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Die Revolution frisst ihre Kinder

Hurra - die «woke» Bewegung hat einen neuen Skandal! Der böse weisse Mann hat wieder zugeschlagen - beziehungsweise gegrapscht, missbraucht, befummelt. Nach dem US-Filmproduzenten Harvey Weinstein, dem Opernstar Placido Domingo, dem britischen Prinzen Andrew, der Schweizer Reggae-Band «Lauwarm» und vielen anderen mehr ist nun Superstar Till Lindemann dran: Frontmann der weltbekannten Musikgruppe Rammstein, die einzige deutsche «Band von Weltruhm», wie der Spiegel schrieb. Seit 1994 gab die Gruppe 862 Konzerte in 46 Ländern. Zwischen Sydney und Anchorage begeisterte Rammstein zig Millionen. Wenn sie auf Tour gehen, wird die Bühne in einer Boeing 747 transportiert, was sonst nur bei globalen Superbands wie Iron Maiden üblich war. Jahrzehntelang wurde die Band auch vom Mainstream gehätschelt: «Es gibt schlechte Konzerte, gute Konzerte. Es gibt langweilige, emotionale und solche, die dich langfristig verstören. Die Auftritte von Rammstein gehören eindeutig zur letzten Kategorie - und sind gerade deshalb so grossartig», schwärmte Der Spiegel noch 2018 über die Bühnenshows von Rammstein: «Bilder von Blut, nackter Haut, Bondage, Kannibalismus und Till Lindemanns gerrrrrolltes ‹R›.» (1) Nackte Haut, Bondage und Kannibalismus als neue Werte der deutschen Leitkultur - weit sind wir gekommen. Als Botschafter des schlechten deutschen Geschmacks war Rammstein dem Spiegel willkommen: Da spritzen penisähnliche Schaumkanonen ihren Inhalt ins Publikum, oder Frontsänger Till Lindemann simuliert Geschlechtsverkehr mit einem Mit-Musiker. Manchmal werden Regenbogenfahnen geschwenkt oder auch mal wieder miteinander geknutscht - Mann mit Mann. Geht's noch «woker»? Eigentlich nicht.

Und nun das: Seit Ende Mai 2023 prügelten alle deutschen Mainstream-Medien auf die Gruppe ein. Und am 10. Juni kam auch noch Der Spiegel dazu - diesmal allerdings als journalistisches Erschiessungskommando: «Es gibt Vorwürfe von Frauen, dass Till Lindemann, 60, der Sänger der Berliner Band Rammstein und wahrscheinlich der einzige wirklich weltberühmte deutsche Rockstar, rund um Konzerte Frauen belästigt haben soll. Einige Frauen vermuten, ihnen seien Drogen ins Getränk gemischt worden. Lindemanns Leute sollen ein perfides Castingsystem für Groupies unterhalten und Sex mit ihnen organisiert haben» (Hervorh. v. Autor). (2)

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Meisterstück in Anscheinserweckung

Was es nicht alles gibt. Und was nicht alles passiert sein soll. Angeblich soll Bandleader Till Lindemann am 22. Mai 2023 bei einem Konzert in Vilnius/Litauen... Warten Sie mal: ja, ... was denn eigentlich? Gute Frage: Denn jede direkte Behauptung oder Beschuldigung wird in der Spiegel-Titelgeschichte vom 10. Juni 2023 strikt vermieden. Schon, dass Lindemann ein Mädchen unter Drogen gesetzt und sexuell belästigt haben soll, wäre zu viel gesagt. Das behaupten nämlich nicht einmal die angeblich Betroffenen. Und der Spiegel auch nicht. Sondern deren und des Spiegels Erzählungen über das Rammstein-Konzert in Vilnius und andere Gelegenheiten sind ein Meisterstück in Anscheinserweckung.

Papperlapapp! «Der Skandal erschüttert nicht nur Fans», meinte das Blatt. Aber welcher Skandal denn nun genau? Egal: Der Spiegel gibt schon mal die Marschrichtung

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