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Ose Franzen
from Mensch, Sylt!
OSE FRANZEN & IHR ERHELLENDES GESCHÄFT
Es werde Licht!
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Auf Sylt sind Buschtrommeln laut. Oft wissen andere eher, was mit einem los ist, als man selbst. Dass ist eindeutig die nervige Seite des Insulaner-Lebens. Die glänzende: Networking und Nachbarschaftshilfe funktionieren kaum irgendwo besser als unter Syltern. So kam es auch, dass Lichtplanerin Ose Franzen und ihr Mann Rainer jetzt ein neues Zuhause für ihr Business haben. Ein Ort, von dem man sofort weiß, dass es für die beiden besser nicht geht, als in diesem schmucken alten Gründerzeitgemäuer mit Erker, gegenüber von Bäcker „Abeling“ in der Westerländer Maybachstraße. Mensch, Gebäude und Mission fügen sich zu einem wunderbaren Ganzen.
Roy und Simone Komor (von „ROY“ in der Strandstraße) gaben den Anstoß. Sie hatten in dem schon etwas länger leerstehenden ehemaligen Wohnhaus letzten Sommer ein Popup-Outlet für ihr herrliches textiles Sortiment auf die Beine gestellt und erkannten sofort, was in diesen Räumlichkeiten für ein leuchtendes Potenzial steckt.
„Wir fühlten wir uns ja ganz wunderbar gut aufgehoben all die Jahre in der ,Stilschmiede’ bei Michael Martens. Wir hatten immer mal mit dem Gedanken gespielt etwas Eigenes zu haben. Aber ganz ohne Leidensdruck. Es war ein großartiger Startort für unsere Firma. Simone vermittelte dann den Kontakt zu den Eigentümern hier in der Maybachstraße. Wir mochten die Räume sehr. Der Entscheidungsprozess hat tatsächlich etwas gedauert“, berichtet Ose Franzen von der Findungsphase. „Doch wenn ich dann wirklich etwas will, dann gibt es kein Halten“, versichert die Meisterin der Lichts und das glaubt man ihr sofort.
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Eigentlich sollte am 1. April eine große Eröffnung der neuen „Lichtinsel“ mit allem Pipapo und einem Fest zum 15. Firmenjubiläum gefeiert werden. Durch Corona wurde es nun ein „Soft Opening“ im besten Sinne. Die beiden Franzens legten bei dem Umbau in den stillen Sylter Wochen des Frühlings selbst fleißig mit Hand an und verhalfen jeder der spektakulären Leuchten im Geschäft zu einem Platz, der zu den jeweiligen Eigenschaften passt. Und während andere Sylter die Ruhe und Muße genießen konnten, gaben die beiden im neuen Laden Vollgas. Das Ergebnis rechtfertigt alle Mühe. Die „Lichtinsel“ ist ein wunderbarer Ort geworden. Ein Leuchtturm für modernes Business auf Sylt quasi (es gibt ja zum Thema Licht so herrlich viele Metaphern, freut sich die Autorin).
Vieles im neuen Geschäft wird sich noch „rütteln“ müssen. Beispiel: Mit so viel Publikumsverkehr, wie es ihn tatsächlich seit der ersten Stunde gibt, hatten die „Lichtinsel“-Chefs und ihre Mitarbeiterin Amanda gar nicht gerechnet. „Wahrscheinlich lassen wir dienstags die Ladentür konsequent zu, damit wir auch in unsere Planungsarbeit abtauchen können“, versichert eine strahlende Ose am todschicken Tresen im hinteren Raum des seelenvollen neuen Ladenlokals.
Ihr Business besteht nicht nur daraus, erhellende Leuchten zu verkaufen, bei denen jedem Menschen mit Stilempfinden, das Herz weit aufgeht.
Denn jedes Bedürfnis und jeder räumliche Bedarf nach Licht ist anders. So steht vor jedem Konzept ein intensives Gespräch mit den Kunden über das, was bei diesem Projekt der Rote Faden sein soll. Moderne Wohnquartiere wie das Hotel „Südwäldchen“, der „Aarnhog“ in Keitum, das Hotel „Landhafen“ in Niebüll, etliche Räume im „Rungholt“ oder im „Fährhaus“ gehören zu den Projekten von Rainer und Ose Franzen. Aber natürlich auch private Wohnhäuser auf der Insel und ausgewählte Projekte auf dem Festland. Inzwischen ist es ein fester Kreis von Architekten, die Ose Franzen bei der Lichtplanung stets mit einbeziehen.
Das Lichtkonzept für ein Hotel in Österreich zu erstellen – dieses Projekt hat Ose gerade aus Zeitmangel und schweren Herzens abgesagt. Es geht halt nur das, was geht und mit Liebe umgesetzt werden kann.
Denn die Liebe für das, was sie tut, hat sie. Genau seit die Weltgereiste in ihrem Architekturstudium eine Dozentin für Lichtplanung erlebte, dann ein Licht aufging und seitdem ihre Idee von schönen Räumen nun auf eine besondere Art umsetzt.
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„Unser Auge tastet einen Raum konstant ab und sucht sich automatisch den hellsten Punkt. So lenkt Licht unsere Aufmerksamkeit, schafft Hierarchien in unserer Wahrnehmung“, begibt sie sich mal eben auf die Metaebene ihres Jobs. Neben der Schönheit und Pragmatik von elektrischem Licht, geht es Ose Franzen auch immer um den subtileren Teil des Ganzen, um die Stimmung, die emotionale Wirkung und auch die therapeutische: „Wusstest Du, dass depressive Patienten mit künstlichem Licht behandelt werden, das dem Tageslicht nachempfunden ist? Unser Organismus braucht ein gesundes Farbspektrum, um reibungslos zu funktionieren – körperlich, geistig und seelisch“, lässt sie zwischendurch mal eben wissen.
Zurück zum Unmittelbaren: Etliche der Objekte in ihrem Laden sind Statussymbole für den, der etwas von ausgesuchter Inneneinrichtung versteht. Andere sind die pure Inspiration. Selbst Menschen, die sich mit Lampen sonst schwer tun, werden auf der „Lichtinsel“ schwerlich nichts finden, was sie cool finden. Die ultraschlichten Beweglichkeitswunder von „Occhio“ oder die Klassiker von „Artemide“ sorgen für das Heimat-Gefühl der anspruchsvollen Klientel. Die ostdeutsche Firma „Mawa“ mit ihren außergewöhnlichen Designs ist gemeinsam mit den Franzens in den letzten Jahren gewachsen.
Ihre Mission bringt Ose Franzen zum Leuchten. Sie sprüht, wenn sie von der rasanten technischen Entwicklung in ihrem Gewerk spricht – den beinahe unbegrenzten Einsatz-Möglichkeiten der vergleichsweise jungen LED Technik und der annähernd perfekten Farbwiedergabe. „Was hier vor einem Jahr galt, ist heute schon ganz anders. Ich bilde mich unentwegt fort, um auf dem neuesten Stand zu sein. Nur die Dimmbarkeit von LEDs ist noch nicht so brillant wie die bei Halogen-Leuchten.“ Ihr überragendes technisches Wissen ist ein Pfund, mit dem sie wuchern kann. Um die Voraussetzungen für eine perfekte Illuminierung zu schaffen, muss sie reichlich rechnen und viel von Kelvin, Lux und Lumen – den Maßeinheiten der Lichtmessung – verstehen. Widersprechen sich ihr Business und Nachhaltigkeit eigentlich? Ose, die sich selbst als „Querdenkerin und Querulantin“ einstuft und die früher mal Umwelttechnik studieren wollte, zögert einen Augenblick. „Nachhaltig ist unsere Arbeit insofern, als dass unsere Leuchten über Jahrzehnte erfreuen, eine Anschaffung auf lange Sicht sind. Zudem zielt moderne Lichttechnik natürlich darauf ab, Strom effektiver zu nutzen. Außerdem mag ich es, Licht auch bewusst auszuschalten, dazu rate ich auch unseren Kunden immer eingehend“, versichert Ose.
Sie liebt die Dunkelheit, das Mondlicht, den Sylter Winter mit seinen extremen Kontrasten. An einem Naturort wie Sylt soll es auch möglichst natürlich zugehen, findet Ose weigert habe“, erinnert sie. Darum ist sie weder eine Freundin von massiver Außenbeleuchtung („Häuser leuchten am schönsten von innen!") noch von einer künstlichen Inszenierung der Natur: „ rgendwann sollte ich mal die Heidefläche neben einem Reetdachhaus beleuchten. Das einzige Mal, dass ich einen Auftrag verweigert habe", erinnert sie.
Ose Franzens Lieblingsphänomen in der Sylter Natur ist übrigens, wen sollte es wundern: Das Meeresleuchten – jenes magische Schimmern der Wellen an warmen Sommertagen, das durch Millionen kleiner Mikroorganismen hervorgerufen wird und das wissenschaftlich eigentlich auch noch nicht ganz genau erklärt ist. „Da freue ich mich jetzt schon wieder drauf“, versichert die Hüterin des Sylter Lichts mit Blick auf die Sommertage und die Freude darauf, manchmal, ganz manchmal, die Tür der neuen „Lichtinsel“ auch mal von außen zu verschließen, um mit Rainer und Hund „Juma“ draußen unterwegs zu sein.
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FOTO: © LAURA MÜLLER
>> www.lichtinsel-sylt.de