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Zeitschrift der Franziskaner-Minoriten 78. Jahrgang – Nr. 2 – 2012
Mariabuchen
Kloster und Wallfahrtskirche Mariabuchen
Foto: Andreas Murk
Kloster und Wallfahrtskirche
Nicht immer können Feste so gefeiert werden, wie sie fallen. Dies gilt in diesem Jahr für das Hochfest „Verkündigung des Herrn“, welches bis zur Kalenderreform des Zweiten Vatikanischen Konzils „Fest Mariä Verkündigung“ hieß. Es fällt auf den 25. März, wird heuer aber am Montag, 26. März, gefeiert. Nach besagter Kalenderreform haben die Sonntage der österlichen Bußzeit nämlich einen höheren Rang als die Hochfeste des Herrn. Am Wallfahrtsort Mariabuchen wird aber schon am Sonntag gefeiert, denn am 25. März eröffnet die neuerbaute Gaststätte „Waldrast“. Autoren, Redaktion und Druckerei haben alle Termine vorverlegt, so dass dieses Heft „Friede und Heil“ zur Eröffnung der Wallfahrtssaison in Mariabuchen bereits vorliegt. Einen kleinen Nachteil bringt diese TerminVorverlegung für die Leserinnen und Leser unserer Zeitschrift allerdings mit sich: Nicht einmal eine Andeutung ist bezüglich der Resultate unserer Beratungen in Teil II unseres Provinzkapitels möglich, das vom 18. bis zum 23. März im Kloster und Bildungshaus Schwarzenberg tagt. Der immer spürbarer werdende personelle Engpass in unserer deutschen Ordensgemeinschaft dürfte ziemlich einschneidende Entscheidungen nötig machen. Hilfe erwarten wir im Gebet zum Heiligen Geist, dem Mutmacher. Der Versucher in der Wüste wollte Jesus dazu bringen, Steine in Brot zu verwandeln und sich dadurch vor der Welt als Gottes Sohn zu erweisen. Die ganz unterschiedlichen Deutungen von Stein in der Bibel wählte Pater Josef als den roten Faden durch seine OsterMeditation. Da ist der große Stein, den man vor das Grab Jesu gewälzt hatte. Da ist der verworfene Stein Christus, der zum Eckstein wird, ja zum lebendigen Stein. Und da sind auch wir, die wir uns in Glaube und Taufe dem auferstandenen Herrn einverleiben ließen. Er will
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uns als lebendige Steine zu einem geistigen Bau zusammenfügen. Wer diese dichte Meditation bei sich nachwirken lassen möchte, vielleicht die fünfzig österlichen Tage hindurch, kann sich den provozierenden und einladenden Merk-Satz groß an die Wand pinnen: Lasst euch vermauern! Während der Wochen extremer Minustemperaturen im vergangenen Winter war ich in Gedanken oft in Kaluga. Zweimal habe ich diese Stadt bisher besucht, 190 Kilometer südwestlich von Moskau gelegen. Vom 2007 errichteten VW-Produktionswerk profitieren die Armen, die Obdachlosen, die Rentner, die Waisenkinder überhaupt nicht. Die kleine Holzkirche der katholischen Pfarrei St. Georg und St. Franziskus, aus Fertigbauteilen errichtet und von MISEREOR finanziert, nimmt sich zwar bescheiden aus gegenüber den orthodoxen Kathedralen der Stadt. Doch ist das einfache Minoritenkloster nebenan eine Anlaufstelle für Bedürftige. Dreimal in der Woche bekommen sie dort Brot und warme Getränke. Die Gemeinschaft der drei Ordensschwestern und die beiden Minoriten arbeiten dabei Hand in Hand. Sie besuchen die kranken und vereinsamten Menschen in ihren Wohnungen, holen die Kinder heraus aus ihrem tristen Alltag und sind durch ihre Herzlichkeit und innere Freude eine Ermutigung zu Hoffnung und Lebenswillen. Gerne leite ich weiter, was Sie an finanzieller Unterstützung für diese katholische Gemeinde in Kaluga aufbringen werden. Bruder Steffen freut sich über Anmeldungen zur Teilnahme am internationalen Treffen junger Menschen „Giovani verso Assisi“. Vom 4. bis zum 13. August geht es von Würzburg über Padua nach Assisi. In dankbarer Verbundenheit Ihr
Mariabuchen im Spessart Kloster und Wallfahrtskirche Vor zehn Jahren wurde die Übergabe des Kapuzinerkonventes am Wallfahrtsort Mariabuchen im Spessart an die FranziskanerMinoriten aus der Ordensprovinz Warschau eingeleitet. Pünktlich zur Saison eröffnet am 25. März 2012 die neuerbaute Gaststätte „Waldrast“. Allen Pilgern, Wallfahrern und Touristen ein Willkommen zur geistlichen und leiblichen Einkehr an diesem Gnadenort!
machen und mit ihren Sorgen und Nöten an einen Ort mit langer Tradition kommen.
Rast unter Buchen In den letzten Jahren war ich immer wieder einmal spontan in Mariabuchen und habe an der Klosterpforte geklingelt. Jedes Mal wurde ich aufs Neue von der einmaligen Gastfreundschaft der Brüder überrascht und kriege mittlerweile schon ganz automatisch ein Glas Cola samt Keksen, und auf Wunsch auch noch ein Mittagessen von der langjährigen und treuen Klosterköchin.
Auch wenn die offizielle Einführung der Franziskaner-Minoriten aus der Warschauer Ordensprovinz in die Seelsorge des Wallfa h rtsortes Mar iabuchen im Mai 2003 vol l z o g e n w u r de, kann im Jahr 2012 ein zehnjähriges Jubiläum gefeiert werden. Vor zehn Jahren, zum 1. Oktober 2002, kam Br. Paul Kusiak, der derzeitige Guardian des Konventes, nach M a r i a b uc h e n , u m Schritt für Schritt die Übergabe des Klosters von den Kapuzinern zu den FranziskanerMinoriten einzuleiten. Die Kapuziner mussten den Wallfahrtsort im unterfränkischen Landk reis MainSpessart nach 276 Jahren wegen Mangel an Nachwuchs verlassen. Heute betreuen die drei Brüder Paul Kusiak, Adalbert Chmielowiec und Herman Legut die Wallfahrer, die sich auf den Weg nac h Mar iabuc hen Das Gnadenbild von Mariabuchen.
Gastfreundschaft wird großgeschrieben in Mariabuchen – nicht nur im Konvent bei den Brüdern, sondern auch in drei Gast stät ten i n u nmittelbarer Nähe: in der Buchenmühle, im Buchenstüble und in der Waldrast. Letztere erstrahlt im Frühjahr 2012 in neuem Glanz. Den n i m Ma i 2010 rückten in Mariabuchen die Abrissbagger bei der 1964 eröffneten Waldrast an. Eine wirtschaftlich rentable Führung des Hotelbetriebs war nicht mehr gegeben. So entschied man sich, einen wesentlich kleineren Neubau zu errichten. Die Diözese Würzburg und die MariabuchenPflegestiftung finanzierten das Projekt von 1,3 Millionen Euro.
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Die Wallfahrtskirche Mariabuchen mit dem Gnadenbild über dem linken Seitenaltar.
Am 25. März wird der moderne Bau mit Platz für etwa 80 Gäste nun offiziell eröffnet. Von da ab wird Sebastian Merz, gelernter Koch und Konditor, Wallfahrern und Touristen eine reiche Auswahl bieten. Trotz seiner nur 29 Lebensjahre blickt der neue Pächter schon auf einige interessante Berufsstationen zurück, er war unter anderem auf der MS Deutschland und in einem 5-Sterne-Hotel in Dubai tätig. Der Guardian Br. Paul Kusiak freut sich über den neuen Pächter: „Er ist für uns ein Glücksgriff. Die Mutter Gottes hat uns einen geschickt, der passt.“
Der Dolch im Rücken Maria scheint der Wallfahrtsort Mariabuchen also tatsächlich am Herzen zu liegen. Sein Entstehen geht auf eine über 600 Jahre alte Legende zurück. Ein frommer Schäfer hatte neben dem Weg von Lohr nach Karlstadt einen Platz gefunden, der es ihm sehr angetan hatte. In der Abgeschiedenheit des Waldes, im Schatten der Buchen, fühlte er sich seinem Schöpfer besonders nahe. Er schnitzte ein kleines Bild der schmerzhaften Mutter Gottes mit ihrem Sohn auf dem Schoß, stellte es in die Ast-
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höhle einer alten Buche, wo es im Lauf der Jahre einwuchs und in Vergessenheit geriet. Irgendwann nach Jahrzehnten wurde es von einem Mann wieder entdeckt, der an der Buche nicht vorübergehen konnte, weil ihn eine unerklärliche Anziehungskraft daran hinderte. Er nahm seinen Dolch und stach in die Buche. Da hörte er eine klagende Stimme drei Mal ‚o weh‘ rufen. Der zurückgezogene Dolch sei an der Spitze blutig gewesen. Daraufhin habe man die Buche gefällt und im Innern des Baumes ein Gnadenbild gefunden, das am Rücken einen blutigen Stich hatte. Das Erlebnis veränderte das ganze Leben dieses Mannes. Als Einsiedler ließ er sich unter der Buche nieder, lebte von nun an in der Abgeschiedenheit des Waldes und machte die kleine Mutter-Gottes-Statue zu seinem Heiligtum. Das Waldheiligtum blieb auch den Bewohnern der umliegenden Dörfer nicht verborgen. Und bald kamen sie zur Maria in der Buche, hielten auf ihrem Weg inne, um zu beten, und vertrauten der Mutter Gottes ihre Sorgen und Nöte an.
276 Jahre lang Kapuziner Der älteste Hinweis auf eine Kapelle, die an der Stelle der nämlichen Buche errichtet war, stammt aus dem Jahr 1406. Der Stein ist
heute als Grundstein in die Wallfahrtskirche eingemauert. In den nächsten zwei Jahrhunderten wuchs die Verehrung Mariens „bei den Buchen“ beständig an, besonders in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die heutige Wallfahrtskirche wurde schließlich im Jahr 1701 eingeweiht, nachdem die mehrfach erweiterte Vorgängerkapelle zu klein und baufällig geworden war. Eine wesentliche Entwicklung im Wallfahrtsgeschehen stellte die Gründung eines Kapuzinerklosters im Jahr 1726 dar. 25 Jahre nach der Einweihung der Wallfahrtskirche übernahmen Brüder des heiligen Franziskus die Seelsorge vor Ort und konnten so eine kontinuierliche Betreuung der Wallfahrer gewährleisten. So manche Schwierigkeit war in den nächsten Jahrhunderten zu meistern. Besonders zur Zeit der Säkularisation, als nur noch ein Bruder im Kloster war, drohte die franziskanische Präsenz zu verschwinden.
Wallfahrtswerk Mariabuchen In einer anderen schwierigen Situation, im Jahr 1969, als die Kapuziner den Wallfahrtsort verlassen wollten, wurde das „Wallfahrtswerk Mariabuchen“ gegründet, ein Verein, der sich seither für den Bestand und die Förderung des Wallfahrtsortes Mariabuchen einsetzt und immer wieder große finanzielle Mittel
investiert hat, so zum Beispiel beim Neubau des Klosters in den Jahren 1971/72 bzw. bei dessen Renovierung 2002/2003. Seither haben Franziskaner-Minoriten aus der Warschauer Ordensprovinz die Wallfahrtsseelsorge übernommen und den Ort neu belebt. Wer als Wallfahrer oder Besucher nach Mariabuchen geht, bekommt auf kleinem Raum vieles geboten. An erster Stelle steht natürlich die Wallfahrtskirche mit der in der zitierten Gründungslegende erwähnten Marienstatue im linken Seitenaltar. Neben den regulären Eucharistiefeiern laden die Brüder zur Sommerzeit sonntags um 14.30 Uhr auch zur Andacht ein. Besonders eindrucksvoll sind die regelmäßig abgehaltenen Lichterprozessionen durch das Buchental. Leiblich stärken kann man sich entweder im Buchenstüble direkt neben der Wallfahrtskirche oder in der Buchenmühle etwas weiter unten im Tal bzw. in der neu errichteten „Waldrast“. Und wer religiöse Andachtsgegenstände mit nach Hause bringen möchte, wird sicherlich im Pilgerladen fündig, der von der Franziskanischen Gemeinschaft betreut wird. Text und Fotos: Br. Andreas Murk Minoritenkloster Mariabuchen 97816 Lohr. Tel.: 09352-2714 www.mariabuchen.de
Votivtafeln zeugen von Dank und Bitten an die Gottesmutter.
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Als lebendige Steine vermauert Josef von Arimathäa hatte einen großen Stein vor den Eingang des Grabes Jesu gewälzt. Doch im Osterlied singen wir: „Ihm kann kein Siegel, Grab noch Stein, kein Felsen widerstehn.“ Eine sehr sympathische Rolle spielen die Steine dann im Ersten Petrusbrief. Sie werden österlich gedeutet: Christus, der Auferstandene, ist der lebendige Stein, der die an ihn Glaubenden als lebendige Steine zu einem geistigen Haus erbauen will. Zu den Steinen wurde gesagt: „Werdet menschlich!“ Und die Steine: „Das geht nicht, dazu sind wir nicht hart genug!“ Was Erich Fried zu diesen ernüchternden Worten über den Menschen bewegt hat, muss ich offen lassen. Ohne tiefe Enttäuschungen in zwischenmenschlichen Beziehungen ist ein solch scharfes Urteil kaum verständlich. Wir als christliche Gemeinden trauen uns, 50 Tage lang eine milde Macht zu feiern, die auch das
Cristoforo de Predis, 1476. Turin, Biblioteca Reale.
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Härteste, das menschliche Herz, zu wandeln vermag. Steter Tropfen höhlt den Stein, sagen Menschen. Gott ist radikaler: Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch (vgl. Ezechiel 11,19). An Ostern kommt nicht nur der sehr große Stein vor dem Grab Jesu nach biblischer Überlieferung ins Rollen (vgl. Markus 16,4). Den man für seine Sendung sogar aufs Kreuz gelegt hat, der wurde von der göttlichen Macht des Vaters in ein neues Leben geholt. Der Gekreuzigte ist der Auferstandene. Er zieht Menschen seither an allen Orten in seinen Bannkreis.
Taufpredigt für Eingeschüchterte Härte ist biblisch durchgängig negativ besetzt. Die Versteifung des Nackens und die Verhärtung des Herzens gehören im Alten Testament zu den Urbildern für die Abkehr des Menschen von Gott. Morgen für Morgen erinnert uns der
Foto: Archiv MSA
Vorbeter bei der Eröffnung des kirchlichen Stundengebets (beim Invitatorium) nach jubelnden Versen an diese Gefährdung unseres Glaubens: „Verhärtet nicht euer Herz!“ (Psalm 95,8). Der Glaube ist ja wie ein inwendiger Begleiter, der uns stets zu einer neuen Sicht der Dinge anhält, auf den Gott, der Wunder wirkt und vollbringt. Allerdings gibt es auch eine positive Härte: der Gottesknecht bei Deuterojesaja (50,7) macht sein Gesicht hart wie Kiesel gegen die ungerechten Beschuldigungen und tödlichen Anfeindungen. Gibt es auch im Neuen Testament eine erstrebenswerte Härte? Fremd und heimatlos fühlten sich wohl die Adressaten des Ersten Petrusbriefes im nördlichen und westlichen Kleinasien. Sie brauchten Ermutigung und Hilfestellung für ihr angefochtenes Selbstverständnis. Die Bibelaus leger sprechen von einer Art Taufpredigt für verunsicherte Christgläubige in der Diaspora, eingeschüchtert durch Verfolgung. Ich muss an die italienischen Schwestern in der Türkei denken, die über Monate keine Eucharistiefeier haben mangels erreichbarem Priester, wie uns Pater Anselm Kraus erzählt, oder an die Freunde im christlich-muslimischen, interreligiösen Zentrum in Deir Mar Musa in Syrien, einem Land im Bürgerkrieg.
Stelle mein Haus wieder her! Auf die grundsätzlichen Fragen, worauf wir ChristInnen stehen und wie wir uns verstehen dürfen, gibt der Brief aus den vitalen Anfängen der Christenheit eine schlichte Antwort in der Bilderwelt des Hausbaus. Man beachte die Wirkung auf das Selbstverständnis der bis heute aktuellen franziskanischen Urberufung: „Stelle mein Haus wieder her, das ganz am Zerfallen ist!“ Die österliche Einladung heißt: „Kommt zu dem lebendigen Stein!“ Es gibt also eine Härte, die sich positiv auswirken will im Sinne von Beständigkeit, Eintracht und Überwindung des Todes. Die „Perle“ in diesem neutestamentlichen Schreiben ist die Stelle zum allgemeinen Priestertum (1 Petr 2,9f), die für den Aufbruch des II. Vatikanums maßgeblich bleibt. Das besondere Priestertum steht im Dienst an den Diensten, ist gleichsam inmitten und ein Gegenüber zu den Charismen
in den Gemeinden. Dem Anfang des zweiten Kapitels entnehme ich für unseren nachösterlichen Weg drei Impulse.
Wagt das Unerhörte! Die Aufforderung „Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein!“ ist nicht harmlos und beliebig in unserem modernen Angebotsdenken: „Vielleicht ist das etwas für Sie!“ Es geht um Entschiedenheit: Stellt Euch fest auf diesen Untergrund! Eine Person trägt unverrückbar: Der von dem Menschen verächtlich angeschaute und verworfene „Stein“ Christus! Was für die damalige antike Umgebung eine Eselei im wahrsten Sinn des Wortes war (eine GraffitiKritzelei spottet über den christlichen Soldaten Alexamenos, wobei der Gekreuzigte mit einem Eselskopf dargestellt wird – ein Gekreuzigter kann nicht die Weisheit Gottes sein) und was im jüdischen Denken als ein Fluch erscheinen musste („ein Gehenkter ist ein von Gott Verfluchter“ Dtn 21,23), das ist in den Augen Gottes kostbar und wertvoll. Entscheidet Euch für den Vertrauten Gottes, wagt das Unerhörte und stellt euch auf seinen österlichen Sieg! Die Kirche Jesu Christi ist somit eine Gemeinschaft von Entschiedenen. Wo so vieles wankt und schwankt, gibt es einen alternativen Stabilitätspakt gläubiger Menschen aller Generationen und Nationen. Wer glaubt, ist eben nicht allein.
Lasst euch vermauern! Hier muss die moderne Seele aufschrecken, denn wir lieben unsere Freiheit sehr. Sie steht in Konkurrenz zur Sehnsucht nach Beheimatung und Geborgenheit. Wir wollen wissen, wo wir hingehören und wozu wir gebraucht werden. Die Passage des Ersten Petrusbriefes stellt uns in lebendige Zusammenhänge. Die Kirche ist kein blutleerer Apparat und kein Selbstläufer, sondern berufen, ein Bau lebendiger Steine auf dem gemeinsamen österlichen Fundament zu sein. Jede und jeder hat einen je eigenen Platz, wo sie/er trägt und erträgt, sowie – was wir manchmal vergessen – getragen und ertragen wird. Das Paradox gilt: Wer sich belasten lässt, wer Verantwortung über-
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nimmt, erfährt auch Entlastung. Ich weiß, wo ich hingehöre und für wen ich mich abmühe. Das Bild von den lebendigen Steinen hat eine Schattenseite, es ist statisch und kann etwas übersehen lassen: Beweglichkeit gehört zum Aufbau der Gemeinden. Gläubige Menschen müssen mit Provisorien rechnen und leben lernen. Wir sind nun einmal Pilger und Fremdlinge bis zum letzten Atemzug, das ist ein Wesensmerkmal der Weggefährtenschaft auf Zeit. Orte und Menschen zu lassen, ist das nicht auch eine angemessene Form des Opfers auf dem christlichen Nachfolgeweg?
Erkennt eure Würde! Mag sein, dass die Sätze im Wir zu lebensfern und zu feierlich klingen. Es sind Würdetitel aus den Büchern Exodus und Jesaja, auf die christliche Gemeinde gemünzt. Sie machen Mut, aus Selbstbespiegelungen und allen Formen des Kleinglaubens herauszuwachsen. Fridolin Stier übersetzt 1 Petr 2,9 so: „Ihr aber seid ein auserwähltes Stammvolk, eine königliche Priesterschaft, eine heilige Volksgemeinschaft, ein zum Eigentum bestimmtes Volk: Auf dass ihr die Gut-Taten dessen kündet, der euch aus Finsternis in sein staunenswertes Licht gerufen hat.“
Bruder Paulus Terwitte hat sein neuestes Buch in Absetzung von Harpe Kerkeling so überschrieben: „Ich bleib dann mal da.“ In einer notvollen Phase der Kirchenaustritte in unserem Land und der innerkirchlichen Zerreißproben kann die urchristliche Taufansprache mit Blick auf den einen Schlussstein wegweisend und einend sein. Ich bleibe in dieser Kirche, weil ich in ihr immer noch die Anziehungskraft des lebendigen, österlichen Steins verspüre. Ich stelle mich mit meinen Glaubensgeschwistern in den Unbeständigkeiten des Lebens auf den, der mich trägt und der uns zusammenhält. Ich bleibe in dieser Kirche, weil ich immer noch an meinen unverwechselbaren Platz und Auftrag in ihr glaube und so tiefen Sinn erfahren darf. Ich bleibe in dieser Kirche, weil
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ich durch das Wort des Lebens und die Sakramente, sowie das Zeugnis ihrer Mitglieder Samenkörner der Auferstehung ins oft verfestigte Herz gesät bekomme. Nachdenklich und neu entschieden stimme ich in das Lied der „Alten“ ein: „Fest soll mein Taufbund immer stehen.“ P. Josef Fischer
Foto: Piero Lazzarin
Ich bleibe in dieser Kirche
Junge Menschen auf dem Weg nach Assisi Franz von Assisi, der große Heilige des 13. Jahrhunderts aus Italien, hat bis heute nichts von seiner Ausstrahlung eingebüßt. Vor allem jungen Menschen kann er auf der Suche nach ihrem je eigenen Lebensstil wesentliche Impulse geben. Eine Einladung zum internationalen Treffen junger Menschen „Giovani verso Assisi“ vom 4. bis 13. August 2012.
Bereits zum sechsten Mal laden wir Franziskaner-Minoriten zu einem großen internationalen Treffen ein, bei dem etwa 800 junge Menschen aus aller Welt erwartet werden. Aus Korea, Russland, Australien, Polen, Kanada, Südamerika und anderen Ländern kommen sie zu Gebet, Stille, Austausch und Feiern nach Assisi. Dort, wo Franziskus geboren wurde, wo er aufwuchs und seine Berufung entdeckte, versammeln wir uns und machen uns gemeinsam auf die Suche, was ihn damals umtrieb und was uns heute bewegt.
Termin und Zielgruppe Eingeladen sind junge Menschen zwischen 17 und 30 Jahren. In diesem Jahr findet das Treffen mit dem Namen „Giovani verso Assisi“ vom 4. bis 13. August 2012 statt. Alle Teilnehmer treffen sich innerhalb von Deutschland an verschiedenen Orten, um dann gemeinsam mit einem Reisebus nach Assisi zu fahren. Auf der Hinreise werden wir in Padua, wo der heilige Antonius wirkte und begraben ist, übernachten und neben der Stadt auch die Basilika des Heiligen besuchen.
Programm in Assisi In Assisi sind wir in Zelten, die uns zur Verfügung gestellt werden, untergebracht. Wir werden die franziskanischen Stätten in und um Assisi besuchen, wie z. B. sein Geburtshaus, die große Basilika San Francesco oder das kleine Kloster San Damiano. Alle Vorträge, Predigten und Diskussionsrunden werden simultan auf Deutsch übersetzt. Auf dem Programm steht auch ein Tagesausflug nach Rom, um dort den
Vor der Oberkirche San Francesco in Assisi.
Petersdom und andere bedeutende Stätten zu besichtigen. Workshops, eine Lichtfeier und ein Bunter Abend aller teilnehmenden Nationalitäten gehören ebenfalls immer bei „Giovani verso Assisi“ dazu.
Technische Informationen Abfahrt nach Assisi mit einem Reisebus am frühen Morgen des 4. August von unserem Kloster Würzburg aus (Zustieg auch unterwegs). Übernachtung in Würzburg 3./4. August möglich. Kosten für die gesamte Reise: 320,- € (Busfahrt, Verpflegung / Unterkunft in Padua und Assisi). Rückreise nach Deutschland ohne Zwischenübernachtung. Ankunft in Würzburg am frühen Morgen des 13. August. Anmeldung zunächst formlos per E-Mail oder Telefon. Anmeldeschluss: 20. Juni 2012. Weitere Informationen auf unserer Internetseite www.franziskaner-minoriten.de.
Kontaktadresse:
Br. Steffen Behr Kloster Maria Eck 83313 Siegsdorf Telefon: 08662/4985-0 Steffen.Behr@franziskaner-minoriten.de
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Seit dem Jahr 1993 betreuen Franziskaner- Minoriten die katholischen Gläubigen in Kaluga. Franziskanische Missionsschwestern aus Assisi unterstützen sie seit 2003 in der pas toralen und karitativen Arbeit. Gemeinsam kümmern sich beide Ordensgemeinschaften um die Armen und Bedürftigen der Stadt, besonders um verwaiste und behinderte Kinder. Etwa zweihundert Kilometer südwestlich von Moskau liegt Kaluga, eine Industriestadt am Fluss Oka mit 350.00 Einwohnern. Schon immer gab es hier viele Ausländer: Deutsche, Polen, Schweden, Bulgaren und Türken. Polnischen Offizieren gelang es im Jahr 1869, in der Stadt eine katholische Pfarrei offiziell registrieren zu lassen, unter dem Patrozinium des heiligen Georg. Im Jahr 1880 konnten die Katholiken ein Haus kaufen und es zu einer Kirche umgestalten. Vor der Kommunistischen Revolution 1917 wirkten drei katholische Priester und zehn Ordensschwestern in Kaluga. Im
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Jahr 1935 wurde die Kirche geschlossen, die Gläubigen waren Repressalien ausgesetzt, der Pfarrer Jan Pawlowicz wurde verhaftet – man hat nie wieder etwas von ihm gehört.
Die erste Franziskanerkirche auf russischer Erde
Im Jahr 1990, nach der politischen Wende, organisierten sich die Katholiken in Kaluga wieder als Gemeinde und trafen sich in privaten Räumen zum Gebet. Sie baten Exz. Taddeusz Kondrusiewicz, den Erzbischof von Moskau, um einen Priester für die Messfeier und die Beichte. So kamen wir Minoriten im Jahr 1993 nach Kaluga. P. Miroslaw Kopczewski wurde 1994 Pfarrer in Kaluga (er arbeitet jetzt in einem Kloster in Weißrussland) und bekam von den Behörden die Erlaubnis zur Montage einer Kirche. Das bischöfliche Hilfswerk in Deutschland RENOVABIS schenkte der Gemeinde in Kaluga eine Kirche in Fertigbauweise aus Holzteilen – für die Gläubigen hier ein Gottesgeschenk.
Erzbischof Paolo Pezzi war für den 10. und 11. Dezember 2011 von Moskau nach Kaluga gekommen, um die katholische Gemeinde St. Georg und St. Franziskus im Glauben zu stärken. Für alle waren es Tage der Freude und Stärkung im Glauben.
Am 2. Juli 1996 wurden die Teile angeliefert, am 7. Juli konnte der erste Gottesdienst in der Kapelle gefeiert werden. Sie steht unter dem doppelten Patronat von St. Georg und St. Franziskus. Es war die erste Franziskanerkirche auf russischem Boden seit der Revolution. Täglich wird hier die heilige Messe gefeiert. Die Kapelle dient auch zur Vorbereitung auf die heiligen Sakramente der Taufe, der Firmung, der Beichte und der Erstkommunion.
Schwestern aus Assisi zur Unterstützung
Neben der Kirche bauten die FranziskanerMinoriten ein einfaches Kloster. Sie luden uns Franziskanische Missionsschwestern von Assisi „del Giglio“ zur Mitarbeit ein. Im August 2003 kamen die ersten vier Schwestern nach Kaluga, sie stammten aus Italien, Korea und Rumänien. Sie helfen mit im Apostolat der Pfarrgemeinde, in der Katechese und bei der Animation der Liturgie, in Gesprächsbereitschaft gegenüber den Leuten, durch das Zeugnis ihres einfachen Lebens. Gemeinsam mit den Minoriten betreuen sie am Dienstag, Donnerstag und Samstag eine Armenküche für die Bedürftigen der Stadt. Es kommen immer zwischen achtzig und hundert Leute, vor allem alte Menschen mit einer kleinen Rente, Arbeitslose und Obdachlose. Ihnen bieten wir
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Dreimal in der Woche verteilen die Minoriten und Franziskusschwestern von Kaluga Brot und warme Getränke an die Armen, die auch im Winter oft schon ab 8 Uhr auf die mittägliche Ausgabe warten.
Brot und warmen Tee an. Die Obdachlosen bekommen eine warme Suppe – für sie ist es die einzige warme Mahlzeit am Tag – und auch warme Kleidung. Wir besuchen die armen und kranken Leute zu Hause und bieten ihnen unsere Hilfe an. Pfarrmitglieder geben uns diskrete Hinweise, so halten wir Kontakt zu Familien, die besonders arm sind, und vor allem zu Kindern, die bei ihren Großeltern leben, weil sie keine Eltern mehr haben. An diese Kinder verteilen wir materielle Hilfen, die wir von großzügigen Menschen bekommen. Während der Sommerferien organisieren wir einen CAMPUS für die Kinder der Pfarrei und laden auch jene Kinder ein, die wir betreuen. Zudem kümmern wir uns um die Kinder in einem Waisenhaus und in einem Heim, in dem behinderte Kinder im Alter zwischen drei und achtzehn Jahren untergebracht sind. Ihnen bringen wir handwerkliche Fertigkeiten bei. Sie sind sehr zufrieden und glücklich, dass sie einige Dinge herstellen können mit ihren eigenen Händen.
Der Erzbischof aus Moskau visitiert
Der 10. und 11. Dezember 2011 waren Festtage für unsere Pfarrei. Erzbischof Paolo Pezzi war aus Moskau zu einer Visitation nach Kaluga gekommen. Er spendete sieben Mitgliedern unserer Pfarrei das Sakrament der Firmung. Nach dem Gottesdienst erfreuten ihn unsere Kinder mit einem ergreifenden FranziskusSpiel, sie sangen und tanzten. Es war wunderbar. Anschließend trafen wir uns alle im Kloster nebenan. In einer lockeren Atmosphäre – es gab auch etwas zu essen und zu trinken –
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Unser Appell
Die Kinder der Pfarrei in Kaluga hatten für den Gast aus Moskau ein Singspiel über das Leben der Heiligen Franziskus und Klara von Assisi vorbereitet
hatte jeder Gelegenheit, persönlich mit dem Erzbischof zu sprechen. Besonders angetan war der Erzbischof von der Gebetsgruppe „Mütter im Gebet“ und von der RosenkranzGruppe. Und er besuchte die Kranken der Pfarrei, die ihr Haus nicht verlassen konnten.
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Schwestern und Brüder, wie Sie aus den Formulierungen gemerkt haben, ist dies ein gemeinsamer Bericht. Beteiligt haben sich die drei Franziskanischen Missionsschwestern aus Assisi, die in Kaluga tätig sind: Schwester Bernadeta und Schwester Teresa aus Rumänien und Schwester Gemma aus Korea. Mitgewirkt haben auch die beiden Minoriten in Kaluga, Bruder Jacek Cieslicki aus Polen und P. Piotr M. Karnialiuk aus Weißrussland. Wir appellieren an Ihr gutes Herz und bitten Sie um Ihr Gebet für uns und unsere pastorale und karitative Arbeit. Wenn Sie uns und den Armen und Bedürftigen in Kaluga auch materielle Hilfe zukommen lassen können, freuen wir uns darüber. Auch wir beten für Sie und sagen Ihnen Vergelt’s Gott. Gott segne Sie! P. Piotr und Sr. Gemma Fotos: Natalia Makovjejeva
Audienz bei Papst Johannes Paul II.
Wir Schwestern halten auch Kontakt zu Personen anderer Konfessionen. So haben wir zu einer orthodoxen alten Dame, Babuschka Nadezda Malciova, eine besondere Beziehung. Ihr haben die Minoritenpatres dazu verholfen, dass sie 2002 nach Rom reisen konnte und sogar in den Vatikan vorgelassen wurde, bis zu Papst Johannes Paul II. In der Folge erhielt sie verschiedene medizinische Behandlungen, auch eine Gesichtsoperation. Diese Oma ist zudem blind, so braucht sie häufig unsere Hilfe. Aus Dankbarkeit und zur Erinnerung an den Heiligen Vater hat diese Großmutter anlässlich der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. eine Ausstellung organisiert. In einer Bibliothek waren einen Monat lang verschiedene Gegenstände zu sehen: Fotos, Bücher, Andachtsgegenstände, die sie während ihrer Romreise erhalten hatte. Natürlich waren wir auch behilflich bei der Ausrichtung dieser Ausstellung. Zum Abschluss der Ausstellung stellte unser Pfarrer, Pater Piotr, zwei Bücher über die Schriften des seligen Papstes Johannes Paul II. vor.
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Franziskanischer Gebetsbund Sorgen und Dank, Nöte und Freuden der Mitglieder des Franziskanischen Gebetsbundes tragen wir Junioren im Stundengebet und in der heiligen Messe vor Gott. Werden auch Sie Mitglied, so dass wir uns im Gebet verbunden und getragen fühlen dürfen. Die Mitgliedschaft und die Aufnahmebestätigung sind kostenfrei. Kontakt: Franziskanischer Gebetsbund Franziskaner-Minoritenkloster Franziskanergasse 7 97070 Würzburg E-Mail: gebetsbund@franziskaner-minoriten.de Internet: www.franziskanischer-gebetsbund.de
Wir gratulieren unseren Mitbrüdern P. Engelbert Otte
P. Joachim Sachse im Minoritenkloster Kaiserslautern
im Kloster Schwarzenberg zu 80 Lebensjahren am 17. April.
zu 25 Priesterjahren am 23. Mai.
P. Paschalis Puff
Br. Angelus Kraus
im Franziskanerkloster Würzburg
im Franziskanerkloster Würzburg
zu 85 Lebensjahren am 4. Mai.
zu 80 Lebensjahren am 24. Mai.
P. Ansgar Pohlmann
Bestellung
im Franziskanerkloster Würzburg zu 40 Diakonenjahren am 22. Mai.
• von heiligen Messen nach besonderer Meinung (Intention) Stipendium jeweils 10,– € • der Wunderbaren Medaille in Cellophanhülle, mit zwei Gebeten. Stückpreis 50 Cent, zuzüglich Briefporto. • der Monatszeitschrift
P. Konrad Körner im Minoritenkloster Köln zu 25 Priesterjahren am 23. Mai.
Sendbote des heiligen Antonius
Jahres-Abonnement 29,– € Bestellungen an: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg ordensapostolat@ofmconv.de
Gebetsmeinungen der M.I. April – Mai Das Ereignis der Auferstehung Christi lasse uns bewusst werden, dass wir berufen sind, als Auferstandene zu leben. Der Heilige Geist helfe uns, die Würde der Frau anzuerkennen und hochzuschätzen.
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Sorella morte – Schwester Tod P. Willibrord Wieman Am 5. Januar 2012 verstarb im Konvent Würzburg unser Mitbruder P. Willibrord Wieman im 80. Lebens-, 56. Profess- und 52. Priesterjahr. Geboren am 25. Dezember 1932 in Bodegraven / Niederlande und auf den Namen Theodor Cornelis Gerard getauft, fand er nach Abschluss des Gymnasialstudiums in Haastrecht (NL) im Juli 1954 Kontakt zu den Franziskaner-Minoriten, trat am 7. Oktober 1955 ins Noviziat ein, legte am 8. Oktober 1956 seine Erstprofess ab, am 7. Oktober 1959 die Feierliche Profess und wurde am 24. Juli 1960 von Bischof Josef Stangl in Würzburg zum Priester geweiht. P. Willibrord wirkte als Kaplan, Religionslehrer und Krankenhausseelsorger in der Pfarrei St. Anton in Schweinfurt, war ab September 1971 Religionslehrer und Präses der Kolpingsfamilie in Bonn, wurde 1980 Guardian des Konventes, war Kaplan an der Minoritenkirche in Köln und wirkte ab dem 6. November 1982 im Konvent Würzburg als Provinz- und Klosterbibliothekar. Neben der Leidenschaft für das Buch faszinierten P. Willibrord als Hobby Züge, Bahnhöfe und Lokomotiven. Der Herr schenke ihm den ersehnten Frieden!
P. Guido M. Ehemann Am 9. Februar 2012 verstarb im Leopoldina-Krankenhaus zu Schweinfurt unser Mitbruder P. Guido M. Ehemann im Alter von 84 Jahren, im 63. Profess- und 58. Priesterjahr. Geboren wurde er am 14. September 1927 in Rödersheim / Pfalz und auf den Namen Benedikt getauft. Sein Noviziat begann er am 10. Oktober 1949 in Schwarzenberg, legte dort am 11. Oktober 1949 die Erstprofess ab und am 12. Oktober 1952 die Feierliche Profess. Zum Priester wurde er am 3. April 1954 von Bischof Julius Döpfner in Würzburg geweiht. Nach seiner Kaplanszeit in den Konventen Kaiserslautern, Schweinfurt, Bonn und Ratingen leitete er 26 Jahre lang, von 1970 bis 1996, die Pfarrei St. Anton in Schweinfurt. Als Pfarrer im Ruhestand wirkte er weiterhin in der Industriestadt als Caritaspfarrer und Altenheimseelsorger. Provinzialminister P. Bernhardin M. Seither beim Requiem: „Pater Guido war ein leidenschaftlicher Mensch, ein Kämpfer, einer der sich einsetzte und immer wieder auch zu Wort meldete. Seine Sorge galt allen Menschen, den Jugendlichen, den Familien. An seinem Lebensabend begleitete er alte und kranke Menschen, stärkte und ermunterte sie.“ Er möge ruhen in Frieden.
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M. I. Christliche Bestattung in österlichem Ritus Durch Glaube und Taufe wird ein Mensch lebendiges Glied am mystischen Leib Christi. Durch die Opferungen im Laufe seines Lebens vereinigt sich der Christ Stück für Stück mit dem eucharistischen Opfer seines Herrn. So ist es mysterien- und symbolgerecht, dass der Leichnam eines Christen in Altarnähe beigesetzt wird, in der Kirche oder um die Kirche herum. Franziskus starb am Abend des 3. Oktober 1226. Eine katholische Beerdigung wird liturgiegerecht so vollzogen: Bei der Totenmesse wird der Leichnam an den Mess-Altar gebracht. Wie dieser Mensch bei all seinen Opferungen sein Leben Stück für Stück ins eucharistische Opfer seines Herrn hinein darbrachte, sein Lebensvollzug zusammengewandelt wurde mit dem Wirken, Leben und Opfer des Himmelschristus, so wird nun der Leichnam bei der Opferung gewissermaßen als Gesamt-Voropfergabe an den Altar gestellt: zur Einwandlung dieses Toten „durch Christus unseren Herrn“ in die Auferstehung und das ewige Leben beim verherrlichten Gottmenschen. So hat man auch den Leichnam des heiligen Franz von Portiunkula zunächst nach San Damiano an jenen Altar hingetragen, wo der Herr vom Kreuz ihm seine Berufung geoffenbart hatte. Dann wurde er in der Stadt bei San Giorgio beigesetzt.
Im Pascha-Durchgang zur Auferstehung Weil „Christus selbst der Altar der Kirche ist“ und „der Steinaltar nur ein Zeichen für Christus selbst“, und wir durch die Taufe Altar-Glied am mystischen Großleib Christi geworden sind, müsste mysterien- und symbolgerecht jeder Tote in den Altarkörper beerdigt
werden zum Zeichen dafür, dass dieser Mensch im Pascha-Durchgang durch den Tod in den auferstandenen Christus aufgenommen wird. Die ganze Gemeinde im Altar zu beerdigen ist jedoch nicht möglich. Aber man hat die Altar-Einheit der Toten mit Christus auf folgende Weise gewahrt: Man beerdigte die Toten unter dem Altar, um den Altar herum, in den Kirchenschiffen und um die Kirche herum. Die Kirche versteht den ganzen Kirchenraum und den Kirch-Hof mit den Toten der Gemeinde als ein einziges Groß-Altarleib-Symbol des mystischen Christus. Weil es heute meist nicht mehr möglich ist, die Toten in Altarnähe, in oder um die Kirche herum beizusetzen, nimmt die Kirche das Altar-Kreuz als Christuszeichen vom Altar und trägt es dem Toten voraus. Nach der Beerdigung setzt sie das Kreuz aufs Grab zum Zeichen dafür: Dieses Grab ist Altarfiliale, hier ruht ein Glied des „Groß-Christusleibes“, das in der Auferstehung des Leibes in den Himmelsaltar Christus vollendet wird zum Mitvollzug seines Herrlichkeitslebens und seines Himmelsopfers. Aus dem Nachlass von P. Dr. Agathon Kandler FRIEDE UND HEIL, Zeitschrift der deutschen Franziskaner-Minoriten Herausgeber: Deutsche Franziskaner-MinoritenProvinz St. Elisabeth, Franziskanergasse 7, Würzburg, Tel. 09 31/3 09 01-0, Fax 09 31/3 09 01-21, e-mail: friede.und.heil@ofmconv.de. Kurzadresse: Ordensapostolat Postfach 11 05 62 97032 Würzburg
Redaktion: P. Dr. Polykarp Götz OFM Conv. Mit kirchlicher Druckerlaubnis. Druck: Benedict Press, 97359 Münsterschwarzach. Erscheinungsweise: fünfmal jährlich. Die Zeitschrift FRIEDE UND HEIL vermittelt den Mitgliedern der Franziskanischen Gemeinschaft (FG), der Marianischen Initiative – P. Kolbe (M.I.) und des Franziskanischen Gebetsbundes sowie Freunden und Wohltätern unseres Ordens und seiner Missionen Anregungen für ein christliches Leben im Geist Mariens und des heiligen Franziskus. Statt eines Abonnements bitten wir alle Bezieher, einen Unkostenbeitrag von mindestens 10,– € pro Jahr an uns direkt (oder an unsere Förderer zwecks Sammelüberweisung) zu entrichten. Unser Konto: Ordensapostolat, LIGA Regensburg BLZ 750 903 00, Kto. 3016307 IBAN: DE88 7509 0300 0003 0163 07 BIC (SWIFT-Code): GENODEF1M05.
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Foto: Natalia Makovjejeva
Erstkommunion in der katholischen Pfarrei St. Georg und St. Franziskus in Kaluga / Russland. Seit 1993 wirken Franziskaner-Minoriten in der Industrie- und Handelsstadt an der Oka, 200 Kilometer s端dwestlich von Moskau gelegen. Foto: Michael Stockinger
Im Jahr 2003 kamen Franziskanische Missionsschwestern aus Assisi hinzu, um in Seelsorge und Caritas mitzuhelfen.