Keltischer Baumkreis

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Baumlehrpfad zum Keltischen Baumkreis Waldp채dagogisches Zentrum Burgholz in Wuppertal

www.wald-und-holz.nrw.de


Baumlehrpfad zum Keltischen Baumkreis Waldp채dagogisches Zentrum Burgholz in Wuppertal


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Inhalt

Einleitung Der Ahorn

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Der Apfel

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Die Birke

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Die Buche

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Die Eberesche

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Die Eibe

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Die Eiche

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Die Esche

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Die Feige

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Die Hainbuche

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Die Hasel

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Die Kastanie

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Die Kiefer

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Die Linde

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Der Nussbaum

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Die Olive

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Die Pappel

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Die Tanne

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Die Ulme

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Die Weide

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Die Zeder

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Die Zypresse

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Lageplan

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Kontakt

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Impressum

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Wir danken herzlich: Der Baumlehrpfad zum Keltischen Baumkreis ist mit der finanziellen Unterstützung des Fördervereines WPZ & Arboretum Burgholz e.V. und einzelner Sponsoren entstanden: Barmenia Krankenversicherung aG Knipex Werk, C. Gustav Putsch Dr. Peter H. Vaupel, Wuppertal Vorwerk Co KG, Wuppertal


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Der Baumlehrpfad zum Keltischen Baumkreis Dieser Rundgang am Arboretum Burgholz transportiert Informationen über eine ausgewählte Anzahl von Baumarten durch das „Vehikel“ des Keltischen Baumkreises. Die beschriebenen Baumarten sind alle auf dem Gelände des Waldpädagogischen Zentrums Burgholz zu finden. Die Inhalte dieser Broschüre finden sich in ähnlicher Form auf Informationstafeln direkt bei den Bäumen. Dabei ist bewusst auf eine ganz strenge inhaltliche Systematik verzichtet worden; manchmal unterstützt ein Zitat oder eine Anekdote die botanischen oder forstlichen Botschaften über die Baumart. Die Passage „Wie der Baum, so der Mensch" soll dazu einladen, sich selbst einmal auf die Reise zu dem Baum des eigenen Geburtstages zu begeben und dabei Neues über „den eigenen“ Baum und vielleicht sogar über sich selbst zu erfahren.

Was ist der Keltische Baumkreis? Die Kelten orientierten sich in ihrem Alltag an den Ereignissen der Tag- und Nachtgleiche, der Winter- und Sommersonnenwende, aber auch an Mond- und Sonnenzyklus und Ebbe und Flut. Alles wurde in einem natürlichen Rhythmus, der nicht vom Menschen gemacht ist und auch nicht von ihm bestimmt werden kann, wahrgenommen und gedeutet. Der Keltische Baumkreis mit seinen 22 Baumarten diente der Erfassung und Beschreibung des Jahresverlaufes durch die Beobachtungen der Bäume in ihrer jahreszeitlichen Entwicklung. Die enge Verbundenheit der Kelten zur Natur, ihr feines Gespür für ihre Gesetzmäßigkeiten und die Energien, die damit einhergehen, schlagen sich auch in ihrem Umgang mit Sprache und Zeit nieder.

So hatte das keltische Alphabet so viele Buchstaben wie die Tage zwischen den Mondphasen. Ein Bedeutungskreis und Ordnungssystem tat sich auf – erlebbare und messbare Zeit. Das Lernen des Alphabetes war anhand der bekannten Bäume und ihrer Namen möglich. Jede Baumart stand für eine Zeitspanne mit ihren dichten Erlebnissen und Erfahrungen. Die Beziehung zu Bildern und Symbolen ermöglichte das einprägsame, mündliche Weitergeben von Wissen über viele Generationen – ohne die Dinge aufzuschreiben. Die Natur wurde als Vermittlerin zwischen der unsichtbaren und sichtbaren Welt betrachtet, der Wald als ein Sinnbild für die Innerlichkeit und die Bäume als „silberne Brücken“ zwischen den Welten. Wie viele Märchen führen ihre Hauptdarsteller in den Wald, um Lösungen für ihre Probleme oder den Weg zu sich selbst zu finden. „Der Keltische Baumkalender ist eine ,geistige Collage‘, eine Verbindung von Baumkenntnissen, uralter Zeiteinteilung und angewandter Menschenkenntnis ...“ Michael Vescoli

Quellen: 1. Mitchell, A.: Die Wald-und Parkbäume Europas, Berlin, Hamburg, 1979 2. Schütt, P., et. al.: Enzyklopädie der Holzgewächse, Handbuch und Atlas der Dendrologie, Landsberg am Lech, ecomed, 1994 3. Vescoli, M.: Der Keltische Baumkalender – über den Menschen, die Zeit und die Bäume, München, Hugendubel, 1995


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» Lebe jeden Tag so, als ob es dein letzter wäre, und gleichzeitig so, als ob du zehntausend Jahre zur Verfügung hättest. «

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» Die Zeit schenkt dem Leben Qualitäten, die in Bäumen wie in Menschen gleicherweise zum Ausdruck kommen. «


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Der Ahorn Über den Baum In Deutschland beheimatet sind Berg-, Feld- und Spitzahorn (Acer pseudoplatanus, Acer platanoides, Acer campestre). Im Arboretum Burgholz gibt es eine kleine Fläche mit Zucker- und Silberahornen aus Nordamerika und Kanada. Den heimischen Bergahorn trifft man im kühl-feuchten Bergklima – in den Alpen bis in Höhen von 1.700 m. In Burgholz sieht man den Baum häufig entlang der Wege als Naturverjüngung.

Keltisches Sprichwort „Mensch, schätze dich hoch ein, dann musst du dich nicht wichtig nehmen!“

Das harte und gut zu verarbeitende Ahornholz war einst in Dreschflegeln, Wagendeichseln oder Radnaben verarbeitet. Heute gehört es zu den wertvollen Edelhölzern in der hochwertigen Inneneinrichtung und manche Tischplatte im Wirtshaus ist aus Ahorn. Der Ahorn wird auch Engelsköpfchenbaum genannt, weil die Flügelsamen wie Engel von der Krone herabfliegen und sich dabei im Kreise drehen. Der Zuckerahorn, ein kanadischer Verwandter, spendet seinen süßen Saft zur Herstellung von Ahornsirup (engl. maple sirup). Das Ahornblatt (maple leaf) wurde 1848 von einer Zeitschrift als bestes Symbol für Kanada vorgeschlagen und ziert seit 1965 die Nationalflagge.

Wie der Baum, so der Mensch 11. – 20. April und 14. – 23. Oktober • sucht Anerkennung oder Geltung in der Gemeinschaft • ist eigenwillig und eigenständig, stolz und ehrgeizig und hat dennoch Bedürfnis nach Gemeinsamkeit • liebt die Herausforderung, ist impulsiv und mit Leidenschaft bei der Sache • offen und ehrlich, durchaus geduldig • engagiert, holt für andere die Kohlen aus dem Feuer und verbrennt sich nicht selten selbst dabei Bekannte Persönlichkeiten Felix Baumgartner (20.04.1969) Johann Adolf Ibach (*20.04.1766)


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Der Apfel Über den Baum Malus sylvestris ist der einzige heimische Wildapfel in Mitteleuropa. Er bevorzugt Flussauen und Standorte in der Nässegrenze der Wälder. Diese Flächen sind vom Menschen stark zurückgedrängt worden, daher ist der Wildapfel mittlerweile sehr selten und besonders schützenswert. Er bereichert die heimische Artenvielfalt, ist eine wichtige Bienenweide und ein Schlafplatz für die nachtaktiven Fledermäuse. Der Wildapfel kann bis zu 10 m hoch und 100 Jahre alt werden.

Für die Kelten war der Apfel einer der sieben heiligen Bäume. In ihm sahen die Kelten das Symbol der Vollendung, den Ausdruck liebender Verbundenheit und Unsterblichkeit. Da die Zahl Fünf für die Liebe stand, hatte sogar der quer durchgeschnittene fünfzackige Stern des Kerngehäuses eine tiefere Bedeutung. Im Baumkalender flankiert der Apfel als einer von nur zwei Obstbäumen die Sonnenwendzeit im Winter.

Wie der Baum, so der Mensch 23. Dezember – 1. Januar und 25. Juni – 4. Juli • vermittelnd, tolerant, anpassungsfähig • nutzt Kräfte gezielt und sinnvoll • naturbezogen, launenhaft und doch ausgeglichen • unabhängig und hilfsbereit • weltoffen und glaubt an das Gute • Gefühl und Verstand sind kein Gegensatz Bekannte Persönlichkeiten Carl Fuhlrott (*31.12.1803) Peter Hammer (*31.12.1936) Ferdinand Sauerbruch (*03.07.1875)


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Die Birke Über den Baum Die Birke ist eine ausgesprochene „Pionierbaumart“ und besiedelt als eine der ersten die Freiflächen im Wald, wie sie zum Beispiel durch Windwurfkatastrophen entstehen können. Unsere heimischen Birken (Betula pendula, Betula pubescens) bereiten den Boden für die wertvolleren Hauptbaumarten wie Eichen und Buchen. In geschlossenen Waldbeständen hat die Birke als lichthungrige Art keine lange Lebensdauer.

Die Kelten bewunderten die Birke, eine Baumart, die auch nördlich des Polarkreises mit extremer Umgebung und besonderen Lichtverhältnissen zurechtkommt. Der dritte Tag nach der Sommersonnenwende ist der Birke geweiht.

Die Indianer Nordamerikas nutzten Birkenrinde anstelle von Leder, um ihre Kanus zu bespannen, Lappländer machten Umhänge daraus und die Norweger nutzen die Rinde plus Erde, um ihre Häuser abzudecken. Juchtenleder wird mit dem Saft der Birke gegerbt und die Alphörner sind aus ihrem Holz gefertigt. Wenn alles im Wald nass ist, kann man mit Birkenholz immer noch ein Feuer entfachen. Es ist beliebt für den Kamin, da es in hellen Flammen lodert und viel Licht spendet. Uns ist das Birkenwasser in der Haarpflege ein Begriff, für die Kelten war es ein Schönheitstrunk. In der Naturheilkunde wird er zur Regulierung des Wasserhaushaltes verwendet. Ein Tee aus Birkenknospen soll blutreinigend wirken. Aus dem Birkensaft gewinnt man außerdem „Xylitol“, das ist ein Süßstoff für Diabetiker.

Wie der Baum, so der Mensch 24. Juni • Gemeinschaftssinn, ein Familienmensch • geduldig und dankbar • ausdauernd, wach und bescheiden • hilfsbereit und selbstlos, auch wenn es um die Realisierung von Träumen der anderen geht • wenn Würde und Respekt verletzt werden, kann Maßlosigkeit oder Selbstsucht entstehen Bekannte Persönlichkeiten Christine Neubauer (24.06.1962) Lionel Messi (24.06.1987)


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Die Buche Über den Baum Die Buche (Fagus sylvatica) wird auch Königin der Waldbäume oder Mutter des Waldes genannt. Sie ist eine europäische Baumart und ihre dunklen Hallenbestände mit den glatten, grauen Stämmen erinnern an große Kathedralen. Eine Buche allein ist ein Lebensraum für 6.000 Tierarten und je älter sie wird, desto größer wird ihre lebensnotwendige Bedeutung für viele „Spezialisten“. Das Holz ist beliebt wegen der schönen Färbung für Möbelfurniere, aber auch als Brennholz findet sie mit ihrem hohen Brennwert eine Renaissance. Früher nutzten Köhler bevorzugt die Buchenstämme, um daraus Holzkohle herzustellen. Ihre Früchte, die Bucheckern, sind so fetthaltig, dass man aus ihnen leicht ein hochwertiges Speiseöl herstellen könnte.

Die Kelten nutzten Runen aus Buchenholz für ihre Weissagungen. Das Wort „Buchstabe“ findet dort seinen historischen Ursprung und prägt so die Kulturgeschichte unserer Schriftsprache.

In Deutschland würde die Buche 80 Prozent der Landesfläche erobern, wenn es den Menschen nicht gäbe. Aufgrund ihrer besonderen Einmaligkeit wurden die „Deutschen Buchenwälder“ 2007 in die nationale Vorschlagsliste zum Weltnaturerbe aufgenommen.

Wie der Baum, so der Mensch 22. Dezember • ausdauernd, pflichtbewusst und zielstrebig • realistisch und vernünftig, geht kein unnötiges Risiko ein • strebt gern nach Perfektion • manchmal etwas unbelehrbar • stellt die Vergangenheit zu wenig in Frage Bekannte Persönlichkeiten Käthe Paulus (*22.12.1868) Eugen Märklin (*22.12.1861)


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Die Eberesche Über den Baum Die Eberesche (Sorbus aucuparia), die auch Vogelbeere genannt wird, gehört zur Gattung der Sorbusgewächse, die etwa 80 Arten weltweit umfasst. In Deutschland findet sich neben dem heimischen Speierling und der Elsbeere auch häufig die Mehlbeere aus dem skandinavischen Raum. Die Eberesche gehört auf gebirgigen Standorten oft zur Baumgrenze gemeinsam mit Tannen oder Fichten. Sie bildet dort keinen hohen, geradschaftigen Stamm mehr aus, sondern wächst häufig verzweigt und wie ein Strauch. Das Holz der Eberesche ist hart und zäh, gleichzeitig aber biegsam und elastisch und findet Verwendung für Holzschrauben, Räder und Kunstgegenstände. Es ist bei Drechslern und Schnitzern gleichermaßen für seine vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten geschätzt.

Keltische Lebensweisheit „Was du für diese Welt brauchst, lernst du nur aus Lust und Freude.“

Die Beeren der Eberesche sind vor allen Dingen für Vögel schmackhaft, die dafür Sorge tragen, dass die Samen verbreitet werden. Der Mensch kann die Vogelbeeren als Kompott oder Marmelade genießen. Dem Schnaps wird eine heilende Wirkung bei Magen-Darm-Erkrankungen oder Krämpfen nachgesagt.

Wie der Baum, so der Mensch 1. – 10. April und 4.– 13. Oktober • begeisterungsfähig, will die Welt verbessern • unabhängig und eigenständig • stellt sein Licht oft unter den Scheffel • feinfühlig, auf Harmonie bedacht • fürchtet Liebes- oder Sympathieverlust • hohes Gerechtigkeitsempfinden Bekannte Persönlichkeiten Peter Jung (02.04.1956) Liselotte Pulver (*11.10.1929) Carl Eugen Langen (*09.10.1833)


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Die Eibe Über den Baum Die europäische Eibe (Taxus baccata) ist in Mitteleuropa heimisch, eine von neun weltweit verbreiteten Eibenarten. Sie wird selten größer als 20 m und ihre eigenwillige Form mit gedrungenem und reich verzweigtem Stamm macht sie zu einem beliebten Park- und Gartenstrauch. Die Eibe zeigt ein enormes Vermögen, Schatten zu ertragen, und ihr langsamer Wuchs macht den immergrünen Strauch zur idealen Heckenpflanze. Sie ist sehr gut zu beschneiden und einfach in „Form“ zu bringen. Ihr Holz gehört zum härtesten in Europa. Es ist gleichzeitig elastisch und leicht zu bearbeiten. Daher war es im Mittelalter sehr begehrt für Bögen und Armbrustbügel. Zwischen 1531 und 1590 wurden rund 500.000 Eibenbögen aus dem Raum Nürnberg über Köln nach Westen exportiert. Wegen der hohen Bruchfestigkeit war es auch beliebt für Spazierstöcke, Krücken oder Dreschflegel. Einige Vogelarten und Säugetiere tragen durch die Ausscheidung der Samen zur Verbreitung der Eiben bei.

Für die Kelten war die Eibe der Baum für den Eingang ins Reich des Todes. Zum Schutz vor bösen Geistern wurden Talismane aus dem Holz der Eibe geschnitzt.

Für den Menschen sind alle Pflanzenteile der Eibe giftig, Ausnahme ist das rötlich oder gelbliche Fruchtfleisch, der sogenannte Samenmantel (Arillus). 50 – 100 g extrahierte Taxine sollen für den Menschen tödlich sein. Die Nadeln der Eibe sind für alle Haustiere gefährlich, nur Wildschweinen und Rehen schaden sie nicht.

Wie der Baum, so der Mensch 3. – 11. November • schwört auf das, was er gerade tut und lebt, um es doch wieder zu lassen • Individualist, Nonkonformist • geht voll in der momentanen Rolle auf • äußerlich angepasst, innerlich frei • ein Wesen mit Widersprüchen • erlebt intensiv den eigenen Wechsel zwischen Leben und Vergehen Bekannte Persönlichkeiten Marie Curie (*07.11.1867) Martin Luther (*10.11.1483) Leonardo DiCaprio (11.11.1974)


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Die Eiche Über den Baum Die Eiche (Quercus robur, Quercus petraea) gehört zu einer sehr artenreichen Familie und ist weiträumig von Nordamerika über ganz Europa bis nach Eurasien verbreitet. Mit ihrem tief reichenden, festen Wurzelwerk kann sie mehr als 500 Jahre alt werden. Das harte, dauerhafte Eichenholz findet vielfältige Verwendung, z. B. im Schiffs- und Möbelbau, als Wein- und Cognacfass und bis vor einigen Jahren noch als Eisenbahnschwelle. Sie ist Lebensraum für viele Spezialisten aus dem Reich der Pilze und Insekten wie der Hirschkäfer. Aus Eicheln gewann man in Notzeiten Kaffeeersatz und ein Sud sollte gegen Akne helfen.

Für die Kelten repräsentierte die Eiche Kraft, Mut und Macht.

Wie der Baum, so der Mensch 21. März • solide und robust, furchtlos, unverwüstliche Lebens- und Durchhaltekraft, geht seinen Weg • an Widerständen entzündet sich Lebenskraft • lebt intensiv und verbringt Zeit sinnvoll mit Lebensfreude, braucht aber viel Freiraum • hingebungsvoll, selbstverantwortlich, individuell Bekannte Persönlichkeiten Hans-Dietrich Genscher (21.03.1927) Ayrton Senna (*21.03.1960)

Eine Geschichte „Warum die Eiche ihre Blätter im Winter nicht abwirft.“ Es war einmal ein armer Bauer, der sich in ein schönes Mädchen verliebte. Da er kein Geld hatte, getraute er sich nicht zu fragen, ob es ihn heiraten wollte. Er setzte sich unter eine Eiche und klagte sein Leid. Das hörte der Baum, aber helfen konnte er nicht. Doch auch der Teufel vernahm sein Jammern und bot seine heimtückische Hilfe an. Er versprach dem Bauern eine reiche Erbschaft, dafür wollte er nur im Herbst, wenn alle Blätter von den Bäumen gefallen sind, die Seele des Bauern. Dieser willigte ein und erhielt in der Tat ein Erbe, das ihm die Heirat mit der Liebsten ermöglichte. Im Herbst aber kam der Teufel, um seine Seele zu holen. In seiner Verzweiflung erblickte der Bauer die Eiche, die als einzige noch nicht ihre Blätter abgeworfen hatte, und sagte zum Teufel: „Sieh her, es ist noch nicht Herbst, nicht alle Bäume haben ihre Blätter verloren.“ Der Teufel gab dem Bauern recht, schickte aber wütend Stürme zur Eiche auf, dass auch sie ihre Blätter verlöre. Vergeblich. Als im Frühjahr die Eiche ihr letztes Blatt verlor, trieben die ersten Knospen schon wieder aus, sodass bei der Eiche kein blattloser Zustand entstand. Als der Teufel seine Niederlage erkannte, war er so erzürnt, dass er die Krallen ausfuhr und tiefe Furchen in den Stamm der Eiche kratzte.


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Die Esche Über den Baum Die einheimische Esche (Fraxinus excelsior) gehört zur Familie der Ölbaumgewächse und ist ein hoch wachsender Baum, deshalb das Wort „excelsior“ im lateinischen Namen, das „höher, immer aufwärts“ bedeutet. Sie braucht die Nähe zum Wasser und leistet dort einen wichtigen Beitrag zur Uferbefestigung und zur Stabilität des Ökosystems. Ihr Holz ist von hoher Qualität und zeichnet sich durch Belastbarkeit und Elastizität aus. Es wurde für Skier genutzt oder für Spazierstöcke, Werkzeugstiele und Turngeräte wie der Barren.

Die Kelten schrieben der Esche die Macht über das Wasser zu und setzten sie für Rituale zur Besänftigung des Wassers ein. Das hochwertige Eschenholz nutzten sie als wichtigen Rohstoff für ihre Speere, Lanzen und Bögen.

Die Inhaltsstoffe der Esche finden vielfältige Anwendung in der Medizin, z. B. gegen Diabetes. Der Saft der Mannaesche (Fraxinus ornus) wurde in Sizilien im 15. Jahrhundert verordnet. In der Naturheilkunde kommen Blätter und Samen gegen Rheuma und Gicht zum Einsatz. Aus der Rinde lässt sich ein Mittel gegen Fieber und für die Heilung von Wunden gewinnen. Früher hieß es, dass Ziegen, die Eschenlaub fressen, nie krank werden.

Wie der Baum, so der Mensch 25. Mai – 3. Juni und 22. November – 1. Dezember • ehrgeizig, zielstrebig und vorausschauend • liebt die Freiheit und kämpft für die Unabhängigkeit • dient treu und ausdauernd einer Sache • kann führen und motivieren • beherrscht den Umgang mit Gefühlen Bekannte Persönlichkeiten J. F. Kennedy (*29.05.1917) Julius Richard Petri (*31.05.1852) Friedrich Engels (*28.11.1820)


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Die Feige Über den Baum Der Feigenbaum (Ficus carica) gehört zu den Ficusarten und kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Er wird heute hauptsächlich wegen seiner schmackhaften Früchte angebaut, die nur die weiblichen Bäume tragen. Ebenfalls bekannt ist Ficus elastica, der sogenannte Gummibaum. Früher diente die Feige vor allem zur Gewinnung von Kautschuk. Alle Ficusbäume liefern einen milchigen Saft (Latex), der beim Anschnitt der Rinde austritt. Die Würgefeigen beginnen an anderen Bäumen zu wachsen und bilden Luftwurzeln Richtung Erde. Der Wirtsbaum stirbt irgendwann ab.

Die Kelten trugen zur Verbreitung des Feigenbaums nach Nordeuropa bei, wo er häufig nur ein Strauch bleibt und insgesamt sehr frostanfällig ist.

Wie der Baum, so der Mensch 14. – 23. Juni und 12. – 21. Dezember • feinfühlig, empfindsam und kreativ • mit Gespür für Stimmungen und Emotionen • manchmal schnell beeindruckt oder überfordert, braucht Stille, um Eindrücke zu verarbeiten • oft auf der Suche nach dem richtigen Maß • praktisch veranlagt Bekannte Persönlichkeiten Adolf Vorwerk (*14.06.1853) Willy Brandt (*18.12.1913)

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Die Hainbuche Über den Baum Die Hainbuche (Carpinus betulus), auch Hagebuche genannt, gehört zur Familie der Birkengewächse (Betulaceae) und ist mit der Rotbuche (Fagus sylvatica) nicht so nah verwandt, wie es der deutsche Name vermuten lässt. Als Heckenpflanze schützte die Hainbuche manches Haus – ihr Laub bleibt bis zum Frühjahr an den Zweigen. Sie ist eine Lichtbaumart und schafft es dennoch, lange im dunklen Unter- und Zwischenstand anderer Bäume zu überleben. Die Hainbuche wächst auch auf ärmeren, trockeneren Standorten und wird in Eichenbeständen als „dienende“ Baumart geschätzt. Sie hilft dort, die Eichenschäfte zu beschatten, um deren Astbildung zu vermeiden, und gleichzeitig bedrängt sie nicht deren Kronen.

Für die Kelten zählte die Hainbuche neben Hasel und Holunder zu den Begleitern der magischen Frauen, deren Kräutergärten von einer Hainbuchenhecke umsäumt waren. Sie kultivierten sie zur Einfriedung ihrer Gehöfte.

Das Holz ist hart, zäh und schwierig zu spalten, weshalb es auch „Eisenholz“ heißt. Viele Gebrauchsgegenstände wie Hauklötze, Mostpressen, Werkzeuggriffe oder das Hammersystem am Klavier wurden aus Hainbuchenholz hergestellt. Außerdem ist es schön gleichmäßig hell und kann als Ebenholzimitat verwendet werden. Hildegard von Bingen empfahl, erwärmte Hainbuchenspäne auf unerwünschte weiße Hautflecken aufzudrücken. In der Bachblütentherapie wirkt sie als Heilpflanze gegen Übermüdung und Erschöpfung.

Wie der Baum, so der Mensch 04. – 13. Juni und 02. – 11. Dezember • ehrbar und loyal • tolerant, großzügig und gerecht • um Ausgleich der Gegensätze bemüht • diszipliniert, konsequent und fleißig • willensstark und verzichtsbereit Bekannte Persönlichkeiten Friedrich Bayer (06.06.1825) Bertha von Suttner (*09.06.1843)


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Die Hasel Über den Baum In Deutschland ist die Hasel als Strauch (Corylus avellana) bekannt. Die Baumhasel (Corylus colurna) ist in Vorderasien beheimatet und schon im Jahr 1582 nach Mitteleuropa gelangt. Der Strauch braucht neun Jahre, um das erste Mal Früchte zu tragen. Die sehr hartschaligen Nüsse sitzen in dichten Bücheln aus tief geschlitzten Hüllblättern am Zweig. Sie sind gleichermaßen beliebt bei Eichhörnchen wie bei Kindern, die den Strauch leicht beernten können. Aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber Abgasluft und ihrer Anspruchslosigkeit in Bezug auf ihren Standort ist die Baumhasel auch in Wuppertal ein beliebter Straßenbaum.

Die Kelten sprachen der Hasel viele Bedeutungen zu. Misteln, die auf ihr wachsen, schützen vor Verhexung. Wer unter dem Haselstrauch schläft, kann bedeutsame Träume erfahren. Wer eine dreijährige Gabelrute findet, kann mit der Wünschelrute auf Wasseradern, Edelmetalle oder auf einen verborgenen Schatz stoßen.

Wie der Baum, so der Mensch 22. – 31. März und 24. September – 3. Oktober • intelligent und klug • steht in enger Beziehung zur Wahrheit • redegewandt und zuversichtlich • hingebungsvoll und verständnisvoll • mitfühlend und menschlich Bekannte Persönlichkeiten Diana Ross (26.03.1944) Wilhelm Conrad Röntgen (*27.03.1845) Friedrich Carl Duisberg (*29.09.1861)


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Die Kastanie Über den Baum Die wärmeliebende Edelkastanie (Castanea sativa) bevorzugt saure Böden und hat von ihrer Heimat am Mittelmeer aus ganz Europa erobert. Vorkommen sind auch in Nord- und Südamerika, auf Madagaskar und den Philippinen bekannt. Viele Speisepilze (Boletus sp.) leben in Symbiose mit ihr. Die älteste Kastanie, die am Ätna steht, soll ein Alter von 2.000 Jahren haben. In Burgholz gibt es einen qualitativ vielversprechenden Bestand im Herichhauser Bachtal. Der Mensch schätzt sie wegen ihres insbesondere unter Wasser dauerhaften Holzes. Fässer werden daraus hergestellt, auch Papier oder Möbel- und Bauholz. Als Brennholz knistert es schön, der Brennwert ist aber geringer als bei Eiche und Buche. Sowohl bei der Wildform als auch bei Maronen spielt der Ertrag der Kastanien eine wichtige wirtschaftliche Rolle.

Die Kelten und ihre Druiden ordneten der Kastanie die Eigenschaft der Redlichkeit zu.

Wie der Baum, so der Mensch 15. – 24. Mai und 12. – 21. November • kann Wahrheit in Humor verpacken • ist zielstrebig und bleibt sich treu • kämpft gegen das, was sich in den Weg stellt • geradlinig und selbstkritisch • gefährdet, allzu gehorsam zu sein Bekannte Persönlichkeiten Rudolf Carnap (*18.05.1891) Helene Stöcker (*13.11.1869)

Nachdenkliches „Warum bin ich deine Tochter?“, fragte die Wahrheit die Lüge. „Wir sind beide Kinder der Sprache“, antwortete die Mutter, „der Mensch fühlt sich in seinem Körper gefangen, darum spricht er so viel. Er spielt mit Worten und Gedanken und wähnt sich darin frei. Lüge und Wahrheit bleiben ihm lange einerlei.“ „Warum muss ich mich, wie die Frucht der Kastanie, hinter deinem stacheligen Kleid verstecken?“ fuhr die Wahrheit fort zu fragen. „Der Mensch will dich suchen und entdecken, darum musst du dich hinter mir verstecken.“ „Du hast eben gesagt, wir seien dem Menschen einerlei“, wandte die Tochter ein. „Ja, das ist so. Erst wenn der Mensch liebt, lässt er seine Kleider fallen und sucht nach dir. Und erst, wenn er das tut, entdeckt er seiner Schwester Kritik, vor deren Stacheln er sich fürchtet, so wie vor dir. Hab Geduld, mein Kind. Der Mensch lernt Schritt um Schritt. Er ist nicht das Licht, das sich schnell verbreitet, er ist Schall, von der Luft geleitet.“


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Die Kiefer Über den Baum Die Kiefer (Pinus sylvestris) ist ein echte Pionierin und Überlebenskünstlerin. Gemeinsam mit den Birken bildeten die Kiefern nach den letzten Eiszeiten die ersten Waldflächen. Ihre weite Krone lässt viel Licht an den Boden und bereitet diesen für nachfolgende Laubbäume vor. Ihre stabile Pfahlwurzel kann bis acht Meter in den Boden dringen. Die ältesten Bäume der Welt mit 5.000 Jahren und mehr sind Grannenkiefern in den White Mountains in Kalifornien. Das rötliche verkernte Holz wird vielseitig genutzt, vom Möbel bis zu Telefonmasten. Das Harz ist Grundstoff für Terpentin und Kolophonium, jene Bestandteile, die sich in Kosmetika, Lacken, Leimen, Linoleum, Geigenbogenharz oder Kaugummi finden. Kiefernölextrakte aus den Nadeln und jungen Trieben kennt man als belebende Massageöle oder Badezusätze. Ein Kieferntee hilft gegen Erkältungskrankheiten und Halsbeschwerden.

Von den Kelten wurde die Kiefer auch „Feuerbaum“ genannt. Mit schmalen, gespaltenen Holzstreifen, den Kienspänen, ließ sich für ein paar Minuten Licht machen. Fingerdicke, harzgetränkte Stäbe vom Kienbaum wurden zu leuchtenden Fackeln. Besonders in den dunkleren Jahreszeiten kommt dem Licht große Bedeutung zu.

Wie der Baum, so der Mensch 19. – 28. Februar und 24. August – 2. September • zu viel Gefühl behagt ihm nicht • vorsorglich, vorsichtig, voraussichtig und fleißig • nachdenklich und hoffnungsvoll • lebensnah, praktisch und ordentlich • sucht Sicherheit und Regelmäßigkeit Bekannte Persönlichkeiten Emmelie de Forest (28.02.1993) Frank Gehry (28.02.1929) Josef Dieter (Sepp) Maier (28.02.1944)


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Die Linde Über den Baum Wir kennen in Deutschland die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) und die Winterlinde (Tilia cordata). Mit ihren tiefen Pfahlwurzeln und einer gut zersetzbaren Blattstreu bereichern sie unsere heimischen Laubwälder. Beide Arten spielen im Volksglauben eine große Rolle. Ein Lindenbaum vor dem Haus sollte vor Unglück bewahren. Unter Linden arbeiteten, spielten und tanzten die Menschen. Viele Orte hatten unter Linden ihren Versammlungsplatz – ein Bereich, der Kraft und Stärke gab.

Für die Kelten waren die Linden die Bäume des Volkes, die Heimat, Frieden und das Gute symbolisierten.

Unter der „Gerichtslinde“ wurde Gericht gehalten, denn es hieß, dass dort die Wahrheit ans Licht käme und der Duft die Richter milde stimmen würde und streitende Parteien versöhnlich. Im Mittelalter entstanden Altäre aus Lindenholz, woher die Bezeichnung „lignum sanctum“ stammt, was „heiliges Holz“ bedeutet. Leicht und gut zu bearbeiten, kam es oft in der Bildhauerei und der Schnitzerei zum Einsatz. Vom Löffel bis hin zur Harfe und Klaviertastatur, Hutform oder Kuckucksuhr fand es Verwendung. Die Holzspäne dienten als Matratzenfüllung, das Laub wurde zu Viehfutter und der Bast zu Matten und Körben verarbeitet. Lindenkohle desinfiziert und wirkt reinigend, Lindenblütentee schweißtreibend, magenstärkend und blutreinigend. Das Öl der Samen muss den Vergleich mit Olivenöl nicht scheuen, doch der geringe Ertrag macht eine industrielle Nutzung nicht lohnend. Unter Friedrich dem Großen wurde sogar versucht, Schokolade aus diesem Öl herzustellen.

Wie der Baum, so der Mensch 1 1. – 20. März und 13. – 22. September • sucht nach Vollkommenheit • möchte geteilte Welten vereinen • nimmt den Alltag oft zu ernst oder schwebt darüber • sieht die Welt gern durch die Brille der Träume und Fantasievorstellungen • liebevolles, tief empfindendes Wesen Bekannte Persönlichkeiten Albert Einstein (*14.03.1879) Georg Abeler (*14.09.1906) Georg Arends (*21.09.1863)


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Der Nussbaum Über den Baum Ursprünglich kommt die Walnuss (Juglans regia) aus der Region zwischen dem Schwarzen und Kaspischen Meer. Zu Zeiten der Völkerwanderung haben die Kelten sie dann nach Mitteleuropa gebracht. Über Italien und Frankreich eingewandert, kennt man die Walnuss auch unter den Namen „gallische“ oder „welsche“ Nuss. Der Nussbaum braucht die Sonne und fürchtet den Frost. Der Markustag am 25. April ist als „Nussfresstag“ mehr gefürchtet als die Zeit der Eisheiligen, denn der Frost ist gefährlich für die zarten Blüten. Deshalb schenkten die Kelten vom 21. bis 23. April der Walnuss ihre ganz besondere Aufmerksamkeit. Das Holz bildet oft durch Bakterien oder Pilzbefall außergewöhnliche, krankheitsbedingte Wucherungen. Diese Maserknollen finden in der Möbelindustrie hohe Wertschätzung. Es war als Furnier- und Vollholzware von der Renaissance bis zur Gründerzeit in allen Stilepochen vertreten. In der einstigen Tuchstadt Wuppertal wurde es für die Herstellung von Weberschiffchen verwandt.

Die Kelten schätzten den Nussbaum wegen des hohen Fett- und Proteingehaltes der im Herbst reifen Nüsse. Am 1. November, dem wichtigsten Jahresfest der Kelten (Allerheiligen), wurden mit Walnüssen gefüllte Gänse als Festmahl zubereitet. Zerriebene Walnussblätter sollen übrigens vor Insektenstichen schützen.

Wie der Baum, so der Mensch 21. – 30. April und 24. Oktober – 1 1. November • leidenschaftlich, dem Leben zugewandt • unermüdlich und opferbereit kämpfend, um Verluste zu vermeiden • zielstrebig und beharrlich • führt ein Leben mit Tiefgang und Würze, das oft reiche Früchte trägt Bekannte Persönlichkeiten Königin Elisabeth von England (21.04.1926) Wilhelm Deffke (*23.04.1887)


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Die Olive Über den Baum Die Olive (Olea europaea) gehört seit Jahrtausenden zu den ältesten großflächig angebauten Kulturpflanzen, mit vielen Kreuzungen zwischen Kultur- und Wildformen, sodass das ursprüngliche Verbreitungsgebiet kaum nachzuvollziehen ist. Neben der Eibe ist die Olive der langlebigste Baum Europas, sie kann 1.500 – 2.000 Jahre alt werden. Das harte, fein gemaserte Holz eignet sich besonders gut zum Drechseln und Schnitzen. Sommertrockenheit und Jahresniederschläge unter 200 mm toleriert sie – doch schränkt Wassermangel die Olivenerträge ein. Diese sind am höchsten auf kalkhaltigen Böden mit einem pH-Wert zwischen vier und acht. In Europa werden rund 1,8 Mio. Tonnen Olivenöl im Jahr produziert.

Die Kelten kannten die Olive von ihren Kriegszügen nach Italien und Griechenland. Gemeinsam mit der Feige und dem Wein stand sie für Wohlstand, Glück und Weisheit.

Im Keltischen Baumkalender ist der 23. September das Datum der Tag- und Nachtgleiche im Herbst – mit der optimalen Ausgewogenheit von Licht und Dunkel. Dabei benötigt die Olive für ihr Wohlergehen sehr viel Licht. Ansonsten zeichnet sie sich durch Genügsamkeit und gute Verpflanzbarkeit aus. Die ölreichen, gesunden Früchte gelten als Symbol für Glück und Wohlstand. „Olea prima omnium arborum est.“ (Columella)

Wie der Baum, so der Mensch 23. September • sorgt für Harmonie, Gerechtigkeit und Schönheit • dient der Gemeinschaft • ist uneigennützig • zeigt sensible Anpassungsfähigkeit Bekannte Persönlichkeiten Romy Schneider (*23.09.1938) Bruce Springsteen (23.09.1949)


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Die Pappel Über den Baum In Deutschland ist die Zitterpappel (Populus tremula) und die ursprüngliche Form der Schwarzpappel (Populus nigra) bekannt. Letztere kommt bevorzugt in Flussauen vor und ist heute sehr selten. Aufgrund ihrer Schnellwüchsigkeit und dem leichten, weichen und hellen Holz wurde die Pappel seit der Antike vielfältig genutzt. Es gibt zahlreiche Züchtungen, die in der ganzen Welt gepflanzt werden. Aus Pappelholz werden Zellulose gewonnen und Sperrholzplatten oder Zündhölzer gefertigt. Napoleon pflanzte Pappeln entlang seiner Heerstraßen und auch heute findet man sie häufig entlang von Straßen, Eisenbahnlinien und Schifffahrtskanälen. Eine Salbe aus Pappelknospen gehört zu den ältesten überlieferten Salbenrezepten, die bis heute zubereitet und bei Haut- und Gelenkproblemen eingesetzt werden. Auch als Tee kann man die Knospen trinken und damit rheumatische Beschwerden und Entzündungen lindern.

Die Kelten sahen, dass man in allen drei Perioden der Pappel mit Unkenntnis über die Wetterverhältnisse konfrontiert ist. Das Licht im Februar verleitet, sich auf das Frühjahr einzustellen und loszuwachsen, doch im Mai kann Frost noch einmal alles durcheinanderbringen. Im August bringen Gewitter, Blitz und Hagel Unwägbarkeiten für die Ernte. Mit schnellem Wachstum will die Pappel den Unsicherheiten rasch entgehen. Die Kelten glaubten zudem, die Stimme der Götter im Zittern des Espenlaubes zu hören.

Wie der Baum, so der Mensch 4. –  8 . Feb. und 1. – 14. Mai und 5. – 13. August • hat einen beweglicher Geist, ist ehrgeizig und flexibel • umsichtig, zuverlässig und genügsam • großzügig, lässt sich aber nicht ausnützen • mutig, tatkräftig, aufgeschlossen gegenüber Fremden • wahrheitsliebend, direkt und vielseitig interessiert • ein Kommunikationskünstler Bekannte Persönlichkeiten Axel Springer (*02.05.1912) Mark Zuckerberg (14.05.1984)


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Die Tanne Über den Baum Tannen (Abies alba) haben ein deutlich kleineres natürliches Wuchsgebiet als die im Sprachgebrauch oft mit ihr verwechselten Fichten (Picea abies). Im Süddeutschen bilden sie den sogenannten Plenterwald und wachsen dort gemeinsam mit Buchen und Fichten zu ertragreichen Wäldern heran. Im Verbund sind sie diejenigen, die am längsten den Schatten der anderen Baumarten ertragen und noch nach Jahren in „Lauerstellung“ bei sich ändernden Lichtverhältnissen schließlich aus dem Unterstand in die erste Baumschicht mit einwachsen. Die Tanne strahlt eine ruhige Kraft aus und unter ihrem Schutz wächst die Naturverjüngung von Fichte und Buche heran. Im Hochgebirge besiedelt sie felsige, karge Standorte und hält durch, wo Buchen sich allmählich zurückziehen. Ähnlich wie die Fichte ist sie ein sehr beliebtes Bau- und Konstruktionsholz, außerdem werden Türen, Fenster und Wandbekleidungen aus ihr gefertigt. Im Möbelbau dient ihr Holz eher als Blindholz. Die gute Spaltbarkeit führt zur Verarbeitung als Dachschindeln. Vom Telegrafenmast bis hin zu Resonanzböden bei Musikinstrumenten ist die Tanne enorm nachgefragt.

Die Kelten nutzten nicht nur die Mistel-, sondern auch Tannenzweige als Heilssymbol bei ihren Mittwinterfeiern in der längsten Nacht des Jahres. Das kommende Licht und die Wärme werden mit viel Kerzenschein und dem Lichterbaum gefeiert.

Die abgebildete Tanne ist eine Nordmanntanne (Abies nordmanniana) aus dem Kaukasus.

Wie der Baum, so der Mensch 2. – 11. Januar und 5. – 14. Juli • verlässlich und besonnen • ehrlich und offen, geradlinig • fasst sehr langsam Vertrauen • zurückhaltend und verletzlich • sucht gleichzeitig Geborgenheit und Freiheit • stark und diszipliniert Bekannte Persönlichkeiten Günter Wand (*07.01.1912) Sulamith Wülfing (*11.01.1901)


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Die Ulme Über den Baum Heutzutage sind die drei europäischen Ulmenarten, Berg-, Flatter- und Feldulme (Ulmus glabra, U. laevis, U. carpinifolia), vom Aussterben bedroht. Als Mischbaumarten in Flussauen oder Bergwäldern waren sie nie in großer Fläche vertreten. Ihre Art wird durch die aus Amerika importierte Ulmenkrankheit gefährdet, die durch den Pilz „Ceratocystis ulmi“ über den Ulmensplintkäfer verbreitet wird. Das harte, dauerhafte Holz der drei Arten ist gleichermaßen begehrt und auch als „Rüster“ bekannt. Es fand einst Verwendung bei Drechslern und im Wagen-, Schiffs- und Wasserbau, heute wird es im Innenausbau eingesetzt und für den Möbelbau.

Die Kelten nannten die Ulme den Baum der guten Gesinnung. Um die Kälte des Winters zu überstehen, musste eine gute Gesinnung im Vertrauen auf die wiederkehrende warme Jahreszeit vorhanden sein.

Wie der Baum, so der Mensch 12. – 24. Januar und 15. – 25. Juli • tolerant und gerecht, ausgeglichen • mutig, den eigenen Weg zu gehen • Individualist mit sozialer Einstellung • fair, großmütig und hilfsbereit • fleißig, zuverlässig und schöpferisch Bekannte Persönlichkeiten Johannes Rau (*16.01.1931) Werner Jackstädt (*24.01.1925) Hans Günter Winkler (*24.07.1926)

Eine Geschichte zur guten Gesinnung „Was ist gute Gesinnung?“, fragte Perceval seine Mutter. „Gut gesinnt ist der Mensch, der Böses mit Gutem vergilt“, antwortete sie. „Muss ich dem, der mich schlägt, etwas schenken?“ „Nein, Bosheit soll nicht belohnt werden, aber Zeit verschwenden, auf Rache zu sinnen, lohnt nicht. Du verwandelst Böses in Gutes schon dadurch, dass du nicht zurückschlägst. (…) Wenn du eine gute Gesinnung hast, verzeihst du dem Stärkeren und bittest den Schwächeren um Verzeihung.“


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Die Weide Über den Baum Ende September sind die Weiden (z. B. Salix viminalis, die Korbweide) noch im Saft. Eine gute Zeit, um sie zu schneiden, damit sie lange biegsam und gut verarbeitbar bleiben, zum Beispiel zu Körben, in denen die Früchte der Ernte transportiert werden. Die Weide nutzte dem Menschen vielerorts, ob als Zaun, als Stabilisator in Fachwerkhäusern oder als Schnürsenkel für Schuhe. Im Mittelalter wurde sie zum Baum der Hexen gemacht, die auf Weidenruten durch die Lüfte fliegen. Aus der Rinde gewannen die Menschen Salizylsäure (Aspirin). Schon Hippokrates verordnete Weidenrindentee gegen Fieber, rheumatische Schmerzen und Kopfweh.

Für die Kelten waren die Tage der Weide die Tage im Dienste der Gemeinschaft. Alles fand seinen richtigen Platz, ohne darauf festgelegt zu werden.

Die Legende der ersten Trauerweide Ein Engländer brachte Anfang des 18. Jahrhunderts von China ein mit Weidenruten verschnürtes Paket mit nach Hause. Er warf die Schnüre achtlos in eine Ecke seines Gartens. Daraus soll die erste Trauerweide Europas gewachsen sein. Somit stammt die Trauerweide aus China und nicht, wie ihr lateinischer Name „Salix babylonica“ vermuten lässt, aus dem Mittleren Osten.

Wie der Baum, so der Mensch 1. – 10. März und 3. – 12. September • seelisch und geistig „elastisch“ • tolerant, weltoffen und verständnisvoll • intuitiv und praktisch • hingebungsvoll • liebt auch Gegensätzliches und lässt sich nicht in eine Schublade stecken Bekannte Persönlichkeiten Rosa Luxemburg (*05.03.1870) J. Heinrich Jung-Stilling (*12.09.1740)


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Die Zeder Über den Baum Die bekanntesten Vorkommen der Zedern liegen im Libanon (Cedrus libani), dem Atlas (Cedrus atlantica) oder dem Himalaja (Cedrus deodara). Vor allen Dingen im Altertum wurde Zedernholz hoch geschätzt und vielfach genutzt – z. B. von den Phöniziern zum Schiffsbau oder für prunkvolle Paläste und Tempel. Mit Zedernharz balsamierten sie ihre Toten ein. Die große Dauerhaftigkeit des Holzes kann man heute noch an mit Dachschindeln aus Zedernholz belegten Häusern in Bergdörfern des griechischen Taurus sehen. Aufgrund des jahrhundertelangen Raubbaus sind nur dort, in der Türkei und im Libanon noch reine Zedernwälder zu finden. Die stärkste aller Zedern steht im Libanon und hat einen Umfang von 15 m, ist nur etwa 25 m hoch und ihr Alter wird auf 2.500 Jahre geschätzt. Im Taurus zeigen sich 300-jährige Zedern mit Baumhöhen von 40 bis 50 m. Als Teil des Erosions- und Bodenschutzwaldes wird sie heute unter Schutz gestellt und ihr Bestand erhalten.

Die Kelten glaubten, dass das gekaute Zedernharz dem Menschen Selbstvertrauen schenkt.

Der vielfältige Einsatz der Zeder reicht von ihrem Holzteer als Basis für antiseptische Salben bis zum Zedernöl für die Parfumindustrie. Im Alten Testament ist die Zeder in 18 Büchern und 40 Kapiteln mehr als 100 Mal erwähnt, bis in das erste Jahrtausend nach Christus wurde sie als „Baum Gottes“ bezeichnet. Die Zeder ist das Symbol für Kraft und Erhabenheit, Würde und Ruhm.

Wie der Baum, so der Mensch 9. – 18. Februar und 14. – 23. August • zuversichtlich, kraftvoll und entschlossen • strahlt Größe und Erhabenheit aus • mit Herz und Seele bei der Sache • wachsam, besonnen und bescheiden • stellt sich in den Dienst einer Aufgabe • übernimmt Führungsaufgaben • behält bei Erfolg und Misserfolg den Gleichmut und die klare Haltung Bekannte Persönlichkeiten Else Lasker-Schüler (*11.02.1869) Rudolf Brockhaus (*13.02.1856)


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Die Zypresse Über den Baum Die „echten“ Zypressen (Cupressaceae) bilden eine eigene Familie, zu der auch die Arizonazypresse (Cupressus arizonica) gehört. Sie hat in ihrer Heimat keine wirtschaftliche Funktion, wird in Europa aber zunehmend als Garten- und Parkbaum kultiviert. Eine sehr bekannte Art ist die Säulenzypresse (Cupressus sempervirens), der Charakterbaum der Toskana. Sie zeichnet sich durch Genügsamkeit und Dürrehärte aus. Der angenehme Duft zerriebener Blätter soll das Konzentrationsvermögen steigern und schon im Altertum reisten Lungenkranke nach Kreta, um sich in Zypressenwäldern zu kurieren. In Frankreich stellen heutzutage 18 Laboratorien etwa 20 auf Zypressenöl basierende pharmazeutische Präparate her.

Die Kelten widmeten der Zeder die Zeiträume, in denen das Sonnenlicht besonders intensiv erlebt wird, in der zweiten Januarhälfte die zunehmende und in der zweiten Julihälfte die absteigende Lichtkurve. Wir Menschen reagieren sensibel auf Veränderungen des Sonnenlichtes und so, wie die Bäume das Licht benötigen, tun wir dies auch – besonders die „Zypressen Geborenen“. Mangelndes Licht empfinden beide als Störfaktor. Dabei stehen Sonne und Licht symbolisch für das Streben nach Klarheit.

„Zypressen sind Mozartmusik in der Landschaft. Himmel und Erde geben sich die Hand.“ (Jaqueline Onassis)

Wie der Baum, so der Mensch 25. Januar – 3. Februar und 26. Juli – 4. August • strebt nach Klarheit im selbstbestimmten Lebensstil • freiheitsliebend, oft in selbstständigen Berufen tätig • selbstbewusst und optimistisch • wahrheitsliebend, oft ironisch oder sarkastisch • sprunghafter Ernst und sprunghafte Fröhlichkeit liegen nah beieinander • engagiert für das, was überzeugt • waches Interesse für die großen Zusammenhänge Bekannte Persönlichkeiten Wolfgang Amadeus Mozart (*27.01.1756) Pina Bausch (*27.07.1940)


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Die Baumarten des Lehrpfades

Waldpädagogisches Zentrum Burgholz Öffnungszeiten Montag – Donnerstag von 9:00 – 16:00 Uhr

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Der Apfel

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Die Nuss

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Die Olive

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Die Zypresse

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Die Ulme

6

Die Buche

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Der Ahorn

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Die Feige

9

Die Hasel

10

Die Kiefer

11

Die Eibe

12

Die Eiche

13

Die Hainbuche

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Die Birke

15

Die Tanne

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Die Linde

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Die Eberesche

18

Die Esche

19

Die Weide

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Die Zitterpappel

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Die Esskastanie

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Die Zeder

Eingang

Freitag von 9:00 – 14:00 Uhr sowie nach Vereinbarung Adresse

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Wald und Holz NRW Regionalforstamt Bergisches Land

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Waldpädagogisches Zentrum Burgholz Friedensstraße 69, 42349 Wuppertal

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Telefon: 02261-7010-320 (-321) E-Mail: wpz-burgholz@wald-und-holz.nrw.de Anfahrtsskizze im Internet www.wpz-burgholz.de

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Impressum Herausgeber Wald und Holz NRW Albrecht-Thaer-Straße 34, 48147 Münster E-Mail: info@wald-und-holz.nrw.de Redaktion Ute Nolden-Seemann Waldpädagogisches Zentrum Burgholz www.wpz-burgholz.de Bildnachweis ©Kautz15-Fotolia ©Olena Vasylkova-Fotolia ©LianeM-Fotolia ©sailer-Fotolia ©123RF Andrea Hast ©123RF Citadelle ©123RF photographieundmehr ©123RF Vasyl Torous ©123RF Hannu Viitanen Ute Nolden-Seemann, Thea Schlager Gestaltung Riegel + Reichenthaler Stand April 2014


Wald und Holz NRW Albrecht-Thaer-Straße 34, 48147 Münster E-Mail: info@wald-und-holz.nrw.de www.wald-und-holz.nrw.de


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