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JOSEPH BEUYS UND DER KAISERRING IN GOSLAR

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Harzer Moderne

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Interview mit Heinz Holtmann zum Mönchehaus Museum, Goslar

Joseph Beuys und der Kaiserring

Das Mönchehaus Museum Goslar ist ein Haus für moderne und zeitgenössische Kunst. 1978 gegründet, bietet es eine beeindruckende Schau zeitgenössischer Kunst und einen einzigartigen Blick auf die internationale Kunstszene der vergangenen Jahrzehnte. Der Kaiserring, der seit 1975 vergeben wird, gilt als eine der begehrtesten internationalen Auszeichnungen, obwohl er nicht dotiert ist. Oliver Stade sprach mit Heinz Holtmann, dem Gründungsdirektor des Mönchehaus Museums und heute Galerist in Köln, über Joseph Beuys und über die zeitgenössische Kunst in Goslar.

Kaiserring Goslar, Foto: © Stadt Goslar

Heinz Holtmann im Studio von Joseph Beuys beim Überbringen der Nachricht, dass er der nächste Kaiserring-Träger sein wird (Düsseldorf 1979), Foto: Archiv Heinz Holtmann

ARTMAPP: Herr Holtmann, Sie waren 1978 der erste Direktor des Mönchehaus Museums. Vorher leiteten Sie die Galerie der Firma Junior des Unternehmers und Kaiserring-Erfinders Peter Schenning. Wie sind Sie eigentlich in den Harz gekommen?

Heinz Holtmann: Der Goslarer Unternehmer Peter Schenning, Initiator des Goslarer Kaiserrings, hatte zu mir Kontakt aufgenommen, als ich noch Direktor des Kunstvereins Braunschweig war. Er bot mir einen lukrativen Managerjob und die Leitung seiner zwölf internationalen „Junior-Galerien“ von Kopenhagen bis Zürich an. ARTMAPP: Wie schwierig war es, internationale Topkünstlerinnen und -künstler wie den ersten Preisträger Henry Moore 1975 für den Kaiserring zu gewinnen?

HH: Als Schenning sein Unternehmen verkaufte, hatte er sogleich die Vision, in Goslar, der alten Kaiserstadt, einen internationalen Kunstpreis, den Kaiserring, zu etablieren. Schenning dachte immer sehr großzügig und etablierte umgehend eine hochkarätige Jury mit Dieter Honisch, dem Direktor der Berliner Nationalgalerie, Karl Ruhrberg, dem Direktor des Museums Ludwig, und Werner Spies, dem damaligen Direktor des Pariser Centre Pompidou. Mit diesen international namhaften Kunstexperten war es natürlich viel einfacher, an Weltklassekünstler wie Henry Moore, Max Ernst, Alexander Calder und Victor Vasarely heranzukommen. Ein weiteres Geheimnis von Schenning war es, den Kunstschaffenden anzubieten, eine große Arbeit von ihnen anzukaufen und eine Ausstellung mit einem Katalog auszurichten. Ein Preisgeld gab es nicht, außer einem Goldring mit dem Siegel Heinrichs IV.

Heinz Holtmann in seiner Galerie im Kölner Rheinau Hafen, Foto: © Heinz Holtmann

ARTMAPP: Nach Moore, Ernst, Calder und Vasarely erhielt 1979 Joseph Beuys, der in diesem Mai seinen 100. Geburtstag feiern würde, den Kaiserring. Beuys verstand sich nicht nur als Künstler, sondern auch als politischer Aktivist und Provokateur. Schon sein Äußeres mit Filzhut und Fliegerweste provozierte viele. Wie schwer war es, ihn in der Jury durchzusetzen?

HH: Die ersten vier Künstler stellten kein Problem dar, aber dann hatte ich mich als Beuys- Fan in der Jury dafür stark gemacht, ihm den fünften Kaiserring zu widmen. Ich hatte ihn kennengelernt, als ich als junger Assistent an der Kunsthalle zu Kiel tätig war und eine Zeichnungsausstellung von Beuys mit organisieren durfte. Die Schwierigkeit in Goslar bestand nun darin, auch die Vertreterinnen und Vertreter der Stadt in der Jury von Beuys zu überzeugen. Denn die hätten lieber Chagall oder Dalí als neuen Kaiserringträger gesehen. Aber nach einer leidenschaftlichen Rede meinerseits bekamen wir dann ein einstimmiges Votum für Beuys.

ARTMAPP: Erst einige Jahre, nachdem der Kaiserring vergeben wurde, entstand das Mönchehaus Museum. Wie kam es dazu?

HH: Um das Versprechen einer Ausstellung und Platzierung eines wichtigen Kunstwerks in einem Museum zu realisieren, brauchten wir ein eigenes Gebäude. Die Stadt Goslar stellte dafür das neu renovierte Mönchehaus zur Verfügung. Schenning bat mich dann, den Direktorenposten zu übernehmen, in der Jury mitzuwirken und die jeweiligen Ausstellungen und Kataloge der Kaiserring-Trägerinnen und -Träger zu erstellen, was mir mit diesen berühmten Personen viel Vergnügen bereitet hat.

ARTMAPP: Eine Frage an den Kunstexperten und Kenner der Szene: Wie schätzen Sie es ein, dass eine Kleinstadt wie Goslar, am Harzrand und lange im Zonenrandgebiet gelegen, Toppositionen anzieht und das Mönchehaus so eine einzigartige Sammlung moderner Kunst zeigen kann?

HH: Für die Stadt ist das eine einzigartige Geschichte. Wie gesagt, es gibt ja kein Preisgeld, trotzdem gilt der Kaiserring heute als wichtige und wohl berühmteste Auszeichnung für Kunstschaffende in Deutschland. Mit großer Beharrlichkeit und viel Engagement hat sich die Kleinstadt Goslar, anfangs wie gesagt noch Zonenrandgebiet, zum Geheimtipp in der Kunstwelt entwickelt und genießt nun einmal im Jahr den internationalen Auftritt.

www.moenchehaus.de

Kirchsaaleingang

Gästehaus Tanne und Diakonissenmutterhaus in Elbingerode/Harz

In Elbingerode, einem Ortsteil der Stadt Oberharz am Brocken, entstand im 20. Jahrhundert das Zuhause der Elbingeröder Schwesternschaft, das bis heute ein lebendiges Zentrum für evangelische Diakonie und Mission ist. Durch den großen Zuwachs an Diakonissen wurde Anfang der 1930er-Jahre ein Mutterhausneubau errichtet. Der Architekt Godehard Schwethelm baute es im modernen Bauhausstil, zweckmäßig und in seiner Schlichtheit zeitlos und funktional. Auf dem Gelände des Diakonissen-Mutterhauses – in ruhiger Ortsrandlage – liegt das Gästehaus Tanne. Hier finden Sie eine Oase zum Wohlfühlen und Entspannen. Elbingerode – umgeben von einer reizvollen Landschaft – ist Ausgangspunkt für vielfältige Unternehmungen. Natur-, Bike- und Wanderfreunde sowie Kulturinteressierte und Familien werden zahlreiche interessante Ausflugsziele entdecken. Gruppen finden bei uns gute Voraussetzungen für ihre Veranstaltung. Wir sind Ihnen bei der Planung Ihres Aufenthaltes gern behilflich.

Unser Mutter- und Gästehaus bietet: • 53–73 Betten in 33 Zimmern • 3 Aufenthalts- bzw. Gruppenräume mit Medientechnik • thematische Gästewochen und Freizeiten • Hallenbad und Sauna • Buchhandlung des Francke-Verlages • Kunstgalerie/Ausstellungen • Führungen durch das Mutterhaus im Bauhausstil • Andachten und Gottesdienst sowie Offene Kirche für persönliche Zeiten der Stille und des Gebets

GÄSTEHAUS TANNE DES DGD E.V. Unter den Birken 1 38875 Oberharz am Brocken OT Elbingerode T +49 (0) 39454-81350, F +49 (0) 39454-81359 haus-tanne@neuvandsburg.de gaestehaus-tanne-elbingerode.de

Lyonel Feininger, Selbstbildnis mit Tonpfeife, 1910, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Lyonel-Feininger-Galerie, Sammlung Dr. Hermann Klumpp, Foto: Punctum/Bertram Kober © VG Bild-Kunst, Bonn 2021

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