Moderne Arbeitswelten in der
KONSTRUKTIV. aspern Seestadt ist der Geburtsort von EVA. Als typische Seestädterin ist EVA selbstkritisch, aber immer zuversichtlich, lieber Trendsetterin statt Mitläuferin.
Moderne Arbeitswelten in der
KONSTRUKTIV. aspern Seestadt ist der Geburtsort von EVA. Als typische Seestädterin ist EVA selbstkritisch, aber immer zuversichtlich, lieber Trendsetterin statt Mitläuferin.
Wie eine Idee zur Stadt wird und wer sie prägt.
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workflow ist gemeinsam mit den Entwicklern der Seestadt der Frage nachgegangen, wie innovative Stadtentwicklung funktionieren kann und soll.
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ROBIN vereint modernes Lebensgefühl und Ressourcenschonung, und ist obendrauf noch der nachhaltigste Workspace der Stadt.
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Das Café Bruno e Marrone sorgt mit seiner Eigenröstung für italienisches Flair in der Seestadt und ist bereits ein beliebter Treffpunkt.
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In ihrem Fahrradgeschäft „United in Cycling“ sind Julian Walkowiak und sein Partner Patrick Bischoff erste Anlaufstelle für glückliche Radfahrer.
20 workflow war mit wienwork-Geschäftsführer Christoph Parak unterwegs und hat Jugendliche mit ihren Ausbildnern getroffen.
Einen neuen Stadtteil zu planen, ist wie das Weben eines großen komplexen Teppichs. Jede Faser – sei es ein Gebäude, ein Geschäft oder eine Initiative – trägt dazu bei, das große Ganze zu formen. Doch dieser Prozess bringt auch Herausforderungen mit sich: Wie schafft man Räume, die nicht nur funktional, sondern auch lebendig sind? Wie gestaltet man eine Umgebung, in der Visionen auf Realität treffen und Menschen sich zu Hause fühlen? Drei Stadtstrategen haben geantwortet und von EVA erzählt, die übrigens auch unser Cover ziert. Ins ROBIN sind die ersten Mieter eingezogen: Das Coccodrillo freut sich über lärmende Kinderhorden und Rechtsanwalt Paul Nagler über die Wohlfühlatmosphäre. Und demnächst wird Kenny’s die Seestädter mit Bowls und Smoothies verwöhnen. Das Bruno e Marrone hat sich binnen kürzester Zeit zum Treffpunkt entwickelt und ist mit seinem Flair und den liebevoll zubereiteten Speisen mehr als nur ein Ort guten italienischen Kaffees. Das Fahrradgeschäft „United in Cycling“ hat sich nicht nur durch fachkundige Beratung, insbesondere für Kinder, einen Namen gemacht, sondern auch eine treue Stammkundschaft aufgebaut. Denn hier geht es um mehr als Räder – es geht um Bewegung, Freiheit und das richtige „Fahrgefühl“. Nicht zuletzt gibt es mit wienwork einen integrativen Betrieb, der Jugendlichen in den verschiedensten Lehrberufen eine Chance bietet. Und natürlich dürfen Tipps zu Veranstaltungen und Fakten zur Seestadt nicht fehlen. Viel Freude beim Lesen!
IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Wien 3420 aspern Development AG, Seestadtstraße 27/13, 1220 Wien. Chefredaktion und Koordination: Wien 3420 aspern Development AG, Ingrid Spörk. Produktion: „Die Presse“ Verlags-Ges.m.b.H. & Co KG, Hainburger Straße 33, 1030 Wien. Geschäftsführung: Herwig Langanger, Andreas Rast. Umsetzung: „Die Presse“ Spezialredaktion: Mag. Kirsten Platzer. Art Direction: Matthias Eberhart. Grafik: Peter Jaunig. Coverfoto: Luiza Puiu. Illustration Cover: Claudia Kozák. Produktion: Alexander Schindler. Hersteller: Druck Styria GmbH & Co KG. Herstellungsort: St. Pölten.
Bis zu 3400 Meter in die Tiefe gehen die Tiefenbohrungen, mit denen ab dem Winter 2024/25 in der Seestadt begonnen wird. Derzeit richtet deeep, ein Gemeinschaftsunternehmen von OMV und Wien Energie, in aspern Seestadt den Bohrplatz für die erste Tiefengeothermie-Anlage Wiens ein. Die Anlage soll künftig klimaneutrale Fernwärme für umgerechnet bis zu 20.000 Wiener Haushalte erzeugen. „Wien hat hier ideale Voraussetzungen, denn es hat ein großes natürliches Heißwasserreservoir tief unter der Stadt und ein gut ausgebautes Fernwärmenetz, um die Energie zu verteilen“, so Peter Weinelt, Generaldirektor der Wiener Stadtwerke.
WASSERTROPFEN
170 Kilometer – diese beeindruckende Strecke legt ein Wassertropfen von der Quelle über die Wiener Hochquellenleitung bis in die Seestadt zurück. Nachzuverfolgen ist das auf der Karte der niederländischen Künstler und Architekten Dear Hunter, die so geographische und soziale Verknüpfungen sichtbar macht. Im Rahmen des europäischen Kunstprojekts Turning the Tide waren Dear Hunter 2024 in der Seestadt und haben ihre Karte speziell für die Seestadt entwickelt. Diese hebt die zentrale Bedeutung von Wasser im urbanen Kontext hervor.
Comic. Aus der Ausstellung am asperner See, die von Künstlerin Pia Plankensteiner gestaltet und von Adina Seeger kuratiert worden war, ist ein Comic geworden. Ende November wurde er im Jüdischen Museum Wien präsentiert. „Was sind eigentlich Rechte –und warum sind sie so wichtig? Was haben Gleichheit, Freiheit und Demokratie damit zu tun?“ Die Antworten auf diese Fragen stehen in der österreichischen Bundesverfassung. Die wichtigsten Inhalte der Verfassung und was sie mit uns zu tun hat, zeigt dieser Comic, aufbereitet für Kinder und Jugendliche.
Takeda zieht in die Seestadt, Ende November 2024 wurde die Dachgleiche für das Forschungs- und Entwicklungsgebäude in der Seestadt gefeiert. Ab 2026 werden hier bis zu 250 Forscher:innen auf 28.000 m2 mit modernen Technologien und innovativen Systemen an biopharmazeutischen Lösungen in den Bereichen Neurologie, Gastroenterologie, Onkologie und seltenen Erkrankungen arbeiten.
Das dritte Gebäude des Technologiezentrums Seestadt ist fertiggestellt. Als erste Mieter können die CSI Additive Manufacturing Consulting GmbH und die nagene GmbH begrüßt werden. Maßgeschneiderte Flächen und ein inspirierendes Umfeld freuen sich auf weitere Technologieunternehmen.
braucht man mit der Schnellbahnlinie S80 vom Bahnhof Aspern Nord zum Wiener Hauptbahnhof. Dabei kreuzt sie mit den U-Bahnlinien U1, U2, U3, U4 und U6 – zurzeit alle Wiener U-Bahnlinien –und schafft so verschiedene Umstiegsmöglichkeiten. Noch schneller fährt der REX, er erreicht den Hauptbahnhof in rekordverdächtigen 18 Minuten.
12.000 Menschen leben derzeit in aspern Seestadt in Wien, über 25.000 sollen es im Endausbau werden. Wie kann das gelingen, wer plant und wer steht hinter den Ideen des innovativen Stadtentwicklungsprojekts? workflow ist diesen Fragen nachgegangen und hat mit den Verantwortlichen gesprochen.
Von Christian Lenoble
Stadtstrategen. Robert Grüneis, Ingrid Spörk, Gerhard Schuster, Wien 3420 aspern Development AG.
Zehn Jahre ist es her, dass die ersten Bewohner in die Seestadt eingezogen sind. In den 2030er-Jahren soll eines der größten und vor allem innovativsten Stadtentwicklungsgebiete Europas komplett fertiggestellt sein. Gut 11.500 Wohneinheiten für mindestens 25.000 Bewohner werden dann ebenso errichtet sein wie Flächen für Geschäfte, Lokale, Gewerbe und Produktion, Bildung, Kultur und Sport. Mit dem Raum für rund 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze wird dafür gesorgt, dass das Wohnen und Arbeiten zusammenwächst.
Die Entwicklung des neuen regionalen Zentrums in der Donaustadt erfolgt in Etappen, sprich in Quartieren. Drei davon − Pionierquartier, Seeparkquartier, Am Seebogen – gibt es schon, hier leben aktuell 12.000 Seestädter. Gut 5000 Menschen arbeiten bereits im Stadtteil. Nun laufen die Vorbereitungen für die nächsten Bauvorhaben im Seecarré am Nordwest-Ufer des Sees. Zeit für eine Zwischenbilanz. Aber es wäre nicht die Seestadt, wenn es nicht um mehr ginge: Sie will noch besser werden.
Auf dem Prüfstand. EVA – anfangs nur ein Kürzel für Evaluierung – heißt das größte interne Projekt seit der Gründung der Seestädter Entwicklungsgesellschaft Wien 3420. Es dauerte gut zwei Jahre. Die Idee dahinter: Das Erreichte einer kritischen Prüfung unterziehen, um für die kommenden Entwicklungsetappen bestmöglich gerüstet zu sein.
Gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Beratungsteam der Urban Innovation Vienna, der Klima- und Innovationsagentur der Stadt Wien, wurde die Seestadt auf den Prüfstand gestellt, Zwischenbilanz gezogen sowie der Beschluss gefasst, ein Set an Zielfeldern samt KPIs – also Key Performance Indicators – für die weitere Entwicklung festzulegen. Der erste Schritt dazu ist getan: Der Report 2024 „EVA − Evaluierung, Zwischenbilanz und Zielsystem für aspern Seestadt“ liegt vor. Nun beschäftigt sich die Wien 3420 aber bereits mit dem nächsten Schritt, denn nach diesem Pilotmonitoring wird regelmäßig reportet, 2025 zum ersten Mal über den Großteil der KPIs.
Im Interview. Was EVA zum Gelingen des Gesamtprojekts beitragen kann, warum das Schaffen belastbarer Qualitätsdaten wichtig ist und welchen Stellenwert Teamarbeit und Imagebildung haben, erläutern im Interview die Vorstände der Wien 3420 aspern Development AG. Welche Rolle bei der Quartiersentwicklung die Abhaltung von Bauträger-Wettbewerben erfüllt und was man sich vom nächsten Quartier Seecarré erwarten darf, darüber berichten die Geschäftsführer des wohnfonds_wien.
Informationen
Unter folgendem QR-Code finden Sie Informationen zur Zwischenbilanz EVA und den weiteren Zielen für aspern Seestadt.
Ohne wechselseitiges Verständnis baut man keine Stadt
Was trägt die umfassende Strategie-Evaluierung EVA zum Gelingen des Projekts „aspern Die Seestadt Wiens“ bei? Ein Gespräch mit den Vorständen der Wien 3420 aspern Development AG, Gerhard Schuster und Robert Grüneis, und Kommunikationschefin Ingrid Spörk über kritische Blicke, belastbare Fakten und die Kunst, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Was waren Ausgangslage und Beweggründe für das Evaluierungsprojekt EVA?
Gerhard Schuster: Es gab verschiedene Motivationen. Einerseits stehen wir etwa bei der Halbzeit der Entwicklung der Seestadt. Also wollten wir Rückblick und Ausschau halten und dabei analysieren: Was hat wie geplant funktioniert, wo gibt es Verbesserungspotenzial, wie machen wir weiter? Zusätzlich geht es schon auch darum, faktenbasierte Antworten auf Zuschreibungen zu geben, die einfach nicht stimmen. Das geht am besten, wenn man objektiviert, für belastbare Qualitätsbeschreibungen oder Zahlen sorgt und diese nach außen kommuniziert.
Robert Grüneis: Die Entwicklung eines ganzen Stadtteils ist ein langwieriges Projekt, bei dem sich im Laufe der Zeit Rahmenbedingungen verändern. Umso wichtiger ist es, auf den Prozess immer wieder genau hinzuschauen. Es ging uns um eine kritische Positionsbestimmung und um Transparenz gegenüber Bewohnern, Projektpartnern, Investoren und jenen Personen, die die Seestadt politisch zu vertreten haben.
Wie wichtig war es, für diese Positionsbestimmung auch externe Experten heranzuziehen?
Ingrid Spörk: Sehr wichtig, wenn man einen möglichst objektiven Blick bekommen will. Eine zentrale Säule der
Ingrid Spörk, Mediensprecherin aspern Seestadt: „Fakten noch besser kommunizieren und Vorurteile abbauen.“
Strategie-Evaluierung war, neben der Marktforschung und einer sehr umfangreichen Bewohnerbefragung, ein sogenannter „Deep Dive“. Dafür wurden mehr als 100 interne wie externe Experten – und dazu zählten auch Vertreter von Seestädter Institutionen und Unternehmen – in Fokusgruppengesprächen und Einzelinterviews zu den Qualitäten der Seestadt, aber auch zu Herausforderungen und Potenzialen befragt. Gemeinsam mit einem Team der Urban Innovation Vienna, wurden die gewonnenen Informationen ausgewertet und zugleich alle Strategiekonzepte neu geprüft und reflektiert. Die vielen unterschiedlichen Blickwinkel zu sehen, war extrem spannend. Und uns wurde auch klar, dass wir vieles einfach noch nicht gut genug kommuniziert haben. Stichwort kritische Prüfung. Was sind die wichtigsten Learnings aus den vergangenen Jahren?
Gerhard Schuster: Die Erkenntnis, dass gerade dann, wenn sehr viele Akteure an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, es einen roten Faden und einen Rahmen braucht, in dem alle Beteiligten zusammenkommen und sich abstimmen können. Wir haben daher bei der Entwicklung des dritten Quartiers, „Am Seebogen“, das Format der Quartierswerkstatt ins Leben gerufen. In regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen wird dabei der Kommunikationsfluss zwischen den verschiedenen Projektentwicklern, aber auch den beteiligten Magistratsabteilungen unterstützt und ein gemeinsames Bewusstsein für bauplatzübergreifende Zielsetzungen gefördert. Ein einfaches Konzept mit großer Wirkung.
Robert Grüneis: Wir haben gelernt, wie wir es anstellen, alle Beteiligten zu involvieren. Wechselseitiges Verständnis ist von größter Bedeutung. Die Energieversorger beispielsweise haben andere Prioritäten als die Bauträger. Aber wenn
sie sich diesbezüglich austauschen, wenn man sich im Planungsprozess kontinuierlich trifft und bespricht, dann steigt die Chance, Fehler zu vermeiden und Interessenskonflikte zu zerstreuen. Die Prozessbeteiligten können so aufeinander zugehen und am Ende ein besseres Ergebnis für alle erzielen. Entscheidend ist auch, dass wir auf Basis einer klaren Strategie seitens der Stadt Wien arbeiten können. Mit der Smart City Rahmenstrategie als Startpunkt gab es von Anfang an eindeutiges Commitment von Politik und Magistratischen Dienststellen. Das Ziehen an einem Strang erleichtert zielgerichtetes Arbeiten.
Steine am Weg scheint es dennoch zu geben, am Beispiel der umstrittenen Fertigstellung der Stadtstraße mit der Anschlussstelle Ost, die aufgrund einer UVPAuflage für die Weiterentwicklung der Seestadt im Norden notwendig ist.
Gerhard Schuster: Es ist leider schwer, gegen eine dogmatische Haltung mancher Personen anzukämpfen, die meinen, dass selbst in der Region mit dem stärksten Bevölkerungswachstum kein Meter Straße mehr gebaut werden darf. Tatsache ist, dass wir ein Minimum an zusätzlicher Straßeninfrastruktur brauchen, um die Seestadt wie geplant weiter ausbauen zu können. Die Anschlussstelle West der Stadtstraße soll ja bis Ende 2026 fertig sein, dann kann auch mit der Besiedelung des Quartiers Seecarré und einiger anderer Projekte begonnen werden. Die restlichen Bauten im Norden sind aber an die Fertigstellung der sogenannten S1-Spange und der zweiten Anschlussstelle gekoppelt.
Robert Grüneis: Ein Stadtteil ist wie ein Körper mit Hirn und Herz, aber eben auch mit Arterien und Venen für den Energiefluss in die Stadt hinein und aus der Stadt heraus, also für den Ziel- und für den Quellverkehr. Aber reden wir
Gerhard Schuster, CEO der Wien 3420 aspern Development AG: „Quartierswerkstätten sind ein einfaches Konzept mit großer Wirkung.“
Robert Grüneis, Vorstand der Wien 3420 aspern Development AG: „An einem Strang zu ziehen, erleichtert zielgerichtetes Arbeiten.“
diesbezüglich doch lieber über alle anderen Maßnahmen in Sachen Verkehrsinfrastruktur, die wir forcieren, um den motorisierten Individualverkehr so klein wie möglich zu halten.
Die da wären?
Robert Grüneis: Die wesentlichen Bausteine unseres Mobilitätskonzepts sind die sehr gute öffentliche Verkehrsanbindung, siehe U2 und S80 und demnächst die Straßenbahnlinie 27, sowie aktive Formen der Mobilität, also Rad fahren und zu Fuß gehen. Unser angestrebter Modal Split bei der Verteilung des Nahverkehrs in der Seestadt lautet: 40 Prozent Radfahren und Gehen, 40 Prozent öffentlicher Verkehr und nur 20 Prozent Autoverkehr. Um das zu realisieren, setzen wir viele Maßnahmen, etwa die Optimierung der Citylogistik, bei der Konzepte und Ideen der TU Wien einfließen, die Zusammenarbeit mit den Wiener Linien, Car-Sharing-Angebote, Verleihsysteme für E-Bikes, Räder und E-Lastenräder oder auch die Errichtung von Sammelgaragen, um mehr öffentlichen Platz für Fußgänger und Radfahrer zu schaffen. Verkehrsbedingte Schadstoffe reduzieren wir auch mithilfe unseres Baulogistik- und Umweltmanagementkonzepts. Aushubmaterialien werden weitestgehend vor Ort zwischengelagert und wiederverwertet. Damit haben wir bis dato rund 7,5 Millionen km an LKWTransporten eingespart, umgerechnet rund 8400 Tonnen CO2!
Gerhard Schuster: Dass die eingeschlagene Richtung stimmt, konnten wir übrigens mit EVA dokumentieren. Mit Verkehrszählungen lässt sich messen und nachweisen, dass wir bezüglich des Modal Splits und der Reduktionsziele des motorisierten Individualverkehrs ausgezeichnet liegen. Eine Zahl als Beispiel: Die niedrige Kfz-Quote von 242 Autos pro
1000 Einwohner. Mit unseren neuen KPIs drehen wir außerdem an zusätzlichen Schrauben.
Gehört zu den Zielen der Wien 3420 auch die positive Außendarstellung der Seestadt?
Ingrid Spörk: Natürlich ist das Image wichtig, um ein neues Stadtviertel weiter mit Leben zu füllen. Interessanterweise haben die Seestädter ein sehr positives Bild von ihrem Wohnort − bei der Messung der Wohnzufriedenheit waren 93 Prozent der Befragten „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“, während Externe kritischer auf die Seestadt blicken. Ähnliches gilt für die Wirtschaftstreibenden. Je besser man also die Seestadt kennt, desto positiver nimmt man sie wahr. In diesem Sinne wollen wir Menschen in die Seestadt bringen, damit sie sich ein Bild vor Ort machen können. Und wie schon gesagt müssen wir Fakten noch besser kommunizieren, um Vorurteile abzubauen. Die Seestadt wird zum Beispiel als „zu weit außerhalb von Wien“ wahrgenommen, Fakt ist aber, dass man mit der U2 in 25 Minuten mitten in der City am Schottentor ankommt, mit der Bahn in rund 20 Minuten am Hauptbahnhof. Andere wiederum sprechen von einem hohen Grad an Versiegelung. Dem können wir konkrete Zahlen zum Grünanteil und der Zahl der gepflanzten Bäume und vor allem einen unglaublich geringen Bodenverbrauch entgegenhalten.
Robert Grüneis: Zusätzlich werden wir künftig noch mehr kulturelle, sportliche und gesellschaftliche Attraktionspunkte schaffen – man soll die Seestadt kennenlernen.
Gerhard Schuster: Womit wir wieder beim sinnstiftenden Beitrag von EVA wären. Es geht um belastbare Qualitätsbeschreibungen, um einerseits künftige Prozesse zu verbessern und andererseits ein richtiges Bild der Seestadt zu transportieren.
Stadtentwicklung. Die beiden wohnfonds_wienGeschäftsführer Gregor Puscher und Dieter Groschopf über Wettbewerbe und Zukunftsaussichten.
In der Seestadt steht der mittlerweile fünfte Bauträger-Wettbewerb des wohnfonds_wien und der Wien 3420 an. wohnfonds_wien-Geschäftsführer Gregor Puscher und der stellvertretende Geschäftsführer Dieter Groschopf im Interview.
Wie lauten die Schwerpunktthemen und was dürfen sich die künftigen Bewohner des Quartiers Seecarré erwarten? Ein Gespräch über Klimafitness, Offenheit und ein erstes Fazit.
Der wohnfonds_wien ist für die Bereitstellung und Entwicklung von Grundstücken für den sozialen Wohnbau verantwortlich. Welche Rolle spielen dabei Bauträger-Wettbewerbe?
Gregor Puscher: Seit der Einführung der vom wohnfonds_wien ausgeschriebenen Bauträger-Wettbewerbe im Jahr 1995 werden alle Wohnbauprojekte, die mit Mitteln der Wohnbauförderung des Landes Wien gefördert errichtet
werden, nach den Kriterien Architektur, Ökonomie, Ökologie sowie soziale Nachhaltigkeit bewertet. Durch diese Themenstellungen der Wettbewerbsverfahren können ganz gezielt Schwerpunkte gesetzt werden, die sich bei jedem einzelnen Projekt an den ortsspezifischen Bedürfnissen der Bevölkerung orientieren. Für die Bewertung ist eine interdisziplinäre und unabhängige Jury zuständig. Diese setzt sich aus Experten aller relevanten Themengebiete zusammen und beurteilt Projekte in objektiver und kritischer Weise. Bauträger-Wettbewerbe stellen ein maßgebliches Lenkungs- und Qualitätssicherungsinstrument der Stadt dar, wenn es darum geht, ein bedarfsgerechtes und leistbares Wohnungsangebot zu schaffen.
Georg Wilke, aspern Seestadt
Klimafitte Straße. Im Seecarré wird nach den Prinzipien des kreislauffähigen Bauens für die nächsten Generationen geplant. So wird leistbarer und nachhaltiger Lebensraum geschaffen.
Dieter Groschopf: Die offene Kriterienliste der vier Säulen Architektur, Soziale Nachhaltigkeit, Ökonomie und Ökologie verstehen wir als eine Anregung zu einer vertiefenden Auseinandersetzung rund um die Qualitäten des geförderten Wohnbaus in Wien. Wichtig ist die Flexibilität, um offen für neue Ideen und Konzepte zu bleiben. Diese Offenheit ist notwendig, um den gesellschaftspolitischen Entwicklungen und Veränderungen gerecht zu werden. In der Seestadt steht der mittlerweile fünfte BauträgerWettbewerb des wohnfonds_wien und der Wien 3420 an. Es geht um die Entwicklung von zwei Baufeldern im Quartier Seecarré. Welche Schwerpunkte werden hier gesetzt?
Gregor Puscher: Das Seecarré zeichnet sich unter anderem durch ein innovatives Grünraumkonzept aus, wird nach dem Seestädter Gebäudestandard aspern klimafit errichtet und soll ein eigenes Anergienetz bekommen, sprich eine besonders ökologische Variante eines Wärmeversorgungsnetzes, das mit niedrigen Übertragungstemperaturen in der Nähe der Umgebungstemperatur arbeitet und daher sowohl Wärme als auch Kälte bereitstellen kann. Dem Energie- und Ökologiethema kommt also große Bedeutung zu – was in der Seestadt, die als Klimavorzeigestadtteil gilt, nichts Neues ist. Zum Thema Klimafitness gehören auch die Aspekte Klimaresilienz und Ressourcenschutz, Stichwort kreislauffähiges Bauen. Dabei geht es darum, Gebäude so zu gestalten und zu errichten, dass ihre Materialien am Ende ihrer Nutzungsdauer wiederverwendet, recycelt oder biologisch abgebaut werden können.
Dieter Groschopf: Das Seecarré steht zudem im Zeichen eines weiteren großen gesellschaftlichen Themas, bei dem
der demografischen Entwicklung Rechnung getragen wird. Konkret geht es um Wohnungsangebote für die ältere Bevölkerung, um selbständiges, betreubares und betreutes Wohnen. Dabei spielen auch die Nutzungen leicht zugänglicher Erdgeschoßzonen für die funktionale Begegnung eine Rolle. Im Fokus stehen weiters Wohnformen für Alleinerziehende und ein Gesundheitsschwerpunkt.
Die Seestadt hat mit der Strategie-Evaluierung EVA u. a. eine Zwischenbilanz gezogen. Wie sieht Ihr bisheriges Fazit mit Blick auf die Entwicklung dieses neuen Stadtteils in den vergangenen zehn Jahren aus?
Gregor Puscher: Die Seestadt ist aus unserer Sicht ein herausragendes Beispiel für nachhaltige und zukunftsorientierte Quartiersentwicklung. Das wird auch von der Fachwelt honoriert, was aus den Rückmeldungen der zahlreichen Besucherdelegationen abzulesen ist. Als Entwickler leistet die Wien 3420 ausgezeichnete Arbeit. Sie sind vor Ort, kennen den Alltag der Bewohner und Wirtschaftstreibenden, sind Ansprechpartner und Anlaufstelle und kümmern sich um alles, was mit der Entwicklung der Seestadt zu tun hat. Diese Präsenz ist ein Garant für eine positive Identifikation der Menschen, die hier wohnen und arbeiten − und somit ein zentraler Erfolgsparameter. Wir blicken mittlerweile auf vier abgeschlossene, erfolgreiche Bauträger-Wettbewerbe zurück, mit denen geeignete leistbare Wohnlösungen und städtebauliche Akzente umgesetzt wurden. Und wir sind sehr zuversichtlich, dass mit dem Bauträger-Wettbewerb im Quartier Seecarré ein weiterer Beitrag für die Vielfalt des umfangreichen Wohnungsangebots geleistet wird. Zum Nutzen der Seestädter. Weil nur darum geht es schlussendlich.
Erlebnisraum im ROBIN. Im Coccodrillo gibt es Abenteuer für die Kleinsten, Netzwerken für die Erwachsenen, und Jugendliche probieren sich im Start-up Lab.
Frisch eröffnet, zeigt der nachhaltigste Workspace der Stadt, wie modernes Arbeiten, Lernen und gemeinschaftliches Leben perfekt ineinandergreifen können.
Von Anna Gruber
Manche Gebäude leben einfach. ROBIN gehört dazu. Spricht man mit den Menschen dahinter, Nutzern, Entwicklern, dann bekommt man fast den Eindruck eines denkenden, atmenden Wesens. Doch alles der Reihe nach. „Das Objekt ist wunderschön“, erzählt Paul Nagler, der seine Rechtsanwaltskanzlei vor kurzem ins ROBIN verlegt hat. „Das ist natürlich ein wichtiger Punkt. Dazu kommt, dass die Lage innerhalb der Seestadt einfach perfekt ist: es liegt sehr zentral, ist an die U-Bahn angebunden, nahe am Hauptplatz, auch der See ist nicht weit. Post und Gastronomie sind in der Nähe, was natürlich praktisch ist. Und es ist auch irgendwie ein Landmark, man kann es überall sehen, es fällt auf“, zählt der Obmann des Vereins „Gutes aus der Seestadt“ weiter auf. Man merkt: auch wenn die Checkliste passt – es ist der Wohlfühlfaktor, der Nagler wirklich überzeugt. „Es ist einfach angenehm – es ist hell, hat hohe Räume. Die Farben sind ruhig und sehr stimmig mit der Linienführung. Insgesamt ist alles einfach sehr harmonisch im Zusammenspiel.“
Unternehmertum am Spielplatz. Deutlich bunter geht es bei Coccodrillo zu – denn hier dreht sich alles um das Spielerische. Und zwar auf ganz unterschiedlichen Ebenen: Denn die beiden Schwestern und Unternehmerinnen Manuela Renner und Tamara Baum-
Weitblick. Diesen haben die Architekten beim Bau des ROBIN bewiesen, von der Dachterrasse hat man ihn auch.
gartner-Renner haben hier einen Erlebnisraum für Kinder aller Altersgruppen geschaffen: Der Indoorspielplatz bietet jede Menge Abenteuer für die Kleinen, ist aber so konzipiert, dass sich auch die Eltern in den gemütlichen Lounges wohlfühlen, während der Nachwuchs sich auspowert. Mit dem Karenzcafé bietet man hier außerdem ein Format an, bei dem karenzierte Mitarbeiter und jene mit Kindern zusammenkommen, um Erfahrungen auszutauschen und einfach auf dem Laufenden zu bleiben. „Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern“, erzählt BaumgartnerRenner, „und es passiert einfach leicht, dass man sich aus den Augen verliert, nicht auf dem Laufenden bleibt – und wenn man dann zurückkommt, tauchen Schwierigkeiten auf. Wir wollten einfach eine Plattform schaffen, die den Wiedereinstieg erleichtert – durch Austausch, durch Vorträge, das kann ganz unterschiedlich sein.“ Und dann gibt es da noch das „Start-up Lab“, das die beiden erfinderischen Unternehmerinnen für Jugendliche entworfen haben: „Wir möchten vermitteln, was Unternehmertum eigentlich bedeutet, was es dafür braucht, wie es in der Praxis aussieht. Und anhand des Indoorspielplatzes Coccodrillo kann man das sehr gut veranschaulichen“, so Renner und erzählt: „Es wollen ja immer alle Social Media Manager werden. Dann sagen wir ihnen: ,Na gut, dann über-
Herbststimmung im Hub. Im Robin lassen sich Arbeiten, Leben und Lernen perfekt kombinieren, davon sind auch die aktuellen Mieter überzeugt.
Mit der Eröffnung dieses Standorts setzen wir ein klares und zukunftsweisendes Zeichen: Wir investieren in die Zukunft.
Sandra Puchner Kanzlerin Privatuniversität Schloss Seeburg
legt euch doch einmal, wie ihr diesen Indoorspielplatz dort darstellen würdet? Was wäre eure Strategie?‘“ Den passenden Raum für all das zu finden – das wird wohl niemanden verwundern – war nicht einfach. „Das Schöne am ROBIN ist, dass es so flexibel ist – wir konnten es gestalten, wie wir wollten. Wir haben bewusst Zwischenwände weggelassen, wo immer es möglich war, das haben wir auch sehr genau vorher mit SORAVIA abgestimmt. So haben wir jetzt ein sehr großes Open Space Konzept.“ Insbesondere die Fenster seien ein zusätzliches Asset: „Indoorspielplätze sind oft dunkle Hallen, hier nicht. Das bringt auch eine zusätzliche Flexibilität in der Nutzung für das Karenzcafé oder als Seminarraum.“
ROBIN denkt mit. Nicht nur, was die Lichtsituation angeht, ist ROBIN außerhalb der Norm. Ein kleines Klicken und anschließendes Surren kündigt an, wenn ROBIN lüften möchte. „Ja, das passiert ein paar Mal am Tag, dass plötzlich die Fenster aufgehen“, schmunzelt Nagler. Denn ROBIN reguliert sich selbstständig,
erklärt Anna van der Veeken, verantwortlich für Projektdevelopment beim Entwickler SORAVIA, der hinter ROBIN steht: „In allen Flächen sind Sensoren verbaut, die Temperatur und Lüftung regulieren. Außerdem gibt es Sensoren an der Außenhülle. Dahinter steht eine Software, die das Gebäude reguliert.“ Diese Software ruft beispielsweise auch Wetterprognosen ab und bezieht sie in die Gebäuderegulierung mit ein. „Wenn das System weiß, dass in ein paar Tagen ein Kälteeinbruch kommt, dann kann es das Gebäude darauf vorbereiten – denn das System braucht eine gewisse Vorbereitungszeit.“ Das liegt daran, erklärt van der Veeken, dass ROBIN sehr viel Speichermasse hat: „Wir nehmen damit wieder Bautechniken auf, die über Jahrhunderte verwendet wurden – denken Sie an alte Bauernhäuser, mit ihren dicken Wänden. Diese Gebäude brauchen ein bisschen, bis sie sich aufheizen, aber dann speichern sie die Wärme sehr lange –genauso im Sommer, wo es sehr lange angenehm kühl bleibt. Genauso halten wir es mit ROBIN – wir haben deshalb auch Ziegel verwendet statt Beton.“
Kombiniert mit einem intelligenten System, das diese Speichermasse nutzt und steuert, ergibt das nicht nur einen geringen CO2-Abdruck, sondern auch sehr niedrige Betriebskosten für die Nutzer: „Wir liegen jetzt bei ungefähr 2,50 pro Quadratmeter“, so van der
Lebewesen. Spricht man mit den Entwicklern oder Unternehmern, die im ROBIN arbeiten, glaubt man fast, es mit einem lebenden Geschöpf zu tun zu haben.
Neues Leben. Neben der Privatuniversität Schloss Seeburg ziehen weitere HochschulInstitute und Lokale ein.
Das Schöne am ROBIN ist, dass es so flexibel ist – wir konnten es gestalten, wie wir wollten.
Manuela Renner Coccodrillo-Gründerin
Veeken. Am Anfang war ROBIN noch ein wenig in einer Selbstfindungsphase, erzählt Nagler: „Wir bekommen auch immer noch oft die Bitte um Feedback von der Hausverwaltung: ,Ist es zu heiß oder zu kalt?‘ Anfangs hat man noch ein bisschen experimentiert, wo dieser Sweet Spot ist, bei dem sich alle wohlfühlen – und jetzt passt es sehr gut.“
Raum für nachhaltige Bildung. Einen Sweet Spot hat auch die Privatuniversität Schloss Seeburg in ROBIN gefunden, die einen Teil des Gebäudes als Lehr- und Lernumgebung nutzt, erklärt Kanzlerin und Leiterin der Universitätsverwaltung, Sandra Puchner: „Die Seestadt bietet durch ihre hervorragende Anbindung an den
Neuzugang. Rechtsanwalt
Paul Nagler ist von seinen neuen Räumlichkeiten im ROBIN restlos begeistert. Lage, Kosten und Flexibilität der Bauträger, alles passt.
Verein „Gutes aus der Seestadt“
Dazu kommt, dass die Lage innerhalb der Seestadt einfach perfekt ist.
Paul Nagler Rechtsanwalt
öffentlichen Nahverkehr eine ideale Erreichbarkeit von der Wiener Innenstadt und ist damit für unsere Studierenden bestens geeignet. Gleichzeitig harmoniert die Einbettung in die Natur perfekt mit dem Gebäudekonzept und unserer nachhaltigen Ausrichtung. Mit der Eröffnung dieses Standorts setzen wir ein klares und zukunftsweisendes Zeichen: Wir investieren in die Zukunft.“ In Zukunft möchte man auch die Nachbarschaft nutzen, um das eigene Studienangebot praxisnah auszubauen und Netzwerke zu schaffen: „Die Studierenden der Privatuniversität Schloss Seeburg sind vielfältig, doch sie verbindet ein gemeinsames Ziel: der Wunsch nach einer praxisnahen, flexiblen und zukunftsorientierten
Ausbildung. Unsere Universität richtet sich besonders an berufstätige Studierende sowie an Menschen mit besonderen Herausforderungen, wie beispielsweise mit Familie oder Spitzensportler. Derzeit befinden wir uns in einem aktiven Austausch mit den benachbarten Unternehmen und Organisationen, um diese besser kennenzulernen und mögliche Synergien auszuloten. Schon jetzt zeichnen sich spannende Ansätze und vielversprechende Kooperationsmöglichkeiten ab, die das Potenzial haben, unseren Standort weiter zu stärken. Besonders im Bereich Fußball sehen wir durch die räumliche Nähe zur zukünftigen Akademie des ÖFB interessante Perspektiven. Da wir bereits in verschiedenen Projekten erfolgreich mit dem
Ein harmonisches Zusammenspiel ist es auch, was sich Paul Naglers Verein „Gutes aus der Seestadt“ zur Aufgabe gemacht hat. Dabei liegt der Fokus auf einer Vernetzung der Mitgliedsbetriebe untereinander und darüber hinaus. Außerdem kooperiert man bei der Bewerbung von Produkten und Dienstleistungen und organisiert Veranstaltungen. Dazu gehören heuer etwa der „Seestadt Adventkranz“, bei dem jedes Adventwochenende eine andere weihnachtliche Aktivität angeboten wird, aber auch das Seestadt Straßenfest oder Events wie die Show „FALCO Forever“ im vergangenen Sommer.
ÖFB zusammenarbeiten, eröffnet uns diese Nähe neue Möglichkeiten, die bestehende Partnerschaft auszubauen und die Vernetzung in diesem Segment zu intensivieren.“
Raum für Gemeinsamkeiten. Auch ROBIN selbst bietet durch seine Architektur und Konzeption Raum für Vernetzung. Gemeinschaftsbereiche wie die großzügige Terrasse oder die Innenhöfe laden zum Verweilen ein, erzählt Anna van der Veeken, und auch die Konferenzräume können für Vernetzung verwendet werden. Entsprechend dem durchgehenden Stadtentwicklungskonzept der Seestadt wird auch die Erdgeschoßzone für Gastronomie und andere Versorgungsinfrastruktur genutzt. Jüngster Zuwachs in diesem Bereich ist übrigens Kenny’s – der Anbieter von Póke Bowls und frischen Smoothies wird im Gebäudeteil der Universität einziehen.
Information. Haben Sie Interesse, ROBIN genauer kennenzulernen?
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Röstfrische Bohnen. Das Café der beiden Gründer Aramis Karyagdi und Julian Preuschl-Spiegelfeld ist bereits nach einem halben Jahr ein beliebter Fixpunkt für die Bewohner:innen der Seestadt.
Seit knapp einem halben Jahr betreiben Aramis Karyagdi und Julian Preuschl-Spiegelfeld das Café „Bruno e Marrone“ und sorgen mit ihrem selbst gerösteten Kaffee für italienisches Flair in der Seestadt, in der sich immer mehr Gastronomiebetriebe niederlassen, wovon auch der Handel profitiert.
Von Christian Scherl
Pinsa und Torten. Zum röstfrischen italienischen Kaffee gibt es köstliche Mehlspeisen und die aus Sauerteig hergestellte Pinsa.
In einem dynamisch wachsenden Stadtteil wie der Seestadt bedarf es parallel auch der vernünftigen Entwicklung einer Infrastruktur an Nahversorgern, Gastronomie und Handel. Zu diesem Zweck gründete die Wien 3420 aspern Development AG bereits 2012 gemeinsam mit dem Retailexperten Spar European Shopping Centers (SES) ein Joint Venture: die aspern Seestadt Einkaufsstraßen Gmbh, um den optimalen und bedarfsgerechten Mix sicherzustellen. Immer mehr interessante Gastronomiebetriebe finden in der Seestadt ihr neues Zuhause. Jüngstes Mitglied ist das reizende Café „Bruno e Marrone“ direkt neben der U2-Station Seestadt.
Der Musiker & der Koch. Schon nach wenigen Monaten ist das „Bruno e Marrone“ schlichtweg nicht mehr aus der Seestadt wegzudenken. Die beiden Gründer Aramis Karyagdi und Julian Preuschl-Spiegelfeld liefen sich vor wenigen Jahren zufällig im dritten Bezirk über den Weg und fanden bei ihren ersten Gesprächen rasch heraus, dass sie eine Leidenschaft für dieselben Themen haben: Gastronomie, Kultur und guten, italienischen Kaffee. „Wir befanden uns beide in einer Phase des beruflichen Umbruchs und suchten eine Veränderung“, erzählt Julian, der rund 16 Jahre lang im Jazz- und Musicclub Porgy & Bess
arbeitete, aber auch in einem Laden im dritten Bezirk jobbte, der Espressomaschinen vertreibt. „Da habe ich festgestellt, dass eine Tasse Kaffee stets glücklich macht“, sagt der ausgebildete Jazztrompeter. Aramis kommt aus einer ganz anderen Ecke. Der gebürtige Münchner ist gelernter Koch und arbeitete in renommierten Lokalen, wie dem Ikarus im Hangar 7 in Salzburg oder dem Steirereck in Wien, ehe er sich zum Foodand Beverage-Manager fortbildete und in einem Hotel im ersten Bezirk für die kulinarischen Konzepte verantwortlich war. Dann aber tüftelte er lieber gemeinsam mit Julian an einer Idee zur eigenen Kaffeerösterei. Die beiden waren von ihrer Vision so überzeugt, dass sie sogar ihre alten Jobs kündigten. „Ursprünglich fassten wir einen Standort im dritten Bezirk ins Auge, weil dort ein Lokal frei wurde, doch man hat unsere Bewerbung weitergeleitet“, erinnert sich Julian zurück, der nicht unglücklich war,
dass sich daraufhin die Seestadt meldete und von dem Konzept der jungen Gründer überzeugt war.
Da habe ich festgestellt, dass eine Tasse Kaffee stets glücklich macht.
Julian Preuschl-Spiegelfeld
Alter Egos. Schließlich merkt man „Bruno e Marrone“ an, wie viel Herzblut in dem Brand steckt. „Wir haben uns lange den Kopf zerbrochen, welcher Name unsere Geschichte am besten transportiert“, sagt Aramis. Die zündende Idee hatte dann sein Kollege Julian. „,Braune Bohne‘ heißt auf italienisch ‚chicco bruno‘ und auf lateinisch ‚faba marrone‘. Wir sind also die beiden braunen Bohnen.“ Ein Alter Ego zu haben, sei laut Julian auch gut, um eventuelle negative Kritiken leichter von der Seele zu kriegen, denn er machte als Musiker durchaus die Erfahrung, dass positive Kritik schnell verpufft, während Negatives lange haften bleibt. Obwohl diese Befürchtung in der Seestadt nahezu unbegründet ist. „Es ist faszinierend, wie aufgeschlossen die Menschen in diesem Stadtteil gegenüber Neuem sind. Täglich hören wir von unseren Gästen, wie glücklich sie sind, dass wir und die Seestadt zusammengekommen sind“, sagt Julian. Aber die Alter Egos Chicco Bruno und Faba Marrone können noch viel mehr. „Sie stammen aus einer anderen Epoche und sind mit der Erfahrung italienischer Röstmeister ausgestattet, sodass sie uns und unseren Gästen peu à peu neue Geheimnisse verraten“, sagt Julian augenzwinkernd. „Gegenwärtig ist in den Metropolen der aus Skandinavien stammende Trend ‚Speciality Coffee‘ total ange-
Akzeptanz. „Vom ersten Tag an wurde das Café regelrecht gestürmt“, freuen sich die beiden Neo-Gastronomen.
sagt, bei dem hochwertiger Kaffee sehr hell geröstet wird und man Aromen von verschiedenen Früchten erschmecken kann“, erklärt Aramis. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, weil wir von der italienischen Rösterei überzeugt sind. Im Unterschied zu italienischen Kaffeehäusern verwenden wir aber ausschließlich hochqualitative, faire und nachhaltige Bohnen.“
Gut und vegan. Zu einem guten Kaffee gehören natürlich auch Mehlspeisen. Hier arbeitet das tüchtige Geschäftsduo mit einer Patisserie zusammen. In der Küche bereitet Aramis zudem Pinsa zu. Im Unterschied zur klassischen Pizza werden Pinsas aus Sauerteig hergestellt und liegen nicht so schwer im Magen. „Da sich die Bedürfnisse der Gäste ständig weiterentwickeln, werden auch immer öfter vegane Speisen gewünscht“, sagt der gelernte Koch und gesteht, dass dadurch die Aufwendungen größer werden, aber der Fleiß macht sich bezahlt. Vom ersten Tag an wurde das neue Café regelrecht gestürmt. „Dabei hatten wir damit gerechnet, dass sich die Seestadt eher in einem ‚Dornröschenschlaf‘ befindet und wir den Betrieb locker zu zweit schaukeln können.“ Ein Irrtum. „Wir arbeiteten die ersten Wochen rund um die Uhr, kamen kaum zum Ausruhen.“ Neben dem Job gibt es auch Familie. Julian hat drei Kinder und bei Aramis ist Nachwuchs Nummer zwei unterwegs. Rasch musste also zusätzliches Personal her. „Was sich als nicht so einfach herausstellte, weil es neben
Wir sind von der italienischen Rösterei überzeugt und verwenden ausschließlich hochqualitative, faire und nachhaltige Bohnen.
Aramis Karyagdi
dem Fachkräftemangel auch Überzeugungsarbeit bedarf, Menschen aus der City beruflich in die Seestadt zu locken – auch wenn die Fahrtzeiten kurz sind“, sagt Julian, ist aber überzeugt, dass sich das bald ändern wird, weil die Attraktivität und damit die Anziehungskraft des neuen Grätzls im 22. Bezirk ständig ansteigen. Mittlerweile beschäftigt das kleine Café sechs Teilzeitkräfte, um die täglichen Herausforderungen zu meistern. „Wir werden demnächst auch sonntags geöffnet haben“, versprechen die Geschäftsführer. Damit gibt es für die Gäste bald noch mehr Möglichkeiten, den besten Kaffee in der Seestadt zu genießen.
Auf dem richtigen Kurs. Die Seestadt zeigt also vor, wie Gastronomie und
Handel gegenseitig voneinander profitieren können. Analysen von RegioPlan zeigen, dass es genau auf solche nachhaltigen Konzepte ankommt. RegioPlan ist ein führendes europäisches Beratungsunternehmen, das seit über 35 Jahren unabhängige Marktund Standortanalysen durchführt. Es unterstützt Entscheidungsträger mit fundierten Daten und Beratungskonzepten für Immobilien und den öffentlichen Sektor, indem es demografische und wirtschaftliche Entwicklungen analysiert und Empfehlungen für neue Nutzungen in Innenstädten und Ortskernen gibt.
Eine RegioPlan-Analyse aus dem Jahr 2023 zeigt, dass die Zahl der Gastronomiebetriebe in Österreich in den letzten Jahren gesunken ist, besonders in ländlichen Gebieten. Da Gastronomie eher „Frequenznutzer“ als „Frequenzbringer“ ist, kann sie nicht alle Probleme der Ortskerne lösen. „Aber in Zeiten des Onlinehandels ist es schwieriger geworden, Menschen in die Geschäfte zu bekommen und hier können gastronomische Angebote durchaus mithelfen, die Leute wieder aus den Häusern zu bekommen“, so Monika Hohenecker, Leitung Stadtund Gemeindeberatung bei RegioPlan, die Analogien zu neuen Stadtgebieten sieht. „Aktuell boomen Kombinationsnutzungen, wie etwa Buchcafés, also Kleingastrokonzepte, die in Verbindung mit dem Handel funktionieren bzw. den Handel unterstützen.“
Auch innovative Konzepte, wie Genossenschaften zur gemeinschaftlichen Bewirtschaftung von Gasthäusern und alternative Nutzung durch Projekte wie Gemeinschaftszentren, könnten die Attraktivität der Region steigern. Außerdem sind Kooperationen mit regionalen Produzenten und Tourismus sowie ein Fokus auf Nachhaltigkeit und Qualität entscheidend, um neue Zielgruppen zu gewinnen. „Der Nutzungsmix in der Seestadt passt sehr gut. Man gibt unterschiedlichen Gastronomiekonzepten die Chance, sich hier zu verwirklichen“, sagt Hohenecker. „Vor allem wird auf die Zielgruppen sehr gut eingegangen.“ Das tun auch Bruno e Marrone, deren Lokal ebenfalls eine spannende Kombi bietet, denn auf einer Galerie lädt der InfoPoint der Seestadt zum Eintauchen ein.
Wer in Wien einen Ort sucht, der das Rad hochleben lässt, wird an der Endstelle der U2 fündig. Ist das Radfahren hier Lifestyle-Statement oder einfach nur smart?
Von Christian Scherl
Pedalritter. Julian Walkowiak, seine Frau Fernanda und Patrick Bischoff in ihrer Fahrradwerkstatt. „Wir wollen dafür sorgen, dass Kinder gern radeln.“
Wenn man an der Endstation der U2 in der Seestadt ankommt, spürt man, dass hier irgendetwas anders ist als im restlichen Wien. Und wenn man das Bild der Umgebung auf sich wirken lässt, wird einem plötzlich klar: Nirgendwo in der Stadt sind so viele Kinder auf dem Fahrrad unterwegs wie hier. Hier hat nahezu jedes Kind, sobald es gehen kann, ein Zweirad unter dem Hintern.
„Weil bei der Stadtentwicklung auf den schwächsten Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen wird“, sagt Julian Walkowiak, Gründer des Fahrradgeschäfts „United In Cycling“. Die verkehrsberuhigten Flächen und die breiten Wege laden zum Radfahren ein. Das wird sichtlich genutzt –nicht nur von Kindern, generell inte-
grieren die Bewohner der Seestadt das Fahrrad mehr in den Alltag. Auch die freien Radfahrtrainings in der Seestadt werden begeistert angenommen. Somit geht das Mobilitätskonzept der Seestadt voll auf, das darauf ausgerichtet ist, dass 80 Prozent der Wege im Umweltverbund (Öffis, Rad, zu Fuß) und lediglich 20 Prozent im motorisierten Individualverkehr zurückgelegt werden.
Von Daten und Ideen. Da die Mobilitätsdaten seit mehreren Jahren im sogenannten Mobilitätspanel gesammelt und die Wege der Teilnehmer über eine spezielle App aufgezeichnet werden, können Planungen von Mobilitätsangeboten in der Seestadt kontinuierlich verbessert werden. Zudem bildet die gesammelte Datenbasis die Grundlage für innovative Mobilitätslösungen und Forschungsprojekte, die
im aspern.mobil LAB der TU Wien stattfinden. Bei der angewandten Forschung in der Seestadt arbeiten Wissenschaft, Verwaltung und Unternehmen gemeinsam mit Anwohnern daran, die urbane Mobilität nachhaltiger zu gestalten.
An der kontinuierlich anwachsenden Fahrrad-Community in der Seestadt trägt das Start-up „United In Cycling“ einen wesentlichen Anteil. Julian Walkowiak, seine Frau Fernanda und Patrick Bischoff gingen 2015 als Gewinner aus dem Wettbewerb „Seestadt orchIDEE“ der Einkaufsstraßengesellschaft hervor. Das Trio überzeugte mit seinem Konzept einer Kombination aus Fahrradgeschäft, Reparaturservice und Kaffeehaus. Denn eines war den dreien von Anfang an bewusst – in einer geselligen Atmosphäre fällt es leichter, die Liebe zum Radfahren in verschiedenen Altersgruppen zu wecken und sanfte Mobilität im Alltag zu verankern.
„Wir sind relativ blauäugig in das Projekt reingegangen“, erzählt Julian, der bei der Einreichung des Wettbewerbs noch studierte. Fernanda absolvierte gerade ihre Ausbildung zur Montessoripädagogin und Patrick war als Kindergartenpädagoge tätig. „Wir
hatten keine Erfahrung, wagten aber trotzdem das Abenteuer, denn es hat sich gut angefühlt, in der Seestadt unsere Vision auf die Beine zu stellen.“
Durch die Förderung hatte man in der Gründungsphase keinen großen finanziellen Druck. Jahr für Jahr ist man mit der Seestadt mitgewachsen. „Unser Stammkundenkreis wurde immer größer und wir hatten das Glück, dass wir von Anfang an Woom-Kinderräder in unserem Sortiment hatten. Die Verkäufe gingen durch die Decke und bescherten uns auch viele Kunden von außerhalb der Seestadt.“
Kinder sind eine ganz wichtige Zielgruppe von United In Cycling. „Vor allem Patrick hat in seiner Zeit als Kindergartenpädagoge beobachtet,
Schaltzentrale. Das Fahrradgeschäft ist beliebter Treffpunkt für Radliebhaber.
Nachbarschaftshilfe. Wie so oft in der Seestadt passiert vieles gemeinsam und in Kooperation mit den Nachbarn.
dass viele Eltern ihren Kindern durch unzureichende, billige Räder schon früh die Freude am Radfahren nehmen. Wir wollten bewusst eine Trendumkehr bewirken und dafür sorgen, dass Kinder gern radeln.“ Daher gibt es neben vielen hochwertigen Rädern auch ein spezielles Abo, bei dem Kindern von ein bis zwölf Jahren das jeweils passende und gewartete Fahrrad zur Verfügung gestellt wird.
Umzug in neue Location. Beinahe hätte es United In Cycling nicht in der Seestadt, sondern am Wiener Hauptbahnhof gegeben. Dort hat man das Konzept nämlich bei einem Baugruppenwettbewerb zuvor abgegeben. Da sich jedoch die Mühlen der Entschei-
dungen bei solchen Wettbewerben sehr langsam drehen, entschied sich das Trio auch für die Teilnahme beim Wettbewerb in der Seestadt. Letztlich gewann man beide. Der Hauptbahnhof rief. „Doch wir haben uns für die Seestadt entschieden, weil wir hier schon so stark integriert waren und uns eine neue Vision vorschwebte.“
Man wollte mit der Wien 3420 fünf Nutzungen unter einem Dach realisieren: Café, Verkauf, Werkstatt, Mobilitätspoint und Infopoint. „Um das erfolgreich umzusetzen, hätten wir noch drei Mal so viel Platz benötigt“, resümiert Julian. Zudem kam die Coronapandemie, in der nicht nur der Absatz an Fahrrädern stark zurückging, sondern auch das Geschäft des Kaffeehauses stagnierte. Im Grundkonzept kombinierte das Fahrradcafé 50 Prozent Bike und 50 Prozent Kaffee. „Das Pendel hat klar in Richtung Fahrradshop und Werkstätte ausgeschlagen und wurde zum wirtschaftlich wichtigeren Teil für uns.“ Das Kaffeehaus wurde abgestoßen und es stand ein erneuter Umzug in eine kleinere Location an. Mit dem Nachwuchs im Hause Walkowiak stieg Fernanda aus dem Unternehmen aus, das sich jetzt die beiden Jungs teilen. Während sich Julian um Organisation und Verkauf kümmert, ist Patrick für den Werkstattbereich zuständig.
Angetan von der Seestadt. Julian und Fernanda sind von der Seestadt so angetan, dass sie sogar ihren Lebensmittelpunkt komplett in das neue Stadtquartier verlegten und hierherzogen. „Wir identifizieren uns mit der
Konzept. Verkehrsberuhigte Flächen und breite Wege machen das Radfahren für Familien zum Vergnügen.
Mobilitätsverhalten zu führen, bedarf es vor allem zusätzlich politischen Willen und Vernetzung.
Region. Ich war noch nie in einem Stadtteil Wiens sesshaft, in dem ich mich vom Lebensgefühl und Lebensstandard so wohl gefühlt habe. Es gibt genügend Platz, keinen Autolärm und die Mitmenschen wirken entspannt. Radfahren trägt eindeutig zu dieser positiven Stimmung bei.“
Eine Community und neue Radkultur können aber nur entstehen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. In der Seestadt wird eine fahrradfreundliche Infrastruktur geboten. Das beginnt beim kompetenten Radgeschäft: Hier gibt es neben United In Cycling mit dem Geschäft „Dr. Bike“ einen weiteren exzellenten Rad-Spezialisten. Ein Fahrrad-Hotspot braucht aber auch Fahrradabstellanlagen an Verkehrsknotenpunkten, um das Fahrrad etwa nahtlos mit den Öffis kombinieren zu können. „In Bezug auf Sammelgaragen und den zahlreichen autofreien Straßen kann sich ganz Wien vom Radfahrkonzept der Seestadt durchaus anstecken lassen“, ist Julian überzeugt. Um aber generell zu einem neuen
Mehr Netz! Lang bevor das Rent-abike-Service Wien eroberte, wurde in der Seestadt bereits ein eigenes System entwickelt. Die sogenannte Seestadtflotte war dafür gedacht, die letzte Meile zwischen Wohnung und U-Bahn zu überbrücken. „Sukzessive wurde die Seestadtflotte im Zuge des weiteren Ausbaus der Seestadt flächenmäßig kontinuierlich ausgebaut“, berichtet Andreas Neisen, der bei der Entwicklungsgesellschaft Wien 3420 für den Bereich Mobilitätsplanung zuständig ist. „Das System ist aber mittlerweile in die Jahre gekommen und lässt sich nicht mehr erweitern, weshalb nun der Wechsel der Seestadtflotten-Stationen zum WienMobil Rad System vorgesehen ist.“
„Das Radfahren trägt eindeutig zur positiven Stimmung in der Seestadt bei.“
Julian Walkowiak United in Cycling
Für die Seestadtflotten-Nutzer ergeben sich dadurch gleich mehrere Vorteile. So ist das Leihradangebot nicht mehr nur auf die Seestadt begrenzt, sondern kann in ganz Wien genutzt werden. „Dadurch erleichtert sich die Vernetzung per Rad von der Seestadt mit anderen Regionen“, sagt Neisen. „Auch neue Quartiere im Stadtteil, die bisher keine Stationen haben, bekommen eigene Standorte.“ Aktuell betrifft das das Quartier „Am Seebogen“. Hier entsteht zudem eine Station für Lastenräder. „Die Stationen, die zusätzlich dazukommen, werden vom Mobilitätsfonds finanziert, der sich wiederum aus der Abgabe für Pflichtstellplätze in Sammelgaragen speist“, sagt Neisen und erwähnt, dass man in Zukunft auch verstärkt private Initiativen und betriebliches Mobilitätsmanagement implementieren möchte. Auch bei Unternehmen in der angrenzenden Umgebung der Seestadt. „Hier gibt es noch großen Aufholbedarf, um Mitarbeitende vom Auto zum Rad bzw. zu umweltfreundlicher Mobilität zu bewegen.“
Aus einer Hand. Die Hochbau-Profis helfen beim Malen, Fliesenlegen, Mauern und Renovieren.
Ein Haus, elf Lehrberufe. Christoph Parak ist Geschäftsführer von wienwork und Chef von rund 800 Mitarbeitern.
Freiraum. Ob Rasen mähen, vertikutieren oder pflanzen, die Landschaftsgärtner-Lehrlinge kümmern sich darum.
Integration. In den Werkshallen von wienwork werden Lehrlinge in verschiedenen Lehrberufen ausgebildet.
Saubere Weste. Rund 1500 Kilogramm Wäsche werden täglich in der Großwäscherei professionell gereinigt.
Mit wienwork-Geschäftsführer Christoph Parak auf Rundgang durch die Werkstätten und Lokale eines außergewöhnlichen Unternehmens, das der in der Seestadt lebenden Bevölkerung in vielerlei Hinsicht einen Mehrwert bietet.
Von Gerald Pohl
Wie viele Standbeine ein Unternehmen an einem einzigen Standort entwickeln kann, beweist wienwork, das 1981 als Integrativer Betrieb gegründet wurde und mit rund 800 Mitarbeitern heute der größte Arbeitgeber der Seestadt ist. Das Besondere daran: Integrative Betriebe müssen mindestens 60 Prozent Mitarbeiter beschäftigen, die Behinderungen aufweisen und die am herkömmlichen Arbeitsmarkt nicht unterkommen.
Seit den 1980er Jahren ermöglicht das Behinderteneinstellungsgesetz den Rahmen für die Gründung Integrativer Betriebe. Nach wie vor müssen Arbeitgeber davon überzeugt werden, behinderte Menschen einzustellen. Da dies zu selten geschieht, bezahlen Unternehmen eine Ausgleichstaxe, wenn ihre Quote an Arbeitnehmern mit Behinderung nicht erfüllt wird. Diese finanziert die Integrativen Betriebe, die Menschen einstellen, denen per Bescheid eine Behinderung attestiert wurde.
Drei-Säulen-Strategie. wienwork ist nicht nur ein erfolgreich am Markt agierender Integrativer Betrieb, sondern verfügt mit der Inklusiven Berufsausbildung und dem Jobmanagement über zwei weitere Säulen im Unternehmen. „Wir bilden rund 180 Lehrlinge in elf Lehrberufen in enger Verzahnung mit den Geschäftsfeldern des Integrativen Betriebs aus“, erklärt wienwork-Geschäftsführer Christoph Parak. Jugendliche mit kognitiven
Einschränkungen benötigen eine Bewilligung vom Fonds Soziales Wien, um bei wienwork eine verlängerte Lehre – vier statt drei Jahre –beginnen zu können. Nach dem Erwerb von Grundkenntnissen sind die Lehrlinge ab dem zweiten Lehrjahr in die Arbeitsprozesse voll integriert, erklärt Parak: „Sie fahren zum Beispiel mit auf Baustellen, arbeiten in der Produktion oder absolvieren ihre praktische Ausbildung im Speiseamt Seestadt.“ Dieses Selbstbedienungsrestaurant steht allen offen: Mitarbeitern und Lehrlingen des eigenen sowie benachbarter Betriebe, aber auch den Seestädtern. Tatsächlich ist es bis über die Grenzen des Stadtteils hinaus beliebt. Abgesehen von den günstigen
Preisen schätzen die Gäste besonders, dass keine Convenience-Produkte verarbeitet werden, da die Lehrlinge den richtigen Umgang und die Zubereitung mit frischen Lebensmitteln erlernen. „Gastronomie ist das größte unserer sieben Geschäftsfelder im Integrativen Betrieb“, berichtet Parak. „Wir betreiben 15 Standorte, an denen gekocht wird. Unser größter Kunde sind die Fortuna Wohnhäuser für Pensionisten, in denen wir rund tausend Pensionisten täglich kulinarisch verwöhnen.“
Wir bilden rund 180 Lehrlinge in elf Lehrberufen in enger Verzahnung mit den Geschäftsfeldern des Integrativen Betriebs aus.
Christoph
Parak
wienwork-Geschäftsführer
Imposante Werkshalle. Die meisten wienwork-Geschäftsfelder in der Seestadt sind in einer 6300 Quadratmeter großen Werkshalle angesiedelt, die 2015 eröffnet wurde. Davor waren sie an verschiedenen Standorten in Wien verteilt, was problematisch war, da die Werkstätten mitunter in Gründerzeithäusern untergebracht waren, die nicht barrierefrei waren. Seit 2017 befindet sich auch die wienworkUnternehmenszentrale in der Seestadt. Die Werkshallen sind rund um einen geräumigen Hof angeordnet, der nicht nur als Parkplatz für die rund 40 eigenen Betriebsfahrzeuge dient, sondern zum Teil auch gärtnerisch gestaltet ist. Dafür sorgen Landschaftsgärtner-Lehrlinge unter der Leitung von René Eichhardt. Der gebürtige Berliner kam vor 13 Jahren aus Abenteuerlust nach Wien, seit acht Jahren arbeitet er nun für wienwork.
Die Berufsausbildung der Tischler wird von Tomislav Grieb-Jambrovic geleitet, der auf 14 Jahre Firmenzugehörigkeit zurückblickt. Durch erfolgreiche Tätigkeit am Markt verfügt der Betrieb mittlerweile über einen modernen Maschinenpark, der anspruchsvolle Tätigkeiten wie Kantenumleimen automatisch erledigt. „Wir produzieren hier rund 400 Küchen pro Jahr, 300 davon für Kindergärten und verschiedene Magis-
Nach Plan. Hier wird alles nach Maß gefertigt, und als Krönung können die Möbel auch noch tapeziert werden.
Maßarbeit. Unter der Leitung von Tomislav GriebJambrovic werden die Zeichnungen exakt nach Kundenwünschen umgesetzt.
tratsabteilungen der Stadt Wien“, freut sich Geschäftsführer Christoph Parak. „Das machen wir bereits seit 2012. Für unsere Arbeit verlangen wir marktübliche Preise, sonst würden wir in Konflikt mit der gewerblichen Wirtschaft kommen.“ In vielen Bereichen ist wienwork an Ausschreibungen erfolgreich beteiligt. Im Geschäftsfeld Digital Media werden beispielsweise fälschungssichere ScheckkartenAusweise wie Behindertenpässe für ganz Österreich produziert.
Adäquate Löhne. Man merkt bei einem Rundgang durch das Firmengelände, dass wienwork wie ein herkömmliches Unternehmen agiert, nur eben mit dem Unterschied, dass 70 Prozent der Mitarbeiter Behinderungen haben. Parak: „Die zentrale Aufgabe als Integrativer Betrieb ist es, Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen und deren Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Dafür zahlen wir adäquate Löhne und Gehälter, um deren Existenzsicherung zu ermöglichen.“ Parak selbst war bis vor zweieinhalb Jahren im arbeitsmarktpolitischen Bereich tätig und leitete einen Dachverband. Daher kennt er die Aufgabenstellungen generell und konnte sich schon vorab ein Bild von den Herausforderungen bei wienwork machen.
In der Hochbau-Werkstätte erlernen Lehrlinge das Maurerhandwerk seit sieben Jahren von Manfred Binder mit der Besonderheit, dass beim Aufmauern einer Wand interessanter-
weise kein Zement verwendet wird. „Weil der Mörtel sich so nicht verfestigt, können wir das Material wieder abreiben und immer wieder einsetzen“, erläutert Binder. Im auf der gegenüberliegenden Seite liegenden langgestreckten Gebäude befindet sich die Textilreinigung und das Bügel- und Nähservice. Mitarbeiter des Integrativen Betriebs und Lehrlinge vom Team der Ausbildungsbeauftragten Elisabeth Böhm arbeiten hier gemeinsam in strahlend weißer Berufsbekleidung, um zum Beispiel Hotels oder Rettungsorganisationen mit hygienisch sauberer Wäsche zu versorgen. Nach einer erfolgreichen Lehrabschlussprüfung werden die wienwork-Absolventen in der Regel auf einen externen Arbeitsplatz vermittelt. Für ein gutes Gelingen setzt sich ein multidiszipli-
Für unsere Arbeit verlangen wir marktübliche Preise, sonst würden wir in Konflikt mit der gewerblichen Wirtschaft kommen.
Christoph Parak
näres Team, inklusive Fachpädagogik, Sozialarbeit und psychologischer Beratung ein.
Einzigartiger Integrativer Betrieb. In Bezug auf Größe und Vielfalt ist wienwork einzigartig unter den acht Integrativen Betrieben in Österreich. Die übrigen sind stark an der Industrie orientiert und bieten Ausbildung und Arbeitsplätze in der Elektrotechnik, Metall- oder Holzfertigung. wienwork ist mehr im Dienstleistungssektor engagiert. „Im Bereich Jobmanagement sind wir zurzeit in sieben Projekten involviert, die zu hundert Prozent gefördert werden“, berichtet Parak. „Fünf dieser Beratungsprojekte sind auf eine junge Zielgruppe abgestimmt. Etwa um Jugendliche im 21. und 22. Bezirk zu beraten und berufliche Perspektiven zu finden. Hier wird mit Schulen und Eltern zusammengearbeitet, weil es eine Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr gibt.“ wienwork ist heute ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Seestadt. Parak: „Wir betreiben beispielsweise eine Postpartnerfiliale. Als größter Arbeitgeber vor Ort unterstützen wir auch den Ausbau der Seestadt. So freuen wir uns, wenn das Pharmaunternehmen Takeda hier eine Forschungsstätte für seltene Krankheiten errichtet und der seit Jahren ansässige Betrieb von Hoerbiger nun überlegt, mehr Menschen mit Behinderungen zu beschäftigen.“ Da erfülle wienwork eine missionarische Tätigkeit für die öffentliche Hand.
Tourismus ist in Österreich ein wichtiger Bestandteil unserer Wirtschaft und unseres Lebensstils. Er bringt Wertschöpfung, Wohlstand und Weltoffenheit auch in die entlegensten Gegenden und verhindert so die Abwanderung. Gleichzeitig stehen dem gegenüber die negativen Effekte wie Menschenmassen, Umwelteingriffe und ein Ansteigen der Immobilienpreise in touristischen Hotspots. Die Ausstellung „Über Tourismus“, die von 6. Februar bis 2. März 2025 in der VHS Kulturgarage in aspern Seestadt stattfindet, beleuchtet diese zentralen Aspekte des Tourismus und geht der Frage nach, wo die Zukunft des Tourismus liegt. Alle Termine mit diesem QR-Code und unter aspern-seestadt.at/veranstaltungen
Ab Februar 2025 wird es bunt im ROBIN. Denn Kenny’s, die Pioniere in Sachen Poké Bowls und frisch gepressten Smoothies, eröffnen im Gebäudeteil der Universität Schloss Seeburg ein weiteres Lokal. www.kennys.at
Findus und Pettersson. Im Rahmen der Reihe Volkstheater in den Bezirken kommt am 15. Dezember der kleine Kater Findus mit seinem Besitzer Pettersson für einen unterhaltsamen Abend in die Seestadt. Ebenfalls am 15.12. ist noch das Stück „Schwarze Schwäne“ zu sehen. Weitere Stücke finden Sie unter aspern-seestadt.at/kalender
XMAS-Darts-Special. Von 6. bis 8. Dezember lädt der Österreichische Dartsverband (ÖDV) zum Paradartsund Jugendturnier in die VHS Kulturgarage. Antreten dürfen die Kategorien U18, U23, Ü55, Rollstuhl, Stehend und Inclusio. Zuschauer willkommen.
Burg on tour
Am 7. und 8. Dezember bringt die Burg auf kleinster, aber mobiler Bühne Lesungen, Spielformate, musikalische Beiträge und kleine Projekte in der Nachbarschaft zur Aufführung. U2 Seestadt, Ausgang Seestadtpromenade! www.burgtheater.at
Wie baut man eine Stadt? Tauchen Sie zusammen mit dem Journalisten und Autor Wojciech Czaja und seinen Gesprächspartner*innen in die vielfältige Welt der Stadtentwicklung ein. Die Podcast-Reihe wendet sich an alle, die sich für die Zukunft unserer Städte interessieren und verstehen möchten, wie aus Ideen lebendige Räume werden.
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