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Gradmesser für die Reifensaison

Die Reifentests von ÖAMTC und Partnern sind seit 50 Jahren Fixpunkte des Autojahres. Nicht nur die Konsumenten, sondern auch die Hersteller warten zweimal im Jahr gespannt auf die Testresultate, die zu Erfolg oder Misserfolg der Saison einen entscheidenden Beitrag liefern können.

Von Mag. Bernhard Katzinger

Seit 1973 führen der ÖAMTC und seine Partnerclubs Reifentests durch. „Anfangs waren wir Österreicher solo unterwegs, während der Schweizer TCS und der ADAC gemeinsam testeten, ab 1976 wurde dann gemeinsam ein Test pro Jahr durchgeführt“, erzählt Steffan Kerbl, Leiter Test und Technik beim österreichischen Mobilitätsclub. Sowohl bei den Reifen als auch bei den Tests hat sich seither einiges getan. Fahrzeuge mit modernen routinen und ­methoden wurden an die Technik angepasst, etwa nach der Einführung von ABS. Vieles ist auch gleich geblieben: So fließen nach wie vor subjektive Urteile der professionellen Testfahrer mit in die Bewertung. Um mit der Zeit zu gehen, wurden zum 50. Jubiläum die Bewertungskriterien neu aufgestellt.

Nachhaltige Reifen gefragt

„Die neue Zwei­Säulen­Bewertung berücksichtigt ab sofort den Umweltaspekt stärker – dieser macht nun 30 Prozent der Gesamtwertung aus“, erklärt Kerbl, der allerdings auch betont: „Das Wichtigste ist und bleibt aber die Fahrsicherheit, die 70 Prozent der Wertung ausmacht.“

Reifen (und Assistenzsystemen) kommen bei Vollbremsungen heute nach 36 Metern zum Stillstand, damals waren es noch über 45 Meter. Auch die Test­

Bei der „Umweltbilanz“ der Reifen finden sich bekannte Kriterien wie die prognostizierte Laufleistung, der Kraftstoffverbrauch oder auch das Geräusch, aber auch neue wie „Abrieb und das Gewicht eines Reifens sowie das Kriterium Nachhaltigkeit. Letzteres befasst sich z. B. mit den Produktionsstätten, aber auch mit dem Reifen selbst. Es wird betrachtet, ob es sich um einen neuen oder einen runderneuerten Reifen handelt und ob am Reifen Produktionsrückstände vorhanden sind, die auf den ersten Kilometern in die Umwelt gelangen“, erläutert Kerbl. In puncto Runderneuerung möchte man durch eine diesbezügliche Wertung Druck

ÖAMTC und Partnerorganisationen testen seit 1973 Reifen im Dienst des Konsumentenschutzes; aus bescheidenen Anfängen wurden Fixpunkte des Autojahres für Branche und Kunden auf die Hersteller ausüben, sich des Themas auch bei Pkw­Reifen wieder anzunehmen.

Bilder aus 50 Jahren Reifentests: Drifts und rauchende Reifen gehören heute dank modernen Assistenzsystemen der Vergangenheit an. Vermutlich aus „deutscher Gründlichkeit“ sind am Bild ganz unten zwei so genannte „Peiseler Räder“ am Fahrzeug angebracht.

Königsdisziplin Nassbremsung

Die Umweltwertung fördert die altbekannten Zielkonflikte zutage: So schneidet der „Michelin e.Primacy“ bei der Laufleistung „sehr gut“ ab – mit einer voraussichtlichen Reichweite von 71.500 km.

Leider bringt das gleichzeitig nur „genügende“ Werte bei der Fahrsicherheit (Nässe) mit sich. Zwar gibt es auch gute Allrounder, allerdings auf Kosten der prognostizierten Laufleistung. Kurzzusammenfassung: 10 Reifen schneiden „gut“ ab, 21 „befriedigend“, zwölf mit „genügend“, und sieben erhalten ein „nicht genügend“. Anlässlich des runden Jubiläums wurden 50 Reifen der Dimension 205/55 R16 geprüft, die vor allem in Fahrzeugen der unteren Mittelklasse verbreitet sind.

Ein bedenkliches Resultat: Beim Nassbremsen aus 80 km/h bis zum Stillstand lagen zwischen dem besten und schlechtesten Reifen erschreckende 25 Meter Bremsweg. „Das bedeutet, wenn das erste Fahrzeug mit den ‚Continental PremiumContact 6‘ zum Stehen kommt, würde ein Fahrzeug dahinter auf den ‚DoubleCoin DC99‘ noch mit rund 52 km/h aufprallen“, so die Tester. Der Test zeigt, wie sehr sich bei der Nassbremsung die Spreu vom Weizen trennt: Alle sieben mit „nicht genügend“ bewerteten Reifen fielen aufgrund der Nassbremsung durch. •

Das Gesamtergebnis des umfassenden Sommerreifentests 2023 finden Sie auf www. autoundwirtschaft.at und www.oeamtc.at/ tests.

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