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franziskus Die offizielle Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten
Zum „Jahr der Barmherzigkeit“: Vier Heilige Pforten in unseren Klöstern Weitere Themen: Gemeinschaft mit Gesicht: Br. Vincent Cosatti aus der Schweiz | Spiritualität: Franziskus und die Barmherzigkeit | Meditation über Simone Weil | Bericht von den Kapiteln in Deutschland, Österreich und der Schweiz | Nachrichten franziskus 1|2016
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Bedenke, o Mensch, in welch erhabene Würde Gott der Herr dich eingesetzt hat, da er dich dem Leibe nach zum Bilde seines geliebten Sohnes und dem Geiste nach zu seiner Ähnlichkeit erschaffen und gestaltet hat.
imp ress um
Franz von Assisi, Ermahnungen, Kapitel 5
Deutschland & Österreich Herausgeber: Franziskaner-Minoriten, Provinz St. Elisabeth Anschrift: Zeitschrift franziskus, Klosterdorf 1, 91443 Schein- feld, Telefon: 09162 92889-0, Fax: 09162 92889-90, E-Mail: zeitschrift@franziskaner-minoriten.de Konto: Zeitschrift franziskus, LIGA Würzburg, IBAN: DE35 7509 0300 0103 0164 04, BIC: GENODEF1M05 Statt eines festen Abonnementpreises bitten wir alle Bezieher zur Deckung der Unkosten um eine Spende von1|2016 mindestens € 10,00 pro Jahr. 2 franziskus Titelfoto:
Markus Hauck, POW
Schweiz Herausgeber: Kustodie der Franziskaner-Minori- ten Österreich-Schweiz; verant- wortlich: P. Klaus Renggli, Hoba- cher 1, 6073 Flüeli-Ranft Tel.: 041 6662866 Adress- Canisiusdruckerei, Beauregard 3, verwaltung: 1700 Freiburg, Tel.: 026 4255161, E-Mail: info@canisius.ch Konto: Franziskaner-Konventualen, IBAN CH70 0900 0000 1700 0913 7, BIC POFICHBEXXX
Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie den franziskus zugeschickt oder von unseren Förderern ausgeteilt bekommen, haben Sie sich vielleicht schon gewundert, warum es dieses Mal so lange dauert. Mehr noch haben Sie sich vielleicht gewundert, wenn Sie bisher die Schweizerische „Franziskanische Botschaft“ abonniert haben, und nun plötzlich ein ganz anderes Heft in Ihrem Briefkasten gelandet ist. Die Erklärung: Unsere Brüder in der Schweiz haben für Br. Klaus Renggli, der die „Franziskanische Botschaft“ jahrzehntelang mit großer Sorgfalt und leidenschaftlichem Engagement verantwortet hat, keinen Nachfolger gefunden. Weil man das Heft nicht einfach einstellen wollte, haben wir uns nun, auch zusammen mit unseren Brüdern in Österreich, entschieden, die beiden Zeitschriften zusammenzuführen. Der Abstimmungsprozess hat eine Weile gedauert und unseren Redaktionsschluss verzögert. Ab jetzt ist der franziskus also die gemeinsame Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten im deutschsprachigen Raum. Auch wenn es schade ist, dass unsere Schweizer Brüder ihre Zeitschrift nicht fortführen können, freuen wir uns über zahlreiche neue Leserinnen und Leser - und begrüßen mit dieser Ausgabe besonders herzlich unsere neuen Schweizer und Österreicher Abonnenten. Im Impressum finden Sie die jeweiligen Kontaktadressen und wir hoffen, dass Ihnen auch diese neue Zeitschrift gefällt. Wer den franziskus schon kennt, darf sich über vier zusätzliche Seiten freuen. Von unseren Schweizer Brüdern haben wir die Rubriken „Antonius von Padua“ und „Rezensionen“ übernommen. Außerdem ergänzt künftig ein „Standpunkt“ unsere bisherigen Reihen. Und besonders freuen wir uns über einen prominenten Schweizer Kapuziner, den wir als regelmäßigen Autoren gewinnen konnten: Br. Niklaus Kuster, der zu den renommiertesten franziskanischen Autoren der Gegenwart gehört. Auf einer Doppelseite wird er sich in den nächsten Ausgaben dem Thema „Franziskus und Barmherzigkeit“ widmen. Das Thema „Barmherzigkeit“ wird auch in unserer „Reportage“ aufgegriffen, da wir an vier Klöstern in Deutschland und Österreich eine Heilige Pforte im Jubiläumsjahr öffnen durften. Br. Konrad stellt einen Schweizer Minoriten mit interessantem Lebenslauf vor und ein eigener Bericht wirft einen Blick auf die Provinz- bzw. Kustodialkapitel in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Namen unserer Redaktion wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre, pace e bene!
Br. Andreas Murk Redaktionsmitglied
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r epor tage Aus verschiedenen Konventen waren Brüder nach Würzburg gereist, um an der Öffnung der Heiligen Pforte in der Valentinuskapelle teilzunehmen.
Offene Türen für die Barmherzigkeit Offiziell begonnen hat es am 08. Dezember 2015 und es wird bis zum 20. November 2016 dauern, das „Außerordentliche Jahr der Barmherzigkeit“. Papst Franziskus hat es ausgerufen, um den Menschen dieses so zentrale Anliegen des Evangeliums näher zu bringen.
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Eine Lichterprozession vom Dom in die Würzburger Franziskanerkirche geht der Pfortenöffnung voran.
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ass Papst Franziskus für Überraschungen gut ist, hat er während seines nun fast dreijährigen Pontifikates schon mehrfach bewiesen, nicht zuletzt auch bei einer Predigt anlässlich des 2. Jahrestages seiner Wahl am 13. März 2015: Aus der Überzeugung heraus, dass die Kirche ihrer Sendung, „Zeugin der Barmherzigkeit“ zu sein, mehr gerecht werden muss, um „jedem Menschen unserer Zeit Trost zu spenden“, und weil wir nicht vergessen dürfen, „dass Gottes alles vergibt“, hat er ein „Außerordentliches Heiliges Jahr der Barmherzigkeit“ ausgerufen.
Lebensthema Barmherzigkeit Im Mittelpunkt des Heiligen Jahres steht die Barmherzigkeit, das „pulsierende Herz des Evangeliums“, wie Papst Franziskus in der offiziellen Verkündigungsbulle vom 11. April 2015 schreibt. Und dass die Barmherzigkeit ihm, Jorge Mario Bergoglio, ein großes Anliegen ist, wurde wohl spätestens schon bei seiner Bischofsweihe deutlich, als er sich den Wahlspruch gegeben hat: „Miserando atque eligendo“. Eine Übersetzung dieses Mottos könnte etwa lauten: „Mit Augen der Barmherzigkeit“ - und dieses Wort des heiligen Beda Venerabilis geht zurück auf die Berufung des Matthäus. Jesus sieht den Zöllner, ruft ihn - aus Barmherzigkeit - in seine Nähe und trägt ihm auf, ihm zu folgen. Für den damaligen Erzbischof von Buenos Aires ist die Barmherzigkeit ein ganz konkretes Anliegen, die Armen stehen im Mittelpunkt seines pastoralen Wirkens. Seit seiner Wahl zum Papst kann die ganze Welt seine Aufrufe zur Barmherzigkeit hören, so auch in seiner Botschaft zur letzten Fastenzeit: „Wie sehr möchte ich, dass die Orte, an denen sich die Kirche zeigt – unsere Gemeinden und besonders
Bischof Friedhelm Hofmann hat die Franziskanerkirche als Standort eines Jubiläumsportals ausgewählt.
unsere Gemeinschaften –, zu Inseln der Barmherzigkeit im Meer der Gleichgültigkeit werden!”
Gottes gutes Handeln wieder entdecken Ein Zeichen wie die Kirche auf die Menschen zugehen will, sollen die „Missionare der Barmherzigkeit“ sein, die Papst Franziskus in der kommenden Fastenzeit aussenden wird. Sie sollen, so der Papst, „ein Zeichen der mütterlichen Sorge der Kirche für das Volk Gottes sein, damit es tiefer eindringen kann in den Reichtum dieses für unseren Glauben so grundlegenden Geheimnisses.“ Verbunden mit den „Missionaren der Barmherzigkeit“ ist die Einladung an die Gläubigen, das Sakrament der Versöhnung neu und tiefer in Anspruch zu nehmen. Und damit knüpft das Heilige Jahr an seinen alttestamentlichen Wurzeln an. Nach jeweils 49 Jahren wird ein Jubeljahr gefeiert, ein Jahr der Befreiung, wie das Buch Levitikus festlegt: „Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr. Jeder von euch soll zu seinem Grundbesitz zurückkehren, jeder soll zu seiner Sippe heimkehren.“ (Lev 25,10) Im Heiligen Jahr soll und darf der Mensch sich seiner Würde wieder bewusst werden. Im Sakrament der Versöhnung, in der Beichte, wird diese Würde erinnert und aufgefrischt.
Heilige Pforten weltweit Besonderer Anziehungspunkt für geschätzt 20 Millionen Rom-Pilger im Heiligen Jahr werden die Heiligen Pforten in den vier Patriarchalbasiliken der Ewigen Stadt sein. Heilige Pforten gibt es aber auf der ganzen Welt. Die erste wurde am 29. November von Papst Franziskus wähfranziskus 1|2016
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In Graz darf Guardian und Pfarrer Br. Petru Farcaş die Heilige Pforte selbst feierlich eröffnen (Foto links). - Im Bistum Speyer sind unsere Klöstern mit Heiligen Pforten in Blieskastel und Oggersheim gleich doppelt vertreten.
rend seiner Afrika-Reise geöffnet, in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.
Heilige Pforte in Würzburg Die Heilige Pforte unseres Würzburger Klosters wurde am 3. Adventssonntag offiziell geöffnet. Es ist die Tür in die Valentinuskapelle hinein, wo die Brüder des Konvents Tag für Tag ihren Beichtdienst verrichten. Br. Josef Bodensteiner, Guardian in Würzburg, bezeichnete die Kapelle als „Beichtstuhl Würzburgs“ und Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither freute sich darüber, dass der Bischof entschieden hatte, in unserem Kloster eine Heilige Pforte zu eröffnen: „Das ist für uns eine große Ehre und ich sehe darin eine große Wertschätzung für den stillen Dienst der Beichtväter, die täglich viele Stunden für den Beichtdienst bereit sind und das Sakrament der Versöhnung spenden.“ Im Anschluss an eine Eucharistiefeier im Würzburger Dom zogen die rund 1.100 Gläubigen in einer Lichterprozession zur Franziskanerkirche. Dort öffnete Bischof Hofmann die „Pforte der Barmherzigkeit“ an der Valentinuskapelle. „Durch diese Pforte einzutreten bedeutet, die Tiefe der Barmherzigkeit des Vaters zu entdecken“, machte er deutlich. Im Anschluss folgten ihm alle Gläubigen durch die Pforte – ein Zug, der fast eine halbe Stunde lang dauerte – und wurden dabei vom Bischof mit Weihwasser gesegnet und eingeladen, in den kommenden Monaten das Sakrament der Buße in Anspruch zu nehmen.
Zwei Portale im Bistum Speyer Eine Woche später eröffnete der Speyerer Weihbischof Otto Georgens mit einem Pontifikalamt 6
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die Heilige Pforte der Oggersheimer Wallfahrtskirche. Das Heilige Jahr lade jeden ein, Barmherzigkeit zu üben, betonte Weihbischof Otto in seiner Predigt. Eine Frau aus Mannheim, die mit ihrer Familie extra zum Gottesdienst gekommen war, sagte im Anschluss an die Feier: „Ich betrachte die Barmherzigkeit und dieses Erlebnis der Öffnung der Heiligen Pforte hier als ein Geschenk von Gottes Gnaden!“ Und auch der Weihbischof war frohen Mutes: „Ich bin positiv überrascht über die große Resonanz beim Pontifikalamt. Eine restlos gefüllte Wallfahrtskirche hätte ich nicht erwartet. Offenbar ziehen Symbole wie die Öffnung der Heiligen Pforte die Menschen an.“ Am gleichen Tag wurde im Bistum Speyer eine zweite Heilige Pforte eröffnet, wiederum bei einem unserer Klöster: Unsere Brüder in Blieskastel freuten sich, dass Domdekan Dr. Christoph Kohl in Vertretung des Bischofs die Eingangstüre zur Wallfahrtskirche als Heilige Pforte öffnete.
Offene Kirchentüren in Graz Spitzenreiter bezüglich der Anzahl Heiliger Pforten in Österreich ist die Diözese Graz-Seckau. Insgesamt 39 Kirchentüren wurden von den Bischöfen zu Jubiläumspforten erkoren, die meisten im Bistum Graz, unter anderem auch das Eingangsportal der Mariahilf-Kirche, in der unsere Brüder ihren Dienst tun. Dem Guardian und Pfarrer, Br. Petru Farcaş, wurde sogar die Ehre zuteil, die Pforte selbst feierlich eröffnen zu dürfen. Er rechnet fest damit, dass noch mehr Menschen als sonst schon das Gotteshaus aufsuchen werden, um dort zu beichten und die Barmherzigkeit Gottes zu erfahren. Br. Andreas Murk
gemeinschaft mit gesicht Br. Vincent Cosatti
Erst Börse, dann Bettelorden
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immer wieder hört man Menschen erzählen: „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.“ Bei Br. Vincent Cosatti, der zur Provinzkustodie Österreich-Schweiz gehört, war es genau umgekehrt. Nach dem Schulabschluss war sein Lebensweg für ihn zunächst klar: Computer hatten ihn schon immer interessiert. Und so studierte er dann auch das Programmieren, eine vor 30 Jahren ganz neue und unbekannte Materie. Kein Wunder also, dass er leicht einen Job als Programmierer fand und für verschiedene amerikanische Gesellschaften im Bereich Computer und Technik arbeitete, bis er schließlich mit 25 Jahren bei einer Bank angestellt wurde. „Bei meiner Tätigkeit an der Börse sah ich das Geld aber nur als Zahlen auf dem Computer. Einen richtigen Geldschein hatte ich in den zwei Jahren nie in der Hand.“ Doch durch die Bekanntschaft mit einem Franziskaner-Minoriten gab er blitzartig seinen Beruf auf und trat in die Gemeinschaft ein. „So habe ich den Sprung von der Börse in den Bettelorden gemacht“, erzählt Br. Vincent. „Dieser
Wechsel war für mich kein Problem, obwohl ich in der Zeit des Noviziates nie einen PC gesehen habe.“ Als es aber dann zum Theologiestudium in das ordenseigene Studienhaus Seraphicum nach Rom ging, war er dort der Erste, der eine Internetverbindung hatte. „Ich besaß ein eigenes Modem, mit dem ich 30 Minuten pro Monat ins Internet konnte“, lacht Br. Vincent. „Das war revolutionär. Unser Rektor war ängstlich damals, denn er wusste nicht, was diese neue Welt ‚Internet‘ bedeutet.“ Wenn heute Br. Vincent Cosatti im Konvent Fribourg in der Schweiz neben seinen Aufgaben als geistlicher Begleiter, Seelsorger und Ökonom etwas Zeit übrig hat, widmet er sich gern seinem Hobby, das einmal sein Beruf gewesen ist: Er gestaltet und betreut einige franziskanische und religiöse Internetseiten (z.B. www.cordeliers.ch) und steht natürlich den Brüdern bei Computerproblemen zur Verfügung. „Auch wenn Entwicklungen in diesem Bereich unglaublich schnell gehen“, schmunzelt er, „versuche ich halbwegs up to date zu bleiben.“ Br. Konrad Schlattmann franziskus 1|2016
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s pir itu alität
Wenn das Herz erwacht Wie Franz von Assisi durch eine Schlüsselerfahrung seines frühen Lebens Barmherzigkeit lernt, darüber schreibt unser neuer franziskus-Autor, der Schweizer Kapuziner Br. Niklaus Kuster. Auf dem Rasenplatz vor der Kirche San Francesco in Assisi steht seit einigen Jahren eine Skulptur, die den Heiligen als Krieger zeigt. Hoch zu Pferd sitzt er jedoch nicht stolz und ehrgeizig, wie er als Kaufmannssohn 1202 voller Tatendrang in die Schlacht gegen Perugia zog: Geknickt und gedemütigt hält er sich nur mühevoll im Sattel. Die Skulptur erinnert an die Unbarmherzigkeit der Welt – im Mittelalter wie auch heute. Tatsächlich erwacht die soziale Sensibilität des Franziskus erst durch Erschütterungen und traumatische Erfahrungen.
Privilegiert in Assisi Franziskus kommt um 1182 in einer Kaufmannsfamilie zur Welt. Sie gehört zur Unterschicht, übertrifft jedoch eingesessene Adelsclans an wirtschaftlicher Macht. Im kommunalen Umsturz nach dem Sturm auf die Kaiserburg wird der Bürgerstand auch politisch gleichberechtigt. Der junge Franziskus erlebt die Revolution 16-jährig mit und er wandelt sich im familiären Handelshaus zum Modeexperten. Begabt, beliebt und die Hände voller Geld wird er Festkönig der Jugend und sieht als Hoffnungsträger in der führenden Zunft einer sonnigen Zukunft entgegen.
Ehrgeizige Träume Doch Franziskus will mehr! Der neureiche Kaufmann träumt vom Aufstieg in die alte soziale Elite. Er will Ritter werden und in den Adelsstand aufsteigen. Dafür muss er sich militärisch auszeichnen, um von einem Adeligen aufgrund tapferer Taten geadelt zu werden. Als sich der Konflikt mit der Rivalenstadt Perugia zuspitzt, packt Franziskus die Chance. Der Vater verkauft ein Bauerngut aus dem Immobilienbesitz der Fa8
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milie, um dem Sohn Pferd, Waffen und Rüstung zu kaufen. Die Schlacht am Tiber wird jedoch zum Debakel. Franziskus überlebt das Gemetzel zwar, endet aber in Kriegsgefangenschaft.
Fall ins Bodenlose Monate in dunklen Verließen stürzen den Sonnyboy auch in innere Finsternis. Gefährten blieben auf dem Schlachtfeld zurück. Andere brechen unter dem Psychoterror im Kerker ein. Gefangene sterben. Franziskus wird krank. Perugia übt über die gefangenen Söhne der Rivalenstadt Druck aus. Nach einem Jahr bricht Assisi ein: Sein Adel, im Bürgerkrieg nach Perugia geflogen, erhält alte Privilegien zurück und bekommt seine zerstörten Wohntürme wieder aufgebaut. Die Kriegsgefangenen kehren in eine gedemütigte Stadt zurück. Franziskus muss lange zu Hause gepflegt werden, bis er sich wieder aufrappelt.
Krisenjahre Die Erfahrung von Krieg, Kerker und Krankheit hinterläßt tiefe Spuren. Erschüttert von der Grausamkeit des Kriegs, dem Terror im Kerker, der Zerbrechlichkeit des Glücks und der Vergänglichkeit des Lebens schaut Franziskus mit neuen Augen auf seine Stadt. Bettler, die er früher aus der Modeboutique warf, rühren sein Herz. Das reizvolle Assisi zeigt nun Schattenseiten, die der Erfolgsverwöhnte früher übersah: Wehe, wer in dieser Stadt die Arbeit verliert, wer durch Geburt oder Unfall behindert ist, wer vom Ehemann verstossen oder wegen einer ansteckenden Krankheit verbannt wird, wer im Alter ohne Angehörige ist, wer wegen eines Delikts sozial geächtet bleibt: Franziskus kann sich, weiterhin im Textilgeschäft aktiv und erneut als Festkö-
nig gefeiert, seine Freunde aussuchen. Doch die erlebten Erschütterungen und ungelöste Fragen treiben ihn immer wieder vor die Stadt.
Die Begegnung mit dem Elend weckt sein Herz - und eine Liebe, wie er sie bisher nicht gekannt hat.
Aussätzige Vor den Stadtmauern trifft er auf Bettler, die sich in Hütten notdürftig durchs Leben schlagen. Ihre leeren Hände führen dem Luxuskaufmann vor Augen, wie sehr seine Seele bettelt: nach neuer Lebensfreude und dem verlorenen Lebenssinn. In der Krypta des verlassenen Klösterchens San Masseo findet Franziskus Stille, in der er sich seinen Fragen stellen kann. An der gleichen Via Petrosa trifft er draussen in der weiten Ebene unverhofft auf einen Aussätzigen. Die Begegnung mit dessen Elend (miseria) weckt sein Herz (cor) – und eine Liebe, wie er sie bisher nicht gekannt hat (miseri-cordia). Immer wieder kommt der Luxuskaufmann in der Folge zum Leprosenheim und isst mit Aussätzigen. Unter ihnen finden sich Mütter, aufgrund verdächtiger
Symptome von einem Tag auf den anderen aus Assisi verbannt, von ihren Kindern getrennt und „sozial tot“.
Liebevoller Umgang Franziskus arbeitet weiterhin im Handelshaus, schmiedet business-Pläne mit dem Vater und reitet auf Märkte. Doch bewegende Liebe erfährt er draussen, in der sozialen Schattenwelt der Stadt. Bettlerinnen und Aussätzige weisen abseits von Karriere und Geschäftserfolgen den Weg zu einem liebevollen Umgang mit jedem Menschen – und mit sich selbst. Menschlichkeit vor den Stadtmauern öffnet Franziskus für neue Gotteserfahrungen: im Zeichen der misericordia. Br. Niklaus Kuster franziskus 1|2016
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in ter view
Br. Martin Koch hat für diese Ausgabe des franziskus Br. Dr. Dr. Dominikus Kraschl OFM interviewt. Der in den Fächern Fundamentaltheologie und Metaphysik promovierte österreichische Wissenschaftler arbeitet derzeit an der Theologischen Fakultät der Universität Würzburg und lebt seit einigen Jahren als Gast bei unseren Brüdern in Würzburg.
Als österreichischer Franziskaner in Deutschland franziskus: Du bist ein „brauner“ Franziskaner und kommst aus Österreich. Was treibt dich nach Deutschland in einen Konvent der FranziskanerMinoriten? Vor 3 1/2 Jahren habe ich mich auf eine damals neu eingerichtete (Philosophie-)Stelle an der Theologischen Fakultät in Würzburg beworben. Damals verbrachte ich gerade einige Monate in Oxford – im Rahmen eines Forschungsaufenthalts. Von dort flog ich direkt zum Vorstellungsgespräch und zu meiner Überraschung erhielt ich noch am selben Abend eine Zusage. Daraufhin habe ich mit meinem Provinzialminister überlegt, wo ich in Würzburg leben könnte. Und da wir in der Stadt keinen Konvent haben, war er mit dem Vorschlag einverstanden, zu
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unseren franziskanischen Mitbrüdern, den Konventualen (Franziskaner-Minoriten), zu ziehen. Hast du Unterschiede zwischen deinem Orden und dem der Minoriten schon beobachten können? Zunächst muss ich sagen, dass bis dahin keine persönlichen Erfahrungen mit FranziskanerMinoriten gehabt habe. Mein erster Eindruck im Würzburger Konvent war, dass die Unterschiede in der Lebensform vor allem lokale Ordenstraditionen betreffen. So gibt es bei uns etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, den Brauch, bei der Namenstagsfeier statt eines Tischgebetes das sogenannte „Ultima“ zu singen. Es handelt sich um ein altes franziskanisches Gebet, bei dem um den
Franziskanische Jugendwallfahrt Vom 09.-11. Oktober 2015 luden die Brüder unseres Teams „Jugend- und Berufungspastoral“ zur traditionellen Franziskanischen Jugendwallfahrt ein. Gastgeber waren diesmal der Konvent und die Gemeinde St. Josef in Gelsenkirchen. Rund 50 Jugendliche aus verschiedenen Konventen in Deutschland nahmen den Weg auf sich für ein Wochenende der Begegnung und des franziskanischen Miteinanders. Nach der Vigil am ersten Abend, vorbereitet durch die Schwarzenberger Brüder Steffen Behr, Andreas Murk und Mateusz Kotyło, machte Br. Konrad Schlattmann am Samstagvormittag die Teilneh10
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Beistand der Gottesmutter in der Sterbestunde gebetet wird. Ansonsten sind die Unterschiede, wie gesagt, gering. Was die Wertschätzung traditioneller Frömmigkeitsformen (z. B. eucharistische Anbetung, Rosenkranzgebet und Maiandachten) betrifft, habe ich sogar den Eindruck, dass wir den deutschen Minoriten teilweise näher sind als dem einen oder anderen Konvent der deutschen „braunen Franziskaner“. Wie ist das Leben in Deutschland? Gibt es große Unterschiede zu Österreich? Ich war ja direkt aus England hier her gekommen. Mein erster Eindruck war damals: Die Mentalität hier ist mir vertraut, hier bin ich fast schon zu Hause. Die Österreicher und die Bayern bzw. Franken verbindet viel mehr als sie trennt. Im Würzburger Konvent, der sich ja aus Brüdern aus ganz Deutschland zusammensetzt, habe ich darüber hinaus einen ersten Einblick in einzelnen Sprachidiome und Mentalitätsunterschiede erhalten, die sich mit verschiedenen Herkünften verbinden. In meinen Vorlesungen führen klei-
mer mit dem diesjährigen Thema der FraJuWa vertraut: den jungen polnischen Brüdern unseres Ordens Michał und Zbiegniew, die 1991 in Peru von der Terrororganisation „Leuchtender Pfad“ umgebracht wurden und mittlerweile in der peruanischen Diözese Chimbote als Märtyrer seliggesprochen wurden.
nere Sprachdifferenzen zwischen dem österreichischen Deutsch und dem deutschen Deutsch mitunter zu einiger Erheiterung bei den Studenten. So stellte sich etwa beim Versuch zu definieren, was ein Sessel ist, heraus, dass ein Sessel in Deutschland als Stuhl bezeichnet wird und umgekehrt! Nach fast 4 Jahren in Deutschland, was würdest du nach Österreich mitnehmen? Ich kann definitiv sagen, dass mir ist der „große Nachbar“ vertrauter geworden ist. Außerdem schaue ich auf meine Heimat, die weniger Einwohner als Bayern zählt, aus einer etwas anderen Perspektive. Was etwa das politische Geschehen betrifft, habe ich unwillkürlich begonnen, in etwas größeren Dimensionen zu denken. Sollte ich nach Österreich zurückkehren – was übrigens noch nicht ausgemacht ist –, gehe ich mit dem Gefühl, dass mir Land und Menschen hier vertraut geworden sind und dass ich jederzeit wieder gerne herkomme. Vielen Dank für das Gespräch!
So standen die verschiedenen kreativen Workshops unter anderen unter den thematischen Schwerpunkten „Glaube und Zweifel“, „Mut und Angst“ und „Gewalt und Frieden“. Ein Ausflug am Nachmittag führte die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zum Gasometer Oberhausen, wo sie ein wenig mit dem Strukturwandel des Ruhrgebiets in Berührung kamen. Auch wenn die verschiedenen Spiele des von Br. Martin Koch moderierten Bunten Abends, die mehrere Brüder durch kleine Videofilme vorzumachen versuchten, etwas anspruchsvoll waren, trübte das die ausgelassene Stimmung nicht. Mit dem Sonntagsgottesdienst, der von einer kleinen Spontanband gestaltet wurde, und dem Mittagessen klang die FraJuWa aus - man verabschiedete sich bis zum Wiedersehen im nächsten Jahr. franziskus 1|2016
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meditation
Anhaltend fasziniert von Franziskus Zwei Tage Aufenthalt in Assisi genügten, um einer völlig verausgabten Grenzgängerin unserer jüngeren Vergangenheit wieder auf die Beine zu helfen und sie bis zu ihrem Tod zu inspirieren. Die unnachgiebige Sucherin nach Wahrheit, die sich zugleich beherzt an die Seite der Schwachen stellte, hat Namen und Gesicht: Simone Weil. Simone Weil wird am 3. Februar 1909 in Paris geboren. Sie stammt aus einer jüdisch-liberalen, kunstsinnigen Arztfamilie. Nach ihrem Philosophiestudium unterrichtet sie an einem Mädchengymnasium in Paris und schließt sich gleichzeitig der Arbeiterbewegung an. Ihr Einsatz für die Gewerkschaft wird zur hautnahen Anteilnahme am Los der Arbeiter. Sie nimmt unbezahlten Urlaub und geht in die Fabrik an ihre Seite - getrieben von einem unbändigen Gerechtigkeitssinn als Ausdruck ihrer Nächstenliebe. Im Sommer 1936 ist sie unter den Freiwilligen der spanischen Volksfront zu finden. Sie kehrt entkräftet nach Hause zurück und wird von ihren Eltern zu einer Italienreise gedrängt. Die Begegnungen mit herausragenden Werken bildender und musikalischer Kunst in Mailand, Florenz und Rom lassen ihre Seele im Frühjahr 1937 aufatmen, allerdings stehen sie im keinem Verhältnis zu den tiefgreifenden Erfahrungen in Assisi im Anschluss. 1940 muss Familie Weil nach Marseille umziehen, dort lernt sie in Dominikanerpater Jean-Marie Perrin einen verständnisvollen geistlichen Begleiter kennen. 1942 folgt ihre Emigration über Algier nach New York und London, wo sie für die französische Exilregierung tätig wird und auch einen der Gründungsväter Europas, Maurice Schumann, kennenlernt. Am 24. August 1943 stirbt die unglücklich-glückliche Wahrheitssucherin zwi12
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schen den Fronten Kampf und Kontemplation in Ashford/Kent aufgrund von Unterernährung und TBC. Sie ist in ureigener, franziskanischer Weise auch an der Schwelle zur römisch-katholischen Kirche angelangt. Die innere Spannweite ihrer Sehnsucht vermögen zwei Zitate aus einund derselben Lebensphase anzudeuten: „Gott liebt nicht, wie ich liebe, sondern wie ein Smaragd grün ist. Er ist: ‚Ich liebe.‘“ (Cahiers IV, 116) „Dogma von der realen Gegenwart in der Eucharistie. Es gibt auf der Welt hier unten nichts, in dem Gott wirklich gegenwärtig ist, außer einem Stück geweihter Materie. Absolut nichts anderes. Das ist vor allem wichtig.“ (Cahiers III, 307) Wir verdanken dem Briefwechsel zwischen Simone Weil und Père Jean-Marie Hinweise auf franziskanisch nachhaltige Spuren im Denken, Fühlen und Handeln der Mystikerin unserer Zeit. An erster Stelle steht ihr Verständnis für die Armut als vielschichtiges Existenzial von der Empfänglichkeit bis zur tatkräftigen Solidarität mit den Armen. Elend bedeutete ihr eine Beleidigung des Schöpfers und eine Verschandelung der menschlichen Würde. Absolut bekämpfenswert! Simone Weil entwickelte ein feines Gespür für Armut als geistliche Grundhaltung der Achtsamkeit, als selbstgewählten Weg, um Gott zur Geltung zu bringen, als Voraussetzung, sich von Christus ergreifen zu lassen. Der „gute Hafen“ der Lebensreise war für sie das Kreuz, die Ge-
Simone Weils Leben war geprägt von der Suche nach dem Absoluten. Viel verbindet sie mit Franz von Assisi.
stalt des reumütigen Schächers war ihr ersehnter Platz der Hinwendung zum Herrn. Was von Kindheit an in der intellektuellen Französin grundgelegt war, bekam durch den Aufenthalt in Assisi einen mächtigen Schub, ihr wacher Sinn für das Schöne. Sie schwärmt vom Blick auf die sanfte umbrische Landschaft von den Carceri aus und spricht von den wunderbaren Menschen der Gegend. Für Simone Weil wird alles Schöne zur Spur von Gott her und zu ihm hin, die franziskanischen Quellen benutzen das Bild der Leiter als Deutung für diese urmenschlichen Erfahrungen. Die kurzsichtige und doch weitsichtige Besucherin aus Paris bevorzugt die Kirchen und Kapellen im Zustand zu Franziskus´
Zeiten und geht zum ersten Mal in ihrem Leben in die Knie im Heiligtum Maria degli Angeli. Das Ergriffensein führt schließlich in Anbetung und hat ein Gegenüber: „(N)unmehr (ist) mein Herz, wie ich hoffte für immer, in das Allerheiligste versetzt worden, das auf dem Altar ausgesetzt ist.“ Dies und der vorgängige Glaube an die Inkarnation Gottes in Jesus sind für sie klar und gewiss geworden, um die sie manche von uns heute innerhalb der Kirche wohl auch beneiden. Simone Weil blieb trotz ihrer inneren Nähe zum katholischen Glauben an der Schwelle zur Kirche. Die weltgeschichtliche Lage ihres jüdischen Volkes, die Solidarität verlangte, spielte sicherlich eine Rolle. Da gab es auch starke Bedenken im Blick auf die Geschichte der Kirche mit der Inquisition, den Ausschluss-Beschlüssen des Konzils von Trient, der (Noch-)Nichtanerkennung anderer Heilswege. Meines Erachtens spielt auch ihr eigener hoher Anspruch hinein, sich von der Wahrheit zu gegebener Zeit überwältigen zu lassen. Sie ahnte, dass sie letztendlich doch Christus in die Arme fällt und nicht auskommt. Ihre Freundin Simone Seitz taufte die Todkranke auf ihre Bitte hin auf dem Sterbebett nach dem Zeugnis von Georges Hourdin: „Diese (Freundin) ging gern auf ihre Bitte ein, faltete ihre Hände unter dem Wasserhahn und ließ sie voll Wasser laufen, das sie auf Simones Stirn goss, während sie die Worte des Glaubens sprach. … Aufgrund dieser Einzelheiten gibt es keinen Zweifel an der Gültigkeit ihrer Taufe, auch wenn sie außerhalb des Normalen liegt.“ Passt das nicht zu ihrer Abneigung gegen alles feierlich Aufgesetzte und klingt wie ein franziskanischer Schlussakkord nach einem wahrlich bewegten Leben?! Br. Josef Fischer franziskus 1|2016
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fragen zum ordensleben Br. Steffen Behr gibt Antwort
Franziskus und Klara verliebt, aber in wen 14
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ber die Beziehung zwischen Franziskus und Klara ist durch die Jahrhunderte hindurch viel nachgedacht worden. Immer wieder wurde versucht, die Verbindung der beiden Heiligen zu deuten. Für manche galten Klara und Franziskus als ein vollkommenes, für andere als ein verhindertes Liebespaar, wieder andere sahen in den beiden Meister und Schülerin oder verstanden sie als Bruder und Schwester. Franziskus, 1181 oder 1182 geboren, gehörte als Sohn reicher Kaufleute zur Bürgerschicht in der mit-telalterlichen Stadt Assisi. Klara, als Adelige aus der Oberschicht stammend, wird geboren als Franziskus bereits zwölf Jahre alt ist. Zwei Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsschichten, die in der damaligen Zeit aufgrund des Ständewesens keine Kontaktpunkte hatten. Doch Klara gelang es, diese sozialen Mauern zu überspringen. Als sie 1210 einige Bußpredigten von Franziskus im Dom zu Assisi hörte, hatte sie sicherlich bereits eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus gefunden. Die Begeisterung des Franziskus und sein neuer Lebensansatz faszinierten Klara. Zwei Jahre später, in der Nacht des Palmsonntags 1212, verließ sie heimlich ihr Elternhaus und schloss sich als erste Frau der Gruppe um Franziskus an. In der kleinen Portiunkula-Kapelle schnitt Franziskus ihr feierlich die Haare ab und bekleidete sie mit dem groben Bußgewand. Klara legte in den Händen des Franziskus die Gelübde von der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ab. Damit hatte sie einen Schritt getan, dessen Folgen sie sicher nicht in allen Konsequenzen vorausgesehen hatte. Sie wurde zur Gründerin des „Ordens der Armen Schwestern“, der heutigen Klarissen.
Die uns überlieferten Quellen lassen eine eindeutige Beurteilung der Beziehung zwischen Klara und Franziskus nicht zu. Beiden Heiligen ist jedoch vielmehr daran gelegen, ihren Bezug zum Himmel deutlich werden zu lassen. Was Klara anbetrifft, will sie Christus und sonst keinem anderen Mutter, Schwester und Braut sein. Es geht ihr nicht um einen irdischen Mann. Nimmt man sie wirklich ernst, so wird man alle Spekulationen um eine unerfüllte Liebe zu Franziskus beiseitelegen. Auch Franziskus war ganz von Jesus ergriffen. Dies lesen wir u.a. in seiner nicht bullierten Regel: „Nichts anderes wollen wir darum ersehnen, nichts anderes wollen, nichts anderes soll uns gefallen und erfreuen als unser Schöpfer und Erlöser und Retter...“ (NbReg 23,9) In späteren Geschichten und Legenden um die beiden Heiligen aus Assisi wird vermehrt von der tiefen Freundschaft zwischen Klara und Franziskus als einer Liebesgeschichte gesprochen. Eine sehr bekannte Volkslegende erzählt davon, dass die Leute in den Wintermonaten über die beiden munkelten, und Klara und Franziskus beschlossen, sich einander nicht mehr zu sehen, bis die Rosen blühen. Und siehe da, im winterlichen Wald erblühten die Rosen, so dass die beiden sich weiterhin sehen durften. Diese Erzählung bezeugt sicherlich im Kern, dass zwischen Klara und Franziskus sehr starke menschliche Bande bestanden. Jedoch nichts mehr. Beide haben parallel, aber auf zwei Wegen das gleiche Ziel gewählt. Sie blickten in die gleiche Richtung. Klara und Franziskus von Assisi haben ihr Leben nicht damit verbracht, einander anzuschauen und sich miteinander wohlzufühlen, sondern ihre gemeinsame Blickrichtung war Jesus Christus. franziskus 1|2016 |2013
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Die Botschaft der Bilder Einblicke in die Basilika San Francesco
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In dieser Reihe erschließt Br. Thomas Freidel die Fresken aus der Basilika San Franceso in Assisi. Er versucht die Botschaft der Bilder lebendig werden zu lassen. Dabei schreibt er für unsere Leserinnen und Leser gewissermaßen mit Informationen aus erster Hand: als Seelsorger für deutschsprachige Pilger und Touristen ist Br. Thomas seit einigen Jahren in Assisi und steht Gästen gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Foto: Stefan Diller, www.assisi.de
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ach den grundsätzlichen Hinweisen zum Bau der gotischen Seitenkapellen in der Unterkirche von San Francesco in der letzten Ausgabe (04/2015), soll nun die nähere Betrachtung zweier dieser von den Besuchern oft wenig beachteten Andachtsräume folgen. Die Kapelle der heiligen Maria Magdalena ist die dritte und letzte Kapelle, für deren Bau die nördliche Seitenwand des Langhauses der Basilika durchbrochen wurde. Sie liegt somit nahe beim Altarraum mit dem darunterliegenden Grab des heiligen Franziskus, was sicherlich ihre Attraktivität noch steigerte, waren doch die Grabplätze in möglichst großer Nähe zum Heiligen besonders begehrt. Erbaut wird die Kapelle gemeinsam mit den beiden vorangehenden um das Jahr 1300 wohl in erster Linie auf Betreiben der Brudergemeinschaft des Sacro Convento. Die dafür maßgeblichen Gründe müssen wohl im größeren Raumbedarf, sowie in der steigenden Bedeutung der Einzelseelsorge in der Beichte und dem Bedürfnis nach persönlichem Gebet zu suchen sein, nicht zuletzt aber in dem zu dieser Zeit dem Kloster verliehenen Privileg, Grabkapellen für prominente und finanzkräftige Wohltäter zu genehmigen, die somit auf ihre Weise zur weiteren Ausgestaltung der Kirche beitrugen. Es war nun der aus einer adligen Familie aus dem nahen Todi stammende Franziskaner Teobaldo Pontano, der sich um die Ausmalung der Kapelle sorgte. Seit 1296 bis zu seinem Tod im Jahre 1329 war er Bischof von Assisi gewesen, sein bischöfliches Wappen - eine Brücke mit drei Bögen - findet sich an mehreren Stellen in der Kapelle, die er auch mit
liturgischen Paramenten und allen für die Liturgie nötigen Geräten ausstatten ließ. Die Ausmalung wird von der Fachwelt einstimmig dem Maler Giotto und einigen seiner Mitarbeiter zugeordnet, sie fällt unmittelbar in die Zeit nach der Vollendung der Arenakapelle in Padua 1304, dem Hauptwerk des toskanischen Meisters. Es gehört zu den Kuriositäten, das gerade dieser Teil der Basilika, in dem die markantesten und stilistisch reifsten Bilder Giottos zu sehen sind, von den Besuchern am wenigsten beachtet wird. Die Ausmalung der Kapelle enthält sieben Episoden aus dem Leben der Maria Magdalena und folgt der Erzählung der Legenda aurea, der größten mittelalterlichen Sammlung von Heiligenlegenden, verfasst 1260 von Jacobus de Voragine, Dominikaner und Erzbischof von Genua. Etwas verwirrend ist, dass der Autor unter dem Namen der Maria Magdalena drei biblische Gestalten miteinander verknüpft: Die Büßerin, die Christus im Haus des Pharisäers die Füße salbt, die Frau, die er von sieben Dämonen befreit hatte und schließlich Maria, die Schwester der Martha und des Lazarus - seine Auferweckung zeigt unser Bild. In diesen Bilderzählungen geht es nicht um die historisch genau nachprüfbare Schilderung von Ereignissen. Sie wollen auf eine tieferliegende Wahrheit verweisen. Magdalena stehet bildhaft und stellvertretend für den Menschen, der sich mit ganzem Herzen Gott zuwendet und der von ihm angenommen wird und seine Barmherzigkeit erfährt. In ihrem Vertrauen auf Gott ermutigt sie so die Pilger, ihrem Beispiel zu folgen und sich der liebenden Zuwendung Gottes zu öffnen. Br. Thomas Freidel franziskus 1|2016
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au s dem or den Im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg sind die Delegierten zum Provinzkapitels versammelt.
Br. Jerzy Norel vertritt den Generalminister. - Das Gruppenfoto zeigt die neue Provinzleitung in Deutschland.
Kapitel in Deutschland, Österreich & der Schweiz Zur Visition von Br. Werner Iten (Provinzkustodie Österreich-Schweiz) und zur Feier des 50-jährigen Jubiläums der Missionsstation „St. Kalemba“ verbrachte Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither eine Woche auf dem afrikanischen Kontinent, genauer gesagt in Sambia. Hier fasst er einige Eindrücke zusammen und bittet um Spenden für die Aufgaben unserer Brüder. Nachdem bereits im frühen Sommer die Mitglieder der deutschen Ordensprovinz ihre Delegierten für das Ordentliche Provinzkapitel, das alle vier Jahre gefeiert wird, gewählt hatten, trafen die Brüder am 11. Oktober 2015 im Kloster Schwarzenberg ein, um dort das Kapitel offiziell zu eröffnen. Neben den Vertretern aus der deutschen Minoritenprovinz waren auch Br. Christian Fichtinger (Kustos der Provinzkustodie Österreich-Schweiz), sowie Br. Thijs Moons (Delegat der Provinzdelegation Niederlande) anwesend. Nicht stimmberechtigt nahm Br. Miljenko Hontić (Generalassistent für den CEC) teil.
Zeit der Gnade und Erneuerung Die offizielle Eröffnung des Kapitels geschah durch das gemeinsame Singen des Heilig-GeistHymnus und einer Eröffnungsansprache durch den Generalvikar des Ordens Br. Jerzy Norel. Er leitete in Vertretung des Generalministers Br. Marco Tasca, der als Ordensvertreter zur gleichzeitig in Rom tagenden Familiensynode eingeladen worden war, die Kapitelssitzungen. Br. Jerzy, ein gebürtiger Pole, bezeichnete das Kapitel als eine Zeit der Gnade, eine Zeit der geistlichen Erneuerung und der wahren brüderlichen und menschlichen Begegnung, aber auch als eine Zeit der intensiven Auseinandersetzung mit den Themen unseres Lebens als Franziskaner-Minoriten: „Redet viel miteinander, aber noch mehr 18
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hört einander zu!“ Im Lauf der Kapitelsberatungen verstand er es trotz der Sprachbarrieren Br. Bernhard Lang aus Österreich fungierte als Übersetzer für Italienisch/Deutsch - die Beratungen gut zu moderieren und durch differenzierte eigene Beiträge zu bereichern.
Ausführliche Berichterstattung Nach Erledigung einiger Formalia, wie zum Beispiel die Wahl des Kapitelspräsidiums oder die Annahme der Tagesordnung, widmeten sich die Brüder dem Schwerpunkt des ersten Teils des Provinzkapitels, nämlich dem Anhören der verschiedenen Berichte. Ausführlich wurden die Stellungnahmen der Brüder mit Leitungsverantwortung und des Provinzökonoms behandelt. Alle weiteren Berichte waren vorab allen Kapitularen zugeschickt worden und wurden dann nur in Zusammenfassungen im Plenum behandelt, so zum Beispiel der Bereich Ausbildung, das Ordensapostolat oder das Bildungshaus Kloster Schwarzenberg. Immer ging es darum, einen möglichst realistischen Blick auf Leben und Arbeiten der Brüder in den vergangenen vier Jahren zu werfen, um dann für die nächste Amtszeit gute Entscheidungen treffen zu können.
Wahl des Provinzialministers Mit Spannung erwartet war sicher die Wahl des Provinzialministers. Der eigentlichen Wahl ging
Generalassistent Br. Miljenko Hontić zu Besuch bei den Brüdern im Konvent Flüeli.
In Wien sind die Franziskaner-Minoriten Österreichs zu einem brüderlichen Treffen beisammen.
ein Nachmittag intensiver Reflexion voraus, den Br. Dr. Thomas Dienberg OFM Cap. (Münster) anleitete. Hier ging es zum einen um ein „Anforderungsprofil“, aber auch um konkrete Kandidaten für dieses Leitungsamt. Bereits im 1. Wahlgang wurde am darauffolgenden Tag der bisherige Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither mit großer Mehrheit für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Nach dem „Te Deum“ in der Schwarzenberger Wallfahrtskirche legte er seinen Amtseid ab. Am Nachmittag wurde auf seinen Vorschlag hin dann das Beraterteam (Definitorium) gewählt: Br. Josef Fischer (Provinzvikar), Br. Ludwig Moschel, Br. Steffen Behr und Br. Andreas Murk (Provinzsekretär). Diese Brüder haben nun die Aufgabe den 2. Teil des Provinzkapitels (24.-29.01.2016) vorzubereiten, wenn dann weitere Sach- und Personalentscheidungen getroffen werden.
brüderliche Gespräche auf dem Programm. Der Generalassistent traf aber nicht nur mit unseren Brüdern zusammen, sondern auch mit Bischof Charles Morerod (Fribourg-Lausanne) und mit Weihbischof em. Pierre Farine (Genf). Außerdem gab es ein Gespräch mit Sr. Scholastika Oppliger, der Oberin der Minoritinnen von Muotathal.
Kanonische Visitation in der Schweiz Vom 14.-19.02.2016 findet das Kustodialkapitel für die Schweiz und Österreich in Wien statt. Zur Vorbereitung hielt im Auftrag des Generalministers Br. Marco Tasca der Generalassistent für den mitteleuropäischen Bereich, Br. Miljenko Hontić, vom 01.-07. November 2015 die sogenannte „Kanonische Visitation“ ab. Bei einer solchen Visitation hat jeder Bruder die Möglichkeit mit dem Vertreter der Generalleitung zu sprechen und Stärken, aber auch Schwächen im Konvent bzw. der Provinz/Kustodie weiter zu geben. Aus den verschiedenen Stimmen und Meinungen formuliert der Generalassistent dann einen Abschlussbericht, der beim Kapitel schließlich verlesen wird. Beim Besuch in der Schweiz standen nun also drei Konvente auf der Liste von Br. Miljenko: Fribourg, Choulex und Flüeli. Überall standen
Der Generalassistent in Österreich Den zweiten Teil der Visitation in der Provinzkustodie Österreich-Schweiz absolvierte Br. Miljenko dann vom 16.-27. November, um die Konvente in Asparn an der Zaya, Neunkirchen, Graz und Wien zu besuchen. Hier galt es, in den verschiedenen Klöstern die Bücher zu prüfen und mit den insgesamt 17 Brüdern Gespräche zu führen. Organisiert war auch ein gemeinsames Treffen aller Brüder, bei dem Br. Bernard Springer (Konvent Neunkirchen) einen Vortrag zum Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit hielt. Die Brüder nahmen sich auch die Zeit für eine ausführliche Diskussion bezüglich der Zukunft der Provinzkustodie Österreich-Schweiz. Den Abschluss der Visitation bildete schließlich eine gemeinsame Sitzung des Generalassistenten mit dem Definitorium der Provinzkustodie. Br. Andreas Murk
Helfen Sie mit: Wir sind dankbar für alle Spenden zur Unterstützung der Missionsprojekte unseres Ordens: Bankverbindung: Provinz d. Franziskaner-Minoriten, Ordensapostolat, IBAN DE88 7509 0300 0003 0163 07 bei Liga Regensburg, BIC GENODEF1M05. Auf Wunsch stellen wir gerne eine Spendenquittung aus (bitte Adresse angeben). Konto für die Schweiz: Siehe Impressum.
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BUCHTIPP
ver s c h ieden es
Antonius von Padua
Aktueller Buchtipp
Die Geschichte des „Antoniusbrotes“
Franziskanische Akzente
Eine der Legenden zur Enstehung des Antoniusbrotes geht in das Jahr 1263 zurück. In Padua war ein Kind ertrunken und die Mutter bat den hl. Antonius um seine Hilfe. Sie versprach, wenn das Kind wieder zum Leben käme, würde sie den Armen entsprechend dem Gewicht des Kindes Mais geben. Ihr Anliegen wurde erhört und sie löste ihr Versprechen ein: Antonius hat geholfen! Der Name „Antoniusbrot“ entstand erst im 19. Jahrhundert. Eines Tages stand Louise Bouffier, eine Verkäuferin aus Toulon in Frankreich, vor den verschlossenen Türen ihres Geschäftes. Sie konnte die Türe nicht öffnen, auch der zu Hilfe gerufene Schlosser konnte die Türe nicht aufmachen. Es gab nur eine Lösung, die Tür musste mit Gewalt aufgebrochen werden. In ihrer Not bat Louise Bouffier den hl. Antonius um Hilfe und dafür versprach sie ihm, sich für die Armen einzusetzen, wenn es nur gelänge, die Tür ohne großen Schaden zu öffnen. Es gelang und so stellte sie aus Dankbarkeit eine Opferbüchse mit der Aufschrift „Antoniusbrot“ in ihrem Laden auf. Ihr Beispiel hat sich schnell herum gesprochen. Und bis heute wird ihre Initiative nachgeahmt und Geld als „Antoniusbrot“ den Armen, Bedürftigen und Notleidenden gespendet. Br. Mateusz Kotyło
Im September 2014 wurden die ersten vier Bände einer neuen Reihe „Franziskanische Akzente“ im Echter-Verlag herausgegeben. Diese Buchreihe setzt sich zum Ziel, Menschen aus der franziskanischen Spiritualität heraus Impulse für ein geistliches, schöpfungsfreundliches und sozial engagiertes Leben zu geben. Br. Hermann Schalück, der ehemalige Generalminister der („braunen“) Franziskaner widmet sich dem Prophetischen in der Bibel, bei Franziskus und im aktuellen Zeitgeschehen. Br. Stefan Federbusch, u. a. Schriftleiter der Zeitschrift „Franziskaner“, setzt sich in der Spur von Papst Franziskus kritisch mit unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem auseinander. Bei der Kritik bleibt er nicht stehen: Er zeigt strukturelle und individuelle Schritte für eine andere Zukunft auf - ein Weg zu mehr Gerechtigkeit und Frieden.
Hermann Schalück Prophetisch glauben Aufbrüche in franziskanischer Spiritualität. Echter-Verlag, 80 Seiten, gebunden, € 8,90 (D), € 9,20 (A), CHF 11,90.
Stefan Federbusch Nachhaltig wirtschaften gerecht teilen Echter-Verlag, 112 Seiten, gebunden, € 9,90 (D), € 10,20 (A), CHF 13,90.
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STANDPUNKT
Von der Würde des Menschen Die Menschenwürde gilt uns als unantastbar. - Oder gibt es doch Ausnahmen in der Praxis? Der erste und wohl wichtigste Artikel der Menschenrechte lautet: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“. Wenn ich diese kurzen Sätze mit den vielen Meldungen aus den Kriegsgebieten der arabischen Welt und den Attentaten bei uns in Europa und den Flüchtlingstragödien vergleiche, stellen sich einige Fragen. Es gibt bei uns klare Tendenzen, die Würde des Menschen für sich selbst zu beanspruchen, aber nicht anzuwenden für Menschen anderer Kulturen, anderen Glaubens. Menschenverachtende Parolen und politische Forderungen in Anbetracht der Flüchtlingsnot zeigen das deutlich. Und doch liegt gerade in der Betonung der Würde eines jeden einzelnen, ohne Ausnahme, die Lösung für ein friedliches Zusammenleben unter den Menschen. Der Ursprung der Menschenwürde, ihre Wurzeln finden wir in den Religionen. Konkret denke ich an die Bibel. Da steht wörtlich, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild erschuf. Im Psalm 8 lesen wir: „Wie klein ist da der Mensch, wie gering und unbedeutend. Und
doch gibst du dich mit ihm ab und kümmerst dich um ihn. Ja, du hast ihm Macht und Würde verliehen. Es fehlt nicht viel und er wäre wie du.“ (Vers 5 und 6) Für die Bibel ist dieser Austausch zwischen Gott und dem Menschen wesentlich. Nur in der Verbindung mit Gott wird der Mensch er selbst. Im Neuen Testament kommt ein weiterer, tiefgreifender Aspekt dazu. Das ist die Menschwerdung. Aus christlicher Sicht erhält jeder Mensch dadurch eine wunderbare Würde. Er ist würdig, weil von Gott erschaffen, also angenommen, gewollt, geliebt und durch Christus erlöst. Für Gott sind wir grundsätzlich ein Geschöpf, welches Anteil hat an seinem Wesen. Wir sind sein Ebenbild. Das ist nach christlicher Sicht der letzte Grund unserer Würde. Es muss uns klar sein, dass nicht nur ich diese Würde habe, sondern auch mein Mitmensch, ob Einheimischer oder Flüchtling, Christ oder Muslim. Jedem von uns ist sie mit dem Beginn des Lebens persönlich geschenkt. Wenn ich die Andersartigkeit, die Eigenarrt des andern annehme und achte, anerkenne ich auch seine Würde.
»Es muss klar sein: Würde hat jeder, ob Christ oder Muslim.«
Br. Klaus Renggli (Jahrgang 1942) gehört zur Provinzkustodie Österreich-Schweiz und ist Guardian im Konvent Flüeli. Er war mehrere Jahrzehnte lang verantwortlich für die Zeitschrift „Franziskanische Botschaft“.
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n ac h r ic h ten HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH: Von Weihbischof Ulrich Boom wurde Br. Kamil Czupski (Jahrgang 1989) am 31. Oktober 2015 in der Würzburger Franziskanerkirche zum Diakon geweiht. Br. Kamil hat sein Theologiestudium größtenteils in Deutschland absolviert und ist nun seit 01. November 2015 im Konvent Ratingen als Diakon eingesetzt. Hier wird er sich auch auf seine Priesterweihe vorbereiten. Gratulieren dürfen wir auch dem 37-jährigen Br. Józef Aszyk aus dem Konvent Mariabuchen, der künftig vor seinem Namen den Doktortitel führen darf. Er wurde promoviert mit einer Arbeit bei Prof. Dr. Waldemar Chrostowski zum Thema „Die biblische Mariologie von Franz Mußner“.
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CEC-TREFFEN IN DANZIG: Die halbjährlich stattfindenden Treffen auf CEC-Ebene (Minoriten in Mitteleuropa) werden jeweils von einer anderen Nation vorbereitet. Nachdem für das Dezember-Treffen die in Deutschland tätigen polnischen Brüder verantwortlich waren, lud Br. Sławomir Klein die Höheren Oberen nach Danzig ein. Neben dem Thema „Interreligiöser Dialog in Europa” widmeten sich die Brüder aktuellen Themen aus ihren Provinzen, Kustodien und Delegationen.
EINWEIHUNG DER NEUEN HAUSKAPELLE. Als „Herz des Klosters“ bezeichnete Guardian Br. Steffen Behr die Hauskapelle im Konvent Schwarzenberg, die von Juli bis September 2015 renoviert wurde, bei der Begrüßung des Bamberger Erzbischofs Dr. Ludwig Schick anlässlich der Einweihung am 02. Oktober. Der Erzbischof segnete den neuen Altar und dankte den Brüdern für ihren pastoralen Einsatz im Südlichen Steigerwald und im Bildungshaus, aber auch für ihr stellvertretendes Gebet. - Schwerpunkte der Renovierung waren eine neue Beleuchtung, sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Akustik und der Belüftung. Finanziert wurde die Renovierung größtenteils durch Spenden: Vergelt‘s Gott für alle Unterstützung!
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Wir gratulieren Br. Konrad Schlattmann im Kloster Gelsenkirchen zu 30 Lebensjahren am 08. Januar 2016 Br. Günther Thomys im Kloster Schönau zu 75 Lebensjahren am 21. Januar 2016 Br. Marek Sobkowiak im Kloster Schönau zu 60 Lebensjahren am 08. März 2016 Br. Norbert Kalcher im Kloster Asparn/Zaya zu 50 Priesterjahren am 26. März 2016
Wir trauern um Br. Liborius Lengler, der am 28. November 2015 im Alter von 85 Jahren verstorben ist. Stationen seines Wirkens waren Reisbach, Ratingen, Schwarzenbrg, Kaiserslautern, Köln, Schweinfurt und Würzburg. Von 1986 bis 1993 war er Pfarrer von Massenbuch (Landkreis Main-Spessart). Die letzten zwei Jahrzehnte lebte er im Kloster Würzburg. - Er möge ruhen im Frieden.
Ordensapostolat OFM Conv. Sorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebetsbundes tragen unsere Junioren im Stundengebet und in der Eucharistiefeier vor Gott. Werden auch Sie Mitglied, verbunden und getragen im Gebet. Mitgliedschaft und Aufnahmebestätigung sind kostenfrei. Franziskanischer Gebetsbund Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: gebetsbund@franziskanerminoriten.de www.franziskanischer-gebetsbund.de
Spenden für die Mission Heilige Messen Stipendium jeweils Euro 10,00 Wunderbare Medaille in Cellophanhülle mit zwei Gebeten, jeweils Euro 0,50 zzgl. Briefporto Sendbote des heiligen Antonius Monatszeitschrift im Jahres-Abo Euro 29,00
Ordensapostolat Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: ordensapostolat@ofmconv.de
Kurse im Bildungshaus Kloster Schwarzenberg 26.02.-04.03.2016 Fasten und Wandern (Buchinger) mit Br. Andreas Murk & Br. Mateusz Kotyło 18.03.-23.03.2016 Exerzitienkurs: Eintauchen in Gottes Barmherzigkeit mit Br. Andreas Murk 24.03.-27.03.2016 Ostern in Gemeinschaft feiern mit Br. Steffen Behr & Konvent 08.04.-10.04.2016 Lebens- und Glaubensschule mit Br. Leopold Mader 15.04.-17.04.2016 Wochenendseminar zum Thema „Achtsamkeit“ mit Dr. Norbert Bitter & Br. Andreas Murk 13.05.-15.05.2016 Oma-Opa-Enkel-Freizeit mit Br. Steffen Behr & Team 10.06.-12.06.2016 Leichte Hildegardküche mit Christine Schilhabel Info und Anmeldung: Klosterdorf 1 91443 Scheinfeld Telefon: 09162 92889-0 E-Mail: info@kloster-schwarzenberg.de
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Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit. Papst Franziskus, in: Misericordiae vultus,
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Verkündigungsbulle des Außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit
Franziskaner-Minoriten Provinz St. Elisabeth
Franziskanergasse 7, 97070 Würzburg Telefon: 0931 30901-0 www.franziskaner-minoriten.de
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