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6 DB
Oscar Bianchi
Ein Konzert für sechs Kontrabässe und Orchester ist etwas Unerhörtes. Mit «6 db» stellt Oscar Bianchi die musikalischen Errungenschaften des Kontrabasses im wörtlichen Sinn in den Vordergrund. Dazu gehören die bemerkenswerten Ausdrucksqualitäten mittels unorthodoxer Spieltechniken, die diesem mächtigen Instrument eine neue Bedeutung in der Musik des 21. Jahrhunderts geben.
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«Beim Kontrabass scheint alles möglich zu sein», so Oscar Bianchi. «Während die Schwere seiner Saiten Tiefe, Lärm oder Schreie erzeugen können, liefern seine Obertöne Lichtklänge bis hinauf ins Sopranregister. Sein enormer Spielraum ermöglicht Klangveränderungen ähnlich den Vokalen der Stimme. Diese Technik verleiht dem Instrument ein echtes poetisches Potenzial.»
Oscar Bianchi öffnet mit seinem Werk einen akustischen Raum, in dem die sechs Kontrabässe in einen Dialog mit dem Orchester treten. Dabei agieren die Kontrabässe als Solisten und Partner zugleich. Im Sextett der Kontrabässe herrscht kein Wettbewerb. Jedes Instrument trägt zu einem Gleichgewicht aus Einheit und Vielfalt bei.
Das aus einem Satz bestehende Konzert ist in Abschnitte gegliedert, die sich charakterlich unterscheiden: lyrisch, virtuos, brillant, roh, surreal. Den roten Faden bildet dabei, die von den Kontrabässen erzählte Geschichte. Durch eine diskrete Anspielung auf «Nel cor più non mi sento», Paisiellos berühmtes Thema aus dessen Oper «La molinara», das später von Beethoven variiert wurde, schlagen sie eine Brücke zwischen dem Vokalen und dem Instrumentalen, zwischen Italien und Wien – und reisen durch die Zeit.
Der Titel «6 db» verweist nicht nur auf die sechs solistisch eingesetzten Kontrabässe (engl. double bass), sondern auch auf die bei sechs Dezibel (dB) liegende Schwelle zwischen Stille und wahrnehmbarem Schall, die der Kontrabass mit seiner Klangpalette auf besondere Weise ausloten kann.