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Revitalisierung im 90er-Jahre-Bestand
Highlight: Mit mehr als 1.000 Quadratmetern überspannt ein Folienkissendach die neue Empfangshalle. Fotos] ©Thomas Ott
New Work im Oldtimer Revitalisierung im 90er-Jahre-Bestand
In den 90erJahren sah die Arbeitswelt noch anders aus: Bürozellen und dunkle Flurfluchten kennzeichnen die Oldtimer unter den Bürogebäuden. Kann New Work im Bestand gelingen oder ist Abriss die bessere Lösung? Der Helaba Campus in Offenbach zeigt, wie Ressourcen geschont und nachhaltig revitalisiert werden können. Offene Bürolandschaften, kommunikatives Arbeiten, zeitgemäße Infrastruktur und Brandschutz – all das findet Platz in diesem neuen alten Gebäude.
1991 wird das Gebäude am Kaiserlei in Offenbach als Multi-Tenant-Gebäude in Betrieb genommen. 2017 wird das Büro- und Verwaltungsgebäude von der Landesbank HessenThüringen (Helaba) erworben. An diesem Standort sollen Büroflächen für rund 1.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entstehen und die Hauptverwaltung im MAIN TOWER in Frankfurt ergänzen. Nach der Präsentation der Architekten von BGF+ in Wiesbaden ist klar, die bestehende Gebäudesubstanz wird weiter genutzt, ergänzt und revitalisiert.
Zwei Neubauten verbinden die offenen Finger der Bestandsgebäude
Das bestehende Gebäude ist als Kamm mit drei Fingern für verschiedene Mieter angelegt. In der Folge sind die Wege zwischen den Gebäudeteilen extrem lang, Brandschutz und Fluchtwege entsprechen nicht den heutigen Bestimmungen. Die Wegeführung endet oft in einer Sackgasse. Für kurze Wege und mehr Flow verbinden zwei neue Baukörper die offenen Fingerglieder der bestehenden Bausubstanz.
Breite Boulevards als Verbindung und Treffpunkt
In beiden Neubauten entstehen Boulevards mit 3,40 Meter Breite, die Verkehrs- und Kommunikationsfunktion haben. Die Boulevards sorgen für kurze Wege und schnelle Verbindungen innerhalb der Etagen. Die bestehenden Aufzugs- und Treppenkerne liegen an dieser Wegführung. Wie an einer Perlenkette sind hier Bistros, Meetingpoints und dezentrale Konferenzräume aufgereiht, die als zentrale Treffpunkte fungieren und die Kommunikation verbessern sollen. Auf diesen neu geschaffenen Marktplätzen tauschen sich die Mitarbeiter aus den angeschlossenen Büroflächen, den Dörfern, aus.
Über 1.000 Quadratmeter Folienkissendach über dem nördlichen Innenhof
Durch die Neubauten zwischen den Gebäudefi ngern entstehen im Erdgeschoss zwei große Innenhöfe. Ein Innenhof bleibt off en, ist nicht überdacht und lädt als begrünter Außenraum zur Pause ein. Der andere nördliche Innenhof ist circa 1.120 Quadratmeter groß und wird von einem Folienkissendach überspannt. Dieses Dach liegt in Höhe des 8. Obergeschosses, sodass die Halle auf dem Niveau des Erdgeschosses eine Höhe von über 30 Metern hat. In der neuen Halle befi ndet sich der Empfangsbereich mit Sitzgelegenheiten und kleiner Cafeteria. Der repräsentative Raum bietet Platz für Veranstaltungen und Events. Die ehemalige Fassade wird hier zur inneren Trennwand. So lassen sich die Fenster weiterhin zur Halle hin öff nen. Um Schall und Nachhall zu minimieren, wurden die ehemaligen Brüstungsbleche durch akustisch wirksame Bleche in dunkler Mikroperforierung ersetzt. Die Innenwand des Neubaus bringt mit ihrer raumhohen Verglasung Transparenz in den Innenraum.
Cafeteria in der neuen Empfangshalle New Work: Dunkle Flure und Bürozellen verschwanden – off ene, helle Openspace-Flächen laden zum Arbeiten ein. Fotos] ©Th omas Ott
Im Bestand wurden die Etagen entkernt – Flure und Bürozellen zu großzügigen Openspace-Büros zusammengelegt. Licht, Raum, moderne elektro- und datentechnische Anlagen machen zeitgemäßes Arbeiten möglich. Der Helaba Campus zeigt anschaulich, wie im Bestand und mit Neubauten kreativ und ressourcenschonend revitalisiert werden kann. Es lohnt sich, bestehende Substanz zu nutzen und New Work lässt sich im revitalisierten Oldtimer leben.
Architekturbüro BGF+
BGF+ Architekten wurde im Jahr 2000 gegründet und zählt mit 60 fest angestellten Mitarbeitern zu den großen Architekturbüros in Wiesbaden. Das Team aus Architekten, Innenarchitekten und Bauleitern plant und betreut Neubau, Denkmalsanierung, Revitalisierung für Wohnungen, Büro & Verwaltung, Gewerbe & Produktion. In den vergangenen 20 Jahren hat BGF+ mehr als 180 Projekte realisiert. Dazu zählen etwa die Revitalisierung des Wiesbadener Pressehauses, Erweiterung Fresenius Konzernzentrale, Bad Homburg, oder Kion Zentrale Gateway Gardens, Frankfurt.