asisi NEWS | 2012 | Juli

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BLICK HINTER DIE KULISSEN

NIEMAND HAT DIE ABSICHT, EINE MAUER ZU ERRICHTEN SO SIEHT ES DIE KARTENABREISSERIN AUSGEZEICHNET PANORAMA-GESCHICHTE

RIESENRUNDGEMÄLDE IN DRESDEN WUSSTEN SIE SCHON?

MARX & MOSCHNER – DIE SPEZIALISTEN WWW.ASISI.DE

LIEBE BESUCHER! YADEGAR ASISI

Immer wieder werde ich gefragt, woran ich gerade arbeite oder welche Ideen ich künftig umsetzen will. Das kann ich nicht leicht und in zwei Worten beantworten, denn Ideen für Panoramen habe ich so viele, dass es für drei Leben reicht … Bis vor kurzem habe ich am Panorama der Mauer gearbeitet, das im September am Berliner Checkpoint Charlie eröffnen wird (mehr dazu auf S. 2). Jetzt arbeite ich wieder am barocken Dresden. Warum das? werden Sie fragen: Das Panorama war doch „fertig“. – Nein! Für mich ist ein Panoramabild niemals vollendet. Schon in dem Augenblick, in dem ein neues Panorama gehängt und „entrollt“ wird – das ist der Augenblick, in dem auch ich, sein Schöpfer, das Bild zum ersten Mal „richtig“ sehe – entdecke ich hunderte von Punkten, die verbessert werden könnten. Um so mehr werde ich dazu angespornt, wenn das Publikum, wie in Dresden, so geschichtsbewußt und geschichtskundig ist und mich in den Gästebüchern und direkten Zuschriften mit zahlreichen Verbesserungsvorschlägen und zusätzlichen Detailideen versorgt hat. Danke dafür! Doch der eigentliche Grund für das „neue“ Dresden-Panorama ist nicht die Ausmerzung von Fehlern, sondern ich möchte dieser großartigen Stadt einen neuen Aspekt abgewinnen. Stand in der ersten Version die Architektur im Vordergrund, so möchte ich Sie jetzt verstärkt mit den Menschen bekannt machen, den prominenten historischen Figuren ebenso wie den einfachen Bürgern, die das kulturelle Leben in Dresden prägten und die Stadt erst zu der Stadt machten. Wie immer bin ich sehr auf Ihre Meinung gespannt.

Ihr Yadegar Asisi

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02 07.2012

DRESDEN WIRD NOCH PRÄCHTIGER Im Dezember 2012 soll das barocke Dresden ins Panometer nach DresdenReick zurückkehren. In seinem Berliner Atelier arbeitet Yadegar Asisi mit seinen Assistenten intensiv an der Neufassung. Was wird neu, was anders? In der ursprünglichen Version des Panoramas, das von Dezember 2006 bis November 2011 über 1.130.00 Besucher verzeichnen konnte, wollte Asisi die kurfürstliche Residenzstadt im Zenith ihrer barocken Ausgestaltung zeigen. Dazu wählte er einen Sommertag 1756, quasi den Vorabend vor Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, der den Untergang der barocken Pracht und das Ende des glanzvollen Augusteischen Zeitalters einleitete. Jetzt, unter dem Titel „DRESDEN – Mythos der barocken Residenzstadt“ ist die Sicht auf die Stadt gleichzeitig erweitert und verdichtet. Statt der „Momentaufnahme“ eines historischen Datums wird jetzt ein breiterer historischer Zeitraum zur atmosphärischen Darstellung gebracht: Nichts weniger als ein „Panorama des Augusteischen Zeitalters“, also der ganzen Epoche von etwa 1695 bis 1760, schwebt Asisi dabei vor. Dazu bevölkert er Dresden mit historischen Figuren. Einerseits sind das identifizierbare historische Persönlichkeiten wie z.B. Zar Peter I., Bach, Casanova, die Cosel, Hofnarr Fröhlich mit seinem Schweinewagen, Juwelier Dinglinger, Porzellanerfinder Böttger, der verwirrte Priestermörder Laubler, die „drei Sachsen im Mond“ oder Räuberhauptmann Lips Tullian u.v.a.m. – also berühmte oder berüchtigte Menschen, die im „wahren Leben“ vielleicht niemals miteinander zu tun hatten, aber doch ihren jeweils sehr individuellen Beitrag zur Geschichte, zum eigentümlichen Gesamtbild des Augusteischen Zeitalters leisteten. Daneben wird man zahlreiche weitere, zwar anonyme aber zeittypische

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Vertreter ihres jeweiligen Standes entdecken können: Laternenanzünder, Feuerwehrleute, Vorläufer, Lakaien, Bomätscher, Lastenträger, Waschfrauen an der Elbe, Markthökerinnen usw. Außerdem treten Komödianten auf, das Rhinoceros und die tätowierten „indianischen Printzen“ werden zu Schau gestellt:

Ich möchte, dass der Geruch der Zeit und das Lokalkolorit von Dresden durch die Menschen und Szenen im Bild noch lebendiger werden.“ Yadegar Asisi

Aus den Vorschlägen unserer „Forschungsabteilung“, die die verschiedenen historischen Personen und ihre Geschichten recherchiert und womöglich mit zeitgenössischen Abbildungen belegt hat, entwickelt Asisi die „Story“. So wie ein Filmregisseur vor dem Dreh in einem Storyboard die einzelnen Szenen festlegt, so macht auch Asisi für die schwierigen Details genaue Skizzen, in denen Handlung, Standort der einzelnen Figuren und vor allem Sonnenstand, Schatten und Perspektive der ganzen Szene vorab genau Bitte lesen Sie weiter auf Seite 2

WOHER KOMMEN DIE NEUEN DETAILS UND SZENEN? WIE KOMMEN SIE INS PANORAMABILD? Durch die neue Aufgabenstellung der vermehrten Figurenstaffage wurde die Produktionsstufe „Fotoshooting“ neu organisiert und professionalisiert. Das wurde schon bei der Erarbeitung von „PERGAMON“ deutlich und wird demnächst für „LEIPZIG 1813“ noch wichtiger werden. Die Fotoshootings mit einer großen Zahl von kostümierten (Laien- und Profi-)Darstellern, könnte man am ehesten mit dem Filmdreh von Einzel- und Massenszenen vergleichen. Die Aufnahmen müssen nicht zwingend an den jeweiligen Orginalschauplätzen gemacht werden, wichtig vor allem ist, dass die Figuren in der richtigen Perspektive (häufig von sehr steil oben) und im richtigen Licht fotografiert werden. Als besonders praktisch, hat sich das zweite – leere und dachlose – Gasometer-Gebäude in Leipzig erwiesen. Es ist ein geradezu ideales Panoramastudio! Es bietet Tageslicht und auf etwa 8 bzw. 15 m Höhe, innen umlaufende Eisenbalkone, von denen der Fotograf jede beliebige Perspektive auf die „action“ im Innenraum hat – viel freier, sicherer und schwindelfreier als etwa von einem Hubsteiger.

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01 Kostümierte Darsteller von Les Arts du Baroque e.V. © asisi

02 Aus Asisis Storyboard: Ankunft der „Sixtinischen Madonna“ 1754 im Residenzschloss © asisi

03 Asisi beim Fotoshooting im kleinen Gasometer in Leipzig © asisi


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ASISI NEWS 02 07. 2012

BLICK HINTER DIE KULISSEN

nichts fehlt, ist die besonders verantwortungsvolle Aufgabe von Ulrike Pötzsch aus dem asisi Team: „Kein Fotoshooting ist wie das andere, weil jedes Panorama ganz eigene Herausforderungen mit sich bringt. Für das barocke Dresden haben sich die Kollegen und Teilnehmer bei den Kostümen, der Maske und den Requisiten wirklich selbst übertroffen.“

Entwurf für die neue Dresden Ausstellung © asisi

festgelegt werden, damit sich die Aufnahmen auch ins Ganze des Panoramas einpassen. Die Skizzen des Storyboards dienen auch dazu, bei den einzelnen Szenen Kostüme und Requisiten zu notieren und zu großen Bestelllisten für die Ausleihe im Kostümfundus zusammenzustellen. Dafür zu sorgen, dass zur rechten Zeit alles am rechten Ort ist und

Alles muss vorher bedacht und geplant sein, denn am Tag des Fotoshootings selbst ist dafür keine Zeit mehr. Fotografiert werden kann nur bei Sonne, wenn Licht und Schatten die Figuren richtig in Szene setzen. Beim großen Fotoshooting für das DresdenPanorama Anfang Juni war der Himmel allen Vorhersagen zum Trotz stark bewölkt und von etwa sechs Stunden theoretischer Fotozeit strahlte nur etwa 20 Minuten lang die Sonne ungetrübt. Da hieß es für alle Beteiligten: warten, warten, warten. Und dann plötzlich „action!“ – konzentriert und bis zur Erschöpfung … Etwa 50 kostümierte Darsteller waren im Einsatz – von edel gewandeten Mitgliedern des Leipziger Vereins „Les Arts du Baroque e.V.“ bis hin zu Freunden und Bekannten des asisi Teams, die in bürgerliche Rollen schlüpften oder zur Marktfrau, zum Moritatensänger wurden. Ab 1. Dezember sind sie im Panorama zu erleben.

Key Visual zum Mauer-Panorama © asisi

NEUES PANORAMA AB 22. SEPTEMBER AM CHECKPOINT CHARLIE IN BERLIN

NIEMAND HAT DIE ABSICHT, EINE MAUER ZU ERRICHTEN Die Jüngeren haben so viel davon gehört und begreifen es doch nicht. Manchmal muss man die Dinge sehen, um glauben zu können, dass sie einmal „wirkliche Wirklichkeit“ waren. Die Mauer, die 28 Jahre lang Deutschland in Ost und West trennte, die Berlin in zwei Teile – ja eigentlich in zwei Welten – zerschnitt, ist ein solch „unfassbares“ Ding, das man nicht glauben kann, nicht glauben will, wenn man es nicht gesehen hat.

Am Berliner Checkpoint Charlie, dem wohl bekanntesten Grenzübergang des Kalten Krieges zwischen Ost und West, Schauplatz der spektakulärsten Fluchten, entsteht zur Zeit das neue asisi Panometer. Hier, auf einer der letzten trostlosen Brachen der Innenstadt, wird demnächst die Mauer, die in Wirklichkeit zum Glück verschwunden ist, wieder zu besichtigen sein. Und zwar in ihrer ganzen grausamen, zynischen, banalen Alltäglichkeit, an die man sich damals, auf beiden Seiten der Grenze, schon fast gewöhnt hatte.

PERGAMONAUSSTELLUNG

SO SIEHT ES DIE KARTENABREISSERIN

Tanz der Giganten … der Ausdruck kommt mir regelmäßig in den Kopf, wenn ich morgens, vor den ersten Besuchern, über die Kupfergrabenbrücke zum noch leeren Ehrenhof hochsteige: 30 Meter hoch ragt die Metallrotunde in den Himmel, umarmt von den beiden Museumsflügeln rechts und links. Die

01 Die Rotunde im Ehrenhof der Pergamonmuseums © asisi

02 Panoramablick vom Besucherturm auf Pergamon © asisi

Spannung, die sich in diesem architektonischen Mit- und Gegeneinander ausdrückt, berührt mich immer wieder. In einer Stunde wird sich die Schlange an den Kassen bis zur Straße erstrecken. Vor einigen Wochen hat Asisi zusammen mit Andreas Scholl, dem Direktor der Antikensammlung, den Einmillionsten Besucher begrüßt. Die Ausstellung zählt damit zu den erfolgreichsten ihrer Art in Berlin. Asisi hat gesagt: „Ich bin überwältigt vom Erfolg meines Panoramas und freue mich besonders über die vielen Berliner Besucher.“ Genau so sage ich es auch. Und genau so sagen es die anderen Mitarbeiter. Viele Besucher verlassen das Panorama, als wären sie auf einer Zeitreise gewesen. Im asisi Shop im Museumsfoyer kramt eine Dame gedankenverloren in ihrer Tasche und sucht ihr Geld „Ich muss erst mal wieder hier ankommen“ sagt sie entschuldigend. „Es wurde real und wir haben darauf gewartet, dass die Leute loslaufen!“ haben Maru und Lui ins Gästebuch geschrieben, und Nick Trefethan von der Society of Industrial and Applied Mathematics in Oxford stellt fest: „What a wonderful experience made possible by mathematics!“

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Faszination! Überall steckt Herzblut in diesem Projekt. – Die Detailliebe in jedem Giebel, Baum und in jeder Szene des Panoramas. – Der Sicherheitsmann, der so begeistert ist, dass er allen Besuchern mit dem Fernrohr seine Lieblingsstelle im Bild zeigen möchte. – Die Shopmitarbeiter, die gern den Besuchern jederzeit mit Rat und Tat zur

Die Ankunft Kaiser Hadrians im Theater von Pergamon © asisi

Seite zu stehen. – Die Teilnehmer der Kinderakademie der Staatlichen Museen, die felsenfest davon überzeugt sind, dass die Notausgangstüren im Innenrund des Panoramas nicht auf den Ehrenhof des Museums führen, sondern dass man sich durch sie direkt ins Panoramabild „beamen“ könnte...“ Wenn wir Julia recht verstehen, dann will sie sagen: Der Job als Mitarbeiter im asisi Team auf der Berliner Museumsinsel ist häufiger als nur manchmal spannend, interessant und anrührend. GEHEIMTIPP: ZWEI FÜR EINS Sommerferien-Aktion – gültig vom 20. Juni bis 3. August 2012: Wenn sie nach 16 Uhr zu zweit zu „PERGAMON – Panorama der Antiken Metropole“ kommen und an der Kasse das Codewort „Sommeraktion“ sagen, dann brauchen Sie nur einmal statt zweimal Eintritt zahlen.

NEU: PERGAMON MAKING-OF-DVD Nehmen Sie ein Stück des antiken Pergamon mit nach Hause. Die DVD ist im asisi Shop erhältlich und kann auch bestellt werden unter: T 0341.35 55 34-0 office-leipzig@asisipanometer.de

ADC UND RED DOT DESIGN AWARDS

AUSGEZEICHNET! Grund zur Freude: Für die Gestaltung der PERGAMON-Sonderausstellung erhielten Yadegar Asisi und sein Team sowohl einen diesjährigen red dot design award als auch eine Auszeichnung des Art Directors Club. Beide Jurys überzeugte insbesondere die Kommunikation im Raum. Über die wegweisende Inszenierung archäologischer Ausstellungsinhalte sagt Andreas Scholl, Direktor der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin: „Es hat sich überaus eindrucksvoll gezeigt, dass Yadegar Asisis künstlerischer Zugriff, seine archäologisch fundierte Panorama-Rekonstruktion eines antiken Stadtbildes im faszinierenden Medium des Panoramas auch in der Gegenwart ein großes Publikum für die klassische Antike begeistern kann.“ GE

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Das ist sehr flapsig formuliert, denn Julia Trachtenach ist nicht Kartenabreisserin, sondern „Betriebskoordinatorin für das Pergama-Panorama.“ Sie kümmert sich mit ihren Mitarbeitern nicht nur um die Belange der Panorama-Besucher und den Shop, sondern sie ist auch dafür verantwortlich, dass die Zusammenarbeit mit dem Museum und dessen Mitarbeitern reibungslos läuft. Als wir wissen wollten, wie es so ist „vor Ort“, hat sie uns folgende Impressionen geschickt:

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PANORAMA-GESCHICHTE

EIN ÜBERBLICK ÜBER MEHR ALS 200 JAHRE

RIESENRUNDGEMÄLDE IN DRESDEN UND PANORAMAMALER AUS SACHSEN Seit 2006 betreibt Yadegar Asisi im denkmalgeschützten Gasometer in Dresden-Reick sein Panometer mit wechselnden Panorama-Ausstellungen und knüpft damit – was vielleicht sogar die wenigsten der sonst so geschichtskundigen Dresdener wissen – an eine mehr als 200jährige Tradition an. Bereits im Jahr 1800, also kaum 10 Jahre nachdem dieses Medium in London populär geworden war, konnte man in Dresden ein Panorama bestaunen: „London, gesehen vom Dach der Albion Mills“. Das war nicht irgendein Panorama, sondern das erste 360°-Panorama überhaupt, das je gemalt wurde. Robert Barker, der Erfinder und Patentinhaber, hatte das Bild, nachdem es

in London nicht mehr aktuell und „abgesehen“ war – an einen Unternehmer verkauft, der es auf dem Kontinent zur Schau stellte; zunächst in Hamburg und Leipzig, dann in Dresden und Wien und zuletzt in Paris. Auf „London“ folgten bald weitere Panoramen: 1804 „Wien“, 1817 „Paris“ und „Gibraltar“, 1819 „Dresden“ (mit vernichtenden Kritiken), 1822 „St. Petersburg“, 1824 „Ätna“, 1826 „London“ (ein anderes als 26 Jahre zuvor), und endlich 1832 das Panorama von Salzburg (über das wir unten ausführlicher berichten). Alle diese Panoramen (und andere mehr), waren sogenannte Reisepanoramen, die nur für wenige Wochen lang in bretternen Interims-Rotunden gezeigt wurden und dann zum nächsten Ausstellungsort weiter zogen.

Ansichtskarte und Souvenirprogramm aus der Sammlung Asisi © asisi

In Dresden ansässig war Carl Georg Enslen, der sein Handwerk bei Johann Adam Breysig, dem „deutschen Erfinder“ des Mediums gelernt hatte. Enslen war kleinwüchsig und entsprechend klein waren auch seine Panoramen, die er unter dem Titel „Eine Reise im Zimmer“ mehr als ein Vierteljahrhundert in ganz Deutschland, Westeuropa und Skandinavien zur Schau stellte. Fragmente seines „Dresden-Panoramas“, gesehen vom Schloßturm, bewahrt das Stadtmuseum Dresden. Ebenfalls aus Dresden stammte der Landschaftmaler Friedrich Wilhelm Heine (1845-1921), der seine Karriere 1870/71 als Kriegszeichner für die Leipziger Illustrierte Zeitung begonnen hatte. Im Sommer 1885 ging er in die USA, wo er in Milwaukee zusammen mit den ebenfalls deutschen, meist aus Sachsen stammenden Malern August Lohr, Bernhard Schneider, Hermann von Michalowsky, Franz Rohrbeck und Robert Klötze für die American Panorama Company ein Team bildete, das in den folgenden Jahren Schlachten des US-Bürgerkriegs in patriotischen Riesenrundgemälden, z.T. in mehrfachen Kopien verherrlichte: 1885/86 „Panorama Battle of Missionary Ridge“, 1886 „Panorama Battle of Atlanta“. 1887 war

er an einem der vielen Plagiate des finanziell erfolgreichsten und am häufigsten kopierten Panoramas beteiligt, dem „Panorama Jerusalem on the Day of the Crucifixion“. Das letzte Panorama, an dem Heine mitarbeitete, war im Jahr 1900 – inzwischen war der Boom der Riesenrundgemälde zusammengebrochen – William Wehners „The Battle of Manila“ in San Francisco. Zwar brachte die Dresdner Akademie zahlreiche Panoramisten und PanoramaMitarbeiter hervor, als Schauplatz von Panorama-Ausstellungen jedoch spielte die Stadt, anders als beispielweise München oder Berlin, keine herausragende Rolle. Eine feste, dauerhaft bespielte Panoramarotunde erhielt Dresden erst gegen Ende des Jahrhunderts. Sie wurde 1883 nahe des Böhmischen (heute: Haupt-) Bahnhofs am Wiener Platz, am Eingang zur Prager Straße errichtet. Hier sah man u.a. das von Eugen Bracht und seinem Team geschaffene Riesenrundgemälde „Die Sachsen vor Paris am 2. Dezember 1870“, ein Gefecht des deutsch-französischen Kriegs, bei der sich sächsische Regimenter besonders hervorgetan hatten. 1901 wurde das Panorama abgerissen, um dem prunkvollen Gebäude der Dresdner Feuerversicherung Platz zu machen.

Blick vom Schloßturm in den Zwinger. Ausschnitt aus C. G. Enslens Dresden-Panorama (ca. 1820) © Museen der Stadt Dresden

PANORAMA-EMPFEHLUNGEN

SATTLERS PANORAMA VON SALZBURG

TOURISMUSBOTSCHAFTER Anders als die Metropolen London, Paris und Wien, wo schon zu Beginn des 19. Jahrhundert feste Panoramarotunden mit wechselnden Riesenrundgemälden bestehen konnten, waren alle anderen europäischen Städte nicht groß genug, als dass sich dort eine dauerhafte Ausstellung von Panoramen gelohnt hätte.

10 Jahre lang und mehr als 30.000 Kilometer mit 300 Zentnern Gepäck und einem Panorama unterwegs in Europa: Die Familie des Panoramamalers J. M. Sattler in ihrem Reiseschiff. Ausschnitt © Salzburg Museum

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Diesen schwierigen Geschäftsbedingungen trug Johann Michael Sattler, der auf Anregung von Kaiser Franz von Österreich 1824 bis 1829 ein Panorama von Salzburg gemalt hatte, von vornherein Rechnung, in dem er einen zerlegbaren und transportablen „Tempel oder Circus aus geglätteten Säulen und Brettern mit mehreren tausend Schrauben zusammengehalten und mit Kupfer gedeckt“ anfertigen ließ, in dem er sein 5 x 26 Meter großes Panorama ausstellen konnte. Mit

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Das liebliche Salzburg, gemalt von Johann Michael Sattler, 1825-1829 © Salzburg Museum

dieser Last von 300 Zentnern bereiste er ab 1830, begleitet von Frau, Sohn und Tochter zehn Jahre lang das nördliche Europa. Die Reise begann mit einem gemütlichen „Wohnschiff“ auf der Elbe und führte ihn bis nach Norwegen. Insgesamt legte Sattler mit seinem Panorama 1400 österreichische Meilen [ca. 30225 Kilometer] zurück, „was vor mir noch keiner gethan, nach mir schwerlich Jemand thun wird“. Und obwohl die Reise mit „unaussprechlichen Mühen, Sorgen, Hunger und Kummer und mit den größten Lebensgefahren“ [Schiffbruch auf der Ostsee]

verbunden war, bereute der Künstler nichts, denn er verstand sich als Botschafter und Tourismuswerber für seine Heimat: „Ich bin der erprobten Überzeugung, daß ich durch mein Panorama nicht nur allein der Stadt und dem Lande Salzburg, sondern auch Österreich viele Tausend Fremde angelockt habe…“. So sieht es übrigens auch Asisi. Das grundlegende restaurierte, 25,53 Meter lange und 4,86 Meter hohe Panorama von Salzburg ist in einem eigens errichteten Gebäude im zweiten Hof der Neuen Residenz in Salzburg zu besichtigen. Mehr Informationen finden Sie unter: www. salzburgmuseum.at/panorama.html


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ASISI NEWS 02 07. 2012

WUSSTEN SIE SCHON?

benachbarten Bahn harmonieren muss. Am Ende entsteht ein gewaltiges Bild aus zusammengenähtem Stoff, mit etwa 3.200 Quadratmetern so groß wie ein Fußballfeld, das etwa 700 Kilogramm wiegt. 2011 hat es eine einfache, aber entscheidende technische Neuerung gegeben: Nach wie vor werden die Panorama-Bahnen zusammengenäht – bis auf eine Naht. Diese wird erst verschlossen, wenn der PanoramaStoff – zusammengeschoben wie eine Gardine – am Boden an einer Schiene befestigt und dann in die Höhe gezogen wird. Dort wird er auf die endgültige Rundschiene übertragen, aufgezogen und in der Endposition zusammengefügt.

Yadegar Asisi unterwegs bei Marx & Moschner © asisi

DRUCKER DER ASISI PANORAMEN AUS DEM SAUERLAND

MARX & MOSCHNER – DIE SPEZIALISTEN Seit dem 360°-Panorama ROM CCCXII, das Yadegar Asisi von 2005 bis 2009 im Leipziger Panometer zeigte, hat die Firma Marx & Moschner GmbH aus Lennestadt in Nordrhein-Westfalen alle monumentalen Panoramen für den Künstler gedruckt. Und das waren seitdem einige: ROM CCCXII, 1756 DRESDEN, AMAZONIEN, PERGAMON, die Neuauflage von ROM 312 und zuletzt von EVEREST. Das werden sicher nicht die letzten sein: DIE MAUER, DRESDEN und LEIPZIG 1813 warten schon… Über 30 Bahnen eines etwa 30 Meter langen Stoffes laufen für ein asisi Panorama

IMPRESSUM asisi GmbH Oranienplatz 2 10999 Berlin

Texte: Karsten Grebe Maria Mouratidou Stephan Oettermann asisi Panometer Leipzig Ulrike Pötzsch Richard-Lehmann-Straße 114 Julia Trachternach 04275 Leipzig Grafik: asisi Panometer Dresden Sandra Knüpfer Gasanstaltstraße 8b 01237 Dresden Handelsregister: Amtsgericht Charlottenburg T +49(0)30.6 95 80 86-0 HRB 116054 B office@asisi.de www.asisi.de Umsatzsteuer ID-Nr.: DE 244 082 809 Geschäftsführer: Yadegar Asisi

durch die Maschinen von Marx & Moschner. „Wir verwenden für den PanoramaDruck die weltweit führenden, digitalen Textildruckmaschinen, die täglich meist 24 Stunden im Einsatz sind“, erläutert Raimund Marx, Gesellschafter von Marx & Moschner. Verwendet wird ein Polyesterstoff, der in dem speziellen Druckverfahren nicht nur brillante Farben erzeugt, sondern auch flammhemmend beschichtet ist. Anschließend werden die Stoffbahnen in einer Halle konfektioniert. Allein das ist eine ingenieurstechnische Meisterleistung, enthalten die Bahnen doch alle einen individuellen Bildinhalt, der haargenau mit dem auf der

Diese Neu-Entwicklung ermöglicht eine viel schnellere und weniger aufwändige Hängung und Auswechslung der Panoramakunstwerke. Daher plant Yadegar Asisi in den nächsten Jahren häufiger die Themen zu wechseln, Interims-Panoramen zu zeigen und viel mehr aus seinem fast 30 Panoramen umfassenden Ideenpool in Berlin, Dresden und Leipzig umzusetzen. Seit 1984 entwickeln Marx & Moschner großvolumige Bildwelten für Messe, Shop und Architektur. Die Kombination aus Erfahrung und aktuellster Sublimationsdrucktechnik haben das mittelständische Unternehmen mit etwa 80 Mitarbeitern zu einem der führenden Unternehmen für digitale Großbildlösungen gemacht. Auch die Weiterverarbeitung der Stoffe erfolgt in der hauseigenen Präzisionskonfektion. Abgerundet wird der Service durch eine europaweite Montage.

NEUE ÄSTHETIK – LEICHT ZU BEDIENEN

WWW.ASISI.DE Rechtzeitig im Vorfeld der Eröffnung zum Panorama ‚DIE MAUER‘ in Berlin präsentiert sich www.asisi.de neu. Das Layout legt den Schwerpunkt auf die Darstellung der bildgewaltigen 360°-Panoramen. Hintergrund-, Programmund Serviceinformationen sind mit Fotostrecken und einem Bildhintergrund versehen, die die Vorfreude auf den Panoramabesuch anfachen.

Screenshot der Homepage © asisi

Bei Menüführung und Seitenaufbau wurde Wert darauf gelegt, dass die Benutzung intuitiv erfolgen kann und viel Raum für die Inhalte lässt. Neben Informationen zum Panoramakünstler Yadegar Asisi und seinen Panoramen findet eine Verknüpfung zu den sozialen Netzwerken blog.asisi.de, facebook.asisi.de und twitter.com/asisi statt.

ASISI: WAS / WANN / WO

LEIPZIG

DRESDEN

BERLIN

AMAZONIEN

ROM 312

PERGAMON

YADEGAR ASISIS ZAUBERBILD DER NATUR

ERLEBNIS DER ANTIKEN WELTSTADT

PANORAMA DER ANTIKEN METROPOLE

FEEDBACK

Bis Anfang 2013

Bis 18. November 2012

Wir freuen uns auf Ihr Feedback.

asisi Panometer Leipzig Richard-Lehmann-Straße 114 04275 Leipzig

asisi Panometer Dresden Gasanstaltstraße 8b 01237 Dresden

Pergamonmuseum Museumsinsel Berlin Am Kupfergraben 10117 Berlin

Besucherservice T 0341.35 55 34-0 F 0341.35 55 34-50 office-leipzig@asisipanometer.de

Besucherservice T 0351.860 39 40 F 0351.860 39 49 office-dresden@asisipanometer.de

Öffnungszeiten Dienstag – Freitag: 10 – 17 Uhr Samstag, Sonntag & Feiertage: 10 – 18 Uhr Montag: geschlossen Letzter Einlass 1h vor Schließung

Öffnungszeiten Dienstag – Freitag: 10 – 17 Uhr Samstag, Sonntag & Feiertage: 10 – 18 Uhr Montag: geschlossen Letzter Einlass 1h vor Schließung

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Ab Jahresbeginn 2013:

Ab 1. Dezember 2012:

EVEREST

DRESDEN

ERLEBNIS ZWISCHEN EXPEDITION UND TRADITION

MYTHOS DER BAROCKEN RESIDENZSTADT

Wie gefallen Ihnen die asisi news? Über welche Themen würden Sie an dieser Stelle künftig gern mehr erfahren? Sie können uns Ihre Meinung und Anregungen mit dem Betreff „asisi news“ an feedback@asisi.de senden. Als Dankeschön erhalten die Absender der ersten zehn E-Mails je zwei Freikarten, die bis Ende 2012 im asisi Panometer Leipzig oder Dresden einlösbar sind. Sie bevorzugen den klassischen Postweg? asisi GmbH, Redaktion asisi news, Oranienplatz 2, 10999 Berlin

FOLLOW US www.asisi.de blog.asisi.de @asisi

Ab 13. Juli 2013:

facebook.asisi.de

LEIPZIG 1813 IN DEN WIRREN DER VÖLKERSCHLACHT

Bis 30. September 2012

Information, Beratung, Buchung Mo – Fr: 9 –16 Uhr, T 030.266 42 42 42 pergamon@smb.museum Öffnungszeiten Montag – Sonntag: 9 – 18 Uhr Donnerstag: 9 – 21 Uhr pergamon-panorama.de Ab 22. September 2012:

DIE MAUER DAS ASISI PANORAMA ZUM GETEILTEN BERLIN Am Checkpoint Charlie

G UN 2 L L TE .201 S S 09 AU 30. ON BIS M A CH RG NO E P UR N


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