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Messe im Sturm

Trotz Sturmwarnung und Schlagregen hat die FORST live einen neuen Besucherrekord erzielt. Auch für die Kommunalbranche wurde einiges an Maschinen aufgefahren. Neben einem brandneuen Geräteträger präsentierten die Aussteller auch zahlreiche vielversprechende Akku-Geräte.

Von: TIM KNOTT

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„Jetzt ist aber was los!“, ruft ein Vertriebsmitarbeiter, als eine Sturmböe den Besprechungs-Pavillon fast umwirft. Plötzlich springen alle Anwesenden von der Bank im Zeltinneren auf und halten Planen und Gestänge fest, um ihren Zufluchtsort nicht an das Unwetter zu verlieren. Dicke Regentropfen prasseln gegen die Plastikwände, die im Wind hin- und herflattern. „Helft mal mit“, ruft ein anderer, und schon werden auch die anwesenden Journalisten hinzugezogen. Das Interview, das hier eigentlich geführt werden sollte, muss warten.

Vieles an diesem Eröffnungstag der FORST live läuft nicht wie geplant. Regenschirme verbiegen sich im Wind bis zur Unbrauchbarkeit, Passanten flüchten in die rettenden Hallen, und sogar ein Herstellerzelt wird mit einem plötzlichen Ruck umgeweht. Doch nicht nur die Aussteller sind von dem Wetter überrascht: „Das ist ein absolutes Novum für uns“, berichtet Projektleiter Volker Matern später. „Keiner der Hersteller hier auf dem Messegelände kann sich daran erinnern, wann es auf dieser Veranstaltung das letzte Mal richtig geschüttet hat.“ In den vergangenen zehn Jahren sei Nieselregen das höchste der Gefühle gewesen, betont er. Dem Andrang scheint das jedoch keinen Abbruch zu tun. Am ersten Aprilwochenende stellt die Messe mit 33.411 Besuchern einen neuen Rekord auf. Und vielleicht ist eine Regen-Veranstaltung ja nötig, damit die Messe die kommenden zehn Jahre wieder im Trockenen stattfinden kann.

Geräteträger fürs Kommunale: flexible Ausstattung – gute Übersicht

Trotz Regen und Sturm haben die Hersteller einiges an Maschinen aufgefahren. Eine davon steht mit hoch erhobenem Auslegerarm am Wegesrand: der K-Trac der Pfanzelt Maschinenbau GmbH. Mit dem neuen Geräteträger möchte das Team des bayerischen Herstellers eine echte Ganzjahreslösung für den kommunalen Einsatzbereich bieten. Genaueres berichtet Eberhard Scheu, der auch für die Markteinführung des Gerätes verantwortlich ist. Besonders wichtig bei der Fahrzeugkonzeption seien Flexibilität und eine gute Übersichtlichkeit gewesen, so Scheu. Deswegen verfügt die Maschine über vier An- und Aufbauräume, damit z. B. Mulchen im Sommer sowie der Winterdienst gleichermaßen möglich sind. Die Kabine des K-Trac liegt höher als bei vielen Schleppern, deshalb ist die Rundumsicht sehr gut, und auch Frontanbauten können gut eingesehen werden. Einzig Testfahrten sind mit dem Gerät noch nicht möglich. „Mehr gibt es dann auf der demopark zu sehen“, vertröstet Scheu.

Zur Praxis-Vorführung kommt es dagegen bei der Eder Maschinenbau GmbH. Mit dem Powerclimber hat das Unternehmen über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren ein Aufstiegsgerät entwickelt, mit dem Baumpfleger sich und eventuelle Lasten über einen Motor auf die Bäume ziehen lassen können. Der Climber ist in zwei Varianten mit

240 (Zweitakter) und 130 kg Nutzlast (Viertakter) verfügbar und wird mit einem Zwei-Takt-Sonderkraftstoff angetrieben. Nach den Vorteilen der Maschine gefragt, muss Andreas Diebold von der Firma Drayer, an deren Stand das Produkt vorgeführt wird, nicht lange überlegen: „Ganz einfach, ich spare Kraft“, berichtet er. „Der Aufstieg ist bei der Baumpflege immer der anstrengendste Teil. Mit solcher Maschinenunterstützung fängt meine Arbeit erst in der Baumkrone an, anstatt am Boden.“

Akkusägen:

Es kann nur eine geben

Bei einer Veranstaltung in BadenWürttemberg dürfen die Schwaben von der Stihl AG nicht fehlen. Denn der Hersteller stellt auf der FORST live seine neue Akkukettensäge MSA-300 vor. Laut Herstellerangaben handelt es sich dabei um die leistungsstärkste Akkusäge auf dem Weltmarkt, die für den urbanen Bereich und die Gewächspflege konzipiert ist. Der Antrieb erfolgt über den Akku AP 500 S, der im vergangenen Jahr entwickelt wurde, allerdings ist die Maschine auch mit bisherigen Stromspeichern des Herstellers kompatibel.

Damit läuft die MSA-300 allerdings nur auf ihrer niedrigsten Stufe, denn die Maschine bietet drei Einstellungen, mit denen sich verschiedene Aufgaben besser bewerkstelligen lassen. So kommt z. B. für Fäll-Arbeiten die Stufe 2 zum Einsatz, in

Schalldämpfer: der die volle Leistung, nicht jedoch die volle Kettengeschwindigkeit erreicht wird. Diese Einstellungen ermöglichen ein effektiveres Arbeiten und somit auch eine längere Haltbarkeit des Akkus. Auch die Mitarbeiter von Cramer, einer Marke der Globe Group, sind zuversichtlich, was ihre Akku-Produkte angeht. Denn laut Hersteller ist die 82CS34, die am Stand zu sehen ist, die leistungsstärkste Motorsäge der Welt. Grund dafür seien die verwendeten 82-Volt-Akkus, die den 36-Volt-Produkten der „orangenen“ überlegen sind, wie uns ein Vertriebsmitarbeiter mitteilt. Mit der akkubetriebenen Neuheit könne sogar eine herkömmliche Kettensäge ganz ersetzt werden, heißt es weiter. Darüber hinaus bietet die Maschine ein robustes, aber dennoch leichtes Magnesiumgehäuse. Zusätzlicher Vorteil: Die Stromspeicher der Kettensäge sind mit allen akkubetriebenen Produkten der Globe Group kompatibel. Sogar Aufsitzmäher lassen sich damit betreiben.

Akkuhäcksler:

Ger Uscharm Und Kraftvoll

Auch akkubetriebene Häcksler sind vermehrt auf der Messe zu finden. Ansprechpartner Nummer eins ist die Schliesing Machinery GmbH, die mit dem 325-MXE eine Möglichkeit des CO2-neutralen Zerkleinerns vorstellt. Durch einen kräftigen

Lithium-Eisenphosphat-Akku wird eine Arbeitszeit von acht Stunden ermöglicht, „zumindest, wenn man nicht acht Stunden 20 cm-Stämme häckselt“, berichtet Kundendienstleiter Frank Justa. Denn bei diesem Durchmesser liegt das Maximum, das verarbeitet werden kann. Neben Klimafreundlichkeit wollen die Ingenieure vor allem ein leiseres Arbeiten ermöglichen, damit die Maschine auch im urbanen Bereich eingesetzt werden kann, ohne Lärmbelästigungsklagen nach sich zu ziehen. Neben dem geräuscharmen Akku-Antrieb bietet die Maschine auch V-Messer. Laut Justa schneiden diese nicht nur effektiver, sondern auch leiser – ein sogenannter „Flüsterschnitt“. Mit Flüstern hat das Arbeitsgeräusch des 325MX-E zwar nur bedingt etwas zu tun, aber der Unterschied zu einem Verbrenner ist beträchtlich. Dies wird zusätzlich von einer Gummi-Einlage im Auswurfrohr unterstützt, die den Lärm der aufprallenden Hackschnitzel zumindest abdämpft.

Eine ähnliche Herangehensweise findet sich bei den Kollegen von TS Industrie, die ihren GS/e Jaguar ausstellen. Die Konstrukteure setzen ebenfalls auf Lithium-Eisenphosphat-Akkus, die gegenüber den bekannten Lithium-IonenProdukten einen entscheidenden Vorteil aufweisen, wie Vertriebsleiter Karsten Simon mitteilt: „Die Akkus sind explosi- ons- und feuerfrei. Im schlimmsten Fall gasen die einfach nur aus und sind dann ungefährlich.“ Wie der 325-MX-E liegt das Einsatzgebiet des Panthers in der Grünund Landschaftspflege im urbanen Bereich. Hier wird das Gerät mit Mischgrün mit bis zu 18 cm Stammstärke fertig und bietet Leistung für einen Arbeitstag, so der Hersteller. Dennoch haben die Ingenieure von TS Industrie einige Funktionen verbaut, mit denen sich Energie einsparen lässt. Wie beim Produkt von Schliesing rekuperiert die Maschine Energie und ist außerdem mit einem Präsenz-Sensor ausgestattet. Erkennt dieser keinen Anwender vor dem Zuführband, wird die Maschine schnell heruntergefahren. „Das Drehmoment ist nach dem Anschalten aber sofort wieder da“, berichtet Simon.

Trotz des Sturmes gibt es auf der Messe viel zu sehen und gerade Anhänger von Akku-Maschinen kommen auf ihre Kosten. Auch der nächste Termin der FORST live steht bereits: vom 12. bis 14. April 2024 ist es wieder so weit. Dann aber hoffentlich mit gutem Wetter.

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