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DIE WIEDERKÄUENDE KUH

Die künstliche Intelligenz (KI) ist in aller Munde. Auch Exponenten der Kirchen diskutieren über Vor- und Nachteile ihres Einsatzes. Droht uns die «Hölle» mit einer unkontrollierbaren, gesellschaftlichen Umwälzung und unzähligen Verlierern und Verliererinnen? Oder lockt das «Paradies» mit technischen Fortschritten, wie etwa in der Medizin?

In Deutschland, während dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg, wurde erstmals ein Gottesdienst nur von Künstlicher Intelligenz gestaltet. In der überfüllten Sankt Paul Kirche in Fürth wollte aber in der roboterhaften, etwas seelenlosen Atmosphäre keine Begeisterung aufkommen. «Unglaublich langweilig», fand es eine Besucherin laut einem Bericht auf kath.ch. Sie habe in der 15-minütigen Predigt abgeschaltet, so wie sie das auch «in nicht so schönen Gottesdiensten» tue. Andere fanden sie zu langatmig, «fast wie im echten Leben».

Da künstliche Intelligenz nur jene Sprache, Wortschöpfungen und Gedanken formulieren kann, mit denen sie zuvor gefüttert wurde, hat sie wohl tatsächlich ein Abbild von Predigten im «echten» Leben wiedergegeben. Das ist sowohl tröstlich wie erschreckend.

Dem Priestermangel und der geringen Bereitschaft, Frauen in der römisch-katholischen Kirche gleichwertiges Gewicht wie Männern zu geben, kann jedenfalls mit KI nicht begegnet werden. Vielleicht ermuntert gerade KI die Kirche dazu, bei der Personalgewinnung für die Pastoral über mehrere Schatten zu springen.

Denn wer KI einsetzt, kann genauso gut eine «wiederkäuende Kuh», wie es der Theologe und Philosoph Peter G. Kirchschläger nennt, in den Altarraum stellen. Und dies will wohl niemand.

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