3 minute read

Eine seltene Spezies

Next Article
Chance? Ergriffen!

Chance? Ergriffen!

INEKE SCHEPPLER

Advertisement

Sprechen wir über Menschen, die im Dorf aufgewachsen sind, ist die Grundgegebenheit winzig. Um die 500 Einwohner*innen zählt das Dorf am Meer. Junge Erwachsene, die hier aufgewachsen sind, gibt es so gut wie gar nicht. Wir haben uns für „Mensch, Sylt!“ also eine echte Exotin vor die Linse geholt und die 25-jährige Ineke Scheppler mal ausgequetscht, wie das so ist, an einem derart speziellen Ort groß zu werden…

Ineke mit Bruder Thies

Ineke, bist Du noch hier oder wieder? Bleibst Du oder gehst Du? Willst Du irgendwann ganz hierher siedeln? Fragen über Fragen…

INEKE: Gerade arbeite ich im „Hotel Rungholt“ – ganz schräg gegenüber von dem Ort, wo ich aufgewachsen bin: dem „Hotel Ahnenhof“. Es gefällt mir super. Bevor es mit Corona losging, war ich in London im modernen „Berkeley“-Hotel im Service und wollte als nächstes eigentlich in die Schweiz gehen. Das wurde dann ja nichts. Darum habe ich erst einmal über den Sommer meinem Vater im „Ahnenhof“ geholfen. Zurzeit wohne ich in Westerland und ziehe bald nach Wenningstedt, da habe ich auch die ersten fünf Jahre meines Lebens verbracht.

Ineke im Business

Wie ist es denn nun, in Kampen groß zu werden? Stinklangweilig oder bullerbümäßig?

INEKE: Ganz viel Bullerbü. Darüber wird man sich dann natürlich erst so richtig klar, wenn man erwachsen ist. Hier habe ich grandiose Freundschaften geknüpft, wie zu Amelie Knochenhauer, mit ihr war ich nach dem Abi auch in Australien. Wir haben in der Ausbildung in Hamburg zusammen gewohnt und sind bis heute ein Herz und eine Seele. Die Kindheit war hier total frei. Mit meinem Bruder Thies habe ich als kleines Mädchen superviel Quatsch gemacht. Rückblickend war es etwas sehr Besonderes, in Kampen groß zu werden. Ich bin mit dem vielleicht weltweit schönsten Blick überhaupt aufgewachsen – über die Heide, über die Meere, bis nach List und Dänemark. Das ist jetzt kein Kitsch: Mich durchströmt jedes Mal großes Glück, wenn ich ans Watt oder an den Strand gehe. Die Natur in Kampen hat so viel Kraft.

Ineke mit Nele Möllendorf und Amelie Knochenhauer

Okay. Du hast trotzdem nach dem Abi das Weite gesucht…

INEKE: Ja, ich bin der Meinung, dass es wichtig ist, die Insel einmal zu verlassen als Sylter Jugendlicher, den Horizont zu erweitern und Erfahrungen zu sammeln, die man hier einfach nicht haben kann. Als ich in Hamburg im „Vier Jahreszeiten“ lernte, habe ich mir den Stadtmodus erst aneignen müssen, bin dann da aber tief eingetaucht und habe es sehr genossen.

Ineke mit Papa auf Ostertour

Du hast mit 25 Jahren schon ein großes Erfahrungsspektrum im Gastro-Business gesammelt – hast früher schon Dein Taschengeld aufgebessert mit Jobs im „Gogärtchen“ oder in der „Sturmhaube“, die ja spätestens 2022 im neuen Gewand mit dem großen Bruder Deiner Freundin Amelie als Gastgeber wiedereröffnen wird. Du liebst das Business, das spürt man. Übernimmst Du irgendwann den Laden Deines Vaters?

INEKE: Ausschließen will ich das nicht. Aber es ist auch alles andere vollkommen möglich. Ich bin meinem Vater total dankbar dafür, dass er mich in der Entscheidung frei lässt.

Ineke mit Mama

Was lehrt Dich Corona?

INEKE: Ich habe früher immer gedacht, ich könnte mein Leben zumindest mittelfristig durchplanen. Corona hat mir gezeigt, dass es ganz viel Sinn macht, im Augenblick zu leben. Das mache ich jetzt. Ich genieße die vielen kleinen schönen Momente, arbeite mit großer Freude im „Rungholt“ und was im Herbst kommt, kann ich noch gar nicht sagen. Alles ist möglich. Singapur wäre spannend…

This article is from: