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Sonja Garsztecki
from Mensch, Sylt!
SONJA UND IHR KAMPENER „WUNDERHAUS“
Mode? Am liebsten nur Lieblingsstücke!
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Garsztecki. So heißt nicht jeder. Was für den Nachnamen gilt, lässt sich in diesem Falle auch auf die ganze Frau, auf Leben und Werk übertragen. Sonja Garsztecki ist eine rasante Person, ein liebenswerter Empathie-Knubbel und die Erschafferin eines Ladenkonzepts, das Frauen versteht. Von oben bis unten und in jeder Dimension. Denn in ihren „Wunderhäusern“ gibt es so gut wie alles – vom Hut bis zum Schuh, vom Hautserum bis zum Boho-Style-Schmuck sowie die ganzen Stationen dazwischen und noch viel mehr für Kinder, Hunde, für Männer und ein schönes Zuhause. Ein Kaufhaus mit lauter Lieblingsstücken.
„Nein, die ganze Zeit ,La Paloma’ gepfiffen habe ich natürlich nicht. Im Gegenteil: in den Shutdown-Wochen habe ich mehr gearbeitet als sonst“, berichtet Sonja mit dieser durch nichts wegzuhobelnden Berliner Schnauze, die ihr eine zusätzliche Prise Herzlichkeit verleiht.
Natürlich hat die „Wunderhaus“-Betreiberin von Kampen und Düsseldorf-Kaiserswerth die Corona-Misere geschäftlich schwer gebeutelt. Denn März, April und Mai sind für sie sonst allerbeste Monate. Aber meckern tut sie nicht, gehört nicht so zu ihrem Portfolio. Sie ist zuversichtlich, dass sie ihr Schiff mit insgesamt 24 Frau und Mann Besatzung schon irgendwie durch die hohen Wogen manövriert bekommt. „Man wächst ja mit seinen Herausforderungen.“
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Selbst ihr bestes Model. Gerne auch vor Sylter Kulisse. Könnte schlimmer sein.
Die liebsten Kundinnen? Die, die sich kaum loseisen können, echte Lieblingsstücke finden und sie so lange lieben, bis sie „auf“ sind.
In dem idyllischen und noblen Kaiserswerth setzt sie in ihrem „Wunderhaus“ zusammen mit ihrem Geschäftspartner auch ein Deli-Konzept um und wird demnächst sogar noch einen neuen Store eröffnen. Mit einem Label, dem Launchwear-Macher „Better Rich“, und dazu ein paar ausgewählten Details, die „die ganze Angelegenheit abrunden“.
Die Marke „Better Rich“ oder „Lala Berlin“ sind gute Beispiele dafür, mit welchen Herstellern sie in Zukunft arbeiten möchte: Mit Firmen, die möglichst in Europa produzieren –und wenn Ware von weither kommt, dann müssen die Umstände stimmen. In ihren Shops bietet sie vor allem Naturprodukte an. Cashmere nur mit entsprechenden Expertisen. Plastik so wenig wie möglich. Felle gar nicht.
Ein besonderes Augenmerk legt sie darauf, dass das Tierwohl bei der Produktion von Pullis oder Schuhen respektiert wird. „Denn Tiere haben nach wie vor eine schlechte Lobby“, meint Sonja, die gerne und großzügig auch immer in diese Richtung spendet. Im frühen Sommer stellt sie bei Kundinnen und bei sich selbst eine Riesenlust fest, wieder einkaufen zu gehen und damit ein Stück Normalität herzustellen. Die Verluste lassen sich natürlich nicht aufholen. An einem radikalen Ausverkauf beteiligen möchte sie sich indes nicht, sondern eher Produkte mit ins das Frühjahr 2021 nehmen.
Ob Verbraucher wohl langfristig nachhaltiger und ökologisch sinnvoller shoppen werden – nach den jüngsten Erfahrungen und angesichts der ebenso evidenten Klimaentwicklung? „Ich bin da skeptisch. Menschen sind so egoistisch. Aber jeder Einzelne kann ja das Seine beitragen. Wir haben als Einzelhändler einen Einfluss auf das Konsumverhalten und tragen Verantwortung.“ Sie selbst ist eine Riesenfreundin davon, Mode als etwas zu nutzen, das Indvidualität unterstreicht und Lebensfreude verströmt. Darum verkauft sie bei sich auch eben auch nur Dinge mit Potenzial, so lange geliebt zu werden, bis sie „wirklich durch sind“.
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Ausgeprägter Familiensinn: Sonja mit Mutti vor dem „Wunderhaus“
Besonders freut sie sich über Initiativen wie jetzt von Protz-Bling-BlingMarke „Gucci“, die konsequent dazu übergehen, Frühjahrsmode erst im ausklingenden Winter auszuliefern und nicht ein halbes Jahr vorher. „Damit der Wahnsinn in unserer Branche ein Ende hat und wir das Tempo endlich rausnehmen“, freut sich Sonja.
Wie andere Kollegen im Einzelhandel hat sie die stillen Momente beim Schopfe genommen und einen schicken „Wunderhaus“-Online-Shop auf den Weg gebracht – „mit einem starken Team im Hintergrund“, die ihr Werk ungern als Einzelleistung betrachtet. Oft ist sie selbst das Model, weil sie die beste Visitenkarte für ihre Philosophie ist. Gerade klingelt ihre Assistentin aus Düsseldorf durch und zeigt per „Facetime“ das allererste Päckchen, das nach einer Online-Bestellung das Haus verlässt. 800 Artikel – vom Sommerkleidchen, BadAccessoire bis hin zum Sonnenhut – sind online. Wenn schon, denn schon – im Garsztecki-Style eben.