Ärzte der Welt - Tätigkeitsbericht 2010

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Médecins du Monde Deutschland Internationale Humanitäre Hilfe

ÄRZTE DER WELT TÄTIGKEITSBERICHT 2010

DIE WELT VERGISST SCHNELL. WIR HELFEN WEITER.


Impressum © Ärzte der Welt e.V., V.i.S.d.P. Prof. Dr. H.-J. Zenker (Vorstandsvorsitzender) Redaktion Marc Gemeiner Katja Herzum Damien Perrot Katharina Radmüller Iris Scherrenbacher Sabrina Schmitt Mit Unterstützung von Rosa Gaube Gabriele Jüttner Quellen World Health Organization (WHO): World Health Statistics 2010 Human Development Reports 2010 Weltbank: data.worldbank.org Fotos Luis Sánchez Dávila Pascal Deloche Astrid Dill Valerie Dupont Isabelle Eshraghi Franck Ferreira Bruno Fert Katrijn van Giel Nadejda Gaelle Girbes Gregor von Glinski Georges Gobet Marc van der Mullen Manfred E. Neumann Benedicte Salsez Nikolaus Teixeira Henk Visscher Gestaltung Gestaltungsbüro Schultes Druck: Bosch-Druck GmbH Stand: Juni 2011

Ärzte der Welt e.V. ist als gemeinnützige Organisation anerkannt. Spenden sind steuerlich abzugsfähig. Seit April 2006 erhält Ärzte der Welt jährlich das DZI-Spendensiegel als Zeichen für Vertrauenswürdigkeit und erfüllt so die strengen Kriterien des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen.

Ärzte der Welt e.V. Augustenstraße 62 D-80333 München Telefon +49 (0)89 45 23 081-0 info@aerztederwelt.org www.aerztederwelt.org www.medecinsdumonde.org www.mdm-international.org Mitgliedschaften

VENRO, Nord-Süd-Forum München, Aktionsbündnis gegen AIDS. Außerdem ist Ärzte der Welt Mitglied im Koordinierungsausschuss „Humanitäre Hilfe“ des Auswärtigen Amtes und beim Arbeitskreis Medizin in Entwicklungsländern (AKME). Unterstützen Sie unsere Arbeit. Mit Ihrer Spende hilft Ärzte der Welt weiter. Spendenkonto Stichwort: Hilfe weltweit Deutsche Kreditbank (DKB) Kontonummer: 1004333660 BLZ: 120 300 00 IBAN: DE06 1203 0000 1004 3336 60 SWIFT BIC: BYLADEM1001


Liebe Freunde und Freundinnen von Ärzte der Welt, das vergangene Jahr war für Ärzte der Welt kein gewöhnliches Jahr, denn es verzeichnete mit gleich zwei Naturkatastrophen von historischem Ausmaß erschreckende Rekorde: Das krisengeschüttelte Haiti wurde Anfang des Jahres von einem Erdbeben mit verheerenden Folgen heimgesucht. 200 000 Tote und 300 000 Verletzte, so die traurige Bilanz. Ende Oktober dann die nächste Katastrophe: Eine Cholera-Epidemie breitete sich rasch aus; Hunderttausende erkrankten. Auch die Fluten im Sommer 2010 in Pakistan lösten eine humanitäre Katastrophe aus, bei der Millionen von Menschen ihr Hab und Gut verloren. Bei beiden Katastrophen konnte Ärzte der Welt schnell und effizient helfen. Dies war insbesondere durch unsere langjährige Präsenz in beiden Ländern, unserer Ortskenntnis sowie etablierten Partnerschaften mit lokal vorhandenen Strukturen und Organisationen möglich. Doch unsere Teams sind nicht nur in der Nothilfe im Einsatz. Sie helfen außerdem beim Wiederaufbau und engagieren sich in Langzeitprojekten. Viele davon befinden sich in Regionen, die in der Weltöffentlichkeit kaum Beachtung finden: 2010 engagierte sich das Ärzte der Welt-Netzwerk mit 185 Gesundheitsprogrammen in insgesamt 64 Ländern. Ziel unserer Arbeit ist immer – unabhängig und neutral – überall dort zu helfen, wo Menschen in Not medizinische Hilfe und Unterstützung benötigen. Viele unserer humanitären Einsätze finden in Krisen- und Konfliktgebieten statt, in denen humanitäre Hilfe nicht immer einfach ist. Doch unsere HelferInnen sorgen auch in komplexen Kontexten wie etwa in Afghanistan,

Pakistan, Somalia oder im Irak dafür, dass stark gefährdete Bevölkerungsgruppen die benötigte medizinische Hilfe und Unterstützung erhalten. Dennoch stoßen wir als Organisation auch an Grenzen: So erschwerten in den letzten Monaten in der abgelegenen Region von Jebel Mara/Darfur kämpferische Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und Rebellen humanitäre Hilfslieferungen. Dort wurde Ärzte der Welt Anfang 2011, als eine der letzten aktiven humanitären Organisationen, die Zehntausende von Menschen medizinisch versorgte, von den Behörden des Landes verwiesen. Eine Besonderheit an Ärzte der Welt ist, dass wir uns in den sogenannten Entwicklungsländern in Europa mit Gesundheitsprogrammen für diejenigen einsetzen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Mit unseren Projekten in München und Stuttgart beispielsweise setzten wir uns auch weiterhin für einen gleichberechtigten Zugang zu medizinischer Versorgung als Menschenrecht für alle ein. Unsere Arbeit ist nur durch die Hilfe und Zusammenarbeit vieler möglich: So möchte ich dies zum Anlass nehmen, mich bei allen Förderern, SpenderInnen und den vielen unermüdlichen HelferInnen in unseren Projekten bedanken! Herzlichst,

Heinz-Jochen Zenker Präsident Ärzte der Welt Deutschland 1


Das internationale Netzwerk von Ärzte der Welt Ziele und Aufgaben

„Ich sehe meine Arbeit für Ärzte der Welt auch als eine politische Tätigkeit, deren klares Ziel es ist, medizinische Versorgung für alle Menschen zu ermöglichen, egal welchen Aufenthaltsstatus sie haben.“ Dr. Peter Schwick, Mitglied im Vorstand von Ärzte der Welt Deutschland

Ärzte der Welt, auch als Médecins du Monde – Doctors of the World bekannt, engagiert sich international mit 185 Gesundheitsprogrammen in 64 Ländern für Menschen in Krisensituationen. Neben Soforthilfeeinsätzen leistet Ärzte der Welt auch Wiederaufbau-, Präventions- und Entwicklungszusammenarbeit.

Soforthilfe und Langzeitprojekte Bei Naturkatastrophen, Epidemien oder bewaffneten Konflikten sind unsere Notfallteams in kürzester Zeit vor Ort im Einsatz. Über die Behandlung von körperlichen und psychischen Verletzungen hinaus versuchen wir die notwendigen medizinischen Versorgungsstrukturen aufrecht zu erhalten. Ärzte der Welt engagiert sich aber auch langfristig, etwa bei anhaltenden Krisen oder in strukturschwachen Regionen. Unser vorrangiges Ziel ist dabei immer, nachhaltige Lösungen zu finden, damit unsere Aktivitäten nach Beendigung unseres Einsatzes von den lokalen Behörden, Projektpartnern oder Nichtregierungsorganisationen weitergeführt werden können. Daher arbeitet Ärzte der Welt mit lokalen MitarbeiterInnen zusammen, die von unseren ehrenamtlichen Fachkräften aus Medizin und Logistik für ihre Aufgaben aus- und weitergebildet werden. International und im eigenen Land im Einsatz Neben den internationalen Projekten setzen sich die 14 Sektionen des Ärzte der Welt-Netzwerks auch in den eigenen Ländern für den Zugang zu medizinischer Versorgung als humanitäres Grundrecht ein. Die 14 Netzwerk-Mitglieder führen 171 Gesundheitsprogramme in ihren jeweiligen Heimatländern durch. In Deutschland ist Ärzte der Welt in München und Stuttgart im Einsatz.

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Nicht nur Hilfe leisten, sondern auch Menschenrechtsverletzungen öffentlich anprangern Die Projekte von Ärzte der Welt sind nicht nur darauf ausgerichtet, als effektive und verlässliche Stütze für ihre Zielgruppe zu fungieren, sondern haben auch zur Aufgabe, unsere Gesellschaft und die politisch Verantwortlichen auf die erschwerten Lebensbedingungen unserer PatientInnen aufmerksam zu machen. Im Dialog mit politischen Entscheidungsträgern auf europäischer und internationaler Ebene engagiert sich Ärzte der Welt für einen verbesserten Zugang zu medizinischer Versorgung als humanitäres Grundrecht für alle, insbesondere für gefährdete, von Ausgrenzung bedrohte Bevölkerungsgruppen.

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Das internationale Netzwerk von Ärzte der Welt Schwerpunkte der Arbeit 2010

Einen Schwerpunkt 2010 unserer Arbeit stellten Soforthilfeeinsätze dar. Vor allem die beiden „großen“ Katastrophen in Haiti und Pakistan haben 2010 die Kapazitäten des Ärzte der Welt-Netzwerks gefordert. In beiden Ländern wird unser Engagement für die Betroffenen über die akuten Krisen hinaus andauern. Ärzte der Welt engagierte sich aber auch in Regionen, die nicht im Fokus der Medien stehen: In komplexen Kontexten, wie etwa in Somalia oder im Sudan, sorgten Ärzte der Welt-Teams dafür, dass gefährdete Bevölkerungsgruppen Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten.

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Insbesondere die gesundheitliche Situation von Frauen stand im vergangenen Jahr im Mittelpunkt unserer Gesundheitsprogamme. Trotz internationaler Bemühungen sind die Gesundheitsindikatoren von Frauen in vielen Weltregionen besorgniserregend Deshalb ist die Versorgung von schwangeren Frauen, Müttern und Kindern eine wichtige Komponente vieler Projekte von Ärzte der Welt.

Ein weiterer Fokus wurde auf Risikominderung und die Bekämpfung von HIV gelegt. Länderübergreifende Programme zielen darauf ab, Risiken, wie etwa die Übertragung von Infektionskrankheiten (z.B. HIV, Hepatitis) durch beispielsweise Drogenkonsum oder Prostitution zu mindern. Substitution und saubere Spritzen reduzieren Infektionsraten unter Drogenkonsumenten beträchtlich. Aufbauend auf den positiven Erfahrungen, die wir in unserem Projekt zur Risikominderung für Drogenkonsumenten in Kabul, Afghanistan, sammeln konnten, startete Ärzte der Welt 2010 ein ähnliches Projekt in Tansania.


Die Gesundheitssituation von MigrantInnen stellte einen weiteren Schwerpunkt 2010 dar. Die politische Antwort Europas auf das globale Phänomen Migration hat erhebliche Folgen für den Gesundheitszustand von MigrantInnen. Mit Projekten in Herkunftsländern, in Transitländern aber auch in elf EU-Ländern unterstützt Ärzte der Welt besonders gefährdete Menschen entlang ihrer Migrationsroute und tritt auf Grundlage dieser Expertise für deren schwierige Lebenssituation öffentlich ein.

Das internationale Netzwerk von Ärzte der Welt in Zahlen ▪ 185 internationale Gesundheitsprogramme in 64 Ländern ▪ 171 Gesundheitsprogramme in den 14 Heimatländern der Ärzte der Welt Delegationen ▪ Jahresetat des Ärzte der Welt-Netzwerk: 114 Millionen Euro (2010) ▪ Rund 7000 Mitwirkende weltweit

Aufteilung der internationalen Projekte nach Kontinent Afrika

46%

Lateinamerika

33%

Asien

19%

Europa*

2%

*Außer Heimatländer der Ärzte der Welt Delegationen

Mehr Informationen zum Netzwerk Médecins du Monde www.mdm-international.org 5


Die internationalen Projekte von Ă„rzte der Welt

Serbien

Bulgarien Moldawie

TĂźrkei

Libanon

Algerien Mauretanien Mali

Dominikanische Republik

Mexiko

Niger

Haiti Salvador

Honduras

Guatemala Nicaragua

Guinea-Bisau Benin

Senegal Burkina Faso Guinea Sierra Leone Liberia Sao Tome und Principe

Kolumbien Ecuador

Peru Angola Bolivien

Paraguay Chile

S Uruguay

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Russland

Mitglieder des internationalen Netzwerks Médecins du Monde

en

Afghanistan

Georgien Irak

Syrien Palästinensische Gebiete

China Nepal Bangladesch Myanmar (Burma)

Ägypten

Pakistan

Vietnam Indien

Laos

Jemen

Kambodscha

Argentinien Belgien Deutschland Frankreich Griechenland Großbritannien Italien Japan Kanada Niederlande Portugal Schweden Schweiz Spanien

Sudan Äthiopien Uganda Somalia Ruanda Demokratische Republik Kongo

Indonesien

Tansania Timor-Leste Mosambik

Madagaskar

Simbabwe

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Projekte international: Karibik Haiti

Am 12. Januar 2010 verwüstete ein Erdbeben der Stärke 7,3 auf der Richterskala weite Teile Haitis. 200 000 Tote und 300 000 Verletzte, so die traurige Bilanz. 1,3 Millionen Menschen wurden obdachlos. Noch immer leben tausende HaitianerInnen unter schwierigen Bedingungen; der lang erwartete Wiederaufbau kommt nur schleppend voran. Bereits vor dem Erdbeben litt Haiti unter politischer Instabilität, Armut, Arbeitslosigkeit und fehlender Infrastruktur. Das Beben hat somit ein bereits angeschlagenes Land verwüstet.

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Ärzte der Welt ist bereits seit 1989 in Haiti aktiv und setzt sich für eine medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Hauptstadt Port-au-Prince sowie in den südwestlichen Landesteilen Grande Anse, Nippes und Petit Goâve ein. In unseren Projekten sorgen 1 268 MitarbeiterInnen (Stand Januar 2011) dafür, dass Menschen Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten. 95 % unserer MitarbeiterInnen sind HaitianerInnen. Soforthilfe und chirurgische Behandlungen in den ersten Wochen nach dem Erdbeben Zwei Tage nach dem Erdbeben begannen Teams von Ärzte der Welt, die bereits vor Ort waren, in Port-au-Prince in verschiedenen Einrichtungen der Hauptstadt mit der Verteilung von lebenswichtigen Medikamenten.

In den Wochen nach dem Erdbeben verstärkte Ärzte der Welt die Teams mit logistischer und medizinischer Ausrüstung sowie weiterem medizinischem Fachpersonal. Ärzte der Welt-Chirurgen führten daraufhin in der akuten Phase mehrere hundert chirurgische Eingriffe durch. Um mög lichst viele Betroffene zu erreichen, wurden in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen mobile Kliniken organisiert. In sechs Stadtvierteln von Port-au-Prince wurden Betroffene aufgesucht, medizinisch behandelt und bei Notwendigkeit, beispielsweise bei schweren Verletzungen, an das Universitätskrankenhaus überwiesen. In Petit Goâve, das unmittelbar vom Erdbeben betroffen war, unterstützte Ärzte der Welt von Anfang an das örtliche Krankenhaus bei Untersuchungen und Behandlungen von Müttern und Kindern sowie bei der Arzneimittelausgabe.


Haiti

„Ich bin einen Monat nach dem Erdbeben in das Lager gekommen. Ich bin schon zweimal zur Behandlung in die Klinik gegangen. Bevor Ärzte der Welt kostenlose medizinische Behandlungen anbot, ging ich nicht zum Arzt, weil ich kein Geld habe.“ Dominique, 20, Bewohner im Viertel Cité Soleil, Port-au-Prince

Im südwestlichen Departement Grande Anse, das von der Katastrophe verschont wurde, fanden 120 000 Menschen, die aus der Hauptstadt geflohen waren, Unterschlupf. Seit 1989 bietet Ärzte der Welt dort Schwangeren und Kindern unter fünf Jahren einen kostenfreien Zugang zu medizinischer Grundversorgung an. Aufgrund der Notsituation wurde das Programm in den elf Gesundheitszentren erweitert und für die gesamte Bevölkerung zugänglich gemacht. Über die akute Krise hinaus: Den Zugang zur Gesundheitsversorgung ermöglichen Mit mobilen Kliniken und Zeltlazaretten in den Auffanglagern und den Elendsvierteln, bieten die Teams von Ärzte der Welt BewohnerInnen auch weiterhin eine basismedizinische Versorgung mit Schwerpunkt Mutter-Kind-Gesundheit, Impfungen,Wachstumsbeobacht-

ung und Verteilung von Medikamenten an. Von den neun Kliniken, die Ende Januar 2010 in Port-au-Prince eingerichtet wurden, sind ein Jahr später acht noch immer in Betrieb. In den vergangenen Monaten wurden dort mehr als 130 000 medizinische Behandlungen durchgeführt. In der Cité Soleil, dem größten Elendsviertel von Port-au-Prince, führen vier mobile Kliniken wöchentlich rund 1300 medizinische Konsultationen an 16 Standorten durch. Atemwegsinfektionen, infektiöse Durchfallerkrankungen, Hauterkrankungen, Malaria und sexuell übertragbare Krankheiten werden am häufigsten diagnostiziert. Die Erkrankungen stehen oft in engem Zusammenhang mit den besonders prekären Lebensbedingungen der Menschen: keinerlei Grundinfrastruktur, keine adäquate Abwasserentsorgung, Mangel an Trinkwasser und das Zusammenleben auf engstem Raum.

Kindersterblichkeit 72 ‰ Lebenserwartung 62 Jahre Entwicklungsindex 0.143 Rang 145 von 169 BNE/Einwohner nicht verfügbar

Projektort Port-au-Prince, Départements Grande Anse und Ouest Projektziel Soforthilfe und Verbesserung des Zugangs zur medizinischen Grundversorgung, speziell für Mütter und Kinder Unterstützung Das Projekt wird durch private Spenden, Sternstunden e.V., ECHO und die Landeshauptstadt München unterstützt.

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Projekte international: Karibik Haiti

„Ich arbeite seit 2008 für Ärzte der Welt im Programm zur Behandlung von Gewaltopfern. Seit dem Erdbeben bin ich in verschiedenen Kliniken von Ärzte der Welt als Krankenschwester tätig. Meine Motivation ist es für die Menschen in den Lagern zu arbeiten. Es schmerzt mich, wenn so viele Haitianer krank sind. Das ist meine persönliche Art zu helfen.“ Sagine, 27, Haitianerin, Krankenschwester

Psychologische Betreuung und Behandlung von Gewaltopfern Das Zusammenleben auf engem Raum führte auch zu einem Anstieg der Gewalttaten: Innerhalb eines Jahres wurden mehr als 850 Gewaltopfer (allgemeine Gewalt, sexuelle Übergriffe, häusliche Gewalt, Kindesmisshandlung) in den Krankenhäusern, die von Ärzte der Welt unterstützt werden, behandelt. 75 % der Patienten waren Frauen, die zum Großteil Opfer sexueller Gewalt wurden. Ärzte der Welt thematisiert Gewalt seit 1994 in diversen Programmen in Haiti und hat sich daher entschieden, auch in den mobilen Kliniken psychosoziale Unterstützung anzubieten. Mehr als 100 HaitianerInnen (z.B. SozialarbeiterInnen oder PsychologInnen) arbeiten im Programm zur Prävention gegen Gewalt. In den verschiedenen Kliniken werden täglich Einzelsowie Gruppengespräche angeboten. Rund 17 000 PatientInnen nahmen bereits an diesen Aktivitäten teil. 10

Schwerpunkte: Mutter-Kind-Gesundheit und Ausbildung Über die allgemein medizinische Versorgung hinaus legt Ärzte der Welt ein besonderes Augenmerk auf die reproduktive Gesundheit: In jeder Klinik sorgt eine Hebamme für die medizinische Betreuung schwangerer Frauen sowie für Impfungen, gynäkologische sowie prä- und postnatale Versorgung und Familienplanung. „Das langfristige Ziel lautet, schwangeren Frauen bewusst zu machen, dass es für sie und ihr Kind Risiken gibt und dass die Entbindung in einer medizinischen Einrichtung von essentieller Notwendigkeit ist, um Komplikationen zu vermeiden“, erklärt die Hebamme Justine Bertel, . In Petit Goâve bildet Ärzte der Welt medizinisches Personal (Gynäkologen, Hebammen, medizinische Hilfskräfte) aus, versorgt das örtliche Krankenhaus mit Medikamenten und medizi-

nischer Ausrüstung und sorgt für die Wiederherstellung der Gebäude. Ärzte der Welt unterstützt außerdem zehn weitere Gesundheitseinrichtungen in ländlichen Gebieten rund um Petit Goâve, um die Behandlung von Unterernährung, sowie den Zugang zu medizinischer Behandlung für die isoliert lebende Bevölkerung, zu gewährleisten. Ein gerechteres Gesundheitssystem ist notwendig In Haiti müssen PatientInnen ihre medizinische Behandlung grundsätzlich selbst bezahlen. Diese Nutzergebühren haben katastrophale Auswirkungen und führen dazu, dass arme Menschen Gesundheitsdienste nicht mehr aufsuchen und faktisch von der medizinischen Versorgung ausgeschlossen werden.


„Ärzte der Welt wird nicht für immer hier bleiben. Es liegt wirklich noch viel Arbeit vor uns. Die Haitianer auszubilden, die vor Ort bleiben, ist eine sehr gute Initiative. Wir können, wenn wir dazu ausgebildet sind, die Arbeit auch machen, wenn Ärzte der Welt nicht mehr hier ist. Es ist wichtig für die Haitianer in den Wiederaufbau des Landes eingebunden zu werden.“ Linda, 38, Haitianerin, leitende Krankenschwester

Ärzte der Welt bietet in seinem Projekt in Grande Anse Schwangeren und Kindern unter fünf Jahren kostenlose medizinische Versorgung und Beratung. Die Abschaffung der Nutzergebühren in diesem Pilotprojekt zeigte eine äußerst positive Wirkung auf den Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Nutzung der Gesundheitsdienste. Daher setzt sich Ärzte der Welt dafür ein, dass dieser kostenlose Zugang zur Gesundheitsversorgung, zumindest für schutzlose Bevölkerungsgruppen, nachhaltig durch internationale Geldgeber finanziert und sichergestellt wird.

Die Cholera-Epidemie – die nächste Herausforderung nach dem Erdbeben Ende Oktober 2010 flammte im Departement Centre eine Cholera-Epidemie auf und breitete sich schnell in andere Teile des Landes aus. Laut Angaben der haitianischen Behörden wurden bis Ende Februar 2011 knapp 250 000 Cholera-Fälle gemeldet; fast 5 000 Menschen sind an der Krankheit gestorben. Ärzte der Welt mobilisierte seine Teams in Port-au-Prince, Petit und Grand Goâve, Nippes und Grande Anse. Insgesamt wurden elf Cholerabehandlungseinheiten (CBE) und fünf Cholerabehandlungszentren (CBZ) mit einer Kapazität von fast 400 Betten eingerichtet. In den isolierten Zelten der CBE behandelten die Teams leichte bis mittelschwere Cholerafälle. Bei einer Choleraerkrankung muss je nach Schwere der Dehydratation rechtzeitig

eine orale oder eine intravenöse Rehydratationslösung (schwere Fälle) verabreicht werden. Die PatientInnen, die unter schwerer Dehydratation litten, wurden daher umgehend an ein CBZ weitergeleitet, in dem eine adäquate Versorgung möglich war. Zwischen November 2010 und Januar 2011 haben die Teams von Ärzte der Welt über 6 000 Fälle behandelt. Um einer Panik entgegenzuwirken und die Menschen hinsichtlich hygienischer Vorsichtsmaßnahmen zu sensibilisieren, suchten die Teams von Ärzte der Welt Auffanglager oder entlegene Gemeinden auf. Ziel der Teams war es einerseits, die Krankheit bekannter zu machen und Präventionsmaßnahmen aufzuzeigen und andererseits Menschen, die Symptome der Cholera aufzeigen, so schnell wie möglich an ein Gesundheitszentrum weiterzuverweisen.

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Projekte international: Asien Jemen

Der Jemen gilt als das ärmste Land der arabischen Welt. Rund 50 % der Menschen leben hier unterhalb der Armutsgrenze. Die Gesundheitsindikatoren des Landes zählen zu den schlechtesten in Asien. Die Lebenserwartung der Menschen beträgt durchschnittlich nur 64 Jahre. Auch knapp zwei Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung des Nordens mit dem Süden des Landes ist die innenpolitische Lage des Landes kritisch: Immer wieder flammen Stammeskonflikte, Unabhängigkeitsbewegungen und andere Konflikte mit der Zentralregierung auf. Im Nordwesten des Jemen gab es seit 2004 mehrere heftige kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den sogenannten Houthi-Rebellen und der Zentralregierung des Landes.

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Zuletzt im August 2009 kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Konfliktparteien. Durch die Kämpfe wurden hunderttausende Menschen in der Provinz Sa’ada vertrieben. Trotz einer vereinbarten Waffenruhe, die im Februar 2010 unterzeichnet wurde, bleibt die Lage im Nordwesten instabil. Die Unruhen wirken sich negativ auf die staatliche Grundversorgung aus, insbesondere der Zugang der Menschen zu Gesundheit und Bildung ist nicht ausreichend gewährleistet. Nicht nur die durch den Konflikt Vertriebenen, sondern auch die lokale Bevölkerung leidet unter den prekären Lebensbedingungen. Da die meisten Gesundheitseinrichtungen in der Provinz Sa’ada weiterhin geschlossen sind, ist es für die intern Vertriebenen wie auch für die allgemeine Bevölkerung schwierig, basismedizi-

nische Versorgung zu erhalten. Ärzte der Welt engagiert sich daher mit einem Programm zur Verbesserung der Basisgesundheitsversorgung sowie zur Prävention und Gesundheitsförderung. Die instabile Lage erschwert die Bereitstellung humanitärer Hilfe für die betroffene Bevölkerung. In Abstimmung mit anderen internationalen humanitären Akteuren führt Ärzte der Welt seit Februar 2010 in drei Bezirken der Provinz präventive und kurative Gesundheitsmaßnahmen für die Menschen, die sich in der Region aufhalten,


Jemen

„Seit dem Start des Projektes in Haijah vor acht Monaten konnten wir beobachten, dass die Bevölkerung allmählich wieder Vertrauen zu den Gesundheitseinrichtungen hat. Die Entfernung, Mangel an Material oder qualifiziertem Personal hinderten die Menschen daran, Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen. Also haben wir angefangen lokale MitarbeiterInnen auszubilden und sie mit Material und Medikamenten zu versorgen.“ Saja Farouk Al Mayouf, medizinische Koordinatorin

durch: An zwölf Standorten werden die Betroffenen mithilfe von mobilen Kliniken basismedizinisch versorgt. An diesen Anlaufstellen herrscht große Nachfrage; durchschnittlich werden pro Woche 800 kurative Konsultationen und 310 Schwangerschaftsvor- und Nachsorgeuntersuchungen durchgeführt. Kinder unter fünf Jahren erhalten Impfungen, ihre Ernährungssituation wird untersucht und dokumentiert. Bei komplexeren Gesundheitsproblemen wird eine Verlegung des /der Betroffenen und der Transport zu weiterführenden Gesundheitseinrichtungen organisiert. Darüber hinaus werden die PatientInnen hinsichtlich Ernährung, Hygiene und Gesundheit sensibilisiert. Die Teams führen auch Informationsveranstaltungen zur Familienplanung durch.

Die Kämpfe zwischen den Konflikt parteien haben auch zu massiven internen Vertreibungen in die Nachbarprovinzen geführt, die wiederum nicht genügend Ressourcen haben, um die hinzugekommenen Menschen adäquat zu versorgen. Zwischen Januar und Juli 2010 unterstützte Ärzte der Welt daher auch in der Nachbarprovinz Haijah die Betroffenen: Neben allgemeiner medizinischer Versorgung legten die Teams ein besonderes Augenmerk auf die Gesundheit von Müttern und Kindern. Seit Mai 2010 unterstützt Ärzte der Welt darüber hinaus acht Basisgesundheitszentren der Region.

Kindersterblichkeit 69 ‰ Lebenserwartung 64 Jahre Entwicklungsindex 0.332 Rang 133 von 169 BNE/ Einwohner 1 060 US-Dollar

Projektort Provinz Sa‘ada Projektziel Humanitäre Hilfe für die vom Konflikt betroffene Bevölkerung in drei Bezirken in der Provinz Sa’ada Unterstützung Auswärtiges Amt

Die Aktivitäten in Haijah werden im März 2011 eingestellt. In der Provinz Sa’ada wird Ärzte der Welt auch weiterhin den Menschen mithilfe mobiler Kliniken oder Gesundheitszentren Zugang zur Gesundheitsversorgung bieten. 13


Projekte international: Asien Kambodscha

Im Rahmen der Aktion Lächeln behandeln ehrenamtlich arbeitende Spezialisten hauptsächlich Kinder mit Fehlbildungen, Verletzungen und Verbrennungen im Bereich des Gesichtes und der Hände wie zum Beispiel angeborene Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder Fehlbildungen des Übergangs zwischen Gesichts- und Hirnschädel. Für die betroffenen Kinder bedeuten die Entstellungen neben den physischen Leiden sehr oft auch soziale Isolation. Häufig werden sie von der Gesellschaft ausgegrenzt und sind dadurch größtenteils ohne Zukunftsperspektive.

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Während in Europa die Korrektur angeborener Lippen-Kiefer-Gaumen spalten – so genannte Hasenscharten – in fast allen Fällen bis zum sechsten Lebensjahr abgeschlossen ist, bleiben in Kambodscha viele Kinder unversorgt. Für viele PatientInnen bedeutet ein chirurgischer Eingriff aber die Chance auf ein normales Leben oder gar das pure Überleben. Deshalb reisen die SpezialistInnen von Ärzte der Welt regelmäßig nach Kambodscha und helfen vor Ort. Das Gesundheitswesen in Kambodscha leidet bis heute unter der systematisch betriebenen Ermordung bzw. Vertreibung lokaler Mediziner durch die Roten Khmer. Man nimmt an, dass letztlich nur circa 50 der ehemals 1 000 ÄrztInnen den Genozid überlebten. 2010 kamen statistisch gesehen gerade einmal zwei Ärzte auf 10 000 Einwohner.

Hinzu kommt noch, dass ein großer Teil der wenigen Ärzte in der Hauptstadt Phnom Penh bzw. an Privatkliniken praktiziert. Folglich ist die Bevölkerung auf dem Land medizinisch unterversorgt. Auch mangelt es oft an Material oder Geld für eine Behandlung: Der Weg zur nächsten Klinik ist häufig, vor allem für die Landbevölkerung, sehr weit und zeitaufwändig. Arztbesuche und Operationen sind für viele KambodschanerInnen unerschwinglich, da Verbrauchsmaterialien und Medikamente selbst bezahlt werden müssen. Insbesondere in den ländlichen Provinzen fehlen ÄrztInnen mit einer chirurgischen Facharztausbildung. Neben der operativen Tätigkeit besteht daher eine wichtige Aufgabe der Teams in der Ausbildung und Schulung der Ärzte und Pflegekräfte vor Ort. Nur so kann medizinisches Wissen langfristig weitergegeben werden.


Kambodscha

„Eine wichtige Aufgabe des Teams besteht in der Ausbildung und Schulung der Ärzte und Pflegekräfte vor Ort. So kann medizinisches Wissen langfristig weitergegeben werden. Durch die Operationen können wir Kindern eine Chance im Leben geben. Das vergisst man nicht so leicht …“ Dr. Dr. Steffen Müller, Chirurg der Aktion Lächeln

Die Ausbildungen und Schulungen durch Ärzte der Welt-Teams wurden auf weitere Bereiche, besonders auf die Notfallversorgung, Handchirurgie und Anästhesie ausgeweitet. In die Ausbildung werden auch regelmäßig Studierende der Universität Phnom Penh einbezogen. „Zwei Wochen sind zu wenig, um sich beispielsweise an großflächige Brandverletzungen oder gefährliche Tumore zu wagen. Eventuell auftretende Komplikationen müssen von den örtlichen Ärzten auch nach Abreise des Teams beherrschbar sein. Daher ist die Ausbildung lokaler Fachkräfte essentiell“, erklärt Dr. Dr. Müller vom Uniklinikum Regensburg, der im März 2010 an einem Einsatz teilnahm.

Kindersterblichkeit 89 ‰ Lebenserwartung 62 Jahre Entwicklungsindex 0.266 Rang 124 von 169 BNE/Einwohner 610 US-Dollar

Projektort Kampong Cham, O Reang Ov, Phnom Penh, Kampong Thom

Menschen ihr Lächeln zurückzugeben – mit diesem Ziel reisten 2010 drei Teams im Rahmen der „Aktion Lächeln“ für je zwei bis drei Wochen nach Kambodscha. Knapp 300 PatientInnen wurden von ihnen behandelt.

Projektziel Rekonstruktive Chirurgie für Kinder mit Entstellungen im Gesichtsbereich und Fortbildung der lokalen Gesundheitskräfte Unterstützung Olympus Europa Holding GmbH, L‘Oreal Foundation sowie private Spendengelder

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Projekte international: Afrika Madagaskar

Madagaskar, das im Südosten des afrikanischen Kontinents liegt, ist weltweit vor allem als eine der artenreichsten Regionen der Welt bekannt. Die Insel liegt zwischen zwei tropischen Zonen und ist damit besonders anfällig für Wetterextreme. Madagaskar ist einer Vielzahl von Naturkatastrophen ausgesetzt: Der Norden und die Ostküste werden von Dezember bis April von Tropenstürmen und Überschwemmungen heimgesucht; der Süden des Landes leidet unter Dürre. Der Inselstaat ist eines der ärmsten Länder der Welt; der überwiegende Teil der Bevölkerung des Landes hat weniger als zwei US-Dollar pro Tag zur Verfügung. Da Madagaskar ein Agrarstaat ist, gefährden die Wetterextreme die Existenzgrundlage der Bevölkerung, die weitestgehend in ländlichen Gebieten lebt und von den natürlichen Ressourcen des Landes abhängig ist. 16

Darüber hinaus sind die regionalen Gesundheitsstrukturen nicht ausreichend auf die Naturkatastrophen vorbereitet: Notwendige Handlungsabläufe sind nicht klar definiert, das Frühwarnsystem für Zyklone gilt als unzureichend. Materialien für provisorische Basisgesundheitszentren sind oftmals nicht vorhanden und die Gesundheitsbezirke haben zu wenige Kapazitäten, die bestehenden Gesundheitszentren zu steuern und zu überwachen sowie im Falle von Epidemien adäquat zu reagieren. Insbesondere in ländlichen Regionen ist die Qualität der medizinischen Versorgung oftmals unzureichend. Angesichts dieser Tatsachen und nach mehreren Soforthilfeeinsätzen infolge von Naturkatastrophen, beschloss Ärzte der Welt, seine Hilfsmaßnahmen neu auszurichten: Um die Bevölkerung und die lokalen Gesundheitsdienste ausreichend auf Naturkatastrophen

vorzubereiten, richtete Ärzte der Welt zwischen 2008 und 2010 in Maroanstetra und der Region Sava, im Nordosten des Landes, Katastrophenvorsorgeprojekte ein. Die Pilotprojekte zielten darauf ab, die Gesundheitsrisiken, die in Zusammenhang mit den Wirbelstürmen und Überschwemmungen entstehen, zu reduzieren und lokale Akteure nachhaltig zu stärken. So wurden beispielsweise kommunale Gesundheitseinrichtungen in ihrer Reaktionsfähigkeit gestärkt: Epidemiologische Überwachungsprotokolle, eine bessere Ausrüstung und ein Referenzsystem für Verletzte tragen nun unter anderem dazu bei, dass die Gesundheitseinrichtungen besser auf mögliche Katastrophen vorbereitet sind. In Zusammenarbeit mit dem madagassischen Roten Kreuz wurden 168 Rettungskräfte ausgebildet.


Madagaskar

„Ärzte der Welt hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass man sich auf Wirbelstürme und Überschwemmungen vorbereiten kann. Man kann sie zwar nicht verhindern, aber wir können dafür sorgen, dass uns die Folgen nicht so hart treffen.“ Rabi Jules, Vizebürgermeister der Stadt Anjanazan

Kindersterblichkeit 106 ‰ Lebenserwartung 60 Jahre Entwicklungsindex 0.201 Rang 135 von 169 BNE/Einwohner nicht verfügbar

Die jeweiligen Gemeinden wurden mithilfe lokaler Komitees durch geeignete Maßnahmen, wie beispielsweise Musik oder Informationssendungen der lokalen Radiostationen, hinsichtlich Katastrophen und Risikominderung sensibilisiert. Die lokale Bevölkerung beteiligte sich aktiv an den Vorsorgemaßnahmen: So erstellten die Komitees unter Einbeziehung aller Beteiligter Notfallpläne und Karten gefährdeter Gebiete. Darüber hinaus fanden Übungen für den Notfall und ein Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Gemeinden statt. Das Projekt in Maroanstetra wurde 2010 an den madagassischen Katastrophenschutz sowie eine andere Hilfsorganisation übergeben. In Abstimmung mit anderen Organisationen und den nationalen Behörden wird Ärzte der Welt 2011 in der Region Sava in vier weiteren Orten Katastrophenvorsorgeprojekte durchführen.

Neben den Katastrophenvorsorgeprojekten im Nordosten Madagaskars, ist Ärzte der Welt auch in anderen Landesteilen im Einsatz. In 20 Gefängnissen bieten wir Häftlingen medizinische Versorgung, bilden Pflegekräfte aus und unterstützen lokale Vereine, die die Menschen rechtlich betreuen und auf ihre Wiedereingliederung in die Gesellschaft vorbereiten. In der Hauptstadt Antananarivo führt Ärzte der Welt ein Programm für madagassische Kinder mit Herzfehlern durch. Internationale Spezialisten-Teams führen in Zusammenarbeit mit madagassischen Ärzteteams vor Ort Herzoperationen durch. Kinder, die eine komplizierte Herzoperation benötigen, werden mithilfe mehrerer Partnerorganisationen im Ausland operiert.

Projektorte Maroanstetra, Region Sava Projektziel Reduzierung der Gesund heitsrisiken für die Bevölkerung, die Naturkatastrophen ausgesetzt ist Unterstützung Das Projekt wird durch private Spendengelder unterstützt.

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Projekte international: Asien Nepal

„Hilfe zur Selbsthilfe in Form von Aufklärung über Kleinkredit-Programme und Gesundheitsrisiken für Frauen ist im wörtlichen Sinne lebensrettend und ich freue mich, einen Beitrag für ein gesundes und gleichberechtigtes Leben von Frauen in Nepal leisten zu können.“ Susanne Stein, Koordinatorin des Programms in Nepal

In Nepal leiden Frauen und Kinder besonders unter der schlechten Gesundheitsversorgung. Im internationalen Vergleich hat das Land eine der höchsten Sterblichkeitsraten von Müttern und Kindern. Gerade für Menschen, die in den schwer zugänglichen Bergregionen leben, ist es schwierig, medizinisch versorgt zu werden. In der Provinz Sindhupalchowk sind die Indikatoren reproduktiver Gesundheit besonders besorgniserregend: Nur 5 % der Entbindungen finden in Gesundheitszentren statt – im Vergleich zu 20 % landesweit. Das Gesundheitssystem ist durch die Jahre des Krieges und der Unruhen teilweise zerstört und auch 2010 blieben die politische Lage und die Sicherheit instabil.

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Ärzte der Welt ist seit 2007 vor Ort aktiv, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Frauen und Kinder zu fördern und die Qualität der MutterKind-Gesundheit zu verbessern. Deswegen setzt sich Ärzte der Welt dafür ein, dass medizinisches Personal adäquat ausgebildet wird. Sehr wichtig ist die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, damit die Gesundheitsversorgung an nationale Ziele und Programme angeglichen werden kann. Im Rahmen des Programms fördert Ärzte der Welt ein Projekt, das Frauen über Themen rund um Schwangerschaft und Geburt informiert und ihnen gleichzeitig die Möglichkeiten von

Mikrofinanzierung aufzeigt. Bisher hatten viele Frauen keine medizinische Hilfe in Anspruch genommen, weil sie sich die Reisekosten zu den Gesundheitszentren nicht leisten konnten. Mithilfe von Kleinkrediten können sie nun ein eigenes Einkommen erwirtschaften. Insbesondere Frauen aus benachteiligten Bevölkerungsschichten profitieren davon.


Nepal

Kindersterblichkeit 51 ‰ Lebenserwartung 63 Jahre Entwicklungsindex 0.184 Rang 138 von 169 BNE/Einwohner 440 US-Dollar

Die Implementierung beider Aktivitäten zeigt gute Erfolge: Die Mehrzahl der Notfalldienste der Geburtshilfe in Sindhupalchowk ist nun rund um die Uhr besetzt und 60 Beschäftigte des Gesundheitsdienstes haben bereits an Fortbildungen zu reproduktiver Gesundheit teilgenommen. Gleichzeitig wurden 4 568 Frauen in Gruppen im Rahmen des Kleinkredit-Programms über die Risiken von Schwangerschaft und Geburt aufgeklärt und haben nun auch Zugang zu Vorsorgeeinrichtungen während der Schwangerschaft.

Projektort Provinz Sindhupalchowk Projektziel Wiederaufbau von Gesundheitsstrukturen und Verbesserung des Zugangs von Frauen zur Gesundheitsversorgung und finanziellen Ressourcen Unterstützung Das Projekt wird durch private Spendengelder unterstützt.

Das Pilotprojekt wurde Ende 2010 in die lokale Gesundheitsversorgung von den zehn Bezirke eingegliedert. Aufgrund der guten Ergebnisse soll das Programm 2011 in weiteren Bezirken der Provinz Sindhupalchowk durchgeführt werden.

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Projekte international: Afrika Sudan

Im Westen des Sudans leidet die Zivilbevölkerung in Darfur seit Jahren unter den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Rebellenorganisationen, dem sudanesischen Militär und von der Regierung unterstützten Milizen. Man schätzt, dass die gewaltsamen Auseinandersetzungen bisher rund 300 000 Menschen das Leben kosteten. Millionen Menschen mussten vor der Gewalt fliehen und ihre Heimat verlassen. Der Konflikt schränkt die Mobilität und die Versorgungsmöglichkeiten der Bevölkerung stark ein. Infolge der Auseinandersetzungen brach auch das Gesundheitssystem der Region völlig zusammen. Daher ist Ärzte der Welt seit April 2008 in der bergigen Region Jebel Mara in Süd-Darfur mit einem Programm zum Wiederaufbau der medizinischen Grundversorgung im Einsatz.

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Aufgrund der isolierten Lage sowie den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Konfliktparteien entstanden Mangel- und Notsituationen für die Zivilbevölkerung, die in erster Linie an akuten Erkrankungen der Atemwege, Durchfall, Hepatitis und Malaria leidet. Während Medikamente zu überhöhten Preisen teilweise auf lokalen Märkten bezogen werden konnten, waren kaum medizinische Versorgung, geeignete Gesundheitseinrichtungen oder lokale Gesundheitsfachkräfte vorhanden. Diese Umstände hatten unter anderem hohe Mütter- und Kindersterblichkeitsraten, Unterernährung und andere Gesundheitsprobleme zur Folge. In mehreren von Ärzte der Welt ausgestatteten Gesundheitseinrichtungen erhalten die Menschen Zugang zu basismedizinischer Versorgung und werden für Themen der Gesundheitsförderung und -prävention sensibilisiert.

Schwangere erhalten in den Gesundheitseinrichtungen Vor- und Nachsorgeuntersuchungen und können dort sicher entbinden. Der Gesundheitsund Ernährungszustand von Kindern wird überwacht und dokumentiert. Kinder mit Mangelerscheinungen werden in einem speziellen Ernährungsprogramm behandelt. Ein Weiterleitungssystem für Krankentransporte, dass Ärzte der Welt entwickelt hat, ermöglicht den Transport von medizinischen Notfällen in das nächstgelegene Krankenhaus. Besonderen Wert legt Ärzte der Welt auf die Aus- und Weiterbildung von lokalen Fachkräften, wie zum Beispiel Hebammen und Geburtshelferinnen, mit dem Ziel, die lokale Bevölkerung in die Lage zu versetzen, ihren Gesundheitszustand eigenverantwortlich zu erhalten und zu verbessern.


„Seit Februar 2010 mussten tausende Bewohner Jebel Maras vor den Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen fliehen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung und zu lebensnotwendigen Mitteln ist für diese Menschen besonders schwierig geworden. Dank der Unterstützung unserer Geldgeber und durch das Engagement unserer sudanesischen MitarbeiterInnen konnten wir aber unsere Aktivitäten aufrecht halten und tausende medizinische Konsultationen pro Woche durchführen. Nun muss Ärzte der Welt, die einzige medizinische Organisation in Jebel Mara, das Land verlassen.“ Jérôme Larché, Leiter des Programms im Sudan

Die Sicherheitslage in der Region ist nach wie vor schwierig und beeinträchtigt die Arbeit von Ärzte der Welt. Aufgrund erneuter, schwerer Kämpfe im vergangenen Jahr zwischen den Konfliktparteien musste Ärzte der Welt seine Aktivitäten im Projektgebiet einschränken: Humanitäre Hilfslieferungen waren teilweise nicht oder nur erschwert möglich. Internationale MitarbeiterInnen waren aus Sicherheitsgründen dazu gezwungen die Region Jebel Mara zu verlassen. Da Ärzte der Welt die einzige humanitäre Organisation ist, die im Osten von Jebel Mara medizinische Versorgung leistet, ist das Projekt für die lokale Bevölkerung von essentieller Bedeutung. Vier der ursprünglich sechs von Ärzte der Welt betriebenen Gesundheitszentren konnten unsere sudanesischen MitarbeiterInnen aufrechterhalten. Sie führten 2010 im Durchschnitt monatlich 6 000 allgemeine Konsultationen,

800 reproduktionsmedizinische Beratungen und 20 Weiterleitungen von Notfällen an das nächstgelegene Krankenhaus durch. Ende 2010 nahmen die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Rebellen wieder zu. Anfang 2011 wurde Ärzte der Welt von den Behörden des Landes verwiesen. Das Projekt in Darfur mußte daher übergeben und eingestellt werden.

Sudan

Kindersterblichkeit 109 ‰ Lebenserwartung 57 Jahre Entwicklungsindex 0.089 Rang 154 von 169 BNE/Einwohner 1 220 US-Dollar

Projektort Jebel Mara (Darfur) Projektziel Verbesserung der medizinischen Grundversorgung Unterstützung Das Projekt wird durch private Spendengelder und u.a. von ECHO unterstützt.

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Projekte international: Asien Pakistan

Im Sommer 2010 wurde Pakistan von einer verheerenden Flutkatastrophe heimgesucht: Extreme Regenfälle überschwemmten wochen- und monatelang große Teile des Landes. Die Überschwemmungen hatten schwerwiegende Folgen: Knapp 2 000 Menschen starben, Millionen Menschen wurden obdachlos. Ganze Straßen, Brücken und Gebäude sowie ein Großteil der Infrastruktur des Landes wurden schwer beschädigt. Insgesamt waren 20 Millionen Menschen direkt von der Katastrophe betroffen. Im Nordwesten des Landes, in der Provinz Khyber Pakhtunkhwa, wurden 169 Gesundheitseinrichtungen teilweise oder ganz zerstört. Dort leisteten die Teams von Ärzte der Welt umgehend Soforthilfe. In den Bezirken Swabi, Buner und Kohat ist Ärzte der Welt schon seit August 2009 im Einsatz. Aufgrund von Kämpfen zwischen Taliban und Militär musste damals ein wesentlicher Teil der Bevölkerung fliehen. 22

Mit mobilen Kliniken sorgt Ärzte der Welt dafür, dass die Menschen Zugang zur Basisgesundheitsversorgung und zu Impfprogrammen erhalten. Der Ernährungszustand von PatientInnen wird kontinuierlich beobachtet; Personen mit Mangelernährung werden in speziellen Ernährungsprogrammen behandelt. Insgesamt wurden von den fünf mobilen Teams in den Bezirken Swabi, Buner und Kohat zwischen August 2009 und November 2010 knapp 128 000 allgemeine Konsultationen durchgeführt. In Folge der Flutkatastrophe wurde die Hilfe von Ärzte der Welt auch auf die Bezirke Nowshera und Charsadda ausgeweitet. Insgesamt wurden somit sieben mobile Kliniken in der akuten Soforthilfephase eingesetzt. Bis zum Ende der Soforthilfephase führten sie an 14 Standorten rund 2 500 Konsultationen pro Woche durch.

Das zusätzliche mobile Team im Bezirk Charsadda führte zwischen August und Oktober 2010 rund 6 000 allgemeine Konsultationen durch. Das andere zusätzliche Team, das in Nowshera eingesetzt wurde, führte etwa 8 500 allgemeine Konsultationen durch. Die mobilen Teams verteilten in ihren Einsatzgebieten lebensnotwendige Güter wie sauberes Wasser, Wasseraufbereitungstabletten, Nahrung, Medikamente und Planen. Die Teams leisteten auch Präventionsarbeit und klärten die Bevölkerung über gesundheitsförderndes Verhalten auf, um sie vor Erkrankungen zu schützen. „Viele Menschen lebten in Folge der Flutkatastrophe auf engem Raum zusammen. Mangelnder Zugang zu sauberem Trinkwasser führte vermehrt zu Durchfallerkrankungen“, erklärt Marc van der Mullen, Koordinator der akuten Soforthilfephase.


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Schon seit 1996 führt Ärzte der Welt im Punjab in Zusammenarbeit mit der lokalen Partnerorganisation MCWAK ein Projekt zur Basisgesundheitsversorgung durch und bietet im Bezirk Rahim Yar Kan Gesundheitsdienste für Mütter und Kinder an. Außerdem unterstützt Ärzte der Welt mit einem speziellen Programm Opfer von häuslicher Gewalt.

Pakistan

Kindersterblichkeit 89 ‰ Lebenserwartung 63 Jahre Entwicklungsindex 0.261 Rang 125 von 169 BNE/Einwohner 1 000 US-Dollar

Projektort Provinz Khyber Pakhtunkhwa Projektziele Soforthilfe nach der Flutkatastrophe

In der Stadt Kohat eröffnete Ärzte der Welt deshalb in Absprache mit den pakistanischen Gesundheitsbehörden temporär zwei Behandlungszentren für Durchfallerkrankungen. Ende Oktober wurde die Soforthilfe beendet, da die lokalen Behörden die Gesundheitsversorgung wieder sicherstellen konnten.

Nach der Soforthilfe steht nun der Wiederaufbau der zerstörten Gesundheitsstrukturen an. Dies muss vor allem unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Bedürfnisse der Menschen geschehen. Gerade Frauen und Kinder werden bei der Inanspruchnahme von gesundheitlicher Versorgung oftmals benachteiligt. Ärzte der Welt setzt sich dafür ein, dass Frauen und Männer, Mädchen und Jungen gleichermaßen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen erhalten.

Unterstützung Das Projekt wird durch private Spendengelder und u.a. von ECHO unterstützt.

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Projekte in Europa: Bulgarien

Auch in Bulgarien führt Ärzte der Welt Gesundheitsprojekte für benachteiligte Bevölkerungsgruppen durch. Dort werden Roma immer noch häufig als BürgerInnen zweiter Klasse behandelt. Armut und Diskriminierung gehören für sie zum Alltag. Vielfach wird ihnen der Zugang zu Bildung, Wohnraum, Arbeit sowie zur Gesundheitsversorgung verwehrt. Obwohl in Bulgarien formal alle BürgerInnen Zugang zu einem freiwilligen Krankenversicherungssystem haben, halten administrative Barrieren, mangelnde Kenntnisse über ihre Rechte, Diskriminierungen oder fehlende finanzielle Ressourcen viele Roma nach wie vor davon ab, sich im Krankheitsfall behandeln zu lassen. Denn um Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erhalten, müssen monatlich Beiträge in einen Gesundheitsfond eingezahlt werden. Wenn Menschen den Zahlungen nicht nachkommen können, haben sie kei24

nen Zugang zur Gesundheitsversorgung mehr und darüber hinaus häufen sich die nichtgezahlten Beiträge als Schulden gegenüber der Krankenkasse an. Die Folgen ihrer Lebenssituation spiegeln sich in den Gesundheitsindikatoren der Roma wieder: In Bulgarien liegt die durchschnittliche Lebenserwartung für diese Bevölkerungsgruppe bei nur 55 Jahren und damit weit unter dem normalen Durchschnittswert Bulgariens (2007: 73 Jahre). Auch die Impfraten der Roma sind in Bulgarien generell niedriger als die des Landesdurchschnitts. Obwohl die bulgarische Regierung flächendeckend kostenlose Impfungen für Kinder anbietet, zögern viele Roma aufgrund fehlender Informationen, kultureller Überzeugungen oder anderer Bedenken, das Angebot in Anspruch zu nehmen.

Ziel des Projektes von Ärzte der Welt in Bulgarien ist eine Unterstützung und Stärkung der Roma, so dass sie ihr Recht auf Gesundheitsversorgung kennen und durchsetzen können. Begleitende Gesundheitsaufklärung und Beratung soll den Menschen darüber hinaus in ihren oftmals komplexen Lebenssituationen Ängste und Unsicherheiten nehmen. Das Projekt in Bulgarien richtet sich insbesondere an Schwangere, junge Mütter und Kinder. In Zusammenarbeit mit unserer lokalen Partnerorganisation „Roma Health Foundation“ werden diese Gruppen gezielt beraten und unterstützt.


Bulgarien

„Die Roma in Europa werden weiterhin diskriminiert, benachteiligt und ihnen werden elementare Rechte verwehrt. Die Lebenserwartung der Roma in Europa liegt weit unter der eines durchschnittlichen Europäers. Die deutlich erhöhte Kindersterblichkeit bei Roma in osteuropäischen Ländern wie Bulgarien macht deutlich, dass Abhilfe dringend geboten ist. Deshalb unterstützt Ärzte der Welt die Roma Gemeinde in Sliven dabei, einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung durchzusetzen, insbesondere für Frauen und Kinder. Das geht nur, wenn die Roma ihre Rechte kennen und wahrnehmen.“ Dr. Lecia Feszczak, Leiterin „Gesundheit & Entwicklung“ Ärzte der Welt Deutschland

Im Bezirk Sliven wirken sich sowohl die schlechte medizinische Qualität als auch die fehlenden finanziellen Ressourcen negativ auf den Zugang der Roma zur Gesundheitsversorgung aus. Wegen der hohen Kosten für ärztliche Leistungen und Medikamente suchen viele Betroffene erst dann einen Arzt auf, wenn sie schon schwer erkrankt sind. Präventive medizinische Untersuchungen werden dagegen vernachlässigt. Wenn Krankheiten erst in einem fortgeschrittenen Stadium behandelt werden, wird die Therapie meist schwieriger und teurer. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, setzt sich Ärzte der Welt für einen verbesserten Zugang der Roma zur Gesundheitsversorgung ein.

Kindersterblichkeit 11 ‰ Lebenserwartung 73 Jahre Entwicklungsindex 0.657 Rang 58 von 169 BNE/Einwohner 6 060 US-Dollar

Projektort Sliven Projektziele Empowerment von Roma Unterstützung Das Projekt wird von Renovabis unterstützt.

2010 nahmen 125 Personen an Sensibilisierungsveranstaltungen hinsichtlich Schwangerschaftsvorsorge und -nachsorge, Familienplanung und Gesundheitsrisiken teil. Des Weiteren bildete Ärzte der Welt Gesundheitsmediatoren aus. 850 Haushalte wurden aufgesucht, 1 600 Menschen über Impfungen und deren Notwendigkeit informiert und aufgeklärt.

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Projekte von Ärzte der Welt in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es Menschen, die keinen oder einen schwierigen Zugang zu medizinischer Versorgung haben. Seit 2006 ist Ärzte der Welt deswegen auch hier aktiv und bietet in München und in Stuttgart medizinische Hilfe an. Die Projekte von Ärzte der Welt in Deutschland richten sich dabei einerseits an MigrantInnen, die nicht krankenversichert sind und andererseits an Deutsche, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden und deren Zugang zu gesundheitlicher Versorgung eingeschränkt ist.

MigrantInnen ohne geregelten Aufenthaltsstatus haben Anspruch auf medizinische Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Die Kostenerstattung einer Behandlung erfolgt über die zuständigen Sozialämter, die allerdings gemäß dem Aufenthaltsgesetz dazu verpflichtet sind, die Betroffenen der Ausländerbehörde zu melden. Die Inanspruchnahme medizinischer Hilfe kann somit zur Aufdeckung eines nicht legalen Aufenthaltes und einer anschließenden Ausweisung führen. Aus Angst vor diesen Konsequenzen scheuen die Betroffenen, sich im Krankheitsfall behandeln zu lassen. Zwar gab es 2009 eine positive Änderung, nämlich die, dass die erstattenden Sozialbehörden die stationäre Notfallbehandlung seither nicht mehr melden müssen. Jedoch gibt es auch hier Gesetzeslücken und nicht alle Beteiligten kennen die neue Gesetzeslage. Die ambulante Versorgung bei niedergelassenen Ärzten, bleibt MigrantInnen ohne Aufenthaltsstatus faktisch auch weiterhin versperrt, wenn sie die Behandlung nicht selbst bezahlen können. Durch die europäische Richtlinie über die Freizügigkeit von Unionsbürgern, dürfen sich EU-BürgerInnen ohne Visum in Deutschland aufhalten. Nach drei Monaten verlieren sie dieses Recht und ihren Anspruch auf soziale Leistungen, wenn sie keine Krankenversicherung und kein Einkommen

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Warum wird Ärzte der Welt in Deutschland gebraucht? nachweisen können. Sie haben nur dann Anspruch auf medizinische Leistungen, wenn sie unter einer akuten Krankheit leiden. Außerdem haben BürgerInnen aus den sogenannten neuen EU-Ländern wie Bulgarien keine vollen Freizügigkeitsrechte als Arbeitnehmer. Nur eine selbstständige Erwerbstätigkeit ist für sie uneingeschränkt möglich. Die meisten machen sich in solchen Tätigkeitsfeldern selbstständig, die eine geringe Qualifizierung voraussetzen oder arbeiten schwarz. Mit diesem Verdienst müssen sie sich freiwillig versichern. Doch das Geld reicht meist nur knapp für den Lebensunterhalt. Eine Krankenversicherung kann dementsprechend nicht abgeschlossen werden bzw. nur bei einer Bezahlung von Tarifen mit hoher Selbstbeteiligung oder umfangreichen Leistungsausschlüssen. In den Projekten von Ärzte der Welt in Deutschland werden aber auch deutsche StaatsbürgerInnen behandelt. Seit 2007 gilt in Deutschland die Versicherungspflicht in der gesetzlichen Krankenversicherung, seit 2009 in den privaten Krankenkassen. Dabei wurde ein Basistarif eingeführt, der je nach Lebensalter zwischen 130 und 570 Euro liegt. Aufgrund dieses hohen Tarifs, Schulden in der alten Versicherung oder wegen rückwirkender Zahlungen seit der Einführung der Versicherungspflicht, bringt die Rückkehr in die Versicherung oftmals einen hohen Kostenaufwand

mit sich. Es können allerdings unter Umständen Zuschüsse vom Sozialhilfeträger beantragt werden. Auch für Versicherte kann es schwierig sein zum Arzt zu gehen. Immer mehr Menschen in Deutschland sind von Armut und Ausgrenzung betroffen und leben am Rand unserer Gesellschaft. Ihr Alltag bringt viele Probleme mit sich; trotz akuter oder chronischer gesundheitlicher Probleme, nehmen diese Menschen medizinische Hilfe nicht immer in Anspruch: Mögliche Gründe hierfür sind unter anderem mangelnde Krankheitseinsicht, schlechte Erfahrungen mit dem regulären Gesundheitssystem, finanzielle Hindernisse oder die Angst, mit offen gezeigter Ablehnung konfrontiert zu werden. All diese Menschen werden bei den Projekten von Ärzte der Welt in München und Stuttgart unterstützt, ihr Recht auf Gesundheitsversorgung zu verwirklichen.

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Projekt MedMobil in Stuttgart

Um die Gesundheitsversorgung von Menschen in Stuttgart, die von Armut und Ausgrenzung betroffen sind, zu verbessern und ihnen Zugang zum regulären Gesundheitssystem zu ermöglichen, wurde 2009 das Projekt MedMobil eingerichtet – ein kostenloses und mobiles medizinisches Angebot. MedMobil wird mit Hilfe des Nachlasses eines Stuttgarter Ärzteehepaars finanziert und ist ein Kooperationsprojekt zwischen Ärzte der Welt, der Landeshauptstadt Stuttgart, der Ambulanten Hilfe und den anderen freien Trägern der Wohnungsnotfallhilfe (Caritasverband Stuttgart, Evangelische Gesellschaft, Sozialberatung Stuttgart und Sozialdienst katholischer Frauen).

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Seit Juli 2009 sind im MedMobil eine Sozialarbeiterin zusammen mit ehrenamtlichen ÄrztInnen und KrankenpflegerInnen im Einsatz. Das MedMobil ist ein ehemaliger umgebauter Rettungswagen, ausgestattet mit einer Liege und Sitzgelegenheiten für die Beratung. Außerdem verfügt das Fahrzeug über eine Basisausrüstung von medizinischen Instrumenten, Verbandsmaterial und verschreibungsfreien Medikamenten. Damit steuern ÄrztInnen, medizinisches Personal und SozialarbeiterInnen bis zu achtmal in der Woche öffentliche Plätze und Tagesstätten an, an denen sich Menschen in prekären Lebenssituationen aufhalten. Vor Ort bietet das MedMobil medizinische Grundversorgung, Prävention, Diagnostik und Gesundheitsaufklärung für Menschen in sozialen Schwierigkeiten an. Ziel der Arbeit ist es, Menschen wieder in die Regelversorgung einzugliedern und Barrieren beim

Zugang zur Gesundheitsversorgung abzubauen. Eine vernetzte Zusammenarbeit mit dem Regelsystem, z.B. mit Krankenkassen und niedergelassenen Ärzten, ermöglicht es dem Team von MedMobil PatientInnen zur Weiterbetreuung an ein medizinisches Netzwerk zu vermitteln und somit eine Weiterversorgung im Regelsystem zu gewährleisten. Neben der medizinischen Grundversorgung bietet das Team vom MedMobil psychosoziale Unterstützung an. Bei Bedarf werden PatientInnen auch an andere Hilfseinrichtungen vermittelt. Vertrauen zu gewinnen braucht Zeit und kann bei Menschen in prekären Lebenslagen schwierig sein. Daher ist ein niedrigschwelliges Angebot wie MedMobil nicht nur für medizinische Grundversorgung geeignet, sondern auch dafür, einen tragfähigen Kontakt zu Menschen aufzubauen, der über medizinische Unterstützung hinausgeht.


Deutschland

„Ich habe früher unter anderem bei der Aidsberatungsstelle im Gesundheitsamt Stuttgart gearbeitet. In dieser Zeit war ich auch in der niederschwelligen medizinischen Versorgung bei einer Anlaufstelle für schwerst-drogenabhängige und obdachlose Menschen tätig. Meine Erfahrungen aus dieser Zeit kommen mir jetzt bei der ehrenamtlichen Mitarbeit im MedMobil-Bus zugute.“ Edeltraud, Ärztin im Ruhestand und Mitglied des MedMobil-Teams

Seit seinem Beginn im Juli 2009 hat sich das Projekt gut etabliert. Im Jahre 2010 war ein Team von 25 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, darunter hauptsächlich ÄrztInnen sowie KrankenpflegerInnen 275-mal mit dem MedMobil im Einsatz. Insgesamt fanden 1 352 Kontakte mit Menschen in sozialen Schwierigkeiten statt, davon waren 38 % Frauen und 62 % Männern. Von insgesamt 525 Menschen wurde das medizinische Unterstützungsangebot wahrgenommen, insbesondere in den Bereichen Gesundheitsberatung, Untersuchungen und Wundversorgung.

Ein mobiles medizinisches Angebot

In über 1 000 Kontakten wurden Menschen mit psychosozialer Beratung unterstützt. Auffallend ist, dass 82 % der Menschen, die das MedMobil 2010 aufsuchten, im Regelsystem krankenversichert und meist deutscher Staatsangehörigkeit waren. Für diese Menschen gibt es trotz ihres formal bestehenden Zugangs zur Gesundheitsversorgung hohe Barrieren, diese Versorgung tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Viele von ihnen berichteten von finanziellen und bürokratischen Schwierigkeiten, die sie von einem Arztbesuch abhielten.

Kindersterblichkeit 4 ‰ Lebenserwartung 80 Jahre Entwicklungsindex 0.941 Rang 10 von 169 BIP/ Einwohner 42 450 US-Dollar

Projektort Stuttgart Projektziel Verbesserung des Zugangs zur medizinischen Versorgung von wohnungslosen Menschen in sozialen Schwierigkeiten Unterstützung Landeshauptstadt Stuttgart

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Projekt Open.med in München

Das Projekt open.med bietet in Zusammenarbeit mit dem „Café 104“ Menschen ohne Krankenversicherung Zugang zur Gesundheitsversorgung. Die öffentliche Sprechstunde findet zweimal wöchentlich für drei Stunden in einer Anlaufstelle im Zentrum von München statt. Es steht jeweils ein Arzt/eine Ärztin für die medizinische Betreuung der Patienten und Patientinnen zur Verfügung. Darüber hinaus kooperiert open.med mit über 70 Fachärzten in und um München, die eine fachgerechte Weiterbehandlung der PatientInnen bei komplexeren medizinischen Fragestellungen ermöglichen. Wird eine psychosoziale oder rechtliche Beratung gewünscht, kann diese von einer Sozialpädagogin bzw. von entsprechend qualifizierten freiwilligen MitarbeiterInnen des Projektes übernommen werden.

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Die Beratungen und Behandlungen sind sowohl in der Anlaufstelle als auch in den Facharztpraxen kostenfrei und anonym. Eine Voranmeldung der Patienten ist nicht erforderlich. Durch dieses offene und niedrigschwellige Angebot können Menschen erreicht werden, die aus Angst oder Isolierung andere Hilfsangebote nicht oder zu spät in Anspruch nehmen. Ziel unserer Arbeit ist einerseits die Klärung der Übernahme von kostenintensiven Behandlungen und Therapien und andererseits eine (Re-)Integration der Betroffenen in das reguläre Gesundheitssystem, damit sie eine neue, gesündere Lebensperspektive entwickeln können. Dabei ist die Zusammenarbeit mit der Landeshauptstadt München und insbesondere mit dem Amt für Wohnen und Migration entscheidend. Sehr hilfreich ist der seit 2009 eingerichtete städtische Fonds für die medizinische Notfallversorgung

nicht krankenversicherter Menschen, der die Arbeit von open.med finanziell unterstützt und in manchen Fällen auch die Kosten einer stationären Behandlung übernimmt. Seit der Gründung verzeichnet open. med steigende Patientenzahlen. Die Gesamtzahl der Konsultationen von open.med belief sich 2010 auf 1 316 – darunter waren 925 Arztkontakte in der Anlaufstelle, 90 soziale bzw. rechtliche Beratungen und 301 Konsultationen bei niedergelassenen Fachärzten. Im Jahr 2010 suchten insgesamt 455 Menschen die Anlaufstelle auf, das sind 33 % mehr BesucherInnen als im Jahr 2009. Der Anteil der Frauen (55 %) war höher als der der Männer (45 %). Die größte Patientengruppe (25,9 %) bildeten junge Erwachsene zwischen 19 und 39 Jahren.


Deutschland

Als Frau H. zum ersten Mal die Anlaufstelle betritt, ist sie bereits im achten Monat schwanger. Sie und ihr Mann sind sehr besorgt, da sie sich nur ein mal einen Arztbesuch im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge leisten konnten. Die Gynäkologin von open.med, die Frau H. untersucht, kann den werdenden Eltern die Sorge um das Kind nehmen. Durch die anschließende Sozialberatung bei open.med erfährt Frau H., dass ihre Familie nach dem Sozialgesetzbuch II leistungsberechtigt ist. Am errechneten Entbindungstermin wird der Familie die Kostenübernahme für die Geburt durch das Sozialbürgerhaus zugesagt.

Medizinische Hilfe für Menschen ohne Krankenversicherung 18,9 % unserer Patienten waren minderjährig. Um die Versorgung dieser jungen PatientInnen zu verbessern, bietet open.med seit Mai 2008 speziell eine kinderärztliche Sprechstunde an. Derzeit findet sie jeweils zwei Mal monatlich statt. In dieser Zeit steht ein Kinderarzt in der Anlaufstelle bereit, um akute und chronische Krankheitsbilder der Kinderheilkunde zu diagnostizieren und zu therapieren. Weiterführende technische Untersuchungen können gegebenenfalls in einer Kinderarztpraxis durchgeführt werden. Unter den PatientInnen waren 67 verschiedene Nationalitäten vertreten, wobei die meisten PatientInnen (54,2 %) aus EU-Ländern, insbesondere Bulgarien, Rumänien und Polen kamen. Andere Herkunftsländer waren Äthiopien, Nigeria und Serbien. Weiterhin waren knapp 13,2 % unserer PatientInnen Deutsche ohne Krankenversicherung und circa 15 % der Patient-

Kindersterblichkeit 4 ‰ Lebenserwartung 80 Jahre Entwicklungsindex 0.941 Rang 10 von 169 BIP/ Einwohner 42 500 US-Dollar

Projektort München Projektziel Medizinische Versorgung und psychosoziale Hilfe für Menschen ohne Versicherungsschutz Innen hatten zur Zeit ihres ersten Besuchs bei open.med keinen Aufenthaltsstatus in Deutschland. Die medizinischen Anliegen, mit denen Menschen open.med aufsuchten, waren vielfältig. Knapp 20 % der Frauen, die uns konsultierten, kamen aufgrund ihrer Schwangerschaft – die zumeist schon weit fortgeschritten war – ohne vorher je einen Arzt gesehen zu haben. Häufige gesundheitliche Anliegen waren Probleme des Bewegungsapparates (22,8 %) und des Herz-KreislaufSystems (28,2 %).

Unterstützung private Spendengelder, Sternstunden e.V., Landeshauptstadt München, Verein Medizinische Hilfe e.V.,

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Aktionen und Veranstaltungen Für einen gleichberechtigten Zugang zur Gesundheitsversorgung in Deutschland Aufgabe und Ziel der Projekte von Ärzte der Welt in Deutschland ist es, als effektive und verlässliche Stütze für unsere Zielgruppe zu fungieren und darüber hinaus auch die Gesellschaft und die politisch Verantwortlichen für die erschwerten Lebensbedingungen unserer PatientInnen zu sensibilisieren. Aus diesem Grund ist Ärzte der Welt aktiv an Lobbyarbeit auf europäischer Ebene beteiligt. Dies findet unter anderem im Rahmen des HUMA-Netzwerks statt, einem Bündnis, das von Ärzte der Welt zusammen mit Mitgliedern aus 14 europäischen Ländern initiiert wurde. Alle europäischen Vereine unserer Organisation sind darin vertreten. Das Ziel dieses Netzwerks besteht darin, einen gleichberechtigten Zugang zur notwendigen medizinischen Versorgung aller in der EU lebenden Menschen, unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus, voranzutreiben.

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2010 veröffentlichte Ärzte der Welt und das Europäische HUMA Netzwerk, die Europäische Erklärung „Freier Zugang zur medizinischen Versorgung für Menschen ohne Papiere“. Mit dieser Erklärung wird auf die tagtägliche Verletzung des Menschenrechts auf Gesundheit aufmerksam gemacht, die Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung permanent erleben. Außerdem werden aus Sicht der Gesundheitsberufe Empfehlungen formuliert, wie den bestehenden Ausgrenzungen begegnet werden kann. Diese wurden dem Europäischen Parlament Anfang 2011 vorgelegt. Neben Ärzte der Welt haben bereits unzählige Verbände und Vereine die Deklaration unterschrieben, unter anderem die deutsche Ärztekammer, IPPNW (Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung), VDÄÄ (Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte), und über 4000 Einzelpersonen. Tom Königs, MdB von Bündnis 90 / Die Grünen, Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe und Dr. Monika Hauser, Trägerin des Alternativen Nobelpreises 2008, gehören beispielsweise zu den ErstunterzeichnerInnen.

München: Aktionstag „Wir haben sie nicht vergessen…“ Auch auf lokaler Ebene ist Ärzte der Welt aktiv und wirkte 2010 am Aktionstag „Wir haben sie nicht vergessen…“, organisiert von der Stadt München, mit. Im Mittelpunkt des Aktionstages stand der Umgang mit Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus in der Landeshauptstadt München, das sogenannte Münchner Modell. Ärzte der Welt steuerte nicht nur Daten zum Thema Gesundheitsversorgung für eine Publikation bei, sondern informierte die zahlreichen TeilnehmerInnen vor Ort über die medizinische Situation von Menschen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus.

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Aktionen und Veranstaltungen Exil, Exit Ausstellung

Zehn bis 15 % aller Einwanderer bzw. 0,5 bis 2 % der Bevölkerung in Europa leben laut Einschätzung der „Global Commission on International Migration“ ohne Aufenthaltsstatus in Europa. Trotz unbestrittener Existenz dieser gesellschaftlich oft ausgegrenzten Gruppe herrscht in der allgemeinen Öffentlichkeit weitgehend Unkenntnis über die Lebenssituation von Menschen „ohne Papiere“. In knapp 200 sozialmedizinischen Projekten in elf Ländern Europas ist Ärzte der Welt tagtäglich mit den Lebensbedingungen dieser Menschen konfrontiert. Gesetze, die die Kostenübernahme medizinischer Leistungen einschränken oder verhindern, die Komplexität der Gesundheitssysteme sowie offene oder verdeckte Diskriminierungen sind einige der Hürden, denen die Betroffenen beim Zugang zur medizinischen Versorgung gegenüberstehen. Die Projekte von Ärzte der Welt sind nicht nur darauf ausgerichtet, als Stütze für Menschen in Notsituation zu fungieren, sondern haben auch zur Aufgabe, unsere Gesellschaft und die politisch Verantwortlichen auf die erschwerten Lebensbedingungen unserer PatientInnen aufmerksam zu machen.

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„Eine besonders positive Erfahrung“, so wie Marion Chenevas, Koordinatorin des Münchner Projektes open. med zusammenfasst: „Wir haben von vielen BesucherInnen positive Rückmeldungen für unsere Arbeit erhalten. Auch in München gibt es im neuen Jahr weiterhin noch viel zu diesem Thema zu tun!“


Vergessene Krisen im Fokus Das Anliegen der Ausstellungsreihe „vergessene Krisen im Fokus“ ist es, andauernde Krisensituationen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. Dabei werden Werke aus dem Fotowettbewerb Luis Valtueña präsentiert. 2010 wurden die prämierten Bilder im Kunsthaus Kaufbeuren aufgestellt. Im Instituto Cervantes München organisierte Ärzte der Welt zudem eine Retrospektive mit Werken aus dem spanischsprachigen Raum. Anlässlich der Eröffnung fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie effektiv ist die Zusammenarbeit zwischen Medien und Hilfsorganisationen“ statt.

Vor diesem Hintergrund präsentierte Ärzte der Welt auf dem Münchner Tollwood Winterfestival 2010 die Fotoausstellung „Exil, Exit – Leben ohne Papiere in Europa“. Mit der multimedialen Ausstellung wurde den BesucherInnen die Möglichkeit gegeben, sich intensiv und auf persönlicher Ebene mit der sogenannten Illegalen Migration nach bzw. in Europa auseinanderzusetzen. Durch die Ausstellung konnte man Menschen ohne Papiere auf ihrem Weg nach Europa begleiten und bekam einen Einblick in ihr Leben in den verschiedenen Ländern. Grundlage der Ausstellung waren Reportagen von Olivier Jobard, der MigrantInnen ohne Papiere auf ihrem Weg nach Europa sowie in ihrem Alltag in Europa fotografisch begleitet hat. Als Hintergrundsinformation steuerte Ärzte der Welt eine Studie über den Zugang zur medizinischen Versorgung von Menschen ohne Papiere in Europa bei (Zweite Untersuchung des „European Observatory, Ärzte der Welt, September 2009, www.aerztederwelt.org/infospresse/publikationen).

Über vier Wochen gab ein Team von circa 25 ehrenamtlichen HelferInnen den über 12 000 BesucherInnen unermüdlich Auskunft über die Hintergründe der Ausstellung und die Arbeit von Ärzte der Welt. Auch die Beteiligung des Publikums an den Veranstaltungen des Rahmenprogramms zeigte die Relevanz und Aktualität der Problematik. So wurde die Ausstellung mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Keine Papiere, keine Rechte? – Die Europäische Migrationspolitik“ eröffnet. Unter der Moderation von Holger Kiesel (Bayerischer Rundfunk) setzten sich Sabine Eckart (Projektkoordinatorin von medico international), Hermann Josef Hack (Aktionskünstler), Nadja Hirsch, MdEP (FDP), Olivier Jobard (Fotograph der Ausstellung), Ska Keller, MdEP (Bündnis 90 / Die Grünen) und Prof. Dr. HeinzJochen Zenker (Präsident von Ärzte der Welt Deutschland) mit den zahlreichen Aspekten der Problematik auseinander. Bei weiteren Veranstaltungen konnten sich BesucherInnen außerdem zu der Situation von Flüchtlingen in Bayern, dem Leben in den Auffanglagern in der spanischen Enklave Melilla sowie über die Arbeit von Ärzte der Welt in Haiti, in Eritrea, im Gaza Streifen und in Äthiopien informieren. Auch eine Lesung des Autors Cem Gülay aus seinem Buch „Türken-Sam“ über seine Jugend als Deutscher mit türkischem Hintergrund fand statt.

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Aktionen und Veranstaltungen XII. Humanitärer Kongress Trauma, Chaos und Politik: Humanitäre Hilfe in Haiti und in anderen Krisengebieten Der Humanitäre Kongress, eine gemeinsame Veranstaltung von Ärzte der Welt, Ärzte ohne Grenzen, dem Deutschen Roten Kreuz, der Ärztekammer Berlin und der Charité-Universitätsmedizin Berlin bietet jedes Jahr lebhafte, kontroverse Debatten zu aktuellen Themen und Fragen der internationalen humanitären Hilfe. Am 15. und 16. Oktober 2010 berichteten mehr als 70 ExpertInnen über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen. Unter der Koordination von Dr. Lecia Feszczak nahm Ärzte der Welt an den folgenden fünf Podiumsdiskussionen teil. Chirurgische Hilfe in akuten Krisen In diesem Workshop berichteten die beiden Chirurgen Gérard Pascal (Ärzte der Welt) und Paul McMaster (Ärzte ohne Grenzen) von ihrem Einsatz nach dem Erbeben im Januar 2010 in Haiti. Beide Ärzte waren sich einig, dass eine detaillierte Bedarfsanalyse einschließlich Folgeplanungen notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Notfall-Chirurgie sei. Schlüsselfaktoren dabei sind für Gérard Pascal die Sicherstellung der Versorgungskette und die Einbindung und Fortbildung lokaler Fachkräfte gleich bei Projektstart.

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Haiti: Eine (selbst)kritische Bilanz Bei dieser Podiumsdiskussion über die Folgen des Erdbebens in Haiti und die (Miss-)Erfolge der geleisteten Hilfe berichtete Sophie Masson, die ehemalige Ärzte der WeltKoordinatorin der Nothilfe-Programme in Haiti, von unseren Erfahrungen vor Ort: Gewinnbringend war, dass sich das Soforthilfeteam von Ärzte der Welt auf die Erfahrung von vor Ort tätigen Ärzte der Welt-Teams stützen konnte. Dank bester Ortskenntnisse und lokaler MitarbeiterInnen konnten die HelferInnen auch in entlegenen ländlichen Gebieten arbeiten. Auch die enge Kooperation und die Aufteilung der Ressourcen zwischen den vor Ort agierenden Organisationen ermöglichte eine effiziente Hilfeleistung. Jedoch müsse die Soforthilfe in Haiti auch kritisch betrachtet werden: In den ersten Wochen fehlte die Gesamtkoordination im Lande. Dies müsse für künftige Soforthilfeeinsätze verbessert werden.


Gewalt gegen Frauen: Ein interdisziplinärer Ansatz ist notwendig Anne Desmarest (Ärzte der Welt Frankreich) berichtete, dass mindestens jede dritte Frau weltweit bereits Opfer einer Form von Gewalt wurde. Diese sogenannte geschlechtsspezifische Gewalt resultiere aus dem komplexen Zusammenspiel zwischen individuellen, kulturellen und sozialen Faktoren. Aufbauend auf diversen Projekterfahrungen entwickelte Ärzte der Welt einen fachübergreifenden Ansatz zur umfassenden Bekämpfung des Phänomens. Geburtshilfliche Fisteln: Zwei Millionen Frauen weltweit betroffen Weltweit leiden laut WHO ca. zwei Millionen Frauen an Fistelbildung. Diese kann bei einer Geburt entstehen, wenn eine ausreichende medizinische Versorgung fehlt. Fistelbildung geht einher mit einer inakzeptabel hohen Müttersterblichkeitsrate. Unter der Moderation von Dr. Lecia Feszczak berichteten die Chirurgen Dr. Jean-Marie Colas und Dr. Eric Petermann (beide Ärzte der Welt) aus der Praxis. Ärzte der Welt setzt bei dieser Problematik auf Fortbildung lokaler chirurgischer Fachkräfte, den Aufbau eines geburtshilflichen Netzwerks, um eine zeitnahe Behandlung der betroffenen Frauen zu ermöglichen und psychosoziale Betreuung.

Dialog und „gesunde Distanz“ zwischen Militär und Hilfsorganisationen Die Frage der Sicherheit nimmt in vielen Krisengebieten an Bedeutung zu. Hinzu kommt, dass eine Vielzahl von Akteuren (Militär, internationale Institutionen und Nichtregierungsorganisationen) immer öfters in denselben Tätigkeitsfeldern aktiv ist. Dr. Jérôme Larché, Mitglied des Vorstandes von Ärzte der Welt Frankreich betonte daher, dass Ärzte der Welt zwar den Dialog mit einzelnen Staaten, Geldgebern und den Vereinten Nationen anstrebt, eine „gesunde Distanz“, vor allem zu militärischen Akteuren, dabei aber unbedingt notwendig ist. Ärzte der Welt müsse auch weiterhin als unabhängige humanitäre Organisation wahrgenommen werden – zur Sicherheit unserer MitarbeiterInnen und zum Schutz derjenigen Menschen, denen unsere Hilfe zu Gute kommt.

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Finanzbericht 2010 Erträge Ärzte der Welt erhielt im Jahr 2010 Zuwendungen in Höhe von insgesamt

3.165.792,41 Euro

1. Spenden und Zuschüsse Spenden von Privatpersonen und Unternehmen darin sind u.a. enthalten von:

2.392.537,89 Euro

Olympus GmbH für Haiti, Pakistan, Aktion Lächeln und Augenprojekt Myanmar 45.500,00 Euro L‘Oreal Deutschland für Haiti 16.000,00 Euro L‘Oreal Foundation für Aktion Lächeln 38.067,00 Euro Ein Herz für Kinder e.V. 418.553,00 Euro 55.050,00 Euro Daimler AG für Projekte des Ärzte der Welt-Netzwerks

Spenden von Nichtregierungsorganisationen Sternstunden e.V. für openmed Sternstunden e.V. für Haiti Renovabis für Sliven, Bulgarien

231.950,05 Euro 3.950,05 Euro 188.000,00 Euro 40.000,00 Euro

Öffentliche Zuschüsse Landeshauptstadt München für open.med Landeshauptstadt Stuttgart für MedMobil Auswärtiges Amt für Projekt Jemen Auswärtiges Amt Rückerstattung Projekt Sudan sonstige öffentliche Zuschüsse (z.B. für Veranstaltungen)

197.993,78 Euro 56.494,00 30.000,00 144.735,49 -33.408,36 172,65

Euro Euro Euro Euro Euro

Bußgelder Sachspenden

101.645,00 Euro

2. Sonstige Erträge

217.272,81 Euro

7.570,27 Euro

Mitgliedsbeiträge 1.120,00 Euro Ärzte der Welt Frankreich Zuschuss für laufende Kosten und Projekteigenanteile 216.081,72 Euro Auflösung von Rückstellungen 71,09 Euro

3. Zinserträge Gesamt Einnahmen 38

16.822,61 Euro

3.165.792,41 Euro


Erträge 2010 75,57 % Spenden von Privatpersonen und Unternehmen

7,33 % Spenden von Nichtregierungsorganisationen

6,86 % Sonstige Erträge

3,21 % Bußgelder

6,25 % Öffentliche Zuschüsse 0,24 % Sachspenden

0,53 % Zinserträge

Für ausführlichere Informationen zum Jahresabschluss 2010 kontaktieren Sie bitte Ärzte der Welt unter info@aerztederwelt.org

39


Finanzbericht 2010 Aufwendungen Die Ausgaben von Ärzte der Welt im Jahr 2010 betrugen insgesamt

3.165.792,41 Euro

4. Aufwendungen für Projekte / Hilfsaktionen Projekt Aktion Lächeln (davon 5.616 Euro Sachspenden) Projekt Jemen Projekt Haiti Projekte des Ärzte der Welt-Netzwerks Projekt MedMobil Projekt open.med Augenprojekt Myanmar Rückstellungen für Projekte in 2011 Auflösung von Rückstellungen

2.192.324,08 Euro 43.683,25 160.817,21 420.892,71 597.970,28 41.711,33 83.308,19 2.321,31 860.658,74 –19.038,94

Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro Euro

5. Satzungsgemäße Aufwendungen davon Personalkosten

204.504,28 Euro 157.561,93 Euro

6. Aufwendungen Werbung und Selbstdarstellung davon Personalkosten

59.114,21 Euro 33.763,27 Euro

7. Allgemeine Verwaltungsaufwendungen davon Personalkosten

79.865,29 Euro 33.763,27 Euro

8. Jahresergebnis 629.984,55 Euro Gesamt Einnahmen

Der vom DZI bestimmte Werbe- und Verwaltungskostenanteil belief sich in 2009 auf 14,3 %. Zur Drucklegung des Tätigkeitsberichtes lag der Prüfbericht für 2010 des DZI noch nicht vor. Die Projektausgaben werden im Verbund mit dem Ärzte der Welt Netzwerk durchgeführt. 40

3.165.792,41 Euro


Aufwendungen 2010 69,25 % Aufwendungen für Projekte / Hilfsaktionen

6,46 % Satzungsgemäße Aufwendungen 2,52 % Allgemeine Verwaltungsaufwendungen

1,87 % Aufwendungen Werbung und Selbstdarstellung

19,89 % Jahresergebnis

Für ausführlichere Informationen zum Jahresabschluss 2010 kontaktieren Sie bitte Ärzte der Welt unter info@aerztederwelt.org

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Dankeschön Ehrenamtliche MitarbeiterInnen

Danke Alle Projekte von Ärzte der Welt e.V. sind auf die Hilfe von ehrenamtlichen HelferInnen angewiesen. Ohne sie wäre eine sinnvolle Durchführbarkeit nicht möglich. An dieser Stelle möchten wir uns von ganzem Herzen bei all den unermüdlichen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die uns tagtäglich beiseite stehen und uns mit all ihrer Kraft unterstützen, bedanken. Wir sind auch stolz darauf, dass Ärzte der Welt mittlerweile auf ein großes Netzwerk von Freiwilligen zurückgreifen kann und dass das Interesse sowie der Wille zur Unterstützung von Ärzte der Welt immer weiter wächst.

Rund 7 000 Mitwirkende weltweit unterstützen die Arbeit vom Netzwerk Ärzte der Welt – Médecins du Monde. Jährlich entsendet Ärzte der Welt knapp 250 internationale MitarbeiterInnen in Projekte in 64 Ländern, wo sie eng mit nationalen KollegInnen zusammenarbeiten. Auch im eigenen sozialen Umfeld engagieren sich zahlreiche ehrenamtliche MitarbeiterInnen für Menschen, die von ärztlicher und öffentlicher Gesundheitsversorgung ausgeschlossen sind. Die Einsatzorte und Aufgaben sind unterschiedlich, alle freiwilligen HelferInnen haben jedoch eines gemeinsam: Sie engagieren sich für Menschen in Not und übernehmen Verantwortung.

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Im Münchner Projekt open.med Sophia Al-Saroori, Dr. Saskia Christ, Astrid Dill, Inge Dorn, Margarita Ehrenlechner, Elisabeth Fässler, Dr. Karl Groos, Dr. Helmut Grumbach, Dorothee Harmsen, Dr. Evelyn Hauenstein, Dr. Maria Heinzlmann, Alexandra Helmich, Dr. Brigitte Herborg, Elisabeth Kapfhammer, Teresa Kloning, Jonas König, Magdalena Laux, Verena Lober, Irmgard Luhmann, Dr. Friedmann Maier, Dr. Sarah Mannfeld, Melanie Nordmann, Katharina Pawlak, Diana Pereira, Alina Potyka, Daniel Reich, Bärbel Reisinger, Anna Ritzinger, Laura Romberg, Dr. Stefanie Sammet, Dr. Peter Schwick, Antje Sanogo, Dr. Florian Sepp, Dr. Claire Suhre-Müller, Dr. Christoph Steidle, Dr. Hans-Georg Stohrer, Dr. Barbara Theml, Ruth Vochem, Timo Waluschnig, Anna Wittkowski, Dr. Joachim Werner, Eva Zänkert. Ein besonderer Dank gilt auch allen Facharztpraxen, die open.med 2010 unterstützt haben.

In den internationalen Projekten des Ärzte der Welt-Netzwerks Dr. med. Jan Brommundt, Dr. med. Christiane Piepel, Susanne Stein


Wir bedanken uns bei allen ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, die sich 2010 für Ärzte der Welt engagierte haben.

„Ich habe sehr viel Freude daran gehabt in einem internationalen und sehr motivierten Team vor Ort die Entwicklung des Krankenhauses zu begleiten. Sehr spannend war die intensive Zusammenarbeit mit den Äthiopiern.“ Dr. Christiane Piepel, ehrenamtliche Ärztin, nach ihrer Rückkehr aus Äthiopien

Bei der „Ausstellung Exil, Exit – Leben ohne Papiere in Europa“

In der Münchner Geschäftstelle von Ärzte der Welt

Nancy Ageorges, Uche Akpulu, Claudia Becker, Barbara Burkardt, Barbara Falser, Alice Fertig, Johannes Fischer, Elfi Gaigl, Dr. Helmut Grumbach, Dalila Hamoud, Dr. Brigitte Herborg, Doris Herrmann, Volker Hofer, Peter Hutzelmann, Anna-Katharina Knarr, Monika Kerkeler, Teresa Kloning, Susanne Knorr, Sigrid Leiss, Indra Lopez, Nina Ludewig, Dr. Maier, Dr. Sarah Mannfeld, Fatma Özbey, Isabel Praun, Ganna Prit, Lisa Reiter, Nikoletta Rittling, Laura Romberg, Eva-Maria Schretzmeier, Daniela Steidl, Peter Strache, Susanne Tuschter, Dr. Anton Wartner, Eva Zänkert, Rita Schwarz, Dominik Ziehr.

Lawrence Brazier, Brigitte Fandrich und das KiS Team vom Fremdspracheninstitut der Landeshauptstadt München, Nicola Ferdini-Schröder, Peter Frank, Tanja Fuchs, Alexandra Krombholz, Bettina Krüger, Stefanie Metelmann, Christina Müller-Markus, Irmelin Ritzert, Georg Robens, Orsika Robl, Karine Steinhage, Steffen Tisch, Susann Triebswetter, Sonja Weinbuch

Bei der Aktion Lächeln in Kambodscha Prof. Josef Barabas, Peter Dekoleadenu, Dr. Walter Heindl, Christine Hofer, Ben Ahmed, Florian Klamer, Prof. Günter Lauer, Lyda Lo, Ines Möllendorf, Dr. Steffen Müller, Dr. Arno Mutschler, Dr. Thomas Pinzer, Jean Rapidel, Sabine Scharenberg, Dr. Thomas Schuster, Jürgen Storz, Dr. Nikolaus Wachter, Dr. Babett Williger, Dr. Katja Schwenzer-Zimmerer, Dr. Stephan Zimmerer, Thomas Zimmermann

Im Stuttgarter Projekt MedMobil Ulrike Auer, Dr. Peter Bansbach, Nina Becker, Margot Dorn, Dr. med Monika Doufrain, Dr. Ursula EndressWach, Dr. Christoph Fauser, Edeltraud Haug-Hiegemann, Dr. Barbara Holzbaur, Beate Kassel, Sophia Anna Keller, Dr. Hansmartin Killguss, Dr. med. Hannes Macholz, Armin Packe, Dr. Peter Pahl, Inge Rist, Martin Roller, Andrea Schairer, Dr. Elisabeth Schmid, Heidi Seibold, Lilian Siebenlist, Christina Sprenger, Dr. Verena Wilhelm, Monika Wud

Möchten auch Sie in Zukunft Teil des ehrenamtlichen Netzwerks von Ärzte der Welt werden? Wenden Sie sich an unseren Kollegen Michael Prestele. Telefon 089 45 23 081-14 Michael.prestele@ aerztederwelt.org

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Dankeschön Partner & Förderer

Danke Diese Unternehmen und Organisationen engagieren sich mit Ärzte der Welt für einen verbesserten Zugang zu medizinischer Versorgung.

Die Veranstaltungsreihe „Drive Experience“ der Daimler AG unterstützt lokale Projekte von Ärzte der Welt auf der ganzen Welt.

Jedes Jahr richtet die Daimler AG verschiedene Fahrveranstaltungen und Neuvorstellungen von Fahrzeugen für die Presse in unterschiedlichen Ländern aus. Durch Kosteneinsparungen bei der Ausrichtung dieser Veranstaltungen konnte ein nicht unbeträchtlicher Betrag zu Gunsten von Projekten des Ärzte der WeltNetzwerks gespendet werden. Es handelte sich jeweils um lokale Projekte zur kostenfreien medizinischen Versorgung für Menschen ohne Krankenversicherung bzw. ohne geklärten Aufenthaltsstatus. Letztendlich konnte ein Gesamtbetrag von 46 050 Euro erzielt werden, der für die dringend notwendigen lokalen Projekte von Ärzte der Welt eingesetzt wird.

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Mit der Weihnachtsaktion der Laboratoires Vichy schenkt Ärzte der Welt Kindern eine Basisimpfung. Mit einer deutschlandweiten Aktion engagierte sich das Unternehmen Vichy zugunsten von Kindern in verschiedenen Regionen der Welt. In vielen Apotheken des Vichy-Vertriebsnetzwerks konnten KundInnen beim Kauf eines Produkts von Vichy symbolisch „Sterntaler“ sammeln. Mit Unterstützung von Facebook und anderen Medien wurde verstärkt auf die Weihnachtsaktion aufmerksam gemacht. Wer auf Facebook Freunde für die Aktion warb, konnte ebenso „Sterntaler sammeln“. Für jeden gesammelten „Sterntaler“ erhielt Ärzte der Welt eine 1-Euro Spende von Vichy, die für Impfung von Kindern in verschiedenen Ländern der Welt eingesetzt wird. Am Ende kamen bei der Weihnachtsaktion von Vichy 100 000 Euro zusammen, die im Frühling 2011 feierlich in den Räumen von Ärzte der Welt überreicht wurden.


Ärzte der Welt Vorstand und Team 2010 Präsidium Prof. Heinz-Jochen Zenker Vorstandsvorsitzender Dr. Pierre Rosenstiel stellvertretender Vorstandsvorsitzender Dr. Klaus Wieners Schatzmeister Ein besonderer Dank gilt auch allen Unternehmen und Organisationen, die uns 2010 unterstützt haben Ambulante Hilfe Stuttgart e.V., Apotheke Einhorn, Auswärtiges Amt, Bürgerstiftung Zukunftsfähiges München, Café 104, Career Center der LudwigMaximilians-Universitäts München, Freiwilligen-Agentur Tatendrang München, G. Polak KG, Gestaltungsbüro Schultes, Going International Information Services, Gruppo Italiano Vini, Instituto Cervantes de Munich, Kunsthaus Kaufbeuren, L'Oréal Deutschland GmbH, L'Oréal Foundation, Landeshauptstadt München und das Referat Gesundheit und Umwelt, Landeshauptstadt Stuttgart, LX-Systems, Olympus Europa Holding GmbH, Renovabis, Spardabank, Sternstunden e.V., Steuerkanzlei Mathes und Fischbacher, Tollwood GmbH, Umicore, Verein nichtversicherte Menschen in München e.V.

Ordentliche Vorstandsmitglieder Dr. Maria Heinzlmann Prof. Günter Lauer Dr. Nicole Schmidt Dr. Hilke Schneider Dr. Katja Schwenzer-Zimmerer Dr. Peter Schwick Dr. Beatrice Stambul Beratende Funktion Prof. Wilfried Schilli Ehrenpräsident

Unser Team in München Marc Gemeiner M. A. Geschäftsführung Dr. Lecia Feszczak Gesundheit und Entwicklung Katja Herzum Pressearbeit und Office Management Gabriele Jüttner Spendenmanagement und Verwaltungsassistenz Damien Perrot Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsmanagement Michael Prestele Recruitment Katharina Radmüller Projekte und Fundraising Iris Scherrenbacher MedMobil Stuttgart Sabrina Schmitt Koordination Projekte in Deutschland Ebru Yüksekdağ Projektassistentin open.med

Ein besonderer Dank gilt Alena Hocheneder, Catherine Ross und Katharina Schulze für Ihre großartige Unterstützung in den Bereichen Pressearbeit und Veranstaltungsorganisation.


DIE WELT VERGISST SCHNELL. WIR HELFEN WEITER.


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