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Die Interessengemeinschaft Weben IGW Projekt 2008 Der Landesplattenberg in Engi GL Bruch – die Textilausstellung 2008 Forum des Handwebens 2008 Beispiele frßherer Ausstellungen der IGW Adressen, Links, Ansprechpartner
/02 Die Interessengemeinschaft Weben IGW
Die IGW ist der Verband der Schweizer Weberinnen. Die Mitgliedschaft steht allen offen, die am Weben und anderen textilen Techniken interessiert sind. Die Hauptziele sind: Das Handwerk einer weiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, den Kontakt unter den TextilgestalterInnen zu fördern und die Ausund Weiterbildung zum Beruf der TextilgestalterIn Handweben zu aktualisieren. Die IGW organisiert Ausstellungen, Treffen, Workshops, Studienreisen usw. Sie fördert die Gründung von Regionalgruppen und unterstützt deren Tätigkeit. Zur Zeit gibt es neun solche Gruppen, die innerhalb einer Region ein eigenes Jahresprogramm gestalten. Das TextilForumTextile oder TFT ist die Zeitschrift des Verbandes, erscheint vierteljährlich und ist mehrsprachig. Es enthält Beiträge zu verschiedenen textilen Themen und aktuellen Anlässen.
/03 Projekt 2008
Die IGW organisiert vom 29. bis 31. August 2008 ein Forum des Handwebens. Vorgesehen sind Anlässe zur Weiterbildung der Teilnehmenden und solche, die den lebendigen Austausch fördern. (siehe /06)
Viele Angebote wollen ein grösseres Publikum ansprechen. Der Kanton Glarus bildet für den Anlass einen idealen Rahmen, blickt er doch auf eine reiche textile Geschichte zurück, die den textilschaffenden Gästen in ihrem Interessengebiet viel zu bieten hat. In Engi finden wir einen ganz besonderen Ort, den Landesplattenberg, ein stillgelegtes Schieferbergwerk, wo während mehreren hundert Jahren Schiefer gebrochen wurde und tief im Berg Stollen und Säle erhalten geblieben sind. Hier soll als Mittelpunkt des Forums eine jurierte Ausstellung gezeigt werden. Sie dauert länger als das eigentliche Forum, nämlich vom 29. August bis 14. September 2008. (siehe /05)
/04 Der Landesplattenberg in Engi Der Weg zum Bergwerk beginnt beim Pavillon im Tal, führt über die wilden Wasser der Sernft und windet sich dann im Zickzack immer steiler aufwärts. Links und rechts wachsen Eschen, Erlen, Weiden, Johanniskraut. Je höher man kommt, desto mehr Schieferbruch liegt am Boden. Noch vor wenigen Jahrzehnten war dies der tägliche Arbeitsweg der Bergarbeiter. Etwas unterhalb des heutigen Eingangs zum Bergwerk steht die Plattenhütte. In diesem kleinen Raum wärmten sich die Männer früher während der kurzen Mittagspause auf, assen den mitgebrachten Proviant, tranken Kaffee und redeten wohl auch miteinander über die gefundene Schieferqualität oder Ereignisse im Dorf. Ihr Leben war hart. Morgens um sieben mussten sie anfangen. Der Weg war noch nicht so ausgebaut wie heute, und oft schleppte einer ein „Nest“ mit, eine Art Besen aus Erlenästen, auf dem er dann abends um fünf die roh zugeschnittenen Schieferplatten, die „Bätsch“ genannt, wie auf einem Schlitten ins Tal führte – kein leichtes Unterfangen, wenn der Boden nass und rutschig war oder gar voll Schnee. Die Akkordarbeit im dunklen, feuchten Berg dauerte jeden Tag zehn Stunden. Die scharfen Schieferkanten zerschnitten Übergewand und Haut, der Staub verdreckte die Luft, die Feuchtigkeit machte zu schaffen. Viele erkrankten an Silikose oder Rheuma und starben jung. Im Berg Franz Stalder, unser Führer, holt eine Anzahl Schutzhelme aus der Hütte, verteilt sie an die Besucher und geht dann voraus. Noch einmal geht es den Berg hinauf. Nach einer letzten Wegkehre liegt der Eingang zum Plattenberg vor uns. Die Helme sind aufgesetzt, die Jacken und Pullover an gezogen: Gut ausgerüstet betreten wir die dunkle Höhle. Feuchtigkeit und Kühle empfangen uns, im Berginneren herrschen konstante 11 Grad. Hier beim Eingang tropft Nässe vom Stein. Franz Stalder weist den Weg und staunend folgen wir ihm in eine fremde Welt.
Die Strukturen der Schieferwände sind grossartig und überwältigend. Die Farben schimmern von silber bis schwarz im elektrischen Licht. Wir gehen durch die Stollen, von Raum zu Raum, die Schritte knirschen leise. Immer höher wird das Gewölbe, plötzlich öffnet sich ein Saal. Durch den Abbau der Schieferschichten sind zum Teil riesige Räume entstanden, Gänge mit seltsamen Säulen und Formen. Um möglichst rationell zu arbeiten, wurden die schräg liegenden Schieferplatten schon im Berg rechtwinklig heraus gehauen, und so ragen überraschende Kuben aus den Wänden dieser seltsamen Kreuzgänge. Fast unglaublich scheint es, dass diese gewaltigen Räume aus schwarzem Stein von Menschenhand geschaffen worden sind. Es ist ganz still. Die Geschichte des Plattenbergs Im Oktober 1565 erwähnt ein Ratsprotokoll den Schieferabbau in Engi erstmals urkundlich: Gesellen aus Diessenhofen TG hatten nämlich im Plattenberg nach Schiefer gegraben, worauf die Glarner Regierung bestimmte, dass nur Einheimische im Sernftal Steine brechen dürften. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde der Schiefer zu Dach- und Bodenplatten, Schindeln, Simsen, Tischen oder Schreibtafeln verarbeitet und nach ganz Europa exportiert, manchmal auch nach Übersee. Im 18. Jahrhundert ging der Schieferabbau etwas zurück, erst nach der Eröffnung der ersten Talstrasse 1826 setzte wieder ein Aufschwung ein. Jeder Bürger von Engi durfte gegen Entrichtung eines Zolles nach Platten graben; eine einmal geöffnete Grube gehörte ihm und seiner Familie. Da die wirtschaftlichen Verhältnisse im Sernfttal kärglich waren und die Landwirtschaft die zunehmende Bevölkerung nicht ernähren konnte, bauten viele Männer den Schiefer als Nebenerwerb ab und verkauften ihn an Händler im Tal. Diese waren oft auch Gastwirte und gaben lieber Schnaps oder Tabak statt Geld. Zahlreiche Familien gerieten ins Elend. Gemeindepfarrer Jakob Heer aus Matt wandte sich deshalb an den Landrat und erreichte, dass der Plattenberg 1832 verstaatlicht wurde. Ganz hinten im Tal, in Elm, wurde ebenfalls Schiefer
abgebaut, allerdings sehr unsachgemäss. Die tragische Folge war der Bergsturz von Elm, der 1881 114 Tote forderte. Anfangs des 20. Jahrhunderts ging der Abbau stark zurück. Ab 1921 übernahm die Baufirma Marti AG den Plattenberg in privater Pacht. Marti baute eine Transportbahn, mit der nun die Schieferplatten ins Tal gebracht wurden und später eine Druckluftleitung, die seit den 1940er Jahren den Einsatz von Presslufthämmern ermöglichte. 1950 ging der Landesplattenberg ins Eigentum der Gemeinde Engi über, 1961 legte man das Bergwerk aus arbeitshygienischen und wirtschaftlichen Gründen still.1994 gründete man die Stiftung Landesplattenberg Engi, die zum Ziel hat, das Bergwerk als historisches Denkmal zu erhalten und einem breiten Publikum zu öffnen. Schwierige Arbeitsbedingungen Die ausserordentliche Schönheit der Räume im Berg stehen in einem beklemmenden Widerspruch zur harten Arbeit, welche die Männer noch vor ein paar Jahrzehnten hier geleistet haben. Während der Führung zeigt uns Franz Stalder, wie der Schieferabbau im dämmrigen Karbidlicht vor sich ging. War eine schöne Schieferschicht gefunden, schlugen die Hauer Kerben um die Platte. Von dieser Kante her stiess man Keile unter den Block, bis sich dieser mit dem Brecheisen ganz sorgfältig herausheben liess. Auf dem Rollwagen brachte man den Stein zum Schneidetisch am Stolleneingang, wo ein Teil des Materials bereits bearbeitet wurde. Abends fuhren die Arbeiter die Tafeln zu Tal. Hier, im Plattenlager stapelten sich die Schieferplatten. Geeignete „Bätsch“ wurden geschliffen und etwa zu Tischen verarbeitet. Wenn die Plattenarbeiter abends nach Hause gingen, waren sie voll Staub und Dreck, die Augen leuchteten weiss aus den grauen Gesichtern und die Hände waren kohlschwarz. Im Betrieb hatten sie keine Waschgelegenheit, aber auch daheim gab es weder Badezimmer noch Waschmaschine. Die Kinder halfen, den Staub aus den Kleidern zu bürsten. Tiere im Stein Manchmal fand man beim Schieferbrechen seltsame Zeichnungen im Gestein: Versteinerte Fische, Vögel oder gar Schildkröten, die vor Millionen von Jahren gelebt hatten. Seltsame Strukturen gaben Rätsel auf: Es waren Abdrücke von Fischwirbeln und Knochen oder Schleifspuren von
grösseren Objekten, etwa von Holzstücken. Im Gegensatz zu den Fossilien sind diese Zeichen durch rein physikalische Prozesse entstanden, sie werden Marken genannt. Seit dem 17. Jahrhundert beschäftigten sich die Forscher mit den Fossilien. Einige der Zeugen einer längst vergangenen Welt sind im Bergwerk ausgestellt. Auch in fast allen grösseren Museen und Sammlungen Europas sind fossile Tiere aus dem Landesplattenberg zu sehen. Härti und Lindi Der Rundgang durch den Plattenberg geht dem Ende zu. Weit vorne im Stollen ist das Tageslicht als helles Tor sichtbar, das sich zur Sonne und Wärme öffnet. Der Hang draussen ist übersät mit schwarzem Geröll. Nun wissen wir warum: Er diente als Schutthalde, auf die der Abraum aus dem Berg geworfen wurde, denn nur ein Zehntel des gebrochenen Schiefers war brauchbar, der Rest wurde einfach hier abgelagert. Die schwarzgrauen Schieferstücke schimmern in der Sonne. Man nimmt die eine oder andere Platte in die Hand. Die obere Seite, die „Härti“, ist unregelmässig und körnig, die untere, die „Lindi“, seidig und glatt. Seitlich sind die aufeinander geschichteten Lagen erkennbar, die Linien verlaufen schräg und nahezu parallel. Der Schiefer ist beides: rau und hart, aber auch weich und fein. Mit dem Fingernagel oder einem anderen Stein ritzen wir auf die glatte Seite eine Zeichnung, einen Buchstaben, so wie es die Schulkinder während Jahrzehnten auf ihrer Tafel gemacht haben. Von einzelnen Schieferstücken lassen sich mit grosser Sorgfalt papierdünne Schichten abheben, zerbrechliche Blätter, die rasch in den unbeholfenen Fingern zersplittern. Lässt man einen dünneren Brocken fallen, zersplittert er womöglich in mehrere Stücke. Wir wenden uns dem Abstieg zu. Ein faustgrosses Stück des schwarzen Goldes verschwindet in der Jackentasche und kommt als kleines Amulett mit ins Tal.
Grundriss
26 m
42 m
49 m
45 m
15 m
52 m
23 m
/05 Bruch – die Textilausstellung 2008
Das Thema steht im Zusammenhang mit dem Ausstellungsort, dem Schieferbergwerk in Engi. Alle Textilschaffenden im Inund Ausland sind eingeladen, ein Dossier einzureichen. Erwartet werden Arbeiten in sämtlichen textilen Techniken, künstlerische Werke, aber auch kunsthandwerkliche Gebrauchsartikel.
Die Ausstellung im Plattenberg soll die besondere Ausstrahlung dieses Ortes aufnehmen. Der Respekt vor den Arbeitern, die viele Tonnen Schiefer von Hand herausgebrochen haben, das Wissen um die ganze Mühsal also, die hinter der Schönheit steckt, wird den Besuchern durch die künstlerische Auseinan dersetzung nahe gebracht. Als Ergänzung zur jurierten Ausstellung lädt die IGW auch ausgewählte Künstlerinnen und Künstler sowie Textilfachklassen ein, im Plattenberg auszustellen. Weitere Werke der jurierten Ausstellung werden im Glarner Naturmuseum in Engi zu sehen sein. Eine Jury beurteilt alle eingereichten Vorschläge und bestimmt die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Ausstellung.
/06 Forum für Handweben 2008
Die Ausstellung ist Teil eines Forums, das die IGW vom 29. bis 31. August 2008 im Glarnerland organisiert. Während drei Tagen bietet sie allen Textilinteressierten ein reichhaltiges Programm.
In halb- und ganztägigen Workshops können sich Laien und Profis in Theorie und Praxis mit textilen Themen auseinandersetzen. Gesprächsrunden bieten spannende Austauschmöglichkeiten. Vorträge über verschiedene textile Kulturen aus aller Welt – in Zusammenhang gebracht mit der Textilgeschichte des Glarnerlandes – erweitern den Horizont. Neben den grossen jurierten Ausstel lungen in Engi, im Plattenberg und im Glarner Naturmuseum, sollen noch zwei bis drei kleine, sogenannte „ad hoc Ausstellungen“ präsentiert werden, beispielsweise private Sammlungen von Mitgliedern.
/07 Beispiele früherer Ausstellungen der IGW /1983 Die Weber gestern – heute – morgen; Wanderausstellung Uster, Lausanne, Olten, Liestal /1987 Handweben heute; Gewerbemuseum Winterthur /1989 Stoffe mit Format; 1. Biennale, Heimatwerk Zürich /1991 Herkunft – Zukunft – Visionen; 2. Biennale (700 Jahre Eidgenossenschaft), Paraplegikerzentrum Nottwil /1993 Überaschungspaket; 3. Biennale, Cressier und Galerie Del Mese-Fischer, Meisterschwanden /1995 Teppich; 4. Biennale, Alte Kaserne Winterthur /1999 Fliessende Grenzen; Begegnung Deutschland – Schweiz, Expo, Designcenter Langenthal und Haus der Handweberei, Sindelfingen D /2002 Farben Formen Fadenspiele; Expo, Designcenter Langenthal /In den Jahren 2004 und 2006 organisierte die IGW im Gwattzentrum Thun jeweils mehrtägige Anlässe, die Gelegenheit boten zu Austausch und Weiterbildung.
/08 Adressen Präsidentin IGW Ursula Zettel Schaufelweg 44, 3098 Schliern bei Köniz Tel. 031 971 34 44 juersi.zettel@bluewin.ch
Ansprechpersonen Ausstellungsgruppe Heidi Arnold Seidenpark 7, 8712 Stäfa Tel. 044 926 47 97 heidi.arnold@swissonline.ch
Naturwissenschaftliche Sammlungen des Kt. Glarus Roland Müller Bergen, 8765 Engi Tel. 055 642 10 81 nwsgl@bluewin.ch
Sekretariat IGW Silvia Gauch Flurweg 2, 3052 Zollikofen Tel. 031 911 64 88 info@igw-uta.ch www.igw-uta.ch
Margrit Kundert Oberhaslen, 8773 Haslen Tel 055 644 16 34 kuhu4@bluewin.ch
Fotos Martin Stollenwerk, www.remote.ch Grafik Arnold Design AG, www.arnolddesign.ch Text Christine Läubli, Winterthur Litho Denz Lith-Art, www.denzlithart.ch Druck NZZ Fretz AG, www.nzz-fretz.ch
Bankverbindung Credit Suisse Zentralstrasse 42, 2501 Biel BC 4112, PC 30-3200-1 Konto Nr. 133632-61
Ansprechperson Organisation Forum Ursula Zettel Schaufelweg 44, 3098 Schliern bei Köniz Tel. 031 971 34 44 juersi.zettel@bluewin.ch Landesplattenberg Engi Hans Rhyner Sporthaus, 8767 Elm Tel. 055 642 13 41 rhyner-sport@elm.ch www.plattenberg.ch kulturaktiv Glarus Kaspar Marti und Jacques Hauser Hauptstrasse 41, 8750 Glarus Tel. 055 640 80 50 hauser.marti@bluewin.ch
Literatur Barbara Richner Plattenberger, Bätsch und Lager, Volkskundliches Seminar der Universität Zürich 2001 ISBN 3-952 1084-9-9 Martin Baumgartner-Marti Schieferreiches Engi, Separatdruck aus dem Neujahrsboten für das Glarner Hinterland 1997 Heinz Furrer Die Glarner Fossilien vom Landesplattenberg Engi, Goldschneck-Verlag, Korb, 2003