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EDITH STEIN
from Pfarrbrief St. Martin Wegberg Oktober 2020
by Michael Körner. Intelligentes Design. Kreative Kommunikation.
Edith Stein Pädagogin und Philosophin… Jüdin und Christin… Karmeliterin
Von Hedwig Klein
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Edith Stein ist am 12. Oktober 1891 als jüngstes von elf Kindern einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie – ihr Vater war Holzhändler –in Breslau geboren worden. Sie war gerade zwei Jahre alt, als ihr Vater starb. Sie besuchte die Viktoriaschule in ihrer Heimatstadt und hat dort 1911 ihr Abitur „mit Auszeichnung“ gemacht.
Danach begann sie ein Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie und Psychologie in Breslau, das sie 1913 in Göttingen fortsetzte und „mit Auszeichnung“ abschloss. Sie engagierte sich zwischendurch auch als Rotkreuzhelferin im Seuchenlazarett Mährisch-Weißkirchen. Sie lernte den Philosophen Prof. Edmund Husserl kennen, dessen Schriften sie faszinierten. Sie wurde erste deutsche Hochschulassistentin bei ihm und promovierte mit „summa cum laude“. Edith Stein blieb auf der Suche nach der Wahrheit und nach ihrer eigenen geistigen Heimat. Sie distanzierte sich von ihrem jüdischen Glauben, sagte dem Glauben an Gott überhaupt ab und fand erst durch die Schriften der Hl. Theresia von Avila („Ich begann
PINNWAND
KLEIDER-KAMMER
Die Kleiderkammer (Eingang links seitlich des Klosters) ist ab sofort wieder zu den gewohnten Zeiten geöffnet. Die Ausgabe von Kleidung erfolgt donnerstags von 14.30 - 16.30 Uhr.
Die Anlieferung von Kleiderspenden ist nur dienstags von 14.00 bis 15.00 Uhr möglich (nicht in den Schulferien)
Kleiderkammer-Wegberg @SanktMartinWegberg.de
KOMMMA!-MESSE
für Jung und Alt jeden Sonntag um 11 Uhr in Wegberg zu lesen und hörte gar nicht mehr auf bis zum Ende.“) zum katholischen Glauben. Sie konvertierte und bekannte: „Ich bin jetzt an dem Ort, an den ich längst gehörte.“ Am 1. Januar 1922 wurde sie getauft und empfing auch das Sakrament der Erstkommunion in der Pfarrkirche St. Martin in Bergzabern. Einen Monat später wurde sie in der Hauskapelle des Bischofs von Speyer gefirmt.
„Je tiefer jemand in Gott hineingezogen wird, desto mehr muss er in die Welt hinein und göttliches Leben in sie hineintragen.“
Diese Worte wurden für Edith Stein Grundlage allen Wirkens.
Sie unterrichtete eine Zeitlang am Gymnasium der Dominikanerinnen in Speyer, beschäftigte sich intensiv mit „Untersuchungen der Wahrheit“ von Thomas von Aquin , machte Vortragsreisen im In- und Ausland, wurde Dozentin am Deutschen Institut für wissenschaftliche Pädagogik in Münster. 1933 entschloss sie sich zum Eintritt in den Kölner Karmel und legte dort 1938 ihr ewiges Gelübde ab. Das „Reichsbürgergesetz“ und das
HOLTUMER OKTAV 27.06. – 04.07.2021 DAS SAKRAMENT DER VERSÖHNUNG Jeden 1. Freitag (Herz-Jesu-Freitag) im Monat nach der Marktmesse um 9.00 Uhr in St. Peter und Paul.
Fr. 2.10.2020
GEBETSGEMEINSCHAFT Wir treffen uns im Oktober zur Rosenkranzandacht jeden Dienstagabend um 19.00 Uhr in St. Peter und Paul, Wegberg
SANKT MARTIN HILFT sucht immer Helferinnen und Helfer Sankt-Martin-hilft@SanktMartinWegberg.de · Kontakt: Seite 2 „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ veranlasste ihre Flucht in den Karmel der niederländischen Stadt Echt, seit Jahren Partnerstadt von Wegberg. Hier schrieb sie neben vielen Fachbeiträgen und Artikeln auch sehr bedeutende und beachtenswerte Werke, u.a. „Kindliches und ewiges Sein“ , „Kreuzeswissenschaft“ und viele andere kleinere Arbeiten. 1942 wird Edith Stein wegen ihrer jüdischen Herkunft von der Gestapo verhaftet, ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert, wo sie am 9. August 1942 in der Gaskammer ermordet wird.
Gotteserfahrung ereignet sich für Edith Stein dort, wo der Mensch an seine Grenzen stößt und erkennt, wie wenig seine Denk- und Vorstellungskraft die Wirklichkeit zu erschließen vermag… Echte Gotteserfahrung
drängt nach draußen.
DIE PFARRKIRCHE IST BARRIEREFREI Barrierefreier Zugang über Klosterhof und weiter über die Rampe auf dem Vorplatz der Kirche ist möglich.
Unsere Pfarrkirche St. Peter und Paul ist auch in diesen Sommermonaten außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet: Freitag, Samstag und Sonntag von 15 - 17 Uhr.
Edith Stein, Teresia Benedicta a Cruce, Cologne Carmel Archives, wikimedia
Am 10. Mai 1937 wird Edith Stein selig gesprochen; ihre Heiligsprechung erfolgt am 9.10.1998.
Ich habe mich seinerzeit sehr gefreut und das im Rat auch zum Ausdruck gebracht, dass unsere Realschule sich für „Edith Stein“ als Schulnamen entschieden hat. Denn Edith Stein hat klassisches Denken, Wahrheitsliebe und christliche Existenz in sich vereint.
Unsere Namensgeberin EdithStein
Edith Stein/Armin Rohr 2000 Bild der Heiligen Edith Stein in der Edith-Stein-Kirche der Kath. Hochschulgemeinde auf dem Campus der Universität Saarbrücken.
„Es ist die Aufgabe eines jeden Menschen, zu sich selbst zu kommen.“
Edith Stein, jüdischer Herkunft, als erste deutsche Frau Hochschulassistentin der Philosophie, tritt 1922 zum katholischen Glauben über und arbeitet als Lehrerin.
1933 erzwingen die Nationalsozialisten das Ende ihrer Lehrtätigkeit. 1942 wird sie in Auschwitz ermordet. Und 1998 als erste geborene Jüdin heiliggesprochen.
Edith Stein, 1930 als Lehrerin in Speyer 5 Jahre 23 Jahre 24 Jahre 29 Jahre 31 Jahre 39 Jahre 43 Jahre 47 Jahre 51 Jahre
Gedenktafel im Forum der Edith-Stein Realschule
Breslau/Schlesien 1890 Der Geburtsort von Edith Stein 1891
Edith Stein 1891 geb. 12. Oktober in Breslau als Jüdin 1911 Abitur mit Auszeichnung 1911-15 Studium mit Auszeichnung 1915 Freiwillige Krankenpflegerin 1916 Dr. phil., summa cum laude 1918-22 Freie wissenschaftliche Arbeit 1922 Wechsel zum Christentum 1923-31 Lehrerin in Speyer 1932-33 Dozentin im Münster 1933 Verbot der Dozententätigkeit Klostereintritt in Köln 1938 Ewiges Gelübde 1938 Flucht nach Echt/Niederlande 1934-42 Entstehung ihrer bedeutendsten Werke 1942 Verhaftung und Märtyrertod 9. August in Auschwitz-Birkenau 1987 Seligsprechung in Köln 1998 Heiligsprechung in Rom 1999 Ernennung zur
Mitpatronin Europas
Unsere Namensgeberin Edith Stein vereint klares Denken, Wahrheitssuche und christliche Werte in sich. 1998 wurde sie von
Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen. Edith Stein möchte, dass Menschen ungehindert und eigenständig denken. Sie ist Vorbild dafür, dass Wahrheit keine Theorie ist, sondern gelebt werden kann. Geboren am 12. Oktober 1891, wächst sie in einem
jüdischen Elternhaus auf. Sie ist hochbegabt, stellt unbequeme Fragen, macht ein glänzendes Abitur und behauptet als Jugendliche von sich, Atheistin zu sein. Sie studiert Psychologie, Germanistik und Philosophie, um das Wesen des Menschen zu verstehen. Sie erlangt einen Doktortitel mit Auszeichnung, die Möglichkeit der Habilitation bleibt ihr jedoch verwehrt; im Besonderen setzt sie sich für die
Rechte der Frauen ein.
1915 arbeitet sie freiwillig als Krankenschwester in einem Lazarett. 1922 tritt sie zum katholischen
Glauben über. Ab 1923 gibt sie als Lehrerin und Dozentin in ihrem anspruchsvollen Unterricht ihr Wissen an Schüler weiter. Zurückgezogen wohnt sie in Klostergemeinschaften in Speyer und Münster. Ihre Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft beein-
drucken viele Menschen.
Zu Beginn der Naziherrschaft versucht sie, den damaligen Papst Pius XI. zu einer Stellungnahme zur Judenverfolgung zu bewegen. 1933 erhält sie durch die Nationalsozialisten Berufsverbot. Sie tritt 1934
in Köln in den Karmelorden ein und wird Nonne
(Schwester Teresia Benedicta a Cruce). Von dort
flüchtet sie in die vermeintliche Sicherheit des Kar-
melklosters in der niederländischen Stadt Echt.
Dort lebt sie bis 1942 und verfasst ihre bedeu-
tendsten Werke.
Gedenkstein von Edith Stein in Auschwitz. Foto Steffan Sturm
Am 2. August 1942 wird sie verhaftet. Die Nationalsozialisten transportieren sie nach Auschwitz, wo sie am 9. August 1942 ermordet wird.
Gedenktafel im Dom zu Speyer Foto Bischöfliche Pressestelle Speyer
Seit dem Schuljahr 1988/89 führt die Städtische Realschule den Namen von Edith Stein. Als Gründe für die Namensgebung werden genannt: Pädagogin, Dozentin, Karmelitin, Jüdin, konsequente Christin, Verfolgte des Nationalsozialismus; eine Frau, die klares Denken, Wahrheitssuche und christliche Existenz in sich vereint; Aufenthalt in Echt - unserer Partnerstadt in den Niederlanden. Eine bewusste Entscheidung, die seinerzeit von der Schulkonferenz und den Gremien der Stadt getroffen wird.
Karmelitinnen Kloster Echt Karmelitinnen Kloster Köln Stolperstein in Köln Edith Stein Statue am Petersdom in Rom
Edith-Stein-Realschule
Ermöglicht vom Förderverein der Edith-Stein-Realschule · Konzept & Design: artkonzeptkörner
KIRCHENCHÖRE ST. MARTIN
Klinkum, Pfarrheim
donnerstags 20:00 - 22:00 entfällt Peter Slykermann (0 24 34-926 806)
Wegberg, Kirche St. Vincentius Beeck
dienstags / mittwochs Helmi Grün (0 24 34-38 73)
Wildenrath, Pfarrheim
donnerstags 19:00 - 21:00 entfällt Hans-Willi Engelhardt (0 24 32-71 37)
Beeck, Vincentiushaus entfällt
Marita Stawinoga mstawi@hotmail.com TAIZÉ
Dienstag, 1.12.2020 um 19.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Wegberg
Am 23. September 2000 ist Pfarrer Huu Duc Tran – seit 10 Jahren Pastor in Sankt Martin Wegberg – von Bischof Mussinghoff im Hohen Dom zu Aachen zum Priester geweiht worden.
Aus Anlass des bevorstehenden 20. Weihetags hatte ich die Gelegenheit, ihm einige Fragen zu stellen:
Herr Pastor, vor 20 Jahren sind Sie zum Priester geweiht worden. Ist es immer Ihr Wunsch gewesen, Priester zu werden? Aus welchen Gründen haben Sie sich für diesen Beruf entschieden?
Ob das ein Wunsch war, dem ich konsequent nachging und mich gezielt darauf vorbereitet habe, kann ich so gar nicht sagen. Entscheidend waren für mich all die positiven Erfahrungen, die ich mit Glaube und mit Kirche gemacht habe. Schon früh als Kind habe ich insbesondere durch meine Omas kennengelernt, dass Glaube zum Leben gehört wie Essen, Trinken, Atmen und auch Feiern. Sie haben meine Antennen für Gott aufgestellt. Als ein weiterer Baustein auf dem Weg meiner spirituellen Entwicklung kamen viele existenzielle Erfahrungen in den knapp zwei Jahren meiner Flucht aus Vietnam bzw. im Flüchtlingslager hinzu. In der „neuen Welt“ in Stolberg –Klima, Menschen, Gewohnheiten, Kultur, Einstellungen, Denkweisen - mir völlig fremd, habe ich im Gottesdienst das Gefühl von Beheimatung erleben dürfen. Die Riten zu Ostern und Weihnachten, die weltweit gleiche Liturgie der katholischen Kirche war mir vertraut, eine Hilfe zur Integration. Und auch dank vieler Menschen, die sich um uns BoatPeople gekümmert haben, wurde mir der Weg in die deutsche Gesellschaft und in die kirchliche Gemeinde hinein leicht gemacht. In all dieser Zeit hab ich die Erfahrung gemacht, dass Glaube trägt und tragfähig ist, dass ich darauf mein Leben bauen kann. Und ich hatte das Bedürfnis, diese Erfahrung mit anderen zu teilen. Das ging und geht immer noch gut als Priester. Und die Entscheidung für diesen Weg fiel quasi wie eine reife Frucht, als die Zeit dafür reif war. Es hat sich schlicht und ergreifend gefügt.
Waren Sie als Jugendlicher schon in Ihrer damaligen Pfarrei in Stolberg engagiert?
Immer schon ist mir das gemeindliche Leben in meiner „Wahlheimat“ St. Franziskus in Stolberg wichtig gewesen, es hat mir Freude bereitet. Ich war Messdiener, später Leiter, Lektor, Helfer bei allen möglichen Festen und Anlässen etc. Auch hier waren es Menschen gewesen, die mir Räume gegeben haben, um mit Glauben zu experimentieren und eine Beheimatung zu finden. Sie haben mir meinen Weg geebnet und mich darin bestärkt. Auch meine
Eltern haben meine Entscheidung mitgetragen und mir geholfen, die „Bodenhaftung“ nicht zu verlieren. Spiritualität
Priesterweihe von Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran durch den Bischof Dr. Mussinghoff am 23. September 2000 mit Übergabe des Kelches und der Hostienschale für den Dienst
muss auch geerdet sein.
Sie haben sich für den Primizspruch entschieden: „Mein Herz ist voll Freude über den Herrn; große Kraft gibt mir der Herr.“ Was war Ihr Beweggrund für diese Wahl?
Ein guter Freund und Förderer sagte mir im Vorfeld der Priesterweihe: „Such dir nix Kompliziertes aus“. Der Spruch muss klar, verständlich sein, und man muss ihn auch leben können. Mein Weihespruch passt gut zu mir, er deckt sich gut mit meiner Einstellung, deshalb kann ich ihn auch gut leben. Ich wollte immer, dass der Glaube nicht „erdenschwer“ – denn das Leben ist schon schwer genug – sondern vielmehr „himmelleicht“ ist. Der Glaube ist wie Arznei, er heilt und richtet auf.
Haben Sie „die Freude über den Herrn“ trotz schwierigen Zeiten für die Kirche bis heute behalten?
Mit ist die Freude nicht vergangen, weil es mir immer um den einzelnen Menschen geht: „der Mensch und Jesus“ - ich „parshippe“ da nur… Und quasi nebenbei ist es in meiner Funktion als Pfarrer wichtig, Rahmen und Strukturen zu schaffen, damit „Kirche“ mit wenig Reibungsverlusten gut funktionieren kann und so die Gemeinde zu einem Ort wird, wo Menschen gerne zusammenkommen, zusammen arbeiten und aus dem Glauben einander helfen, die Lasten des Lebens zu tragen.
Sie sind nach der Weihe Kaplan in St. Sebastian Würselen geworden und es 10 Jahre geblieben. Welche Aufgaben sind Ihnen hauptverantwortlich übertragen worden? In welchen Aufgaben haben Sie die „größte Erfüllung“ gefunden?
Die 10 Jahre in Würselen waren eine tolle Zeit. Ich hatte das Glück, in einem Team zu arbeiten mit unterschiedlichen Kollegen/innen, und einem Chef, der große Weite hat und mit viel Raum zur Entfaltung gegeben hatte. Unzählige Gottesdienste zu verschiedenen Anlässen habe ich gefeiert, an vielen Festivitäten war ich beteiligt. Besondere Freude hat mir die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bereitet. Als Kaplan konnte ich mich in diesem Bereich quasi „austoben“. Mein Chef hat mir dafür den Freiraum gegeben, und gleichzeitig habe ich ihm damit den Rücken für Leitungsaufgaben freigehalten. Gerne war ich mit jungen Leuten auf Fahrten, habe sie ein wichtiges Stück ihres Lebens begleiten dürfen und sie heranwachsen sehen. Sie sollten den Glauben als „himmelleicht“ kennenlernen. Immer wieder meldet sich der eine oder andere aus dieser Zeit. Es scheint etwas hängen geblieben zu sein… Nach den 10 Jahren hat der verändert seit meiner Flucht Bischof Ihnen eine Auszeit ge- - so wie ich mich auch verännehmigt, um die Erfahrungen dert habe. Daraus nehme ich der 10 Jahre zu verinnerlichen, mit: Auch wir als Kirche dürfen um sich auf neue Herausfor- unsere Augen nicht verschliederungen einlassen zu können. ßen vor den Entwicklungen Wie haben Sie die Auszeit ver- in der Gesellschaft. All die bracht? Welche Erfahrungen unterschiedlichen Interessen haben Sie für sich gewonnen? wollen und müssen gesehen
Sie sind ein sehr offener und kontaktfreudiger Mensch. Hat diese „Stärke“ Ihnen den Zugang zu Menschen erleichtert?
Ich habe immer schon gerne mit Menschen zu tun gehabt. Mich interessiert, wie es den Menschen geht, welche Erfahrungen sie gemacht haben, was ihnen geholfen hat, ihr Leben zu meistern. Ich suche das Gespräch. Und das Amt als Priester hilft mir, auch auf eine persönlichere Ebene zu gehen, auf der ich dann auch Fragen zu Themen stellen kann, worüber man sonst bei Fremden „nicht spricht“. Auch hier hat es sich wieder Wer sich dem verweigert, begefügt: In Würselen stand raubt sich selber der Mögeine Fusion an, und nach knapp 10 Jahren an einer Stelle – für einen Kaplan längst nicht selbstverständlich – war es Zeit für einen Veränderung und dies war dann auch ein guter Zeitpunkt dafür. Die Reise nach Vietnam war wie eine Reise zu den Wurzeln. Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran 2020 Ich durfte mein Heimatland neu entdecken in seiner großen lichkeit, bei den Menschen landschaftlichen Vielfalt, mit zu sein und ihnen die Frohe den vielen unterschiedlichen Botschaft, das Evangelium Volksgruppen und ihren je- weiterzugeben. Die Zeichen weiligen Traditionen - und der Zeit sind nicht Angst, nicht wie die Menschen mit großem Zurückziehen in die KomfortTempo den Anschluss an die zone - sondern rauszugehen neue Zeit zu schaffen versu- zu den Menschen. chen. Das Land hat sich stark und ernst genommen werden.
Sind Sie auch heute noch „mit Leib und Seele“ Priester? Was muss nach Ihrer Meinung geschehen, damit Kirche wieder eine prägende Rolle in unserer Gesellschaft spielt? Was sollte die Kirche heute den Menschen verkündigen?
Noch immer ist mein Herz voll Freude über den Herrn, und es bereitet mir Freude, wenn Menschen erfahren, dass Glaube trägt. Ich denke, Kirche kann nicht mehr diese Rolle spielen wie noch vor 60, 70 Jahren. Durch die plurale Gesellschaft, durch die große Vielfalt von Lebensentwürfen wird die sogenannte Volkskirche, so wie wir sie kennen, nicht mehr funktionieren. Es steht an Kirche muss sich neu orientieren, muss ihre Rolle neu finden. In der neuen Wirklichkeit ist Kirche in meinen Augen noch längst nicht angekommen. Was Kirche wohltun kann, ist eine demütige, bescheidene, selbstkritische Rolle einzunehmen. Zu lernen, die Sprache der Menschen zu verstehen, den Stallgeruch – wie Papst Franziskus das formulierte – anzunehmen, letztlich ganz bei den Menschen zu sein. Wenn ich hier von Kirche spreche, dann meine ich damit nicht die Kleriker, die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen alleine. Alle Getauften und Gefirmten sind Kirche. Der Schlüssel für eine „prägende Kraft“ dieser Kirche besteht im Dienen, im Support, im Ermöglichen - im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe. Um unseretwillen ist es auch höchste Zeit zusammenzuarbeiten, damit die Schöpfung nicht der Gewinnmaximierung geopfert wird. Und außerdem kann Kirche auf eine tolle, eine befreiende Botschaft zurückgreifen: Jeder Mensch ist wertvoll- ob Mann, Frau, Divers - auch wenn er nicht fehlerfrei ist. Kein Mensch sollte aber nur auf seine Fehler, seine Mängel, auch seine Schuld reduziert werden. Gott vergibt. Damit ist ein Neuanfang möglich. Von Kardinal Schönborn gibt einen Spruch, der auch von mir hätte sein können: „Vielleicht sind wir zu viel Kirche, und zu wenig Christus.“
Herr Pastor, ich danke Ihnen
Die Fragen stellte Frau Hedwig Klein
für dieses Gespräch.