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architektur] Mehrfamilienhaus in der Rhön
Autor: Ansgar Büttner
Vom unbegehrten Baugrund zum schicken Hingucker
Mehrfamilienhaus in Heustreu in der Rhön
Völlig uninteressant. Schwer zu bebauen. Dazu zu klein, um etwas Vernünftiges entstehen zu lassen. Trotz hoher Nachfrage nach Baugrund wollte niemand die letzten beiden Baugrundstücke im Baugebiet „Am Tannig“ in Heustreu in der Rhön haben. Durch die Nord-West-Ausrichtung, die Größe von 630 Quadratmetern und die Hanglange schien es unrentabel selbst für ein Einfamilienhaus. Architekturdesigner André Vorndran ließ sich von den Voraussetzungen in der Nachbargemeinde nicht abschrecken, nahm die Herausforderung an und begann die Planungen für zwei 6-Familien-Häuser. Was zuvor niemand auf dem Schirm hatte: Der Bebauungsplan der Gemeinde ließ durchaus Spielraum für eine attraktive Bauweise. So gelang es Planer Vorndran, die zwei Häuser mit je 422 Quadratmeter vermietbarer Fläche zu konzipieren – und zu realisieren.
Das kürzlich nach KfW-55-Norm fertiggestellte Bauprojekt lässt sich sehen und zeigt, wie man aus der Not auch eine Tugend macht. Denn die beiden Zwillingshäuser sind das Ergebnis von viel Arbeit und Liebe im Detail. Jeder noch so kleine Winkel und alle Flächen wurden in der Planung berücksichtigt, viele Lösungen sind maßgeschneidert und individuell an die Gegebenheiten angepasst. Wenngleich die Häuser größer sind als die umliegenden Einfamilienwohnhäuser im Wohngebiet, fügen sie sich städtebaumäßig ein und entsprechen den Vorgaben des Bebauungsplans. Um das Erscheinungsbild aufzulockern, wurde die Fassade an der Längsseite von den Dächern der Carports sowie durch die Müllhäuschen unterbrochen. Durch die Hanglage sind die Wohnungen im Erdgeschoss barrierefrei zu erreichen, die Wohnungen im Untergeschoss barrierearm.
Industriecharme trifft auf Wohnlichkeit
Ganz bewusst hat Vorndran in allen Bereichen des Projekts Beton nicht zur als Baustoff, sondern auch im Inneren als Stilelement eingesetzt. Im Treppenhaus dient er als aussteifender Kern sowie gleichzeitig als Wärmeund Kältespeicher im Sommer. Die statischen Betonwände in den Küchen und Bädern liegen nebeneinander und in allen Stockwerken übereinander. So ließen sich kurze Leitungen für Wasser und Lüftungen realisieren – Arbeitszeit und Materialien konnten in erheblichem Maße eingespart werden. Die Betonwände wurden nicht überstrichen, sondern bewusst sichtig gelassen. Die Handwerkskunst der Betonbauer sollte in allen Bereichen zu sehen sein.
Raumspartreppen aus gezundertem Metall
In den Galeriewohnungen sind die Raumspartreppen aus gezundertem Metall als Skulptur ein echter Hingucker. Die Kombination mit den Betonwänden bietet einen modernen und zeitlosen Charakter. Die Fläche unter der Dachhaut wurde komplett als Wohnraum und Galerie ausgenutzt. Das sorgt für ein Gefühl der Großzügigkeit und Weite – die Wohnungen sind rau und chic zugleich. Im Treppenhaus, an den vorgeständerten Balkonen und bei der Galerie in den Dachwohnungen bringt das verwendete Streckmetall viele Vorteile mit sich, z. B. als Sichtschutz von unten bei gleichzeitiger Lichtdurchlässigkeit bei einem parallelen Blickwinkel. Dazu erweist sich das Material als wartungsfrei.
Durch die Verwendung einer Wärmepumpe wurde nur ein kleiner Technikraum in den Gebäuden benötigt, was wiederum den Wohnflächen zugutekam. In den Wohnungen selbst wird das Warmwasser dezentral durch Booster erwärmt.
Dank cleverer Verwendung von Baustoffen, der maßgeschneiderten Planung und der optimalen Ausnutzung der räumlichen Gegebenheiten sind auf dem ehemals unbegehrten Grundstück 12 Wohnungen entstanden, die individuell, energieeffizient, aber dennoch preiswert realisiert werden konnten.
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