PUCHER ASPECTS 01|2016

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PUCHER ATELIER THOMAS PUCHER

01|2016

ASPECTS

MAGAZIN FÜR ARCHITEKTUR STÄDTEBAU LEBENSWANDEL

WANN BEGINNEN WIR MIT DEM UMBAU DER STADTE?


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MEGATRENDS Major and epoch-making processes of change in society, working life, economy and culture – “block busters” of the trendy world.

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MEGATRENDS

HYPERDENSITY city-life is part of everything.

IMPRESSUM Medieninhaber & Herausgeber: Atelier Thomas Pucher ZT GmbH, Bahnhofgürtel 77/6, 8020 Graz, Austria Konzept: Thomas Pucher Redaktion: Crystal O’Brien-Kupfner, Thomas Pucher, Erich Ranegger, Claudia Babel, Georg Schröck Lektorat: Dr. Wolfgang Wildner Grafisches Konzept, Art Direction & Grafiken: Claudia Babel mit Alexander Kada und Ricarda Schweigler, KADADESIGN Hersteller: Grasl FairPrint Coverfoto: Atelier Thomas Pucher Fotos: Atelier Thomas Pucher, Envato, Unsplash, Leitner Ropeways, Getty Images, Gatterer, Erber, Fuchs, Renn, SOB, HBA, GVP, UFC, Stadtdenker*innen Graz Icons: Freepik by www.flaticon.com Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Abdrucks, vorbehalten. Betreffend Fotorechte von nicht gekennzeichneten Fotos, bzw. Fotos, bei denen der Hersteller/Urheber für den Herausgeber nicht eruierbar war, bitten wir um Kontaktaufnahme. Auf weibliche und männliche Bezeichnungen wird verzichtet. Pucher Aspects ist geschlechtsneutral.


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STADT|PLA|NUNG Substantiv, feminin Gesamtheit der Planungen für den Städtebau


INHALT

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Smart Cities – where are we going? Wird es uns gelingen, unsere Städte mittels technologisch und sozial intelligenter und nachhaltiger Konzepte zu „Smart Cities“ zu transformieren?

Der Plan für Reininghaus Vom brachliegenden Industriegebiet zum Vorzeigestadtteil.

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Green Tower, Reininghaus Ein Großstadtdschungel der anderen Art in Graz.


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Double Experience

Viertel Zwei Rondo

Thomas Pucher und Erich Ranegger im Interview.

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Schwamm drüber! Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen über den ­demografischen Wandel und seine Auswirkungen.

Das hochwertige Stadtquartier aus unterschiedlichsten stadt- und landschaftsräumlichen ­Elementen sowie Entstehungszeiten.

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Wofür bitte brauchen wir smarte Städte? UFC-Programmdirektor Babel-Sutter im Portrait.


SMART CITIES – WHERE ARE WE GOING?

EGAL, OB POLITIKER, STADTPLANER, ­ARCHITEKT ODER WIRTSCHAFTSMAGNAT – DAS SCHLAGWORT „SMART CITY“ IST SEIT DEN 2000ER-JAHREN DER AM MEISTEN GEPRÄGTE BEGRIFF VON ENTSCHEIDERN VERSCHIEDENSTER EBENEN, UM DIE LETZTE GROSSE UTOPIE DER MODERNEN ZEIT, DIE KLUGE STADT DER ZUKUNFT, ZU BESCHREIBEN. DABEI SIND VOR ALLEM TECHNISCHE UND ÖKONOMISCHE INNOVATIONEN GEMEINT, DIE ANTWORTEN AUF DIE KOMPLEXEN HERAUSFORDERUNGEN GEBEN SOLLEN, DENEN STÄDTE ZUKÜNFTIG GEGENÜBERSTEHEN. DOCH WELCHE KRITERIEN ENTSCHEIDEN DARÜBER, OB EINE STADT WIRKLICH SMART IST, DAMIT DER BEGRIFF NICHT NUR GROSSSPURIGER MARKETINGGAG BLEIBT?

WAS

haben Kopenhagen und Amstetten, Barcelona und Klosterneuburg oder Songdo City in Südkorea und das burgenländische Oberwart gemeinsam? Sie alle sind Smart Cities oder wollen es werden. Und hier kommen erste Zweifel am viel gepriesenen Begriff „Smart

City“ auf. Denn niemand scheint zu wissen, was „Smart City“ wirklich bedeutet. Aber es scheint auch nur wenige Menschen zu stören, solange auf Basis eines inflationären und schwammigen Überbegriffs Städte effizienter, grüner, sozialer und technologisch fortschrittlicher gestaltet werden. Kritiker sehen genau hier den Schwachpunkt der „Smart Cities“, Befürworter aber Chancen und Erfolgsaussichten. Während „Smart City“Skeptiker zum einen die fehlenden Beurteilungskriterien bemängeln, sind es vor allem die vernetzten Informationstechniken und die allumfassende Digitalisierung, die auf Widerstand stoßen. Vielstimmige und heterogene Organismen, wie sie Städte nun einmal darstellen, seien nicht einfach nach technologischen Maßstäben optimierbar, wenn man die individuellen Bedürfnisse und auch Ängste der Menschen nicht berücksichtige. Zudem hätte die in „Smart City“-Konzepten zum Einsatz kommende Informationstechnologie direkte Auswirkungen auf die Privatsphäre und bislang ungeklärte datenschutzrechtliche Fragen

weitgehend offengelassen. Somit ist „Smart City“ für viele Kritiker gleichbedeutend mit dem Ende von Anonymität und Freiheit in der Stadt und bringe somit erst wieder das Ende der modernen Urbanität. Für Befürworter bedeutet neben den positiven ökologischen und infrastrukturellen Aspekten aber gerade die Vernetzung von Öffentlichkeit und Privatsphäre die wahre Entfaltungsmöglichkeit der ganzen städtischen Freiheit und Urbanität. Für sie ist „Smart City“ auch die logische Konsequenz und Fortführung einer digital vernetzten und jederzeit erreichbaren Gesellschaft, die durch messbare Daten die Interessen des Einzelnen zu einem großen Ganzen fügt und so in Zukunft die Stadt lebenswert für alle Bewohner macht. Einig ist man sich aber, dass eine „Smart City“ vor allem kluge und vorausschauende Planer und Architekten benötigt, die gemeinsam mit den städtischen Entscheidern nicht nur rein smarte und technologisierte Lösungen anbieten, sondern niemals auf die Empfindsamkeit und Individualität des Einzelnen vergessen.


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D

as rasante Wachstum der Städte und die damit verbundene Zunahme der Bevölkerung in den urbanen Zentren - längst ist dieses globale Phänomen mit allen seinen dramatischen, teils noch unabsehbaren Folgen zu einem wichtigen Thema von Diskursen, Kongressen und Medienberichten geworden. Auch die vorliegende Ausgabe der „Pucher Aspects“ widmet sich diesem Menschheitsthema. Die zentrale Frage: Wird es uns gelingen, unsere Städte, nicht zuletzt die steirische Landeshauptstadt Graz, mittels technologisch und sozial intelligenter, ganzheitlicher und nachhaltiger Konzepte zu sogenannten „Smart Cities“ zu transformieren. Und welche Rolle kommt der Architektur dabei zu? Menschen versprechen sich vom Leben in den Städten ein Höchstmaß an selbstbestimmter und individueller Lebensgestaltung. Städte entfalten durch ihre wirtschaftliche und lebensweltliche Attraktivität eine enorme Anziehungskraft. Sie sind aber auch Orte ständiger Bewegung und Veränderung. Neue Vorstellungen und

tinnen und Architekten entwickeln bare Bilanzen im Ressourcenverneue, flexible Lösungen für Gebäubrauch gelegt. Viele Probleme, die de und Umgebungen. Der Begriff man mit detaillierten Hightech„Smart City“ verleiht allen diesen Lösungen zu beheben versucht, Bemühungen einen gemeinsamen könnten allerdings schon durch „Brand“. Diesen gilt es nun mit kleine Verhaltensänderungen oder Leben und mit Löden intelligensungen zu erfüllen. ­„KRITIKER AKTUELten Gebrauch Bis heute existieren vorhandener LER SMART-CITYkaum verbindlitechnologischer KONZEPTE FORche Kriterien und Ressourcen Normen für das, bewirkt werden, DERN, DASS DER was eine Smart MENSCH – NICHT wie ZukunftsCity ausmacht und Harry DIE TECHNIK! – IM forscher was sie damit auch Gatterer im ZENTRUM DES mess- und skaInterview lierbar macht. Die ausführt (siehe SMART-CITY-GEFrage ist, ob es solDANKENS STEHEN Seite 16ff ). che MaßnahmenOft stößt die MÜSSE. SOZIALE kataloge überhaupt umfassende ImNACHHALTIGKEIT plementierung geben muss. Denn um lebenswert zu SEI ÜBER ÖKONO- neuer Technobleiben, benötigt MISCHE ASPEKTE logien auch an eine Stadt nicht die Grenzen ZU SETZEN …“ nur Effizienz und der Durchsetzhohe Funktionabarkeit, zeigen lität, sondern vor sich doch allem emotionale viele Menschen Identität und einen individuellen einem hohen Maß an (technischer) Charakter, die beide nur schwer Steuerung gegenüber noch reserfestzuschreiben sind. Könnte ein viert. Was jedoch bereits Interesse einheitlicher Kriterienkatalog für auf sich zieht und Anklang findet, Bedürfnisse der Bewohnerinnen Smart Cities die Unterschiedlichist die soziale Smartness neuer und Bewohner, aber auch neue keit und Vielseitigkeit der Städte Modelle des Wohnens und des ZuAnforderungen an die Wirtschaft nicht sogar einebnen und ihnen sammenlebens: Third Places etwa und die rasante Entwicklung damit ihr unverwechselbares Profil bzw. einfache Gemeinschaftsräume, des technologischen Wachstums rauben? Möglicherweise; nämlich die den neuen smarten Wohnquarunterziehen unsere Städte einem dann, wenn man Smart City nur tieren eine integrative Wirkung unablässigen Transformationsproaus technologischer Sicht definiert verleihen. zess, der bestehende Strukturen und die emotionale Komponente Unbestreitbar ist, dass die durch neue Muster ersetzt. ausblendet. Städte als zentrale Drehscheiben Weltweit arbeiten StadtKritiker aktueller Smartdes menschlichen Lebens auf behörden und -planer daran, ihre City-Konzepte fordern, dass der smarte Technologien für vernetzStädte für diese Mensch – nicht die te Infrastrukturen angewiesen ­„WELTWEIT Entwicklung Technik! – im Zensind. Die Umsetzung wird sich „fit“ zu machen ­AR­BEITEN STADTtrum des Smart-Ci- möglicherweise über Dekaden und sie zu ty-Gedankens steerstrecken. Allerdings werden BEHÖRDEN UND „Smart Cities“ hen müsse. Soziale die Veränderungen zu Treibern STADTPLANER DA- Nachhaltigkeit sei weiterzuweiterer fruchtbarer InnovatioRAN, IHRE ­STÄDTE über ökonomische entwickeln. nen und Entwicklungen werden. Raumplaner Aspekte zu setzen Denn Smart City bedeutet stetiFÜR DIESE ENTbemühen und die Stadt von ge Weiterentwicklung und ist in WICKLUNG ‚FIT‘ sich, auf den morgen von den diesem Sinne Work in Progress. ZU MACHEN UND immer knapper Bedürfnissen der Smart City bietet das flexible SIE ZU ‚SMART werdenden einzelnen MenFundament zur Bewältigung Flächen kommender Herausforderungen. CITIES‘ WEITER­ZU­­­­­ schen ausgehend nachhaltige von unten nach „Forecasting is very difficult, ENT­WICKELN.“ Raumstruktuoben (bottom-up) especially about the future“, heißt ren zu schaffen. zu realisieren. In der es. Smart City zeichnet immerUnd mit dem tatsächlichen Umhin ein lohnendes Bild, wie es aktuellsten setzung wird jedoch sein könnte. technologischen sowie sozial- und das Hauptaugenmerk häufig auf Folgen Sie uns auf eine umweltwissenschaftlichen Erdie technischen und digitalen Löspannende Entdeckungsreise in kenntnisstand vernetzte Architeksungen, die Infrastruktur und mess- die Welt der urbanen Architektur!


6 ­— SMART CITIES

SMART ALL AROUND THE WORLD SMART CITY IST NICHT GLEICH SMART CITY. DIE AKTIVITÄTEN VERSCHIEDENER EUROPÄISCHER STÄDTE IM HINBLICK AUF SMART CITY SIND NICHT ÜBER EINEN KAMM ZU SCHEREN, DAS KONZEPT SMART CITY WIRD ÜBERALL UNTERSCHIEDLICH INTERPRETIERT. UNTER DEM STRICH STEHT ABER ÜBERALL EIN MEHR AN LEBENSQUALITÄT UND SMARTNESS. AMSTERDAM. Amsterdam Smart City (ASC) ist eine weitgefasste Plattform mit mehr als 100 Partnern, die sich auf Projekte der Energiewende und den offenen Wissensaustausch spezialisiert hat. Eingeleitet wurde die Smart City der niederländischen Hauptstadt von der Stadt Amsterdam, ihrem Wirtschaftsrat, einem Telekommunikationsunternehmen und dem größten Energieanbieter der Niederlande, Liander. Ein ausdrückliches Strategiepapier für ASC gibt es nicht, man möchte aber durch das Schaffen von Synergien wesentliche Akzente zu mehr Lebensqualität in der Metropole setzen. Drei thematische Projektgruppen sind mit den Themenbereichen Energie, Mobilität, Ressourcen und Abfall, Klimaanpassung und Kreislaufwirtschaft für die Nachhaltigkeitsstrategie der ASC verantwortlich. Außerdem wurde mit dem Amsterdam Institute of Advanced Metropolitan Solutions (AMS) ein internationales Forschungsinstitut geschaffen, dessen Ziel es ist, gemeinsam mit Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Kommunen und Einwohnern interdisziplinäre städtische Lösungen in Bereichen wie Wasser, Energie, Abfall, Lebensmittel oder Datenmanagement zu erforschen, zu entwickeln und zu vermarkten. Amsterdam verfügt

zudem über die höchste Rate an nichtmotorisierten Fortbewegungsmitteln und ist ein Vorreiter im Bereich der intelligenten Mobilität. Die Fortschritte des Nachhaltigkeitsprogramms werden über den jährlichen „Amsterdam Sustainability Index“ überwacht. Die Ergebnisse eines jährlichen CO2Monitorings werden dem Stadtrat vorgelegt und sind Teil des Planungs- und Kontrollkreislaufs der Stadt. Ein mit 70 Mio. € Budget ausgestatteter Fonds für Klima und Energie dient als Finanzierungsinstrument für nachhaltige Entwicklungen, wenn große Investitionen am freien Markt ausbleiben. Er fokussiert sich auf Projekte, die einen direkten Beitrag zur Erfüllung der Energiestrategie leisten und dazu beitragen, die Energiewende zu beschleunigen. Amsterdam sucht auch die enge Zusammenarbeit mit privaten Partnern. GENUA. Die Smart-CityVereinigung Genua wurde 2010 auf Betreiben der Stadtverwaltung gegründet. Waren zunächst die Universität Genua und der italienische Energiebetreiber Enel die wichtigsten Partner, sind nun auch andere Unternehmen und Non-ProfitOrganisationen mit an Bord. Ein Verein aus Mitgliedern der Region, der Provinz, der Hafenbehörde, Forschungseinrichtungen, Verbän-

einige smarte Entwicklungen den und der Handelskammer treibt umgesetzt hat. So wurde durch die Aktivitäten der Smart-Cityintegrierte Transportlösungen und Vereinigung an und konnte bereits die Attraktivierung des Radverkehrs 25 Projekte ins Leben rufen. eine erhöhte Mobilität erzeugt, die Durch die Schaffung von eine Staubreduktion in der Stadt Netzwerken, sowie technische und eine verbesserte Gesundheit Erneuerungen und eine nachhaltige der Bewohner zur Folge hatte. Wirtschaftsentwicklung will die Auch die Reinigung des Hafens Smart-City-Vereinigung Genua hat wesentlich zur Aufwertung des die Lebensqualität ihrer Bürger Gebiets beigetragen und bewirkte verbessern. eine Erhöhung der Lebensqualität, Genua hat sich bei der Umsetzung des Smart-City-Gedankens verbunden mit der Schaffung von Arbeitsplätzen. vier wesentlichen ThemenbereiAn der Ausarbeitung der chen verschrieben. So stehen die Smart-City-Strategie für KopenFörderung nachhaltiger Mobilität hagen sind vor allem Vertreter im Hinblick auf Energieeinsparung der technischen Verwaltung und und Umweltverträglichkeit, die Umweltverwaltung beteiligt. Die Steigerung der Energieeffizienz von Abteilungen für Kinder und Jugend, Gebäuden durch den Einsatz neuer Kultur und Freizeit, Beschäftigung Technologien, die Umstellung der und IntegratiEnergiegewinon, Finanzen, nung und die „LEBENSQUALITÄT, Gesundheit und Steigerung der RESSOURCEN Pflege sowie SoEnergieeffizienz UND INNOVATION ziales und Kultur des Hafens und sollen ebenso die Vermeidung SIND DIE ECK­ ihren Beitrag von UmweltverPFEILER DES WIEzur Entwicklung schmutzung an NER SMART-CITYder Smart City oberster Stelle ANSATZES.“ beitragen. Einen der Agenda. besonders hohen Bürgerbeteiligung Stellenwert in und -information der Kopenhasind wesentliche gener Smart-City-Strategie spielt Bausteine zur Bewusstseinsbildung vor allem der Klimaplan und das und Einbeziehung der Bevölkerung Erreichen der Klimaneutralität. Die bei lokalen Entscheidungen zu den Themen Umweltschutz, KlimawanSmart City Kopenhagen soll zudem auch Testlabor für die Erprobung del, Nachhaltigkeit und Energieneuer Technologien werden und verbrauch. Eine Evaluierung der damit Unternehmen und hochquaErreichung der Smart-City-Ziele lifizierte Arbeitskräfte anziehen. wird anhand von Indikatoren Damit Kopenhagen seine jährlich durchgeführt und danach hochgesteckten Ziele auch erreicht, werden die Maßnahmen zur wird die Stadt strengere VorschrifSteuerung der notwendigen weiten für Umweltzonen erlassen, das teren Prozesse adaptiert. motorisierte Verkehrsaufkommen verringern und die ProduktionsKOPENHAGEN. Kopenhaund Vertriebsbedingungen von gen ist schon heute eine Stadt mit Biokraftstoffen begünstigen. Kohoher Lebensqualität, die bereits


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SMART CITY IST NICHT GLEICH SMART CITY.

Amsterdam, Genua, Kopenhagen, Hamburg und Wien im Vergleich.

penhagen veröffentlicht jährlich Berichte über die Umsetzung des Klimaplans. HAMBURG. Hamburg hat sich vor allem dem Klimaschutz verschrieben und beteiligt sich aktiv an europaweiten Netzwerken, die Klimaschutz, Energieeffizienz sowie Regional- und Stadtplanung thematisieren. Im Jahr 2013 hat Hamburg den „Masterplan Klimaschutz“ beschlossen, der zum Ziel hat, eine CO2Reduktion von 40 % bis 2020 und bis 2050 eine Reduktion von 80 % zu erreichen. Unter diesem Aspekt spielt die Smart City Hamburg nur eine untergeordnete Rolle. 2014 hat die Stadt jedoch mit einem internationalen Telekommunikationsunternehmen eine Kooperation über vier Jahre zur Verwirklichung von Pilotprojekten für eine Smart City geschlossen. Diese Projekte befassen sich mit den Themen Verkehr und Bürger-Dienstleistungen, mit dem Hamburger Hafen und dem Stadtentwicklungsgebiet HafenCity. Ziel ist es auch, neue zielgruppenspezifische Beteiligungsformate zu entwickeln, um Nachhaltigkeits- und Umweltthemen stärker in das Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Während der „Masterplan Klimaschutz“ laufend an die aktuellen Entwicklungen angepasst und evaluiert wird, bietet für Umsetzungsmaßnahmen in den Bereichen Stadtentwicklung, Umwelt, Wirtschaft und Innovation die Hamburgische Investitionsund Förderbank als wichtigstes Förderinstitut bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten.

DICKICHT­ ODER ­UBERSICHT? WIEN. Wien startete im Jahr 2011 die Initiative Smart City Wien. Wien verfolgt dabei eine ganzheitliche Betrachtungsweise und baut auf bestehenden Ansätzen und Aktivitäten in der Klima- und Umweltpolitik der Stadt auf. Die Metropole gibt in ihrem SmartCity-Ansatz vor allem den sozialen Gedanken vor dem technologischen Ansatz den Vorrang und stellt die Lebensqualität der Stadt in all ihren Teilaspekten in den Mittelpunkt. Technische Lösungen werden als unterstützender Beitrag gesehen, stellen aber keinerlei Ersatz für eine eingehende Betrachtung und Einbeziehung sozialer Aspekte, Potenziale und Innovationen dar. Soziale Inklusion ist der Schlüsselfaktor für alle Themenbereiche der Smart City Wien. Lebensqualität, Ressourcen und Innovation sind die Eckpfeiler des Wiener Smart-City-Ansatzes. Bis 2050 will Wien die Emissionen von Treibhausgasen um 80 % gegenüber 1990 verringert haben. Dieser langfristige Zeithorizont ermöglicht der Stadt, den Fortschritt der Zielerreichung laufend zu überprüfen und gegebenenfalls zu nachjustieren. Das Smart-CityWien-Stakeholder-Forum ist das Kernstück der Smart City Wien und vereint verschiedene Interessengruppen wie Verwaltung, Forschungseinrichtungen oder Unternehmen, die die Entwicklung der Smart City unterstützen und mit Inputs bereichern sollen.

RAHMENBEDINGUNGEN FÜR SMARTE STÄDTE – SKALIERBAR, EINFACH ZU VERWENDEN. INDIKATOREN

ORGANISATION

QUELLE

China Urban ­Sustainability

Urban China Initiative

http://www.urbanchinainitiative. org/en/ resources/report.html

City Blueprint

Waternet Amsterdam; KWR Water Cycle Research Institute

http://www.watershare.eu/tool/ city- blueprint/start/

European Green Capital Award

European Commission

http://ec.europa.eu/environment/ europeangreencapital/wp-content/uploads/2013/02/MDR 0763Rp00026_ Good-PracticeReport-2015_F01_light.pdf

European Green City Index

Economist Intelligence Unit; Siemens

http://www.siemens.com/press/ pool/de/events/corporate/200912-Cop15/ European_Green_ City_Index.pdf

Global City Indi­cators Programme

Clobal City Indicators Facility

http://www.cityindicators.org/ Deliverables/GCIF%20-%20 Web%20User%20 Guide%20 20130405_5-28-2013- 1054298. pdf

Indicators for ­Sustainability

Sustainable Cities International

http://sustainablecities.net/ourresources/ document-library

Reference Framework for Sustainable Cities (RFSC)

RFSC

http://www.rfsc.eu/

STAR Community Rating

Sustainability Tools for Assessing and Rating Communities (STAR)

http://www.starcommunities.org/ rating- system/

Cities Statistic ­(Urban Audit)

Eurostat

http://epp.eurostat.ec.europa. eu/cache/ITY_OFFPUB/KSRA-07-016/EN/KS- RA-07016-EN.PDF

Urban Ecosystem Europe

International Council for Local Environmental Initiative (ICLEI); Ambiente Italia

http://www.silesia.org.pl/upload/ berrini.pdf

Urban Metabolism Framework

European Environmental Agency

http://ideas.climatecon.tuberlin.de/documents/wpaper/ CLIMATECON-2011-01.pdf

Urban Sustainability Indicators

European Foundation for the Improvement of Living and Working Conditions

http://www.eurofound.europa.eu/ publications/html les/ef9807.html



STADTLEBEN BRINGT WIEDER FREIHEIT

Was muss eine Stadt alles können? Warum erzeugt Stadtleben wieder Freiheit? Was machen wir mit dem Land? Warum haben wir so starken Zuzug in die Städte? Warum müssen sich die Städte jetzt verändern? Wer beginnt damit? Wer bezahlt die Veränderungen? Ist der Klimawandel schuld? Was hat das alles mit Architektur zu tun?


FREIHEIT & ARCHITEKTUR Architekt Erich Ranegger im Interview.


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ERICH RANEGGER REALISIERT ALS ARCHITEKT UND PROJEKTLEITER IM ATELIER THOMAS PUCHER INTERNATIONALE UND REGIONALE PROJEKTE. IM INTERVIEW SPRICHT ER ÜBER DIE FREIHEIT DES STADTLEBENS, DIE VORTEILE DER STADT DER KURZEN WEGE UND ÖFFENTLICHE PLÄTZE ALS ERWEITERUNG DES KLEINER WERDENDEN WOHNRAUMS.

Was bedeutet Freiheit im Stadtleben heute überhaupt? Freiheit in der Stadt ist vor allem eine Frage des Angebots. Im urbanen Lebensumfeld haben die Menschen die Freiheit, zu wählen, weil man hier innerhalb relativ kurzer Distanzen ein großes Angebot nutzen kann. Graz ist dafür ein ausgezeichnetes Beispiel. Hier hat man die Möglichkeit, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Rad oder auch zu Fuß vom Gipfel des Schöckls bis hin zum Schwarzl Freizeitzentrum alles bequem zu erreichen. Gleichzeitig gibt es hier Bildungseinrichtungen, kulturelle Einrichtungen und Geschäfte von großer Qualität.

Die Stadt ist seit jeher Anziehungspunkt für Menschen aller Generationen und Gesellschaftsschichten. Was macht die Städte seit Jahrhunderten so attraktiv für die Menschen? Trotz der Freiheit in der Stadt ERICH RANEGGER: Einst tritt gerade im urbanen Raum floh man vor gewissen Abhänvermehrt soziale Isolation auf. gigkeiten und Gesetzen in die Das ist in gewissem Maß eine Städte, weil hier eine andere Luxuserscheinung und hängt Rechtsprechung galt und es auch auch damit zudie einzige sammen, dass der Möglichkeit „ICH DENKE ABER, Wohnwar, um Karriere DASS WIR WIEDER private raum heute in zu machen. Im EINRICHTUNGEN der Regel alle Mittelalter war nur denkbaren man am Land BRAUCHEN, DIE über GeneraDAS GEMEINSAME Annehmlichkeiten bietet. tionen in einer IN DEN VORDERWir müssen bäuerlichen GRUND STELLEN unsere Häuser Struktur gefangen, meistens UND ZWANGLOSE und Wohnungen streng genomabhängig von BEGEGNUNGSmen gar nicht einem GrundMÖGLICHKEITEN mehr verlasherrn oder gar in sen. Auch der Leibeigenschaft, BIETEN.“ Einkauf kann ohne Aussicht schon an die Tür auf Besitz oder bestellt werden. sozialen AufFernseher und Computer, oft stieg. In der Stadt konnte man auch der eigene Fitnessraum bzw. hingegen ein Handwerk erlernen die eigene Sauna machen die und damit auch eine ganz andere direkte Interaktion mit anderen Lebensqualität erreichen. Längst Menschen selbst in der Freizeit hat man diese Möglichkeiten so gut wie „überflüssig“. Manche und diese Lebensqualität auch gehen nicht einmal mehr zum am Land. Nur wird das Leben Arbeiten außer Haus. Ich denke dort mittlerweile immer teurer. aber, dass wir wieder EinrichAls Familie benötigt man schon tungen brauchen, die das Gezwei Autos, die Kinder müssen meinsame in den Vordergrund oft weit fahren, um eine höhere stellen und zwanglose BegegSchule besuchen zu können, und viele müssen in die Stadt pendeln, nungsmöglichkeiten bieten. Die Entwicklung geht auch deswegen um ihre Arbeitsplätze zu erreiwieder in diese Richtung, weil für chen. Das war in den Boomviele Einpersonenhaushalte große Jahren kein Problem, heute ist es Wohnungen mit dieser kompletindividuell und gesellschaftlich ten Infrastruktur in dieser Form kaum mehr finanzierbar. Die nicht mehr finanzierbar sein werVerlagerung des Wohnsitzes in den. Wohnraum wird teurer und die Stadt wird für immer mehr damit auch wieder kleiner, was Menschen ein Thema.

soziale Kontakte ermöglichen und fördern. Auch im Hinblick auf den Zuzug fremder Kulturen sind diese Gemeinschaftsräume extrem wichtig, weil sie den interkultuIn welcher Form können Stadtrellen Austausch fördern und dem planer und Architekten hier einStadtleben so auch soziale Spangreifen und dieser Entwicklung nungen nehmen können. Gleichentgegenwirken? zeitig kompensieren diese Flächen Die große Frage ist, wie man auch fehlenden Wohnraum neu privaten Wohndenkt. Die Ant- „EINE SEHR raum und geben wort muss sein, ­GROSSE NEUE die Möglichkeit, mit cleveren Kapazitäten zu Grundrisslösun- MIETERGRUPPE nutzen, die man gen zu reagieren SIND HEUTE ALsonst in der Stadt und damit die LEINERZIEHENDE einfach nicht Wohnungen sehr flexibel und ELTERN, MEISTENS hätte. Diese EinMÜTTER.“ richtungen helfen für verschiedene dabei, MikronBewohner indiachbarschaften viduell nutzbar aufzubauen, die zu machen. Eine viel zum gemeinschaftlichen Gesehr große neue Mietergruppe füge beitragen. Zudem geben sie sind heute alleinerziehende Elder Bevölkerung ein Gefühl der tern, meistens Mütter. Auf Grund des meist recht knapp bemessenen Sensibilität für den öffentlichen Raum und schärfen die VerantBudgets haben die Wohnunwortung des einzelnen Nutzers, gen im Schnitt eine Größe von weil man durch die häufigere 45 bis 50 Quadratmetern, was Benutzung besser auf die Erhalnur wenig Privatsphäre für die tung achtet. Bewohner bedeutet. Als Architekt muss man auf diese wechselnden Wie kann man abseits davon Lebenssituationen mit flexiblen mehr Bewusstsein und VerantGrundrissen reagieren, die bei wortung für den öffentlichen Bedarf z. B. auch die Abtrennung Raum schaffen? eines zweiten Zimmers in einer Die Freizeitgestaltung der Kinder Wohnung dieser Größe zulassen. und Jugendlichen hat sich massiv Voraussetzung dafür ist, solchen auf den privaten, digitalen Raum Wohnungen auch genügend Fasverlagert. Der öffentliche Raum sadenfläche zu geben. Sie dürfen wurde auch durch die sozialen Menicht allzu tief, sondern müssen dien immer mehr vom virtuellen ein bisschen länger als herkömmRaum abgelöst. Dadurch hat man liche Wohnungen sein und einen auch das Gefühl dafür verloren, wie gewissen Fassadenanteil haben, damit diese Räume dann auch na- wertvoll der öffentliche Raum für die Stadt eigentlich ist. Wir halten türliches Licht bekommen. Diese diese Räume für selbstverständlich, Flexibilität ist auch für Investoren obwohl die Qualität der öffentliinteressant, gewährleistet sie doch chen Räume, wie wir sie bei uns langfristiges Nutzungspotenzial. vorfinden, weltweit längst keine Selbstverständlichkeit darstellt. Wie muss man im größeren Die Sensibilisierung ist insofern Maßstab, also städtebaulich, auf schwierig, als von der jungen diese gesellschaftlichen VeränMenschen die Notwendigkeit des derungen reagieren? öffentlichen Raums häufig nicht Man muss ein breites Angebot erkannt wird, da sie sich doch voran gemeinschaftlichen Plätzen wiegend auf einer virtuellen Ebene im urbanen Raum schaffen. austauschen. Erdgeschoßzonen, mit denen man als Stadtbewohner direkt Ein Teil der Freiheit in der Stadt in Berührung kommt, müssen ist die Mobilität und die Mögfür die Gemeinschaft nutzbar lichkeit, sich schnell und unkomgemacht werden. Interessant pliziert fortbewegen zu können. sind dabei Angebote wie etwa Welche neuen umweltverträgliGemeinschaftsküchen, die breite zur Folge hat, dass sich gewisse Funktionen wieder auslagern werden.


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chen Wege der Mobilität kann Der nächste Radius ist der der öfman in einer wachsenden Stadt fentlichen Verkehrsmittel. Natürlich noch beschreiten? muss der öffentMan muss zuliche Verkehr „EINE GONDEL nächst ganz klar auch mit der HÄTTE DEN VORdas Bekenntnis zu Stadt mitwacheiner Verringerung TEIL, DASS MAN sen können, was des Individualauch neue Ideen SEHR FLEXIBEL IN verkehrs abgeben. des Transports DER ANBINDUNG Das private Auto miteinschließt. IST UND MIT DER in der Stadt ist ein Alternative und GONDELDICHTE großes Problem. neue Formen des Wir haben schon Verkehrs sind SCHNELL AUF ERviel an LebensHÖHTE VERKEHRS- gefragt. Straßenqualität eingebüßt, und U-Bahnen DICHTE REAGIEweil wir dem sind starre EleREN KANN.“ Autoverkehr mente und relativ schon viel zu viel aufwendig in der geopfert haben. Herstellung. Eine Dinge Gondel hätte des alltäglichen Bedarfs sollten den Vorteil, dass man sehr flexibel fußläufig zu erreichen sein, was in der Anbindung ist und mit der den kleinsten Radius darstellt. Der Gondeldichte schnell auf erhöhte nächste Radius ist städtisch meist Verkehrsdichte reagieren kann. In gut ausgebaut und betrifft das Graz ist der erdgebundene Verkehr Fahrrad. Durch das gut gepflegte bereits an seine Grenzen gestoßen. Radnetz ist bereits heute ein relativ Das bedeutet, man geht entweder weiter Bewegungsradius gegeben. über oder unter die Erde. Im Zusammenhang mit dem Rad Graz wird nicht nur als Wohnmüssten auch Arbeitgeber und Firmen bessere Angebote schaffen. ort, sondern auch als ArbeitgeSo sollte nicht nur ein sicherer ber immer interessanter. Welche Abstellplatz bereitstehen, sondern Angebote muss man für Pendler im Idealfall auch ein Sanitärbereich, schaffen, um den Verkehr nicht noch weiter zu strapazieren? um sich frisch machen zu können.

Man muss jene Punkte zu überrestimmtheit im Wohnen und in gionalen Verkehrsknotenpunkten der Selbstversorgung. Wie kann ausbauen, wo die S-Bahn von man den Alten diese Freiheit außen in die Stadt kommt. Dort gewährleisten? müssen alle bestehenden und auch Die Antwort darauf sind wieder neuen öffentlichen die kurzen „ÄLTERE MENVerkehrsmittel Wege. Ältere zusammenkomSCHEN, DIE MOBIL Menschen, die men. Gleichzeitig mobil eingeEINGESCHRÄNKT muss der Autoschränkt sind, SIND, MÜSSEN verkehr an der müssen in ihrer IN IHRER UNMITPeripherie mit unmittelbaren „Park & Ride“Umgebung eine TELBAREN UMSystemen abgeInfrastruktur GEBUNG EINE fangen werden, vorfinden, INFRASTRUKTUR die sinnvoll mit die ihnen das VORFINDEN, DIE dem öffentlichen eigenständige Verkehr verknüpft IHNEN DAS EIGEN- Bestreiten sein müssen. des tägliSTÄNDIGE BESinnvoll wäre chen Lebens STREITEN DES TÄG- ermöglicht. Ein es auch, große LICHEN LEBENS Einkaufscenter im durchmischtes Umland an den öf- ERMÖGLICHT.“ Angebot ist fentlichen Verkehr zudem für alle anzubinden. Diese Generationen Einkaufscenter interessant. haben genügend Parkplätze, sind Gleichzeitig muss man die Wohalso schon heute riesige „Park nungen zu einem gewissen Anteil & Ride“-Plätze, nur noch ohne adaptierbar planen und den alten öffentliche Anbindung. Also Menschen Angebote bieten, die sie Netzwerke schaffen, aus Nachteiam gesellschaftlichen und sozialen len Vorteile machen und SynergiLeben teilhaben lassen. So können en sinnvoll nutzen. die Generationen voneinander Freiheit in der Stadt bedeutet für profitieren und der Vereinsamung ältere Menschen auch Selbstbeder Alten wird entgegengewirkt.


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WORDRAP

mit Erich Ranegger

STADT?

Der ideale Ort, an dem ich leben und arbeiten will. Und das überall auf der Welt.

SMART CITY?

Alternativlos. Wer will schon in einer Stupid City leben?

ARCHITEKTUR?

Eine von vielen Möglichkeiten, das Leben für viele Menschen auf dieser Welt positiv zu beeinflussen.

LEBENSRAUM?

Die Summe von Einflüssen, die auf mein Leben wirken, und wie ich durch mein Handeln auf meine Umgebung wirke.

URBAN FUTURE?

Der Wille und die Chance, unsere Städte weiterzuentwickeln – das unvermeidliche Wachstum der Städte nicht sich selbst zu überlassen, sondern so viel Input wie möglich zusammenzuführen, um unseren zukünftigen Lebensraum so gut wie möglich zu machen.


WE NEED TO TALK!


100 %

Messages

EARTH

… …

… we need to talk! yours sincerely, earth

Details


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MY HOME – MY CASTLE?

Trendforscher Harry Gatterer im Interview.

HARRY GATTERER

ist Trendforscher, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts und Experte für „New Living“. Seine Domäne: die Zukunft von Leben und Arbeit, neue Lebensstile und ihre Wirkung auf Gesellschaft, Unternehmen, Konsum und Freizeit. Er liefert praktisches Wissen und Prognosen mit Pfeffer. Jedenfalls pointiert, oft provokant, immer optimistisch. Dabei nutzt er das Design als Brücke zwischen Oberfläche und Kern: In beeindruckenden Bildern zeigt er, was gesellschaftlicher Wandel bewirkt und auslöst. Sein erstes Unternehmen gründete er bereits im Alter von 20 Jahren. Mit den Erfahrungen aus der unternehmerischen Praxis kam er über das Design zur Trendforschung. Zwei Jahre war er Vorsitzender der „Jungen Wirtschaft Österreichs“ mit mehr als 36.000 Mitgliedern.

Der demografische Wandel halten wird. Wie etwa, dass man Menschen selbst sich diese Wohnwirkt sich zunehmend stark auf Wände einfach verschieben, vielformen noch gar nicht richtig vordas Wohnen aus. Welche neuen leicht auch die Größe einer Wohstellen können. Das ist also weniger Wohnkonzepte müssen wir nung anpassen kann. Ein anderer bewusster Wunsch, sondern wird andenken, um mit den neuen, Ausdruck der Flexibilität ist, dass eine latente Voraussetzung werden. veränderten Gegebenheiten sich Wohnorte und Wohnungsfertigzuwerden? situationen schneller und leichter Können Sie hier einen Zeitraum HARRY GATTERER: Grundändern und so auch neue Formen abschätzen? sätzlich ist die Veränderung des Zusammenlebens entstehen, die In 15 Jahren werden wir schon der Demografie einer der ganz im Kern an Wohngemeinschaften deutlich mehr von diesen Wohngroßen Veränderungstreiber. Und erinnern. Zusammenleben wird formen sehen als heute. Nicht flächendeckend, aber doch bedeuzwar aus ganz unterschiedlichen also in neuen Wohnquartieren oder tend mehr. Weil eben der Bedarf Gründen: Demografische VerCo-Living-Houses organisiert, wo aufgrund der Demografie und der änderung heißt, man im Grunde sich damit ständig überlagernden dass Menschen zwei Welten „MAN BAUT SICH Lebensphasen einfach bestehen länger leben und miteinander verwird. Wir können unser Leben dementsprechend ALSO NICHT MEHR bindet. Nämlich EIN HAUS ODER mit der Infrastruktur, wie wir sie im Laufe ihres eine ganz intime antreffen, in Zukunft nicht mehr Lebens auch Keimzelle des EINE WOHNUNG in diesem Ausmaß bestreiten. unterschiedliche Wohnens, in UND BLEIBT DANN Die Infrastruktur steht uns also Lebensphasen der man sich DARIN EIN LEBEN durchleben. zurückziehen in Zukunft ein bisschen im Weg. LANG BIS ZUM Dementsprekann und dann Dementsprechend werden wir chend haben sie aber auch wieder sie adaptieren. Die Anpassung TODE.“ unterschiedlichen Räume hat, die der Immobilien an die LebensWohnbedarf. man mit anderen umstände der Menschen dauert aufgrund mehrerer Einflüsse imMan baut sich teilt. Wie beimer zwischen 15 und 20 Jahren. also nicht mehr ein Haus oder spielsweise eine Küche oder andere Zum einen aufgrund der konsereine Wohnung und bleibt dann Wohnräume. Auch das werden vativen Haltung darin ein Leben lang bis zum wir in Zukunft Tode. Sondern man erlebt untervermehrt erleben. „WIR KÖNNEN der gesamten schiedliche Phasen des ZusamMan inkludiert ImmobilienUNSER­LEBEN MIT menlebens, Phasen beruflicher wie sozusagen die wirtschaft – vom DER INFRASTRUKBau bis zum privater Veränderungen, die das dritten Plätze in TUR, WIE WIR SIE Vertrieb –, zum Zusammenleben immer wieder ein Umfeld des anderen aufneu prägen. Das führt wiederum ersten Platzes. ANTREFFEN, IN grund der hohen zu verschiedenen WohnbedürfnisAus der ZUKUNFT NICHT Investitionen. sen, die nicht mehr nur in einem Gegenwart MEHR IN DIESEM „Haus“ oder einer „Wohnung“ betrachtet ist Wo viel Geld AUSMASS BE­ abbildbar sind. das heute nur im Spiel ist, ist Eine dieser großen Auswirschwer vorstellbar, STREITEN.“ auch die Vorsicht zunächst kungen der Demografie ist eine weil viele noch besonders hoch. neue Flexibilität des Wohnens, die dem Leitspruch auf die unterschiedlichen Le„My Home is Denn jede Form von Innovation kann natürlich bensphasen angewandt wird. Das my Castle“ nachhängen. Es wird scheitern und damit viel Geld kann bedeuten, dass tatsächlich die dauern, diese Idee in die Realität verloren gehen. Architektur flexibler wird und die umzusetzen, weil sowohl die ganze Nutzung von Wohnungen unterImmobilienbranche durchaus noch Zum anderen müssen sich schiedlichste Anwendungen bereitkonservativ agiert, wie auch die auch rechtliche Rahmenbedin-


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gungen erst an neue gesellschaftliche Realitäten anpassen. Was wir in der Immobilienwirtschaft erleben, ist ein Abbild der Gesellschaft von vor 15 bis 20 Jahren. Erst heute beginnen wir zu realisieren, dass man eigentlich kleinere Wohneinheiten braucht, was aber eine Realität von Ende des letzten Jahrhunderts darstellt. Im Grunde etwas, was in den 1990er-Jahren als gesellschaftliche Wahrheit entstanden ist und wir erst jetzt in der Immobilienwirtschaft als Auswirkung sehen.

kleinen Wohnens, da man ja auch viel Raum benutzen kann. Raum, der einem zwar nicht gehört oder für den man explizit keine Miete bezahlt, den man aber dennoch flexibel nutzen kann. Die Menge an benutzbarem Raum wird daher sogar größer werden. Das wird auch die Kunst der Immobilien­ entwicklung der nächsten Jahre sein, diesen innovativen Weg zu finden und zu beschreiten.

Der Gedanke der Smart City geht ja genau in diese Richtung. Wird sich dieser Weg bewähren Sind diese kleinen Wohneinheiund durchsetzen? ten auch die richtige Antwort auf Smart ist leider meisten auf den immer stärker werdenden die Technologie bezogen, aber Zuzug in die Städte, der den ganzheitlich betrachtet ist der Wohnungsmarkt massiv veränBegriff natürlich auch auf die dern wird? Raumnutzung bezogen. NatürHier gehen zwei Problematiken lich fördert die Technologie die Hand in Hand. Der Zuzug erhöht Raumnutzung auch. Ein Shared die Preise. Raum wird teurer und Space braucht eine umfassende trotzdem setzen technologische wir einen gewis- „DIE TECHNOLO­ Organisation, sen Wohlstand um funktionieGISCHE HOCHvoraus. Wir sind ren zu können. RÜSTUNG DES einfach daran Man braucht gewöhnt, gewisse INDIVIDUELLEN eine digitale Dinge nutzen zu RAUMES ÜBERFOR- Infrastruktur, die können. es ermöglicht, DERT DEN EINZELUm die 70 diese Räume NEN NICHT NUR, % der Haushalte gemeinschaftlich in Österreich zu nutzen. Mir SIE ÖFFNET AUCH sind Ein- und ist beim Begriff SCHLEUSEN, DIE Zweipersonenwichtig, WIR WEGEN OFFE- „smart“ haushalte. Man die organisatoriNER FRAGEN DER denkt bei Haussche und räumhalten immer liche Nutzung in SICHERHEIT GAR an Familien im den Vordergrund NICHT AUFMAhergebrachten zu stellen, weil CHEN SOLLTEN.“ traditionellen das die größere Sinn, aber der Herausforderung Großteil der darstellt als das Wohnungen wird Digitale. Im von einem oder zwei Menschen Digitalen gibt es zwei Dimensiobewohnt. Dadurch ist klar, dass die nen: Das eine ist die ganz private privaten intimen Wohnräume klei- digitale Nutzung, wo man ja auch ner werden müssen, kompensiert ganz große Hoffnungen auf den durch andere Räume, die geteilt Begriff Smart Homes gesetzt hat, werden. Damit entstehen genau der sich in dieser Form aber völlig diese neuen Konzepte. zu Recht nicht durchgesetzt hat. Die technologische Hochrüstung Heißt das auch, dass Wohnraum des individuellen Raumes überfornur mehr leistbar ist, wenn er dert den Einzelnen nicht nur, sie klein ist? öffnet auch Schleusen, die wir weDas ist ein wenig verkürzt. Natürgen offener Fragen der Sicherheit lich ist leistbar zu wohnen gleichgar nicht aufmachen sollten. Zum bedeutend mit kleiner zu wohnen. anderen bringt das Ganze nur Aber gleichzeitig nehmen die etwas, wenn der öffentliche Raum Shared Spaces das Gefühl des in irgendeiner Weise anpassbar ist.

Bei den Energy Grids ist das noch am ehesten spürbar. Hier wird direkter Nutzen aus der Planbarkeit von Energie gezogen und der Verbrauch noch besser auf die individuellen Wohngewohnheiten angepasst. Das ist wirklich smart. Aber dass die Kaffeemaschine mit der Jalousie und mit dem Kühlschrank kommunizieren kann, bringt halt einfach nichts.

Richtungen bewegen, dann gibt es keine Intelligenz, die in absehbarer Zeit in der Lage wäre, das alles so zu steuern, dass gewährleistet ist, dass man exakt dann einen freien Parkplatz vorfindet, wenn man gerade vor Ort eintrifft.

Technologisierung und Digitalisierung im privaten Wohnraum werden das altersgerechte Wohnen extrem unterstützen, Das Internet der Dinge ist für weil sie gerade ältere Menschen Sie also eine nutzlose Spielerei? bei ihrer Selbstbestimmtheit im Das Internet der Dinge ist ein Wohnen unterstützen können. Faktum. Die Dinge werden inWelche Rolle werden Medizin telligent werden, aber wir werden und Gesundheit im Wohnen von uns in der Nutzung sehr zurückmorgen spielen? halten und nur das nutzen, was Auch hier muss man zwischen pragmatisch wirklich sinnvoll und dem Front-End und dem Backwichtig ist. Durch die DigitalisieEnd unterscheiden. Die Technorung wird uns aber bewusst, wie logien, mit denen die Wohnungen viele Möglichausgerüstet sind, „IN MEINEN VOR­ keiten wir im sind nur eine Seite. Alltag eigentTRÄGEN MÖCHTE Der wichtigere lich haben. Aspekt bleibt die ICH MENSCHEN Egal, ob digital Betreuung. Die oder nicht digi- ­INFORMIEREN, beste medizinische ­INSPIRIEREN UND Überwachung tal. Letztendlich tun wir bleibt ohne NutSIE FÜR DIE ZUaber trotzdem zen, wenn kein KUNFT BEGEISnur, was Arzt zugegen ist, TERN.“ tatsächlichen der im Notfall Nutzen bringt. bereitsteht. Das ist Ein berühmtes ein bisschen so wie Beispiel: Das bei der ElektroSmartphone weckt einen in der mobilität. Das Elektrofahrzeug ist Früh schon 7 Minuten früher, das eine, der Stromtankstellenausweil Stau angesagt ist. Das intellibau das andere. gente System verschafft also einen Auf längere Sicht ist es klar, Vorteil und lenkt mich dann auch dass Technologie uns helfen wird, noch dahin, wo ein Parkplatz frei eine Art Selbstüberprüfung in ist. Im Büro weiß die KaffeemaGesundheitsfragen auszubauen. schine schon, dass ich demnächst Aber nehmen wir einfach einmal eintreffe und brüht mir bereits das Smartphone, das wir heute den Kaffee. So viel zur Utopie. schon kennen. Davon nutzen wir Die Realität sieht natürlich anders vielleicht 10 % des tatsächlich aus. Denn wenn diese Systeme bereits Möglichen. Es ist nicht von allen genutzt werden, stehen notwendig, superkomplexe Living erst wieder alle gemeinsam im Systems zu installieren, wenn Stau, nur eben 7 Minuten früher. man nur die Smartphones besser Und die Kaffeemaschine, die mir nutzen würde. Vieles, was man selbstständig den Kaffee macht, aufwendig in die Wohnungen nutzt mir auch nichts, wenn ich einbaut, kann man eigentlich mit kein Häferl darunter stelle. diesem allgegenwärtigen BeDas ist in Summe also eine gleiter schon lösen. So erkennen Utopie. Ich bin davon überzeugt, aufwendig in Böden installierte dass diese Systeme noch viel zu Sensoren, wenn man umfällt, komplex sind. Überspitzt beliegen bleibt und sich nicht mehr trachtet: Wenn man eine Stadt bewegt. Aber ein Bewegungshernimmt, in der sich mehresensor am Smartphone kann das rer hunderttausend Menschen auch. Deswegen wird sich vieles gleichzeitig in unterschiedliche in die mobilen Devices verlagern,


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die Ähnliches können, aber weniger Kosten und Aufwand produzieren. Alles, was man in die Infrastruktur einplant, ist natürlich deutlich aufwendiger, als wenn man es mit sich herumtragen kann.

einer Kultur, die uns wichtig ist, obwohl das Räume errichtet und Wohnungen baut. Das Fremde unter uns ist? viel größere Problem ist also, wie wir die kulDas wird uns noch turelle, emotionale Integration, die uns viel „KULTUR IST STÄRKER ALS einige Zeit beschäftigen. Denn wir können nachhaltiger beschäfARCHITEKTUR. KULTUR zwar per Gesetz und tigen wird, bewerkstelBAHNT SICH IMMER IHREN Exekutive einige Dinge All das ist natürlich verbunden mit einer ligen werden. Das ist Unmenge an Daten. Sehen Sie durch die wie Obergrenzen und für uns als GesamtWEG. WENN SICH DIE leichtfertige Nutzung der Smartphones körper Gesellschaft KULTUR VERÄNDERT, EGAL, Zäune einführen, aber die Gefahr, dass wir als Individuen immer damit die Grundeine wirklich große OB ES DIE DEMOGRAweniger Wert auf Datenschutz legen, wo wir tendenz der Welt Herausforderung. Wir FISCHE ENTWICKLUNG doch ohnehin schon ständig durchleuchtet nicht stoppen. Dieser waren in den letzwerden? quälende Prozess des ten Jahrzehnten im IST, DIE EINE KULTUR DES Ich glaube, dass wir uns auf diesem Gebiet in Herausfindens und des Verhältnis kaum damit ALTWERDENS FÖRDERT, einem noch völlig unreifen Zustand befinden. Lernens wird nicht nur beschäftigt, darüber ODER AUCH ETHNISCHE In den nächsten Jahren werden wir sehr viel angenehm sein. Die nachzudenken, was HINTERGRÜNDE SIND, DIE richtige Lösung liegt Bedarf an Diskurs, an Lernen, an Aufklärung es bedeutet, wenn das haben. Um herauszufinden, wo man wirklich nicht am Tisch, die Fremde plötzlich unter EINE KULTURELLE VERÄNrechtlichen Schutz und auch persönlichen hat noch keiner. Jeder uns ist. Unsere größte DERUNG MIT SICH BRINSchutz braucht. Bis wir auf diese Frage eine für sich muss einer Herausforderung wird GEN, WIRD SICH IMMER wirkliche Antwort gefunden haben, wird Erkenntnis folgen: sein, das Fremde als AUCH DIE ARCHITEKTUR noch einiges an Zeit vergehen. Es gibt auch nämlich dass Krisen normal einzustufen, wenige historische Beispiele, an denen wir uns immer zeigen, was dem auf Augenhöhe VERÄNDERN.“ uns orientieren könnten. Nur die Einführung in einer Gesellschaft zu begegnen und zu des Buchdrucks ist ein bis zu einem gewisnicht funktioniert. Und begreifen, dass sich die sen Grad vergleichbares Phänomen gewesen. es geht darum, daraus Kulturen, die kommen, Plötzlich waren die Menschen in der Lage, keine Anschuldigungen zu erheben, sondern nicht hundertprozentig an das halten, was wir sich zu äußern und konnten damit Deutungszu akzeptieren, dass wir eine neue Realität als kulturelle Regeln verstehen. Rechtliche hoheit erreichen, was die Gesellschaft damals erleben: eine viel komplexere Umgebung, Bedingungen zu schaffen, erzeugt dabei ein extrem verunsichert hat. Die Menschen eine Digitalisierung, gepusht durch völlig gewisses Mindestmaß an Orientierung. Gewussten plötzlich nicht mehr, was richtig und neue Wahrheiten. Es ist die Paradoxie unserade etwa bei Frauenrechten müssen wir ganz was falsch ist. Ähnlich ergeht es uns heute mit rer Gesellschaft, dass wir so viel gleichzeitig klare rechtliche Grenzen ziehen und diese der Sicherheitsfrage, wo wir auch noch nicht erleben und uns als Individuen schwertun, schützen. Gleichzeitig müssen wir Unterwissen, was richtig ist das einordnen zu können. Es ist dabei naschiede zulassen, diese und was falsch. Wo türlich auch völlig klar, dass jene, die unsere Unterschiede hegen „WIE WEIT GEHE ICH MIT ist die Transparenz Gesellschaft lenken sollten, sich dabei ebenso und pflegen, aber die MEINER TRANSPARENZ, als Person richtig und schwertun. Grenzen an der richtiWIE SEHR SCHÜTZE ICH wichtig und wo muss gen Stelle setzen. ich lernen, mich anders MICH IN EINEM DIGITAWie verändert sich die architektonische So eine globale zu verhalten? Ästhetik der Städte im Hinblick auf das Frage muss man aber LISIERTEN UMFELD? DASschnelle Wachstum und das vermehrte fast philosophisch SELBE GILT FÜR DIE GEDas derzeit weltweit Kommen fremder Kulturen? betrachten. Wir haben SELLSCHAFT AUCH. WO bestimmende Thema Klar ist, dass sich die Architektur immer eine klare Tendenz SETZEN WIR GRENZEN ist die Flüchtlingsweiterentwickelt und sich den gesellschaftdazu, Grenzen aufzukrise. Sie stellt auch lichen Ideen und Gegebenheiten immer lösen. Vor allem durch WIE ETWA ZUR BEWAHÖsterreich vor neue wieder anpasst. Ich habe aber keine Sorge, Globalisierungs- und RUNG EINER KULTUR, DIE Aufgaben am Wohdass wir mehr Moscheen als Kirchen haben DigitalisierungsefUNS WICHTIG IST, OBnungsmarkt. Wie werden, wenn Sie das meinen. Es gibt einen fekte haben wir eine WOHL DAS FREMDE UNTER Welt, die an bewussten simplen Leitsatz, der heißt: Kultur ist stärker können wir da in Hinblick auf den deals Architektur. Kultur bahnt sich immer Konturen verliert. Das UNS IST?“ mografischen Wandel ihren Weg. Wenn sich die Kultur verändert, stellen wir auch im und angesichts des egal, ob es die demografische Entwicklung Alltag täglich fest und Mangels an Wohndas reicht bis ins Woh- ist, die eine Kultur des Altwerdens fördert, raum in Städten Platz nen, wo Third Places in oder auch ethnische Hintergründe sind, die schaffen? eine kulturelle Veränderung mit sich brinden First Place integriert werden. Einerseits Das hat auf der einen Seite ganz faktische gen, wird sich immer auch die Architektur diffundieren also Grenzen weltweit zunehEbenen. Eine Frage ist, ob wir den Raum verändern. Das kann sich in Wohnungsgrömend, andererseits müssen wir lernen, unsere dazu zur Verfügung haben oder wir ihn ßen widerspiegeln, das kann sich aber auch Grenzen für uns selbst noch einmal neu zu errichten müssen. Da habe ich, wie leider mo- definieren. Ich meine damit auch persönlirein ästhetisch auswirken, indem einfach mentan wahrscheinlich sont auch niemand, nur neue Materialien aufgegriffen werden. che Grenzen, nämlich: Wie weit gehe ich nicht den Überblick. Weil wir natürlich auch Das kann sich aber natürlich auch in neuen mit meiner Transparenz, wie sehr schütze nicht wissen, wie viele es denn jetzt genau ästhetischen Ansätzen, die wir in unserer ich mich in einem digitalisierten Umfeld? sind, wie viele bleiben und wie viele noch rein westlichen Kultur noch nicht kennen, Dasselbe gilt für die Gesellschaft auch. Wo kommen. Aber wir wissen natürlich, wie man manifestieren. setzen wir Grenzen wie etwa zur Bewahrung


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DEMOGRAFISCHE VERÄNDERUNG heißt, dass Menschen länger leben und dementsprechend im Laufe ihres Lebens auch unterschiedliche Lebensphasen durchleben. Folglich haben sie unterschiedlichen Wohnbedarf.

Wird die Natur im städtischen Wohnen von morgen noch eine Rolle spielen oder wird sie zum Luxusgut? Und wie sind in diesem Zusammenhang Urban Farming und Urban Gardening zu sehen? Sind das nur Modetrends oder wird es zur Aufgabe von Immobilienentwicklern werden, diese Möglichkeit gleich automatisch vorzusehen? Die Natur als ein Lebensqualitätsprinzip wird sich weiter durchsetzen, da stehen wir mit Phänomenen wie Urban Gardening ja schon am Beginn. Städte werden teilweise rückgebaut, auf das Gehen wird größeres Augenmerk gelegt, aber auch die Natur selbst wird wieder stärker in den Vordergrund gestellt werden. Das sehen Sie auch global an internationalen Beispielen wie der High Line in New York, wo eine ehemalige Schnellbahntrasse zu einem grünen Wanderpfad rund um die Stadt umgebaut wurde. Das sehen Sie aber auch in den asiatischen Städten, wo einerseits aus Gründen der Lebensqualität und andererseits aus simplen Notwendigkeiten heraus intensiv Rückbau-

ten vorgenommen werden. Seoul hat ganze grüne Wiese in der Stadt erzeugt, wird auch Passagen der Stadt wieder rückgebaut und wieder Ungeziefer in die Städte kommen und begrünt, um eine grüne Lunge einzufühda wissen wir heute noch nicht, wie wir damit ren. Da werden wir gerade in den nächsten umgehen werden. Jahren ganz viele Entwicklungen erleben, die die Integration der Natur in den Lebens- Wird sich in Zukunft Miete vor Eigentum raum Stadt zum Ziel haben. Ob jeder, der durchsetzen? eine Wohnung hat, auch automatisch seinen Da gibt es weltweit extreme Schwankungen. Urban-Gardening-Platz Es gibt Länder, die hat, würde ich aber Mietländer sind, und „DIE NATUR ALS EIN alleine schon wegen der umgekehrt Länder, ­LEBENSQUALITÄTSPRINZIP in denen Eigentum Begrenztheit der MögWIRD SICH WEITER lichkeiten bezweifeln. boomt. Ich glaube, Die Natur hat wie dass diese österreiDURCHSETZEN, DA STEeine Metaebene an allen chische Tendenz, HEN WIR MIT PHÄNOMEStellen, wo sie wieder irgendwann gerNEN WIE URBAN GARin die Stadt integriert ne etwas besitzen DENING JA SCHON AM wurde und funktioniert zu wollen, schon dementsprechend interaufrecht bleibt. Die BEGINN.“ kulturell. Deshalb wird Grundtendenz einer sich dieser Trend auch Kultur ist in diesem in den Städten, weiter Bereich relativ stabil durchsetzen – mit allen Problemen, die er mit und die Idee des Eigentums wird auch in sich bringt. Denn bei aller Romantik, die eine Österreich nach wie vor eine wichtige sein.


WER IN DER STADT LEBT, VERBRAUCHT­ WENIGER ­RESSOURCEN WER

in der Stadt lebt, verbraucht weniger Ressourcen – vorausgesetzt, die Infrastruktur ist nachhaltig und sinnvoll vernetzt. Die zweite Seite ist, dass in dichter bewohnten Ballungsräumen die Privatsphäre zu einem zentralen Gut wird, was zu mehr Singlehaushalten führt, was wiederum den Ressourcenverbrauch erhöht und zudem das urbane Leben anonymer macht – man lebt als Fremder in einer Masse von Fremden. Doch die Sorgen in unseren Breitengraden wirken fast überschaubar im Vergleich zu dem, was in den Entwicklungs- und Schwellenländern passiert. Dort sorgt die Landflucht für gigantische Metropolen, die vor allem durch Verslumung wachsen. Und die neue Mittelschicht der erfolgreichen Schwellenländer tut das, was die Mittelschicht der Industrieländer im vergangenen Jahrhundert am liebsten tat: Sie zieht in riesige, gleichförmige Vorstadtsiedlungen – die Umwelt wird zum Opfer des Flächenfraßes. Für keines dieser Probleme gibt es einfach Lösungen. Nur eines ist wohl sicher: Weltweit werden die zukünftigen Generationen nicht in Landhäusern wohnen – sondern in Hochhäusern.

Weltweit leben immer mehr Menschen auf immer kleinerem Raum. Die Zukunft gehört den Megacitys. Wie jede Medaille hat auch dieser Trend – eine gute und eine schlechte Seite. „DIE MENSCHEN WOHNEN

DER BAUSEKTOR STEHT VOR GROSSEN HERAUSFORDERUNGEN. Ein stetig wachsender Teil der Menschheit lebt auf weniger als 2 % der weltweiten Landfläche: in Megastädten. In den Städten konzentriert sich das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben, während sich die Landschaft um sie herum weiterhin entleert. Neben den räumlichen Änderungen sind auch politische Änderungen zu beobachten. Es findet eine wechselseitige Vernetzung der Ballungsräume statt und politische Ebenen werden überflüssig. Die Wertschöpfung der

AUF WENIGER ALS 2 % DER WELTWEITEN LANDFLÄCHEN. DIE ZUKUNFT IST IN DER STADT. IN DEN STÄDTEN KONZENTRIERT SICH DAS LEBEN UND DIE LANDSCHAFT ENTLEERT SICH WEITER.“


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modernen Weltgesellschaft ist damit immer stärker vom reibungslosen Funktionieren der urbanen Zentren und ihrer Zusammenarbeit abhängig – die städtische Infrastruktur wird zum Herzstück des globalen Wohlstands. In den Entwicklungsländern ist eine zunehmende Verslumung zu beobachten. In den Schwellenländern imitiert man die westliche Welt betreffend Wohnen und in den Industriestaaten steigt die Zahl der Einpersonenhaushalte an. Aus ökologischer Sicht sind diese Trends höchst bedenklich – schon jetzt ist der Bausektor weltweit einer der bedeutendsten Verbraucher von Rohstoffen und Erzeuger von Treibhausgasen. Während die zunehmende Urbanisierung und Verslumung vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer vor große Herausforderungen stellt, ist für die entwickelten Länder die rasante Zunahme von Einpersonenhaushalten ein „IM JAHR 2030 WERDEN wichtiger Faktor. RUND 70 % DER MENAllein SCHEN ALLEINE LEBEN, in der DAS BEDEUTET EINEN Schweiz ANSTIEG AN EINPERSO- wuchs z.B. die NENHAUSHALTEN – DAZahl von FÜR FEHLEN DIE GEEIG- 1970 bis NETEN WOHNUNGEN.“ 2009 um 215 %, mehr als dreimal so schnell wie die Gesamtzahl der Haushalte. Weiters wird prognostiziert, dass 2030 in Mitteleuropa rund 70 % der Menschen alleine leben werden. Vor diesem Dilemma stehen fast alle Industriestaaten: Dafür gibt es vor allem zwei Gründe. Zum einen sind viele Senioren, die ihren Partner verloren haben, unfreiwillig dazu gezwungen, allein zu wohnen – meist handelt es sich dabei um Frauen, die immer noch länger leben als Männer. Allerdings gleicht sich die Lebenserwartung der Geschlechter zunehmend an, sodass mittel- bis langfristig das einseitige, altersbedingte Ableben abnehmen dürfte. Wobei die sozialen Beziehungen ein anderes Bild zeichnen: In Österreich wird bereits jede zweite Ehe geschieden, Zweitehen enden sogar zu 70 % vor dem Scheidungsrichter. Einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Zunahme der Singlehaushalte werden in Zukunft jüngere Menschen haben. Schon heute wächst die Zahl der Einpersonenhaushalte von Menschen im Alter von 25 bis 45 Jahren viel stärker als die der Seniorenhauhalte, vor allem unter Männern. Die Ursachen dafür sind vielfältig und noch nicht eindeutig erforscht, maßgeblich dazu beitragen dürften aber der Wechsel oder gar der Verlust des Arbeitsplatzes oder des Lebenspartner, sowie das gestie-

gene Bedürfnis nach Freiheit und persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Die ökologischen Folgen dieser Entwicklungen sind gravierend: Einpersonenhaushalte verbrauchen pro Kopf die meisten Ressourcen, sie produzieren den meisten Abfall und verursachen die meisten Emissionen. Alle diese Entwicklungen stellen den Städtebau vor enorme Hausforderungen. Es müssen immer mehr Gebäude errichtet und immer mehr Infrastruktur geschaffen werden und das auf immer engerem Raum. Die dafür notwendigen Ressourcen Land, Energie und Wasser werden immer knapper, während niemand auf das erreichte Niveau an Komfort verzichten möchte.

also nicht nur erweitert, sondern auch modernisiert werden. In Neubauten wurde trotz der anhaltenden Wirtschafts- und Finanzkrise weiter investiert, doch werden die Gebäude nur selten nach Prinzipien des nachhaltigen Bauens errichtet. Der Grund dafür ist einfach: Die für den Bau notwendigen kurzfristigen Investitionen sind selten mit den zukünftigen, langfristigen Erträgen verknüpft. Das gilt vor allem für große Investorengruppen, deren Anlagehorizont häufig sehr schmal ist – Immobilienfonds beispielsweise stehen in der Regel unter einem enormen kurzfristigen Renditedruck. Bei nachhaltigen Gebäuden zeigen sich die Kostenvorteile jedoch meist erst nach

DIE STÄDTISCHE BAUSUBSTANZ muss hauptsächlich renoviert, modernisiert und ressourceneffizienter werden.

ÖKOLOGISCHE KRITERIEN FINDEN SELTEN BEACHTUNG. Es muss sich die Art des Bauens ändern. Dies geschah bis dato nicht, weil die sozialen und gesamtökonomischen Aspekte des Bauens zu wenig berücksichtigt oder falsch verstanden werden. Ökologische Kriterien finden dabei noch selten Beachtung – obwohl dies langfristig rentabel wäre. Die bestehende Menge an Gebäuden in den Großstädten ist oft nicht nur zu gering – die Bauten sind häufig auch alt und sanierungsbedürftig. Zudem werden sie den modernen Anforderungen an Ressourceneffizienz und sozialer Vernetzung meist nicht mehr gerecht. Die städtische Bausubstanz müsste

einigen Jahren, kurzfristig sind solche Objekte dagegen eher teuer und damit unattraktiv. Zudem behindert die heute übliche Struktur von Mietverträgen Investitionen in energieeffiziente Gebäude. In der Regel tragen die Mieter die Betriebskosten, und so haben vor allem sie etwas von deren Verringerung. Die notwendigen höheren Investitionen hingegen müssten die Eigentümer zahlen, was für sie verständlicherweise unattraktiv ist. Daher braucht es andere Modelle und Anreize! Die Gesetze in Bezug auf Vermietung gehen in die falsche Richtung. Es wird daran gearbeitet, dass der Eigentümer entmachtet wird, der Mieter geschützt wird – aber niemand überlegt sich


ZUZUG KOSTET DEN STÄDTEN VIEL GELD. Investitionen in den öffentlichen Verkehr, Bildungseinrichtungen­und Freizeiteinrichtungen überfordern die Städte.

neue Mietmodelle in Bezug auf Betriebskosten oder Investitionen, die z.B. ein Bonus-MalusSystem auslösen könnten. Die Politik spricht gerne vom „leistbaren“ Wohnen. Leistbares Wohnen ist mit den stetig zunehmenden Normen und Auflagen kaum mehr machbar. In der praktischen Umsetzung leidet dann meist die Wohnungsausstattung wie z.B. bei den Wänden, Decken, Fenstern und Böden sowie Fassaden, die sich ins Landschaftsbild eingliedern sollten. Die 100-prozentige behindertengerechte Ausstattung aller Wohnungen produziert am Bedarf vorbei und geht auf Kosten nachhaltiger Entwicklungen von Gebäuden. Wenn wirklich leistbares Wohnen gewünscht wird, dann müssen sich Politik und Behörden von den Reglementierungen verabschieden und auch zulassen, dass es z.B. verschiedene Kategorien – wie z.B. verschiedene Fertigstellungsstufen oder auch Ausstattungsvarianten – von Häusern und Wohnungen geben darf. DIE INFRASTRUKTUR HINKT HINTEN NACH. Der Staat fördert das nachhaltige Bauen über zwei Wege: durch Steuererleichterungen, bei denen er etwa bestimmte Technologien wie Fotovoltaikanlagen bevorzugt, oder durch Vorschriften, welche die Energie- und Ressourceneffizienz von Gebäuden erhöhen sollen. Diese Maßnahmen sind durchaus sinnvoll, denn der Immobiliensektor ist weltweit einer der größten Energieverbraucher. Allein in Europa ist er für 42 % des Energieverbrauchs sowie 35 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Seit 2002 kontrolliert die EU deshalb die Energieeffizienz von Gebäuden mit einer eigenen Richtlinie, der Energy Performance of Buildings Directive (EPBD). Eine Nachfolgerichtlinie ab 2021 wird wahrscheinlich „NaheNullenergie“-Gebäude vorschreiben.

Auch für die Infrastruktur spielt die Regulierung eine bedeutende Rolle. Zurzeit zeigt sich dies allerdings vor allem darin, dass die Investitionen, die zur Sanierung und zum Ausbau der bestehenden Infrastruktur getätigt werden müssten, nur zaghaft vorgenommen werden. Dabei erfordert kein anderer Sektor einen derart hohen Kapitaleinsatz. Ob Kraftwerke, Kanalisation, WLAN, Straßenbahn- oder Bahnlinien, Stromleitungen etc.: Hunderte von Milliarden sind für ihre Errichtung und ihren Unterhalt notwendig. Doch nur wenige Investoren können diese enormen Investitionen aufbringen und so schließen sich Infrastrukturbetriebe häufig zusammen und sind somit Monopolisten. Zur Vermeidung der Nachteile von Monopolen braucht es einen starken Regulator – politisch unabhängig – , der verhindert, dass Unternehmen ihre Alleinstellung am Markt ausnutzen und ihre Preise zu hoch ansetzen. Zudem muss der Regulator sicherstellen, dass Versorgungssicherheit und -qualität garantiert werden. Staatliche Stellen sollten also auch kontrollieren, ob erwirtschaftete Gewinne in ausreichendem Maße in Instandhaltung und Ausbau der Infrastruktur reinvestiert werden. Ist der politische Einfluss auf die Behörden zu stark, führt das dazu, dass InfrastrukturDienstleistungen wie etwa die Wasser- und Abwasserversorgung subventioniert und in der Folge viel zu billig angeboten werden. So können die zur Instandhaltung notwendigen Einnahmen nicht erzielt werden, sodass weitere Investitionen unattraktiv werden. Durch eine Entkoppelung von Nutznießern und Bezahlern einer Infrastruktur(Dienst)leistung schließlich entfällt der Anreiz zum Sparen, wodurch auch die Effizienz drastisch sinkt. Die Zaghaftigkeit betreffend Investition in Infrastruktur hängt auch damit zusammen,

dass Staats- wie Stadtkassen vielerorts leer sind. Der Zuzug von Menschen ist für die Städte mit sehr hohen Kosten verbunden, etwa für den Bau weiterer Infrastruktur, ÖV-Verbindungen, Bildungseinrichtungen, Freizeiteinrichtungen etc. Im Vergleich zum Budgetbedarf hinken die Steuereinnahmen jedoch in den meisten Kommunen hinterher. Um den Zuzug in den Städten auch finanziell gut bewältigen zu können, werden sich die Städte auch einnahmenseitig etwas überlegen müssen, wie z.B. finanzielle Gewinnbeteiligung bei Dichteerhöhung, Infrastrukturbeiträge u.a. SMARTE TECHNOLOGIEN – STEIGERN DEN ENERGIEBEDARF IN GEBÄUDEN. Der technologische Fortschritt ist einer der wichtigsten Treiber für nachhaltiges Bauen. Er hilft, den Bau und den Unterhalt von Gebäuden effizienter zu machen – ein Gebäude, das sich selbst versorgen kann, ist eine angemessene Reaktion auf den Klimawandel und die immer knapper werdenden Ressourcen. Der technologische Wandel hilft aber nicht nur, Gebäude ressourcen- und energieeffizient zu machen – er fördert auch ihre Vernetzung. die Weltbevölkerung wächst rasant und konzentriert sich zunehmend in Städten. Deshalb ist es unabdingbar, Gebäude und Infrastrukturen in urbanen Zentren intelligenter zu vernetzen, um bislang unberührte Flächen ungenutzt lassen zu können. Eine besondere Rolle wird dabei die zunehmende Digitalisierung spielen. Stetig nehmen Rechnerkapazitäten zu, wodurch auch der Energiebedarf ansteigt, allerdings nur zu 50 % für den eigentlichen Betrieb der Rechner – der Rest wird für die Kühlung aufgewendet. Mittlerweile sind Computer für 2 % des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich; sie benötigen damit ebenso viel Energie wie die gesamte Luftfahrtindustrie.


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Innovationen müssen mit­ einander kommunizieren können und aufeinander ­ab­gestimmt sein – nur dann entstehen­smarte Städte. WASSER

ENERGIE

›› Abwasseraufbereitung mit pflanzlichen Kläranlagen ›› Sterilisation mit UV-Licht und Membranfiltern ›› Regenwassersammlung und -aufbereitung ›› Toiletten ohne Spülung oder Spülung mit Abwasser

›› Tiefenwärme nutzen ›› Dezentrale Stromnetze ›› Energieproduzierende Gebäude ›› Heizen durch Abwärme ›› Passive Lüftungsanlagen OHNE Klimaanlagen ›› Adaptive Stromsteuerung ›› Solarherd ›› Schatten durch gute ­Architektur ›› Schatten durch bewusst gesetzte Bäume und ­Dachvorsprünge

MATERIALEN

MOBILITÄT

›› ›› ›› ››

›› Carsharing mit Verfügbarkeitsanzeige in Echtzeit per Mobiltelefon ›› Satellitengesteuerte Verkehrsleitsysteme zur Stauvermeidung in Echtzeit ›› Durchlässige Straßenbeläge ›› Platzsparender Nahverkehr durch Hoch- und Tiefbahnen ›› Ausbau des ÖV ›› Fahrradstraßen getrennt von Autostraßen ›› Zustelldienste nutzen

CO2-absorbierender ­Zement schadstofffreie Mineralfarben Träger und Platten aus Holz Weiße Außenwände zur Lichtreflexion und Kühlung ›› Adaptive Wärmespeicherung in Wänden ›› Gebrauchtglas als Dämmstoff


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BAUEN & ­ NACHHALTIGKEIT


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PLUS

BAUEN SCHAFFT ARBEIT. Der Bausektor gehört zu den größten Arbeitgebern weltweit. In Österreich und in Deutschland sind in etwas 6 % aller Erwerbstätigen in dieser Branche tätig. In Europa ist der Bausektor der größte spezifische Arbeitgeber.

Was haben Bauen und Nachhaltigkeit miteinander zu tun?

HÄUSER SIND SCHLÖSSER. Gebäude befriedigen menschliche Grundbedürfnisse. Sie bieten Schutz vor Wind und Wetter und dienen dem persönlichen Kontakt. Sie sind identitätsstiftend und geben Geborgenheit, vor allem dort, wo sie einem architektonisch stimmigen Grundmuster folgen. BAUEN IST SOZIAL. Investitionen in die Infrastruktur sichern langfristig den Wohlstand einer Gesellschaft. Ohne den kontinuierlichen Auf- und Ausbau der urbanen Infrastruktur vor allem in den Bereichen Energie, Wasser, Bildung, Gesundheit und Mobilität wären das enorme wirtschaftliche Wachstum und der damit verbundene Wohlstand des 20. Jahrhunderts weder zu erreichen noch zu halten gewesen. EFFIZIENZ BRINGT GEWINNE. ­ ebäude, die Kriterien des nachhaltigen G Bauens erfüllen, sind bereits heute nicht nur ökologisch verträglicher, sondern auch ökonomisch wertvoller als herkömmliche Bauten. Würden die bestehenden Gebäude z.B. in Wien gemäß den Energiestandards renoviert werden, ließe sich die jährlich benötigte Energie pro Quadratmeter Wohnfläche halbieren – den Investitionen stünden langfristige Gewinne gegenüber. SCHÖNER BAUEN – FÖRDERT DIE KREATIVITÄT. Richtig gestaltet wirken sich Räume und urbane Umgebungen positiv auf die Innovationskraft und die Produktivität ihrer Bewohner aus. URBAN IST NACHHALTIG. Städter leben umweltfreundlicher als Landbewohner. Pro Kopf verbrauchen Stadtbewohner weniger Energie und Raum als Bewohner ländlicher Gegenden oder der berühmten Speckgürtel. Bereits die Nutzung von nur 10 % eines bislang unberührten Gebietes beeinträchtigt z.B. erheblich das Einzugsgebiet, aus dem ein Fluss Regenwasser bezieht. Zudem werden Tiere verdrängt und damit die Verringerung der Artenvielfalt beschleunigt.

MINUS

HÄUSER SIND DRECKSCHLEUDERN. Der Gebäudesektor ist einer der größten Energieverbraucher weltweit. Allein in Europa ist er für 42 % des Energieverbrauchs verantwortlich sowie für 35 % der gesamten Treibhaus­gas­emissionen. Zurückzuführen ist dies vor allem auf das Heizen und Kühlen von Räumen. Von großer Bedeutung ist zudem die energieintensive Herstellung wichtiger Baumaterialen wie Zement, Beton und Aluminium. So wird beispielsweise pro hergestellter Tonne Zement 1 Tonne CO2 ausgestoßen – die weltweite Produktion von Zement ist mit einem Anteil von 5 % der CO2-Emissionen einer der größten Einzelemittenten des Treibhausgases. SINGLES LEBEN UND WOHNEN GEFRÄSSIG. Die rasante Zunahme der Einpersonenhaushalte hat gravierende ökologische Folgen. Menschen, die in einem Einpersonenhaushalt leben, verbrauchen pro Kopf 38 % mehr Konsumgüter, 42 % mehr Verpackungen, 55 % mehr Elektrizität und 61 % mehr Gas als Menschen, die in einem Vierpersonenhaushalt leben. Während Letztere pro Kopf und Jahr 1 Tonne Müll produzieren, kommen auf Einpersonenhaushalte 1,6 Tonnen. VERSCHWENDERISCHER INFRASTRUKTURMANGEL. Der notorische Mangel an Investitionen in die Infrastruktur hat nicht nur in den Entwicklungsländern gravierende Folgen. 2006 kam es in London nicht zuletzt deshalb zu einer Wasserknappheit, weil täglich etliche Millionen Liter Frischwasser – genug, um zehn Millionen Badewannen zu füllen – aus den kaputten städtischen Wasserleitungen im Erdboden versickerten. Etwa zur gleichen Zeit mussten 100.000 New Yorker für neun Tage ohne Strom auskommen – die Hauptursache waren mangelhafte, bis zu 60 Jahre alte Stromleitungen, die dem ständig steigenden Strombedarf nicht gewachsen waren. GANZ UNNACHHALTIG: ALTE TECHNIK. Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise hält der weltweite Bauboom ungebrochen an. Doch nicht nur die Quantität, auch die Qualität der Neubauten ist wichtig. Leider werden häufig herkömmliche Technologien eingesetzt, z.B. für Isolation, Heizung und Stromversorgung, obwohl neue, umweltschonende Lösungen nicht nur verfügbar, sondern auch in den meisten Fällen rentabel wären.


STANDORTE Graz, Österreich Toronto, Kanada MITARBEITERZAHL 45 AKTUELLES JÄHRLICHES BAUVOLUMEN ca. 150 Mio. € LEISTUNGSBILD Generalplanung,
Architektur,
 Interior­ ­Design,
 Produkt-Design,
 Büro- und O ­ rganisationsplanung AUSZEICHNUNGEN Best Architects Award 2011
 Best Architects Award 2012
 Best Architects Award 2013 Best Architects Award 2014
 Nom. Staatspreis Architektur 2012 Fischer von Erlach Preis International UIA Prize of Architecture Karl Friedrich Schinkelpreis für Architektur


ATELIER THOMAS PUCHER


28 ­— ATELIER THOMAS PUCHER

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„STADT IST DAS, WAS WIR AUS IHR MACHEN. VERBESSERN? NUR ZU! EINFACH DAMIT ANFANGEN …“

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THOMAS PUCHER

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AGENCY HOLDER * AUSTRIA, MEMBER SINCE THE 1ST HOUR

“CITY MEANS FOR A LOT OF US JUST OUR EVERYDAY LIFE.” AGNIESZKA SAMSEL PROJECT LEADER * POLAND MEMBER SINCE 2015

„LEBENSRAUM IST ORT MEINER ÖKONOMISCHEN UND SOZIALEN TÄTIG­ KEITSBEREICHE.“ CORNELIA PIRKER SENIOR ARCHITECT * AUSTRIA MEMBER SINCE 2015

“SMART CITY IS A CITY OF SMART CITIZENS WHO CARE ABOUT THEIR ­ENVIRONMENT AND ITS SUSTAINABILITY.”

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JUNIOR ARCHITECT * SPAIN MEMBER SINCE 2015

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LEONARDO NAHUEL MUSSO

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“‘CITY’ IS ARCHITECTURE FOR ‘COMMUNITY’ (JUST AS ‘HOLA’ IS ­SPANISH FOR ‘HELLO’)”

“CITY MEANS PLACE CHARACTERIZED BY HIGHT DENSITY OF BUILDINGS.”

DOROTA NAGOWSKA

ANIA JURKIEWICZ

SENIOR ARCHITECT * POLAND MEMBER SINCE 2013

JUNIOR ARCHITECT * POLAND MEMBER SINCE 2013

“SMART CITY MEANS MINIMAL ECOLOGICAL IMPACT, MAXIMUM LIVING QUALITY.” ROBERT LAMPRECHT PROJECT LEADER * AUSTRIA MEMBER SINCE 2010


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PUCHER ASPECTS — 29

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SENIOR ARCHITECT * ALBANIA MEMBER SINCE 2013

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MARVI BASHA

“HABITAT MEANS TO ME SPACES THAT MAKE YOU FEEL COMFORTABLE.” SARA SCHMIDT

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“ARCHITECTURE MEANS PHYSICAL AND META­ PHYSICAL RELATIONSHIPS THAT BRING BALANCE INTO CHAOS.”

EXECUTIVE ASSISTANT * ALBANIA MEMBER SINCE 2014

“URBAN FUTURE MEANS F­UTURE THAT WILL HELP US TO BRING TECHNOLOGY INTO URBAN PLANNING.”

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“CITY MEANS TO ME PLAYGROUND FOR ARCHITECTS.”

BARTEK POTERALSKI

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JUNIOR ARCHITECT * POLAND MEMBER SINCE 2014

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JUNIOR ARCHITECT * SERBIA MEMBER SINCE 2013

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NEMANJA KOCIC

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“CITY MEANS RIGHT NOW, THE BASIS FOR THE HUMAN LIFE.”

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JOSE SANCHEZ MORENO JUNIOR ARCHITECT * SPAIN MEMBER SINCE 2015

“CITY MEANS NATURAL ­ENVIROMENT FOR THE PEOPLE OF THE 21ST CENTURY.”

SENIOR ARCHITECT * AUSTRIA MEMBER SINCE 2014

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ROMAN KRAJGER

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„URBAN FUTURE BEDEUTET KONZEPTE TATSÄCHLICH UMZUSETZEN!“

DAMIAN SZYKJA

“ARCHITECTURE MEANS ART THAT CREATES PRETTY AND RATIONAL BUILDINGS.”

JUNIOR ARCHITECT * POLAND MEMBER SINCE 2015

„LEBENSRAUM IST DER RAUM DER FREIEN ENT­ FALTUNG DES LEBENS.“

MAREK KOWALSKI

MAGNUS GRIESBECK

JUNIOR ARCHITECT * POLAND MEMBER SINCE 2014

PROJECT LEADER * GERMANY MEMBER SINCE 2015


30 ­— ATELIER THOMAS PUCHER

„URBAN FUTURE IST FÜR MICH NACHDENKEN ÜBER DAS ZUSAMMENLEBEN VIELER MENSCHEN AN EINEM ORT DER ZUKUNFT.“ STEFAN HOLZINGER

PR / COMMUNICATIONS * SOUTH AFRICA MEMBER SINCE 2011

PROJECT LEADER * AUSTRIA MEMBER SINCE 2013

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CRYSTAL O'BRIEN-KUPFNER

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„ARCHITEKTUR IST FÜR MICH DER RAHMEN FÜR MEINEN LEBENSRAUM.“

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„URBAN FUTURE BEDEUTET EINE SPANNENDE ZUKUNFT DER STADT.“ EDUARD MATITZ PROJECT LEADER * AUSTRIA MEMBER SINCE 2012

“URBAN FUTURE IS HUMAN FUTURE.” ERICH RANEGGER

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JOHANNES STÖFFLER

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SENIOR ARCHITECT/IT * AUSTRIA MEMBER SINCE 2007

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PROJECT LEADER / CONCEPT DESIGN * AUSTRIA MEMBER SINCE 2008

„STADT IST FÜR MICH MEIN TÄGLICHES LEBEN.“

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“URBAN FUTURE MEANS TO ME GROWING GREEN AREAS VERTICAL.” MICHAL ZAJAC

„LEBENSRAUM IST FÜR MICH GEWÄHLTES ODER SELBST GESCHAFFENES UMFELD FÜR DAS TAGTÄG­ LICHE WOHLBEFINDEN.“ DOMINIK ZACH

„ARCHITEKTUR IST FÜR MICH DER PUNKT AN DEM ALLES ZUSAMMEN KOMMT: KULTUR, KUNST, TECHNIK, WISSEN, SOZIOLOGIE ETC.“ GABRIELE STEINMANN PROJECT LEADER * AUSTRIA MEMBER SINCE 2015

JUNIOR ARCHITECT * AUSTRIA MEMBER SINCE 2014

SENIOR ARCHITECT * POLAND MEMBER SINCE 2016


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PUCHER ASPECTS — 31

“OUR PHYSICAL EN­ VIRONMENT IS OF IMMEDIATE INTEREST OF EVERYONE’S WELL-BEING, IT’S EVERYONE’S BUSINESS, IT’S THE FUTURE.”

„ARCHITEKTUR IST FÜR MICH LEIDENSCHAFT & VERANTWORTUNG. SCHÖNHEIT & FUNKTION. BÜRDE & ERFÜLLUNG – UND IMMER DAS PRODUKT VIELER.“

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SENIOR ARCHITECT * AUSTRIA MEMBER SINCE 2014

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CLEMENS BERLACH

BUSINESS DEV. CHINA * CHINA MEMBER SINCE 2010

„STADT IST FÜR MICH LEBENSRAUM, BEI DEM MAN AUF DAS AUTO ­VERZICHTEN KANN.“

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„STADT IST FÜR MICH EIN LEBENSRAUM VON MENSCHEN FÜR ­MENSCHEN.“

PATRICK HEMETSBERGER TECHNICAL DRAWING * AUSTRIA INTERN

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PHILIPP VOSSEN JUNIOR ARCHITECT * AUSTRIA MEMBER SINCE 2016

JOSEPHINE LIU

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“URBAN FUTURE: ASK MY ARCHAEOLOGICAL COLLEAGUES IN 2000 YEARS …”

“LIVING SPACE IS MY PIECE OF WORLD SHAPED BY MY ROUTINES.”

“LIVING SPACE IS EVERY PLACE IN WHICH WE FIND PROTECTION, RELAX FEELINGS AND FEELINGS ABOUT BEAUTY AND BRAIN STIMULATION.” MATTEO SAYA JUNIOR ARCHITECT * ITALY MEMBER SINCE 2014

KLAUS HOHSNER MODELLER * AUSTRIA MEMBER SINCE 2009

“ARCHITECTURE IS KIND OF ART THAT ­EVERYONE CAN USE AND APPRECIATE.”

VLADA LUKIC

JOANNA CZERNICKA

JUNIOR ARCHITECT * SERBIA MEMBER SINCE 2014

SENIOR ARCHITECT * POLAND MEMBER SINCE 2012


32 ­— KAPITELNAME

WORDRAP

mit Thomas Pucher

FUNKTIONALITÄT Ist für mich Flexibilität.

QUARTIER Ist das Gegenteil von Siedlung – die ganze Vielfalt des urbanen Lebens auf kleinem Raum. Nachbarschaft eben …

GEMEINDEBAU Können die Städte und Gemeinden das? Sind ein Angebot, welches man sich alleine nicht leisten kann – aber die Gemeinschaft schon.

RAUMPLANUNG In Österreich bedeutet das die Verwaltung des Bestehenden und selten die Ermöglichung von Neuem.

GESUNDHEIT Mein Opa sagt mir immer, das sei das Wichtigste. Ich habe auch noch andere wichtigste Sachen. ARCHITEKTUR Ein Werkzeug, um die Welt so zu gestalten, wie sie uns gefällt.

GESTALTUNG Dafür haben viele leider noch kein Sensorium.

BESTES ­BAUWERK Centre Pompidou in Paris.

GHETTO Sie funktionieren überraschend gut. Dazu gibt es schon einige Untersuchungen.

BETON Noch immer faszinierend – es wäre aber trotzdem für ein Update Zeit. CONTAINER Könnte eine gute Lösung für unsere aktuellen Sorgen sein, wie z.B. für leistbaren, entfernbaren und abänderbaren Wohnraum. DENKMALSCHUTZ Wichtig und gut – erhält unser kulturelles Erbe und hält uns die Zeit vor Augen. EIGENTUM Ist ein zentrales Medium im ­Städtebau – besonders das Grundstücks­ eigentum wirkt sich oft problematisch auf die Stadtentwicklung aus. EINFAMILIENHAUS Ist in Ordnung. Immerhin erzeugt es großflächige, stabil durchgrünte Quartiere. Mit der Weiterentwicklung der Kommunikationsmedien und den neuen Arten von Mobilität könnte es eine Renaissance geben. FASSADE Ist die Haut des Gebäudes. In Zukunft könnte die Fassade 90 % der Gebäudetechnik beinhalten. FERTIGTEILHAUS Siehe Container. Haben ein großes Potenzial – zurzeit werden sie falsch konzipiert und genutzt.

GRÜNRAUM Mehr bitte! HOCHHAUS Davon brauchen wir auch mehr – sie verdichten die Städte und damit ist mehr Grünraum möglich. Hochhäuser sollten auch grün werden! INNENARCHITEKTUR Bühne. INTEGRATION Funktioniert nur im Team. Ist keine Aufgabe der Politik, sondern von uns allen. MOBILITÄT Walkable City. MÜLL Cradle to cradle. NATUR Könnte wieder mehr werden. Die Landflucht lässt die Natur wieder mehr werden. NORMEN An sich clever. In Österreich dienen sie zur Verhinderung und nicht zur Erleichterung. KULTUR Ist das, was wir täglich tun. LEBEN Ist jeden Tag eine freudvolle Herausforderung.

TECHNIK Würden wir heute einschlafen und in 50 Jahren aufwachen, wäre das was wir sehen schlicht incomprehensible. UMWELT Ist alles. URBAN GARDENING Zeigt ein Bedürfnis und ist gut für die Seele. Die Probleme der Zeit werden wir damit nicht lösen. VERHÜTTELUNG Verhütung wäre oft besser gewesen. VERÄNDERUNG Endlich wird es auch der Allgemeinheit bewusst, dass wir uns in einem permanenten Wandel befinden. Gut so, es kann auch besser werden. VORBILDER Seit der Pubertät keine mehr. Aber tausend Persönlichkeiten, die unglaublich beeindruckende Fragmente zum Leben beitragen. WELTKULTURERBE Sehr wichtig. Problematisch im Umgang, wenn es sich um einen lebenden Organismus wie z.B. ein Stadtzentrum handelt. WETTBEWERBE Oje. Falsches System. Führt zu keiner Weiterentwicklung. WOHNBAU Schon die Schublade „Wohnbau“ stört mich. Stell dir vor du hast in deiner Wohnung eine Werkstatt in der du alles basteln und bauen kannst, was dir einfällt. Du kannst deine künstlerische Ader entwickeln, eine Weltneuheit erfinden oder einfach die Seele baumeln lassen. War so ein Raum schon jemals Teil eines Raumprogrammes für einen Wohnbau? ZERSIEDELUNG Könnte in 15 Jahren ein Revival aufgrund der neuen Medien feiern, die eine neue Form der Mobilität darstellen. ZUKUNFT Wird jetzt gemacht.


PUCHER ASPECTS — 33

DOUBLE EXPERIENCE­ Ein Gespräch mit Thomas Pucher und Erich Ranegger.

EIN TRAUM DER INTELLIGENTEN STADT, DIE VISION VON DER SMARTEN STADT UND DASS ES KEINE PATENTLÖSUNGEN FÜR DIE GANZE WELT GEBEN KANN. NACHHALTIG ZU BAUEN BEDEUTET FÜR ARCHITEKTEN UND PLANER MEHR, ALS DEN INDIVIDUELLEN BEDÜRFNISSEN DER MENSCHEN GEHÖR ZU SCHENKEN UND DEN CHARAKTER DER EINZELNEN REGIONEN ZU WAHREN.

Integration in Zeiten der Angst vor „Überfremdung“ – kann diese stadt­ planerisch gelöst werden? ERICH RANEGGER: Man muss sehen, die Städte werden sich verdoppeln, alleine durch Zuzügler in Zukunft, und die haben ein ganz anderes Verhältnis, wie sie eine Stadt nutzen. Erstens weil sie nicht so einen coolen privaten Raum haben, d.h., sie sind, um die Lebensqualität zu erreichen, viel mehr auf den öffentlichen Raum angewiesen und kommen aus einer Kultur, wo man den öffentlichen Raum ganz anders nutzt. Da wird sich einiges zum Guten wandeln. Was bei uns interessant ist: Es werden immer die schönsten Konzepte gemacht für öffentliche Plätze, aber meistens werden die dann gar nicht so häufig benutzt. Zum einen hat das klimatische Gründe, zum anderen aber auch kulturelle, weil wir in einer gesättigten Gesellschaft leben, wo es sich jeder in den eigenen vier Wänden schön und bequem gerichtet hat, mit großen Häusern, riesigen Wohnungen und ebensolchen Freizeitangeboten. D.h., es ist ja auch ein bisschen eine Frage des privaten Budgets, wie sehr man öffentlichen Raum braucht und nutzt. Wenn es einem so gut geht, dass sich alles im privaten abspielen kann, braucht man den öffentliche Raum nicht mehr. Für das städtische Leben ist die Situation, dass jetzt Flüchtlinge kommen, gut, weil sie die Stadt ganz anders nutzen müssen und werden. Wenn man da rechtzeitig reagiert und Angebote schafft, kann das ganz cool werden. THOMAS PUCHER: Bei den Flüchtlingen bin ich noch skeptisch. Es stimmt natürlich, dass die den öffentlichen Raum nutzen, vor allem weil sie es gewohnt sind und selbst zu wenig privaten Raum zur Verfügung haben, aber wie sie den nutzen, entspricht nicht dem, wie wir es in unserem Kulturkreis gerne hätten. Ein Beispiel: Der Griesplatz wird relativ intensiv genutzt, schön ist er aber deswegen leider nicht. Da bleibt dann schon mal was liegen, über die Jahre. Dort sieht man, dass die Menschen aus Platzmangel in der Wohnung gezwungen sind, auf den öffentlichen Raum zurückzugreifen. Eine Entwicklung, die immer stärker kommen

wird, weil wir uns die großen Wohnungen nicht mehr leisten können. In unserer westlichen Kultur kommt noch dazu, dass jetzt alle ein Smartphone haben und ständig verbunden sind. Die Jungen sind also perfekt informiert, was auf der ganzen Welt passiert. Und wenn jetzt irgendwo auf der Welt der öffentliche Raum so gut genutzt wird, dann hat das plötzlich eine Verbreitung, die es früher nicht gegeben hat. Und darum verbreiten sich diese Prozesse so schnell. Daraus entsteht erst das Bewusstsein, die Plätze auch bei uns zu nutzen. Dazu kommt der Individualisierungsprozess, der auch wieder durch die neuen Medien gefüttert wird, dass sich die Menschen vermehrt selbst darstellen wollen. Dafür ist der öffentliche Raum ideal geeignet, weil man da mehr Publikum und Zuspruch hat als in der eigenen Wohnung. Das Internet ist zwar der wahrscheinlich öffentlichste Raum, wird aber allein durch das psychische und körperliche Bedürfnis, geschlossene Räume zu verlassen, die tatsächlichen Plätze nicht ablösen. Man sieht ja, mit welch großem Erfolg die Bemühungen der Städte um die Attraktivierung des öffentlichen Raums angenommen werden. Fördert der Smart-City-Gedanke die Nutzung der öffentlichen Plätze oder bewirkt er den Rückzug ins eigene Quartier? RANEGGER: Ja und nein. Der Vorteil ist, dass diese attraktiven Quartiere dann von den Bewohnern anderer Viertel genutzt werden, weil im eigenen Bezirk wenig passiert. Da ist Reininghaus das beste Beispiel, weil dort wahnsinnig viel passieren wird. PUCHER: Es ist ja schon ein großes Ziel, das eigene Quartier zu nutzen und mich dort aufzuhalten, weil es dort eben so attraktiv ist. Wenn die Leute sich in ihrem Quartier auf den Straßen bewegen, ist das das Idealbild eines lebendigen Viertels. Das wollen wir ja eigentlich erreichen.


34 ­— KAPITELNAME

überall lauter kleine Brandherde und Konflikte, die ich so vermeiden kann. Graz beispielsweise muss da gleich mit der logischen Erweiterung um den Speckgürtel gesehen werden. Der Großraum Graz, von Bruck bis Leibnitz, überall wo ich eine S-Bahn habe, ist schon Stadtregion.

RANEGGER: Wenn eine Stadt eine Mischung aus Regionen wird, deren Bezirke und Viertel sich individuell entwickeln, dann bekommt die Stadt eine ganz eigene Qualität. Die Stadt als Fleckerlteppich unterschiedlicher öffentlicher Räume. PUCHER: Die Stadt der Regionen wäre überhaupt das beste Branding für eine Stadt und würde Sinn machen. Und das ist leider etwas, was derzeit überhaupt nicht passiert. Denn dann muss ich mich nicht darum kümmern, dass beispielsweise Leute aus Geidorf auch wieder am Griesplatz leben könnten, sondern würde es wirklich zu einem Little Istanbul machen, mit all seinen Qualitäten, und die Leute dort unterstützen. Derzeit entspricht die Infrastruktur dort nicht der Nutzung. Dort gibt es eine Bevölkerungsgruppe, die den öffentlichen Raum gerne besser nutzen und bazarartig kleine Läden aufmachen würde usw. Hier müsste man schauen, wie man das öffentliche Leben auf so einem Platz unterstützt und nicht behindert. Da kann man sich auch Anleihen suchen in Städten, wo das funktioniert, wie etwa in Istanbul. Wenn man hier zu spezialisieren anfängt, ist das viel interessanter, als über die ganze Stadt ein einheitliches Gesamtdesign zu legen. Denn das ist ja auch der Grund, warum in New York alle Chinatown besuchen, weil sie genau das Spezielle und die Heterogenität in der Stadt suchen. In Ansätzen ist das auch schon in Graz sichtbar, beispielsweise in den verschieden Grazer Parkanlagen. Also, je unterschiedlicher die Bereiche sind, desto besser. Was ratet ihr einem Bürgermeister, der dann den Vorwurf bekommt: 80 % Ausländeranteil in Schulen? Und werden die Reibungspunkte zwischen den Kulturen so nicht noch verstärkt? PUCHER: Zunächst muss man bei der Stadt der Regionen anfangen, die Regionen zu definieren. Wo haben wir welche Regionen, die nicht unbedingt mit den Bezirksgrenzen zusammenpassen werden? Oder vielleicht habe ich irgend-

wo Schwerpunkte, die dann ausstrahlen. Wahrscheinlich wird man verschiedene Hauptplätze und Zentren haben, die wie Zwiebeln aufgebaut sind. Dann muss ich bestimmen, was ich dort für Qualitäten und mögliche Konfliktpunkte habe. Die Qualität muss ich erweitern, die Konfliktpunkte in den Griff bekommen. Unterstützt eine Stadt der Regionen nicht zu einem gewissen Grad die Ghettoisierung und unterbindet damit eine Integration, wie wir sie uns eigentlich wünschen? RANEGGER: Die will auch keiner. Weder die Grazer noch die Zuziehenden. Wir hängen da einer Utopie der 68er-Generation nach, die aber nie so richtig zu Ende gedacht wurde. Weil erstens fühlt man sich doch im eigenen Kulturkreis wohl und zweitens kann ich aus den Zugezogenen keine originären Grazer machen. Das ist ja auch nicht so interessant. Es wird ja deswegen auch kein Grazer anfangen, halb türkisch werden zu wollen. Die Bildungsinfrastruktur wird dabei natürlich von uns gestellt, auch die Ausbildner und Lehrer. Das ist und bleibt Verantwortung von Stadt, Land und Bund. PUCHER: Little Italy und Chinatown sind gute Beispiele. Der ganze Flüchtlingsstrom hat ja noch andere Parallelen. Während des 2. Weltkriegs ist die gesamte Intelligenz aus Mitteleuropa gegangen. Wäre das nicht passiert, wäre Amerika heute keine Weltmacht. Wir in Europa leiden heute noch an diesem „brain drain“, der damals passiert ist. Und jetzt passiert das Gleiche, dass die Bevölkerung aus den arabischen Ländern abwandert, intelligent, jung und gesund, und somit ein großes Potenzial für uns darstellt. Wie reagieren wir städteplanerisch auf die Flüchtlinge? PUCHER: Ich würde auch hier der „Stadt der Regionen“ den Vorzug geben, als die Menschen willkürlich, überall, wo gerade Platz ist, zu verteilen. Weil sonst haben wir

Euer Konzept nimmt ja auch den Druck aus der Gesellschaft … RANEGGER: Man muss ganz nüchtern sehen: Wie viel Platz brauche ich, wie viel Zeit habe ich dazu zur Verfügung, was kostet mich das und was können sich diese Leute auch leisten? Übersehe ich das, kommt es zu Lagern und es entstehen Problemherde. Früher oder später wird Europa ausgefüllt werden von Menschen anderer Kulturen, weil die Bewohner der ganzen Krisenländern erkennen, dass es ihnen in ihren Heimatländern so schlecht geht. Europa wird demografisch einfach weniger originäre Einwohner haben. Und Platz ist ja da! PUCHER: Die wirklich attraktiven Orte sind heute einfach die Städte. Deshalb wachsen die Städte ohnehin schon und haben bereits heute ein Platzproblem. Deswegen wird der Platz auch immer teurer. Und deshalb passt das auch überhaupt nicht zusammen mit Flüchtlingen. Betrachten wir den Klimawandel, werden wir, auch wenn wir alle beschlossenen Ziele einhalten, in Wien 2050 das gleiche Klima haben wie Kairo heute. Aber wie wird das Klima dann in Kairo aussehen? Oder auf der gesamten arabischen Halbinsel? Dann wird es dort kein Wasser mehr geben und andere Energieträger werden das Öl abgelöst haben. Dort verschwinden also sukzessive die Lebens- und Wirtschaftsgrundlagen. Das bedeutet aber, dass die Menschen weggehen müssen. RANEGGER: Neben Europa wird das Ziel dann möglicherweise auch Russland sein. Die Länder, die heute Permafrostböden haben und eigentlich fruchtbar wären, aber noch zu kalt zum Leben sind, werden die großen Gewinner der Klimaerwärmung sein. Der neue goldene Westen. Die ganze Mittelmeerregion Europas wird zu heiß werden, der Tourismus nicht mehr funktionieren. Das wird die Andockstation von Menschen weltweit, die nach Europa und weiter wollen. Europa wird in Zukunft eher ein Durchzugsland sein, ein Tor zu einer anderen Welt. Werden sich die Flüchtlinge überhaupt je eigenen Wohnraum leisten können? PUCHER: In der ersten Generation natürlich nur wenig und engen Wohnraum. In China wird mit diesem städtischen Zuzug ja ganz anders umgegangen: Vororte, Slums, Heimarbeit, dann in die Stadt … Mein Ansatz wäre eher: Wir bauen einen eigenen Stadtteil für diese Menschen und integrieren über die nächsten Generationen.


PUCHER ASPECTS — 35

Und solange wir es uns leisten können, ist das ein viel besseres Modell als das chinesische. Die Frage ist nur, wie lange wir uns das leisten können und wollen. Das macht viel mehr Sinn, als über die ganze Stadt integrativ zu verteilen, weil da hat keiner was davon.

lität streiten, aber wir sehen z.B. in Reininghaus, wie wir versuchen, die Qualität aktiv zu verbessern. Und im Rahmen unserer wirtschaftlichen Möglichkeiten bringen wir dort viel zusammen. In 10 bis 15 Jahren werden wir dann sehen, ob wir wirklich alles geschafft haben.

Paris hat aber gezeigt, dass dieses „Sich selbst Die Vorgaben der Behörden lauten: 40 % überlassen“ anderer Kulturen in Vororten erst Gewerbe und Handel, 60 % Wohnen. Da recht wieder zu Konflikten geführt hat … verschreckt man doch auch viele Investoren, PUCHER: In Paris ist etwas anderes passiert. Da oder? hat man zwar Wohnraum geschaffen, aber keine RANEGGER: Gerade bei unserem Projekt Arbeit. Dadurch ist ein Slum ohne MöglichkeiReininghaus ist es fast umgekehrt. Es ist aber ten entstanden und noch dazu wurden für die doch gut gewesen, dass hier die Stadtplanung Wohnbauten noch horrende Mieten kassiert … darauf geachtet hat, diesen Prozentsatz vorzuDas eigentliche Problem des Städtebaus geben, denn sonst wäre von Anfang an alles in ist das Eigentum. Du hast im Städtebau immer den Wohnbau gegangen und dann würde es nur dann Möglichkeiten, etwas zu tun, wenn nicht funktionieren. Dazu gehört das Wissen, das Grundstück auf dem ich etwas errichten dass man bei einem Stadtteil wie diesem nicht möchte, auch im Besitz der Stadt ist, beziehungs- nur Wohnungen errichten kann. Und das auch weise sie Zugriff darauf hat. umzusetzen, war ein wichtiDarum ist unser Städtebau ger Beitrag der Stadtplaner. „UNSERE BAUso in der Krise, weil uns die Zu smarten Quartieren wie ORDNUNG IST Möglichkeiten fehlen, etwas Reininghaus brauchen wir zu unternehmen. Deshalb EIGENTLICH NICHT ein passendes Pendant für muss man auf die nächsthöFlüchtlinge. Auch ein „Little FÜR EINE STADT, here Ebene des Verständnisses Istanbul“ muss eine Smart SONDERN FÜRS kommen und verstehen, wie City sein, aber über seine ganz LAND GEMACHT eine komplexe Struktur an eigene, Instanbuler Smartness. sich tickt. Denn eine Stadt ist Im Idealfall hätte ich dann ­WORDEN.“ eine komplexe Struktur, die unterschiedliche Stadtmodelle sich unter gewissen Einflussin einer Stadt vereint. Und die faktoren entwickelt. Dabei würden untereinander völlig entwickeln sich die stärkeren unterschiedlich ausschauen. Bestandteile weiter und nehmen mehr Raum für Das wäre die perfekte und vielschichtige Stadt sich in Anspruch, die schwächeren gehen unter der Regionen. oder weichen aus. Und ich kann schon eingreiPUCHER: Funktionierende Integration kann fen, aber immer nur wie ein Wellenreiter auf der Welle. Ich kann nur auf der Welle lenken, aber durch städtebauliche Spezialisierung stattfinden. nie gegen die Welle antreten. Unser Verständnis Am Beispiel Kleiderschrank: Da hab ich verin den Stadtplanungsbehörden und auch in unse- schiedenste Kleidungsstücke zu verschiedenen Anlässen und für verschiedene Tätigkeiten. Und rer Kultur ist nach wie vor, dass ich mit Regeln in einer Stadt glaubt man immer, es muss alles etwas verändern kann. Aber in einem komplexen System bedeutet eine Regel immer eine gewisse gleich sein. Das kann nicht funktionieren. Da ist New York wieder das beste Beispiel. Chance, dass sie eingehalten wird, aber auch Die haben, beginnend vor 100 Jahren, einen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Ausnahmen enormen Zuzug gehabt und haben es zugelassen gemacht werden, dass das System ausweicht und damit genau das Gegenteil passiert. dass jedes Quartier sich eigenständig entwickeln konnte. Und sie hatten dabei, im Gegensatz zu RANEGGER: Die Stadt wird wachsen, sie heute, ganz klare und simple Bauregeln. wird sich entmischen, weil es unterschiedliche Unsere Bauordnung ist eigentlich nicht für Kulturen geben wird und die werden sich im die Stadt, sondern fürs Land gemacht worden. besten Fall spezialisieren. Dadurch wird die Darum schaut unsere Stadt ja auch sehr ländlich Stadt ein gelebter Fleckerlteppich. aus. Eine offene Bebauung in einem Stadtgebiet sollte es per Gesetz gar nicht geben. Aber bei Beim Städtebau hat man das große Probuns haben wir wesentliche Flächen, wo genau lem, dass Investoren zu recht sagen: „Das das gilt. Dadurch habe ich automatisch immer gehört mir und ich bestimme, was auf meieinen Abstand zwischen den Häusern, was aber nem Grundstück passiert.“ zum Land gehört und nicht in die Stadt. Hier PUCHER: Aber der Investor kann nur das müssten wir unsere Bauordnung noch wesentlich bauen, was auch marktfähig ist. Er kann auch verändern in Hinblick auf Verdichtung. Da ist nicht den Markt neu erfinden oder gegen den meiner Meinung nach, wenn wir wirklich langMarkt bauen. Insofern funktioniert das System fristig in die Zukunft denken, die Grazer Stadtwieder gut. Man kann über die derzeitige Quaplanung in ihrem Agieren viel zu kurzfristig.

Wird privater Grund dann eher verschwinden und der Stadt Platz machen? PUCHER: Nein, das geht gar nicht. Das kann man nicht verschwinden lassen. Es geht darum, auf privaten Grundstücken höher bauen zu lassen. Also mehr Dichte, was automatisch bedeutet, mehr in die Höhe zu bauen.

Graz ist geprägt von vielen Einfamilienhäusern, die früher einmal vor der Stadt lagen, aber im Laufe der Zeit in die Stadt, die sich ausbreitete, „hineingewachsen“ sind. Die bekommt man nie mehr weg. Das wird vererbt auf Generationen. Diese Quartiere sind für die Stadtentwicklung eigentlich ewig unantastbar und verloren. Es ist aber insofern nicht so schlimm, weil diese Grundstücke meist einen irrsinnig hohen Grünanteil haben, der wichtig für das Klima der Stadt ist. Sie gehören eigentlich schon zum Grüngürtel der Stadt. Unsere Stadtplanung passt sich aber mit der Festlegung der Dichte den umliegenden Gebäuden an. Das bedeutet, dass, selbst wenn ich ein größeres unbebautes Gebiet in einer Umgebung von Einfamilienhäusern mit einer Dichte von 0,2 bis 0,4 habe, ich auf diesem Grundstück nur mit einer maximalen Dichte von 0,6 oder 0,8 bauen kann und dann maximal 4 Geschoße habe. Dieses Grundstück ist dann aber auf Jahrzehnte städtebaulich verloren. Mit dem Grundstücksrun, den wir derzeit erleben, sind in 10 Jahren alle wesentlichen Gebiete weg. Nur wo bauen wir dann noch? Reininghaus ist daher ein doppeltes Glück. Erstens von der Größe der Fläche und zweitens von der Festlegung der Dichte her. Unsere Bauordnung ist ja sonst leider so angelegt, dass es nicht mehr


36 ­— ATELIER THOMAS PUCHER

als 2,5 Dichte gibt. Obwohl die Grazer Altstadt Mein Wunsch: eine Stadt der Regionen, finanteilweise 7 bis 8 hat. ziert durch qualitätsvolle Dichteerhöhungen, Deshalb kann die Stadt auch nur mehr in die mit einer Rückabgabe an die öffentliche Hand. Breite wachsen, wenn hier keine Veränderung eintritt. Das ist das große Problem. Aber die Wenn die Stadt immer mehr boomt, wird es Stadt stößt auch an ihre natürlichen Grenzen. einen Wertverfall der derzeit hochpreisigen Wenn wir alle Grundstücke und GrundGrundstücke im Umland, wie beispielsweise stücksreserven voll bebauen, dann haben an in Leibnitz, geben? die 350.000 Leute in Graz Platz. Und das ist PUCHER: Der Zuzug in die Stadt erfolgt schnell erreicht. natürlich aus einer gewissen Logik heraus. Aber auch die Umlandgemeinden mit ho- Die Stadt ist nun mal ein Magnet. Wenn her Dichte zu bebauen, ist, so weit vom Stadtich am Land keinen Job mehr habe, zieht es gebiet entfernt, weder logisch, noch möglich. mich eben in die Stadt. Jetzt wird das Leben Das heißt, wir kommen irgendwann in in der Stadt aber immer teurer. Ich kann jetzt ein echtes Dilemma, wo die Grundstückspreise entweder an den Rand der Stadt ziehen, wo so teuer werden, dass es sich sich nur mehr die das Leben noch verhältnismäßig erschwinglich Reichen leisten können werden. Es ist daher ist. Das Leibnitzerfeld wird bald voll werden. auch möglich, dass sich irgendwann keine Leute Und dann pendeln die Leute nach Graz rein. mehr nach Graz ziehen, weil sie es sich einfach Die ganzen neuen Medien und Technologien nicht mehr leisten können. werden aber in 10 bis 15 Möglich, dass dann halt einJahren ein Pendeln in dieser „DIE ENTSCHEIfach der Zuzug verebbt, weil Form obsolet machen, weil DUNGSGRUNDdie Menschen dahin ziehen, die Kommunikation über LAGEN, NACH DEwo noch erschwinglicher andere Kanäle dann schon so Platz vorhanden ist. NEN HEUTE IN DER ausgereift ist, dass man nicht Die Lösung muss daher STADT GEPLANT mehr persönlich anwesend sein: Aufklärung des Themas. sein muss. Dann kann es UND GEBAUT WIRD, schon sein, dass es außerhalb Stadtplanung muss analysieren, welche Grundstücke eine SIND NICHT DIE, der Stadt wieder eine RenaisDichteerhöhung verdienten. sance des Landes gibt. NACH DENEN ES So wurde zum Beispiel im SINNVOLL WÄRE. Ranegger: Wer weiß?! Ich Stadtgebiet von Zug in der DAS IST MOMENkenne ein paar Leute, die Schweiz die Dichte verdopTAN DAS HAUPTHeimarbeit machen, aber pelt. Auf jedem Grundstück. Wenn man es verkauft PROBLEM, MIT DEM zunehmend vereinsamen, Denen fehlt der Austausch oder entwickelt, dann muss WIR KONFRONim Büro und der Kontakt. man einen gewissen Anteil TIERT SIND. “ Also, ich bezweifle, dass sich vom lukrierten Geld an die Stadtkassa abgeben. Mit dem dieses Modell so durchGeld werden dann Museen, setzen wird. Ich glaube Straßen oder der Bahnhof nach wie vor an die soziale Attraktivität der Stadt. Das wird den Leuten ausgebaut. Das floriert. gerade durch diese Technologien, die die Als Stadt hat man die Aufgabe, den Menschen die Situation zu erläutern und dann Möglichkeit geben, sich dem zu entziehen, immer stärker bewusst werden. dieses Modell umzusetzen. PUCHER: Man kann dieses Modell ja auch mit einer Mindestqualität, die umzusetzen ist, koppeln. Man bekommt die doppelte Dichte am Grundstück nur, wenn man ins Erdgeschoß beispielsweise nur öffentliche Funktionen reinbringt. Das Haus muss energieautark sein und im Umfeld müssen Teile der städtischen Infrastruktur saniert werden … So wird ein organischer Prozess in Gang gesetzt, in dem sich die Stadt sukzessive weiterentwickeln und nach oben wachsen wird. Damit die Menschen die Entwicklung in die hohe Dichte mittragen, müssen für alle die gleichen Bedingungen hergestellt werden. Das geht natürlich in einem System wie der Schweiz leichter als bei uns. Die leider realistische Zukunftsaussicht ist die, dass es in den nächsten 10 Jahren so weitergeht und der Zuzug verebbt.

PUCHER: Meiner Meinung nach wird es beides geben. Wenn es in der Stadt zu teuer wird, dann haben ganz viele einfach nicht mehr die Möglichkeit, selbst wenn sie wollten, in die Stadt zu ziehen. Die können entweder in einem wachsenden Speckgürtel um die Stadt leben, aber da kann es passieren, dass uns die Infrastrukturkosten auffressen, dass wir es uns als Gesellschaft einfach nicht mehr leisten können. Es gibt verschiedene Einflussfaktoren, man wird dann halt sehen, welche stärker sind. In unserem System ist es eben schwierig, jemanden zu sagen, du darfst dort nicht wohnen, weil wir uns die Straße dorthin nicht mehr leisten können. Der Politiker hat Angst vor einer Wahlniederlage und die Straße wird dann eben doch gebaut. Das ist das Problem bei uns.

Wir wissen schon lange, dass es keinen Sinn mehr macht und trotzdem tun wir es noch, weil die Entscheidungskriterien nicht rational, sondern politisch beeinflusst sind. Und zwar von den Politikern und Parteien, die gewählt werden wollen. Ganze Landgemeinden schenken so Baugrund her, damit sie nicht überhaupt von der Landkarte verschwinden. Die Entscheidungsgrundlagen, nach denen heute in der Stadt geplant und gebaut wird, sind nicht die, nach denen es sinnvoll wäre. Das ist momentan das Hauptproblem, mit dem wir konfrontiert sind. Die Frage, die wir uns in Graz stellen müssen, ist, warum wir nicht einfach eine Dichte von 2,5 auf das ganze Stadtgebiet legen. In Reininghaus sehen wir gerade, dass das möglich ist. Wir weisen Schutzgebiete aus oder nehmen die Einfamilienhausgebiete aus, aber alles, was in den letzten 50 Jahren im direkten Altstadtspeckgürtel entstanden ist, bekommt eine Dichte von 2,5. Alles, was ein Grundeigentümer dadurch an Mehreinnahmen lukriert, muss er in sein direktes Umfeld investieren, z.B. in die Qualität der Gebäude, dann bleibt noch immer Geld für eine städtische Abgabe über, das dann in öffentliche Gebäude und Einrichtungen investiert werden kann. Dann habe ich auf einmal Platz für 700.000 Leute, was auch eine realistische Zahl für ein wachsendes Graz ist. Und das ist nur eine kleine Änderung vom derzeitigen Zustand, die auch verkraftbar wäre. Und wir sehen auch in Reininghaus, dass das zu funktionieren beginnt. Daran erkennen wir auch, dass nur die Politik der großen Schritte funktioniert. Damit erzeuge ich Synergieeffekte. Dadurch, dass ich so groß und dicht baue, kann ich auf einmal Einrichtungen im öffentlichen Raum machen, die sonst nicht leistbar wären. Aber im großen Projekt sind sie mitfinanzierbar. Durch diese Bauart bekomme ich plötzlich internationale Aufmerksamkeit von Nutzern, Investoren und Firmen, die dann nach Graz, nach Reininghaus, wollen. Und so entwickelt sich das auf einmal in eine Richtung, die der Stadt guttut. Ein internationales, weltweites Unternehmen sucht sich plötzlich GrazReininghaus als Standort aus. Die hätten auch andere Möglichkeiten gehabt. Aber sie haben sich für das Quartier entschieden, das ihnen am besten gefällt. Das ist das Beste, was nicht nur Reininghaus passieren konnte, sondern auch der Stadt Graz. Reininghaus ist ein Erfolgsmodell und das beweist es. Eine Smart City ist in der technologischen Entwicklung automatisch immer schon bei der Umsetzung veraltert. Wie schaut die Vision einer Smart City dann fertig aus? RANEGGER: Das Prinzip Smart City darf eben nicht nur auf Technik heruntergebrochen werden. Denn dann hinkt man immer hinterher. Smart City hat viel mehr mit Social Smartness, Infrastruktur und Dichte zu tun.


Viel weniger mit Technologie. Eine Stadt der Regionen wäre der Inbegriff einer Smart City. Dass man viel schneller auf neue Strömungen wie etwa jetzt die Flüchtlingsproblematik reagieren kann. Wenn eine Stadt zu einem Werkzeug wird, dass auf diese neuen Anforderungen reagieren kann und dafür auch der politische Wille da ist. Denn dann werden aus Problemen im besten Fall Chancen. Das haben die Städte in der Vergangenheit auch immer gut gekonnt. Graz hätte ja auch die Chance, mit seinem gesamten Umland zu einer riesigen Smart City zu werden. Die technologische Entwicklung muss man halt mitmachen, die korrigiert sich ohnehin ständig selbst. Würden wir uns jeder neuen Technologie unter dem Argument der absehbaren Überholtheit verweigern, würden wir heute immer noch mit Kohle heizen.

hätte es keinen, würde es sich nicht so schnell entwickeln. Der Name ist gut, weil es ein Maßstab ist, eine Kontrolle. Ich kann immer wieder nachprüfen: Ist es überhaupt smart, was ich da mache? Es ist eigentlich am Namen selbst kontrollierbar. Es gibt aber keinen allgemeinen Kriterienkatalog, an dem ich Smart City tatsächlich bemessen kann. RANEGGER: Doch. Die EU hat einen Kriterienkatalog gemacht. Der aktuelle technische Stand muss bei Projekten eingehalten werden, der zum jeweiligen Zeitpunkt definiert ist. Da gibt es natürlich eine Bandbreite, aber das ist das Aktuellste, was man machen kann. Es macht keinen Sinn, Smart City Standardkriterien zu hinterlegen, nein, wir wollen die allermodernste, zukunftsfähigste Stadt, die es zum derzeitigen Zeitpunkt gibt. Und nächste Woche bringen wir schon mehr zuwege als heute.

Was sind die Gefahren einer Smart City? Nimmt ein Haus, das dir alles abnimmt, nicht auch die Individualität? Aber dennoch braucht ein Politiker, der seine PUCHER: Ein Haus wird dir nie die IndividuStadt smart machen will, einen Maßnahalität nehmen, es kann dir das Leben höchstens menkatalog. bequemer gestalten. Da kann man dann darüber PUCHER: Stimmt natürlich auch. Aber diediskutieren, ob das gut oder schlecht ist. Ich kann, ser Katalog muss weich sein und sich schnell wenn ich will, meine Tomaten trotzdem noch erweitern und entwickeln können. Sobald es selber anbauen, aber sie mir auch vollautomatisch etwas Neues gibt, muss hier schon erweitert liefern lassen, wenn mein Kühlschrank sagt, es werden, und bewährt es sich nicht, sofort ausist wieder so weit. Und ich getauscht. Keine 10 Gebote in kann mich währenddessen „JEDE STADT KANN Stein gemeißelt, sonst funktiomeinen anderen Hobbys und INNERHALB IHRER niert es nicht. Beschäftigungen widmen. MÖGLICHKEITEN Barcelona ist Smart City, Also grundsätzlich glaube SMART WERDEN, Amstetten aber auch. Ist das ich auch, dass beim Thema nicht paradox? Datenmissbrauch nicht die WENN SIE EIN RANEGGER: Jede Stadt Smart City das Problem ist. PAAR REGELN EINSondern den Datenmisskann innerhalb ihrer MöglichHÄLT. METAPHObrauch habe ich durch die keiten smart sein und smart RISCH GESPROneuen Technologien und werden, wenn sie ein paar ReKommunikationsformen CHEN KANN AUCH geln einhält. Es wird nie eine weltweite Regelung für Smartentweder jetzt schon oder DER DÜMMSTE auch nicht. Darum werden geben, das funktioniert KLUG SEIN, WENN ness schon allein durch die vielen wir ohnehin nicht mehr ER DREI GUTE verschiedenen Gegebenheiten herumkommen. Das ist ein und Erfordernisse nicht. Problem, das über einer ­IDEEN HAT.“ höheren Ebene als Smart PUCHER: Die Frage ist City zu lösen ist. natürlich auch, wie man eine Wenn man Smart Smart City finanziert und dazu City zu den Smart Grids brauche ich so ein Tool wie runterbricht, aus denen diese die Dichteerhöhung. Wenn jemand an seinem Idee ja auch entstanden ist, dann ist das eine Grundstück aufgrund einer Dichteerhöhung ganze normale technische Entwicklung, die jetzt bauen kann und deshalb in seinem direkten stattfindet und zwar endlich und richtigerweise, Umfeld was verbessern muss, dann ist das geweil die eben gescheiter ist als die herkömmliche nauso smart, auf einer lokalen, direkten Ebene. Weise. Aber man muss es auch nicht noch weiter hochspielen. Was jetzt mit Smart City passiert, Die demografische Entwicklung bringt derdass der Begriff so gefüllt wird, ist super. Der zeit auch eine durchschnittlich immer älter Name ist gut eingeführt und es versteht auch ein werdende Gesellschaft mit sich. Wie reagiert jeder. Was ist das Gegenteil: Stupid City? Das die smarte Stadt darauf? wird ja wohl auch keiner wollen! PUCHER: Das Hauptthema ist die VereinsaJede neue Entwicklung sollte smart sein. Es ist gut, dass das jetzt einen Namen hat, denn mung und da führt der Weg zu einer Lösung

über die Gruppe. Und insofern würde ich die alten Menschen nicht als eigenes Segment sehen, sondern in einen Gesamtzusammenhang über alle Generationen hinweg stellen. Auch hier bietet die Stadt der Regionen wieder einen besonderen Pluspunkt. Denn in den unterschiedlichen Regionen habe ich trotzdem immer die ganze Bandbreite von Altersschichten. Man muss immer schauen, dass Jung und Alt in einem zusammenhängenden Raum leben. Die Stadt ist das Paradies der alten Leute, weil sich der Aktionsradius komplett einschränkt. Und in diesem kleinen Radius muss man die alltäglichen Bedürfnisse und Erfordernisse befriedigen können. Das bietet nur die Stadt. Der Wohnraum selbst ist dabei fast nebensächlich. Sie müssen in den Zentren sein und von Leben umgeben. Dann kann man auch lange alleine leben. Ich wehre mich aber trotzdem dagegen, dass jede einzelne Wohnung in Österreich behindertentauglich sein muss. Denn das kostet Unmengen an Geld und verhindert in Wirklichkeit leistbaren Wohnraum. Erdgeschoßwohnungen können immer barrierefrei sein, aber es macht keinen Sinn, den letzten Winkel in einem Haus erreichbar zu machen. Die Stadt macht nämlich auch indivualisierter Wohnraum aus. Nichts ist schlimmer als die ewige Gleichmacherei. Wenn wir irgendwo ein Problem haben, dann schreiben wir fest, wie das zu lösen ist. Wir machen eine Regel und genauso muss es sein. In Wirklichkeit sollten wir viel mehr auf den freien Markt vertrauen und schauen, wie sich der entwickelt, und ihn dann nur ein bisschen führen und lenken. Investoren sollen es sich aussuchen können: Entweder sie bauen behindertengerecht oder sie zahlen einen gewissen Anteil der Kosten in einen Sozialtopf ein. Sie haben die Wahl: behindertengerechter Bau oder Behindertenabgabe. Mit diesem Sozialtopf kann man Härtefälle abfedern, zum Beispiel eine Wohnung umbauen oder eine Umsiedelung in eine adaptierte Wohnung finanzieren.


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REININGHAUS: INNOVATION FUR GRAZ 4

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Beim Stadtteil Reininghaus geht es um ein ehemaliges Industriegebiet, das 1,8 km Luft­ linie vom Grazer Hauptplatz entfernt liegt und das in einen smarten Stadtteil umgewandelt werden soll. In Reininghaus gibt es eine vielschichtige Struktur von Eigentümern, die alte Gebäude sanieren, neue Wohnanlagen bauen, Gewerbe, Handwerk und Handel ansiedeln, nutzerzentrierte Mobilitätskonzepte entwickeln sowie um eine innovative Außenanlagengestaltung bemüht sind. Die richtige Balance zwischen innovativen Technologien und gesellschaftlichen Räumen soll die Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger erhöhen.


40 ­— REININGHAUS: INNOVATION FÜR GRAZ

DIE GESCHICHTE VON REININGHAUS Chronologie

1852 Der aus Westfalen stammende Johann Peter Reininghaus übernimmt die kleine Brauerei „Zum Alten Mauthause“ im sogenannten „Steinfeld“ an der Alten Post Straße 3.

1855 Das Unternehmen „Brüder Reininghaus“ wird von Johann Peter (1818–1901) und Julius (1823–1862) gegründet.

10

2. Das Gebiet 2.1. Geschichte des Planungsgebietes

1901 Tod von Johann Peter Reininghaus, Gründung der „Brüder Reininghaus Aktiengesellschaft für Brauerei und Spiritus – Industrie“.

2

BRÜDER REININGHAUS AG, 1908 E. PENDL : Brüder Reininghaus AG, 1908

Chronologie:

1852

Der aus Westfalen stammende Johann Peter Reininghaus übernimmt die kleine Brauerei „Zum Alten Mauthause“ im sogenannten „Steinfeld“ an der Alten Post Straße 3.

1855

Das Unternehmen „Brüder Reininghaus“ Johann Peter (1818 AB 1920 Übernahme der –1901) und Julius (1823–1862) wird gegründet.

1858 1871 1882

1938 Vertreibung der Familie Reininghaus aufgrund der NS-Rassengesetze. Die Frau des Gründers Johann Peter Reininghaus stammte aus der jüdischen Familie Mautner, die in Wien eine Brauerei betrieb. Arisierung des Unternehmens.

Leitung durch Peter ReiningEinführung des Dampfbetriebes (als erste Brauerei in der haus, Einbruch der Exporte Steiermark) durch Zölle inneu den ehemaligen Die Brauhausanlage wird vollständig errichtet. Es entsteht die Großbrauerei Abnehmerländern. Reininghaus Gleisanschluss an die Graz-Köflach-Bahn (GKB)

ab 1900 Bau von weiteren Hallen und Kühlkellern 1901

Tod von Johann Peter Reininghaus, Gründung der „Brüder Reininghaus Aktiengesellschaft für Brauerei und Spiritus – Industrie“

ab 1920 Übernahme der Leitung durch Peter Reininghaus, Einbruch der Exporte durch Zölle in den ehemaligen Abnehmerländern 1938

2 3

Vertreibung der Familie Reininghaus aufgrund der NSRassengesetze. Die Frau des Gründers Johann Peter Reininghaus stammte aus der jüdischen Familie Mautner, die in Wien eine Brauerei betrieb. Arisierung des Unternehmens.

Pendl Erwin *1875 in Wien - †1945 in Wien http://de.wikipedia.org/wiki/Graz-Reininghaus

1993 Es entsteht die Brau Union Österreich als Zusammenschluss der Österreichischen Brau AG und der Steirerbrau AG.

1977 Mit der Brauerei Gösser wird die Steirerbrau (Steirische Brauindustrie-Aktiengesellschaft) gegründet.

2003 Übernahme der Brau Union Österreich durch die Heineken AG

1973 Tod von Peter Reininghaus.


PUCHER ASPECTS — 41

1858 Einführung des Dampf­betriebes (als erste Brauerei in der Steiermark).

AB 1900 Bau von weiteren Hallen und Kühlkellern.

1871 Die Brauhausanlage wird vollständig neu errichtet. Es entsteht die Großbrauerei Reininghaus.

1882 Gleisanschluss an die Graz-Köflach-Bahn (GKB).

1943/44 Zwangsfusionierung mit der Brauerei Puntigam („Erste Grazer Actien Brauerei Franz Schreiner & Sohn“).

1944 Das Areal der Brauerei wird bei Bombenangriffen schwer beschädigt, da in den Kellern Munition gelagert war.

1948 Die Biererzeugung wird nach Puntigam verlagert.

1945 Rückkehr der Familie Reininghaus aus dem Exil. Das Areal wird zum Verwaltungssitz des Brauunternehmens, das nun Reininghaus und Puntigam umfasst. Peter Reininghaus widmet sich dem Wiederaufbau. Er initiiert den Hopfenanbau in Leutschach (Südsteiermark).

2005 Abspaltung der nicht betriebsnotwendigen Liegenschaften und Verkauf an die von Ernst Scholdan zu diesem Zweck gegründete Firma Asset One.

2011 Übernahme der Asset One durch den Grazer Investor Alfred Müller.

AB 2013 Neugliederung der Grundstücke und Ausweisung der öffentlichen Verkehrsflächen. Sukzessiver Verkauf von Baufeldern an unterschiedliche Bauträger.


42 ­— REININGHAUS: INNOVATION FÜR GRAZ

REININGHAUS ALS MOTOR DER STADT Bürgermeister Siegfried Nagl zur Stadtentwicklung.

„Reininghausgründe“ wird für bis Die Familie als Keimzelle der zu 20.000 Menschen finanziell Gesellschaft bröckelt. Mittlerweigünstiger Wohnle sind „Broken raum geschaffen. home“-Familien „DIE ENTWICKDurch die Entleider mehr die LUNG EINES NEUwicklung eines Regel als die EN STADTTEILS, neuen Stadtteils Ausnahme. Als ährend Österreichs kann Graz nicht DIE ERRICHTUNG Folge dieser Bevölkerung immer nur geordnet gesellschaftliEINES FREIZEITAälter wird und ein wachsen, sondern chen EntwickREALS ENTLANG stetiger Geburten­rückgang zu es bietet sich lungen werden verzeichnen ist, wächst der Groß­ auch die einmali- DER MURUFER, wir in Zukunft raum Graz. Bis zum Jahr 2030 ge Chance, schon DIE ERRICHTUNG einen steigenden wird dem Ballungsgebiet Graz bei der Planung an neuen UND DER BETRIEB Bedarf österreichweit das größte Wachsauf die Wohn­ Wohnformen DES KRAFTWERtum prognostiziert. Überall in der bedürfnisse haben: Wohnen KES HABEN FÜR der Menschen Steiermark verlassen junge Menmit WahlfamiliRücksicht zu schen mangels Zukunftsperspeken, serviceorienGRAZ GROSSE nehmen. Darum tiven ihre Heimatgemeinden und tiertes Wohnen WIRTSCHAFTLIist es unser siedeln sich im Großraum Graz für ältere MenBestreben, diesen CHE VORTEILE.“ an. Aufgrund dieser Binnenwanschen, LebensStadtteil gederung entsteht in der Stadt bis abschnittswohmeinsam mit den 2030 ein Wohnbedarf für 35.000 nungen wie Privatinvestoren „neue“ Grazerinnen und Grazer. Studentenwohund Eigentümern nachhaltig für Als Grazer Bürgermeister nungen, Familienwohnungen, unsere Stadt zu gestalten. freue ich mich, dass unsere Stadt Seniorenwohnungen sowie Die Architektur ist geforwächst und zu einem noch Wohnformen, die integrationsfördert, nicht nur Brücken aus Beton wichtigeren Lebens- und Ardernd wirken. beitszentrum wird. Damit wir von und Stahl, sondern auch Brücken Über die neu zu schaffenden der kommenden Entwicklung zwischen den Menschen zu Wohnmöglichkeiten hinaus nicht überrollt werden, bedarf bauen. Zeitgemäße Architektur sollen in dem Stadtteil aber auch es schon heute muss nicht nur „Leben“ und „Arbeiten“ stattfinvorbereitender die baulichen den können. Damit Graz wirklich Maßnahmen. In Voraussetzungen zu einer Metropole an der Mur „ICH FREUE Graz werden sich für erfolgreiche heranwächst, müssen sich mehr MICH, DASS nicht nur gut Integration Unternehmen bei uns ansiedeln. UNSERE STADT situierte Menschaffen, sondern Um die Attraktivität des StandWÄCHST UND schen ansiedeln. auch der Vereinortes Graz zu erhöhen, bedarf Für die jungen samung entgees des Ausbaus der Infrastruktur ZU EINEM Leute, die zu genwirken, die genauso wie der Erhöhung der NOCH WICHuns kommen, im städtischen Bildungsangebote. Graz wird nur TIGEREN LEbrauchen wir Bereich zu einem dann so lebenswert bleiben, wenn BENS- UND ARleistbaren Wohnimmer größeren wir bei der Stadtentwicklung die BEITSZENTRUM raum. Wenn wir Problem wird. Schaffung von Erholungsräumen WIRD.“ diesen Menschen In den großen und attraktive kulturelle Angebote eine positive Städten landet nicht vernachlässigen. Bei der Zukunftspersbereits jede Infrastruktur sollen neue Techpektive bieten, zweite Ehe vor nologien wie Elektromobilität im unterbinden wir dem Scheidungs- Alltagsleben Anwendung finden. viele soziale Probleme gleich im richter. Damit steigt auch die Wachstumsbedingten UmweltVorfeld. Zahl der Scheidungswaisen. Das belastungen wird mit neuen Mit der Entwicklung des menschliche Zusammenleben ist Erkenntnissen und Technologien 52 Hektar großen Areals der aus dem Gleichgewicht geraten. vorgebeugt.

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MAG. SIEGFRIED NAGL

ist gelernter Betriebswiårt und war mehr als 15 Jahre selbstständig. Seit 2003 ist Siegfried Nagl Bürgermeister der Stadt Graz, Parteiobmann der Grazer ÖVP und Präsident des Öko-Sozialen Forums. Er ist Ehemann, Vater von 4 Kindern und vierfacher Großvater. Vor seinem Amtsantritt war sein Credo, Graz von den Spinnweben zu befreien und zur lebenswertesten Stadt in Österreich zu machen. Seinem Ziel ist er schon sehr nahe.


PUCHER ASPECTS — 43

Obwohl Reininghaus energietechnisch weitgehend ein Selbstversorgerbezirk sein soll, wo Vor-Ort-Produktion mit niedrigen Betriebskosten möglich ist und sanfte Mobilität Vorrang haben soll, werden wir wachstumsbedingt in den nächsten Jahrzehnten mehr Energie brauchen. So sehr ich Energiesparmaßnahmen begrüße, werden sie allein nicht ausreichen, um den künftigen Bedarf sicherzustellen. Darum müssen wir den Ausbau von Alternativenergien in Zukunft weiter vorantreiben und die z.B. vorhandenen (Dach-)Flächen sinnvoll zur Energiegewinnung nutzen. In Reininghaus wird hier ein Pilotprojekt entstehen. Wer mich kennt, weiß, dass mir saubere, erneuerbare Ener-

ce, direkt im Herzen von Graz ein gie sehr wichtig ist. Aus diesem wassernahes Freizeit- und ErhoGrund trete ich für die Errichlungsgebiet tung des mit vielen Murkraft„DIE ARCHITEKTUR IST Sportanlawerkes in gen, FreiPuntigam GEFORDERT, NICHT lichtkino, ein. Dieses NUR BRÜCKEN AUS BECafés etc. Kraftwerk TON UND STAHL, SONzu errichwürde DERN AUCH BRÜCKEN ten. Auch 20.000 die Mur, Haushalte ZWISCHEN DEN MENdie nach in Graz SCHEN ZU BAUEN.“ der Flussmit Ökoregulierung Energie weitgehend versorgen. aus dem Auf diese Stadtbild Weise verschwunden ist, würde wieder könnte Graz nicht nur seinen stärker ins Blickfeld der GraMehrbedarf an Energie abdecken, zerinnen und Grazer gerückt. sondern das Projekt bietet auch Ein weiteres Argument für das städtebaulich die einmalige Chan-

Murkraftwerk ist die verbesserte Wasserqualität, da die Abwässer nach der Kraftwerkerrichtung nicht mehr in die Mur, sondern über einen Zentralkanal direkt in die Kläranlage gelangen. Die Entwicklung eines neuen Stadtteils, die Errichtung eines Freizeitareals entlang der Murufer, die Errichtung und der Betrieb des Kraftwerkes haben für Graz große wirtschaftliche Vorteile. Die neuen Betriebe bringen der Stadt nicht nur mehr Steuereinnahmen, sondern bieten vielen GrazerInnen Arbeitsplätze. Es wird rund 1,4 Mrd. Euro in unseren neuen Stadtteil investiert, das bedeutet, dass Reininghaus ein richtiger Job-Motor ist und sein wird.

DIE ERSTEN ENTWICKLUNGEN IN REININGHAUS


44 ­— REININGHAUS: INNOVATION FÜR GRAZ

DER PLAN VON GRAZ-­REININGHAUS Das Büro Atelier Thomas Pucher wurde im Jahr 2010 mit der Erstellung des Rahmenplans für Reininghaus beauftragt. Das Ergebnis: „Definiere so wenig wie möglich, aber so viel wie notwendig“ wurde auch vom Grazer Gemeinderat einstimmig beschlossen und ist heute die Grundlage für die Entwicklung der einzelnen Quartiere in Reininghaus.

A

ufgabe des Rahmenplans Graz-Reininghaus ist es, wesentliche Kriterien der bisherigen Vorarbeiten sowie stadtfunktionelle und stadträumliche Ziele für Graz-Reininghaus in Form von Plänen und Beschreibungen zu verankern. Dadurch soll für Investoren Planungs- und Rechtssicherheit gewährleistet und die Steuerfunktion der Stadt erfüllt werden. Basierend auf dem Prinzip „Definiere so wenig wie möglich, aber so viel wie notwendig“ sollen mit dem Rahmenplan städtebauliche Gelegenheiten schnell und unbürokratisch genutzt werden. Der Rahmenplan muss flexibel und offen, gleichzeitig aber auch so robust sein, dass einzelne Quartiere unabhängig voneinander funktionieren können, der Zusammenhalt des Stadtteils aber trotzdem gegeben ist. Der Rahmenplan beinhaltet städtebauliche Rahmenbedingungen, Ausweisungen für Grünflächen und Flächen für die Verkehrserschließung. Der Rahmenplan dient zusammenfassend:

›› Der räumlichen Verankerung bisheriger Vorarbeiten und des aktuellen Entwicklungsstandes in Graz-Reininghaus. ›› Einer Herstellung von Planungs- und Investitionssicherheit und damit der Sicherstellung der öffentlichen Interessen bei gleichzeitiger Schaffung von Anreizen für Investoren. ›› Als fachliche Grundlage zur Festlegung mittel- und langfristiger Vorgaben in Stadtentwicklungskonzept und Flächenwidmungsplan. ›› Als Grundlage für städtebauliche und baukünstlerische Wettbewerbe, welche die Voraussetzung für Bebauungsplanungen auf Quartiersebene bilden. ›› Als Grundlage für privatrechtliche Vereinbarungen mit künftigen Investoren.


PUCHER ASPECTS — 45

­ EININGHAUS R FINDET STADT

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Quartiersentwicklung Reininghaus

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328/65

WA 0,2 - 1,2 WA 0,2 - 0,6

328/30

330/7 329/11

.491

.303

EZ2 0,5 - 1,5

1151

1160/14 1160/15

1160/1

328/62

328/41

1149

329/1

328/64

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328/33

330/8

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GG 0,2 - 2,5

GG 0,2 - 1,5

Klg(GG) 0,2 - 1,5

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328/42

330/1

328/61

328/36

.541

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328/8 328/19

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Ç

329/21

.1029

2

.399

328/21

Verk WA - 0,2 - 1,2 WA 0,2 - 0,6 Verk VerkSF-öPa .822

.279

328/55

.272

328/38

328/13

.523 329/15

328/18

407

Verk -

.821

2

394/1

GG 0,2 - 1,5

349/3

.343

331/3

22 22 22 2

.311

.319

2

2

.115/3

QUARTIER 10 24.267m² 60.669m² BGF 0% Wohnen 0EW

1172 1171 1167/8

Ç

1175

GG 0,2 - 2,5

1174

1167/1

331/2

Ç

QUARTIER 1 24.239m² 60.598m² BGF 33% Wohnen 400EW

EZ2 0,5 - 1,5

1183/3

1183/2

L(KG) 0,5 - 2,5

50% Wohnen 483EW

1183/1

1166

1164/1

I/1 0,2 - 2,5

(GG) 0,2-2,5

QUARTIER 11/2 6.060m² 9.091m² BGF 0% Wohnen 0EW

1184/1

1185/2

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Ç

.115/1

Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó

1165

EZ2 0,2 - 1,5

QUARTIER 11/1 27.101m² 40.651m² BGF 33% Wohnen 268EW

(KG[EZ]) 0,5-2,0

Ç

Ó Ó Ó Ó Ó Ó ÓSF-Frh Ó Ó -Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó

1167/3

1167/5

(KG[EZ]) 0,5-2,0

GG 0,2 - 2,5

WA 0,2 - 1,2

408

Ç

331/1

328/20

328/15

2

2

22 2 2 22 22

.165

22

.271 .290

1167/6

1169/2

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BAHN -

329/20 329/14

328/12

2

Verk 2 2 2 22

2 2 2 2 22 2 2 22 L(KG[EZ]) 22 2 2 0,5 - 2,5 2 2 22 2 QUARTIER 4a 2 2 19.314m² 2 48.284m² BGF 22

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QUARTIER 4 25.659m² 51.319m² BGF 75% Wohnen 770EW

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WA 0,2 - 1,2 WA 0,2 - 0,6 VerkVerk - .1034

.524

Ó Ó Ó Ó Verk Verk -Ó Ó Ó Ó Ó Ó GG 0,2 - 2,5 Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó

1153

1150

390/3

328/43

328/44 328/34

BAHN(I/1) 0,3 - 2,5 Verk -

Ç

328/63

.273 328/31

22 22 22 22 22 22 2 2 22 2 2 22 22 22 22 22 22 22 2 2 22 22 22 2 22 2 2 22 2 2 22 2 2 2 22 2 2 2 2 BS 22 1 22 22 2

B

328/51

328/29

Ç

2 2 2 2 22 2 2 2 2 22 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 22 2 2 2 2 2 2 2 22 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2

DIE ERSTEN QUARTIERE IN GRAZREININGHAUS WURDEN VERKAUFT UND DIE ERSTEN BEBAUUNGSPLÄNE SIND BEREITS RECHTSGÜLTIG. IM MAI 2016 WERDEN DIE ERSTEN BAUSTELLEN IN REININGHAUS EINGERICHTET. DIE VIELSCHICHTIGE EIGENTÜMERSTRUKTUR MACHT DIE KOORDINATION EINER GESAMTENTWICKLUNG REININGHAUS AUFWENDIGER UND HERAUSFORDERNDER – ABER JEDER EIGENTÜMER HAT SEINE EIGENE HANDSCHRIFT UND DAS IST DIE GARANTIE FÜR EINEN LEBENDIGEN STADTTEIL.

.295

Verk -

1185/1

1176

Ç

332/5

ereits 2011 haben die ersten Quartiere SF-Spo in Reininghaus ihre neuen Besitzer I/1 Ç 0,2 - 1,5 gefunden. Auf dem Quartier 10 steht L(KG) L(KG[EZ]) 0,5 - 2 0,5 - 2,5 z.B. das neue Headquarter Steiermark des GA Immobilien Ç GG ÖAMTC. Das Quartier 2 erwarb die Familie 0,2 - 1,5 Eisenköck, die Genossenschaften BWSG, L(KG) 0,5 - 2,5 SF-öPa ÖWG, ENW, ÖSW haben sich die Quartiere Ç GG 0,2 - 1,5 6, 6a, 7, 3 und 17 gesichert und auch private Wohnbauträger haben sich Quartiere gekauft L(KG[EZ]) L(WA) Ç 0,5 - 2,5 0,2 - 1 wie z.B. Hofstätter und Kletzenbauer, GRAWE und das Familienunternehmen KohlbaSF-öPa cher. Die Quartiere 1, 4a und 5 gingen an den Verk Bau- und Sanierungsprofi Wolfgang Erber. GG L(KG) 0,2 - 2,5 0,5 - 2,5 Die restlichen Quartiere sind noch im Eigentum der Asset One, die am Quartier 4 – der L(WA) Linse – bereits einen gültigen Bebauungsplan 0,2 - 1,2 WA mit Thomas Pucher erarbeitet hat. L(WA) 0,2 - 0,6 GG 0,2 - 1,2 Wolfgang Erber hat als Erstes mit der 0,2 - 1,5 L(WA) Entwicklung in Reininghaus begonnen und 0,2 - 1 hat gemeinsam mit der SOB, die neben der 2 2 2 2 2 2 22 GS2 2 2 2 22 Villa in Reininghaus auch noch ein weiteres 2 2 2Ó 2 2 2 Ó 2Ó2 2 Ó 2 2Ó 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2Ó WA 2 2 2Ó 2 2 2 2 2 2 2 2 0,2 - 0,6 L-301 2 2 2 2 2 2Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Gebäude errichtet, einen zweistufigen, inter22 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó L-301 national ausgerichteten BebauungsplanwettbeÓ Ó Ó Ó Ó Ó Ó werb ausgelobt. Der Sieger dieses Wettbewerbs WA Ó Ó ÓSF-Frh Ó Ó Ó Ó0,2 - 0,6 Verk WA ist der international tätige Grazer Architekt 0,2 - 0,6 GG Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó L(WA) SF-öPa Verk 0,2 - 2,5 Thomas Pucher mit seinem Büro. Verk 0,2 - 0,8 WR Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó 349/1

QUARTIER 17 N 21.215m² 31.822m² BGF 0% Wohnen 0EW

QUARTIER 5 38.456m² 96.139m² BGF 75% Wohnen 1442EW

332/6

332/2

332/7

395/2

335/7

.246

.275

343/7

.257

343/6

343/3

343/25

343/11

.122

2 2 2 22 22 2 2 22 Ç 22 2 2 22 2 22 22 22 22 2 2 22 Ç 22

335/9

22

343/1

335/8

335/10

1186/2

395/1

343/14

.130

335/5

.129/2

339/1

343/18

390/2

2282/1

QUARTIER 3 23.054m² 57.634m² BGF 33% Wohnen 380EW

336

396

QUARTIER 18a 17.608m² 17.608m² BGF 90% Wohnen 317EW

344/3

QUARTIER 6a 29.086m² 34.903m² BGF 90% Wohnen 628EW

QUARTIER 6 39.545m² 47.454m² BGF 90% Wohnen 854EW

335/1

Ç

Ç

1193/33

572/100

562/5

572/26 562/4

572/48

Alfred Hofstätter 09.01.2013

.1471

572/36 572/49

.1472

WA 0,2 - 0,6

578/1

Verk -

572/50 572/37

572/46

572/32

562/17

578/2

L(WA) 0,2 - 0,8

.1477

.938

SF-öPa -

667/2

2282/2

1193/32

Ç

QUARTIER 7 29.019m² 23.215m² BGF 100% Wohnen 464EW

1193/92

702 667/3

696/2

1193/94

-

1193/29

Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó Ó WA Verk Ó Ó Ó Ó0,2 Ó - 0,6 Ó Ó 660/3

1193/28

1193/29 1193/27 1193/29 1193/26

1193/89 1193/25

662/4 662/1

1193/24

696/1

Ç

572/11

QUARTIER 7a 11.899m² 9.520m² BGF 100% Wohnen 190EW

572/119

Ç

572/99

572/118 572/124

1193/23

1:3.000 Ç

552/3

Ç

572/44

Ç

WR VerkVerk 0,2 - 0,6 - 572/24

.1466 572/10

Ç

572/94

572/47 .1467

1193/113

1193/3

572/95

572/63 572/65 572/79 572/68 572/64 572/60 572/78 665/1 572/57 572/58 572/59 572/54 572/52 572/53 572/77 572/76 572/66 572/72 572/61 572/69 572/55 572/70 572/71 572/67 572/75 572/62 572/74 572/56 572/73 572/43 572/41 572/33 572/34 572/35 572/42 695/3 572/28 572/21 572/39 572/29572/30 572/40 572/27 572/38 572/22 572/23

572/8

1193/2

572/101

572/123

572/96

572/51

0,2 - 0,6

Ç

572/7

552/61

1193/112

1193/90

1193/1

1193/34

572/80

787

2233

1192

572/97

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572/82

572/19 572/20

1191/4

668/1

572/102

572/98

572/122

572/90

572/83

.1465/2

572/6

Ç

572/91

Ç

572/121

Ç

572/84

1191/7

572/117

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572/85

.1464

572/125

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572/86

.1465/1 572/16

389

Ç

572/87

572/4

337/1

Ç

572/116

1191/5

1191/6

337/2

572/106 572/108 572/105 572/107 572/104 572/103 572/120

572/88

1190/7

Ç

Ç

572/114 572/113 572/112 572/111 572/110 572/109

551/4

551/6

1191/10

1190/6

1191/2

2 2 2 2 2 2 22 2 2 2 2 2 2 2 2 22 2 2 2 2 2 2 2 2 2 22 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 22 22 2 22 2 2 22 2 2 2 2 2 2 2 2 22 2 2

Ç

572/1

572/115

1190/11

1190/2

1190/5

341/1

Ç

370/9

551/5

1190/8

1190/10

341/3

551/3

1188/2

Ç

2 2 2 2 2 22 2 2 2 2 2 22 22 QUARTIER 18 22.900m² 13.740m² BGF 90% Wohnen 247EW

1186/5

1186/1

.250 343/24

343/15

SEV

343/20

1186/4

335/6

.377

.359

343/13

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370/2

334

.116/2

.116/1

332/4

343/10

.260

345

335/2

.256

343/9

QUARTIER 17 S 18.815m² 18.815m² BGF 343/21 90% Wohnen 339EW

348/3

335/11

.242

343/5

1186/3

1187

Ç

343/23

QUARTIER 2 19.006m² 47.514m² BGF 33% Wohnen 314EW

332/3

348/2

QUARTIER 12 38.746m² 77.493m² BGF 33% Wohnen 2232 511EW

332/13

Ç

348/1



EIN SMARTER STADTTEIL IN DER PRAXIS


48 ­— EIN SMARTER STADTTEIL IN DER PRAXIS


PUCHER ASPECTS — 49

DIE LINSE: DAS ­EINGANGSTOR ZU ­REININGHAUS A DR. BERNHARD ASTNER

D

as Quartier 4 (die Linse) befindet sich am Eingang zum neuen Stadtteil Reininghaus und damit an erster Adresse. Die vorgesehene Bebauung teilt das Grundstück in drei große Blöcke, die südlich vorgelagert einen großen Platz – ein Karree – entstehen lassen. Dieser Stadtraum ist mit einem Pavillon weiter verdichtet und verzahnt das Gebiet intensiv mit der vorhandenen Bebauung der Reininghausgründe im Süden. DIE KONZEPTION. Die gewählte Blockrandbebauung bietet einen vollwertigen Schallschutz zur nördlich gelegenen GKB-Strecke und große, gut besonnte Hofräume. Am Eingang zum Gebiet befindet sich ein Turm mit 15 Geschoßen, der als Wohnhochhaus, aber auch als Bürohochhaus genutzt werden kann. Dieser Turm bildet das erste – weithin sichtbare – Zeichen des neuen Stadtteils und markiert selbstbewusst seinen Eingang. Alle Baukörper sind überwiegend für eine Wohnbe-

bauung mit gemischter Nutzung im Erdgeschoß ausgelegt. Der Bebauungsplan ist so ausgelegt, dass bei jedem Block ausreichend Spielraum für eine nutzungsspezifische Anpassung gegeben ist. Die Verzahnung mit dem Bestand bringt das Flair der alten Reininghausbauten direkt in das Projektgebiet. Das Karree ermöglicht eine durchgängige Nutzung der Erdgeschoßzone für Gewerbe- und Geschäftsflächen. Der vorgelagerte Platzraum und die durchlaufende Reining­hausstraße führen zu einer dauerhaften Belebung und Kundenfrequenz. Der östlichste Block an der Alten Poststraße bietet die Möglichkeit eines großflächigen Supermarktes oder eines MiniEinkaufszentrums mit direkt vorgelagerter Straßenbahnhaltestelle. Eine oberirdische Bruttogeschoßfläche von insgesamt 51.400 m2 ist möglich. Die Blockkonfiguration bietet aber auch eine anpassbare Teilbarkeit in unterschiedliche Grundstücke oder Einheiten. Jede Einheit bildet dabei eine gute Adresse und Ablesbarkeit.

sset One hat in Reining­ haus ein Quartier entwickelt – nämlich die sogenannte „Linse“, ein ca 27.000 m2 großes Grundstück, das zugleich den nördlichen Rand des Areals „Graz-Reininghaus“ und gleichzeitig eines der Einfahrtstore zum Areal Graz-Reininghaus ist. Aus diesem Grund war es logisch, dort mit der Entwicklung zu beginnen. Im Rahmen des Verfahrens zur Erlassung des Bebauungsplanes wurden gemeinsam mit der Stadt Graz im Rahmen eines ProjektTisches vier österreichische und internationale Architektenteams eingeladen. Das Grazer Architekturbüro Thomas Pucher ging dabei als Sieger hervor. Als Projektentwickler sind wir mit dem Siegerprojekt absolut zufrieden. Pucher und Team haben die für die gesamte Verbauung in Reininghaus typische Balance zwischen bebauten und unbebauten bzw. begrünten Flächen zu halten vermocht und auf dem zukünftigen Platz am nordöstlichen Rand des Quartiers Raum für einen echten Landmark geschaffen, was – nach dem alten Grundsatz, dass der erste Eindruck der wichtigste ist – im Hinblick auf die natürliche Funktion als künftig stark frequentierter Ein- und Zufahrt zum Gesamtareal für den neuen Stadtteil Graz-Reininghaus auch ganz wesentlich ist.


EIN STADTTEIL, DER WIE EINE STADT FUNKTIONIERT

D

ie Entwicklung des Stadtteils Graz-Reininghaus hat mit der Erber-Gruppe und dem Atelier Pucher begonnen. Die Grazer Erber-Gruppe, die wesentliche Bereiche des Altbestandes in Reininghaus entwickeln wird, setzt auf den alten Kern des Stadtteils und mit den Neubauten wird ein kluger, innovativer, nachhaltiger und urbaner Stadtkern im Areal von Graz-Reininghaus entstehen. Unter einer hochkarätigen Jury unter Vorsitz von Architekt Prof. DI Rüdiger Lainer ist das Atelier Pucher aus dem zweistufigen Städtebau-Wettbewerb als Sieger hervorgegangen. In der zweiten Stufe wurden elf Vor-

schläge aus dem In- und Ausland präsentiert. Pucher gelang es am besten, die gewünschten Vorgaben der auslobenden Erber-Gruppe mit den Erfordernissen kluger und nachhaltiger Stadtplanung in Einklang zu bringen. Auf den Quartieren der Erber-Gruppe stehen teils denkmalgeschütze, gut, aber auch weniger gut erhaltene Funktionsgebäude. Diese Gebäude eigenen sich zur Umgestaltung vom historischen Industrieareal zu einem modernen und smarten Stadtteil. Die Größe des Areals, das von der Erber-Gruppe entwickelt wird, beläuft sich auf rund 38.500 Quadratmeter, 24.500 Quadratmeter davon entfallen auf

das Quartier 1 und weitere 14.000 Quadratmeter auf das Quartier 4a. Die Gesamt-Bruttogeschoßfläche der Quartiere beträgt 103.000 Quadratmeter, die Netto-Nutzfläche rund 72.000 Quadratmeter. Das Investitionsvolumen inkl. Grundstückskauf wird sich auf rund 230 Millionen Euro belaufen. Es werden auf den beiden Quartieren rund 670 Mietwohnungen entstehen, die bis zu 1.800 Menschen als Lebensmittelpunkt dienen. Im Kern des Gebietes sollen Gewerbe, Handwerk, Kinderbetreuungseinrichtungen, Arztpraxen, Apotheken, Büros, Nahversorger, Gastronomie sowie Kultur- und Bildungseinrichtungen angesiedelt werden.


PUCHER ASPECTS — 51

EIN STADTTEIL MUSS ALLES KONNEN So unterschiedlich die Menschen, so ­differenziert sind auch deren Bedürfnisse. DER ANSATZ DES AUFTRAGGEBERS ERBER. In meiner Vision von Graz-Reininghaus ergänzen sich die Bereiche Wohnen, Leben und Arbeiten zu einem ganzheitlichen Konzept, Reininghaus soll ausreichend Raum für jeden dieser Bereiche bieten. Deswegen werden wir auch in die Höhe statt in die Breite bauen, denn nur so kann genügend Platz für Grünraum und Naherholung bleiben. Auf unseren Quartieren entstehen Mietwohnungen, im Sinne der urbanen Entwicklungen planen wir auch Gebäude mit Büro-, Handels-, Gewerbe- und Freizeitnutzung. Durch die Errichtung allgemein zugänglicher Kultureinrichtungen gelingt es, auch für die Stadt und ihre BewohnerInnen einen feststellbaren Mehrwert zu erzeugen. Ein Garant für die gemeinsame und kontinuierliche Entwicklung und Umsetzung des Projektes ist der Umstand, dass die erworbenen Quartiere einem langfristigen Konzept folgen und ausschließlich durch Vermietung einer Verwertung zugeführt werden.

PUCHERS ANSATZ. Die moderne Stadt ist vital, vielfältig und lebenswert. So soll auch der neue Stadtteil Reininghaus werden. Was plausibel klingt, benötigt für die erfolgreiche Umsetzung eine komplexe, vielschichtige Strategie – denn: WELCHE IDENTITÄT GAB UND WELCHE IDENTITÄT BRAUCHT ES IN REININGHAUS? In der ersten Phase haben wir uns überlegt: Was hat Reininghaus ausgemacht? Es war seinerzeit dicht bebaut, es gibt noch sehr viele Häuser aus dieser Zeit, davon sind einige unter Denkmalschutz. Reininghaus hat bereits eine bestehende Idenität, wenn auch mit einem postindustriellen Charme und mit einem verwilderten Park. Aber selbst diese Attribute müssen in die Planung einer neuen Stadt miteinfließen. Dann haben wir uns überlegt: Was braucht eine neue Stadt, was hat sich bisher bewährt und welche Strukturen nutzen, brauchen und mögen die Stadtbewohner? Unser Zugang:

DIE BAHNEN. Wir haben zwei NordSüd-Verbindungen in Reininghaus, die sich logisch aus der vorhandenen Stadtstruktur ergeben. Notwendig war für uns die Trennung des motorisierten Individualverkehrs vom öffentlichen Verkehr und dem Fußgängerverkehr. Der sogenannte Boulevard ist die alleegesäumte Alte Poststraße, diese wird von einer Nebenfahrbahn für Radfahrer begleitet. Die zweite Nord-Süd-Verbindung ist die Esplanade, die das Eingangstor bei der Linse in Reininghaus hat und die Straßenbahnlinie 3 und den Fußgängerverkehr bis zur Wetzelsdorfer Straße führt. Beide Nord-Süd-Verbindungen, die das Rückgrat des Stadteils bilden, werden jeweils rechts und links der Esplanade von grünen Wohnbändern begleitet.


52 ­— EIN SMARTER STADTTEIL IN DER PRAXIS

BEDÜRFNISSE & WOHNFORMEN. Den oder die typische BewohnerIn gibt es nicht (mehr). Unsere Welt besteht aus Millionen von Individuen und demzufolge sind auch die Anforderungen an Stadt, Wohnung, Arbeitsplatz und Freiraum hochgradig individuell. So unterschiedlich die Menschen und deren Bedürfnisse sind, so differenziert muss auch das Angebot in einem Stadtquartier sein. Das führt zu den verschiedensten Wohnwünschen und Wohnzusatzangeboten. Die Lösung für diese Vielfalt kann nur in einem vielfältigen Angebot und höchstmöglicher Flexibilität und höchstmöglicher Veränderbarkeit liegen. Daher haben wir auf unterschiedlichste Gebäudetypologien gesetzt, die auch unterschiedlich miteinander in Beziehung stehen und unterschiedliche Funktionen erfüllen müssen.

DIE FELDER. Ein weiterer Gedankengang war, dass es auch in einem Quartier verschiedene Stadtflächen für die Öffentlichkeit braucht. Diese sollen durch das Quartier führen und auch einen Rückzug von der Esplanade bieten. Die Felder, die sich von Ost nach West ziehen, heißen Karree, Alt Reininghaus, ParkPlatzBand, Sportpark und KunstKonsumKommerz. Durch diese Vernetzung Nord-Süd und Ost-West entsteht ein Netzwerk von unterschiedlichsten Funktionen und Qualitäten. Das Netzwerk bzw. die Matrix bietet eine Grundlage zur Bebauung und Bespielung.


365 TAGE REININGHAUS BRAUCHEN VIELFALT. Der wesentliche Teil unserer Arbeit bestand darin, dass wir nicht nur feststellen, dass es indivduelle Bedürfnisse gibt, sondern, dass die Anforderungen an Vielfalt auch geplant und umgesetzt werden. Haben früher ein Gasthaus, ein Kaufhaus und ein Fußballplatz gereicht, so handelt es sich heute um ein sich ständig weiterentwickelndes, hochkomplexes Gefüge aus Wunsch, Angebot, Nachfrage und dem entsprechenden Branding. Es braucht daher ein veränderbares Angebot aller übrigen Lebensfunktionen sowie Wohnzusatzfunktionen, die ein immer breiteres Feld einnehmen. Um der Vielfalt einen Namen zu geben, haben wir es 365 Tage Reininghaus – eine Funktion für jeden Tag des Jahres – genannt. Das Ergebnis ist eine vielfältige, bunte Mischung von unterschiedlichsten gewerblichen, öffentlichen, semiöffentlichen und auch privaten Funktionen, die den urbanen Raum anreichern. Die Suche nach diesen Funktionen war einfach – im urbanen Leben von Graz sind sie selbstverständlich vorhanden, teilweise sind

es gesetztlich vorgeschriebene Bereiche wie Spielplätze oder Grünanlagen – und die Sorge, dass bei einer gesamten Fläche von 140.000 m2 Bruttogeschoßfläche (inkl. der Linse) der öffentliche Raum nicht intensiv gefüllt werden kann, scheint uns vorerst unbegründet. Allerdings wird seine Entwicklung mehrere Jahre in Anspruch nehmen und benötigt ein entsprechendes Stadtteilmanagement (welches die Stadt Graz bereits beschlossen und finanziell ausgestattet hat). Wir haben beobachtet, warum es die Menschen in die Innenstadt zieht und welche Funktionen sie besonders ansprechend finden und auch offensiv nutzen. Wie z.B. das Franziskanerviertel: Ein Platz reiht sich an den nächsten, ohne dass man von einem Platz zum nächsten sieht. Damit wurde eine natürliche Intimität geschaffen. Viele der 365 Funktionen findet man in den Gründerzeitinnenhöfen der Kernstadt. Fahrradwerkstätten, Fotostudios, ein Theater, eine Näherei, ein Modelleisenbahnclub. Um diese Funktion auch nach Reininghaus bringen zu können, bedarf es freier Erdgeschoßflächen, die dann den passenden Funktionen zugeführt werden müssen.


54 ­— EIN SMARTER STADTTEIL IN DER PRAXIS

ORGANISATION DER BAUTEN. Ein wesentlicher Schritt war die innere Organisation der Bauten. Wir haben uns gefragt: Wo hat Wohnen gut funktioniert? Die Antwort für uns war: in Hochhäusern und in Wohnungen wie in der Moderne. Um das Beste aus der Geschichte mitzunehmen, haben wir die Bauten in drei horizontale Schichten unterteilt. Die Erdgeschoßzone wird als „Superflex“Zone gedacht. Sie ist so konzipiert, dass sie auf den permantenten Wandel, dem öffentliche Funktion und Geschäftsflächen heute unterliegen, schnell und kurzfristig reagieren kann. Damit bleibt der Stadtteil langfristig aktuell und kann als eine Art „Inneneinrichtung“ des urbanen Raumes fungieren, die – ähnlich wie in der Hotellerie – bei Bedarf an neue Trends und Erfordernisse angepasst wird. Konstruktiv geschieht das durch den Einsatz von Leichtbau- oder temporären Strukturen. Der Superflex-Bereich umfasst etwa 10 % des gesamten Raumprogramms und Leerstände können somit vermieden werden. Die zweite Zone – die ersten fünf Obergeschoße – wird als „Flex“-Zone gedacht. Hier ist die Gebäudestruktur nutzungsneutral angelegt, sodass sie vom Büro über die Ordination bis hin zum Wohnatelier alle erdenklichen Nutzungen beinhalten kann. Und auch diese sind langfristig veränderbar, weil diese Zone mit einer Raumhöhe von 3 Metern gebaut wird. Dadurch ist es möglich, auf die sich in Zukunft entwickelnden Lebensmodelle zu reagieren und ständig ein hohes Maß an Nutzungsmischung zu gewährleisten wie z.B. Büros, Dienstleister, Arztpraxen usw. Aber auch Wohnungen können hier ausgebaut werden. Diese Flex-Zone hat einen Anteil von 40 % und kann dauerhaft flexibel genutzt werden, wodurch in diesem Stadtteil automatisch ein Nutzungsmix entsteht.

HORIZONTALE SCHICHTUNG & GESCHWINDIGKEIT Die dritte Zone schließlich – über dem fünften Obergeschoß – dient dem reinen Wohnen. Hier hat man einen hervorragenden Ausblick über Graz und die ideale Ausrichtung zur Sonne. Auch diese Geschoße werden mit einer Raumhöhe von 3 Metern geführt und durch die Trennung von tragender Struktur und Ausbau bleibt auch dieser Bereich flexibel und jederzeit veränderbar.

AUF GUTE NACHBARSCHAFT. Die hohe Dichte in Reininghaus macht es möglich, dass man durch typologische Intelligenz das Quartier attraktiv gestalten kann. Spannende Räume und gute Belichtung sind das Handwerk des Architekten. Durch die hohe Dichte entstehen attraktive Freibereiche für unterschiedliche Nutzergruppen. Die vorgesehene Höhenstaffelung von Nord nach Süd sowie die Abschrägung der Dächer legt eine Aktivierung der Dächer nahe. Von Nutzterrassen über ökologisch bespielte Dächer und Sportflächen bis hin zur landwirtschaflichen Nutzung (Gärten auf Balkonen, Bienenstöcke, kleine Anbauflächen) ist je nach Orientierung, Höhe und Exponiertheit alles möglich.


PUCHER ASPECTS — 55



AR•CHI•TEK•TUR Substantiv [die] 1. die Wissenschaft von der Gestaltung und Kon­struktion von Bauwerken. „Architektur studieren“. 2. die Gestaltung eines Bauwerks. „die kühne Architektur einer Brücke“. 3. Baustil. „die gotische/neoklassische/ romanische ­Architektur“. 4. EDV: der logische Aufbau einer Software.


58 ­— AR•CHI•TEK•TUR

ARCHITEKTUR MUSS IDENTITÄT & ­WERTE SCHAFFEN U

nser Büro denkt nicht in Disziplinen, sondern in zeitgemäßen und zeitüber­ dauernden Lösungen. Individuelle und ganzheitliche Ansätze für smarte und nachhaltige Projekte stehen für uns an erster Stelle. Wir sind Verfechter qualitätsvol­ ler Architektur, die einen Stadtteil prägen und nicht spalten soll, die das historische Erbe würdigt, aber dabei stets eine nachhaltige, attraktive und Lebensqualität fördernde Linie beibehält. Eine hohe Anzahl an unterschiedlichen Projekten und Aufgaben ist für uns wichtig, weil wir bei jedem Projekt lernen und uns mit den neuesten Trends, Technologien und Entwicklungen auseinander­ setzen können. Wir lernen auch

viel von unseren Auftraggebern, eine Architektur, die sich immer die aus den verschiedensten Teilen wieder neu aus dem sich stets der Welt kommen. Wir dürfen wandelnden Verhältnis aus örtli­ Menschen aus anderen Ländern chen Begebenheiten, individuellen mit anderer Kultur kennenlernen Wünschen der Kunden und ge­ und deren Zugänge zur Architek­ sellschaftlichen und ökologischen tur mitneh­ Ge­ men. Jeder sichts­ „WIR WOLLEN DER KOM- punkten Auftrag ist für uns immer PLEXEN INDIVIDUALITÄT ergibt. fordernde und UND IDENTITÄT UNSERER Ein stimulierende Auftrag KUNDEN UND DER NUTAuseinander­ ein ZER DER BAUWERKE EINE für setzungen mit neues aktuellen The­ EIGENSTÄNDIGE UND Projekt DABEI EINZIGARTIGE menstellun­ ist nicht gen moderner ­G ESTALT VERLEIHEN.“ Auftakt Architektur. zur Wir stän­ wissen, dass digen nicht nur das Visionäre und die Wiederholung, sondern Beginn Kreativität bei den Architektur­ einer stets neuen Auseinanderset­ entwürfen zählen. Veränderung zung mit der Frage, was Architek­ und Nachhaltigkeit funktioniert tur in jedem konkreten Fall sein nur dann, wenn wir die wirt­ kann und soll. Jedes Projekt birgt schaftlichen Voraussetzungen neue Überraschungen, Gefahren nicht beiseitelassen. Unsere Pla­ und Geheimnisse, die wir in Hin­ nungen und unsere Architektur blick auf immer neue Parameter tragen sicherlich die Handschrift zu neuem Raum gestalten wollen. unserer MitarbeiterInnen, die aus 18 Nationen kommen – eine WAS WARUM SO IST gesunde Mischung von erfahre­ – DAS IST DER BEGINN nen älteren und jungen Mitarbei­ JEDER ARBEIT … Die Arbeit terInnen, die die Welt lieber heute unseres Ateliers beginnt immer als morgen verändern möchten. mit einer akribischen Analyse. Wir versuchen unverwechselbar Es ist wichtig zu wissen, warum bei unseren Ansätzen zu sein, aber was so ist. Unser Entwurfsteam immer das Ganze im Fokus zu von 15 MitarbeiterInnen, die behalten. So einzigartig die ein­ die verschiedensten Kompeten­ zelnen Projekte sind, so einzigar­ zen abdecken, wendet hier sehr tig müssen auch unsere Lösungen viel Zeit und Energie auf, um sein – das ist unser Credo. den richtigen Ansatz zu finden, Wir wollen der komple­ auf den dann die Architektur xen Individualität und Identität aufsetzen kann. Die Kommuni­ unserer Kunden und der Nutzer kation mit dem Kunden bzw. den der Bauwerke eine eigenständige Bauherren ist dabei ein wesent­ und dabei einzigartige Gestalt licher Bestandteil des kreativen verleihen. Unser Konzept verfolgt Prozesses. Dessen Erwartungen

und die Nutzungen der Gebäude bilden die Voraussetzung für unsere architektonische Arbeit. Als Schnittstelle zwischen In­ dustrie und Endkonsumenten ist der Erfolg eines Projektes nicht unwesentlich an die Kommu­ nikation des Architekten mit der Öffentlichkeit gebunden. Sie sollte daher in besonderem Ausmaß zielgerichtet, verlässlich, transparent und überzeugend ausfallen. ARCHITEKTUR IST ÜBERALL. Ebenso mannigfaltig sind die individuellen Bedürf­ nisse und Anforderungen der Menschen an die Architektur. Die Aufgabe unserer Zunft ist somit von höchster gesellschaft­ licher Relevanz. Ein Architekt plant nicht ausschließlich für die messbaren, sondern auch für die unmessbaren Bedürfnisse des Menschen. So erwartet der Kon­ sument nicht nur ein „schönes“ Produkt, sondern verlangt, dass die Atmosphäre eines Bauwerks ein instinktives Gefühl der Wärme und Geborgenheit her­ vorruft. So ist Architektur auch immer soziale Baukunst, die dem Menschen, seinen Bedürfnis­ sen und natürlich seinem Wohl verpflichtet ist. Die Position als Gestalter des öffentlichen Raums und der Umwelt geht mit einer großen gesellschaftlichen Verantwor­ tung einher. Die Besinnung auf smarte und nachhaltige Lösungen, der gewissenhafte Umgang mit Ressourcen sowie höchste Nutzungseffizienz und hohe ästhetische Qualität sind Orientierungsleit­faden für unse­ re Arbeit.


PUCHER ASPECTS — 59

ERBER, DER ­ENTWICKLER E

ntwicklung, Planung, Be­ wirtschaftung und Betreuung der Immobilie: Seit mehr als 18 Jahren bündelt die ERBER Gruppe diese unterschiedlichen Kompetenzen der Immobilien­ branche in all ihren Bereichen, im­ mer den individuellen Wünschen und Ansprüchen der Investoren und Kunden folgend. Die breite Qualifikation und jahrelange Erfahrung im gesam­ ten Immobilienzyklus sorgen für ein breites Kenntnisspektrum des Teams, das Investoren und Nutzer kompetent und umfassend in allen Fragen und Erfordernissen rund um die Immobilie begleitet. Dazu gehören insbesondere die Bereiche Entwicklung, Planung, Bewirtschaftung und Betreuung der Immobilie. Die qualifizierten Mitarbei­ ter aus den unterschiedlichen Be­

reichen Immobilienentwicklung, Raummanagement, Bauprojekt­ betreuung, Projektmanagement und Facilitymanagment bringen ihr vielfältiges Know-how an einen Tisch. Der vielleicht größte Vorteil ist, dass die ERBER Gruppe ein inhabergeführtes und somit unabhängiges Unterneh­ men ist und dadurch besonders in der Lage ist, Immobilien aus einer Hand zu betreuen. Die ERBER Gruppe über­ nimmt nicht nur die Entwicklung und Realisierung von Immobilien, sondern auch sämtliche Bereiche der Verwaltung, des Facilityma­ nagements sowie des Raumma­ nagements. Durch das Abdecken aller Belange in den relevanten Bereichen im Lebenszyklus einer Immobilie können die Kosten optimiert werden. Dies steigert die Rendite des Investors.

UNTER VIELEN DÄCHERN ZU HAUSE. Um Tatsachen sprechen zu lassen, hier einige erfolgreich realisierte Projekte der Erber Gruppe:

Bergstraße, Graz

Dominikanerkloster, Graz

Hotel an der Lage

Hans-Resel-Gasse, Graz

Linsberg Asia Spa

Eggenberger Allee, Graz



PUCHER ASPECTS — 61

TUBE ­TOWER

­POCKET ­PARADIESE. Dem Atelier Pucher war es bei der Konzepti­ on der drei großen Türme in Reininghaus wichtig, jedem Gebäude eine eigene Geschichte und Individualität zu geben. So besticht der Tube To­ wer durch seine introvertierten Balkone und verkörpert so das Wohnen in einem „Pocket Paradise“. Der Tower spricht eine Zielgruppe an, die auch im Außenraum eine maximale Privatheit schätzt. Die Tubes sind umschlossene Balkone, die eine panoramaartige Aussicht bei bestmög­ licher Uneinsehbarkeit von außen bietet. So ist der Wohnraum auch in die private Balkonzone erweiterbar. Die Optik des Tube Towers resultiert aus diesem Gedanken und hat die Anmutung aufeinandergestapelter Wohnboxen, die die Qualität der introvertierten Räume auch im Außenraum anbieten.

Erber über Pucher

E

Wolfgang Erber

in Büro mit internationalem und sehr breit gefächertem Know-how. Mitarbe­ iterinnen und Mitarbeiter, die aus den verschiedensten Orten dieser Welt kommen und ein hohes Maß an Kreativität besitzen. Ich habe in meiner ganzen beruflichen Lauf­ bahn noch kein zweites Büro kennengelernt, welches es schafft, einer „quasi“ grünen Wiese eine so durchdachte städtebauliche Funktion zu geben und jedem Gebäude seine Identität. Pucher und sein Team schaffen es, dass sie Funktionalität Raum geben und die Architek­ tur rund um die Funktionalität einzigartig und dort mutig ist, wo es gebraucht wird. Mir gefällt es auch, dass sie immer fragen: „Was muss das Gebäude können?“ Quartiere mit einer Bruttogeschoßfläche von 90.152 m2, davon 42.033 m2 Wohnfläche und 32.759 m2 für Gewerbe und Handel sowie einigen erhaltenswerten und denkmalges­ chützten Gebäuden schafft man auch nur mit einem Architekturbüro von diesem Format.



PUCHER ASPECTS — 63

ALT TRIFFT NEU: ZURUCKSCHAUEN & VORWARTSGEHEN Viele Gebäude in Graz-Reininghaus stehen unter Denkmalschutz und stellen so eine besondere Herausforderung für die zeitgenössische Architektur dar. Das Atelier Thomas Pucher nahm diese Herausforderung an und ging in Reininghaus einen architektonischen Dialog mit der Geschichte des Areals ein.

D

ie Architektur einer Stadt, eines Vier­ tels oder auch nur eines Gebäudes ist immer auch Chronik ihrer Geschichte und Dokument der kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung. Graz-Reining­ haus wurde beginnend mit dem Jahr 1852 bis heute wesentlich von der Brauerei Reining­ haus geprägt. Sie verschaffte dem Gebiet über Jahrhunderte hinweg eine positive Identität. Der unverwechselbare Charakter der ehe­ maligen Brauerei als besonderes Beispiel der Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts hat das Viertel unverwechselbar und einzigartig im Grazer Stadtgebiet werden lassen. Genau darin ist auch die identitätsstiftende Wirkung des Areals begründet. Ein Faktum, dessen sich auch das Atelier Thomas Pucher bewusst war, weshalb es mehr als nur die denkmalgeschütz­ ten Gebäude am Areal in die Planung einbe­ zogen hat. Das Erhalten von Bewährtem und das Zusammenspiel von moderner Architektur

und städtebaulicher Funktionalität standen dabei in steter Wechselwirkung zueinander. Die große Herausforderung dabei war, das originäre Erscheinungsbild von Reininghaus in großen Teilen zu bewahren und die an sich schon extravaganten Gebäude einer neuen Nutzung zuzuführen. Dem Atelier Thomas Pucher lag besonders daran, die scheinbar unterschiedlichsten Gegensätze zusammen­ zubringen und Neubauten in das vorhandene Gefüge einzugliedern, die sich nicht nur in Form und Funktion, sondern auch in ihrer Fassadengestaltung unterscheiden, was dem Areal im Zusammenspiel mit dem erhalte­ nen Altbestand ein abwechslungsreiches und vielfältiges Erscheinungsbild verleiht. Die industriell genutzten Bauwerke aus dem 20. Jahrhundert, die nun einer Funktion zuge­ führt werden, stehen mit den neu errichteten Gebäuden in einer spannungs- und qualitäts­ vollen Koexistenz.


64 ­— AR•CHI•TEK•TUR

GREEN TOWER

G

roßstadtdschungel der anderen Art in der Stadt Graz. Das war die Vision des Ateliers Pucher bei der Planung des wegweisenden und einzigartigen Green Tower in Graz-Reininghaus. Das Besondere am Turm: Mitten in der Stadt wächst ein Park senkrecht in den Himmel und erreicht dabei eine Höhe von 68 Metern. Der Green Tower ist ein innovatives Wohnmodell, das nicht nur optisch ansprechend ist, sondern zudem einen bedeutenden Beitrag zur Lebensqualität in der Stadt leistet. Rund um die Fassade werden 1.710 m2 Saatgut gepflanzt. Insgesamt sollen 855 m2 Stauden, 570 m2 Moos und 540 Sträucher zum Einsatz kommen. In enger Koope­ ration mit „green4cities“, Pionieren und Spezialisten auf dem Gebiet der Grün-Fassaden, wurden geeignete Pflanzen für die Fassade des Green Towers ausgewählt, die allen klima­ tischen Stresskriterien wie Kälte, Trockenheit und Wind trotzen können. Der vertikale Park ist natürliche Klima- und Luftreinigungsanlage und absorbiert Feinstaubemissionen und Staub. Die schattenspendende Wirkung der Wandbe­ grünung verhindert im Sommer zu starkes Aufheizen und bietet im Winter natürliche Isolation. Neben den Energieund Heizkosten wird durch den grünen Mantel des Gebäu­ des aber auch die Lärmbelästigung der Bewohner spürbar minimiert. Die Bewässerung erfolgt vollautomatisch über Regen- und Brauch­wasser, das in eigens dafür angelegten Becken gesammelt wird.





68 ­— AR•CHI•TEK•TUR

GALLERY TOWER

D

er Gallery Tower ist die komprimierte Form des suburbanen Traums des Einfamilienhauses. Mit ihm bringt man die klassischen Einfamilienhäuser mit Vorgarten und Garage gestapelt nach Rei­ ninghaus. Mit dieser privaten Kleinmaßstäblichkeit von Außen-, Garten und Grünraumelementen in der Fassade nimmt man das Gefühl der Dichte und überführt so die Qualität des Wohngefühls in einem Einfami­ lienhaus in eine dichte und hohe Struktur. Im Gegensatz zum Green Tower wird den Bewohnern die Begrü­ nung ihrer Balkone selbst in die Hand gelegt, wobei die nötige Infrastruk­ tur in Form von Pflanzentrögen und Holzboxen, die gleichzeitig die Tren­ nung der privaten Einheiten darstellen, auf allen Terrassen zur Verfügung gestellt wird. Der Gallery Tower trägt dem weltweiten städtischen Trend des Urban Gardenings Rechnung und gibt seinen Bewohnern die Mög­ lichkeit, ihren eigenen Mikrogarten zu bewirtschaften oder die multifunk­ tionellen Gartenboxen einfach nur als moderne Terrassenmöbel zu nutzen.




ATRIUM OFFICE D

ie Aufgabe, die es bei der Planung des Atriums zu lösen galt, war, ein modernes Ar­ beitsumfeld zu schaffen, das die Qualitäten der Umgebung aufnimmt und langfristig nutzungsflexibel ist. Zu diesem Zweck werden unterschiedlich gestaltete Büroland­ schaften in versetzten Baukörpern übereinandergestapelt. Dadurch schafft man in jedem Geschoß Bezüge zu großzügigen Außenräumen. Jedem Stockwerk sind Terrassen, Balkonflä­ chen oder Dachgärten zugeordnet, was die Möglichkeit der Arbeitsplatzerweiterung ins Freie eröffnet, sofern es Klima und Wetter zulassen. Das Gebäude ist je nach Office auf 180 bis 340 Arbeitsplätze ausgelegt und bekommt ein hochtechnisiertes Untergeschoß mit Videoproduk­ tionsstudios, da der erste zu erwartende Mieter diese Spezifizierung der Immobilie benötigt. Die unterschiedlichen Arbeitswelten sind mit einem namensgebenden Atrium in der Mitte des Gebäudes verbunden, das einerseits Tageslicht bis tief ins Gebäude bringt und andererseits ein wichtiges Element für die interne Kommunikation darstellt. Große freie Treppen, die auch als moderne Sitzgelegenheiten zu nutzen sind, verbinden die Gescho­ ße offen miteinander und lassen die einzelnen Abteilungen über die Stockwerksgrenzen hinweg miteinander kommunizieren. Das Atrium ist in einem sehr interessanten heteroge­ nen Gebiet von Reininghaus angesiedelt und lässt das Gebäude sich mit seiner Umgebung verzahnen. Die Außenräume werden so zu einem wichtigen Bestandteil der Bürokultur gemacht. Jener Teil des Erdgeschoßes, der sich zur Esplanade hin öffnet, wird mit öffentli­ chen Funktionen belebt. Hier werden Flächen für Gastronomie und Geschäfte freigehalten, die das Erdgeschoß des Bürogebäudes als Achse zum Zentrum von Reininghaus öffnen.



D

er TEN TOWER der SOB bildet architektonisch bzw. städtebaulich die Eingangssituation bzw. das „Entree“ zum neuen Reinginghaus-Gesamtquartier. Hier beginnt auch die Esplanade, die sich wie ein Rück­ grat durch das gesamte Gebiet bis zur im Süden gelegenen Wetzelsdorfer Straße zieht. Das 10-geschoßige Gebäude beinhaltet im Wesentlichen eine öffentliche Sockelzone mit Gastronomie und Handel sowie neun oberirdische Gescho­ ße mit einer Mischnutzung. Der Nutzungsmix wird in der ersten Phase mit 75 % Wohnanteil und 25 % Nichtwohn­ anteil konzipiert. Dies ermöglicht in der Anfangsphase eine maximale Nutzung und Belebung des Objektes. Gestalterisch wird das hochqualitative Gebäude in zwei Zonen gegliedert. Zum einen in eine öffentliche Sockelzone, die gestalterisch wie ein Stadtmöbel ausgeführt wird, und zum anderen in einen „schwebenden“ Wohnturm darüber. Die Verspieltheit der Fassade mit den leicht gezackten Balkonkanten, die geschoßweise versetzt sind, nehmen dem Gebäude die Maßstäblichkeit und verleihen gleichzeitig Leichtigkeit und sind identitätsstiftend für die gesamte Entree-Situation.

Ing. Fritz Gande



A L T J E T Z T N E U



PUCHER ASPECTS — 77

TENNEN­MÄLZEREI

LÄNGSSCHNITT

NORDANSICHT

184 RH TENNEMÄLZEREI

VORENTWURF

2. OBERGESCHOSS

INHALT GEZ This design and content is our intellectual property and must not be used or published without our written acceptance.

WESTANSICHT

KM

DATUM

2016-02-04

MASSSTAB

1:200

PLAN NR

STATUS QUO

ATELIER THOMAS PUCHER ZT GMBH Bahnhofgürtel 77/6 8020 Graz Tel. + 43 316 269378 office@thomaspucher.com

GESCHICHTE. Die Tennenmälzerei wurde bereits 1888 nach den Plänen des Gra­ zer Baumeisters Johann de Colle erbaut. Das Gewölbedeckensystem des Gebäudes besteht aus drei Schiffen und elf Jochen. Die Pfeiler, über die sich die Platzgewölbe spannen, gehen von der Basis in kräftige runde Gurt- und Schildbögen über. Auf den insgesamt 2.700 m2 Nutzfläche wurde früher aus Braugetreide händisch Malz erzeugt. Das Getreide wurde dazu in relativ dünnen Schichten (ca. 30 cm) auf dem Boden ausgebreitet und regelmä­ ßig mit großem Arbeitsaufwand manuell gewendet. Zur ursprünglichen, viel größeren Anlage gehörten auch noch außen liegende Malzsilos. NEU. Die neue Tennenmälzerei wird den Auftakt zum neuen Stadtteil Reininghaus bilden. Lage und Bauweise der Tennenmälze­ rei sind für eine kulturelle Nutzung ideal. Das unterstützt den kulturell-kreativen Ansatz von Graz-Reininghaus und erhöht die Attraktivität des neuen Stadtteils als Lebens- und Wirt­ schaftsraum. Die Mälzerei wird auf verschiedenen Ebenen von außen zugänglich gemacht wer­ den. Der Dachboden bleibt in Teilbereichen erhalten. Der Innenraum ist wegen seiner drei­ schiffigen und zweigeschoßigen Ziegelgewölbe von besonderer Bedeutung. Das Gebäude soll in Zukunft eine öffentliche Nutzung erhalten.


78 ­— ALT JETZT NEU

REININGHERZ

I

EBENE 3: CREATION CENTER Produktionsort internationaler und lokaler KünstlerInnen und Netzwerke. Funktion: künstlerische Produktion – erarbeiten/entwickeln/aufführen/ruhen/ eventuell schlafen/wohnen.

n der ehemaligen Tennenmälzerei der Brauerei Reininghaus soll bis 2017 ein inklusiver Ort für kulturelle und soziale Begegnung entste­ hen. Ein Herz als Keimzelle, die sicherstellt, dass von Beginn an vor Ort gelebt wird, was eine umsichtige, sozial und ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung braucht. Reiningherz wird ein lebendiger offener Ort, der künstlerische und kul­ turelle Praxis mit der Alltagspraxis der alten und neuen BewohnerInnen des Grazer Westens verknüpft. Ein Leuchtturmprojekt mit internatio­ naler Reichweite. Das Gebäude hat drei programmatische Ebenen, die miteinander in unmittelbarer Beziehung stehen. Auf der Begegnungsebene geht es primär um die Teilhabe vieler, um die grundlegende Frage „Wie wollen wir zusammenleben?“ Die Ebene Creation ist als internationaler und lokaler Produktionsort zeitgemäßer performativer künstlerischer Ausdrucksformen angelegt. Ein multifunkti­ onaler Probe- und Veranstaltungsraum samt entsprechender Infrastruktur. Die Ebene dazwischen ist als eine flexible Zone zu verstehen. „Leer­ räume“ für zukünftige Entwicklungen, die sich in der konkreten Umge­ bung frei entwickeln und sich ins Gesamtgewebe einschreiben, indem sie die beiden anderen Ebenen verweben. In Summe entsteht in der Tennenmälzerei Raum für Feste und Aufführungen, für den Austausch zwischen Kulturen, Religionen (Tria­ log Forum Graz) und Generationen. Raum für Versammlungen, Fo­ ren, lokale Identitätsbildung und Geschichtsschreibung (Museum des Grazer Westens). Ein Ort des gemeinsamen Lernens und Spielens, des Miteinander-Essens, -Kochens und -Trinkens. Und – an einem Platz wie diesem – könnte auch eine Kleinbrauerei Platz haben. Die hier entstehen­ de Energie wird auf den umliegenden neuen Stadtteil und die bestehende Stadt ausstrahlen. Für die Finanzierung des Umbaus und die BetreiberInnenschaft werden gemeinschaftliche Modelle ausgearbeitet, die sowohl die Stadt, die EigentümerInnen des Stadtteils sowie die „Crowd“ mit einbeziehen. Hier interessieren vor allem zeitgemäße genossenschaftliche und commons-ba­ sierte Modelle, die dem lebendigen Wachsen von Reiningherz zu Grunde liegen sollen.


PUCHER ASPECTS — 79


GRÜNRAUM

PLÄTZE MIT MENSCHEN

FAHRRAD


MOBILITÄT NEU

HOHE HÄUSER

TECHNIK (IPHONE, …)

ÖFFENTLICHER VERKEHR



PUCHER ASPECTS — 83

WOFUR BITTE ­BRAUCHEN WIR SMARTE STADTE? I

nzwischen behauptet fast jede Stadt von sich, „smart“ zu sein: von smarten Bezirken über smarte Mobilität und smarte Administration bis hin zu smarter Technologie. Wie es scheint, hat die Menschheit endlich einen Weg gefunden, ihren Planeten doch nicht gegen die Wand zu fahren – schließlich präsentiert sich inzwischen das geistloseste und verschmutzteste Örtchen der Welt als smart. Aber wie lässt sich nun das ganze Marketing-Gerede von innovativen Initiativen, die unsere Städte tatsächlich nachhaltiger gestalten, unterscheiden? Gerald Babel-Sutter und Thomas Pucher haben einen Weg gefunden, der genau dies ermöglicht – und sie sind ausgesprochen erfolgreich damit: Die Gründer der URBAN FUTURE Global Conference organisieren zum zweiten Mal das weltgrößte Treffen für sogenannte City Changers und argumentieren für smarte Veränderer. Gerald, der 41-jährige ehemalige Unternehmensberater, legt den Hörer auf. Einen Augen-

LINKS: GERALD BABEL-SUTTER

Credit: Urban Future Global Conference, Daniela Jakob

blick lang lächelt er, als er seinem Team die meisten Experten nicht die Auswahl einer gute Nachricht überbringt: Klaus Wowereit, technischen Lösung spannend ist, sondern vielehemaliger Berliner Bürgermeister, hat gerade mehr die Frage, wie diese dann auch erfolgreich seine Teilnahme an der Konferenz Anfang implementiert werden kann. Dies ist der Kern März im österreichischen Graz bestätigt. der URBAN FUTURE Global Conference. „Er wird darüber sprechen, wie man eine Der Erfolg spricht für sich: In nur drei Stadt strategisch verändern kann und welche Jahren hat sich die Veranstaltung zum größten Herausforderungen in einem solchen Prozess Treffen von City Changern aus mehr als 50 warten“, erzählt Babel-Sutter. Nationen weltweit mit namhaften Unterstützern Wowereit ist ein hervorragendes Beispiel wie der Europäischen Kommission und der für den typischen Teilnehmer der URBAN Weltbank-Gruppe gemausert. Städte in Europa, FUTURE Global Conference. Weder Speaker Asien und Nordamerika sind bereits an die noch Teilnehmer nehURBAN FUTURE mit men sich ein Blatt vor dem Wunsch, Satelliten­„BEI DER UFC WIRD DAS den Mund – das übliche ÜBLICHE MARKETINGEvents in ihren RegioMarketing-Blabla wird nen austragen zu wollen, BLABLA DURCHBROCHEN herangetreten. durchbrochen und das Event zieht dadurch die UND SIE ZIEHT DADURCH Am 2. und 3. innovativsten, erfolgMärz 2016 kommen DIE INNOVATIVSTEN, ERreichsten und visionärs- FOLGREICHSTEN UND VI180 Vortragende aus 4 ten Städteveränderer Kontinenten zusammen, SIONÄRSTEN STÄDTEVER- um ihre Erfahrungen der Welt an. „Es geht um diejenigen, die aktiv ÄNDERER DER WELT AN.“ als City Changer zu Veränderung in unseren teilen. Darunter werden Städten vorwärtstreiu.a. Reinhard Bütikofer ben. Sie sind nicht auf (Co-Vorsitzender der technische Lösungen verkrampft, sondern Europäischen Grünen Partei), Mick Cornett interessieren sich für die persönlichen Erfah(Bürgermeister von Oklahoma City), Rui rungen der anderen in ihrem Versuch, eine Moreira (Bürgermeister von Porto), Mikael Stadt zu verändern“, erklärt der GeschäftsColville-Andersen (CEO von Copenhagenize), führer und Programmdirektor der Konferenz, Rauno Andreas Fuchs (Geschäftsführer des Babel-Sutter. Green City Projekts), Rahaf Harfoush (Gründerin und Geschäftsführerin The Red Thread) und AUSTAUSCH ALS DAS A UND O. Steven Dale (Planer und Designer bei Creative „Stellen Sie sich vor, Sie sind ein für eine mittel- Urban Projects) teilnehmen. große Gemeinde verantwortlicher Städteplaner, der versucht, seinen urbanen Raum nachhaltiger ZWEI ARTEN VON CITY CHANzu gestalten. Stellen Sie sich für einen MoGERN VERÄNDERN UNSERE STÄDTE. Es ment vor, Sie hätten das gesamte Know-how gibt zwei Gruppen von Menschen – mit ganz und die Erfahrung von Hunderten Stadtplaunterschiedlichen Motivationen –, die unsere nungskollegen weltweit, die bereits vor genau Städte nachhaltiger machen. Das Herzstück dieser Herausforderung standen und sich mit der Bewegung bilden motivierte Experten denselben Problematiken beschäftigt haben: aus einem breiten Spektrum an Disziplinen, Sie würden alles über deren Konzepte, Ideen, die davon überzeugt sind, dass unser Planet Fehler, Herausforderungen sowie ihre Lösungsnur zu retten ist, dass wir einen Weg finden, ansätze wissen. Würde dieses Know-how einen unsere Städte nachhaltiger zu gestalten. Für Unterschied in Ihrer Arbeit machen?“ sie bedeutet das: Konsum von Ressourcen und Babel-Sutter ist davon überzeugt, dass für die Energie reduzieren und vieles anders lösen.


DIE ZWEITE GRUPPE DER CITY CHANGER HAT EINEN GLEICHERMASSEN WICHTIGEN EINFLUSS AUF UNSERE STÄDTE. SIE SIND ERFAHRENE FÜHRUNGSKRÄFTE, DIE STÄDTE AUF STRATEGISCHE ART UND WEISE VERÄNDERN UND DAS KONZEPT NACHHALTIGKEIT ALS INSTRUMENT SEHEN, UM DAS ULTIMATIVE ZIEL ZU ERREICHEN:

BÜRGERMEISTER ALS CEOS. „Bis vor Kurzem“, argumentiert der ehemalige New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg in einem Artikel der Financial Times, „war die Konkurrenzfähigkeit einer Stadt außerhalb der Kompetenz eines Bürgermeisters. Denn die dafür entscheidenden Faktoren wurden auf nationaler Ebene gestaltet. Doch heute, wo 80 Prozent des globalen Outputs von Städten und Unternehmen stammen, die ihre Wachstumsstrategien an urbane Märkte gekoppelt haben, können es sich Städte nicht länger leisten, ihre Zukunft nationalen Regierungen zu überlassen. Heute gilt es als Top-Priorität für urbane Führungskräfte, sich der Konkurrenz anderer Städte bewusst und – im Idealfall – eine Nasenlänge voraus zu sein.“ Wie sehr die Wettbewerbsfähigkeit eine Priorität darstellt, zeigen die zahlreichen Bemühungen von Städten, Talente und Investitionen anzuziehen. Chicago beispielsweise verfügt über ein Team von mehr als 80 Wirtschaftsent­„URBANE FÜHRUNGSwickKRÄFTE WERDEN ZUlungsNEHMEND EINE GANZ experZENTRALE ROLLE FÜR DIE ten, die weltZUKUNFT IHRER STÄDTE weit SPIELEN.“ für die Stadt Lobbying betreiben, um neue Investments zu generieren. Wenn man sich die Zahlen vor Augen hält, sollte dies keine Überraschung, sondern Teil der Agenda eines jeden verantwortungsbewussten Bürgermeisters sein: Chicago hat

heute eine Wirtschaftsleistung von ca. 571 Milliarden US-Dollar. Wäre die Stadt ein Land, würde sie sich auf Platz 23 der weltweit größten Wirtschaftsnationen (gleich nach der Schweiz, Argentinien und Schweden) befinden. Metropolen wie London, Barcelona, Paris, Shenzhen oder Dubai verfolgen ähnliche Strategien, ebenso wie kleinere, hochgradig flexible Städte wie Tel Aviv oder Chattanooga. „Menschen sind heute so mobil wie selten zuvor. Da ist es für Städte immens wichtig, die bestmögliche Arbeits- und Lebensqualität bieten zu können, um ihre Talente bei sich zu behalten“, erklärt Martin Powell, Leiter von Siemens Cities. „Niemand, der die Wahl hat, möchte in einer dreckigen und verschmutzten Stadt leben. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb sich Städte um ihre Umweltfreundlichkeit bemühen“, fügt er hinzu. Urbane Führungskräfte werden zunehmend eine ganz zentrale Rolle für die Zukunft ihrer Städte spielen. Eine Zukunft, in der Städte, in denen Bürgermeister am Werk sind, denen es an strategischem Denken mangelt, und in denen städtische Player nicht an einem Strang ziehen, im hart umkämpften Umfeld zum Scheitern verurteilt sind. TREFFEN SIE DIE SCHLÜSSELDENKER. In mehreren Sessions tauschen sich die weltweit innovativsten urbanen Führungskräfte im Rahmen der URBAN FUTURE Global Conference 2016 zum Thema StädteWettbewerb aus. Treffen Sie den Bürgermeister von Oklahoma City, Mick Cornett, die Vize-Bürgermeisterinen von London, Isabel Dedring, und Paris, Antoinette Guhl, den ehemaligen Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, und zahlreiche Führungskräfte und Spezialisten zum Thema Standortentwicklung aus Barcelona, Paris und Tel Aviv. Die URBAN FUTURE Global Conference 2016 (www.urban-future.at) findet am 2. und 3. März in Graz, Österreich, statt.


2.- 3. März 2016 GRAZ, ÖSTERREICH

So machen Sie Ihre Stadt nachhaltig Das weltgrößte Treffen von City Changern zu Gast in Österreich 2 Tage – 200 Speaker – 300 Städte – 1.500 Teilnehmer

ve s E x k lu s i t A n geb o

z pa s s onferen ur K s e g a n 2-T ner um für Part (statt 750) R 2 9 0 EU ode Rabattc e n i l n O eldung f ü r A n m 2 0 16 E I N S PI R

MOBILITY

RESOURCES

COMMUNICATION

LIVING & CITY PLANNING

urban-future.at


9:00 10:30

10:30 11:00

11:00 12:30

12:30 14:00

14:00 15:30

15:30 16:00

16:00 17:30

17:30 18:00

18:00 20:00

Robert Thaler, Head of Department, BMLFUW Hermann Knoflacher,Vienna University of Technology Mikael Colville-Andersen, CEO, Copenhagenize Juan Carlos Escudero, Director, ESC, City of Vitoria-Gasteiz

Christian Gärtner, CEO, Stylepark

Official Opening: Mobility Stream

Who cares? Why cities will be caught up in climate change sooner than expected

Niki Frantzeskaki, Erasmus University Rotterdam Antonín Tym, City of Litomerice Carl-Johan Engström, Senior Advisor, Global Utmaning Annemarieke van Egeraat, City of Rotterdam

Margit Noll, Head of Strategy, AIT

Facilitating the transition towards sustainable cities

Florian Lorenz , Director, Smarter Than Car

How cities around the world are using bicycles to reinvent themselves

Mick Cornett, Mayor, Oklahoma City Olivier Baudelet, Policy Officer, EU Commission Thomas Pucher, CEO, Atelier Thomas Pucher Martin Powell, Head of Urban Development, Siemens

Eugen Antalovsky, CEO Europaforum Vienna

Official Opening: Living & City Planning Stream

Michael Braungart, CEO, EPEA Int. Umweltforschung Dan Hill, Associate Director, ARUP Arab Hoballah, UNEP

Gert de Block, Secretary General, CEDEC

Official Opening: Resources Stream

Hugo Maria Schally, Head of Unit, EU Commission Helga Vanthournout, Senior Expert, McKinsey Thomas Rau, Architect & CEO, Rau Architects Antoinette Guhl, Vice Mayor for Social Economy, Paris

Stephanie Hubold, Ellen MacArthur Foundation

Circular Economy: Cities prepare for the next generation of growth

Sille Krukow, CEO, Krukow ApS Klaus Wowereit, Former Mayor, City of Berlin Mike Lydon, Principal, The Street Plans Collaborative NYC Daniel Hofer, CEO for Germany, Austria and CEE, JCDecaux

Greg Clark, Chairman, The Business of Cities Group

Official Opening: Communications & Governance Stream

Sally Kneeshaw, CEO, Kneeshaw Consulting Michele Acuto, Director, City Leadership Initiative, UCL Rui Moreira, Mayor, City of Porto Markus Tomaschitz, Vice President HR, AVL

Greg Clark, Chairman, The Business of Cities Group

The Mayor as CEO: How mayors need to lead their cities in the century of change

Wolfgang Malik, CEO of Holding Graz Peter Umundum, Member of the board, Austrian Postal Service Li Tie, Director General, China Center for Urban Development Jonathan MacDonald, Change Expert

PROGRAM DAY 1

March 2, 2016 Official Conference Opening Ceremony Robert Kremlicka, Partner Emeritus, A.T.Kearney Innovation & Technology (requested)

Gerald Klug, Austrian Federal Minister for Transport, Siegfried Nagl, Mayor, City of Graz

How to avoid total traffic gridlock in cities with new urban logistics concepts Tobias Kettner, UN Habitat III

Marianne Pfaffi nger, Consultant, Green City Project Marcin Hyla , Coordinator, Cities for Bikers Luc Ferrandez , Mayor, Plateau Mont-Royal, Montreal Mikael Colville-Andersen , CEO, Copenhagenize

Coffee Break

Michael Browne , University of Gothenburg Helga Kromp-Kolb, Vienna University of Natural Resources Sandro Nieto Silleras , Policy Officer, EU Commission Georg Rebernig , CEO, Umweltbundesamt Juliette Daniels , Cities Manager, CDP

Lunch

Fernando Gonzalez Vara , City of Bilbao Dan Evanson , City logistics, ARUP Tanja Ballhorn Provstgaard , City of Copenhagen Diana Diziain , Transport de Marchandises & Logistique, Lyon Philippe Gache, Director, LUTB, Lyon Gerald Gregori , Österreichische Post

Traffic everywhere: how can we solve the urban mobility crisis?

Júlia López Ventura , Regional Director for Europe, C40

Taking the lead: How cities around the world fight climate change

Erich Ranegger, Architect at Atelier Thomas Pucher Igor Kos , Mayor‘s cabinet, City of Maribor Mikele Brack , Director, City Impact Challenge Jennifer Keesmaat , Chief Planner, City of Toronto

Patricia Brown , CEO, Central Consulting

Rising from the ashes: How cities and districts are being reinvented

Vigga Svensson, CEO of Vigga.us Craig Jones , Founder & CEO, Circular Ecology Joost van Faassen, City of Haarlemmermeer Anton Brummelhuis, Senior Director Sustainability, Philips Lighting

Peter Hopkinson, University of Bradford

Circular Economy: the business case

Greg Clark , Chairman, The Business of Cities Group

Strategy required: How cities compete on a global scale for business, investments and talent

Barbara Evaeus, Senior Communications Manager, WWF Sweden

Making ideas happen: how to successfully communicate sustainability

Coffee Break

Thomas Madreiter, Director of City Planning, Vienna

Rui Moreira , Mayor, City of Porto Katrina Folland , Smart City Coordinator, City of Gothenburg Per Boesgaard , The Climate Unit, City of Copenhagen Tim Pryce, Head of public sector, Carbontrust

Ed Gillespie , Co-founder, Futerra Per Espen Stoknes , BI Centre Climate Strategy Jeni Cross , Behavioural Scientist, Colorado State University Silke Kleinhückelkotten , Co-Director, ECOLOG-Institut

Lisa Trickett , City â Council, City of Birmingham Richard van der Wulp , Urban Developm., Rotterdam Michael Glotz-Richter, Sustainable Mobility, Bremen Gert Blom , Strategic mobility advisor, City of Helmond

Hila Oren , CEO, Tel Aviv Global Carine Saloff-Coste, Economic Development, Paris Josep M. Pique, CEO of 22@Barcelona Philipp Bouteiller, CEO, Berlin TXL Remigijus Simasius , Mayor, City of Vilnius Klaus Wowereit , Former Mayor, City of Berlin

Break Highlight of Day 1 Graz Talks: The most inspiring speakers live Felix Finkbeiner, Founder, Plant for the planet Rahaf Harfoush , Founder & CEO, The Red Thread Carlo Ratti , Director, Founding Partner, Carlo Ratti Associati Jennifer Keesmaat , Chief Planner, City of Toronto Boris Palmer, Mayor, City of Tübingen

20.00 Official URBAN FUTURE Evening Reception & Networking Event for all delegates and speakers

MOBILITY

LIVING & CITY PLANNING

RESOURCES

Austrian Smart Cities Days

Open Space: Innovation for urban quality of life

Barbara Hammerl, Director, Stadtlabor Graz Remko Berkhout, Stadtlabor Graz Nikolaus Lallitsch , Raiffeisen Immobilien Heidrun Primas , Forum Stadtpark

www.smartcities.at

COMMUNICATION

urban-future.at


Nikolaos Kontinakis , Project manager, Eurocities Heimo Haub, Head of Corporate Technology, Efkon AG Julia Kloiber, Open Knowledge Foundation Deutschland Elaine Trimble, Siemens Cities

Barbara Lenz, Chair, Institute for traffic research, DLR Manfred Harrer, Head of Telematic Services, Asfinag Andreas Eustacchio, Attorney at law Michael Glotz-Richter, Sustainable Mobility, City of Bremen Daniel Watzenig, Virtual Vehicle Research Centre

Martin Russ, CEO, AustriaTech Isabelle Maes, Policy Officer, EU Commission Nicola Schelling, Director, Metropolitan Region Stuttgart Toby Rackliff, West Midlands Integrated Transport Authority Karen Vancluysen, Secretary General, Polis

Christian Kittl , CEO of Evolaris Christian Resebo, Head of R&D, City of Malmö Colette Maloney, Smart Cities & Sustainability, EU Commission Peter Stücheli-Herlach, IAM Institute of Applied Media Studies Florence Castel, CEO, Advancity

Robert Stussi , Mobility Expert

Thomas Ledwolorz, Stadler Rail Martin Powell, Head of Urban Development, Siemens N.N., City of London

Steven Dale, President, Creative Urban Projects Inc.

Markus Schrentewein, CEO, Doppelmayr Cable Car Thomas Schubert, Area Manager Turkey, Leitner Ropeways Joachim Hofmann-Göttig, Head Mayor, City of Koblenz Pedro Olivares, Director, F & S Consulting C.A. Joachim Dejaco, CEO, Südtiroler Transportstrukturen

Robert Schild, Compagnie de Saint-Gobain Elizabeth Rapoport, Urban Land Institute Hubert Rhomberg, CEO, Rhomberg Holding Wolfgang Frey, Architect & CEO, Frey Architects

Rasul Jalali, Regional General Manager, Uber Inc. Mike Lydon, Principal, The Street Plans Collaborative NYC Dennis van Berkel, Legal Counsel, Urgenda Foundation Jennifer Keesmaat, Chief Planner, City of Toronto Mick Cornett, Mayor, Oklahoma City Benjamin Caspar, EU Commission, DG Environment

Rauno Andreas Fuchs, CEO, Green City Project Brahim Boukadid, Operations Manager, Schiphol Taxi Harald Wakolbinger, Wiener Stadtwerke Aida Abdulah, Project coordinator, eBRIDGE

16:00 17:30

James Drinkwater, World Green Building Council Brian Cody, Graz University of Technology Ruth Mourik , Founder of DuneWorks Ron Van Erck , EnergieSprong - Platform 31

Robert Stussi , Mobility Expert

Pierre Serne, Vice-President of transport, Île-de-France Region Umberto Guida , Deputy Director Europe, UITP Ulf Gustafsson , Volvo Bus Corporation

Are electro and hybrid busses true alternatives for urban public transport systems?

Challenge of the century: upgrading Europe‘s building stock

Johannes Kreissig, Member of the board, DGNB

Greg Clark, Chairman, The Business of Cities Group

Karen Vancluysen, Secretary General, Polis

15:30 Coffee Break 16:00

14:00 15:30

The world of green buildings: Is going green really that easy?

How to make change happen in your city

Electric car fleets change cities and revolutionise the taxi market

12:30 Lunch 14:00

11:00 12:30

Digital innovation: Are our cities’ structures being overwhelmed by the speed of change?

Why more and more cities are investing in driverless mobility systems.

Urban Cable Cars

Harald Meixner, CEO of Meixner Imaging

Steve Turner, Head of Future Cities, Manchester City Council

Jost Bernasch, CEO, Virtual Vehicle Research Centre

Barbara Muhr, Member of the board, Holding Graz

10:30 Coffee Break 11:00

9:00 10:30

Searching for happiness: Can Big Data make cities more sustainable?

When will we all be autonomous on the road and what will that mean to cities?

The Champions’ League of urban public transportation: Yet where is multi-modality truly working?

March 3, 2016

PROGRAM DAY 2

Lisa Enarsson, Grow Smarter, City of Stockholm Wilhelm Alfen, CEO Alfen Consult, Leipzig Kai-Uwe Hoffer, Project Manager Smart City Graz

Bertram Werle, Baudirektor, Stadt Graz

Realizing Smart City Graz

Maiju Kauko, Advantage Austria, Helsinki Herwig Palfinger, Austrian Trade Commissioner, Helsinki Michael Spalek, Austrian Trade Commissioner, Madrid Peter Rakovsky, Senior Consultant at Denkstatt Mark Bennett, Dublin Wilhelm Nest, Head of Advantage Austria, Dublin

Konrad Eckl, Außenwirtschaft Austria

Business Chancen nutzen: Europas Smart City Trends

Break

Tjalling de Vries, City of Enschede José Sequeira, Porto Vivo, City of Porto Ton Overmeire, City of The Hague Jürgen Bruns-Berentelg, CEO, Hafencity Hamburg Catherine Farvacque-Vitkovic, World Bank

Greg Clark, Chairman, The Business of Cities Group

Financing Smart Cities

Ralf Mittermayr, Saubermacher AG Christine Sautenet, Director of Sybert, City of Besancon Marco Mattiello, IRIS Department, Contarina S.p.A. Roland Pomberger, Montanuniversität Leoben Monica Monteiro, Director at LIPOR

Marion Courtois, Senior Expert, ACR+

How innovative waste solutions help the environment and can save millions

Matthias Trenel , CEO, Zebralog Sebastian Kirchner, Author & Coach, Kirchner: Seminare Karin Wiesinger, Deputy Director, Grayling Austria Jörg Pribil , Österreichische Post N.N. , ATOS

Nicola Vatthauer, Head of Communications, Eurocities

How cities (should) communicate with their citizens - and the relevance of digital media

Alanus von Radecki, Director »Morgenstadt: City Insights« Teresa Almeida, Camara Municipal de Lisboa Herbert Brüning, Nachhaltiges Norderstedt Philipp Bouteiller, CEO, Berlin TXL Alexander Holst, Managing Director, Accenture

Christiane Gebhardt, Head of Global Initiatives, Malik Management

Transforming cities: How urban governance and city councils benefit from success factors

Miriam Freudenberger, CEO, Alliance for Public Participation Nicola Vatthauer, Head of Communications, Eurocities Matthias Trenel, CEO, Zebralog Roland Krebs, IADB

Julian Petrin, Founder & CEO, NextHamburg

Is public participation just a fad and marketing tool or a real social trend?

Friedrich Zimmermann,Karl Franzens Universität Graz Ursula Seethaler, CEO of Kier Communication Christian Scholl, Maastricht University Rita Trattnigg, CEO, Institute for cultural change

Sascha Ferz, Karl Franzens Universität Graz

No governance without communications: How people change decision making in cities

WORKSHOP Limited spaces available. Registration required at registration@urban-future.at

Rita Trattnigg, CEO, Institute for cultural change

Wie Bürgerbeteiligung wirklich gelingen kann

WORKSHOP Limited spaces available. Registration required at registration@urban-future.at

Per Boesgaard, The Climate Unit, City of Copenhagen

Tackling Climate Change Cooperation across sectors: Challenges and possibilities in urban leadership

urban-future.at

Robert Korab, raum & kommunikation Claudia Schöneggerm, Terra Cognita Jürgen Dumpelnik, CEO, SZS

Andreas Kleboth, kleboth lindinger dollnig

Öffentliches Interesse: wie ständig neue Auflagen den Bauherren den Nerv rauben

Immobilien-Schwerpunkt Deutschland – Österreich – Schweiz

Frank Junker, CEO, ABG Frankfurt Holding Andreas Köttl, value one holding AG Alexander Pongratz, Vice President of FIEC Ewald Hasler, Joanneum University of Applied Science Simon Speigner, sps Architekten Ernst Hauri, Director, Swiss Federal Office for Housing

Wolfgang Amann, Director of IIBW

Nachhaltiges Bauen vs. Wirtschaftlichkeit

Immobilien-Schwerpunkt Deutschland – Österreich – Schweiz

Speaker werden noch bekannt gegeben

Aus aktuellem Anlass: Wohnraum für Flüchtlinge

Immobilien-Schwerpunkt Deutschland – Österreich – Schweiz


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Ankara denkt Mobilität neu: Größte urbane Seilbahn Eurasiens in der türkischen Hauptstadt, erbaut von LEITNER ropeways


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WEITERMACHEN WIE BISHER IST EINFACHDieKEINE spannendsten Querdenker OPTION zu Gast in Österreich. A

uf der URBAN FUTURE­ systeme und entwickelt urbane Global Conference Seilbahnprojekte auf der ganzen kommen rund 1.500 der Welt. Derzeit realisiert er ein innovativsten und erfolgreichssolches in Toronto. ten Veränderer unserer Städte zusammen. Sie kommen aus MIKAEL COLVILLEmehr als 300 Städten und aus ANDERSEN, MACHT STÄDTE allen Bereichen FAHRRAD„EINE SEILBAHN LÖST und Ebenen: FREUNDBürgermeister, MEHRERE PROBLEME LICHER. AbteilungsleiAUF EINMAL, UND DAS Mikael ist ter, ArchitekCEO von AUF EINE KREATIVE, ten, Bauherren CopenSPANNENDE UND bis hin zu hagenize Verkehrs- und PRAKTISCHE ART UND Consulting Infrastrukturund einer WEISE!“ managern. Sie der weltweit alle tauschen bekanntesten ihre Erfahund erfolgrungen aus. reichsten Darüber, wie man Veränderung Verfechter fahrradfreundlicher am schnellsten möglich macht. Städte. Er ist ein überaus pragmatischer Berater von Städten weltweit STEVEN DALE, VERund verweist gerne auf die vielen FECHTER STÄDTISCHER Beispiele überaus erfolgreicher SEILBAHNEN. „Eine Seilbahn Fahrradstädte. „Wenn Städte mit löst mehrere Probleme auf ihren knappen Finanzmitteln versueinmal, und das auf eine kreative, chen, Fahrradinfrastruktur neu zu spannende und praktische Art erfinden, wo es doch seit Jahrzehnund Weise!“ Die Begeisterung ten unzählige Beispiele von Städten von Steven Dale für das in unsegibt, in denen die Infrastruktur ren Städten bislang noch selten hervorragend funktioniert, dann eingesetzte Fortbewegungsmittel ist es einfach nur dämlich und eine ist unüberhörbar. In Zeiten, in unglaubliche Verschwendung von denen öffentliche Mittel ebenso Steuergeldern!“ rar sind wie unverbautes Land, MICK CORNETT HAT DIE engagiert sich Dale aus ÜberSTADT OKLAHOMA CITY AUF zeugung für ein Verkehrsmittel, über das städtische Entscheider DEN KOPF GESTELLT. Mick aus seiner Sicht viel zu wenig Cornett hat konkrete Vorstellunwissen und das kostengünstiger gen davon, wie eine Stadt sein sollte. So auch, als er 2007 vor seiist, als von vielen angenommen ne Bürger trat und ihnen eröffnewird. Dale ist Spezialist im Bereich seilbahnbetriebene Transitte, dass „wir alle zu fett sind und

zu viel Auto fahren“. Dies im völlig autoverliebten Oklahoma City als „direkte Worte“ zu bezeichnen, ist wohl etwas untertrieben. Sein Programm „This city is going on a diet“ war allerdings höchst erfolgreich und mündete 2010 sogar in ein rund 800 Mio. US-Dollar schweres Investment-Programm für Oklahoma City, mit dem die Lebensqualität erhöht, neue Parks errichtet, Fußgänger und Fahrradverkehr gefördert sowie der öffentliche Verkehr nachhaltig ausgebaut wird. URBAN FUTURE CONFERENCE­

global conference Wann? 2.–3. März 2016 Wo? Messe Congress Graz, Österreich Wer? 180 Speaker aus 4 Kontinenten 1.500 Teilnehmer aus aller Welt Warum? To save the world and change cities mehr Material finden Sie unter www.urbanfuture.at/speaker/


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URBAN FUTURE PROJECTS We make cities smart! W

issen und Information les Publikum beweist, dass wir den sind die wichtigsten Nerv der Zeit getroffen haben. Ressourcen unserer Als Miteigentümer der und zukünftiger Zeit geworUFGC ist es mir aber auch ein den. Die URBAN FUTURE Anliegen, Know-how zu bündeln Global Conference leistet als und die neuesten Erkenntnisse Wissensquelle und internatiund Forschungsergebnisse in den onale Plattform für die smarte Bereichen der Stadtentwicklung, Entwicklung unserer Städte Ressourcentechnologie, Mobilität einen wesentlichen Beitrag. Wir und Technik sowie die neuesten möchten die Erfahrungen, das Kommunikationstechnologien Wissen und die Informationen auch tatsächlich umzusetzen. der Politik, der Bauwirtschaft und Aus diesem Grund habe ich mit jener Betrieben, die sich mit den Partnern die URBAN FUTURE neuesten Technologien beschäftiPROJECTS gegründet, die zum gen, zugänglich machen. Wir sind Ziel hat, das gesammelte Wissen davon überzeugt, der weltweit führenden dass wir nur Denker und Speziabesser werden listen bei konkreten WAS können, wenn Projekten umzusetzen. HEISST wir voneinander Die Auftraggeber SMART? lernen und auch können auf einen jenen zuhören, „Pool von Experten“ die mit Projekten zugreifen und sie für gescheitert sind. ihre Projekte wie z.B. Scheitern bringt Stadtteilentwicklungen uns alle voran. oder für die Planung einer smarten Die URBAN FUTURE Stadt einsetzen. Global Conference findet in dieIch glaube, dass wir Verändesem Jahr zum zweiten Mal in Graz rungen nur gemeinsam und mit den statt. Diese Conference hat es auf Besten schaffen können. Deshalb Anhieb geschafft, zur drittgrößten lautet auch unser Credo für die Conference weltweit in Sachen URBAN FUTURE PROJECTS: „smarter Entwicklungen“ zu Nur gemeinsam sind wir smart! werden. Die breite Annahme der URBAN FUTURE PROKonferenz durch ein internationaJECTS, ZUSAMMENGEFASST. URBAN FUTURE PROJECTS ist ein international agierendes Unternehmen der URBAN FUTURE Global Conference, die die führenden Experten der verschiedenen Disziplinen der smarten Stadt-, Stadtteil- und Gebäudeentwicklung und der Entwicklung des Umfelds zusammenführt. Wir verstehen uns als professionelle Wissensplattform, die Unternehmen, Organisationen und Entscheider dabei unterstützt, aus einem namhaften Pool von Fachleuten die wichtigsten und besten Experten für ihr indi-

Smarte Technologien leisten dabei viduelles Projekt zur Verfügung einen wichtigen und signifikanten zu stellen. Die Expertise umfasst Beitrag zu mehr Nachhaltigalle wesentlichen Teile smarter keit, Energieeffizienz und der Entwicklungen. So Erhöhung von werden WissenKapazitätsniveaus. schaftler und SpeNicht vielen Menzialisten aus den WER schen ist bewusst, Gebieten Stadtwelch negativen MACHT und GebäudeentBeitrag Gebäude MIT? wicklung, Energie, zur weltweiten kommunale VerBelastung unserer und Entsorgung, Erde leisten. Allein urbane Mobilität, in den USA sind Kommunikation 70 % des gesamten Energiever& Information sowie Grün- und brauchs und 38 % aller KohlendiFreiraumgestaltung und vielem oxidemissionen auf die Gebäude mehr ihr Know-how individuell zurückzuführen. Bei der Entfür die verschiedensten Auftragwicklung intelligenter Stadtteile geber zur Verfügung stellen. Mit werden Gebäude zukünftig im einem eigenen FinanzierungsmoKollektiv in ihrer Beziehung zu dell unterstützen wir Auftraggebestehenden Ökosystemen und ber bei deren smarten Projektentihrer natürlichen Nachbarschaft wicklungen. entwickelt werden. Mithilfe intelligenter und effizienter Systeme URBAN FUTURE PROkann man so etwa auf dem Gebiet JECTS – WE MAKE CITIES der Gesundheit und NachhaltigSMART. Die Zahl der Erdenkeit wesentliche Erfolge erzielen. bewohner wird sich laut Prognosen bis 2015 auf mehr als neun Milliarden und bis 2100 auf 10,1 STÄDTE BRAUCHEN Milliarden erhöhen, wobei etwa NEUE STRATEGIEN UND 70 % dieser Menschen in städtiKONZEPTE FÜR EINE SMARTE schen Gebieten leben werden. Mit STADTPLANUNG. Smarte Stadtimmer mehr Menschen, die in die entwicklungen lassen sich nicht Städte strömen, besteht auch ein durch Einzelaktivitäten oder privaimmer dringend werdender Bedarf te bzw. öffentliche Zuständigkeiten nach smarten und nachhaltigeerledigen, sondern bedürfen eines ren Städten. Wir führen unsere übergreifenden Managements. Auftraggeber mit den besten und Ein Smart-City-Ansatz hat führenden Denkern unserer Zeit zwei große Umsetzungsebenen: zusammen, um auch den zukünftiErstens betrifft dieser die politigen Generationen ein nachhaltiges sche Ebene. Die Politik trifft die Lebensumfeld zu hinterlassen. Entscheidung, welche PrioritäDie Städte sind die treibentensetzung und Gestaltungsmaßde Kraft des industriellen Wachsnahmen sie aufgrund der zunehtums und bieten ihren Einwohmenden Komplexität der immer nerinnen und Einwohnern die knapper werdenden Ressourcen besten Chancen für Wohlstand setzen möchte. und Beschäftigung. Doch die daZweitens ist er eine Herausraus resultierende Urbanisierung forderung für die operative Ebene. stellt auch eine große HerausEine smarte Stadt braucht die forderung für Städteplaner und Zusammenarbeit vieler OrganisaGebäudeentwickler dar. tionseinheiten und Institutionen


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innerhalb und außerhalb einer fördernden Lebensbedingungen Stadtverwaltung. Es braucht aber wie saubere Umwelt und eine auch den Austausch mit anderen möglichst geringe Lärmbelastung, Städten und den Umlandgemeingesunde Ernährung, Freizeitanden von Ballungszentren. gebote, soziale Netzwerke und Stadtplanung ist nicht nur Sicherheit zu achten. die Planung von Straßen, die Durch die Verknüpfung der Konzeption von Bauflächen und beeinflussbaren Faktoren durch die Vorgabe von Gebäudehöhen. die Stadtplanung, wie z.B. die Stadtplanung ist interdiszipliQuartiersentwicklung, Siedlungsnär zu sehen und braucht eine entwicklung, Energiebedarf, Mobithemenübergreifende Herangelität, Sozial- und Freiraum, Grünhensweise. Die Stadtplanungsraum und Mikroklima, kann das abteilungen der Städte haben die Gesamtsystem der Stadt intelligent Gestaltung in der Hand, da sie und smart entwickelt werden. alle Faktoren berühren, die eine Eine smarte Stadtplanung Stadt ausmachen. Sie haben somit hat es in der Hand, ambitionierte auf sehr viele Bereich des Lebens Energie- und Mobilitätskonzepte Einfluss. Die Stadtplanung jeder gemeinsam mit den GrundstücksStadt ist daher der Impulsgeeigentümern zu entwickeln und ber für die Positionierung und die Stadt jeden Tag ein Stück Schwerpunktsetzung einer Stadt. smarter zu gestalten. Eine smarte Stadtentwicklung ist ein Bestandteil zum Weg zu einer smarten Stadt. Die Stadtplanung hat die Aufgabe, intelligent mit Ressourcen wie Energie, Wasser, Luft, ANSÄTZE ZU EINER Boden, Grün- und Stadtraum SMARTEN STADT: PLANUNG umzugehen. Eine smarte Stadt im UND ARCHITEKTUR. In den Sinne der Stadtplanung ist eine letzten Jahrzehnten wurden Visiokompakte Stadt, welche gebaute nen vom Wohnen der Zukunft mit und noch nicht gebaute Umwelt, futuristischer Architektur gleichgeFreiräume und öffentlichen Raum setzt. Doch heute wissen wir, dass zukunftsfähig gestaltet und die die Veränderungen der WohnGesamtbilanz des Energieaufkulturen wesentlich komplexer wandes sowie Auswirkungen sind, als eine Gebäudehülle zum auf sozioökonomische ZusamAusdruck bringen kann. Architekmenhänge und Umweltaspekte tur muss heute mehr erfüllen, als berücksichtigt. nur ein gemütliEntwickches Zuhause zu lungsstrategien bieten und sich müssen laufend dem Stadtbild hinterfragt und einzufügen. angepasst, MobiWIE WOHNEN Intelligente Plalitätskonzepte und WIR IN nung und Archi-szenarien bewerZUKUNFT? tektur bewegen tet und verarbeitet sich einerseits werden. Dabei im Spannungsmüssen die neuesfeld der Innoten und smarten vationen wie Technologien z.B. bei der Auswahl von Matebewertet und verarbeitet werden. Ein smarter Gedanke ist aber auch, rialien, die mit ihrer Umgebung dass das Wohnen auch leistbar und in Interaktion treten, oder durch komplexe Ingenieursysteme, die sozial gerecht bleiben muss. auf Informationsaustausch und Eine Stadt muss in der -kontrolle abzielen – innovative Planung auch darauf achten, dass Haustechnik, die unter Einsatz eine hohe Lebensqualität und von Sensoren Bauteile mitein-zufriedenheit aller Bewohner­ ander vernetzt und deren Daten Innen möglich ist. Neben den durch Computersysteme auswertet. technischen Aspekten ist auch Andererseits zielt intelligente auf die sozialen oder gesundheits-

Planung auf die Energieeffizienz sich über fast alle Bereiche des von Häusern und Wohnungen, Lebens abbilden. Dafür braucht z.B. durch natürliche Beschattung, es smarte Planungen und eine Durchlüftung uvw. Dazu kommt andere Herangehensweise bei der noch, dass das Wohnen sich nicht Verwertung von Immobilien. nur mehr auf die eigenen vier Wände beschränkt, sondern dass die Menschen vermehrt die ganze Stadt bzw. zumindest ihr eigenes Quartier temporär bewohnen. Die MOBILITÄT. In jedem eigene Wohnung ist eine hochprivate Zone und dazu kommen noch urbanen Zentrum dieser Welt, sind die Probleme dieselben: mehr die externen temporären Räume Menschen, immer mehr motowie z.B. Grünflächen, Kaffeehäurisierter Verkehr, Staus, Abgase, ser, Fitnessräume, Internetcafés, Unfälle und explodierende Kosten temporäre Arbeitsplätze uvm. für die Straßenerhaltung und geWohnen wird dezentral. Im sundheitliche Schäden aufgrund Zeitalter der Smartphones und schlechter Luft. der sozialen Medien haben wir Autos in der Stadt kosten teilen und tauschen kennengelernt Zeit, viel Platz und verursachen und zum Teil verinnerlicht. Diese der Allgemeinheit Kultur findet auch hohe Kosten. Vor im Bereich des allem parkende Wohnens statt. Autos verhinVerfügbarkeit und WAS MUSS dern sinnvolle Zugang statt BeEINE STADT Nutzungen. sitz zeichnen dieKÖNNEN? Einige progressive sen Trend aus aus, Stadtplaner wie der bisherigen z.B. Jan Gehl aus WohnvorstellunDänemark oder gen auf den Kopf der Wiener TUstellt. In Zukunft Professor Hermann Knoflacher werden wir nicht mehr in vollgalten lange Zeit als Autogegner ständig ausgestatteten Wohnunund weniger als Visionäre. Heute gen leben, sondern beschränken sind ihre Ansichten für Politik den privaten Wohnraum nur auf und Stadtplaner in den Städten das persönlich Wichtigste und die zur gängigen Herangehensweise täglich notwendigsten Wohngeworden, an der Reduktion des funktionen – das andere wird motorisierten Individualverkehrs einfach ausgelagert. führt kein Weg vorbei. Das bedeutet, dass nicht Die Antworten auf die nur die Architekten umdenken Probleme sind auch fast überall müssen, sondern auch Immobiliegleich in den Städten: Rückbau nentwickler und Hauseigentümer. Die alten Strukturen und Abrech- und Verteuerung von Parkplätzen, Förderung des Ausbaus des nungsmodelle brauchen ein Upöffentlichen Verkehrs, Neuverdate für das 21. Jahrhundert. Jeder teilung des öffentlichen Raums, kann es bei sich selbst nachvollAusbau von Fahrrad- und Fußziehen, wie oft das Wohnzimmer gängerinfrastruktur. In Städten oder die Küche unbenutzt ist, weil mit engen Gassen wird man auch außerhalb gegessen wird und weil über Zonen nur für den motoman mit Freunden den Abend im Lokal von Nebenan verbringt. Die risierten Individualverkehr oder nur für ÖV und Fahrradverkehr Zukunft wird anders gelebt. Man nachdenken müssen. investiert nicht im Vorhinein in Diese Lösungen sorgen für den überdimensionalen KühlÄrger bei den AutofahrerInnen, schrank und den Esstisch, der die aber aus dem einfachen Grund, meiste Zeit leer bleibt. Will man weil viele Menschen sich eine Gastgeber sein, dann mietet man andere Zukunft vorstellen, als die sich zukünftig eine Küche und Städte sie vertragen. bekocht seine Gäste im eigenen In ein paar Jahren werden Haus oder Quartier. Die „ausgelaauch die Stadtbewohner entdegerten Wohnfunktionen“ werden


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cken, dass das Freiheitsversprechen des Autos nichts war als eine große Lüge. Die schönen Landstraßen, wie sie in den Autowerbungen gezeigt werden, gibt es in der Stadt nicht, dafür Warten und Parkplatzsuchen, Sitzen und Ärgern. Wenn ein Auto gebraucht wird, steht ein Car to go, ein Leihwagen oder ein Taxi zur Verfügung. Zum neuen urbanen Lebensgefühl gehört das praktische und kostengünstige Fahrrad. Statt viel Geld in Auspufftuning und Leasingrate zu stecken, reist der Stadtmensch der Zukunft lieber um die Welt. Schon heute kann man in den Städten sehen, dass die Fahrradszene sich verbreitert hat. Mit ein Grund war sicherlich das E-Rad, man fährt ohne Anstrengung und Schweiß rund 120 km mit einer Akku-Ladung. Die Zielgruppe ist breit – ob Jung oder Alt, ob Student oder Pensionist, ob Geschäftsfrau oder Mutter, ob Manager oder Vater – sie alle nutzen die Fahrräder. Reicht das Rad nicht, dann werden die Kinder oder die Lebensmittel ins Lastenrad oder in Anhänger gepackt.

GRÜN- UND FREIRAUM. Gesunde und nachhaltige Städte zu schaffen, die neben Effizienz vor allem die Lebensqualität jedes einzelnen Bewohners wichtig nehmen, ist eine der Hauptaufgaben der kommenden Jahre und Jahrzehnte. Lebenswerte und zugleich urbane Räume definieren sich nicht nur über die Architektur und Infrastruktur der jeweiligen Stadt. Fragen nach einer ausreichenden städtischen Bepflanzung, dem Stadtgrün, und genügend Gewässern, dem Stadtblau, sind genauso wichtig wie identitätsstiftende Gemeinschaftsprojekte, die in den einzelnen Quartieren einer Stadt zu einer hohen Steigerung an Lebensenergie führen können. Wir müssen unsere Städte neu ausrichten. Wir haben in den Städten einen hohen Zuzug, eine komplexe Bevölkerungsstruktur mit den verschiedensten Kulturen. Die Neuausrichtung findet in

der Infrastruktur und auch in den Wohnformen schon in Ansätzen statt. Wir werden zudem auch über einen gesundheitlichen Ansatz in jeder Stadt diskutieren und diesen mit den Forschungen aus beiden Bereichen, nämlich Umwelt und Gesundheit verknüpfen müssen, um daraus Erkenntnisse zu ziehen, wie eine gesunde Stadt der Zukunft gestaltet werden kann. Wir wissen, dass es ähnlich wie bei Gebäuden funktioniert: Die Stadt darf nicht nur die Energie aufsaugen, sondern muss auch Energie geben – in Form von Erholungs- und Lebensräumen.

ENERGIE. Vor zehn Jahren haben wir noch gedacht, dass die Energiepreise explodieren werden. Der Strom- und Energiepreis ist gesunken, aber nicht weil die Rohstoffe für die Produktion so günstig sind, sondern weil die Förderungen von erneuerbarer Energie unüberschaubare Ausmaße angenommen haben. Auch wenn unter dem Strich die Förderungen den Markt verzerren, haben sie doch einen Anschub in der Entwicklung gebracht. Die Stadt der Zukunft setzt auf Gebäude, die keine Energie von außen benötigen, auf klimafreundliche Mobilität und auf ausreichend grüne Stadtflächen. Zudem werden smarte Städte auf das Nutzerverhalten ihrer BewohnerInnen und deren Individualität eingehen. Durch den Einsatz grüner Technologien, die von der Bevölkerung angenommen werden, können die Städte die Herausforderungen Verkehr, Infrastruktur und Energie bewältigen. Durch die Vernetzungsarbeit der Urban Future Projekts können wir dazu beitragen, dass Ziele wie z.B. folgende erreicht werden: ›› Gebäude sollen nicht mehr Energie verbrauchen, als sie erzeugen, ›› der Anteil an erneuerbarer Energie kann von heute 10 Prozent auf über 50 Prozent gesteigert werden, ›› der Energieverbrauch pro Kopf

mittlerweile auch Wirtschaft und Endverbraucher mit ihrem jeweiligen Beitrag verpflichtet fühlen. Der demografische Wandel und ›› nur mehr 20 Prozent der Wege die damit in Zusammenhang stesollen mit dem Auto zurückgehende Preissteigerung für Energie legt werden. machen eine sowohl ökologische als auch ökonomische TrendumFür das Gelingen dieser Ziele braucht es statt Stromnetkehr bei der Energie- und Reszen intelligente Energieinforsourcenproduktivität unabdingbar. mationsnetze. Über diese wird Gefragt sind neue Technologien, in Zukunft nicht nur die Enerdie eine effizientere Nutzung von gie transportiert, sondern auch Energieträgern unterstützen oder Informationen über Verbrauch fossile Energieträger gleich obsound Verfügbarkeit. In Smart Citys let machen. Das Zusammenspiel von morgen werden auch für von Technik und anwenderoriden Verbraucher entierter Lösung transparent Daten nimmt dabei eine ausgetauscht. Und Schlüsselposition damit wird ein IST DER KLIMA­ ein. Lösungen, bewusster Stromdie bereits bei WANDEL Produktion und bzw. EnergieverSCHULD? Verarbeitung brauch gefördert. mitgedacht werden An diesen und die eine Zielen arbeiten bedeutende EffiGruppen und Firzienzsteigerung men aus Forschung, bei der Nutzung von Energie Wirtschaft und Zivilgesellschaft. und anderen Rohstoffen für den Dieses Know-how zu bündeln, ist eine Aufgabe, der wir uns verschrieEndverbraucher bedeuten, werden ben haben. Es soll auch in Form zunehmend an Bedeutung gewinvon Beratungsleistungen angeboten nen. Doch nicht nur die Optimiewerden. Das erspart dem Auftragrung bei der Energiegewinnung, geber die lange Suche nach dem sondern auch die Vermeidung von richtigen Konzept. Emissionen wird dem Einzelnen Wir glauben daran, dass wir immer wichtiger und als Baustein die Menschen davon überzeugen der individuellen Wohnumgebung können, dass es sich bei einer gewünscht und gefordert. smarten Veränderung nicht um einen Komfortverzicht handelt und dass wir aufhören müssen, unnötige Energie zu verschwenden. muss noch weiter reduziert werden,

KLIMA- UND UMWELTSCHUTZ. Die politischen Entscheider dieser Welt rücken den Umweltschutz – wieder einmal – stärker in den Mittelpunkt ihrer Arbeit und somit der öffentlichen Aufmerksamkeit. Vielleicht, weil auch das öffentliche Bewusstsein für die Gefahren von Umweltkatastrophen durch die immer häufiger auftretenden Auswirkungen des Klimawandels so dramatisch geschärft wurde. Vor diesem Hintergrund werden bei Klimagipfeln auch immer ehrgeizigere Ziele gesetzt, zu deren Erreichung sich

TECHNOLOGIE. NETZWERK HAUSHALT. Smarte Entwicklungen haben massive Auswirkungen auf das Wohnen und auf die Branchen, die im mittel- oder unmittelbaren Zusammenhang mit dem Wohnen stehen. So werden sich nicht nur dezentrales Wohnen zunehmend durchsetzen und neue, ausgelagerte Bereiche hinzukommen, sondern neue Technologien unseren Wohnalltag massiv verändern. Smarte und lernende Lösungen, wie Geräte die sich auf die Individualität des Bewohners einstellen können, werden an Nachfrage gewinnen und sich durchsetzen. Auch gesundheitsfördernde Technologien werden sich am Wohnungsmarkt


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zu einem wesentlichen Argument entwickeln. Die Experten der Urban Future Projects geben auch auf diesem speziellen Gebiet profunde Expertise.

DAS INTERNET ALS MASS DER DINGE. Fitnessarmbänder, die Gesundheitsdaten an das Handy schicken, oder die Fernsehbox, die sich Sehgewohnheiten merkt, sind bereits Alltag. Das „Internet der Dinge“ geht aber noch einen Schritt weiter. Hier kommuniziert alles mit allem. Ziel ist, allen Dingen ohne Steuerung durch den Menschen ein Eigenleben einzuhauchen und so durch die Vernetzung über ihren alltäglichen Gebrauchswert hinaus nutzbar zu machen. So werden vernetzte Haushaltsgeräte und Sensoren alten Menschen dabei helfen, ihren Wohnalltag länger selbstbestimmt meistern zu können. Die Geräte könnten überwachen, ob sich ein Mensch normal in seiner Umgebung bewegt, und bei Problemen Alarm schlagen. Vernetzte Thermostate lernen, wann wir uns wo in unserer Wohnung aufhalten, und passen die Temperatur an, was wiederum Ressourcen spart. Bis zur nahtlosen Vernetzung aller Alltagsgegenstände zum Nutzen ihrer Besitzer ist es aber noch ein weiter Weg. Ihn zu beschreiten, dabei hilft ebenfalls Urban Future Projects.

GESUNDHEIT. Der Gesundheitstrend verändert derzeit alles im Gesundheitssektor. Nicht zuletzt die Architektur von Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Kuranstalten und Arztpraxen. Orte der Heilung und des Urlaubs verschmelzen. Patienten werden zu Gästen. Der Gesundheitssektor ist mittlerweile nicht nur der größte Wirtschaftssektor, sondern auch der größte Arbeitgeber. Auch in Sachen Innovation und Forschung ist der Gesundheitssektor führend. Die Ausgaben im Gesundheitsbereich steigen jährlich und mit ihm auch die po-

tentiellen Einnahmen. Der Trend, und umsetzen müssen. Stadt, gesund bleiben, verstärkt sich von aber auch Immobilienentwickler Jahr zu Jahr und die Menschen müssen lernen, alte Paradigmen wissen, dass es sich dabei um eine aufzulösen und technologische und gesellschaftliche Entwickluneigenverantwortliche Aufgabe handelt. Da für Gesundheit neben gen in ihren Bereichen aktiv voranzutreiben und Pflichtbeiträgen zu verwirklichen. zur KrankenDie Verwendung kasse immer WER BEneuer und smarter mehr ausgegeben GINNT MIT Technologien wird, wird auch DER VERÄNwird einen beder Anspruch DERUNG? stimmenden Teil an die Umgeihres Erfolges, bung höher. Die aber auch Überletypischen Praxen bens ausmachen. und die bis dato Ohne Nachhaltignoch akzeptierte keit, Smart Grids und intelligente Krankenhausatmosphäre gehören Technogien wird in Zukunft nicht bald der Vergangenheit an. Nicht mehr gebaut werden können. nur deshalb, weil die PatientInnen Diese Lösungen sind aber auch mündiger werden, sondern auch noch Frage des Netzwerks und weil die „alte Atmosphäre“ wie eines spezifischen Know-hows. z.B. wenig Tageslicht, hoher GeUrban Future Projects bietet seiräuschpegel, eine Architektur, die nen Kunden beides auf höchsten auf Hygiene und auf Ablaufprowissenschaftlichen Standards. zesse abgestellt ist, auch auf das Gemüt schlagen und die Heilung nicht gerade beschleunigen. Bis dato war es so, dass Krankenhäuser und Heilanstalten als Orte fern vom „normalen und WISSENSAUSTAUSCH gesunden Alltag“ gebaut wur– INFORMATION UND KOMden. Kranke Menschen wurden MUNIKATION. „Warum muss isoliert. Untersuchungen sagen, heutzutage eigentlich alles smart dass Heilung und Einbindung in sein, sind die Menschen zum Leben die Umwelt, in den Alltag und in schon zu dumm?“ Eine Frage, die die gewohnten Lebenszyklen den einer zunehmend technologisierten Heilungsprozess beschleunigen. Welt immer häufiger gestellt wird. Dieser Umstand muss auch Es sind nicht nur mehr besorgte zu einem Umdenken in der städDatenschützer oder Technologietebaulichen Planung führen. Aber gegner, die Bedenken gegen den das alleine wird nicht reichen, wir raschen Wandel anmelden, sondern werden über eine neue Form von die Bewohnerinnen und Bewohner Klinikbauten bis hin zur Ausstatsmarter Wohnungen und Quartiere, tung der Krankenzimmer oder die nicht jede der neuen ErrunArztpraxen nachdenken müssen. genschaften auch als unbedingte Dazu werden auch neue Produkte Notwendigkeit ansehen. und Materialien gebraucht, die Doch es sind die Benutzer sowohl Krankenhäuser als auch und Anwender, die diese smarten das Innere unserer Lebens- und Technologien erst zum Leben Arbeitswelten verändern werden. erwecken. Damit diese auch Gesunde Menschen machen eine ihre positive Wirkung entfalten Stadt erst richtig smart! können und im Einklang mit ihren Nutzern stehen, bedarf es vermehrter Kommunikation zwischen den wesentlichen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Verwaltung und den Nutzern IMMOBILIENHANDEL selbst. Wie die neuen TechnoloALS WISSENSCHAFT. gien besser in Umsetzung und zu Die Technologie ermöglicht, breiter Anwendung zum Wohle aber es sind die Menschen, die aller gelangen, beantworten eben neue Entwicklungen zulassen auch die Experten des Urban

Future Projects mit dem Urban Future Network. Smarte Städte brauchen kluge Köpfe und die nötigen Rahmenbedingungen, damit gute Ideen gedeihen und umgesetzt werden können. Die Städte in Europa setzen gezielt auf forschungs- und technologiepolitische Schwerpunkte. Informationen sind der Schlüssel zur intelligenten Stadt von morgen. Kommunikation in smarten Städten macht es jedem einfacher, an Informationen zu gelangen, und erspart durch elektronischen Datenverkehr zeitraubende Vorgänge. Nur wer kommuniziert, erspart den Entwicklern von heute und morgen jene Zeit, die sie brauchen, um die neuesten Technologien und smarten Modelle zu finden und auch umsetzen zu können? Durch die Kooperation und Umsetzung von Projekten im Rahmen der Innovationspartnerschaft URBAN FUTURE PROJECTS kann Know-how bezogen werden und somit können die effizientesten Methoden aus einem großen Pool von Ideen, Maßnahmen zur Anwendung ausgewählt werden.

URBAN FUTURE PROJECTS­

projects

Mit der ONLINE-PLATTFORM „URBAN FUTURE CLOUD“ wird eine Kommunikationsplattform für all jene zur Verfügung gestellt werden, die ihre Stadt, ihre Gebäude, ihre Umgebung „smarter“ machen möchten. Wir wollen viele Anwendungsbereiche, die eine smarte Stadt braucht, durch eine internationale Vernetzung und Wissenstransfer stärken. Dazu braucht es Ihre Bereitschaft, Ihre Errungenschaften und Ideen den Usern des WWW zur Verfügung zu stellen. mehr Infos finden Sie unter www.urbanfuture-projects.com


SCHWAMM DRUBER,

man kann ja vielleicht auch mal ein bisschen mehr Fläche ausweisen.

PROF. DR. BERND ­RAFFELHÜSCHEN ist Professor

für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwig-Universität Freiburg. Mit „Pucher Aspects“ spricht der Ökonom über das Explodieren der Städte, städtischen Flächenfraß und kritisiert die herrschende Zuwanderungspolitik.

Weltweit toben Krisen und Kriege, Österreich ist im internationalen Vergleich aber immer noch so etwas wie die Insel der Seligen? Können Sie abschätzen, wie lange noch? PROF. DR. RAFFEL­ HÜSCHEN: Das kommt natürlich auf die Prognosen der nächsten Kriege und Krisen an, da haben wir jetzt noch keine Ahnung davon. Aber was man sagen kann, ist, dass ein Alterungsprozess in Österreich einsetzen wird, den wir in der Dimension so noch nicht erlebt haben. Es werden deutlich mehr alte Menschen zu versorgen sein, die auch deutlich länger zu versorgen sein werden, wobei diejenigen, die das übernehmen werden müssen, deutlich weniger sein werden. Diese von Ihnen angesprochene Entwicklung lässt Städte fast explosionsartig wachsen, während ganze Landstriche und Dörfer zunehmend verwaisen. Viele Städte scheinen aber schon heute hoffnungslos überlastet – in städtebaulichen wie auch sozialen Fragen. Wie kann man hier entgegenwirken? Die Leute ziehen als alte Menschen natürlich lieber in die Stadt, weil die Versorgungssituation

dort eine andere, eine adäquatere ist. Deswegen glaube ich, dass der Trend noch relativ langfristig anhalten wird. Es werden natürlich immer wieder Modetrends mitschwingen, immer mal wieder wird eine Generation eher aufs Land ziehen wollen als in die Stadt und umgekehrt. Aber alte Menschen sind in der Stadt einfach besser aufgehoben und deshalb wird das in einer langen Perspektive auch so kommen.

den. Wir werden auch deutlich mehr stationäre Einrichtungen bekommen. Die Pflege ist das, was uns wahrscheinlich noch am meisten beschäftigen wird. Die Pflege und die Gesundheitsversorgung in der Stadt.

Brauchen wir im Hinblick auf die Überalterung dann nicht auch Zuwanderung, um den Wohlstand zu erhalten? Ist die derzeitige Flüchtlingskrise unter diesem Aspekt auch Chance für uns in Europa? Und wie können sich die Städte Die Alten von heute sind ja die, darauf besser vorbereiten und die die Kinder nicht in die Welt sich städtebaulich darauf ausgesetzt haben und bekommen, richten? demografisch gesehen, jetzt Man wird mehr Wohnraum braueigentlich nur die Quittung für chen für singularisierte Alte, denn ihr eigenes die Alten Fehlversind zwar „DIE MEISTEN MENhalten. Das zu zweit, SCHEN, DIE ZU DEN BAwenn sie BYBOOMERN ­G EHÖREN, muss man ganz klar noch nicht DENKEN JA IMMER, SIE sehen. Die ganz so HABEN EIN PROBLEM. meisten betagt DAS IST VÖLLIGER BLÖD- Menschen, sind, aber SINN! SIND SIND DAS die zu den sie sind Babydann eben PROBLEM!“ boomern oft alleine, gehören, wenn sie denken ja als Witwe immer, sie haben ein Problem. Das oder Witwer leben. Wir werden ist völliger Blödsinn. Sie sind das also mehr betreute Wohnformen Problem! Und zwar für die Jungen! haben, die ambulant versorgt wer-


PUCHER ASPECTS — 95

Und sie sind auch die Verursacher in Zukunft überhaupt noch Eides Problems. genheime und Wohnungsbesitz Mir persönlich gefällt aber das für Private geben können? Wort Flüchtlingskrise überhaupt Wir werden mit Sicherheit auch in nicht. Wir haben im Moment eiZukunft Wohnungsbesitz kennen nen hohen Grad an Zuwanderung. und uns leisten können, das ist Diese Zuwanderung besteht zum überhaupt keine Frage. Die Frage Teil aus Flüchtlingen, aber der ist vielmehr, wer sich das noch Großteil hat mit Flüchtlingen gar leisten kann. Die jetzigen Zuzienichts zu tun. Das sind Menschen, henden werden das mit Sicherheit die ihre wirtschaftliche Situation nicht schaffen, sie haben auch verbessern wollen. Und das ist nicht die Zeit, das an Ersparnatürlich auch zu verstehen, wenn nissen zu bilden, was man dazu man weiß, dass man als Angehöbraucht. Da haben wir deutliche riger einer bestimmten MinderSchwierigkeiten zu erwarten. Viele heitenMenschen gruppe in werden „MAN MUSS WIE JEDE Ghana, im ANDERE EINWANDEauch keine Senegal, auskömmRUNGSREGION AUCH in Eritrea lichen REGELN FÜR ZUWANDE- Alterseinoder vielleicht auch RUNG SCHAFFEN.“ künfte haam Balkan ben. Denn kein tolles die ziehen Leben ja erst mit führt und dann versucht, es auf 30, 40 Jahren nach Österreich oder diese Art zu verbessern. Dass uns Deutschland. Und wenn man dann diese Menschen dann allerdings noch 5 bis 6 Jahre mindestens im demografischen Kontext nütbraucht, um sich überhaupt zu zen, da widersprechen auch Gutintegrieren, dann sieht das mit den achten, die wir jetzt für DeutschRestlaufzeiten dieser Menschen land gemacht haben. Also eine doch etwas schwierig aus. demografische Dividende wird man mit Sicherheit nicht erwarten Welche Schritte kann man jetzt überhaupt noch einleiten, können. Die jetzigen Zuwanderer um ein faires Gleichgewicht sind eher Teil des Problems, als zwischen den Leistungen für dass sie die Lösung sein werden. Jung und Alt zu gewährleisWie sehen Sie hier die Politik ten? Studien belegen, dass die gefordert? Kann man dieser bestehende ältere Generation Problematik noch Herr werden bedeutend besser gestellt ist oder müssen wir einfach die als die jüngere. Dennoch gibt Unlösbarkeit dieses Problems es bedeutend mehr Vergünstihinnehmen? gungen für Senioren als für die Nein, man müsste einfach wie Jungen. Leben wir in einer Zeit jede Einwanderungsregion, wie der Jugenddiskriminierung? Nordamerika oder Australien Da wäre ich vorsichtig, das bitte schön, Regeln für Zuwandegleich als Diskriminierung zu rung schaffen. Das ist das, was in bezeichnen. Die Jungen jetzt der Wissenschaft schon seit Jahrhaben natürlich weniger als die zehnten gefordert wird. Europa, Alten jetzt. Aber als die Alten Deutschland, Österreich, das sind früher jung waren, hatten sie alles Einwanderungsländer. Aber weniger als die Jungen jetzt. Da alles Einwanderungsländer ohne muss man also ganz vorsichEinwanderungsregeln. Und das tig sein, sonst kommt man in rächt sich jetzt. Teufels Küche. Also, die jetzigen Alten sind die reichsten Rentner, Sie sprechen immer wieder die Österreich je gesehen hat, die von der Pensionslüge und der jetzigen Jungen sind aber auch Unhaltbarkeit des derzeitigen die reichsten Jungen, die ÖsterPensionssystems. Wie sieht es da reich je gesehen hat. Also, das Ihrer Meinung nach mit anderen ist im Zeitablauf ganz klar. Und Vergünstigungen wie etwa der die Jungen werden noch reicher Wohnbauförderung aus. Wird es sein, als die Alten es jetzt schon

sind, wenn sie alt sind. Aber sie Sie sind auch Co-Autor des werden zwischenzeitlich sehr jährlich erscheinenden Glücksviele ihrer Eltern zu versorgen atlas. Was, glauben Sie, wird die haben und das wird sie etwas Menschen 2050 noch glücklich strapazieren und da muss man machen können? ganz klar sehen: Die jetzigen Das wird dasselbe sein, was die Jungen werden sich fragen, wenn Menschen heute glücklich macht sie uns Mittelalten oder Alten und schon vor Hunderten Jahren zu versorgen haben, warum sie glücklich gemacht hat. Das ist deutlich höhere Anteile von Beiimmer dasselbe. Es ist immer das trägen, Mixtum von compoSteuern „GELD MACHT JA situm: TATSÄCHLICH GLÜCKusw. Wie fühle bereitich mich LICH. DA IRRT DER stellen gesundVOLKSMUND!“ sollen. heitlich, Und wie geht dann es mir also werden rein körsie die Alten fragen: Warum perlich oder auch psychisch? Das ist das eigentlich so? Und dann ist die Mixtur aus: Wie geht es werden die Alten sagen: „Ja, weil mir in meiner Partnerschaft, mit wir so viele sind.“ Und wenn meinen Bekannten? Wie geht es dann die Jungen sagen: „Aber da mir auch finanziell? Geld macht können wir doch nichts dafür“, ja tatsächlich glücklich. Da irrt dann ist das richtig. Und wenn der Volksmund. Und natürlich dann die Jungen sagen: „Wir wird es immer Menschen geben, sind aber auch viel zu wenige, die jedes halbleere Glas halbvoll um euch zu versorgen“, dann sehen und deshalb schon ganz werden sie den Alten gleichzufrieden sind. zeitig mitteilen, dass das etwas ist, woran die Alten natürlich entsprechend Schuld haben. Wir sind die Verursacher und das PROF. DR. BERND Problem zugleich. Das muss man RAFFELHÜSCHEN ganz klar sagen, wenn man heute zwischen 40 und 60 ist. Wie wird sich der Zuzug auf die Städte architektonisch und ökologisch auswirken? Das ist schwer zu prognostizieren, es kommt ja darauf an, wie wir damit umgehen. Wenn wir damit umgehen, wie das beispielsweise in Deutschland gemacht wird, wo wir im Prinzip kaum noch Ausweis von Neubaugebieten haben, dann wird es eine Verdichtung geben. Und die wird uns das Bild der Städte ganz anders darstellen lassen, als es jetzt aussieht. Wenn wir die Städte in etwa so halten wollen, wie sie jetzt sind, dann müssen wir in die Fläche rein. Und dann ist ganz klar, dass es dann immer wieder Geheul geben wird wegen der ökologischen Folgen. Insofern sollte man dann vielleicht auch sagen „Schwamm drüber“, man kann ja vielleicht auch mal ein bisschen mehr Fläche ausweisen.

PROF. DR. BERND RAFFELHÜSCHEN (geb. 1957, ver-

heiratet, drei Kinder) ist Professor für Finanzwissenschaft und Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie Professor an der Universität Bergen, Norwegen. Er studierte in Kiel, Berlin und Aarhus (Dänemark) Volkswirtschaftslehre und promovierte bzw. habilitierte sich in diesem Fach an der Universität Kiel. Zahlreiche Auslandsaufenthalte führten ihn u.a. in die USA, aber auch immer wieder in die skandinavischen Länder. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen des demografischen Wandels und der Sozial- und Steuerpolitik, insbesondere der Alterssicherung, Gesundheitsökonomie und Pflegevorsorge. Neben seiner Mitwirkung an internationalen Forschungsprojekten beteiligt er sich – zum Beispiel als Mitglied der Rürup-Kommission, der Kommission Steuergesetzbuch oder als Vorstand der Stiftung Marktwirtschaft – an Fragen der praktischen Sozialpolitik.


DER

T E L L E R -


BLICK ÜBER D E N

RAND


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SINFONIA VARSOVIA Das renommierte Sinfonia Varsovia Orchester bekommt im Jahr 2020 eine neue Heimat. Im Rahmen einer Pressekonferenz am 4. März 2015 gab Hanna Gronkiewicz-Waltz, die Bürgermeisterin Warschaus, bekannt, dass die finanziellen Mittel für die Errichtung der Sinfonia Varsovia bereitstehen.


D

as Grazer Architekturbüro Atelier Thomas Pucher konnte sich 2010 beim internationalen Architekturwettbewerb für das neue Konzerthaus des Sinfonia Varsovia Orchesters in Warschau gegen 137 Teilnehmer durchsetzen. Somit realisiert das Atelier Thomas Pucher das derzeit wichtigste Bauvorhaben Polens. Das Projekt mit einer Nutzfläche von 28.000 m² entsteht entlang einer der größeren Ausfallstraßen Warschaus. Es besteht aus einem Orchestersaal mit 1.800 Sitzplätzen, großzügigen Proberäumen, einem Gastronomiebereich sowie Räumen für Artists in Residence. Die Stärke des Projektes liegt in seiner präzisen Auseinandersetzung mit dem vorhandenen Gebäudeensemble und den komplexen Anforderungen eines weltbekannten Orchesters. Der Entwurf besteht aus einem schwebenden Gebäuderahmen, der sich um das zentrale Gebäude der bestehenden Anlage – einer herrschaftlichen Gründerzeitvilla – legt und so den Ort gleichermaßen definiert, schützt

und öffentlich zugänglich macht. Im Zentrum des Rahmens liegt der zurzeit im Dornröschenschlaf liegende Park, der aktiviert und adaptiert wird und sich so zu einem dramaturgisch inszenierten öffentlichen Raum von besonderer Ausstrahlung wandelt. Der Gebäuderahmen beherbergt die Konzerthalle und sämtliche Probe- und Aufführungsräume. Gleich wie über dem Garten schwebt er auch über dem Foyer und schützt somit den sensiblen Orchesterbereich vor der Stadt, akustisch wie visuell. Er beinhaltet die gesamte Konstruktion und Technik des Gebäudes und hält darüber hinaus zahlreiche Überraschungen und Geheimnisse parat: versteckte Treppen und Räume, einen engen Aussichtspfad auf seiner Oberseite, akustische Hohlräume. Die stützenfreie Spannweite des Rahmens beträgt 140 m. Beim großen Konzertsaal wurden vollkommen neue Wege der Saalarchitektur beschritten. Er ist konzipiert als Kombination aus Schuhschachtel-Typus und Stadion. Der historisch entstandene Typ der Schuhschachtel

(z.B. Wiener Musikvereinssaal) ist aus akustischer Sicht nach wie vor der bevorzugte Orchestersaal, leidet aber unter äußerst unvorteilhaften Sichtverhältnissen für das Publikum. Demgegenüber weist das Stadion hervorragende visuelle Qualitäten auf, leidet aber – aufgrund des kreisförmigen Zuschnitts – unter außerordentlich schlechter Akustik. Der große Konzertsaal der Sinfonia Varsovia verbindet die Vorteile beider Typen, indem die Ränge und Auditorien nach Vorbild eines Stadions als schwebende Bänder in ein rechteckiges Volumen – nach Art der Schuhschachtel – eingesetzt werden. Durch die genaue Berechnung dieser Bänder und ihrer Wechselwirkung zu Orchester und Saalwand können nun erstmals die akustischen wie auch die visuellen Eigen­ schaften eines Konzertsaals gleichzeitig optimiert werden. Jeder Besucher erhält den Eindruck unmittelbarer Nähe zum Orchester bei gleichzeitig höchstmöglichem Hörgenuss. Man sitzt buchstäblich inmitten der Musik.

SINFONIA ­VARSOVIA KONZERTHAUS Typ: Kulturgebäude, Konzerthalle Ort: Warschau, Polen

Fläche: BGF 28.000 m2 1. Preis bei International offenem Wettbewerb, Generalplanung

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VIERTEL ZWEI RONDO / WIEN

VIERTEL ZWEI RONDO WOHNBAU

Projektleiter: Robert Lamprecht Ort: Wien

Nettogeschoß­fläche: 17.550 m² Bruttogeschoß­ fläche: 23.500 m²

Baubeginn: 2015

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PORÖSER STÄDTEBAU – MAKRO­NACHBARSCHAFTEN. Das Grundstück bildet eine Schnittmenge aus unterschiedlichsten stadt- und landschaftsräumlichen Elementen, noch dazu aus unterschiedlichsten Entstehungszeiten – der Prater, der WU-Campus, das Viertel 2, die Trabrennbahn, dazu die U-Bahn-Anbindung. Ein unglaublich reicher Ort, voll von Stimmungen, Grünraum und Stadt, Alt und Neu; ein Prototyp moderner Patchworkstadtlandschaft – in diesem Fall in einer selten zu sehenden, nahezu hedonistischen Qualität. Der Entwurf soll diese einzigartige Situation aufnehmen und in eine aufregende Architektur umwandeln. Die Körnung der Bebauung öffnet unzählige Sichtachsen zwischen den benachbarten Stadtteilen. Es entsteht ein poröser Städtebau, ein Moderator zwischen den Nachbarschaften. MIKRONACHBARSCHAFTEN. Das Baufeld wird von vielfältigen, durchwegs sympathischen Nachbarschaften eingerahmt. Daher schlagen wir eine in alle Richtungen offene Bebauung vor. Zu keiner Seite unterbricht ein Riegel die Sichtachsen. Die runden Baukörper mit kleiner Grundrissfläche bilden ein in jede Richtung durchlässiges Grätzel. Dadurch entsteht eine aktive Interaktion zwischen dem Quartier und seinen Nachbarn.

STRUKTUR – BELVEDERE. Von jedem der Häuser bieten sich Ausblicke in alle Richtungen. Die aufregende Umgebung wird ins Innere des Quartiers geholt. EXTROVERTIERT. Der Umriss der Häuser gewährt jeder Wohnung mehrere Ausblickrichtungen. Jede Wohnung ist eine „Eckwohnung“ mit optimaler Belichtung.

INTROVERTIERT. Die umlaufenden Balkone formen intime, geschützte Nischen. Es entstehen Terrassenflächen mit hoher Aufenthaltsqualität und fließenden Übergängen zwischen Außen- und Innenraum. Die Grenze zwischen innen und außen wird aufgehoben.


PUCHER ASPECTS — 101

FLIPPER. Der freie Raum zwischen den Häusern bildet einen halböffentlichen Raum, der zum Erkunden und Erfahren geradezu auffordert. Kindern, Bewohnern und Besuchern erschließt sich der Freiraum als Netzwerk ohne vorgegebene Achsen. Verschiedene Attraktionen in einer scheinbar losen Anordnung bereichern die Landschaft zwischen den Häusern. SUPERPOSITION – GRÜNER FLUSS. Der Prater bildet ein Stück Natur in der Stadt. Er fließt als Landschaftsraum durch unser Quartier. Die Dichte des Baumbestandes nimmt dabei Richtung Viertel 2 ab. Es entsteht ein grüner Interferenzraum zwischen Natur und Stadt. SOZIONEURALE STRUKTUR. Definierte Wege überlagern sich mit spontanen Pfaden. Das abgehobene Erdgeschoß erlaubt Erreichbarkeit und Aneignung des Außenraumes. Felder wechseln sich mit linearen Elementen und ergeben ein sozioneurales Feld für verschiedene Formen von Nachbarschaften. GESTAPELTE LANDSCHAFT. Die einzelnen Häuser funktionieren wie übereinander gelagerte Villen. Jede Wohnung besitzt umlaufende Terrassen mit ausreichend Platz für Begrünung. Dies und die Aussicht jeder Wohnung in mehrere Richtungen ergeben einen enormen Mehrwert und Qualitätsschub. AUSFORMUNG – SFUMATO. Bei durchgehender Position der Fassaden springen die Plateaus in jedem Geschoß. Die Konturen

der Häuser verlieren dadurch an Schärfentiefe. Verstärkt wird dieser Sfumatoeffekt durch die rundliche Form der Plattformen.

POCKET PARADISE. Ein Ring aus unterschiedlichen Terrassenflächen umrahmt die Wohnungen. Mittels französischer Balkone, Hochbeete, Terrassen und zweigeschossigen Loggien maximiert diese Zone die Wohnqualität des Quartiers.

AUSSICHT / SICHTSCHUTZ. Die Terrassen werden von einer 45 cm hohen, massiven Brüstung abgeschlossen. Darüber verläuft der Handlauf auf 1 m Höhe. Diese Art von Geländer erlaubt einen ungehinderten Ausblick aus der Sitzposition bei gleichzeitigem Blickschutz von außen.


102 ­— DER BLICK ÜBER DEN TELLERRAND

N

CHINA NORTH CITY

euland beschreitet das Projekt „China North City“ in der chinesischen Hafenstadt Tianjin. Auf einem trockengelegten Areal entsteht gleichsam eine Stadt in der Stadt für rund 10.000 Einwohner – und das im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Nichts. Neben Wohnungen mit einer Bruttogeschoßfläche von etwa 340.000 m2 werden auch Einkaufs- und Unterhaltungsmöglichkeiten, eine Bibliothek, ein Hotel, ein Konferenzzentrum sowie weitere Einrichtungen für Sport und Freizeit (insgesamt rund 250.000 m2 BGF) errichtet. Die Planung zielte darauf ab, den Menschen aus den verschiedenen sozialen Milieus Raum für Wohnen, Arbeit und Freizeit zu bieten – nicht zuletzt, um durch diese Durchmischung einen Beitrag zur Reduzierung des Verkehrs mit seinen negativen Umwelt- und Klimafolgen zu leisten. Ziel war jedoch auch die Entwicklung und Förderung lebendiger Nachbarschaften und identitätsstiftender Umgebungen. Auch galt es, die sehr strengen chinesischen Bestimmungen hinsichtlich der Wohnungsplanung zu berücksichtigen. Alle Wohnungen müssen nach Süden ausgerichtet sein. Der Abstand zwischen zwei Gebäuden muss mindestens gleich der Gebäudehöhe sein (viel mehr als in Österreich). Das ermöglicht die optimale Nutzung von Sonnenlicht, mit dem Nachteil, dass der öffentliche Raum meistens von schlechter Qualität ist, vergleichbar mit dem Ghetto-Strauchzeilen in den europäischen Siedlungen der 50er und 60er-Jahre.

Die Flächen zwischen den Gebäuden stellen in den urbanen Zentren Chinas allzu oft bloß Lücken dar, zu klein für einen Park, aber zu groß, um Identifikation zu ermöglichen oder auf das menschliche Maß zu reagieren. Die vom Atelier Pucher entwickelte Lösung mischt Häuserblocks und Türme, um Mini-Wohnviertel mit einer Reihe von jeweils zwei lose gruppierten Wohnhäusern zu bilden. Die Wohnungen sind ausreichend nach Süden orientiert, um die Bestimmungen zu erfüllen. Die gekrümmten Grundrisse der Wohnblocks verhindern Windkanäle zwischen den Gebäudezeilen, erlauben aber genügend natürlichen Luftaustausch. Jeder diamantförmige Gebäudeblock enthält im Zentrum einen Garten. Kleine Seen kühlen die Lufttemperatur in den heißen Sommermonaten und bieten darüber hinaus einen lohnenden Anblick. Alles zusammen – die Wohnungen mit Südausrichtung, die natürliche Belüftung und die Wasserflächen, die auf natürliche Weise die Luft kühlen – ist eine Art passives Öko-Design, das vor 300 Jahren ganz selbstverständlicher Bestandteil des Bauens war. Das sind Aspekte, die auf „Common Sense“ basieren und heute wie damals funktionieren. Was die kulturellen Bedürfnisse betrifft, wurde versucht, natürliche Verhaltensmuster in den Entwurf zu integrieren. Das ist ein Grund dafür, warum eine Architektin aus China im Atelier Pucher in Graz mitarbeitet. Sie achtete beim Tianjin-Projekt ganz bewusst auf diese kulturellen Skills.


Alle Wohnungen sind mit einer Abweichung zwischen 0 und 30 Grad nach Süden ausgerichtet.

CHINA NORTH CITY WOHNUNGEN:

Gläche: 140.000 m²

SHOPPING & UNTER­ HALTUNG:

1. Preis bei einem offenen, international ausgeschriebenen Wettbewerb

Fläche: 170.000 m² Bruttogeschoß­ fläche: 340.000 m²

Bruttogeschoß­ fläche: 280.000 m²

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104 ­— DER BLICK ÜBER DEN TELLERRAND

RIEDENBURG A

m Gelände der ehemaligen Riedenburgkaserne in Salzburg plant Atelier Thomas Pucher 91 Wohnungen für die Gemeinnützige Salzburger Wohngesellschaft. Der Entwurf vermittelt zwischen der öffentlichen Zone im Norden des Quartieres und der grünen Mitte des Wettbewerbsgebietes. Entlang der Neutorstrasse springt die Bebauung dreiecksförmig zurück und lässt so Raum für einen Platz. Dieser Platzraum wird von öffentlichen Nutzungen eingefasst. Die poröse Ausformung der Platzrandbebauung bildet die Verbindung in das Quartierszentrum, welches sich als Außenraumpatchwork aus unterschiedlichen wohnbegleitenden Nutzungen zusammensetzt. Die Wohnbebauung auf dem Gelände ist in Cluster gegliedert, welche aus verschiedenen Bauformen bestehen und Mikronachbarschaften bilden. Ein breites Angebot an Nutzerspezifischen Wohnungsformen garantiert langfristige Nutzungssicherheit. Die Vielfalt an Außenräumen unterschiedlicher Programmierung unterstützt das Konzept und entspricht aktuellen und zukünftigen Anforderungen an einen Stadtteil.

ANSICHT NORD/NEUTORSTRASSE

Zonierung des Platzraumes: Öffnung an der Moosstraße, zentraler Platzraum, Biedermeiervilla als Solitär

Öffnung des Platzes zum Rainberg in Richtung Neutor

ANSICHT WEST/MOOSSTRASSE


PUCHER ASPECTS — 105

RIEDENBURG Projektleiter: ­ ­Stefan Holzinger Ort: Salzburg

Baubeginn: 2016

SCHNITT/ANSICHT SÜD

Nettogeschoßfläche: ca. 4.400 m2 Bruttogeschoß­ fläche: ca. 5.900 m2

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DAS FÜRCHTEN LERNEN! Die Welt ist komplex. Es gibt Krisen, Kriege, ­Klimakatastrophen, Blasen, unsichere Märkte und undurchschaubare Finanzprodukte. Worin soll man heute investieren? Was ist sicher, wenn nichts mehr sicher scheint? Schafft die Digitalisierung Jobs – oder vernichtet sie eher welche? Führt Neues zu alter Stärke? Und entsteht Qualität wirklich nur am Rande einer Katastrophe?


108 ­— DAS FÜRCHTEN LERNEN!

Das über die Jahrzehnte angeeignte Wissen der Klimaforschung lässt keinen Zweifel mehr an dem vom Menschen verursachten Klimawandel. Erste Auswirkungen der globalen Erwärmung sind jetzt schon spürbar, doch mit welchen einschneidenden ökologischen und auch ökonomischen Veränderungen müssen die zukünftigen Generationen rechnen? Das Ausmaß der Auswirkungen hängt davon ab, inwieweit es uns gelingt, den bereits eingesetzten Klimawandel zu begrenzen. Falls wir in der Tat hier keine Fortschritte machen, wären schwerwiegende ökologische, ökonomische und soziale Folgen unvermeidbar. Zu den Folgen gehören klimabedingte Veränderungen der Vegetationsformen, sodass landwirtschaftliche Produktionsweisen radikal geändert werden müssten, die Ausdehnung von Wüsten und Steppen, wodurch weitergehende Flüchtlingsbewegungen ausgelöst würden, sowie eine erhebliche Zunahme von katastrophalen Naturereignissen wie Überflutungen und Erdrutsche. Welche Branchen sind schon jetzt massiv vom Klimawandel betroffen und welche Auswir-

DAS KLIMA­ ­ANDERT SICH

kungen hat er auf die Raumplanung und Architektur? Schon heute sind die Landwirtschaft, der Tourismus und die Verkehrsbranche vom Klimawandel betroffen. In Zukunft werden alle industriellen Bereiche, bei denen wetterbedingte Einflussfaktoren sich auf Produktion, Rohstoffversorgung oder Vertrieb auswirken, in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Rahmen der Raum- und Siedlungsplanung wird vor allem die Frage der Schutzvorrichtungen gegen extreme Naturereignisse zunehmend bedeutsam. Dabei werden vor allem der Schutz gegen Hochwasser aber auch der Erhalt der Funktionsfähigkeit von Infrastrukturleistungen bei lang anhaltender Dürre oder Hitzeperioden wichtige Ziele einer Adaptionspolitik in unseren Breiten sein müssen. Wie ist es möglich, Umweltschutz mit Lebenskomfort und Wohnqualität zu vereinbaren? Umwelt- und Klimaschutz lassen sich selbstverständlich mit hoher Wohnqualität vereinbaren. Allerdings muss auch deutlich werden, dass ein erhöhter Schutz und eine erhöhte Anpassungsfähigkeit an extreme Wetterbedingungen sowie an anhaltend hohen Temperaturen

veränderte Bauweisen und Gebieten mit einer weiteren neue Infrastrukturleistungen Versteppung zu rechnen, die dann voraussetzen. Beides ist nicht zu umfangreichen Flucht- und zum Nulltarif zu Migrationsbewehaben. Von daher „DAS LEBEN IN gungen führen muss sich die wird. Wenn DEN STÄDTEN­ Politik immer wir jetzt schon WIRD ­SICHER wieder rückvergroße Probleme BUNTER sichern, ob es damit haben, insgesamt nicht die politischen ­WERDEN.“ wirtschaftlicher Flüchtlinge in ist, Maßnahmen unseren Ländern gegen den Kliaufzunehmen, so mawandel zu ergreifen, anstatt die sind die bei anhaltenden KlimaSchäden durch den Klimawandel veränderung zu erwartenden Minachträglich zu beheben. grationsbewegungen in der dann wesentlich höheren GrößenordWährend die Welt über den nung erst recht nicht einfach zu Umgang mit Flüchtlingen aus bewältigen. Bürgerkriegsgebieten nachdenkt, weisen, Wissenschaftler Was heißt das für das ohnehin auf eine mögliche nächste Welle schon jetzt aufgeheizte Klima in hin: die der Klima-Flüchtlinge. der Bevölkerung? Was kann jetzt überhaupt noch Der Westen wird sich entweder getan werden, um die nächste völlig abschotten müssen und dann humanitäre Katastrophe zu eine humanitäre Katastrophe ausverhindern? sitzen oder aber seine bisherige PoViele der heutigen Flüchtlinge litik entsprechend ändern müssen. sind nicht nur aus politischen Mit dem Pariser Abkommen sind Gründen sondern auch aus ökoaber jetzt zumindest die Weichen nomischen Gründen, vor allem dafür gestellt, dass die Klimaaus existenzieller Armut, die zum schutzziele doch noch zum großen Teil heute schon durch den KliTeil erreicht werden können. Ist mawandel verursacht wird, auf der dies der Fall, dann werden sich Flucht aus ihren Heimatländer in auch die durch den Klimawandel den Westen. Sofern der Klimaherbeigeführten Migrationsbewewandel weiter anhält, ist vor allem gungen in einem überschaubaren in den an Wüsten angrenzenden Rahmen halten.


PUCHER ASPECTS — 109

Wie können wir kulturell, aber auch architektonisch auf diese Vielzahl an neuen Menschen reagieren? Mit oder ohne Klimawandel werden auch in Zukunft viele Menschen ihr Heil in der Auswanderung in die Industrieländer suchen. Vor allem in den Ländern, in denen die Bevölkerung schrumpft und die Wirtschaft einen hohen Standard hat, ist mit einer verstärkten Einwanderungswelle zu rechnen. Auf diese Einwanderung müssen sich diese Gesellschaften politisch, wirtschaftlich aber vor allem auch kulturell einstellen. Zu einer gelingenden Integration gehört es auch, ausreichend Lebens, Arbeits- und Wohnraum für Migranten zur Verfügung zu stellen. Wie können wir eine Ghettoisierung der Zuwanderer verhindern? Die beste Möglichkeit, eine Ghettoisierung der Zuwanderer zu verhindern, besteht in einer schnellen Öffnung des Arbeitsmarktes für Zuwanderer und einer Stadtplanung, bei der bewusst unterschiedliche Einkommensgruppen und unterschiedliche Ethnien gemischt werden. Gleichzeitig ist es notwendig, Begegnungsräume zu schaffen, in denen die unterschiedlichen Kulturen zusammentreffen können. Wie werden sich die vielen verschiedenen Kulturen, aber auch Religionen auf das Erscheinungsbild der Städte von morgen auswirken? Das Leben in den Städten wird sicher bunter werden. Wenn es gelingt, die unterschiedlichen Kulturen in das städtische Leben zu integrieren und keine Ghettobildung zu unterstützen, kann es zu einer Bereicherung des kulturellen und sozialen Lebens kommen. Voraussetzung dafür ist aber, dass auf Seiten der Gastgeber eine hohe Aufgeschlossenheit gegenüber neuen kulturellen Ausdrucksformen und Lebensweisen herrscht und auf Seiten der Gäste die Bereitschaft, die zum Zusammenleben notwendigen Regeln und Normen einzuhalten.

Was bedeutet die Flucht eigentlich für die Herkunftsländer? Das lässt sich schlecht pauschal beantworten. In Ländern mit hohem Bevölkerungsüberschuss kann die Auswanderung durchaus politisch und wirtschaftlich stabilisierend wirken. In den Ländern, in denen vor allem flexible, gut ausgebildete und innovative Personen auswandern, führt dies dagegen zu einer Lähmung in der Entwicklung dieser Länder und oft dann auch zu einer Dominanz fundamentalistischer Strömungen. Von daher ist es wichtig, durch entwicklungsfördernde Maßnahmen die Motivation zur Migration in den Ländern einzuschränken, in denen vor allem ein Aderlass an kreativen und innovativen Menschen zu befürchten ist.

Natur sind und die sich nicht von selbst erledigen werden. Kann kluger Städtebau eine Spaltung der Gesellschaft verhindern? Der Städtebau allein kann sicherlich nicht eine Spaltung verhindern, aber dazu beitragen, dass es nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft kommt. Wichtiger ist noch die kulturelle Grundhaltung, Migration nicht als eine Bedrohung, sondern vor allem als eine Chance zu sehen, die eigene Kultur mit neuen Elementen anzureichern und wichtige innovative Impulse für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft zu erhalten.

Städtische Vereinsamung und moderne Lebensmodelle treffen auf patriachalische FamilienStichwort Kinder und Geburstrukturen. Wie können diese tenrate: Kann Europa ohne Miverschiedenen Anschauungen in gration überhaupt überleben? einer Stadt koexistieren? Das ist eine Frage der zeitlichen Unterschiedliche Kulturen haben Perspektive. Natürlich kann Euunterschiedliche Wertsysteme ropa auch mit wesentlich gerinund Lebensgewohnheiten. Nicht gerer Bevölkealle davon sind rungsdichte ein kompatibel oder „GERADE WEIL hohes Maß an können in den Wohlstand und vom Westen DIE MENSCHENInnovationskraft RECHTE UND DIE getragenen gewährleisten. FREIHEITSRECH- Wertekanon Allerdings ist zu eingeordnet TE NICHT ZUR befürchten, dass werden. Konauf Dauer eine flikte sind also DISPOSITION schrumpfende durchaus vorSTEHEN, KANN Bevölkerung KULTURELLE VIEL- programmiert. keine Dynamik Solche Konflikte mehr entwickelt, FALT AUF ENGEM lassen sich weder um sich laufend dadurch lösen, RAUM ÜBERan veränderte dass man eine HAUPT ERST GEUmwelt- und Kultur zur LeitProduktionspro- LINGEN.“ kultur erklärt zesse anzupasund alle anderen sen. Von daher Kulturen sich wird es auf Daudiesem Leitbild er unerlässlich sein, erhebliche unterordnen müssen, noch durch Reduktionen der Bevölkerung eine falsch verstandene Toleranz durch Migration auszugleichen. abmildern, bei der die eigenen Werte relativiert und grundleIst das, was wir jetzt erleben, so gende Überzeugungen wie die etwas wie eine Zeitenwende? Menschenrechte als unverbindlich Mit Ausdrücken wie Zeitenwenangesehen werden. Vor allem ethide sollten wir sehr vorsichtig sein. sche Errungenschaften zur MenDies werden erst die Historiker schenwürde, zur Gleichberechtiin 100 oder 200 Jahren im Rückgung von Frauen und Männern blick feststellen können. Was wir zur Chancengleichheit und zur aber sicher sagen können, ist dass individuellen Freiheit dürfen nicht wir heute vor großen Herauszur Disposition stehen. Dies muss forderungen stehen, die globaler auch den Einwanderungsgruppen

unmissverständlich nahegebracht werden, die diese Werte in ihrem eigenen Kulturkreis nicht gefolgt sind. Innerhalb dieser ethischen Leitplanken ist aber viel Platz für kulturelle Vielfalt, unterschiedliche Lebensweisen und Lebensstile. Gerade weil die Menschenrechte und die Freiheitsrechte nicht zur Disposition stehen, kann kulturelle Vielfalt auf engem Raum überhaupt erst gelingen.

ORTWIN RENN, DIREKTOR IASS POTSDAM Prof. Renn ist seit dem 1.2.2016 Direktor am International Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) in Potsdam und kommissarischer Direktor des Zentrums für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung an der Universität Stuttgart (ZIRIUS). Renn leitet das Forschungsinstitut DIALOGIK, eine gemeinnützige GmbH zur Erforschung und Erprobung innovativer Kommunikations- und Partizipationsstrategien in Planungs- und Konfliktlösungsfragen. Dazu kommen Honorar- und Ehrenprofessuren in Stavanger, Beijing und München. Renn studierte Volkswirtschaftslehre, Soziologie und Sozialpsychologie und promovierte anschließend an der Universität Köln. Er arbeitete als Wissenschaftler und Hochschullehrer in Deutschland, den USA und der Schweiz. Renn erhielt viele Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz erster Klasse, den Ehrendoktor der ETH Zürich, die Ehrenprofessur der Technischen Universität München und den Distinguished Achievement Award“ der Internationalen Gesellschaft für Risikoanalyse (Society for Risk Analysis).


VERHALTENSANDERUNG & MOBILITAT


PUCHER ASPECTS — 111

Raumaufteilung und der Flächenverbrauch pro Person und Verkehrsmittel sind alles andere als gerecht. Das Auto und sein Insasse haben substanziell mehr Platz als der einzelne Fußgänger, der Radfahrer oder jemand, der im ÖV unterwegs ist. Beim Auto kommt erschwerend hinzu, dass der ruhende Verkehr einen enormen Flächenverbrauch hat. Es ist eine gesellschaftliche und eine politische Frage, für wen wir in Zukunft den öffentlichen Raum prioritär zur Verfügung stellen wollen. Vielleicht ist es vor dem Hintergrund der wachsenden Städte und der steigenden Umwelt- und Gesundheitsbelastungen sogar ein moralisches Thema.

Immer mehr Menschen leben in Städten. Das bedeutet ein stetig wachsendes Verkehrsaufkommen und Umweltbelastungen in den urbanen Zentren. Wie bringt man mehr Menschen vom motorisierten Individualverkehr in den öffentlichen Verkehr? ANDREAS FUCHS: Zuerst muss die Angebotsseite der öffentlichen Verkehrsmittel stimmen. Die Angebote müssen attraktiv sein. Da geht es um gute Erreichbarkeit und Verlässlichkeit beim Fahrplan. Es geht aber auch um Fragen der Gestaltung von Stationen, Informationen oder Image. Und da ist natürlich auch der Kostenfaktor. Das eigene Auto bzw. Autofahren an sich ist, wenn man ehrlich zu sich ist, sehr teuer. Hier kann der ÖV punkten und attraktive Angebote bieten. Die Konflikte auf den Straßen sind sichtbar. Autofahrer gegen Radfahrer. Radfahrer gegen Fußgänger und Autofahrer. ÖV-Spuren verärgern Autofahrer. Wie muss eine Stadt, die zukunftsfähig sein will, ihren Verkehr organisieren? Für mich geht es um Fairness. Fairness bei der Aufteilung des öffentlichen Raums. Und das erfordert erst mal ein grundlegendes Umdenken unseres Flächenverbrauchs. Unsere gegenwärtige

machen und ihm substanziell Platz mal eines brauche, kann ich es wegzunehmen. Viele Dinge lassen mir per Carsharing oder über sich aber über clevere Planung und Freunde organisieren, ohne dass Straßengestaltung in den Griff ich es besitzen muss. Ich sehe kriegen. Und wenn dann noch ein das aber nicht dogmatisch, es wenig Vernunft und gibt für Rücksichtnahme der „MAN BEKOMMT viele MenVerkehrsteilnehmer schen z.B. in DEN VERKEHR hinzukommt … ländlichen FÜR DEN MAN Regionen DIE STRASSEN In einer gewachsesicher gute nen Stadt haben auf PLANT. ES IST Gründe für den bestehenden ein eigenes QUASI EINE Straßen nicht alle Auto. Ob VERKEHRSPOVerkehrsteilnehdas für die LITISCHE SELFmer Platz! Wie Stadt auch organisiert man den FULFILLING so gilt, muss Verkehr? jeder für ­PROPHECY.“ Durch die richtige sich selbst Priorisierung. Und bewerten. das ist eine politische Entscheidung. Worin Momentan hat das Auto oft noch liegen Ihrer Meinung nach die oberste Priorität in Planung und Hebel für eine Veränderung in Politik. Gleichzeitig nimmt es am der Mobilität? meisten Platz ein bzw. weg. FakGute Infrastruktur, attraktive tisch ist es so: Man bekommt den Mobilitätsangebote, mutige PoVerkehr, für den man die Straßen litik. Und ein bisschen gesunder plant. Es ist quasi eine verkehrsMenschenverstand. planerische Selffulfilling Prophecy.

Warum verändern die Menschen ihr Verhalten je nach Art der Teilnahme am Verkehr? Die meisten Menschen sind einmal Fußgänger, einmal Radfahrer, einmal Autofahrer und dann auch ÖV-Teilnehmer und verhalten sich der jeweiligen Logik entsprechend „rücksichtslos“ gegenüber den anderen TeilnehIn den neuen Stadtvierteln mern. Wie schafft man hier den setzt man auf Carsharing, gegenseitigen Respekt? E-Autos, die Reduktion von Ein guter Ansatzpunkt ist die Tiefgaragenplätzen und stattEntschleunigung und die tendendessen auf Fahrradgaragen. Die zielle Angleichung der GeschwinStädte erziehen die Bauträger digkeiten der unterschiedlichen und Genossenschaften mit Verkehrsteilnehmer. Ein weiterer Vorschriften und propagieren Ansatzpunkt ist die gleichberechden autofreien tigte Aufteilung Stadtteil. Ist des öffentlichen „ES IST EINE GEdas die richtige Straßenraumes SELLSCHAFTLIMethode der im Sinne einer CHE UND EINE Erziehung? InfrastrukturErziehung ist gerechtigkeit. POLITISCHE Ein Großteil der FRAGE, FÜR WEN das falsche Es geht Probleme z.B. WIR IN ZUKUNFT Wort. eher um Umbei Radfahrern denken. Hierfür entsteht dadurch, DEN ÖFFENTmüssen sicherdass Radfahrer, LICHEN RAUM lich auch erst durch ungünstige PRIORITÄR ZUR einmal unpopuRoutenführung, VERFÜGUNG läre EntscheiPlatzmangel oder STELLEN.“ dungen getrofweil die Infrafen werden. Ich struktur gänzlich kenne aber kein fehlt, sich Wege Projekt, bei – sagen wir mal dem sich die Aufregung letztlich – kreativ erschließen müssen. Das nicht gelegt hätte. birgt natürlich gegenüber Autound Fußverkehr enormes KonfliktIst ein Leben ohne Auto potenzial. Politisch braucht es Mut ­möglich? und Willen, diese Themen anzuWarum nicht?! Ich habe selber greifen, da es meist darum geht, kein Auto mehr. Und wenn ich den Autoverkehr langsamer zu

ANDREAS FUCHS GESCHÄFTSFÜHRER, GREEN CITY SOLUTIONS Rauno Andreas Fuchs ist Geschäftsführer der Green City Projekt GmbH in München. Als strategischer Berater unterstützt er Kommunen und Unternehmen bei der Definition und Erreichung von Nachhaltigkeitszielen auf den Gebieten der nachhaltigen Mobilität, der Stadtplanung und des Klimaschutzes. Seit vielen Jahren hat sich der bekennende City Changer der Aufgabe verschrieben, Städte nachhaltiger zu machen.


UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK

A

telier Thomas Pucher gewinnt den internationalen Architekturwettbewerb für die Erweiterung und den Umbau der Universitätsbibliothek Graz. Als größte Bibliothek der Steiermark – mit einem Bestand von 4 Millionen Medien – umfasst das Projekt einen neuen Hörsaal für 430 Studenten, 650 Lese- und Arbeitsplätze, sowie eine Studien- und Prüfungsabteilung und Verwaltungs- und Lagerflächen. Die fertiggestellte Bibliothek wird eine Fläche von mehr als 10.000 m² umfassen. Der Entwurf wird den Anforderungen an eine Bibliothek des 21. Jahrhunderts gerecht, indem ein Ensemble aus unterschiedlichen Baukörpern, Funktionen, Räumen und Stilen entsteht. Sämtliche Funktionen werden als

eigenständige Volumen ausgeführt und dreidimensional kombiniert. Städtebaulich entsteht ein großzügiger Platz am Campus welcher den Haupteingang definiert und notwendigen Freiraum schafft. Das ursprüngliche Bibliotheksgebäude wird teilweise freigespielt und somit wieder sichtbar gemacht. Der Entwurf zeigt eine klare Trennung zwischen Neubauten und historischen, geschützten Gebäuden. Die Lesebereiche der Bibliothek werden in einem schwebenden Balken über dem Dach des historischen Teils zusammengefasst. Ein zentrales Foyer zwischen Hauptgebäude und Bibliotheksbau bildet die Drehscheibe der Nutzungen in beiden Gebäuden. Der neue Hörsaal liegt im Untergeschoß unter dem neugeschaffenen Platz.


PUCHER ASPECTS — 113

UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK GRAZ

Bezeichnung: Universitätsbibliothek Graz

Auftraggeber: BIG (Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.

Architekt / Generalplaner: Atelier Thomas Pucher

Nutzfläche (NF): 10.500 m²

Gebäudetyp: Kulturbau, Bibliothek

Standort: Graz, Österreich

Baukosten: 15,5 Mio €

Brutto-Grund­ fläche (BGF): 16.000 m²

mehr Material finden Sie unter www.thomaspucher.com


Österreichische Post AG Infomail – Entgeld bezahlt

Was muss eine Stadt ­alles können? was heisst smart?

Wer korrigiert den Kurs?

Wie definiert man Nach­haltigkeit?

global conference

projects

www.urbanfuture-projects.com


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