf der Flucht waren, eine Hand reichen kann, einen Ort bereiten, an dem sie willkommen sind, sich gehört fühlen und Vertrauen fassen. Oft berichten Menschen erst nach langer Zeit von ihren schlimmen und schweren Erfahrungen, die sie auf der Flucht oder in ihrer Heimat gemacht
Was können Sie unseren Lesern raten, die überlegen sich ebenfalls in der Flüchtlingshilfe zu engagieren? Sr. Juliana: Ich wünsche mir, dass viele sich auf den Weg machen und Menschen auf der Flucht willkommen heißen, in welcher Form von Engagement auch immer, die Möglichkeiten sind ja vielfältig. Mein Rat oder vielmehr Wunsch ist, dass sie die Menschen, die hier ankommen, beschenken mit dem Geschenk der Gastfreundschaft und sich selbst beschenken lassen von dem Reichtum, den die Menschen mitbringen und teilen möchten.
stimmig hatte der Konvent kurz vor Weihnachten letzten Jahres auf Bitten der Provinzleitung entschieden, den Flüchtlingen eine vorübergehende Heimat zu geben – eine „Sternstunde“, wie Guardian Br. Josef Bodensteiner meint. Denn immerhin mussten drei Brüder sehr kurzfristig ihre bisherigen Zimmer räumen, damit für die Flüchtlinge aus Somalia, Äthiopien, Sierra Leone, Eritrea, Libyen und dem Irak zusammen hängende Flächen zur Verfügung gestellt werden konnten. Das Miteinander funktioniert inzwischen gut und jahrelang kaum genutzte Wohnflächen sind mit neuem Leben erfüllt. Andreas Halbig, der als Direktor des Würzburger Caritas-Don-Bosco-Berufsbildungswerks für die Organisation des Projekts zuständig ist, ist „sehr glücklich über die unbürokratische und flexible
Unterstützung“: „Das zeigt einmal mehr die reibungslose Zusammenarbeit kirchlicher Institutionen in Zeiten menschlicher Not.“ Ende August sollen die Flüchtlinge dann in ein vom Bistum Würzburg zur Verfügung gestelltes ehemaliges Studentenwohnheim umziehen. Bis dahin beginnt ihr Tag morgens um 6.30 Uhr mit dem Frühstück, gefolgt vom Sprachunterricht ab 8.00 Uhr im benachbarten Priesterseminar. Bis 13.00 Uhr wird Deutsch gelernt, die Grundlage einer selbständigen Zukunft in Deutschland. Am Nachmittag stehen dann Freizeitangebote, Behördengänge und Sport auf dem Programm – immer mit dem Ziel, möglichst viel Normalität zurück zu gewinnen. Dazu soll auch die Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch pädagogische Fachkräfte beitragen. franziskus 3|2015
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meditation
Kurzes Leben zwischen Krone und Mitra Zwei miteinander verwandte heilige Ludwigs sind in der katholischen Kirche bekannt. Der berühmtere ist wohl Ludwig IX. von Frankreich (1214-1270) mit seinem Gedenktag am 25. August. Schon am 19. August erinnert die Kirche an den heiligen Ludwig von Toulouse, den Großneffen des anderen heiligen Ludwigs. Br. Josef stellt seinen Lebensweg vor. Im Todesjahr des heiligen Bonaventura 1274 wird Karl II. von Anjou, König von Neapel/Sizilien, und Maria von Ungarn ein zweiter Sohn geschenkt, den sie auf den Namen Ludwig taufen lassen. Das Kind ist Großneffe des heiligen Königs Ludwig von Frankreich, dem Patron des Dritten Ordens (heute: OFS); seine Mutter ist die Nichte unserer Provinzpatronin Elisabeth von Thüringen. Die ersten Lebensjahre verbringt der Prinz bei Salerno und dann in der Provence unter der Obhut der Familie. Vierzehnjährig muss er mit zwei seiner Brüder in Geiselhaft des Königs von Aragonien. Die Gefangenschaft dauert sieben Jahre. Zu einer wichtigen Station wird die letzte Etappe des Zwangsaufenthalts in Barcelona mit Zugang zu Wissenschaft und Studium nach Jahren der Abschotttung. Zur Entfremdung von Familie und freiem Lebenswandel gehören für den Königssohn auch die Schikanen eines Aufsehers, der ihm nur minimalen Spielraum für persönliches Gebet lässt, z. B. in den Nachtstunden. Während seines „Exils“ werden vier Franziskaner in seinem allernächsten Umfeld (u. a. Beichtvater Br. Francois Brun, Lehrer Br. Raymond Gauffridi) zu verlässlichen Weggefährten, die bis zu seinem Tod in unmittelbarer räumlicher Nähe bleiben werden. Sie lehren ihn eine andere Freiheit, „souverän in Ketten“ zu werden. Es gibt höchste innere Freiheit durch Bindung an 10
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den „Altissimo“, den Höchsten, wie Franziskus betet. Und den der Poverello von Assisi zugleich erfährt als „Maßhalten“ auf dem La Verna, dem Berg der Stigmatisierung! Mystik und Askese wurzeln beide im Geheimnis des dreieinen Gottes. Die Auseinandersetzung mit den Armutsidealen von Br. Petrus Johannes Olivi, den die Spiritualen wie einen Heiligen verehren, führt den Prinzen mit dem Lilienbanner zu einem einfachen Lebensstil. In Barcelona gewinnt Ludwig die Entschiedenheit zum Verzicht auf das vom Papst angebotene Bistum Lyon und zum Nein zur königlichen Krone nach dem Tod seines älteren Bruders Konrad. Nach seiner Freilassung 1296 wird der Prinz seine Familie enttäuschen und ihre machtpolitischen Spiele nicht wie erwartet mitspielen. Die Ereignisse überschlagen sich im ersten Jahr der „Freiheit“: Priesterweihe im Mai 1296, Ringen um das Zusammen von franziskanischer Berufung und Drängen durch die Kirche zur Übernahme des Bischofsamtes, Einkleidung und gleichzeitig Ewige Profess an Weihnachten in den Händen des Generalministers, Bischofsweihe fünf Tage später, Dienstantritt in der Diözese Toulouse. Ludwig reist zuerst nach Paris und hält Disputationen an der Universität. Er versucht, konfliktreiche Situationen in der katalonischen Kirche zu schlichten und setzt den Schwerpunkt seiner Pastoral auf die Caritas.
Fresko des Künstlers Simone Martini mit einer Darstellung des hl. Ludwig von Toulouse, etwa 20 Jahre nach dessen Tod vom leiblichen Bruder in Auftrag gegeben.
Der Anfang des Hirtendienstes wird jäh gestoppt durch ein 14-tägiges Krankenlager nach einer Messe, wo sich der TBC-kranke Bischof verkühlt hat. Er stirbt auf dem Weg nach Rom in Brignoles/Provence am 19. August 1297. 23 Jahre jung bei seinem Tod - früh vollendet wie seine Verwandte Elisabeth! Er kann keine großen Lebensleistungen vorweisen, oder doch? Sein Wunsch am Lebensende zeigt seine franziskanische Verwurzelung: er will bei den Mitbrüdern in Marseille begraben sein. Am 7. April 1317 wird er von Papst Johannes XXII. heiliggesprochen und 1433 in der Kathedrale von Valencia beigesetzt. Vieles trennt uns von diesem unbekannten Heiligen aus der Frühgeschichte der franzis-
kanischen Bewegung - nicht nur der zeitliche Abstand, auch die sozialen und religiösen Umstände! Dieser Ludwig steht deutlich im Schatten des anderen „Bruders auf dem Thron“ Ludwig IX., dessen Namenstag am 25. August ist. Dennoch lassen sich meines Erachtens auch in seinem kurzen Werdegang geistliche Botschaften für uns heute ablesen. Da gibt es die Anregung zur Überlebensstrategie, die Bildung heißt, auch für das Bestehen der Engpässen im Leben heute. Bei Ludwig von Toulouse war es der „Käfig“ der Geiselhaft, in dem gerade in der Einschränkung der Freizügigkeit und dem Schmerz der Fremde eine innere Freiheit reifte. Nicht nur aufgrund eigener Willenskraft, sondern gerade auch mit einer Handvoll treuer christgläubiger Menschen als Wegbegleiter, ist er nicht zerbrochen. Ferner geht es auch heute um die Frage, wie geistliche Würdenträger ihre Person durch das Amt hindurch bringen und ihre Persönlichkeit darin nicht verbiegen. Papst Franziskus liefert dafür ein gutes Beispiel. Auch wir haben im Orden einige Mitbrüder Bischöfe, die ich als durchgängig authentisch vor und nach der Erwählung zum Bischof erleben darf. Weiterhin gibt die Herausforderung eines „relativen Umgangs mit Erfolg“ auch im kirchlichen Leben. Was im Reich Gottes zählt, ist nicht das Aufzählbare an Lebensleistungen, sondern die Transparenz für die Transzendenz. Das heißt: dem wahren Licht Raum zu geben, von dem alle bleibende Ausstrahlung ausgeht. „Jeder Tag ist ein Tag deines Lebens, ob er glücklich wird, hängt nicht so sehr von den äußeren Umständen ab, als vielmehr von der Durchlässigkeit für das innerste Licht deines Wesens.“ (Romano Guardini) Das ist dann keine Frage eines langen Lebens. Br. Josef Fischer franziskus 3|2015
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fragen zum ordensleben Br. Steffen Behr gibt Antwort
Haben die Br端der eigentlich Urlaub 12
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roßer Beliebtheit erfreut sich „Urlaub im Kloster“. Immer mehr Menschen wollen für eine begrenzte Zeit diese Erfahrung einmal machen. Doch wie machen die Brüder Urlaub bzw. haben sie überhaupt Urlaub? Ordensangehörige von streng klausuriert lebenden Gemeinschaften wie z. B. Karmelitinnen oder Kartäuser fahren aufgrund der „stabilitas loci“ - der Beständigkeit des Ortes - nie in den Urlaub. Doch im Gegensatz zu ihnen haben wir Franziskaner-Minoriten durchaus auch Urlaubstage. Die Brüder kommen wieder erholt und frisch zurück und können von vielen Erlebnissen und Begebenheiten im Urlaub erzählen. Es ist für Körper und Geist erfrischend, einen Ortswechsel und etwas Abstand vom Alltag zu bekommen, um zu regenerieren und neue Kräfte zu sammeln. Es ist oft sehr erholsam, sich aus dem gemeinsamen Tagesablauf einer Gemeinschaft auszuklinken und den Tag nach eigenen Wünschen zu gestalten, beispielweise mit Ausflügen, Wanderungen, Faulenzen oder Fahrradtouren. Das Spektrum der Urlaubsgestaltung ist wahrscheinlich genauso vielfältig wie die Brüder unterschiedlich sind. Normalerweise haben wir Brüder 27 Tage Urlaub. Da die Wochenenden mit dazu zählen, kommt man auf knapp vier Wochen Jahresurlaub. Für diese Zeit erhalten die Brüder ein Verfügungsgeld, das aus dem Gemeinschaftstopf finanziert wird. In diese gemeinsame Klosterkasse fließt alles, was die Brüder im Rahmen ihrer Beschäf-
tigung im Kloster oder außerhalb erwirtschaften. Die Höhe des Urlaubsgeldes ist im Normalfall so, dass man keine großen Sprünge damit machen kann. Deshalb fahren viele Brüder zu ihren Familien nach Hause oder besuchen Freunde. Oft machen wir auch Urlaub in anderen Klöstern unseres Ordens, manchmal auch im Ausland. Freilich liegt ein Großteil der Verantwortung, wie jeder Bruder seine freien Tage gestaltet, bei ihm selbst, und er muss gewissenhaft entscheiden, was zu unserem Lebensstil als Franziskaner-Minoriten passt. In der gemeinschaftlichen Ordnung geregelt ist allerdings zum Beispiel die Frage nach dem Fortbewegungsmittel. So dürfen wir Brüder ein Auto nur mit vorausgehender Erlaubnis unseres Oberen mit in den Urlaub nehmen. Normalerweise fahren wir also mit der Bahn. Bei Reisen ins Ausland muss der Provinzialminister, der Verantwortliche für alle Klöster in Deutschland, um Erlaubnis gefragt werden. Natürlich dürfen auch unsere Mitbrüder, die als Missionare im Ausland tätig sind, regelmäßig Urlaub machen und in ihre Heimat reisen. Aufgrund der Entfernungen machen sie ihren Urlaub jedoch in größeren Abständen und dann meist für zwei bis drei Monate. In der Heimat erwartet sie aber nicht selten ein strammes Programm: Sie halten beispielsweise Vorträge in Gemeinden, die regelmäßig ihre Arbeit unterstützen. Somit müssen unsere in der Mission tätigen Brüder darauf achten, dass ihr Urlaub nicht eine verlängerte Arbeitszeit wird.
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fr es ko
Die Botschaft der Bilder Einblicke in die Basilika San Francesco
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In dieser Reihe erschließt Br. Thomas Freidel die Fresken aus der Basilika San Franceso in Assisi. Er versucht die Botschaft der Bilder lebendig werden zu lassen. Dabei schreibt er für unsere Leserinnen und Leser gewissermaßen mit Informationen aus erster Hand: als Seelsorger für deutschsprachige Pilger und Touristen ist Br. Thomas seit einigen Jahren in Assisi und steht Gästen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Foto: Stefan Diller, www.assisi.de
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ie heutige Bildbetrachtung führt uns das letzte Fresko des Passionszyklus in der Unterkirche vor Augen. Das klingt allerdings etwas übertrieben, denn dieses Bild hat mehr als alle anderen unter dem Einbau der Seitenkapellen zu Beginn des 14. Jahrhundert gelitten. Da außer den Fragmenten einer Gebäudearchitektur und der Schulterpartie einer Person nichts Konkretes erkennbar geblieben ist, tat sich die Forschung lange Zeit schwer mit der Identifizierung der abgebildeten Szene. Erst in jüngerer Zeit, befördert auch durch die unermüdliche Forschungstätigkeit meines Vorgängers Br. Gerhard Ruf, kam man übereinstimmend zur Gewissheit, dass es sich um die österliche Episode der Mahlgemeinschaft der Jünger mit dem Auferstandenen in Emmaus handelt. Die Schulter des an einem Tisch sitzenden Mannes und ein darauf liegendes Brot sind bei genauer Prüfung erkennbar. Wenn also der Pilger den Weg vom Eingang der Basilika durch das Langhaus gegangen ist, entlang der Bilder, die ihm die Passion Christi und das christusähnliche Zeugnis des Franziskus verdeutlicht haben, erblickt er nun, direkt vor seinem Ziel, dem Hauptaltar der Unterkirche mit dem darunterliegenden Grab, die beiden letzten Fresken vom Sterben des hl. Franziskus (vgl. Betrachtung im Heft 2/2015) und der Szene des Mahls von Emmaus. Die Darstellung des Todes des Heiligen mag die Gedanken der Betrachter auch auf das eigene Sterben gelenkt haben: Ja, auch mein Leben wird irgendwann einmal zu Ende gehen, vielleicht schneller und anders, als ich es mir wünsche oder erwarte - und diese Gedanken waren dem mittelalterlichen Menschen noch näher als uns heutigen. Welche Botschaft will die Kirche mir hierzu sagen, gerade an einem Ort wie hier, am Grab ei-
nes Menschen, den sie als leuchtendes Beispiel der Nachfolge Jesu vor Augen stellt? Die Antwort hierauf gibt nun gerade dieses so stark beschädigte Werk des Franziskusmeisters, wie wir den Schöpfer dieser ältesten Fresken der Basilika mangels genauer Namensüberlieferung nennen. Die Jünger erkennen beim Mahl in Emmaus den Auferstandenen in ihrer Mitte, und rückblickend wird es ihnen klar: „Musste nicht der Messias all das erleiden, um so in seine Herrlichkeit zu gelangen?” (Lk 24,26) Im rückblickenden Bedenken der Ereignisse wird ihnen bewusst, dass es so kommen musste. Dass der, der als Sohn Gottes in die Welt kam und sich hingegeben hat für die Menschen, um ihnen die bedingungslose Liebe Gottes zu zeigen, dass der nicht im Tod bleiben konnte, dass sich also erfüllen sollte, was er ihnen zuvor verkündet und dann auf dem Weg nach Emmaus nochmals vertiefend gedeutet hat. Der Glaube an die Auferstehung wird zur Gewissheit unter den Jüngern Jesu, die Sache Jesu gerät dadurch nicht in Vergessenheit, sie bleibt lebendig bis heute. So darf es auch der Betrachter der Fresken in San Francesco an dieser Stelle sich wieder neu zusagen lassen: Auch ich bin erlöst und befreit durch die Liebe Gottes, die stärker ist als der Tod. Auch ich habe jetzt schon Anteil am ewigen Leben durch die Gemeinschaft mit Christus in der Taufe. Sein Diener Franziskus hat in einzigartiger Weise diesen Osterglauben durch sein Leben verkündet. Deshalb soll gerade sein Grab für jeden, der es besucht, zum Ort des Lebens werden, zum Ort der Hoffnung und Zuversicht. Der Ort des Grabes wird Ort des Lebens, das ist Sinn und Botschaft des Grabes des hl. Franziskus, vergegenwärtigt in Architektur und Malerei. Br. Thomas Freidel franziskus 3|2015
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w eltw eit In der Klara-Kirche in Kubas Hauptstadt Havanna sind Gläubige zum Gottesdienst versammelt.
Hier betreuen die Minoriten außerdem die FranziskusKirche und bilden junge Brüder für den Orden aus.
Franziskaner-Minoriten in der Karibik Mit den Worten „Wenn der Papst weiter so redet, dann fange ich früher oder später wieder an zu beten und trete wieder der katholischen Kirche bei.“ wird Kubas Staatspräsident Raúl Castro nach einem Besuch bei Papst Franziskus im Vatikan zitiert. Nun erwidert das Kirchenoberhaupt den Besuch: Im September 2015 besucht der Papst Kuba. Br. Silvano Castelli, der in Kuba für unseren Orden verantwortliche Obere, berichtet über die dortige Situation der Kirche und des Ordens. Kubas Christen sind in Feierstimmung: Es ist für sie eine außergewöhnliche Ehre, dass mit dem Besuch von Papst Franziskus bereits der dritte Papst in Folge während der letzten 17 Jahre die karibische Insel bereist. Vom 19.-22. September 2015 besucht das Oberhaupt der römischkatholischen Kirche die Karbikinsel. Die Kirche Kubas hat als Motto des Papstbesuches den Slogan „Botschafter der Barmherzigkeit“ gewählt, ein Satz, der das Wirken von Papst Franziskus zusammenfasst und der an das „Jahr der Barmherzigkeit“ erinnert, das er für das kommende Kalenderjahr ausgerufen hat.
Die Kirche in Kuba Die Kirche, auf die Papst Franziskus in Kuba treffen wird, ist von einer großen Dynamik geprägt und von einer unübersehbaren Öffnung. Sie ist eine zahlenmäßig kleine Kirche, aber eine, die die „Gnade des Anfangs“ erlebt. Es ist fast so, als wäre sie gerade aus den Katakomben heraus gekrochen, um Schritt für Schritt in die Gesellschaft einzutreten, in neuer Zusammenarbeit mit dem Staat zum Wohl des Volkes. Es gibt heute schon soziale Projekte, die von der Kirche geleitet werden – etwas, das vor Jahren noch absolut undenkbar schien. Es besteht die Möglichkeit, sich öffentlich zu seinem eigenen Glauben zu bekennen. Christsein ist nicht länger ein Hinder16
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nis, bedeutende gesellschaftliche Positionen zu bekleiden.
Franziskaner-Minoriten auf der Insel Unsere Präsenz in Kuba beginnt unmittelbar nach dem Besuch von Johannes Paul II. und dank seiner speziellen Einladung an uns, nachdem er von der Regierung die Erlaubnis erhalten hatte, neue Priester in das Land schicken zu dürfen, insbesondere Mitglieder von Ordensgemeinschaften. Bis dahin galt folgende Regelung: Etwa 100 Priester durften auf der Insel sein. Die Einreise eines neuen Priesters wurde nur gestattet, wenn er als Ersatz für einen anderen kam. In Folge der Anfrage von Johannes Paul II. hat unsere Ordensleitung sofort einen Ortstermin in Kuba organisiert und einen Kontakt zu den offiziellen Autoritäten hergestellt, um eine Gruppe von drei Brüdern nach Kuba schicken zu können. Nachdem diese Dinge geklärt waren, hat man sich unmittelbar daran gemacht, dieses Projekt in die Tat umzusetzen: Vorgesehen war, die Gemeinschaft in der Diözese von Matanzas, einer der ärmsten im ganzen Land, anzusiedeln. Die erste Gemeinschaft wurde also im November 2001 gegründet. Sie übernahm die Verantwortung für eine Pfarrei mit 30.000 Gläubigen. Neben dem pastoralen Einsatz wartete auf die Brüder noch eine weitere Herausforderung: Sie
Katechesen, in denen Kinder an den Glauben herangeführt werden, spielen eine wichtige Rolle.
Die Kirche St. Petrus in der Diözese von Matanzas: nach der Renovierung zum nationalen Denkmal erhoben.
hatten sich um die Renovierung einer ihrer „neuen“ Kirchen zu kümmern, die sich in desaströsem Zustand befand. Diese Arbeit wurde aber schließlich sogar von der Regierung gewürdigt: Die Brüder erhielten einen nationalen Preis für die gelungene Renovierung, und die Kirche, die dem heiligen Petrus geweiht ist, wurde zum nationalen Denkmal erhoben.
Minoriten, präsent sein. Heute arbeiten die drei Gemeinschaften mit anderen Orden eng zusammen. Auch die Akzeptanz von Seiten der lokalen Behörden war durchweg eine positive und, so müssen wir anerkennend feststellen, es entstand auch eine konstruktive Mitarbeit. Wir konnten viele Dinge bewerkstelligen, vor allem Renovierungen – immer in Zusammenarbeit mit dem Staat und auch mit staatlicher Unterstützung. Während wir nun auf den Besuch von Papst Franziskus warten, der ohne Zweifel Begeisterung hervorrufen wird, zählt unsere kleine franziskanische Familie auf eine kleine Gruppe von jungen Leuten, die uns mit Hoffnung in die Zukunft blicken lassen. Dazu gehören vier Brüder mit Einfacher Profess, zwei Postulanten und einige Interessenten, die wir auf ihrem Weg begleiten, damit sie hinsichtlich ihrer möglichen Berufung zum Ordensleben sicherer werden. Wir sind überzeugt davon, dass sich sowohl für die Kirche in Kuba als auch für unseren Orden eine strahlende Zukunft abzeichnet. Es braucht nur ein wenig Geduld und den festen Willen, weiter zu gehen und nach vorne zu blicken. übersetzt von Br. Andreas Murk (Eine ausführliche Fassung des Artikels finden Sie in der September-Ausgabe des „Sendboten des hl. Antonius“.)
Auf der Suche nach Berufungen Von Beginn an dachten die Brüder auch an die weitere Zukunft in Kuba: vor allem unter den Jugendlichen wollten sie den Gedanken an eine franziskanische Berufung wecken. Nach einigen Jahren konnte man schon ein zweites Kloster eröffnen, das sich vor allem dieser Aufgabe annahm. Der Ort dafür konnte nur die Hauptstadt Havanna sein: ausschließlich dort gibt es ein Ausbildungszentrum für künftige Ordensleute und Priester. Diese Ausbildungskommunität wurde im Jahr 2009 mit der Aufnahme der ersten jungen Kubaner gegründet. Neben der Ausbildung kümmert sich die Gemeinschaft in Havanna um die Liturgie in der wunderschönen Kirche St. Franziskus im historischen Stadtzentrum und hilft in der Pfarrei St. Klara.
Hoffnungsvoller Blick nach vorne Die Gründung von Niederlassungen in Kuba hatte ursprünglich drei Ziele: Man wollte der Kirche vor Ort helfen – was man bis heute durch die Seelsorge in insgesamt vier Pfarreien tut; man wollte den Orden in einem Land etablieren, wo er noch nie Fuß gefasst hatte – was bis heute durch die Ausbildung junger Brüder geschieht; und neben den Franziskanern und den Kapuzinern, die schon auf der Insel waren, sollte auch der dritte franziskanische Männerorden, die Franziskaner-
Helfen Sie mit: Wir sind dankbar für alle Spenden zur Unterstützung der Missionsprojekte unseres Ordens: Vergelt‘s Gott! Bankverbindung: Provinz d. Franziskaner-Minoriten, Ordensapostolat, IBAN DE88 7509 0300 0003 0163 07 bei Liga Regensburg, BIC GENODEF1M05. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Spendenquittung aus (bitte Adresse angeben).
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Foto: Hans Hurth
TREFFEN JUNGER BRÜDER: Wie jedes Jahr waren auch in der diesjährigen Osterwoche die jungen Brüder unserer mitteleuropäischen Provinzen zur „Juniorenwoche“ eingeladen. Gastgeber war dieses Mal die slowenische Provinz im malerischen Piran. Aus Deutschland nahmen Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither und der Sekretär für die Ausbildung im mitteleuropäischen Bereich, Br. Josef Fischer teil. Neben den inhaltlichen Programmpunkten zur Ordensgeschichte und zum „Jahr der Orden“ lag der Schwerpunkt auf der brüderlichen Begegnung und dem gegenseitigen Kennenlernen. Überrascht wurden die Brüder in unserem Konvent Ljubljana von unserem Generalassistenten Br. Miljenko Hontić und einer spontanen musikalischen Klaviereinlage (siehe Foto).
MINORITEN-MINIS-TREFFEN: Bereits zum 5. Mal hat unser Team „Jugendpastoral“ Ministrantinnen und Messdiener aus unseren Klöstern und Pfarreien in Deutschland zum „Minoriten-Minis-Treffen“ eingeladen. Vom 08.-10. Mai trafen sich über 80 Minis, ihre erwachsenen Begleiter und einige Brüder um sich ein Wochenende lang mit dem Thema „Kirche. Mittendrin statt nur dabei“ zu beschäftigen. In Workshops und einem Stationenspiel setzten sich die Teilnehmer mit dem Motto auseinander. Zum Abschluss feierten sie einen festlichen Gottesdienst in der Wallfahrtskirche Kloster Schwarzenberg.
GUT ESSEN IN BLIESKASTEL. Zu einem richtigen Wallfahrtsort gehört ein ordentliches Gasthaus. Dieses stand in Blieskastel seit Weihnachten letzten Jahres ohne Pächter da, der nun pünktlich zur Wallfahrtssaison wieder gefunden wurde. Künftig wird der Blieskastler Gastronom Elmar Becker gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Edina Pytik als Restaurantleiterin die Traditionsgaststätte „Pilgerrast“ mit Panorama-Biergarten bewirtschaften. „Nach den ersten Stunden mit vollen Bänken gibt es nur Lob für das neue Pächterteam“, freut sich Br. Adam Stasicki aus unserem Saarländer Konvent. Für Pilger auf dem Jakobusweg stehen übrigens auch vier Doppelzimmer und ein Familienzimmer preisgünstig zur Verfügung.
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Wir gratulieren Br. Martin Grosser im Kloster Würzburg zu 60 Priesterjahren am 17. Juli 2015 Br. Franz Ernst Kowol im Kloster Würzburg zu 50 Ordensjahren am 28. August 2015
Wir empfehlen Die Monatszeitschrift Sendbote des heiligen Antonius wird in Padua herausgegeben und weltweit versandt. Die Leser erwartet ein bunter Reigen an biblischen, spirituell-religiösen, gesellschaftlichen und praktischen Themen. Info: 09162 92889-0
Ordensapostolat OFM Conv. Sorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebetsbundes tragen unsere Junioren im Stundengebet und in der Eucharistiefeier vor Gott. Werden auch Sie Mitglied, verbunden und getragen im Gebet. Mitgliedschaft und Aufnahmebestätigung sind kostenfrei. Franziskanischer Gebetsbund Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: gebetsbund@franziskanerminoriten.de www.franziskanischer-gebetsbund.de
Spenden für die Mission Heilige Messen Stipendium jeweils Euro 10,00 Wunderbare Medaille in Cellophanhülle mit zwei Gebeten, jeweils Euro 0,50 zzgl. Briefporto Sendbote des heiligen Antonius Monatszeitschrift im Jahres-Abo Euro 29,00
Kurse im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg 30.10.-03.11.2015 Ein Jude legt die Evangelien aus mit Dr. Yuval Lapide & Br. Josef Fischer 13.11.-20.11.2015 Einzelexerzitien mit Br. Dr. Anselm Kraus 20.11.-22.11.2015 Tanzwochenende mit Dr. Gabriele Koch 04.12.-06.12.2015 Adventswochenende für Kinder mit Br. Steffen Behr & Team 13.12.-18.12.2015 Fastenseminar nach der hl. Hildegard von Bingen mit Christine Schilhabel & Br. Andreas Murk Info und Anmeldung: Klosterdorf 1 91443 Scheinfeld Telefon: 09162 92889-0 E-Mail: info@kloster-schwarzenberg.de
Franziskanische Jugendwallfahrt
Ordensapostolat Franziskanergasse 7 97070 Würzburg
für junge Menschen ab 14 Jahren vom 09.10.-11.10.2015 im Kloster Gelsenkirchen
E-Mail: ordensapostolat@ofmconv.de
Anmeldung: jugend@franziskaner-minoriten.de
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Wir müssen uns stärker bewusst machen, dass wir eine einzige Menschheitsfamilie sind. Es gibt keine politischen oder sozialen Grenzen und Barrieren, die uns erlauben, uns zu isolieren, und aus ebendiesem Grund auch keinen Raum für die Globalisierung der Gleichgültigkeit.
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Papst Franziskus, Enzyklika „Laudato si“
Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth
Franziskanergasse 7, 97070 Würzburg Telefon: 0931 30901-0 www.franziskaner-minoriten.de
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