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KÖPPL

KÖPPL Seit 125 Jahren fertigt der Hersteller maßgeschneiderte Anbaugeräte

Wenn Karl Köppl junior durch die Produktionshallen seines Betriebes geht, spürt er eine große innere Freude. „Ich war schon als Bub dabei, hab' am eigenen Leib gespürt, wie alles groß geworden ist“, erzählt er, „da identifiziert man sich damit.“ Die Köppl GmbH in Entschenreuth bei Saldenburg stellt in eigener Fertigung handgeführte Einachs-Geräte und maßgeschneiderte Anbaugeräte wie Mähbalken, Schneefräsen und Kehrmaschinen her. Nun feiert das Familienunternehmen sein 125-jähriges Bestehen – wenn die Corona-Situation es erlaubt, mit einem Tag der offenen Tür und einem Festakt für die gut 80 Mitarbeiter, ehemalige Mitarbeiter, treue Wegbegleiter und Vertreter der Politik und Wirtschaft.

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Den Grundstein legt Emil Köppl, der Urgroßvater von Karl Köppl junior, als er 1896 in die Dorfschmiede in Entschenreuth einheiratet und einen Großhandel für Sensen aufzieht. 1933 übernimmt Sohn Karl Köppl die Schmiede und erweitert das Sortiment um Pflüge, Eggen, Motormäher und Traktoren. Als er nach langer Krankheit im Alter von 59 Jahren stirbt, führte sein Sohn, wieder ein Karl, gerade mal 17 Jahre alt, den Betrieb weiter. 1960 beginnt er, im großen Stil mit importierten Traktoren zu handeln. Später lässt er nach eigenen Konstruktionen Motormäher fertigen. Bis er bemerkt, dass der Fertigungsbetrieb die Köppl-Ideen auch anderen Kunden verkauft.

Von links: Karl Köppl junior, Karl Köppl senior, seine Frau Anneliese und Tochter Birgit Wolf.

Umstieg auf Eigenfertigung

1980 hat er genug von dieser Masche: Ab jetzt würde er sämtliche Geräte im eigenen Betrieb fertigen und nur noch unter dem Namen Köppl verkaufen. „Wie kannst du selber Getriebe bauen? Du bist doch kein Ingenieur“, mahnen seine Frau Anneliese, seine Kinder, Mitarbeiter und Freunde. Doch Köppl senior eignet sich an, was er braucht. Für ein Problem die beste Lösung zu finden, reizt ihn ungemein. Er zeichnet eine Skizze, fängt zu Schweißen an und lernt so lange aus den Fehlern, bis er einen Prototyp hat. Aus Prinzip fertigen er und seine Mitarbeiter alle Grund- und Anbaugeräte komplett in eigener Fertigung – und treffen mit ihren maßgeschneiderten Motormähern und Spezialschleppern bald den Nerv der Bergbauern in der Schweiz, in Süddeutschland, Österreich, Slowenien und Südtirol. Auf den Fachmessen hagelt es Auszeichnungen. 1993 und 2003 wird die Köppl GmbH mit dem Bayerischen Staatspreis geehrt – für einen variabel oszillierenden Fahrantrieb bzw. einen ökonomisch ruhigen Balkenmäher mit gegenläufigen Obermessern.

Anneliese Köppl hat derweil die Finanzen im Blick und hält ihrem Mann den Rücken frei, wenn er auf Geschäftsreise ist. In den 90er-Jahren steigt Sohn Karl Köppl junior als Maschinenbaumeister ein. Der besonnene Industriemeister Günter Wolf, Ehemann von Tochter Birgit, wird eine wichtige Säule in der Produktion. Als die zwei Kinder des Paares selbstständiger werden, bringt sich auch Birgit Wolf, gelernte Bankkauffrau und zuletzt Leiterin einer Bankfiliale, immer mehr ein. Die Entscheidungen trifft weiterhin Karl Köppl senior. Er steigert Umsatz und Mitarbeiterzahl, bildet mehr als 100 Lehrlinge aus, erweitert, modernisiert die Produktionsstätte und baut den Vertrieb aus.

Eine neue Generation

Im Jahr 2014 übergeben er und seine Frau Anneliese den Betrieb an Sohn Karl Köppl junior und beteiligen auch Tochter Birgit. „Wir ergänzen uns gut. Jeder ist froh, dass er den anderen hat. Die Entscheidung unserer Eltern war richtig“, sagen die Geschwister unisono, „unser Senior hat sich alles zugetraut, er hatte immer Mut zur Veränderung. Unsere Mutter hat das Geld zusammengehalten und die Entwicklung umsichtig begleitet. Das wollen wir fortführen.“

Größer werden wollen die Köppls aber nicht mehr. Bei einer Mitarbeiterzahl unter 100 sei alles gut überschaubar, erklärt Birgit Wolf, die auf eine gut fließende Kommunikation zwischen den Mitarbeitern und mit den Kunden großen Wert legt. Aktuell stellt der Familienbetrieb 15 Grundgeräte und rund 90 verschiedenste Anbaugeräte her. Die Hierarchien sind heute flacher als unter dem Senior. Seine Grundsätze aber gelten bis heute: Fleißig und strebsam sein. Nah am Kunden bleiben. Lieber kleine Stückzahlen und dafür sehr spezifische Geräte, die dem Nutzer dienen. Sich was trauen, antizyklisch investieren. Immer am Puls der Zeit sein. Wenn man mag, kann man alles.

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