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BIEBER SPORTPLATZPFLEGE
Der beste Freund des Platzwartes
Sportplatzpflege ist weit mehr als nur Mähen: Die Firma Bieber ist ganzjährig mit moderner Spezialtechnik nur in dieser Nische beschäftigt. Bauhof-online.de hat sie im Einsatz begleitet.
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Von TOBIAS MEYER
Im mittelfränkischen Roßtal gibt es wie in vielen Gemeinden einen lokalen Sportverein: Der TSV Roßtal spielt mit der ersten Mannschaft in der Kreisliga. Für Training und Spielbetrieb sind mehrere Plätze vorhanden, die sauber in Schuss gehalten werden müssen. Regelmäßig wiederkehrende Arbeiten wie Mähen und auch Striegeln erledigt der Verein selbst, dafür gibt es den Platzwart. „Immer öfter aber fehlt es dafür an ehrenamtlichen Mitgliedern, die bereit sind, viele Stunden ihrer Freizeit dafür zu opfern“, sagt Matthias Bieber, Chef des gleichnamigen Sportplatzpflege-Dienstleisters. Daher wird er auch für solche Tätigkeiten immer häufiger gebucht.
Heute aber geht es um die spezielleren Dinge: Der bisherige Sportbetrieb hat den Boden verdichtet, was einerseits unbequemer zu bespielen ist und auch für eine verminderte Wasseraufnahmefähigkeit sorgt. Daher wird nun der Rasen des APlatzes fit für die Sommersaison gemacht. Stattliche 60 Tonnen Sand liegen dafür auf dem Parkplatz bereits bereit, angeliefert in mehreren Lkw-Fuhren. Bieber achtet auch auf die Qualität, etwa dass der Sand gewaschen ist und die richtige Körnung hat. Für Roßtal hat er 0,2er-Standardsand bestellt, üblicherweise leicht feucht. „Brennende Sonne oder Regen wären daher schlecht, weil es den Sand verkleben würde. Bei größeren Vereinen wird auch feuergetrocknetes Spezialmaterial verwendet, da es besser in die kleinen Löcher des Bodens rieselt“, erklärt Bieber. Diesbezüglich berät er seine Kunden individuell und passend zu deren Budget. In Roßtal wird die aktuelle Maßnahme beispielsweise im Zweijahres-Turnus durchgeführt. Ideal wäre allerdings, jedes Jahr 30 Tonnen Sand einzubringen. Die halbe Menge Sand lässt sich aber leider nicht in der halben Zeit einbringen: „Ich hab' am Streuer dann nur eine kleinere Ausbringmenge eingestellt, wodurch weniger häufig nachgefüllt werden muss. Die Bahnen muss ich aber trotzdem alle abfahren. Das Aerifizieren dauert ebenfalls gleich lang“, erklärt der ausgebildete Fachagrarwirt für Sportplatzpflege. Auf High-End-Golfplätzen werde sogar zweimal pro Jahr gesandet. Um den Sand schnell auf den Platz zu bekommen, hat Matthias Bieber den Raycam-Streuer am Kubota 5700 angehängt. Der Trichter wurde im Eigenbau nochmals vergrößert, wodurch er auf dem 105 auf 68 Meter großen Platz etwa dreieinhalb Längsbahnen mit je 1,8 Meter Breite schafft. Geübt schwenkt der Fahrer dafür in jede Spur ein, schaltet am Anfang und Ende beinahe perfekt den Streuer ein und aus und vollzieht das Wendemanöver nahezu in voller 15-km/h-Fahrt. „Der hohe Aufbau ermöglicht ein effizientes Arbeiten, was wir preislich auch an den Kunden weitergeben. Dafür gibt es etwas mehr Bodendruck, was in Bundesligastadien zum Beispiel undenkbar wäre.
Chef Matthias Bieber (Mitte) mit seinen Mitarbeitern Sebastian Wohner (rechts) und Matthias Carl. Letzterer absolviert derzeit parallel zum Job die Ausbildung zum Fachagrarwirt für Sportplatzpflege bei der DEULA.
Abb. oben: Der Sand wird mit gut 15 km/h nur im Spielfeld ausgebracht, das erfordert Geschick beim Wenden sowie beim Ein- und Ausschalten des Streuers. | Bild im Kreis: Laut Bieber ist der Arcus Sport Linierroboter mit GPS-Steuerung in ganz Deutschland nur bei ihm im Einsatz.
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Dort darf es gerne länger dauern und mehr kosten, wenn dafür noch ein paar Prozent mehr Perfektion erreicht werden. In kleineren Vereinen müssen sich Platzwart und Kassier auf Kompromisse einigen“, erklärt Bieber. Er biete für jeden die gewünschten Möglichkeiten.
Beim Belüften geht es etwas gemächlicher zu
Nachdem in wenigen Minuten bereits einige Streifen des Rasens fast vollständig mit Sand bedeckt sind, muss dieser nun in den Boden. Dafür steht mit dem M9540 ein zweiter Kubota-Traktor bereit, an den der Aerifizierer angehängt wurde. Die Zinken hat das Team bereits auf zehn cm Länge eingestellt, entsprechend tief werden die Löcher im Boden. „Maximal wären auf stark verdichteten Plätzen auch 35 bis 40 cm möglich“, sagt Mitarbeiter Matthias Carl, er absolviert derzeit ebenfalls seinen Fachagrarwirt für Sportplatzpflege. Im Gegensatz zum Sanden geht es beim Belüften etwas gemächlicher zu, der Schlepper arbeitet mit knapp zwei km/h. Direkt hinter der Maschine ist deutlich erkennbar, wie sich die komplette Grasnarbe massierend bewegt. Die Spitzen aus Vollmetall stechen dabei in den Boden und walken ihn etwas zur Seite. Dies sorgt insgesamt auch wieder für minimale Verdichtung, ideal wären daher Hohlspitzen: Sie entnehmen wirklich Material aus dem Boden, statt es nur zu verdrängen. Allerdings lägen dann die Erdstöpsel auf dem Rasen und müssten eingesammelt werden. Ein weiterer Arbeitsschritt, der ebenfalls bezahlt sein will.
Da das Aerifizieren am längsten dauert, wird sofort damit gestartet, als die erste Bahn Sand auf dem Platz liegt. Seit vergangenen Winter läuft die Steuerung des Traktors über RTK-GPS – auf dem Display rechts des Lenkrads ist jede einzelne Bahn zu sehen. So werden Überlappungen vermieden und eine möglichst hohe Effizienz erreicht. Auch bei anderen Arbeiten bietet das digitale Lenksystem große Vorteile, etwa beim Schlitzen von Drainagen. Dafür hat Bieber aktuell auch eine DrainmasterMaschine angeschafft, die mehrere Schlitze parallel anlegt und sofort wieder mit passendem Material verfüllt. Seines Wissens nach ist er damit in Deutschland aktuell als einziger unterwegs. Als Neuzugang ist zudem seit Kurzem ein Fendt 314 Vario im Fuhrpark, der bereits ab Werk mit einer Spurführung ausgestattet wurde. Durch die für Marktoberdorf eher untypische rote Lackierung ist er in der Region bereits bekannt – für den Dienstleister ein durchaus gewollter
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Werbeeffekt. Nach nicht einmal zwei Stunden – inklusive Abladen und einstellen der Maschinen – ist der Sand komplett auf dem Spielfeld verteilt. Die bereits belüfteten Stellen sind dabei deutlich erkennbar, der Sand verschwindet teilweise von selbst im Boden. Auch spielt dem Unternehmer das Frühsommer-Wetter ideal in die Karten, denn es ist stark bewölkt, wodurch der Sand nicht sofort zu einer Kruste verbäckt. Damit auch wirklich alles davon unter die Erde gelangt, hängt Bieber den Streuer ab und den GKB-Einschleppbesen an: Mit dem auf vier Meter ausklappbaren Gerät fährt er kreuz und quer über den Rasen und zieht so das Material in die vom Aerifizierer gestochenen Löcher. „Das beste Kompliment war einmal ein angesäuerter Platzwart am Telefon, der dachte, wir wären nicht wie versprochen da gewesen. Er hat im Vorbeifahren aus dem Auto keine Veränderung oder Sand wahrgenommen. Nach dem Telefonat ist er dann nochmals hingefahren, hat genau geschaut und sich anschließend entschuldigt“, erzählt Bieber. Sein Team habe so gut gearbeitet, dass im Anschluss alles so sauber war wie zuvor. Dazu gehört für Bieber auch, den Parkplatz, wo der Sand gelagert war, sowie die genutzten Wege nach getaner Arbeit zu säubern. Ein motorbetriebener Laubbläser holt den Sand schnell aus allen Ecken und ist daher ebenfalls fest eingeplant auf solchen Einsätzen. Nachdem der Platz nun wieder eben und bequem bespielbar ist, braucht es noch eine akkurate Linierung. Dafür verlässt sich Bieber ebenfalls auf satellitengeführte Technik: Der Roboter wird per Tablet gesteuert, sämtliche Linien und Kennzeichnungen der Kunden sind dort gespeichert. Hat sich das etwa getränkekastengroße Gefährt nach wenigen Augenblicken auf dem Platz zurechtgefunden, trägt es seine Sprühfarbe zentimetergenau auf. Vorteil gegenüber Streumarkierungen: So sind die Halme von allen Seiten eingefärbt, wodurch die Markierungen länger und besser sichtbar bleiben. „Viele Kunden buchen das einmal nach der Winterpause, damit sie nicht selbst messen müssen. Ein Nachfärben erledigen sie dann selbst“, sagt Matthias Carl. Einige Kunden lassen den Roboter von Bieber aber auch alle zwei Wochen kommen. Andere Sportarten sind ebenfalls kein Problem: Für das Football-Team der Noris Rams linierte Carl jüngst deren Anlage neu, was aufgrund der vielen Markierungen und Zahlen – diese schreibt der Roboter natürlich ebenso akkurat – geschlagene sechs Stunden dauerte.
Ausbringmenge des Streuers lässt sich exakt einstellen
Auch beim Thema Düngung ist Bieber zukunftsorientiert aufgestellt. Sein RauchStreuer ist per Isobus angebunden und kann die Ausbringmenge so exakt auf 30g pro m2 einstellen: „Früher wurden
einfach 200kg auf dem Platz verteilt. Heute geht das genauer. Das spart insgesamt Dünger und ist besser doku„Das beste Kompliment war einmal mentierbar.“ Denn ähnlich wie in der ein angesäuerter Platzwart am Tele- Landwirtschaft hält Bieber zunehmend fon, der dachte, wir wären nicht wie strengere Auflagen auch auf Sportplätzen versprochen da gewesen“, erinnert für denkbar. Außerdem setzt er auf Langsich Matthias Bieber. zeitdünger, die bei zwei- bis dreimaliger Ausbringung ganzjährig für stetig gutes Wachstum sorgen. Früher habe man dagegen auf klassischen Agrardünger oder Blaukorn gesetzt. Damit bekam das Gras aber nur kurzfristig einen starken Schub – die Platzwarte merkten das beim Mähen sehr schnell – danach ging im Sommer kaum mehr etwas vorwärts. Das Team ist mit diesen Tätigkeiten den ganzen Sommer über beschäftigt. Wenn die Spielzeiten enden, geht es an größere bauliche Maßnahmen: Flutlichtanlagen realisiert Bieber auch ohne Fundament, außerdem hat er einen festen Mitarbeiter, der sich fast nur um Bewässerungsanlagen kümmert. Deren Installation übernimmt der Betrieb seit 2005 ebenfalls. Natürlich legt er auch neuen Rasen an und zieht passende Zäune.
Der Aerifizierer von Wiedenmann lockert den Boden auf und schafft Raum für den Sand.
Abb. links: Matthias Carl ist für den Roboter zuständig, teilweise dauern die Einsätze mehrere Stunden. Dafür entfällt das aufwendige Messen mit Maßband und Schnur. | Innenaustattung: Das GPS-Lenksystem von Trimble wurde nachgerüstet.
Zum Unternehmen:
Gegründet wurde die Firma Bieber Sportplatzpflege 1994 von Gärtnermeister Helmut Bieber, seit 01. Juni hat sein Sohn die Geschäfte offiziell übernommen. Da der Maschinenpark inzwischen sehr gut ausgestattet ist, steht nun ein angemessenes Domizil auf dem Plan: Eine neue Halle samt Sozialräumen, um den vier Angestellten auch bei schlechtem Wetter einen angenehmen Arbeitsplatz bieten zu können, etwa für Wartung und Pflege der Geräte. Neben Matthias Bieber ist auch sein Vater nach wie vor aktiv im Betrieb, die Mutter kümmert sich um das Büro. Seine Ehefrau Lisa erledigt ebenfalls Organisatorisches, die gelernte Zahnarzthelferin kann aber auch mal spontan einen Sattelzug zum Einsatzort fahren und dort aushelfen.
Fuhrpark:
e Traktoren: Fendt Xylon und 314 Vario,
Kubota M5700 + M9540, Kompakttraktoren von John Deere
e Sämaschinen zur Neu- und Nachsaat von Rasen, u.a. GKB und Vredo
e Diverse Abzieh- und Pflegevorrichtungen, u.a. von GKB, Koro und Fischer,
Grubber, Seiten- und Schneckenverfüller usw.
e Grasnarben- und Recyclingfräsen von GKB und Koro
e Frontmäher von Grillo mit Hochentleerung, John Deere 1905 Spindelmäher
e Düngerstreuer Rauch Axis M202 mit Isobus e Materialstreuer Raycam Speedresser 18H
e Vertikutierer Amazone GH180 inkl. Einebnung
e Schlitzfräsen: u.a. angehängte GKB
Drainmaster und Shelton Supertrencher sowie handgeführte
Toro-Raupenmaschine
e Aerifizierer Wiedenmann Terra
Spike XP
e GPS-RTK-Linierroboter
e Paus Muldenkipper
e MAN Sattelschlepper
e Radlader Weycor Atlas 65e und Telelader G3500 Telelader Giant G3500
Abb. links: Mit dem Sand wird nicht gespart, er landet fast fingerdick auf dem Platz. | Der Besen sorgt für viel Bewegung im Sand, wodurch dieser gut in die Löcher rieselt. Er kann auch in der Kunstrasenpflege eingesetzt werden. (Abb. rechts)