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KÄRCHER MUNICIPAL GMBH
Von MICHAEL LOSKARN
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Zur IFAT ist das traditionelle Holderorange bereits Geschichte. Auch prangt in Zukunft zusätzlich der KärcherSchriftzug auf den unter Fachleuten hochgeschätzten Geräteträgern aus Metzingen bzw. Reutlingen. Allein, als Modell-Bezeichnung hat das HolderSignet weiterhin Bestand, und zwar in schwarzen Lettern auf Kommunalorange. Übrigens, die aktuelle HolderModellreihe ergänzt Kärcher Municipal zur Messe um den neuen S 75.
Die IFAT markiert einen Wendepunkt in Sachen Holder-Modelldesign. Zukünftig sind die Geräteträger in Kommunalorange zu haben, und zwar mit Kärcher-Signet am Heck.
„D as Holderorange ist weg“, bringt es Kärcher-Vorstandsmitglied Michael
Häusermann im Exklusiv-Gespräch mit
Bauhof-online.de lapidar auf den Punkt. Er setzt damit zur IFAT Ende Mai einen vorläufigen Schlusspunkt unter den seit rund zwei Jahren andauernden Integrationsprozess des Geräteträgerherstellers unter das Dach des Reinigungsgerätehersteller aus dem schwäbischen Winnenden. Ziel sei es gewesen, „die Kraft und Power von Kärcher rüberzubringen und die Holder-Produkt-Brand aufrechtzuerhalten“. Selbstbewusst schiebt der Manager nach: „Da, wo wir heute stehen, das war von Beginn an mein Plan. Ich habe immer gesagt, der Name Holder bleibt erhalten.“ Und weiter: „Holder hat im Geräteträger-Sektor so einen guten Namen – übrigens auch in Nordamerika – aber das Holderorange ist weg.“
Holder-Modellreihe: heller und samt Kärcher-Versalien am Heck
Dennoch bleibe dieser „starke Markenwert“ durch die Modell-Marke Holder im Konzern auch weiterhin erhalten, so der Schweizer. Selbst vor dem Hintergrund, dass die Fahrzeuge nun eine Nuance heller (RAL 2011 anstatt RAL 2004) und samt Kärcher-Versalien am Heck daherkommen. Was auf den ersten Blick wie ein einfacher Feder-
Vonseiten des Mutterkonzerns gibt Michael Häusermann (Mitte), Vorstand Sondergeschäftseinheiten, die Marschrichtung vor. Dr. Arne Bergmann (rechts) zeichnet seit 01. Mai als Kaufmännischer Geschäftsführer für das operative Geschäft der Kärcher Municipal GmbH verantwortlich.
strich der Designer wirkt, sei insbesondere zu Beginn „schon ein harter Knochen“ gewesen. Zwar zeigte sich der Ex-BucherCEO in Sachen Rebranding aktuell „höchst zufrieden“: „Aber es war und ist immer noch anspruchsvoll.“ Selbst zu einem „die Situation war schwieriger als erwartet“ lässt sich der akkurate Graubündner hinreißen und spielt auf die dreimalige Insolvenz von Holder vor der Übernahme sowie auf diverse Management-Wechsel an. Dennoch, aufgrund der hervorragenden Arbeit der zweiten Ebene und aller Mitarbeiter bei Kärcher Municipal „ging es voran“. Bei Kärcher übliche „strukturierte Prozesse sowie klare Abläufe“ wurden so auf Holder übertragen. Kurzum: „Die Holder-KärcherHochzeit ist so aufgegangen wie geplant. Ich würd's wieder machen“, statuiert Häusermann.
Dr. Arne Bergmann, der seit 01. Mai als Kaufmännischer Geschäftsführer bei Kärcher Municipal verantwortlich zeichnet, beschreibt den Integrationsprozess dagegen eher im Marketing-Jargon: Einerseits spielten sich „in der Phase der Übernahme und Integration einer Firma interne Dinge ab, mit allen Schwierigkeiten, durch die wir uns durcharbeiteten“. Andererseits spiele der „Effekt nach außen“ eine gewichtige Rolle. Zuerst sei die Marke Holder „ein Stück weit erhalten“ worden. Dann kam im nächsten Schritt die Umfirmierung. Nun werde der letzte Step eingeläutet, durch den „Corporate Identity und Corporate Branding wirklich zusammengeführt“ würden. „Da kam es uns darauf an, die Stärken der Firma Holder, der Marke Holder, mit den Stärken und dem, wofür Kärcher steht, zusammenzubringen und dies unter der Zukunft Kärcher zu etablieren.“ Will heißen: Die Marke Holder lebt in den Modellen weiter. Auf den Fahrzeugen der Modellreihe ist auch zusätzlich der Holder-Namenszug zu sehen. „Denn wir wissen um die Tradition der Marke Holder, um die Werte, um unsere Kunden und um die Fans. Es wäre nicht zielführend gewesen, das komplett verschwinden zu lassen“, ist sich der 54-jährige ehemalige John-Deere-Mann sicher. Unter dem Dach der Marke Kärcher würden Innovations- und Zukunftsfähigkeit für Holder gewährleistet sowie Sicherheit und Stabilität für die Zukunft geschaffen.
Holder-Markenkern besteht intern weiter
Doch wie viel Holder-Spirit steckt noch in der Kärcher-Modellreihe namens Holder? Bergman hierzu: „Auf der Maschine steht nach wie vor Holder, das war das Wichtigste, was wir erreichen wollten.“ Ganz besonders essenziell sei dies auch für die Belegschaft gewesen. „Wir wollten die Leute mitnehmen. Schließlich gibt es den Holder-Markenkern intern immer noch“, verrät der neue Geschäftsführer. Nichtsdestotrotz verlaufe die „Annäherung an die KärcherKultur sowie -Prozesse“ problemlos.
Problemlos ist auch die Bereinigung des Holder-Produktportfolios verlaufen. Nachdem sich Kärcher-Topmanager Häusermann ein Jahr zuvor noch nicht hatte in die Karten schauen lassen, bestätigt er nun bereits damals Vermutetes: „Die Holder X45i haben wir abverkauft und die Produktion gestoppt.“ Denn Kärcher habe mit der MIC 35 bzw. 42 die moderneren Fahrzeuge mit besserer Ergonomie im Portfolio. Auch der MUVO – also die Kooperation mit dem kroatischen Hersteller RASCO – sei aufgegeben worden. Denn bei Holder liege der Fokus auf knickgelenkten Geräteträgern, so der 61-Jährige.
Gestoppt wurde außerdem die Kooperation mit dem Entwicklungskonsortium „Muffel+“ unter Regie der Hochschule Aalen/Ellwangen, das den Elektroantrieb für Arbeitsmaschinen in Zusammenspiel mit dem Range-Extender-Prinzip in den Vordergrund rückt. „Als Basis hat diese Kooperation sicherlich sehr viel gebracht,
was wir im jetzigen Projekt gut gebrauchen können“, schildert Häusermann. Immerhin sei der „Elektroantrieb kurz- bis mittelfristig ein sehr wichtiges Thema“.
Wichtiges Thema war spätestens seit der Gründung der Kärcher Municipal GmbH im Januar 2021 auch die Zusammenlegung der beiden Vertriebskanäle Kärcher bzw. Holder. Es sei „gut gelungen, diese erfolgreich zusammenzuführen“, bilanziert Häusermann. Die Mehrzahl der Holder-Händler konnte dazu bewegt werden, auch Kärcher-Produkte zu verkaufen. Von jenen, die das nicht wollten, habe sich Kärcher Municipal getrennt. „Vor dem
ersten Event hatte ich ehrlich gesagt schon ein bisschen Respekt.“ Dennoch ging alles glatt: Grund hierfür sei auch die sehr gute Arbeit, die Verkaufsleiter Martin Bäuerle in Sachen Vertriebsstruktur geleistet habe. „Letztlich ist das besser gelaufen, als ich das vor zwei Jahren er„Vor dem ersten Event hatte ich wartet habe.“ ehrlich gesagt schon ein bisschen ReKaum besser spekt“, gibt sich Kärcher-Vorstands- kann es dagegen in Samitglied Michael Häusermann offen. chen Wachstum laufen. „Wir wachsen massiv zweistellig – auch in unseren Kernmärkten“, freut sich der Eidgenosse. Quer durch die Kärcher- und HolderProduktpalette hindurch wurden im vergangenen Jahr sowie im ersten Quartal dieses Jahres „hervorragende Auftragseingänge“ verbucht. Insbesondere in Nordamerika – also Kanada und den USA – verlaufe das Geschäft derzeit äußerst erfolgreich. Wachstumsmarkt, so ergänzt Bergmann, sei bei Kärcher Municipal jedoch „ganz klar“ der Kehrmaschinenmarkt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich der Marktanteil bei Geräteträgern im „hohen zweistelligen Bereich“ bewege.
Selbst wenn das Holderorange zwischenzeitlich Geschichte ist – die Erfolgsgeschichte der schwäbischen Geräteträgermarke wird fortgeschrieben. Und zwar bereits zur IFAT mit der neuen S 75 sowie der überarbeiteten MC 130 in Kommunalorange.
Blick ins Kärcher Kundencenter am Reutlinger Standort, das in erster Linie auch genutzt wird, um Händler aus aller Welt zu schulen.
Unter den Reutlinger Mitarbeitern herrscht noch ein ausgeprägter Holder-Spirit. Deshalb war es den Top-Managern wichtig, die Belegschaft im Integrationsprozess entsprechend „mitzunehmen“.