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BIM-Profis beantworten drei Kernfragen
BIM² ist neue Abkürzung von Building Information Modeling
Es gab eine Menge Gesprächsbedarf! Im Fokus standen dabei die Themen „Effizienzgewinn & neue Geschäftsmodelle“, „Zusammenarbeit & technische Schnittstellen“ und „Kein BIM ohne Menschen“. Building Information Modeling (BIM) ist eine digital-kollaborative Arbeitsmethode für das Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken auf Basis eines gemeinsamen Datenmodells. Klingt abgehoben? Der Summit hat gezeigt, dass die BIM-Praxis nicht nur auf neuen, digitalen und effizienzsteigernden Aspekten beruht, sondern zeitgleich Altbewährtes wieder auf die Agenda bringt: knackiges Projektmanagement, persönliche Kommunikation und fundierten Bausachverstand.
Und so könnte die neue Formel für BIM auch lauten: B = Bausachverstand als absolute Grundvoraussetzung; I = Informations- & Prozessmanagement für mehr Effizienz; M = Möglichkeiten durch neue Geschäftsmodelle; M = Menschen, ohne die es nicht geht
Autor: Stefan Hollenberg, BIM.site
BIM bietet mehr Effizienz sowie neue Geschäftsfelder für Planer
Grundleistungen für Werkerfolg bleiben gleich
Gestern, heute wie auch morgen möchten Bauherren das eine: am Ende des Planungsund Bauprozesses ein mangelfreies Bauwerk. Das ist der zu erbringende Werkerfolg. Insofern bleiben auch im BIM-Zeitalter die Grundleistungen gleich. Parallel bietet die BIM-Methode dem Planer und Bauherrn einen deutlichen Effizienzgewinn. Um diesen Effizienzsprung nutzen zu können, müssen zum Beispiel einige Leistungen in die Leistungsphase drei vorgezogen werden. Nur so können in frühen Planungsphasen modellbasiert Berechnungen und Simulationen vorgenommen, wichtige Entscheidungen vorverlegt und auf diesem Weg Kosten eingespart werden. Zudem kann der Bauherr von zusätzlichen Mehrwertleistungen wie beispielweise der modellbasierten Baustellen-Logistikplanung oder der Erstellung des Datenmodells für die Gebäudebewirtschaftung profitieren. Wichtig sind also drei Dinge: Bauherren über die Möglichkeiten aus der BIM-Methode aufklären, eine verbriefte Bauherrenentscheidung herbeiführen und Honorarvereinbarungen für vorgezogene und Zusatzleistungen treffen. Die BIM-Praxis zeigt – es geht!
Mit BIM Fehlerquellen reduzieren und Effizienz steigern
Sicherlich, am Anfang ist BIM eine Investition mit entsprechendem Aufwand für Schulungen, Prozessentwicklung und Software. Nach der Implementierungsphase schlägt jedoch der Effizienzgewinn zu Buche. Dieser resultiert aus der Reduzierung bisheriger Fehlerquellen sowie diversen Prozessoptimierungen. So lassen sich unter anderem bereits in frühen Leistungsphasen modellbasiert Berechnungen für Bauphysik, Beleuchtung, technische Gebäudeausstattung oder Sonnenstudien vornehmen. Auch sind kaufmännische Auswertungen wie die Erstellung von Element- und Bauteillisten sowie des Raumbuchs möglich – ebenso wie die Darstellung von Massen und Mengen. Auf Basis des Gebäudemodells lassen sich auch Leistungsverzeichnisse generieren. Und vieles mehr!
BIM gibt Raum für neue Geschäftsmodelle
Über den Effizienzgewinn hinaus eröffnen sich für Planer durch BIM neue Betätigungsfelder, die klar als Zusatzleistungen gelten und daher einer gesonderten Honorierung bedürfen. Hierunter fallen zum Beispiel die Übernahme des BIM-Managements, das Angebot von Visualisierungen, die Erstellung des as-built model zur Übergabe an Facility Managements und die Pflege des Gebäudedatenmodells in der Betriebsphase. Aber auch das Handwerk benötigt Unterstützung – beispielsweise bei der modellbasierten Werk- und Montageplanung oder der Generierung von Massen und Bestelllisten.
Autoren: Andreas Baum, baum-kappler architekten; Andreas Melk, melk Gebäudetechnik; Mario Munz, ash sander hofrichter; Uwe Ritter, planquadrat Elfers Geskes Krämer; Wiebke Becker, Albrecht JUNG GmbH & Co. KG
BIM pragmatisch-zielorientiert gelebt, führt zu einem echt knackigen Projektmanagement
Erfolg über einen verpflichtenden Prozess
Ohne anfängliche Festlegung von Projektzielen, Rahmenbedingungen und Prozessen wird sich der gewünschte Erfolg nicht einstellen. Genauso wenig funktioniert das Diktat irgendeines Standards. Vielmehr bedarf es maßgeschneiderter Prozesse, die auf die Erfüllung der Bauherrenanforderungen und Projektziele ausgerichtet sind und parallel den individuellen Datenbedarf sowie die technischen, organisatorischen und personellen Möglichkeiten der einzelnen Projektbeteiligten berücksichtigen. Ein derart definierter BIM-Prozess bildet das Rückgrat eines erfolgreichen Projekts. Alle Freigabe- und Abstimmungstermine docken an diesen Kernprozess an. Genauso ist klar definiert, wer wann welche Informationen in welchem Format benötigt. Ebenso wichtig wie der Prozess selbst, ist dessen Legitimation. Alle Prozessbeteiligten müssen sich dem BIM-Prozess sowie den vereinbarten Leistungsbildern verpflichten – nicht zuletzt auch der Bauherr!
Datenschnittstellen auf Bedürfnisse und Möglichkeiten abstimmen!
In der Praxis hat sich bewährt, dass jede Disziplin in ihrem eigenen Teil-Datenmodell arbeitet. Diese werden zeitpunktbezogen abgeglichen und auf Kollisionen geprüft. Um den erforderlichen Datenaustausch zwischen den verschiedenen Softwarelösungen zu gewährleisten, müssen Grundregeln definiert werden, die den BIM-Prozess von der technischen Seite beschreiben (u. a. auch die Festlegung von Modellierungsstandard und Datenklassifikationen). Auch hier zählt, die Anforderungen auf das zu reduzieren, was zur Zielerreichung zwingend erforderlich ist und zu berücksichtigen, welche Möglichkeiten der Datenübergabe die Projektbeteiligten tatsächlich haben. Beispiel: Wenn ein Planer nur 3D-Zeichungen im DXF-Format liefern kann, muss ein entsprechender Workaround definiert werden. In jedem Fall empfiehlt sich, den Datenfluss an einem Testprojekt zu prüfen.
Neben aller Technik – Erfolg bringt der persönliche Kontakt
In BIM-Projekten dient das Gebäudedatenmodell als zentraler Ansatzpunkt der Kommunikation. Ob bei den zweiwöchentlich stattfindenden, disziplinübergreifenden Abstimmungsterminen oder bei der Projektarbeit zwischendurch, die Kommunikation läuft stets auf Basis des digitalen Gebäudemodells. Erfahrungsgemäß führt dieser Modellbezug zu einer Versachlichung der Diskussion, zu mehr gegenseitigem Verständnis sowie zu einer Beschleunigung des Projektfortkommens. Neben der Definition von gemeinsamen digitalen Projekträumen und Kommunikationskanälen ist auch oder gerade bei BIM-Projekten eines extrem wichtig – so viel wie möglich miteinander reden!
Autoren: Ernst Ulrich Tillmanns, 4a Architekten; Florian Kraft, Stefan Forster Architekten; Taina Puyn, Schulz und Schulz Architekten; Thomas von Küstenfeld, HENN; Mikael Petersson, CIBES LIFT GROUP AB; Marius Priebe, dormakaba Deutschland GmbH; Deniz Turgut, Albrecht JUNG GmbH & Co. KG
BIM ist evolutionär. Aber der Faktor Mensch bleibt essenziell!
Auf Knopfdruck gibt es kein BIM
Die digital-kollaborative Arbeitsmethode BIM wird zur Steigerung von Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit sowie aufgrund von Projektanforderungen praktiziert. Doch die Integration von BIM braucht Zeit und Priorität, bedingt Änderungen im Denken, Handeln und Zusammenwirken der Akteure sowie einen gezielten Aufbau von BIM- Know-how. BIM heißt auch, in die Kommunikations- und Fehlerkultur zu investieren, um BIM-Projekte sowie die BIM-Integration optimal zu managen.
Bausachverstand ist Grundvoraussetzung für BIM
Das digital vernetzte Informationsmanagement – also das „I“ in BIM – macht den erfolgversprechenden Unterschied zur bisherigen Arbeitsweise. Aber ohne das „B“ für Bauen oder Bausachverstand geht es nicht! Ein Beispiel: Hilft es, wenn ein BIM-Manager rein technisch die Kollisionsprüfung beherrscht und zig Kollisionen im Modell entdecken kann? Oder wäre es zielführender, die fünf wirklich relevanten Kollisionen zu beseitigen? Das Wissen über das Bauen und die Prozesse dahinter bleibt weiterhin essenziell und es gilt, dieses durch neue Kompetenzen wie 3D-Modellierung sowie firmen- und softwareübergreifendes Datenmanagement zu ergänzen. Bei der BAM Deutschland wird das unter anderem dadurch gelöst, dass erfahrene Projektmanager und Kollegen mit BIM-Kompetenz eng zusammenarbeiten.
Menschen machen BIM und nicht Maschinen
Ob als Auftraggeber, BIM-Manager, Architekt, Fachplaner oder Bauausführender – an BIM-Projekten partizipieren viele Parteien und Menschen. Beim Wechsel zur Arbeitsmethode BIM ist ein aktives Changemanagement unabdingbar. Um Mitarbeiter und Marktpartner für BIM zu gewinnen, muss deutlich gemacht werden, was man unter BIM versteht, warum man den Wandel möchte, welche Vorteile dieser bietet, sowie Transparenz über die Maßnahmen zum Aufbau erforderlicher Kompetenzen, Prozesse und IT-Handwerkzeuge geschaffen werden.
Autoren: Andreas Dieckmann, BAM Deutschland; Bojana Bojanic, CIP Architekten; Felix Franke-Busdiecker, Gössler Kinz Kerber Kreienbaum Architekten; Szabolcs Soti, bim-visual; Andreas Vehreschild, dormakaba Deutschland GmbH
Die Heinze Summits versammeln führende Architekten und Innenarchitekten sowie richtungsweisende und visionäre Industriepartner zu mehrtägigen Intensiv-Workshops.
Mehr Informationen unter: www.heinze.de/events/
Architekten
Thomas von Küstenfeld, HENN; Ernst Ulrich Tillmanns, 4a Architekten; Szabolcs Soti, bim-visual; Uwe Ritter, planquadrat Elfers Geskes Krämer; Taina Puyn, Schulz und Schulz Architekten; Mario Munz, a|sh sander hofrichter; Andreas Melk, melk Fachplaner Gebäudetechnik; Florian Kraft, Stefan Forster Architekten; Felix Franke-Busdiecker, Gössler Kinz Kerber Kreienbaum Architekten BDA; Andreas Dieckmann, BAM Deutschland; Bojana Bojanic, CIP Architekten; Andreas Baum, baum-kappler architekten
Gastgeber
Mikael Petersson, CIBES LIFT GROUP AB; Marius Priebe, dormakaba Deutschland GmbH; Andreas Vehreschild, dormakaba Deutschland GmbH; Wiebke Becker, Albrecht JUNG GmbH & Co. KG; Deniz Turgut, Albrecht JUNG GmbH & Co. KG; Stefan Hollenberg, BIM.site; Michael Lang, Heinze GmbH; Klaus G. Füner, Heinze GmbH
Der Heinze Summit Belgrad wurde ermöglicht durch: CIBES LIFT GROUP AB, dormakaba Deutschland GmbH und ALBRECHT JUNG GMBH & CO. KG